Sind deutsch  - französische Verhandlungen

möglich?

Leon Blum   verneint die Frage

Im Populaire" jetzt sich Leon Blum   mit dem deutsch  - französischen Problem auseinander, und mit dem Vorschlag Mandels, gegenüber dem bereits aufgerüsteten Deutschland   zur direkten Aktion überzugehen:

" Die Zeit erfordert rasches Handeln. Aber welche Maß­nahmen soll man der Kammer vorschlagen? Mandel hat weder von der Rheinlandbesetzung noch von der Wieder­bejezzung der Ruhr gesprochen. Er hat den Gedanken eines Präventivkrieges abgelehnt und fordert als einziges Mit­tel gegen die Wiederausrüstung Deutschlands   die Anwendung des Artikels 213 des Versailler Vertrages.

Auch wir Sozialisten fordern eine internationale Aktion als Gegenmaßnahme gegen die deutschen   Rüstungen. Es besteht zwischen unseren Forderungen und denen des Herrn Mandel nur ein Unterschied, den ich möglichst klar heraus­ſtellen will: Mandel fordert die fofortige Ergreifung der Maßnahmen, die sich aus Artikel 213 ergeben, er hält die Abrüstungskonferenz für endgülig gescheitert. Wir dagegen sind der Auffassung, daß eine internationale Konvention über den Stand der Rüstungen zunächst erreicht werden muß, und das ist nur möglich, wenn die Konferenz in Genf   zu einem Abschluß geführt wird. Mandel will die Abrüstungskonfe­renz einfach überspringen. Wenn aber Frankreich   nicht sein Möglichstes tut, die Konferenz zu einem Ergebnis zu führen, wird es weder die Unterstützung der Großmächte finden noch die Weltmeinung auf seiner Seite haben. Mit anderen Worten: Eine internationale Aktion gegen Hitlerdeutschland fann nicht stattfinden auf Grund des Versailler Vertrages, sondern auf Grund einer neuen internationalen Verein: barung, der Deutschland   entweder die Unterschrift verweigert oder gegen die es böswillig verstößt.

Ein Vorgehen ohne die anderen Großmächte bedeutete eine Isolierung Frankreichs   gegenüber der Welt. Wir wün­schen für unser Land weder diesen Rückschritt noch diese Tollkühnheit, die ein Verbrechen wäre.

Es gibi viele Stimmen in Frankreich  , die die Auffassung betonen daß es nur einen dauerhaften Frieden in Europa  geben kann, wenn eine Befriedung der deutsch  - französischen Beziehungen erfolgt. Sie glauben, daß eine direkte Ver­ständigung Frankreichs   mit Deutschland   die letzte Chance für die Erhaltung des Friedens sei.

Wir Sozialisten machen keinen Hehl aus unserem Ab­schen dem Hitlersystem gegenüber, das den deutschen   Namen schändet. Wir wären bereit, unfere Gefühle zurückzustellen, wenn dies im wirklichen Interesse des Friedens notwendig ist. Und wir haben das im Falle des Viererpaktes be­

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wiesen. Heute aber sind wir anderer Auffassung: Die von Hitler   gewünschte direkte Besprechung zwischen Frankreich  und Deutschland   verstößt gegen die wahren Interessen des Friedens.

Der große Unterschied zwischen dem Viererpakt und dem in gewissen Kreisen geplanten Zweierpatt" ist der, daß bei

Abschluß des Viererpaktes Deutschland mit dem faschistichen Italien   zusammen in Genf   saß, daß man also von einer internationalen Attion sprechen konnte. Heute hat Hitler Genf unter Türenschlagen und Scheibenklirren verlassen. Die Möglichkeit von Einzelbesprechungen innerhalb des internationalen Rahmens ist damit unmöglich geworden. Wenn Frankreich   Hitler   das Recht der direkten Verhand­lung einräumt ist damit Deutschlands   Desertion aus dem Völkerbund als nicht geschehen behandelt und Frankreich   hat im voraus Hitlers   Erfolge zu bezahlen. Der Völkerbund und die Abrüstungskonferenz erhielten eine so starke mora­lische Niederlage, daß sie sich wohl kaum wieder davon erholen würden. Im selben Augenblick, wo Frankreich   sich zu einer direkten Verhandlung mit Hitler bereitfände, müßte es dem Hitlerfaschismus Konzessionen machen. Ich halte es für un diskutabel, direkte Verhandlungen einzuleiten, ehe nicht auf der Ab äftungskonferenz eine grundsägliche Einigung über den internationalen Stand der Rüstungen erfolgt ist.

Ich komme also zu dem Ergebnis: Keine direkte Aktion gegen deutsche Aufrüstung, keine direkten Verhandlungen mit Deutschland  , sondern zunächst Verhandlungen mit den inter­nationalen Mächten innerhalb des Völkerbundes. Abschluß einer internationalen Abrüstungskonvention ohne Deutsch­ land   aber unter den gleichen Bedingungen, als ob Deutsch­ land   noch zum Völkerbund gehörte. Erst dann, wenn Deutschland   dieser Konvention seine Zustimmung verweigert oder gewaltsam sich über sie hinwegsetzt, wird die internatio­nale Aktion möglich und notwendig. Dann wird es von der Entschlossenheit der internationalen Mächte abhängen, ob sie den internationalen Frieden mit dem notwendigen Nach­druck zu erhalten vermögen.

Der von Mandel herangezogene Paragraph 213 des Ver­jailler Vertrages regelt die Militärkontrolle durch den Völkerbund. Dieser allgemeine Kontrollparagraph besagt, daß, solange der Versailler Vertrag in Kraft bleibt, Deutschland   sich verpflichtet, fede Untersuchung, die der Rat des Völkerbundes mit Mehrheitsbeschluß für nötig halten sollte, in jeder Weise zu erleichtern.

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Hitlers helliger Krieg Zunächst gegen Rußland  

Die DA3." erweist dem Reichskanzler den Bärendienft, in ihrer Nr. 498/99 folgende Zuschrift zu veröffentlichen:

Drei große Fragen hat Hitler   zu lösen, Aufgaben von solcher ungeheuren Tragweite für jeden Deutschen   und die ganze Welt, daß, wenn er auch nur die Lösung ein leitet und 3.. vollbringt, er als einer der größten Staatsmänner der Weltgeschichte dasteht.

Ich sehe den Führer gen Osten reiten, gegen den Bol cherismus, ich sehe ihn als Reiter gen Westen mit der Fahne der Völferverständigung hoch in der Rechten, und ich sehe ihn als zweiten Schmied der Ein heit Deutschlands  , sowohl in politischer als int sozialer Hinsicht.

Zum ersten sei an die Worte des Russen Mereschkowski erinnert:" Furchtbar hoch über uns, auf den Bergen des Westens, sehen wir einen Reiter, deffen schwarze Silhouette sich deutlich vom Himmel abhebt, der rot ist vom Feuers schein. Wer ist er? Wie fönnte man ihn verkennen? reitet im Schritt, blickt in die Ferne nach Osten, den g zückten Degen in der Hand und hält Wache. Was be wacht er und vor wem? Die Europäer wissen es nicht Rußland   weiß es: er bewacht das heilige Europa   vor dem roten Teufel." Heute wissen wir Deutsche   es, und Europa  weiß es auch. Die Zeit kommt, wo das ganze Abendland, wo die ganze Welt erkennt, daß Hitler der Retter vor dem roten Tensel ist. Anzeichen zu dieser Erkenntnis- auch über Deutschlands   Gaue hinaus sind schon da.

Zum zweiten: Der Reiter gen Westen, er zerstampft nicht nur die Paragraphen des Versailler Bertrages", des schimpflichsten aller Zeiten, sondern sein Wille ist es, die Verständigung unter den Völkern wiederherzustellen, er treibt eine Politik, die zur Verständigung der Völker führen muß und damit wieder zur Aufrichtung der abend­ländischen Kultur.

Uns scheint, daß hier etwas viel auf einmal gerstampit wird.

1985 Von der deutschen   Floffe

Mussolinis Korporationswirtschaft

,, Ueberwindung des Kapitalismus

Rom  , 14. November. Die schon seit langem angekündigte programmatische Rede Mussolinis über die weitere Ge­staltung des forporativen Staates hat noch nicht viel Auf schluß über seine Pläne gebracht. Mussolini   sezte sich zunächst eingehend mit dem kapitalistischen   Wirtschafts­system auseinander, das durch die zu schaffende korporative Ordnung überwunden werden soll. Die Frage, ob es sich bei der heutigen Krise um eine Krise des Systems oder eine Krise im System handle, beantwortete er dahin, die Krise sei derartig in das System eingedrungen, daß sie eine Krise des Systems geworden sei. Und er fuhr fort: Heute können wir versichern, daß die kapitalistische Produktionsweise über­wunden ist und mit ihr die Theorie des wirtschaftlichen Li­beralismus." Es folgte ein kurzer Aufriß der Geschichte des Kapitalismus, der bis zu dem Punkt der Gegenwart führte,

an dem der Kapitalismus felbft nach Staats interven tion ruft: Wenn in den europäischen   Nationen der Staat nur eine Stunde schliefe, so würde das zur Herbeiführung ciner Katastrophe genügen."

Italien   muß eine Nation mit gemischter Wirt. schaft bleiben mit einer starken Landwirtschaft, welche die Basis für alles ist." Die Korporationen müßten im Bewußt­sein des Volkes verwurzelt werden. Der forporativen Or ganisation sollen geseßgeberische Funktionen zugewiesen werden. Zunächst aber wird, da die korporative Organisation noch nicht ausgebaut ist, die neue Rammer ebenso wie 1929 gewählt werden, und sie wird dann über ihr eigenes Schicksal zu bestimmen haben. Es ist aber vorstellbar, daß ein Nationalrat der Korporationen die heutige Deputierten fammer erseßen wird." Damit rundet sich das Wert der faschistischen Revolution ab: Heute begraben wir den wirtschaftlichen Liberalismus. Die Kor­poration wirkt auf wirtschaftlichem Gebiet, wie der Große Rat und die Miliz auf dem politischen Gebiet gewirkt haben." und nach einigen Säßen über den Sinn des forporativen Regimes: Der homo oeconomicus existiert nicht. Es existiert der ganze Mensch, der wirtschaftlich und religiös ist, ein Heiliger und ein Krieger zugleich." Musso­ lini   berührte dann die Frage, ob de

in anderen Ländern angewandt werden könne, dahin, Ver­suche dazu würden bei der kapitalistischen   Krise nicht fehlen, aber drei Voraussetzungen müßten erfüllt sein: eine ein­heitliche Partei, ein totaler Staat und vor allem ein Lebensbewußtsein von höchster idealer Spannung. Ein solches Bewußtsein habe der Faschismus.

PASDELOUP- KONZERTE

THEATER DES CHAMPS- ELYSEES  Samstag, 18. November, 17 Uhr: Herr CH  . M. WIDOR wird die ,, Fischer von St. Jean" leiten. Herr ROCK- FERRIS spielt das Concerto für Klavier von Grieg  . Herr LOUIS DUFONT singt die Final- Szene aus der ,, Walküre  ". Im Programm: Die Ouv. aus der ,, Heimlichen Hochzeit von Cimarosa  ; ,, Die Nachfpro­zession" von Rabaud unter Leitung von LOUIS ASSELMANS. Sonntag, 19. November, 16,30 Uhr: MUSIK- FEST Fauré- Ravel mit der Mitwirkung von MARGUERITE LONG  . MAURICE RAVEL  wird das Concerto piane und Bolero   leiten. Herr L. HASSEL­

Zur politischen Arise Europas   führte Mussolini   aus: Europa   halte nicht mehr die Herrschaft der Welt in Händen, die es nur wieder erlangen fönne durch innere Einheit. Diese innere Einigkeit Europas   kann nicht erreicht werden, wenn nicht vorher die großen ungerechtig: feiten berichtigt werden."

Mussolini   ließ die Möglichkeit, dies zu erreichen, Revue passieren und kam nach Völkerbund und Locarno  schließlich auf den Viererpakt: Niemand spricht jezt von ihm, aber alle denken an ihn. Eben des­wegen wollen wir jetzt nicht die Initiative auf nehmen.

Henderson gibt auf

Er glaubt nicht mehr an die Abrüstungskonferenz

Der Präsident der Abrüstungskonferenz, Henderson. gab heute vormittag dem Genfer   Vertreter des Reuterbüros folgende Erklärung ab:

Ich bin, wie allen jenen, welche die letzten Ereignisse der Konferenz verfolgt haben, bekannt ist, durch die gegenwärtige Situation der Konferenz ernstlich beunruhigt. Namentlich die Sizungen am Freitag und Samstag der letzten Woche haben mich sehr verstimmt, da ich nicht die Unterstüßung gefunden habe, die ich zu erwarten berechtigt gewesen bin Die Erklärung der italienischen Delegation, daß ihre weitere Haltung diejenige eines Beobachters sein werde, hat mich schwer enttäuscht. Ich muß feststellen, daß sich ein schlechter Wille geltend gemacht hat, die entscheidenden Schritte zu beschließen, durch die allein eine Konventation zustande kommt und die frühe­ren Entschließungen der Abrüstungskonferenz respektiert werden können.

Unter Bedingungen, wie sie jetzt entstanden sind, kann ich nicht auf unbestimmte Zeit in Genf   bleiben. Es gibt deshalb, bis die Bereitwilligkeit, ernsthaftere Fortschritte zu erzielen, geworden ist. keine andere Möglichkeit, als daß ich das Mandat, welches ich vom Völkerbundsrat erhalten habe, in die Hände des Rates zurüdlege."

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Die beliebten SA.  - Männer

Bei einer Schießerei in der Horst- Wessel- Straße in Hoch neukirch bei M.- Gladbach wurde der 22jährige SA.  - Mann­Heinrich Esser aus Ogenrath durch einen Bauchschuß so schwer verletzt, daß er noch in der Nacht im Krankenhaus in Odenkirchen verschied. Ortsgruppenleiter und Sturm führer Abel& erhielt einen Durchschuß durch die Hand; ein Querschläger prallte am Roppelschloß ab. Der Täter, ein Mann aus Openrath, wurde verhaftet.

Das Neueste

Berlin  , 15. Nov. Der neue deutsche   Botschafter in der Sowjetunion   Nadolny ist gestern nach Moskau   zur Uebers nahme seines neuen Postens abgereift.

In Bolama( Portugiesisch Guinea) ist ein Fischerboot gefunken. An Bord befanden sich 10 Eingeborene, die fämts lich ertranken.

Die Völkerbundskommission zur Reglung des Chacos Konfliktes reist zunächst nach Paraguay   und dann nach Bolivien  . Nach Besichtigung des Chaco- Gebietes sollen Vors schläge zur Einstellung der Feindseligkeiten und zur schnellen Beilegung des Streitfalles unterbreitet werden.

Das Reichsgericht verwarf die Revision des früheren Reichsbannerangehörigen Fid, der zusammen mit seinem Gesinnungsgenossen Kaehding in der Nacht zum 31. Juli 1932 in Lübeck   den SA.- Mann Willi Einen erstochen hat, und die deswegen zum Tode verurteilt worden waren. Das Todesurteil ist damit rechtskräftig. Kaehding hatte fich zwei Tage nach der Urteilsverkündung in seiner Zelle erhängt.

Nach einer neuen Reuter- Meldung heißt der Mörder des Königs Nadir Schah   von Afghanistan   nicht wie vorher gemeldet, Ghulam Nabbi. Dieser ist wegen seiner feinds lichen Haltung gegen den König schon vor einem Jahre hins gerichtet werden. Der Mörder ist der Diener Ghulam Nabbis, Abdul Ahalik, der auch zu allererst als Täter gemeldet worden ist.

Der evangelische Oberkirchenrat hat den Studienanfeffor Dr. Krause wegen einer Rebe bei der Sportpalastkund gebung der Deutschen Christen am 18. November von seinen fämtlichen firchlichen Aemtern suspendiert.

Nach dem ersten Urteil des Marinekriegsrates auf Java erhielten 19 Meuterer des Panzerfreuzers Sieben Bros vinzen" Gefängnisstrafen von 6 bis 18 Jahren, D