Was ist Sozialismus?

Achttägige Kündigungsfrist

Göbbels als Greuel"

117) Göbbels als Greuel"-

Sozialismus der Tat!" Diese stolze Ueberschrift

finden wir im Bölfiſchen Beobachter vom 12. November. Die höflichen Briten und die groben Uebergermanen

Also hat Hitler " doch seine Versprechungen eingelöst, ist der Sozialismus in Deutschland da?- Ja, er ist da! Und wer's nicht glaubt, der lese den Text:

Ein vorbildliches Beispiel für die Artverbun denheit zwischen Unternehmertum und Arbeiterschaft liefert eine Thüringer Firma, die nach der großen Rede Adolf Hitlers an die Arbeiterschaft folgende Bekannt­machung erließ:

Volksgemeinschaft und Werkverbunden. heit zwischen Unternehmern und Arbeitnehmern sind im neuen Deutschland keine inhaltlofen, leeren Begriffe. Der Arbeiter soll seine Arbeit nicht als läftige Lohntätigkeit betrachten, die nur dazu dient, ihm die notwendige Existenzgrundlage zu verschaffen. Er soll mit Freude im Werk schaffen und wissen, daß nicht die Ma­schine, sondern er der wichtigste Faktor eines Betriebes ist. Das bedingt, daß er die Sicherheit hat, nicht von heute auf morgen seinen Arbeitsplaß zu verlieren. Mit sofortiger Wirkung wird deshalb im Benehmen mit der Betriebsvertretung und dem Bezirksleiter der Dent: schen Arbeitsfront für alle Arbeiter der Simsons und Co. Werte Suhl angeordnet? Arbeiter, die mehr als ein Jahr ununterbrochen im Betriebe tätig find, haben Anspruch auf eine einwöchentliche Rün digungsfrist. Für Arbeiter, die mehr als fünf Jahre uns unterbrochen im Betriebe tätig sind, beträgt die Rüns digungsfrist zwei Wochen.

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Berge freisen ein lächerliches Mäuslein wird geboren. Benn der Arbeiter die Sicherheit hat, nicht von heute auf morgen" feinen Arbeitsplatz zu verlieren, sondern wenn eine Kündigungsfrist von ganzen ein oder zwei Wochen voraus­geht, ehe er im Meer der Dauererwerbslosigkeit ertrinkt, dann ist für ihn die soziale Frage gelöst! Halt, doch nicht so einfach: Dieser Segnungen", nicht sofort aufs Pflaster zu fliegen, sind durchaus nicht alle Arbeiter des Betriebes teil­haftig. Erst nach einjähriger Dauerarbeit erreichen sie die be­scheidene achttägige, erst nach fünfjähriger die vierzehntägige Galgenfrist.

Vielleicht aber sieht die Sache noch ganz anders aus:

die Suhler Waffenfabrikation dürfte zu den wenigen Industriezweigen in Deutschland gehören, die zur Zeit in­folge der Hitlerschen Friedens-" politik Hochkonjunktur haben. Will man einfach den Stamm der Arbeiter verhindern, burch Streif diese Konjunktur für sich auszunüßen, indem man Ründigungsfristen nicht für, sondern gegen die Arbeiter einschiebt?"

Was doch alles im dritten Reich" unter dem Deckmantel des Sozialismus" möglich ist.

Bonzen an die Kandare

Nur beamtete Bonzen dürfen das Volk schröpfen! München , 20. Nov. Der Stellvertreter des Führers Rudolf Heß veröffentlicht im Völkischen Beobachter" fol­gende Verfügung:

Parteigenossen, die ein staatliches Amt bekleiden sowie Parteidienststellen dürfen auf eigene Faust teine Verord­nungen herausgeben, die 1. ein Höchsteinkommen der Be­völkerung oder einzelner Bevölkerungsschichten festlegen, 2. das Doppelverdienertum regeln sollen, 3. der Bevölke­rung zwangsweise Abgaben allgemeiner Art über die offiziellen Steuern hinaus auferlegen.

Das Recht, derartige Verordnungen zu erlassen, steht lediglich den zuständigen Behörden zu.

Eintausend Bilder

über den faschistischen Terror, über mißhandelte und gefol­terte Arbeiter, von ermordeten Antifaschisten, von der Bücher­verbrennung, von Ueberfällen auf Arbeiterheime, von der Bertrümmerung und Vernichtung höchster Kulturgüter, aber auch Bilder von dem heldenmütigen, heroischen Abwehrkampf der deutschen Arbeiter und Antifaschisten gegen den Hitler­terror sind ein Teil des Grundstocks des Internationalen Antifaschistischen Archivs. Der erste Aufruf des Weltkomitees für die Opfer des Hitlerfaschismus, der Aufruf zur Unter­stützung eines internationalen Archivs hat den weitesten und stärksten Widerball gefunden. Täglich werden Zeitungen, Ausschnitte, Photos, Zeichnungen usw. eingesandt. Indem das Sekretariat des Weltkomitees für die rege Anteilnahme breitester Kreise und für die Unterstützung des Internatio nalen Archips dankt, verbindet es damit den dringlichen Appell an alle Antifaschisten, zu helfen durch Nachfragen bei ihren Freunden und Bekannten, um alles erreichbare Mate­rial der Vergangenheit zu entreißen und einzusenden an das Internationale Antifaschistische Archiv. Zuschriften und Ein­fendungen sind zu richten an: Placard Nr. 18, 22 rue St. Augustin, Paris 2.

Nazispiel für Kinder!

Eltern, laẞt Eure Kleinen Bomben herstellen! Aus Graz wird gemeldet:

Der 12jährige Schüler Neffelbed, ein Angehöriger der Hitlerjugend , fertigte in der Wohnung des Bäckermeisters Vogelhuber eine Bombe an, die er aus probieren wollte. Die Bombe explodierte vor seitig und riß dem Hitlerjungen alle Finger der rechten Hand ab.

Ein ähnlicher Fall ereignete sich in der Innsbrucker Vor­stadt Pradl. Ein 15jähriger Knabe stellte in An= wesenheit seiner Eltern Schwarzpulver her. Die von ihm hergestellte Mischung explodierte plötzlich. Der Knabe erlitt schwere Verbrennungen am Auge, die feine Erblindung zur Folge haben werden.

Der Kulturfortschritt eines zum raffischen Selbstbewußtsein erwachten Heldenzeitalters zeigt sich nunmehr auch in der Jugenderziehung. Eine Schuljugend, die exerziert und zu Felddienstübungen abgerichtet wird, muß natürlich auch Bomben und Schießbedarf in Natura herstellen können. Gottlob sind die liberalistisch- humanitären Zeiten endgültig dahin, in denen sich ein deutscher Junge durch Laubsägen oder Modellieren dem ihm allein zukommenden Heldenberuf ent­frembete. Der Hitlerjunge fertigt feine Schnißarbeiten, nein, er fertigt Bomben und Explosivstoffe an. Und die Eltern stehen dabei... Daß so etwas mitunter ein paar Glieder foftet, schadet nichts: der Heldentod fann gar nicht früh genug geübt werden.

Sozialdemokratischer Emigrant verhaftet

In Krefeld- Uerdingen wurde von der Staatspolizei der fozialdemokratische Parteisekretär und Geschäftsführer der SPD. in Gelsenkirchen , Jean Brüntint, verhaftet. Brün tint hielt fich feit einigen Monaten in Holland auf und wurde bei einer illegalen Fahrt ins Rheinland ergriffen,

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Höflich, wie die Engländer nun einmal sind, wenn es sich um politische Dinge handelt, hat nun der Heraus­es sich um politische Dinge handelt, hat nun der Heraus Gleichgeschaltete Moral geber des Saturday Review" Herrn Göbbels, der über So wird das deutsche Volk informiert die Veröffentlichung seiner Schreibereien zur national­sozialistischen deutschen Außenpolitik sich so entrüstet hat, eine Antwort zukommen lassen. Dieser hat Herrn Göbbels folgendes telegrafiert:

Wir haben Ihnen für Ihr Rabel zu danken. Er. hielten den Artikel unter Umständen, die uns keine ver nünftigen Gründe zurückließen, die Echtheit anzuzweifeln. Waren der Meinung, daß es von Ihnen in einem einige Monate zurückliegenden Interview gegeben wurde. Be­dauern, außerstande zu sein, die Verbreitung dieser Aus­gabe der Saturday Review" zu stoppen, die bereits über Britannien verstreut ist. Würden aber einen Bericht von Ihnen nächste Woche begrüßen."

Unterschrift: Wendworth, Day- Editore Saturday, Review London .

Das ist doch ganz anständig und nett. Man will so­gar Herrn Göbbels Gelegenheit geben, sich selbst auf feinen ohne sein Wissen in der Auslandspresse veröffent lichten Artikel zu antworten. Mehr kann man doch nicht von Höflichkeit verlangen.

Aber das paẞt nun wieder Herrn Göbbels nicht. Er, der nicht magt, seine Urheberschaft an den veröffent­lichten Dokumenten über die deutsche Außenpolitik ab­zuleugnen, der nur behauptet, die Veröffentlichung durch die Presse nicht gewollt zu haben, läßt nun seine ganze froschmäulige, gleichgeschaltete Pressemeute folgendes froschmäulige, krötenquakige Geschimpfe loslegen:

Man kann nur sagen, daß der Herausgeber der ,, Saturday Review" seiner Verleumdung mit dieser Ant­mort noch die Unverschämtheit hinzufügt, Dr. Göbbels

möge sich in der nächsten Nummer des Blattes äußern.

Bon Bedeutung ist an dieser ganz üblen Brunnen vergiftung der Saturday Review" eigentlich nur die Tatsache, daß es jetzt endlich einmal gelungen ist, einen der Drahtzieher der gemeinen antideutschen Hezze auf frischer Tat zu ertappen. Hoffentlich erkennen die ehr­lich und anständig denkenden Kreise in der Welt an diesem üblen Beispiel, auf welche Quellen die Propa­gierung der antideutschen Stimmung zurückgeht."

Man wird wohl noch erfahren, wann und für went Herr Dr. Göbbels das, was Saturday veröffentlicht, als Interview oder als Aufsatz oder als Denkschrift verfaßt hat. Man darf der Auslandspresse nicht so verübeln, wenn fie in der Wandlungsfähigkeit der deutschen Naziführer nicht so rasch mitkommt.

Die gleichgeschaltete Presse an der Saar leistet sich die Bosheit in diesem Falle, von Greuelpropaganda" zu schreiben. Wir haben gegen diese Charakteristik der Göbbelsschen Propagandamethoden nichts einzuwenden.

R

小学

Im Anschluß an die sensationellen Enthüllungen des Petit Parifien" und der Saturday Reviews" hat die ge­samte gleichgeschaltete Presse das von Herrn Göbbels be­fohlene Dementi veröffentlicht. Sie hat darüber hinaus mit entrüsteten Kommentaren versehene ausländische Pressestim­men zitiert, die die Verlogenheit der veröffentlichten Doku­mente beweisen sollten

Dabei wurde auch die französische sozialistische Zeitung Le Populaire" angeführt und festgestellt( Saarbrücker Zeitung vom 18. November):

" Die Fälschung ist so offensichtlich, daß sie sogar einem Blatt wie dem sozialistischen Populaire". der sicher nicht der Deutschfreundlichkeit verdächtigt werden kann, auf­gefallen ist."

Die Neunkircher Volkszeitung" vom 18. November fügt hinzu, selbst der Populaire" habe zugeben müssen, daß die schaft machten und nicht geschrieben seien für die ausländischen Dokumente den Eindruck einer an die Welt gerichteten Bot Diplomaten. Um seinen Agenten Instruktionen zu geben,

habe Herr Göbbels es nicht nötig, so ausführliche Details mitzuteilen, wie das in den Dokumenten des" Petit Parisien" geschehen sei.

Die braven Leser schlucken das mit Behagen. Wenn selbst eine sozialistische Zeitung schreibt, wie rein und unschuldig. steht dann Herr Göbbels da. Die guten Leute können ja nicht wissen, daß sich die Verantwortlichen" nur die paar Säße herausgepickt haben, die ihnen gefallen haben und das übrige in den Papierkorb wandern ließen. Wir halten es trotzdem der Beachtung für wert und drucken deshalb nach­

stehend die Sätze ab, die den gleichgeschalteten Herren nicht gefallen haben.

Der Berichterstatter des Populaire" schreibt unter dem 18. November:

Ich habe gewisse Borbehalte gemacht, was die Authentizis tät der Dokumente betraf. Trog aller Anerkennung des guten Glaubens meines Kollegen hielt ich es für unwahrs scheinlich, daß der deutsche Minister dieses Dokument vers faßt haben sollte. Ich bin jedoch gezwungen festzustellen, daß die Mitteilungen, die mir aus absolut zuverläffiger Quelle die ich begreiflicherweile geheimhalten muß- zugegangen sind, die absolute Echtheit der fraglichen Dokns mente bestätigen. Also nicht nur die Hintergründe der ganzen Angelegenheit die dentiche Doppelzüngigkeit- sondern auch die Echtheit des Göbbels 'schen Rundschreibens find damit festgestellt."

Der Populaire" hat also in Wirklichkeit das Gegenteil von dem geschrieben, was die Presse- Kulis des Herrn Göbbels behaupten. So werden die gleichgeschalteten Leser be­schwindelt.

Deutsche Volksgemeinschaft

28290021

,, Melde gehorsamst! 1127 Mann

Strnrunzeln

Allzuviel Opponenten

( Inpreß.) Der Tag" bes Hugenbergschen Scherlverlag fordert unverhüllt zu verschärftem Terror in den Gebieten mit hohen Nein- Stimmenzahlen auf, wenn er schreibt:

Die Nein- Stimmen sind in den Kreisen, die eine radikale oder unvölkische Bewohnerschaft aufweisen, naturgemäß dichter gesät. Man kann also grade bei dieser Entscheidung

BERT 1128 Ja!"

über die deutsche Ehre die Zersezungsherde fe ft st ellen, und da stehen Berlin mit 10,5 Prozent Nein- und 16,4 Pro­zent ungültigen Stimmen und Hamburg mit 12,6 Prozent Rein- und 16,1 Prozent ungültigen Stimmen weit an der Spize. Es folgen Leipzig mit 9,8 Nein- und 13 Prozent un­gültigen Stimmen, dann aber überraschenderweise bie agrarischen Bezirke Ostpreußen , Schleswig­Holstein und Mecklenburg mit ie 8,8 Prozent Neinstimmen ( hier find die ungültigen Stimmen mit 2,7 Prozent bzw. 10,2 Prozent und 10,3 Prozent angegeben. Diesen Symp tomen muß unbedingt nachgegangen werden."