Pariser Berichte Berichte
London, 23. Nov. Zur Abrüstungsfrage fagt Preß- Affo ciation, es werde ein Gedankenaustausch durch die Bot Oedipus- Komplex oder Alkohol? schafter und durch Noten erwartet. Aber es sei auch möglich, daß die britische Regierung einen Vertreter mit der Sonderaufgabe betrauen werde, die Hauptstädte der interessierten Mächte einschließlich Deutsch lands zu besuchen.
London , 23. Nov. In einem Leitartikel schreibt Times", es werde täglich deutlicher, daß kein wesentlicher Fortschritt in der Abrüstungsfrage möglich fet, bevor die Fragen der Vertragsrevision fruchtlos so oder so geregelt wären. Solange Deutschlands Wünsche nur mit einem Nein beantwortet würden, könne feine Entspannung Europas erwartet werden. Die britische Regierung habe wiederholt ihre Unvoreingenommenheit in der Frage des Ersatzes des Diktaturfriedens durch einen Verhandlungsfrieden gezeigt, und die italienische Regierung sei noch freimütiger für Revision eingetreten. Es jei begreiflich, daß Mussolini die Verhandlungen nicht nur von der Abrüstungskonferenz, sondern auch vom Völkerbund loszulösen wünsche. Für die Anwendung des des Viermächtepattes spreche, daß Deutschland dazugehöre; dagegen, daß die am stärksten in der Revisionsfrage intereffierten Länder unmöglich Entscheidungen annehmen könnten, die ohne sie getroffen werden.„ Times" nimmt dann den Völkerbund gegen die äußerst bedauerlichen Angriffe" in Schuß, die jezt im Gange feien, und erklärt, die britische Regierung stehe noch immer mit Festigkeit hinter dem Völkerbund. Sir John Simon habe geholfen, die Verhandlungen des Büros zu einem harmonischen Abschluß zu bringen. Er habe den Weg für diplomattiche Verhandlungen vorbereitet und die britische Politik von gewissen Verpflichtungen befreit, die sie vielleicht bei den kommenden internationalen Verhandlungen in der Abrüstungsfrage in ihrer Bewegungsfreiheit hemmen könnten.
Abreise
Genf , 20. Nov. Die Delegationsführer haben heute abend Genf verlassen. Es werden nur die zur Besetzung der beiden technischen Ausschüsse notwendigen Delegierten in Genf zurückbleiben. Diese Ausschüsse, von denen sich der eine mit der Frage der Umwandlung der fontinentaleuropäischen Heeresorganisation und der andere mit dem Problem der Kontrolle befaßt, werden vor der Hand die Beratungen weiterführen.
Zu den von Henderson erwähnten diplomatischen VerhandIungen, die in der Zwischenzeit in die Wege geleitet werden sollen, ist man in Konferenzfreisen noch der Ansicht, daß diefe der Vorbereitung einer Konferenz der Großmächte, auf ber auch Deutschland vertreten sein würde, außerhalb Genfs dienen sollen. Dieser Plan scheint jedoch in den letzten Tagen feine wesentlichen Fortschritte gemacht zu haben.
Henderson bleibt noch in Genf Genf
, 22. Nov. Wie Reuter aus Genf meldet, hat der Präsident der Abrüstungskonferens. Henderson, verlauten laffen, er set bereit, etwa noch 14 Tage in Genf zu bleiben. Man schließt daraus, daß sich doch noch eine Möglichkeit gezeigt hat, in der Frage der Fortsetzung der Abrüstungsfonferenz zu einem Kompromiß zwischen der italienischen und der französischen Auffassung zu gelangen.
nab neben visw
Rüstungs- Schrott
Eine noch jugendliche Amerikanerin, die 42jährige Miß Dorothee, tam mit einem großen, breiten, braunen Sohne nach Europa . Der Junge war 22 Jahre alt, und beide kamen aus Kanada . Der Papa erschien aber nicht auf der Bildfläche.
Mutter Dorothee und Söhnchen, die sehr aneinander hingen, zogen nun in ein Amerikaner- Paradies am großen Stern. Sie lobten sehr die aufmerksame Bedienung und gute Küche und gingen fleißig aus. Schließlich kaufte Mutter Dorothee dem folgsamen Sohne ein Auto.
Mit diesem neuen Wagen heimkommend, richtete aber Patrice das Unheil an. Er stieg vor der Einfahrt in die Garage aus, sah die Mutter auf dem Siß, und was tat er? Haut sie dermaßen ein paar Mal über den Kopf, daß fie in Ohnmacht fiel.
Umstehende Leute waren sogleich bemüßigt, die reiche Frau in eine Klinik zu bringen. Dort jammerte sie sehr, nachdem sie aus der Ohnmacht erwachte, ohne übrigens hef= tiger Schaden gelitten zu haben, und sagte: irgendeinen Grund zu solch schlechter Behandlung könne der Junge nicht gehabt haben.
Patrice, der junge Kanadier , der noch Europens übertünchte Höflichkeit.... usw., war inzwischen mit dem Wagen weggefahren. Niemand wußte wohin. Am andern Morgen fanden ihn die Leute draußen in freiem Feld. Der Motor war eingeschlafen, der Besitzer auch.
Patrice erzählte, er wisse von nichts, er könne sich auf gar nichts befinnen. Wahrscheinlich sei er überfallen worden, vielleicht habe man ihn hierher geschleppt. Wahrscheinlich ist er bloß betrunken gewesen. Man sieht, es gibt noch Sorgen reicher Leute, wenn sie nach Europa kommen.
Im übrigen sind sich die Gelehrten über den Fall nicht einig. Dedipus- Komplex oder Alkohol, das ist hier die Frage.
PELZWAREN
früher
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In Paris gibt es neben anderen Spezialitäten auch ein Restaurant, das durch seinen Käse internationalen Ruf hat. Es gibt hier einen Käse- Keller", wie andere Gastronomen fich eines Weinkellers rühmen. Das Lokal ist nur mit Käse dekoriert, der nach Jahr und Ursprung gekenn= zeichnet ist.
Es gibt nicht weniger als 157 verschiedene Sorten, also beinahe noch mehr Arten der Maccaronis und der Liebe. Schon die Liste der französischen„ crus de fromage" würde einen Rabelais in Erstaunen versehen. Nicht bloß die
bekannteren Räse- Brüder wie Brie und Camembert, Roque fort, Port- Salut, Petit- Suisse und Gruyere geben sich hier ein Rendezvous, auch Coulommiers, Mont- Dore , Cautal, Livarot, Tome, Maroille, Boudon und wie sie alle heißen, duften( wohlverstanden unter Verschluß) um die Wette. Das alte Ballgespräch„ Essen Sie gerne Käse?" tann sich also hier diefen Winter mal wieder austoben. anxi
Die franzöfifchen Großhändler, Exporteure von Schrott, haben aus Gründen der nationalen Intereffen auf ihrer Der Schatz der Tänzerin legten Sigung den Beschluß gefaßt, die Ausfuhr von Schrott nach Deutschland einzustellen und auf deutsche Kaufvorschläge nicht mehr zu antworten. Sie erklärten, daß die Schrotmengen der deutschen Fabrikation von Kriegsmaterial dienen würden.
Die französischen Schrott- Exporteure sind nun sehr verwundert, einen Protest des Comitee des Forges gegen diesen Beschluß zu erhalten, in dem betont wird, daß die gefaßte Entschließung nicht begründet sei und daß die Industrie einen erheblichen Verlust erleiden werde. Wenn das Deutsche Reich, fährt das Comitee des Forges fort, die Schrottmengen, die es benötigt, nicht in Frankreich beschaffen kann, wird es sie in anderen Ländern kaufen.
Zwischenfall Im Oberhaus ,, Man durchlebt schwierige Zeiten"
London , 22. Nov. Im Oberhaus ereignete sich heute in der Eröffnungsfizung ein Zwischenfall, Als der König gerade seine Thronrede beendigt hatte, machte der Abgeord nete der Labour Party Macgovern Zwischenrufe, in denen er die Arbeitslosenpolitik der Regierung fritisierte. Dann wandte er sich an den König selbst und rief:„ Sie sollten sich schämen, und an die Leute denken, die draußen vor Hunger sterben!"
Bei der Aussprache im Unterhaus über die Thronrede kritisierte der Führer der Oppofition, Lansbury , die Negierungspolitik in der Abrüstungskonferenz, weil sie nies mals zum Frieden führen werde. Er bemerkte weiter, die Thronrede enthalte nichts, was der Masse der Bevölkerung und den Arbeitslosen eine Botschaft der Hoffnung bringe. Premierminister Macdonald, der auf Lansbury folgte, wandte sich bald nach Beginn seiner Nede der Außenpolitik zu. Er erklärte, es bestehe fein Zweifel, daß man schwierige Beiten durchlebe. Die heutige Lage in Europa sei eine stadiumweise Fortsetzung der Nachkriegsheit und der Friedensvertäge. Macdonald wiederholte die Entschlossenheit der britischen Regierung, das Werk der internationalen Bufammenarbeit aufrecht zuerhalten. Macdonald bemerkte: Wenn der britische Abrüstungs- Konventionsentwurf angenommen worden wäre, so würde das für die völlige Abrüstung der Welt stark beigetragen haben.
Englisch - französischer Wirtschaftskonflikt.
London , 23. Nov.„ Daily Herald" will wifen, daß der Präsident des Handelsamtes in der Zolltariffrage gestern ein Ultimatum an Frankreich gestellt habe. Wenn nicht in sehr furzer Zeit eine Berständigung erreicht werde, dann werde wahrscheinl'ch Anfana Dezember ein Wirtschaftsfrieg aus. brechen Großbritannien verlange die Aufhebung der fünfscbnprozentigen Sonderabgabe und der sechsprozentigen Bandungsabgabe auf britische Waren. Wenn Frankreich fich unzugänglich zeige, werde die britische Regierung auf fran. zösische Waren antworten.
Die Diamanten, Golbringe und Broschen der Tänzerin Jenny, des einstigen Sternes des Pariser Nachtlebens und der Music- Halls sind versteigert worden. Lebeleute, elegante Frauen Ausländer gaben sich in der Verkaufshalle ein seltsames Erinnerungsfest.
Am höchsten kam ein sehr schöner Diamant von 51 Rarat 75, wie ein Smaragd geschnitten. Schauen Sie, ein kleiner Ring," schrie der Ausrufer. Das Schmuckstück, das die glücklichsten Lichtnächte der Tänzerin verziert hatte, ging für 1 625 000 Franken in die Ferne. Ein zweiter Diamant, der rautenförmig geschnitten ist und 26 Karat 35 wiegt, erzielte 595 000 Franfen. Auch ein Kollier rings voll Edelsteinen hatte Jenny getragen, es ging für 443 000 Franken weg; aber sie hatte noch ein schöneres, mit drei Reihen wunderbaren feinen Perlen, das tam auf 520 000 Franken. Außerdem gab es noch einen großen Smaragden von 40 Karat, der brachte es auf 206 000 Franken.
Die berühmte dunkle Perle, die einst Gaby Deslys trug. wurde auch verkauft. Der Talisman erzielte 76 000 Franken. Und eine Schmucktasche in Gold und Platin, in der Jenny einst alle ihre Kleinodien verwahrte und die fie, als der Schab fort war, hinter den Spangen und Steinen ebenfalls ins Pfandhaus trug, fam auf 8000 Franken.
Insgesamt endete die soziale Romanze aus dem Schatten der Lichtstadt mit einem Erlös von 4 448 600 Franken, zuzüglich 11 Prozent Taren und Gebühren. Da der vorfichtige Schäßer auf dem Mont de Piete nur für etwa 1 500 000 Millionen Pfandscheine ausgegeben hatte, bekommt die ehemalige Königin der Nacht also noch einen schönen Bazen für ihr Geschmeide heraus.
Berichtigungen
Der Film mit der Liebe aus der Markthalle, der im Paramount gezeigt wird, heißt„ Giboulette"( das heißt: Schnittlauch"). Der Film Knock" ist nach dem Drama bes intellektuellen französischen Dichters Jules Ro= mains gearbeitet.( Jules Romains wurde in Deutschland seiner Zeit besonders bekannt durch sein Drama Diktator", das awar in einem politischen Riemandsland spielt, aber doch gewisse Züge der Mussolini - Tragödie trägt.) Der Widerspenstigen Zähmung" in der Comedie Fran caise heißt im Französischen: La Megere apprivoisee"
Wilderer- Tragödie ha
Ronen, 20. November.
In den Wäldern des Grafen d'Harcourt bei Hutans überraschte eine Streife von zwet Gendarmen und einem Waldhüter Wilddiebe beim Weidwerk. Die Wilddiebe schossen, noch bevor die Uniformierten ein Wort gesagt hatten. Ein Beamter erhielt eine volle Ladung Schrot in die Brust und liegt sehr schwer danieder, ein anderer Gendarm wurde in die rechte Schulter und ins Stnie getroffen. Der Waldhitter blieb unverlegt. Die Wilddlebe entflohen. Ein der Wilddieberet verdächtiger Mann wurde verhaftet.
Agha- Mir
Der große Meister des Spiritismus, Agha- Mir, dessen Kraft von den einflußreichsten Zeitschriften der ganzen Welt ancıfannt wurde, hat sich in Paris , 20. Av. Mac- Mahon, niedera gelassen. Ein Augenzeuge, in dessen Gegenwart das Expc.i. ment vorgeführt wucde, erzählt uns:
„ Wir waren allein, ich und er, und keine seiner Gesten ist mir entschlüpft. Der Spiritist' ieß mich allein uno bat mich, cuf vier Papierbogen irgendwelche Fragen zu fchreiben, mas ich auch tat. Dann faltete ich die Bogen zusammen und legte sie vor mich auf den Tisch. Er tritt ins 3immer ein, bleibt einen Meter entfernt vom Tische stehen, figiert die Papierbogen, und dann, Wort für Wort, wiederholt er die Fragen, die ich eben geschrieben. Kaum bin ich vor Erstaunen zur Besinnung gekommen, bat er mich, die Papierbogen aufzuheben, sie niederzulegen und zu öffnen. Ich faltete einen nach dem anderen auseinander und entdeckte mit Erstaunen die Antworten auf meine Fragen. Da keines dieser Papiere vom Spiritisten während der Seance ange= rührt wurde, fann man sich leicht die Vorstellung von seiner offulten Kraft bilden."
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