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Antwort!

Hitler will das Bolk zum gemeinnützigen Denken er ziehen". Er predigt das alte Eiapopeia von der Klaffen

versöhnung unter dem Himmel gemeinsamen Verstehens. Er irrt sich, wenn er nicht bewußt die Unwahrheit sagt. Es mag für zarte Naturen peinlich sein, aber in der Wirt schaft herrscht nun einmal nicht das brüderliche Gefühl herzlicher Zuneigung, sondern der kantige Wettbewerb, der nicht nach den edlen Verheißungen der Bergpredigt, sondern nach den zahlenmäßigen Ergebnissen der Kalku­lation geführt wird. Auch die Frommen im Lande machen davon keine Ausnahme. Wer die kapitalistischen Besitz verhältnisse und die kopitalistische Produktionsweise an­erkennt, muß auch die Klaffenscheidung wollen, und wenn er eine Zeitlang den Klassenkampf noch so schön hinter Fahnen und Girlanden zu verbergen glaubt, der unge­stüme und unbestechliche Titan wird doch immer wieder hervorbrechen, bis er seine geschichtliche Aufgabe erfüllt hat: die neue Gesellschaft einer geregelten Produktion und Konsumtion.

So scheiden wir uns und alle Borkämpfer einer wirk lichen Menschheitskultur für immer von allen Hitlers der Bergangenheit und der Zukunft. Wir können auch nicht Seite an Seite mit ihnen, die Klassen von Unter­tanen unter der Herrschaft von wirtschaftlichen Tyrannen und staatlichen Prätorianergarden beibehalten wollen, für die äußere Freiheit unserer Nation kämpfen. Ein Volk von Knechten ist für diesen Kampf untauglich. Eine Regierung ohne jede Volkskontrolle genießt in Europa kein Vertrauen. Die Millionen deutscher Sozialisten, Republikaner und Kommunisten wollen zwar alle Deutsch lands volle Gleichberechtigung und werden nicht ruhen, bis sie erreicht ist, aber wir verbinden uns nicht mit Abenteurern, die durch ihre Taten bewiesen haben, daß ihnen jedes Verbrechen zuzutrauen ist.

ers

Wir lehnen eine Politik ab, die Friedensreden schaus spielert und durch Geheimrüstungen den Krieg vor bereitet. Deutschlands Recht kann nicht durch die Auf­rüstung erreicht werden. Deutschland kann aber auch nicht durch die dauernde Diffamierung von Millionen Antifaschisten im eigenen Lande die innere Kras langen, die notwendig ist, um den Deutschen die ihnen ge­bührende Stellung im Leben der Völker zu erringen. Hitlers Weg führt das deutsche Volk im Innern zur Ver­armung und nach außen zum Kriege. Darum gibt es mit den unheilvollen Kräften, die Hitler emporgetragen haben und ihn treiben, für uns keinen Frieden.

Was hier ausgesprochen wird, ist und bleibt die Meis nung von Millionen deutscher Zwangswähler, die am 12. November ihre wahre Ueberzeugung verbergen müssen. Für Deutschlands Gleichberechtigung?: Ja! Für Hitlers Zuchthausdiktatur ?: Nein!

Deutschlands Freiheit erfordert Hitlers Sturz, Deutschlands Sieg ersteht nur aus Hitlers Niederlage.

Sinn des 12. November

Doch noch den Weltkrieg gewinnen!

Der Adelsmarschall der Deutschen Adelsgenossenschaft , Fürst zu Bentheim- Tecklenburg , äußert sich in der Berliner Börsenzeitung" an leitender Stelle über den Sinn der Wahl am 12. November. Die Schlußfäße seines Aufsatzes lauten:

"

Einer der größten Deutschen prägte den Begriff des kategorischen Imperative der Pflicht. Der National­fozialismus hat dem deutschen Volke den Gedanken der Pflicht gegenüber der Volfgemeinschaft und dem Staate wieder neu erstehen lassen. Eine große Verantwortung wird noch einmal jedem Wähler am 12. November aufer­legt, indem die Erkenntnis verlangt wird, daß in dieser entscheidenden Stunde nur das einmütige Bekenntnis des ganzen Wolfes zu seiner Regierung über alle noch trennenden Bedenken hinweg zu dem durchschlagenden Erfolge führt, der die ganze zivilisierte Welt aufhorchen lassen wird. So biete nach 15 Jahren das Schicksal dem deutschen Volke noch einmal die Mög­lichkeit, doch noch den Weltkrieg zu gewinnen."

Wählen oder hungern

( Inpreß.) In Kazenbach( Pfalz ) erschien der Drts­diener mit der Ortsschelle in den Straßen und verkündete, daß allen Arbeitslosen, die der Wahl" urne fernbleiben, die Unterstügung gestrichen werde.

Antifaschistisches Archiv

Das Sekretariat des Weltkomitees für die Opfer des Ott­lerfaschismus hat auf seiner in Paris durchgeführten Sibung ut. a. auch die Schaffung eines internationalen antifaschisti schen Archives beschlossen.

An der Schaffung der Grundlagen für dieses Archiv ist be­reits seit Monaten gearbeitet worden. Unterstüßt von bun­derten von antifaschistischen Gruppen und Personen wurde fyftematisch Material über den Hitler- Faschismus auf poli­tischem, sozialem fulturellem und wirtschaftlichen Gebiet zusammengetragen.

Das Archiv verfügt heute schon über zahlreiche Bücher, Beitschriften, Beitungen, Dokumente usw., darunter beson bers wertvolles Material, das tausend Morde in Hitler­deutschland einwandfrei nachweist.

Das Internationale Antifaschistische Archiv richtet eine Aufforderung an die antifaschistischen Gruppen und an alle Antifaschisten in Deutschland und allen außerdeutschen Län­dern, seinen Ausbau zu unterstützen und ihm Dokumente, Berichte, Fotos, Zeitungen. Zeitschriften usw. zu übermit­teln bzw. fich wegen diefes Materials mit der Leitung des Archivs in Verbindung zu setzen.

Das Internationale Antifaschistische Archiv benötigt be­sonders alle mit dem Faschismus zusammenhängenden Materialien für eine internationale antifaschistische Aus­stellung, die von ihm vorbereitet wird.

Alle für das Archiv bestimmten Sendungen, Anfragen usw. gehen ausschließlich an die nachstehende Adresse:

Internationales Antifaschistisches Archiv Placard Nr. 18, Rue St. Augustin 22, Paris 2.

Belgische Enthüllung

Die interalliierte Kontrollkommission hat 1927 festgestellt, daß Deutschland seine Abrüstungsverpflichtungen nie erfüllt hat"

Brüssel , 11. November.

In der belgischen Kammer, die gemeinschaftlich mit den Auswärtigen Ausschüssen des Senates tagte, tam es am Freitag zu bemerkenswerten Zwischenfällen. Nach den Aus­führungen des Außenministers Hymans, der von der Not­wendigkeit einer wirksameren Verteidigung Belgiens sprach, richtete der katholische Senator von Charleroi , de Dor= Iodot, einen scharfen Angriff gegen die Regierung. Er behauptete, daß seit einigen Jahren das Parlament und das Land getäuscht worden seien. Man habe ihm im April 1930 auf eine Frage, ob die Botschafterkonferenz vor dem Eintritt Deutschlands in den Völkerbund festgestellt habe, daß Deutschland seine Abrüstungsverpflichtungen erfüllt habe, bejahend geantwortet. Auf mehrere Anfragen erklärte bann Dorlodot, er habe den schlüssigsten Beweis, daß Deutschland nie abgerüstet habe.

Er stützte sich dabei auf ein umfangreiches Dokument: den Schlußbericht der interalliierten Kontrollkommission vom 26. Februar 1927. In diesem Bericht sei ausdrücklich festgestellt, daß Deutschland die ihm durch den Versailler Bertrag aufgelegten Verpflichtungen nie erfüllt habe, Diese Mitteilungen erregten eine gewaltige Sensation. Humans unterbrach den Senator mit den Worten, daß dieses Dokument nie veröffentlicht werden dürfe, es sei streng vertraulich. Die Veröffentlichung könne schwere inter­nationale Verwicklungen hervorrufen.

Inzwischen veröffentlicht aber die belgische Presse Aus­züge aus dem Bericht der interalliterten Kontrollkommission. Sie bestätigen, daß darin festgestellt wird, die deutsche Ent­waffnung sei nicht entsprechend dem Friedensvertrag durch­geführt worden. Auch in London haben of Meldungen be­rechtigtes Aufsehen erregt...

Macdona'd

vers cht Deu'sch'and nicht

Er hofft auf deutsches Einlenken nach der Wahl

London , 11. Nov. Ministerpräsident Macdonald hielt am Donnerstagabend eine große politische Rede, in deren Vers lauf er einen eindringlichen Appell an Deutschland richtete,

sich wieder an den Abrüstungsverhandlungen zu beteiligen. Er bedauere, daß gerade in dem Augenblick, in dem der englische Abrüstungsplan von allen in Genf vers tretenen Mächten ata Diskussionsgrundlane angenommen worden sei, Deutschland nicht nur die Abrüstungskonferenz, sondern auch den Völkerbund verlassen habe, was faft einer fomme. Macdonald erkannte an, daß der Friedensvertrag und die Ereignisse der Nachkriegszeit Deutschland Grund zu berechtigten Beschwerden gegeben hätten. Er wiederholte jedoch in diesem Zusammenhang gleichfalls, daß England fiets geglaubt habe, die beste Politik in Europa sei, Deutsch­ land zu helfen, aus seiner gegenwärtigen Lage herauszu besorat darum. diese Arbeit fortzusehen, wenn Deutschland fommen. Die englische Regierung sei auch heute ängstlich

b.es nur zulaffen wolle.

Jedes AbrüstunasehFommen. das zum Frieden führen soll, müsse auch von Deutschland unterzeichnet werden. Was hindere Deutschland daran, jetzt wieder an den Verhand­Tungstisch zu fommen und seinen Standpunkt darzus Tegen? Deutschland werde sich einem Gremium gegenüber wollten und wünschten, Deutschland auf jede Weise entgegen. zukommen. Die gegenwärtige Lage sei nicht gut für Europa . Darum dürfe man es nicht dabei belassen.

Reichsminister von Neurath babe vor einigen Tagen anaedeutet, dak die Meisregierung aemiffe Bor Ich läge zu machen habe. Die enaltiche Regierung werbe fich freuen. diele Vorschläne zu erhalten und fie in freunde schaftlichster und unnarteiischfter Weise ermägen. Fr hoffe, dak die Reichsregierung, wenn in der nächsten Woche bie Wahlen in Deutschland norüber seien. Ihre aroke Autorität nicht nur im eigenen Anterese fondern in dem ganz uronas und der westlichen Rinilisation einfeßen merbe. Weiterhin unterstrich der Ministerpräsident die Notwendigkeit einer

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Zusammenarbeit mischen England, Frankreich , Italien unb

den Vereinigten Staaten .

Wie der Daily Telearaph" berichtet, verlautet in Genfer politischen Kreisen, daß die Reichsregierung an Beginn der nächsten Roche areifbare Vorschläge für die Neua et al. tung des Völferbundes und die fortiesuna der Abrüstungsfonferenz unter deutscher Be teiligung vorlegen werde.

Savas berichtet as Lannion, dok unbekannte Täter einen neuen Anichlag nenen das in Trebenrben befindliche Briand Denkmal ananetührt haben. Sie haben mit einem Sammer hie Steinbat Mriands o verkümmelt ah gerichtanen. heß das ganze Denkmal als ruh verloren angesehen werden muß.

Saar - Terror vor der Kammer

Paris , 11. November.

Die französische Rammer führte am Vormittag die große

ben schlimmsten Drohungen ausgesetzt seien!

Tie Führer der Nazis wagten sogar zu sagen. bak- ibre außenpolitische Debatte fort. Der bekannte Nationalist Gegner wie räubige Hunde niederknallen würden", sobalb

Taittinger erklärte, daß Deutschland mit der Auf­rüstung nie aufgehört habe. Ununterbrochen werde an der Komplettierung der Heeresbestände gearbeitet. Frankreich würde an sich und an dem Frieden ein Verbrechen begehen, wenn es in der jetzigen Zeit abrüstete. Der Abschied Deutschlands von Genf hätte viel stärkere Proteste in der Welt hervorrufen müssen.

Dann wurde die aardebatte auf Grund der Inter­pellation fortgeführt. Der Forbacher Abgeordnete Doeble verlangte von der Regierung Auskunft über ihre Maß nahmen zum Schuße der Saarländer , die seit Monaten dem Naziterror avagesezt seien. Dies alles geschehe in enem Land des Völkerbundes! Doeble brachte eine Reihe von Einzelfällen vor, die stärksten Eindruck hervorricfen. Wie könnte man, so sagte er, die Saar 1935 zu Deutschland zurückkehren lassen, wenn die Saarländer , die nicht auf Seiten Hitlers ständen, schon jett

Der Gauner

Ron Robert Peiper, Paris

Acht Monate figt er nun in Saft,

Steht Wochen schon vor dem Reichsgericht". Ein Alibi hat sich der Gauner beschafft", Doch daran glauben die hohen Richter nicht. Nur die Alibis der Ganner find echt, Die Deutschland hente regieren. Und da ist einer, der sich erfrecht, Herrn Hitlers Reich zu negieren. Da ist einer, der aufrecht steht,

Ohne stramm zu stehen,

Der nicht um Gnade und Milde fleht, Lieber will untergehen.

Einer der freche Fragen stellt Und die braven Zengen verwirrt, Ein Gauner", geachtet von aller Welt, Soweit fie noch nicht vertiert.

Die Brandstifter riefen Haltet den Dieb". Es war ein alter Trick.

Herr Hitler holt' ans zum großen Sieb, Der Brand war für ihn ein Glüc Man sperrte die roten Führer ein Und noch Tausende andere dazu, Dann tam das große Glücklichsein, Jetzt hatte man endlich Ruh! Die Rub' eines Kirchhofs, Wer kennt sie nicht

Mit der Frechheit" Dimitroffs Rechneten fie nicht.

Und auch nicht, daß man Marriften Millionen! nicht fann ansmiston", So wie man es sich vorgestellt In Hitlers Welt.

In Sait fizzen nun acht Monate schon Behntausende Proleten,

58 tommt der Tag, da waukt bein Thron, Gitler, dann nützt fein Beten!

Dann werden die Gauner", bie du gehentt, Aus ihren Gräberu steigen,

Es bleibt dir wahrlich nichts geschenkt Beim großen Abrechnungs- Neigen!

das Saargebiet wieder deutsch sei. Die Polizet und faarläu dischen Gerichte seien streng gegen die Republikaner no überaus milde gegenüber den Nationalsozialisten. Doeble erbittet nergische Maßnahmen, damit 1935 überhaupt eine unbeeinflußte und aufri Abstimmung zustande for

Ste

Am Nachmittag wurde die Saarinterpellation des elfäffischen Abgeordneten Oberkirch verhandelt. fragt den Außenminister nach den Maßnahmen, die die Bes ſtimmungen des Versailler Vertrages bzw. des Saarstatuts sichern soll. Wenn utschland erkläre, daß es nur die Lösung der Rückkehr zum Reich gebe, so bleibe für Frankreich bas absolute Recht die Beibehaltung des gegenwärtigen Rus standes zu fordern. Oberkirch nermies auf die große wirt schaftliche Bedeutung des Sorebietes zu Frankreich und erklärte nochmals, daß es die Aufgabe e, eine wirklich unabhängige und freie Abstimmung zu garantieren. Dann wurde die ebatte vertagt.

Das Neueste

Berlin , 11. Nov. Die Dornierwerke verlegen ihre Flugs zengwerft von Friedrichshafen nach Wismar.

savas berichtet aus Gordoba, das Ministerpräs fident Barrios auf der Durchreise gestern im Hinblick auf die Wahlen erklärte, gewisse Lente glaubten, daß die Erregung in Spanien als Vorbereitung zu einer Rüdkehr zur Monarchie ausgelegt werden müsse. Das sei ein Irrtum. Spanien sei republikanisch, aber es wolle regiert und zwar gut regiert werden.

Der Ministerpräsident der Tschechoslowakei hat angekündigt, daß dem Ministerrat ein Beschluß über die Auflö ung ber NSDAP , in der Tschechoslowakei vorgelegt werden wirb.

Havas berichtet aus Lissabon , daß im portugiefichen Staatsanzeiger dieser Tage das neue Statut der portugiesischen Kolonien veröffentlicht werden wird. Darin wird festgelegt, daß der Staat feine Kolonialgebiete oder Kolonialrechte Pors tugals veräußern darf. Lediglich Grenzberichtigungen fönnen nach Billigung durch die Nationalversammlung zus gelaffen werden. Alle Kolonien Portugals , die zusammen bas Kolonialreich Bortraals als folmes bilden, sind unters einander und mit dem Mutterlande solidarisch.

In Savanna ist das Gerücht verbreitet, dak der Gesandte von Uruguay Fernandez y Medina durch eine Bombe ges tötet worden sei.

In der Nacht zum Freitag brach in einem Hotel in Paris ein Brand aus, der anscheinend infolge Kurzschlusses äußerst heftigen Charakter trug, obwohl er verhältnismäßig rasch gelöscht werden konnte. Der Sachschaden ist beträchtlich. Ein Angestellter fam ums Leben, mehrere andere Hotels bedienstete erlitten Brandwunden.

Havas berichtet ans Balenzia, baß sich bei Torre de Efpioca ein fdweres Berkehrsunglüd ereignet hat. Ein Autobns mit 18 ahreäften fick mit einem Boftweren nammen und schlem wäeb Site ebenfalls ein Left raftmanen auf die beiden anderen Wat auffuhr Fituf Fahrgäste des Autobuses komen ums Leben, die anderen wurden verlegt, einer davon schwer.

Die Zahl der Opfer des Aufstandes in Havanna , der mit der Kapitulation der Rebellen endete, beläuft sich auf über 150 Tote und 300 Verwundete.