Prozeßergebnisse

Vorbemerkung:

Die ganze Reichstagsbrandgeschichte ist nunmehr allen völlig klar. Wir halten uns bei dem Berichte Streng an den Akt vom Reichsgerichte. ( Unser Bericht ist trotzdem wahr.)

I.

Finster war's, der Mond schien helle, Während zögernd und sehr flint, Langsam und mit Bligesschnelle Torgler aus dem Reichstag ging.

Van der Lubbe sprach indeffen,

So bezeugte ein Passant, Fließend und wie immer stotternd:

» Heut noch gibt's' nen Reichstagsbrand!"

In der Tasche trug er tausend Kilogramm Brandmaterial, Und weil dieses so geruchlos, Stant es ganz katastrophal.

II.

Torgler aber, der besprochen Schon den ganzen Reichstagsbrand ( Borsichtshalber nur mit Taneff, Weil der ja tein Deutsch verstand).

Saß, aus voller Rehle flüsternd, Seltiam ruhig, aufgeregt,

In dem Restaurant, von wo aus, Dieser Schuft den Brand gelegt.

III.

Als allein nun van der Lubbe, Unterstützt von fünfzehn Mann, Die Aktion beendigt hatte, Kam der zweite Teil vom Plan: Es verschwanden alle roten Schwerverbrecher nach der Tat, Durch den Gang, zu dem nur Göring ( Welch ein Glück!) den Schlüssel hat.

Und, um zu kompromittieren Mit dem Brande die SA. , Blieb( Verruchtheit!) van der Lubbe Mit dem KPD.- Buch da!

IV.

Sätt den Brand nicht eine Stunde Vorher Helldorf schon gesehn- ( 3ollt der Schneid des Braven Ehre!), Dann wer weiß?- fann sein, dann wäre Die Geschichte nicht geschehn!

-

Nach bemerkung:

Die Fakta, die daraus erhellen, Gestand van der Lubbe voll sofort. Drum tut es not, hier festzustellen: Daran stimmt trotzdem jedes Wort!

Hell Hitler!"

Tatsachen hinter dem Geschrei

Jura.

Die Pirmasenser Zeitung" brachte am 6. Novem­ber folgende Notizen:

Der Fabrifarbeiter Fritz Schunt, Pestalozzistraße 39 wohnhaft, wurde in Schuzhaft genommen, weil er fich über nationalsozialistische Führer verächtlich und in beleidigen. der Weise äußerte.

Gestern nachmittag wurde der hier Rasernengaffe Nr. 1 wohnhaite granz Bauer in Schuzhaft genommen und ins Gefängnis eingeliefert, weil er in der Wirtschaft Schneider in der Schäfergaffe die SA., in der gemeinsten Art beleidigte.-

Ebenfalls in Schutzhaft genommen wurde der Fabrik­arbeiter Ludwig Bachert, Volksgartenstraße wohnhaft, weil er sich in abfälliger Weise über die Regierung äußerte.

Die Nationalsozialistische Zeitung" in der Pfalz berichtet in derselben Zeit:

Die lose Zunge. Auch gestern mußte wieder einer von denen, deren Erkenntnis jetzt noch nicht über den früheren Horizont hinausreicht, festgenommen werden. Der 53jäh­rige Arbeiter Johann Hoffmann, Kaffeegaffe 14, wurde in der Nacht zum Dienstag in Winzeln einstweilen sicher gestellt, weil er in einem dortigen Cafe sich mißliebig über die Regierung geäußert hat. Er wurde dann nach Fest stellung des Tatbestandes gestern vormittag wieder ent­lassen. Uebrigens erklärte er, unter feinen Umständen die Absicht der Beleidigung der Regierung gehabt zu haben. Das fann möglich sein. Es gibt aber immer noch sound­soviele Zeitgenossen, die mit ihrem Wortschatz sehr leicht­fertig umgehen. Und sie sollten sich aus den einschlägi­gen Verhaftungen in den lezten Tagen eine ernste Warnung ableiten.

Ein Hezzer. Der 46jährige Flaschenbierhändler Philipp Bauer aus Höheinöd , am Wasserturm 48 wohnhaft, zog auf der Fahrt aus dem Saargebiet nach Pirmasens einigen Arbeitsdienstpflichtigen gegenüber über unsere Regierung los. Er wurde verhaftet und wird sich für die Hetreden nun zu verantworten haben. Für diese Leute ist bei uns tein Plab.

Dummheit oder Starrfinn? Der Fabrikarbeiter sein rich Volkemer, Fröhnstraße 50, verweigerte die Aus­füllung der Wahlkarten, mit der Beifü gung, er ginge nicht wählen. Damit beweist er zuerst, daß er sich über die Bedeutung dieser Wahl nicht flar ist; daß ihm Volksgemeinschaft fremd und Dank und Treue unbekannte Begriffe sind. Wenn er diese Heldenpose aber einnimmt, um seine ablehnende Stellung gegenüber unserer Regierung zu unterstreichen, dann ist er sich seiner armseligen Haltung bestimmt nicht bewußt.

Nicht zu heilen! Die einstige Krankenkassengröße Hein­rich Ranft scheint trotz Schuzhaft und Abdankung das alte, ausgefahrene Gleis in der marristischen Fahrbahn ungern verlassen zu wollen. Er mußte gestern vormittag wieder in Schutzhaft genommen werden, weil er feine Ansicht über den deutschen Gruß unbedingt öffentlich erklären zu müssen glaubte. Die Fälle ähnlichen Charakters meh­ren sich in den letzten Wochen.

Alles andere verboten

Berlin , 10. Nov. Die Reichspropagandaleitnag der NSDAP . teilt mit: " Die Reichspropagandaleitung gibt für alle Volksgenossen, die am Sonntag, dem 12. November. ihrer Wahlpflicht ge­nügen, für das gesamte Reichsgebiet Wahlabzeichen heraus. Der Verkauf oder die Verbreitung irgendwelcher anderer Plaketten oder Abzeichen, die auf die Wahl bezug nehmen, ist aus diesem Grunde für den Wahltag verboten."

Lügner vor dem Reichsgericht

Polizeipräsident Dr. Melcher erledigt die Zeugenaussagen

des Göring und des Göbbels

Wahrheitswidrig haben die Göring und Göbbels dar­zulegen versucht, daß bei der Machtübernahme der Na­tionalsozialisten die Gefahr eines bolschewistischen Auf­standes in Deutschland vorgelegen habe. Jeder unter richtete Politiker weiß, daß diese Aussagen von Göring und Göbbels schwindelhaft sind. Es wird aber gut sein, diesen Herren einen der ihrigen als Zeugen gegenüber zustellen. Dr. Melcher, der unter Papen zum Polizei präsidenten von Berlin ernannt worden ist und dieses Amt noch unter Hitler bekleidete, ein absolut rechts­nationaler Mann, hat im Juli 1932 dem amerikanischen Journalisten Knickerboder ein Interview über die tommunistische Gefahr" gegeben und die Fantasien über die Möglichkeit kommunistischer Aufstände zurückgewie­sen. Vom Juli bis zum Januar war aber die Macht" der Kommunisten noch mehr dahin geschwunden. Dr. Melcher also sagte damals:

Seit 1919", erklärte er, ift die Gefahr einer kommunis

die Revolutionskraft des deutschen Kommunismus fich verringert.

Ich erkläre mir das als Wirkung der verzweifelten Wirt­schaftslage in Deutschland . Die Mehrzahl der Wähler, die für die Kommunisten stimmen, bekundet damit nicht, daß sie für das kommunistische Programm fämpfen wollen. Sie protestiert lediglich gegen die wirtschaftliche Notlage.

Meine Beobachtungen fagen mir übrigens auch, daß die finanzielle Hilfe, die Moskau den deutschen Kommunisten gewährt, bedeutend geringer geworden ist.

Auch das hat die revolutionäre Kraft der Partei geschwächt. Zur Finanzierung von Streiks ist Geld unerläßlich. Der Geldmangel und die weitverbreitete Arbeitslosigkeit tun ge= meinsam das ihre dazu, daß kommunistische Generalstreifs­versuche so nutzlos sind, wie eben der letzte bewiesen hat."

Htischen Revolution in Deutschland fiets geringer gewors Leipzig

ben, da die Kommunisten praktisch keine wirksamen Waffen haben.

Unmittelbar nach dem Krieg war die Anzahl der Waffen, die die Bevölkerung in Händen hatte, sehr beträchtlich. Viele, wahrscheinlich die meisten, Soldaten nahmen ihre Gewehre mit nach Hause. Heute sind seit Kriegsende 14 Jahre ver­gangen. Selbst wenn die Leute die Waffen behalten hätten, wären die meisten heute nublos, denn eine Waffe, die in Ordnung gehalten werden soll, muß sorgfältig gepflegt wer­den, und es ist unmöglich, Gewehre, die in der Erde, wo­möglich weiß Gott wo, vergraben sind, sorgfältig zu pflegen. Aber die meisten von diesen Gewehren wurden der Bevöl­ferung in einer Reihe von Konfiskationen abgenommen.

Die kommunistischen Aufstandsversuche, die feit 1920 ges macht worden find, laffen keineswegs darauf schließen, daß die Kommunisten noch nennenswerte Mengen von Waffen befizen.

Zweitens aber waren die Kommunisten im Jahre 1920 zum größten Teil verhältnismäßig junge Leute, die den Krieg mitgemacht hatten und nicht nur mit Waffen umzugehen mußten, sondern auch taktische Kenntnisse hatten. Ich war selbst dabei, als die Roten Truppen 1920 das Essener Rat­haus stürmten, und kann nur sagen, daß sie dabei mit vor­bildlicher, militärischer Tüchtigkeit vorgingen; sie rückten etappenweise vor, beseitigten ihre Stellungen und warteten immer den strategisch richtigen Augenblick ab. Heute wäre das unmöglich. Die jungen Kommunisten von heute, die sich nach einem Kampf sehnen, find zu jung, um den Krieg mit­gemacht haben zu können. Die, die im Krieg gedient haben, sind heute beträchtlich älter geworden und wahrscheinlich nicht so taten lustig. Feldmarschall v. Moltke hat einmal ge­sagt: Schlachten werden von Linientruppen entschieden, nicht vom Landsturm."

Die kommunistischen Linientruppen des Jahres 1920 find der kommunistische Landsturm von heute, " Bleibt also nur die Möglichkeit", fuhr der Polizeipräst­dent fort, daß die Kommunisten Waffen aus dem Ausland bekommen könnten. Aber in meiner ganzen Dienstzeit war

ich nicht ein einziges Mal imstande, Material in die sand

zu bekommen, das darauf hinweist, daß für die Kommunisten Waffen eingeschmuggelt worden wären, und das, obwohl die holländische Grenze ganz nahe ist. Ich kann natürlich nichts

über die Verhältnisse an der Nordgrenze sagen und ebenso­

wenig über

die Möglichkeit russischer Waffenlieferungen für die Rom munisten, aber ich halte auch das für unwahrscheinlich. Ich suche die Erklärung für die

Abnahme des revolutionären Elans bei den Kommunisten darin, daß die Bevölkerung zehn Jahre lang immer wieder ihre Versuche gesehen, und beobachtet hat, daß sie stets fehl schlugen und von Fall zu Fall schwächer wurden. Vielleicht ist es zum Teil darauf zurückzuführen, daß die Arbeiter an der Ruhr im Gegensatz zur allgemein verbreiteten Ansicht nicht so revolutionär sind wie ihre Genossen in Berlin und Hamburg , wo der Einfluß der Großstadt auf die Haltung der Kommunisten recht beträchtlich ist.

" Ich muß besonders betonen", sprach der Polizeipräsident weiter, daß alles, was ich gesagt habe, sich auf den revo­lutionären Aspekt des Kommunismus bezieht. Es ist eine sonderbare Tatsache, daß die Wahlstärke der Partei zu­nimmt, während

Endlich allein

Man will von den Gleichschaltern nichts wissen

In Pirmasens ist von Sozialdemokraten vor einigen Jahren ein Medizinalverband" gegründet worden. Er blühte und gedieh. Wie es ihm nach der Gleichschaltung durch zweifelhofte Elemente ergeht, zeigt folgendes Rundschreiben: Unser Heim am Gefäller Weg, das seit seiner Eröffnung von seiten unserer Mitglieder recht zahlreich besucht murde, zeigt in lester Beit ein immer geringer werdendes Interesse, das unsere Mitglieder durch Fernbleiben an den Tag legen.

Es muß konstatiert werden, daß am letzten Sonntag, der gewiß ein herrlicher Tag war, von 40-50 Besuchern hier­von sage und schreibe vier unserer vielen Mitglieder an wesend waren. Es ist dies eine sehr unerfreuliche Tatsache, die wir feststellen müssen, die, wenn unsere Mit­glieder nicht zur Einsicht kommen, ebenso unerfreuliche Ein­wirkungen nach sich ziehen muß.

Wenn wir auch mit Rücksicht auf die heutige Zeit, die an feden große Anforderungen stellt, von einem Massenbesuch Abstand nehmen müssen, so dürfte doch von unseren Mitglie­dern mehr Zusammenhalt und Treue zum Verband zu er­warten und aller Parteihader ausgeschaltet sein.

Ferner müßte der Neid und die Mißgunst, die von gewisser Seite durch die neuliche Konzessionsablehnung aus gehen, unfere Mitglieder erst recht dazu aufwecken, unser Heim in allen Beziehungen zu unterstützen und den Geanern zeigen, daß das Werk unseres Verbandes nicht dem Unter­gang geweiht sein darf.

Darum richten wir an alle unfere Mitglieder die herzliche Bitte, durch zahlreichen Besuch. jeder nach seinem können, zum weiteren Erhalt unseres Heimes mitwirken zu wollen.

Die Vorstandschaft:

gez. Müller, 1. Vorstand.

Göring , Göbbels und Reichsgericht im Urteil des Auslandes

Die National 3eitung"( Nr. 522) schreibt:

Göring und Göbbels waren als Zeugen vor dem Leipziger Gericht erschienen unter den ungewöhnlichsten Umständen. Ersichtlich sollte ihre Aussage die Behauptungen des Braun­buchs entfräften. Aber der Leipziger Prozeß wird doch nicht gegen die Nazi geführt, sondern sein Zweck ist, zu erforschen, ob die fünf Angeklagten den Reichstag angezündet haben oder nicht. Eine andere, sicher ebenfalls interessante Frage ist diese, wer den Reichstag angezündet hat, wenn es nicht die Angeklagten waren, außer van der Lubbe, der unmöglich der einzige Täter gewesen sein kann. Doch diese Frage steht in Leipzig nicht zur Debatte. Aufgabe eines jeden Zeugen also müßte es sein, positiv anzugeben, inwiefern diese fünf bestimmten Personen sich verdächtig gemacht haben oder nicht. In den Aussagen der deutschen Minister findet sich aber kein einziges Wort darüber. Man weiß nur, daß sie die Angeklagten als" Strolche"," Gauner" bezeichnen, die Wehr­Losen beschimpfen, das Gericht und die öffentliche Meinung beeinflussen, ohne daß die Prozeßführung dagegen einschritt. Man erfuhr ferner, daß Göring und Göbbels durchaus der Ansicht sind, der Reichstagsbrand sei den Kommunisten wohl zuzutrauen. Nur ist soviel richtig, daß der Kommunismus ebensowenig wie sein brauner Bruder Terrorakte abgelehnt hat. Doch im Februar 1983 stand die Sache so, daß gerade die Kommunisten ein Interesse an den Wahlen und an einem Reichstag hatten, der immerhin noch als wenn auch geringer Schutz ihnen gelten konnte. Jedenfalls aber würde, auch wenn man den Kommunisten diese Tat prinzipiell zutraut, dies doch nichts im besonderen Falle gerade gegen Torgler und die drei Bulgaren beweisen; diesen muß ihre Schuld nachgewiesen werden, und das konnten die beiden Minister natürlich nicht und versuchten es auch gar nicht. Ihre Ver­nehmung war, dies wurde offen herausgesagt, rein propa­gandistisch gedacht. Möglich, wenngleich unwahrscheinlich, daß dieser Zweck im Inland erreicht wurde, gewiß, daß er im Ausland nur noch das peinliche Staunen vermehrte, das dieser ganz beispiellose Prozeß schon bisher erregt hat.o

Neue Zeugen!

Wo bleiben Papen , Seldte, Hugenberg?

Paris , 9. Nov.( Inpreß.) Das Ständige Büro des Jn.

ternationalen Untersuchungsausschusses zur Aufklärung des

Reichstagsbrandes hat an den vierten Straffenat des Reichs­gerichts folgendes Telegramm gesandt: Der Zeuge Göring behauptet, daß im Kabinett der ehemalige Minister Hugen­berg das Verbot der Kommunistischen Partei gefordert hat und daß die Naziminister dagegen waren. Gleichzeitig be­hauptete Göring , daß die Darstellung Oberfohrens über Differenzen im Kabinett wegen gefälschter Dokumente und wegen des Reichstagsbrandes unwahr seien. Da das Reichs­gericht mit Recht die Klärung dieser Frage als entscheidende Frage ansieht wurden zwar Regierungsmitglieder geladen, aber gerade die Beschuldigten: Göring und Göbbels . Der Untersuchungsausschuß fordert deshalb dringlich die eidliche Einvernahme von Papen, Seldte und Hugenberg, da die alleinigen Aussagen Görings und Göbbels wertlos sind. Wenn das Gericht ablehnt, liefert es einen neuen Beweis, daß es nicht die Wahrheit feststellen, sondern den beschuldigten Regierungsmitgliedern die Möglichkeit beschaffen will, die gegen sie erhobenen Beschuldigungen abzuschwächen."

..Wenn Ich allhle pred ge Spruch Luthers

Verflucht und vermaledeyet sind alle Prediger, sprach D. M. Luther, die in Kirchen nach hohen, schweren und subtilen Dingen trachten, und dieselben dem Volk vor­bringen und davon predigen, suchen ihre Ehre und Ruhm, wollen einem oder zweyen Ehrgeijigen zu Gefallen thun.

Wenn ich allhie predige, lasse ich mich aufs tiefste herunter, sehe nicht an die Doctores und Magistros, der in die vierzig drinne sind, sondern auf den Haufen junger Leute, Kinder und Gesinde, der in die hundert oder tausend da sind; denen predige ich, nach denselbigen richte ich mich, die be­dürfens; wollen es die andern nicht hören, so stehet die Thüre offen. Darum mein lieber Bernharde, befleißige dich, daß du einfältig, vernehmlich, lauter und rein pres digest und lehrest.

und er sprach: Ich sehe, daß der Ehrgeiz der Prediger wächset und zunimmt, der wird den größten Schaden in Kirchen thun und große Unruhe und Uneinigkeit anrichten; denn sie wollen hoch Ding lehren, prächtig von Sachen reden, dadurch Ehre und Ruhm zu erjagen; wollen den Klüg lingen gefallen, und versäumen indeß die Einfältigen und den gemeinen Haufen.

Ein rechtschaffener, frommer, treuer Prediger, der Gottes Wort rein, lauter und klar lehret, soll sehen auf die Kinder, Knechte und Mägde und auf den armen, gemeinen und ein­fältigne Hausen, die Unterrichts bedürfen. Nach denen soll er fich richten, wie eine Mutter, die ihr Kindlein stillet, pappelt und spielt mit ihm, schenkt ihm aus dem Busen ihre Milch, darf ihm weder Wein noch Malvafier geben Also sollen auch die Prediger thun, sollen in ihren Predigten einfältig, schlecht und gerecht lehren, daß die Einfältigen vernehmen, fassen und behalten können.