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Freiheit
Nummer 124-1. Jahrgang
Einzige unabhängige Tageszeitung Deutschlands
Saarbrücken, Dienstag, 14. November 1933 Chefredakteur: M. Braun
Stoibed gain
Aus dem Inhalt
ced# 1398
Van der Lubbe verwandelt Seite 2
Abstimmungsparade
Seite 2
Seite 3
Göbbels Eid
Seite 4
лос
Einzelergebnisse des Plebiszit
Seite 7
Moloch in Uniform Seite 7
Sada sinis in media!
Die„ Sieger" shatter
TYSSEN
LAHUSEN
4
5
KRUPP
F
BERT
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Des Reiches Ehre ist wieder hergestellt
Saston Die Novemberverbrecher sind besiegt!
Millionenfaches Nein!
Berlin , 13. Nov. Die vorläufige Schlußzählung des WTB. ergab aus allen aus dem Reich vorfiegenden Wahl- und Abstimmungszahlen folgendes Gesamtresultat:
Reichstagswahl:
DF. Amtlich werden nahezu 3 Millionen Protest stimmen gegen die nationalsozialistische Einheitsliste bei der Reichstagswahl bekanntgegeben. Niemand wird je erfahren, welche Summe zu dieser Zahl addiert werden muß, oder wie sie zu multiplizieren ist, damit man zu dem wirklichen Ergebnis kommt. Fest steht jedenfalls, daß die Reichsregierung gezwungen ist, 3 352 289 Protest stimmen zuzugestehen. Dieses Millionenheer hat gewagt, sich gegen den lebensgefährlichen Terror zu erheben, der bei diesem Wahlakte geübt wurde. Das ist das einzige, was an diesem Wahlergebnis fest steht, und es ist ge waltig, auch wenn man nur die amtlich errechnete Zahl dem politischen Eindruck zugrunde legt.
Die gesamte zivilisierte Welt ist diesen Millionen Männern und Frauen, die einen ersten Aufstand gegen das deutsche Diktaturregime gewagt haben, zu Dank ver pflichtet. Diese Mutigen beweisen allen Zweiflern, daß jetzt schon ein Millionenheer von Deutschen dem Gewalt system nicht nur troßt, sondern auch entschlossen ist, inmitten der braunen und schwarzen Kolonnen ihrem Willen zum Sturz der Diktatur Ausdruck zu geben.
Was haben die Millionen Protestwähler gewagt? Uniformierte Beauftragte der noch allmächtigen Regies rung faßen im Wahlvorstand. Uniformierte Henker standen neben den Wahlzellen, um die Abstimmenden einzuschüchtern. Braune und schwarze Rollkommandos hielten seit Tagen die als Linkswähler bekannten Stimmberechtigten unter Druck. Planmäßig wurden Ges rüchte verbreitet, man werde jeden mit Nein Stimmenden, jeden, der den nationalsozialistischen Stimmzettel ungültig mache, erkennen und bestrafen. Vielleicht war die Furcht übertrieben, aber man nahm die Gerüchte ernst. Der ganze Staatsapparat, alle Beamten, die Urlaub haben wollten, waren in den Wahlterror gegen die Widerstrebenden eingesetzt. Amtliche Stellen wie der Oberbürgermeister Dr. Hesse von Braunschweig schüch terten die Wähler mit der Drohung ein, die NSDAP . habe ein System bereit, das es ermögliche, jede Neins Stimme zu ermitteln. Nicht nur in den Reden national sozialistischer Führer wie dem Kaisersprößling Prinz Aumi, sondern auch in amtlichen Rundgebungen wurden die Nichtwähler und die mit dem Stimmzettel Protesties renden als Feiglinge, als Landesverräter, als Lumpen, als Deutsche zweiter Klasse, als Schufte mit dem Kains zeichen beschimpft und bedroht. In manchen Gemeinden wurde allen, die der Wahl fernbleiben würden, die Ent ziehung jeder Unterstützung angekündigt.
abgegebene Stimmen 43 077 577; davon NSDAP . 39 655 288= 92,2 Prozent, ungültige Stimmen geheimen Wahl dahin. Der Bezirksbauernführer Ober3 3522897,8 Prozent. Volksabstimmung:
abgegebene Stimmen 43 464 420; davon 3 a 40 618 147= 93,4 Pro3., Nein 2055 363= 4,7 Pro3. Sammelstätten antreten mußten, um geschlossen zur Wahl ungültige Stimmen 790 910= 1,9 Proz.
Eine andere Zählung lautet:
Reichstagswahl:
So ist erklärlich, daß die Wähler und Wählerinnen in eine Stimmung geriefen, die in dem Wahlgrüße sich äußerte: SDS= Stimmen oder Schaufeln! Zur Wahl gehen oder ins Konzentrationslager! om- d Auf dem Lande war vielfach auch der Schein einer schlesiens hat die Bauern aufgefordert, geschlossen zur Wahl zu marschieren. Auch aus anderen Landesteilen wird uns gemeldet, daß die Bauern und Landarbeiter an geführt zu werden. So glaubte man, daß keiner wagen werde, sich der allgemeinen Disziplin zu widersetzen. Selbst diejenigen, denen es gelungen war, allen Widers ständen zum Trotz durch einen Stimmschein der örtStunde unter Druck gesetzt. Die Telegrafen- Union gab bekannt, daß die Stimmscheine an die Gemeindebehörde, die sie ausgestellt hat, nach der Wahl zurückgesandt gelangten Wahlscheinen ergibt, wer der Wahl und der Abstimmung ferngeblieben ist.
Stimmberechtigt 45 127 969, abgegebene Stimmen insgesamt 42 975 999, Beteiligung 95,2 Proz., NSDAP . lichen Kontrolle zu entfliehen, wurden noch in letzter 39 626 647( 66C Mandale), ungültig 3 348 362 Prozent. Volksabstimmung:
Abgegebene Stimmen insgesamt 43 439 046, Betei joung 96,3 Pro3., Ja- Stimmen 40 588 804= 95,1 Pro3., werden, so daß sich dann aus den nicht zur Ablieferung Nein- Stimmen 2 100 181= 4,9 Proz., ungültig 750 061.
Die gleichgeschaltete Saarbrüder Zeitung", der goldene Fesseln die Knechtschaft sehr erleichtern, ist am Dontagmorgen in einem solchen Rausch der Begeisterung, baß sie mehr Beute abstimmen läßt, als überhaupt wahl berechtigt waren. In Oberbayern - Schwaben gibt es nach diesem Blatt 1724 000 Wahlberechtigte, abgestimmt haben nach demselben Blatt 1824 696, in Franken gibt es 1715 000 find es nur Lipp- oder Sab- oder Hörfehler. Immerhin fennzeichnet es die Situation: Weder stimmt die Zahl der Wahlberechtigten, noch die Zahl der Abstimmenden, noch die
Zahl der Ja oder Nein oder der Ungültigen. Das„ britte Reich" hat auch Adam Riese gleichgeschaltet. Addition und Multiplikation haben das Ergebnis zu bringen, das„ der Führer" braucht.
In der Lutherstadt
Nach einer Havas- Depesche aus Worms , der Lutherstadt, wurden dort dret Fabrikdirektoren verhaftet und ins onzentrationslager Osthofen gebracht, weil sie den ersten Teil der Rede Hitlers im Radio angehört und dann abgehängt hatten.
Wer auch nur gesprächsweise für Wahlenthaltung, für das Nein oder für Ungültigmachen der Stimmzettel warb, riskierte die sofortige Verhaftung und die harte Be strafung vor dem Sondergericht. Eine ganze Reihe Urteile liegen schon vor. Neue Parteibildungen sind seit dem 14. Juli unter Zuchthausstrafe verboten. Kein Zeitungsauffa mit auch nur leiser Kritik an dem grandiosen Plebiszitschwindel war möglich, kein geg nerisches Flugblatt konnte legal gedruckt werden, keine Versammlung war zugelassen. Nur buchstäblich im Flüsterton von Mund zu Mund konnte die Losung weiter gegeben werden. So ist man denn berechtigt, von dieser