Als Lubbe auspackte
Eine Ergänzung
Effen? Stimmt es, daß ihm mit dem Essen zugleich auch die Medikamente eingegeben wurden, die ihn in dem ganzen Prozeß bisher behinderten und hemmten, die die Ursache waren, daß er den Kopf bis zwischen die Knie hängen ließ, daß er die Herrschaft über seinen Körper verlor?
Lubbe hat vielleicht unbewußt mit diesem letzten Saz in
über sein ganzes bisheriges Verhalten. Aber, wie gesagt, im offiziellen Reichstagsbrandbericht war davon nichts zu lesen. Wir mußten es daher heute nachtragen.
gefehen haben. Popoff habe dann noch so etwas von der Roten Hilfe. Rotfrontfämpferbund usw. geäußert. Die Frage bes Reichsanwaltes Parrifius, ob der Zeuge die Mitteilung Popoffs so aufgefaßt habe, daß er tatsächlich in der Roten Silfe gewesen set, wird von dem Zeugen Weinberger bejaht. Auf eine weitere Frage des Reichsanwaltes gibt der Zeuge beski zu ermitteln, bei der er gewohnt habe. Er wisse nur noch die Telefonnummer, habe aber die Hausnummer vergeffen. Der Beuge sollte durch seine Frau Frau Sobezzki wissen lassen, die von Popoff in der Wohnung vorhandenen Aufzeichnungen zu beseitigen. Er habe aber diese Bitte nicht erfüllen können.
Lubbe war am Donnerstag im Reichstagsbrandprozeß plötzlich aufgesprungen und fing an, erregt und leidenschaft der Donnerstagverhandlung den Schleier gelüftet noch an Popoff habe ihn gebeten, die Adreſſe der Frau Solich zu reden. Quintessenz dieser Erregung war: Er will Schluß haben mit dem Reichstagsbrandprozeß, mit den Verhandlungen einmal in Leipzig , dann in Berlin , dann wieder in Leipzig , er will verurteilt sein. Nur er habe den Reichs tag angesteckt, von anderen weiß er nichts. Torgler und die angeklagten Bulgaren fennt er nicht. Die seien nicht be. teiligt. Das sagt alles Lubbe schnell und lebhaft auf holländisch. Das Gericht ist verðugt, fein Ueberfeber hat Mühe ihm zu folgen. Am Schluß seiner plötzlichen Rede aber ruft Lubbe aus:„ Verurteilen Sie mich! Verurteilen Sie mich zum Tode oder zu 20 Jahren Zuchthaus, wie Sie wollen, aber machen Sie Schluß."
Dies alles und noch mehr führte Lubbe aus, was in dem offiziellen Bericht über den Reichstagsprozeß vom Donners tag leider der deutschen Leserschaft nicht genügend mitgeteilt worden ist. Einiges davon war jedoch Freitagabend von der Schallplatte des deutschen Rundfunks durch Radio zu hören. Wir sehen uns daher veranlaßt, auch noch andere Momente aus der Donnerstagsigung, die auch nicht genügend durch die offizielle Berichterstattung berücksichtigt wurden, hier festzuhalten.
Auf eine 3 wischenbemertung Dimitroffs, Lubbe habe nun schon hundertmal, aller Wahrscheinlichkeit zuwider, gesagt, er habe den Brand allein gelegt, wirft Lubbe aufgeregt dazwischen:
" Hundertmal habe ich es nicht gesagt, aber heute sage ich es mit aller Bestimmtheit, glauben Sie mir doch!"
Der Vorsitzende meint zu Lubbe, er fönne ihm jetzt schon verraten, daß feiner der Richter daran glaube, er habe den Brand allein gelegt. Je länger der Vorsitzende seine Zweifel äußert, desto mehr beharrt Lubbe darauf, teine kom. plicen gehabt zu haben. Vergeblich versuchen der Vorfitzende und der Oberreichsanwalt, indem sie zu Fragen Zuflucht nehmen, die wahre Fallen sind, Lubbe zu weiteren Aussagen über die Mittäterschaft zu veranlassen. Lubbe er weist sich als der aufgeweckte junge Mann, als der er von feinen Bekannten geschildert wurde und dem der Lubbe der ersten acht Verhandlungswochen nicht mehr gleicht.
Dimitroff zu Lubbe:„ Wenn Sie Ihre Mittäter nicht nennen wollen, fönnen Sie vielleicht sagen, warum Sie den Brand gelegt haben?"
Rubbe:„ Darüber habe ich mir nicht richtig Rechenschaft abgelegt; ich wußte nur, daß etwas geschehen sollte." Dimitroff :„ Sie erklären sich also allein schuldig?" Lubbe:„ Ja, die Schuldfrage, daß ist etwas anderes!" Dimitroff stellt dann in einer längeren Ausführung in etwas getarnter Form die folgende These auf: Lubbe sei das Werkzeug von Feinden der KPD. gewesen und von diesen gedungen worden, den Brand, der von Leuten, die Lubbe nicht unbedingt zu fennen brauchte, vorbereitet worden war, anzuzünden. Troy Protest des Vorsitzenden, stellt Dimitroff dann Lubbe zu seiner These die Frage:
„ Etwa so hat sich die Sache abgespielt, nicht wahr?" Lubbe:„ Nein. Ich hatte keine Verbindungen weder mit Rommunisten, noch mit Nationalsozialisten. Alles was hierüber behauptet wurde, ist unwahr. Ich habe den Brand allein gelegt. Das Drum und Dran ist allerdings etwas kom plizierter!"
Was er darunter verstand, konnte nicht recht zur Geltung kommen. Vorsitzender und Oberreichsanwalt griffen ein und versuchten Lubbe seine frühere Aussage vorzuhalten. Der Verteidiger Dr. Sad ersuchte aber, Lubbe fret reden zu lassen. Noch einmal wird alles besprochen, was dem Reichstagsbrand voranging. Als man bei der Naziversammlung in Charlottenburg anlangte, sagte dann Lubbe, er set nach Deutschland gekommen, weil er gehört habe" Daß die Nationalsozialisten etwas vor hatten".-
Ein anderes Mal stellt Dimitroff Lubbe die Frage, ob er die Anklageschrift gelesen habe. Und als Lubbe bies bejahte, ob er sie auch verstanden habe, worauf Lubbe antwortet:
" Nicht ganz. Ich habe nicht verstanden, warum der Brand als ein Signal ausgelegt wurde."
Hier kommt es zu dem scharfen Zusammenstoß zwischen Dimitroff und dem Vorsitzenden, weil letterer Rubbe darüber befragen wollte, ob er denn wisse, welche Heße nach dem Brande gegen die KPD . losgelassen wurde.
Ein anderes Mal:
Punkt für Punkt widerlegt dann Lubbe die Behaup tungen der sichersten Beugen der Anklage, der Hellmer, Grothe und Konsorten. Er bestreitet entschieden, je einmal im Bayrischen Hof " gewesen zu sein, einmal in einer fommunistischen Funktionärversammlung in Düffels dorf gewesen zu sein, seine Mitangeklagten gekannt zu haben, vor dem Brande einmal im Reichstag gewesen zu sein oder eine Unterredung mit Torgler gehabt zu haben, oder gar eine Rifte mit Taneff im Reichstag herumgetragen zu haben, daß er sich als holländischer Kommunist ausgegeben habe.
Das alles bestreitet Lubbe.
Fortsetzung aus Nummer 133.
Zeugen um die Bulgaren Dimitroff will die Anklage kaput schlagen nicht den Oberreichsanwalt
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Der nächste Zeuge, der Elektromonteur Meyer, war fommunistischer Literaturobmann in derselben Organisa tionszelle mie Grothe. 1931 set er aus der Partei ausge treten, weil er das Zettelankleben und die Versammlungssprengungen nicht mehr mitmachen wollte. Zu der ihm vor gehaltenen Aussage Grothes, daß Meyer in einem Lokal bes Roten Frontkämpferbundes im Februar d. J. fich im Alarms zustand befunden habe, sagt der Zenge: Wenn Grothe das gesagt hat, dann hat er die Unwahrheit gefagt! Von einem Alarmzustand des Rotfrontkämpferbundes will der Zeuge nichts gewußt haben. Er habe diesem Bund auch nicht ans gehört. Auf eine Frage des Oberreichsanwaltes bestätigt der Zeuge, daß ihm die Parole Schlagt die Faschisten, wo ste trefft" bekannt war.
standen?
Der Vorsitzende hält dann dem Angeklagten Popoff die einzelnen Aussagen des Zeugen Weinberger vor. Zunächst wird die Frage des Devisenvergehens behandelt. Popoff erklärt, er habe nichts ähnliches zu Weinberger gesagt. Auch über die Dorotheenstraße will er mit keinem Wort zu Weinberger gesprochen haben. Popoff wird dabet ziemlich erregt und erklärt, er sei empört darüber. Er habe bisher immer erklärt, daß er niemals in der Roten Hilfe gewesen sei und ausgerechnet solle er nun dem Gefangenen das erzählt haben. Bors. Hat er den Zeugen gefragt, ob er dem Unter suchungsrichter seine Adresse angeben soll? Popoff: Kein wahres Wort. Vorf.: Dann ist es wohl auch nicht wahr, daß er ihn gebeten hat, seine Papiere und Notizen vernichten zu lassen? Popoff: Auch daß ist voll. ständig unwahr.
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ruft aus: Das ist ja unerhört, daß Popoff mich jetzt Lügen Der Zeuge Weinberger wendet sich erregt zu Popoff und straft! Ich weiß es ganz genau, daß er mir das gesagt hat, und zwar zwei Tage vor meinem Hauptprüfungstermin, bei bem ich meine Frau sehen sollte.- Als der Angeklagte Dimitroff halblaut wiederholt Bemerkungen macht, verbittet sich der Borsißende dies energisch und droht Dimitroff erneut schärffte Maßnahmen an.
Reuge Meyer: Wir haben in unferer Belle darüber diskutiert und haben gesagt, daß diese Parole sehr unglücklich gehalten sei. Wir haben darüber diskutiert, daß der Beraus. Die Nazi- Zeugin mit den ,, Ideenverbindungen" geber dieser Parole schließlich die Bearbeitung der Nationalsozialisten meine.
Borsigender: Haben Sie sonst im Leben schon einmal gehört, daß man unter schlagen" ein Bearbeiten durch über zeugende Worte versteht?
Der Zeuge schüttelt den Kopf, und der Vorsitzende erklärt: Ich auch nicht!"
Dimitroff : Ich möchte z. B. die Anklage kaputtschlagen und das bedeutet für mich auch nicht, daß ich den Oberreichss anwalt totschlagen will.( Seiterkeit.)
Der Vorsitzende erwidert dem Angeklagten, daß er ja eine fo eigentümliche Ausdruckswetse" haben möge.
Aschinger- Kellner treten auf
Es folgen dann die Zeugenvernehmungen über die von den Angeklagten Taneff und Popoff behauptete Anwesenheit im Aschinger- Lokal in der Potsdamer Straße am Brandabend zwischen 7 und 9 Uhr. In den letzten Tagen hatte in Berlin nochmals eine Gegenüberstellung Popoffs und Taneffs mit den Kellnern stattgefunden. Darüber äußert sich heute Kriminalassistent syna ft. Die beiden Angeflagten feien insgesamt sieben Rellnern einzeln gegenübergestellt worden. Die Angaben der Angeklagten seien aber durchaus unsicher gewesen.
Auch die heute vernommenen Kellner Dombed, Bor. chert und Ma ch mar können sich nicht erinnern, am Brandtage Popoff und Taneff im Lokal gesehen zu haben.al Vor der Mittagspause wurde dann noch der Koch Kraus
von der Aschinger- Filiale am Bahnhof Friedrichstraße ver nommen. Nach Aussage des Zeugen famen Torgler und Koenen am Brandabend zunächst allein, und zwar zwischen 8.15 und 8.30 Uhr. Auf den Vorhalt, daß es nach anderen Zeugenaussagen später gewesen sein müsse, erklärt der Beuge, er habe um halb 9 Uhr bereits Dienstschluß gehabt. Der Oberreichsanwalt fragt den Zeugen, ob der verstorbene Kellner Stübling eines natürlichen Todes gestorben sei. In irgendeiner ausländischen Emigrantenzeitung finde sich die Behauptung, Stübling wäre umgebracht worden, weil er ein lästiger Zeuge sei. Kraus erklärt dazu, er habe gehört, daß Stübling wegen Familienstreitigkeiten Selbstmord begangen habe.
Noch ein Zuchthäusler als Zeuge der Anklage
Nach der Bause wird der Zeuge Weinberger aus der Straf haft vorgeführt, der wegen Bestechung zu zwei Jahren Gefängnis verurteilt worden ist. Der Zeuge batte feine Belle in Berlin neben der des Angeklagten Popoff. Während der Haft hat er wiederholt Gelegenheit gehabt, mit Popoff zu sprechen. Popoff habe ihm seine Unschuld beteuert und wiederholt geäußert, daß er mit der Brandstiftung im Reichstage nichts zu tun habe. Er habe aber die Befürchtung geäußert, daß er wegen Paßvergehens, wegen Devisenvergebens und vielleicht auch wegen Hochverrats bestraft werden könnte. Auf die Frage des Zeugen, was er in Deutschland tue, habe Popoff erklärt, er studiere hier die Wirtschaftslage. Im übrigen sei er nichts weiter als Kommunist. Ueber das Devisenvergehen foll Popoff gesagt haben, daß er einige tausend Dollard ins Ausland geschickt habe. Woher Popoff das Geld hatte und wohin er es schickte und zu welchem Zweck, danach habe der Zeuge nicht gefragt.
Der Zeuge Weinberger befundet weiter, er habe zu Popoff gesagt, daß er einen sehr schweren Stand haben werde, denn niemand werde ihm seine Angaben über seinen Berliner Aufenthalt glauben. Darauf habe Popoff erwidert: Aus. gerechnet muß mich gerade jemand in der Dorotheenstraße
fragt:„ Warum haben Sie aber nicht früher gesprochen, Brauner Alltag
warum haben Sie nicht protestiert, als Ministerpräsident Göring uns hier der Brandstiftung bezichtigte( er zeigt seine Mitangeklagten fommunistischen Kollegen) und erflärte, wir gehörten an den Galgen?"
Diese Frage beantwortet Lubbe ausweichend und murmelt nur etwas vor sich hin von einem„ richtigen Prozeß", den man gewollt oder gewünscht habe.
Alio den richtigen Prozeß" hat dieser Lubbe gewünscht. Er wollte als seld gelten, und nun hat man ihn, den Anarchisten und Wirrtopf, um diese Glanzrolle gebracht. Nicht nur der ganze Prozeßvorgang, nicht nur die Verschie bung der Anklage auf die Kommunisten, durch deren Mits anklage er von der Prozekführung sich in den Hintergrund gedrängt fühlt, find die Ursachen von Lubbes Hemmungen. Ganz am Schluffe padt er aus: Er protestierte nämlich
dagegen,
daß man ihn überfüttere und zwinge, bis fecha ma' im Tage zu essen. Das sei doch nicht normal. Mit einem Satz hat Lubbe sein ganzes Verhalten im Reichstagsbrandprozeß largestellt. Man zwingt ihn 6um Essen ! Warum zwingt man ihr zum
Aus Berlin wird dem„ Neuen Vorwärts geschrieben:
In der letzten Zeit ist es wieder mehrfach vorgekommen, daß bekannte frühere SPD .- Funktionäre, die nich: das geringste mit illegaler Arbeit zu tun haben und dafür auch denkbar ungeeignet wären, verhaftet und verhört wurden. Teilweise sind bei diesen Verhaftungen wieder SA.- Leute in Funktion getreten. In einem besonders schlimmen Fall hat man einigen älteren Genossen zur Pflicht gemacht, dafür zu sorgen, daß in ihrem Bezirk alle illegale Arbeit aufhört. Für den Fall, daß die illegale Arbeit weitergeht, hat man ihnen mit dem Ronzentrationslager gebroht.
Von Terrorfällen sind neuerdings foigende bekannt geworden: Der frühere Oberpräsident& alt( 50 Jahre alt Demokrat, alter Berufsbeamter) war 5 Wochen in Schuh Gaft. Er ist von SS .- Leuten, in deren Haft er anfangs in der Voßstraße rear, furchtbar geschlagen worden. Auch Wer ner Hirsch . befannt als früherer Mitarbeiter Thälmanns,
Als nächste Beugin wird Frau Küßner vernommen. Die Zeugin hat am 27. Februar abends einem Vortrag im Na tionalen Klub gegenüber dem Reichstagsgebäude beigewohnt. Der Vortrag begann um 8.45 Uhr. Die Zeugin ist etwas verspätet eingetroffen und gegen 9 Uhr oben im Klub gewesen. Ich war ungefähr, so erklärt sie, 50 Meter vom Portal 2 entfernt, als ich bemerkte, daß die Tür geöffnet wurde. An dem Portal war ein weißes Schild angebracht, und ich konnte deutlich sehen, wie dieses Schild nach innen schwenkte, als der eine Türflügel aufging. Mir fiel nun auf, daß ein Herr aus dem Reichstag herausfam, sehr schnell die Stufen heruntersprang und in schnellem Tempo in Richtung Krolloper ging. Er ging hastig mit großen Schritten. An die Figur des Mannes fann ich mich nicht genau erinnern. Als ich nachher beobachten konnte, wie van der Lubbe abgeführt wurde, glaubte ich, das sei der Mann gewesen. Das war aber nur eine Ideenverbindung von mir, und die Bemerkung stützte sich nicht auf genaue Beobachtung seiner Perfon. Auf Aufforderung des Borfißenden steht der Angeklagte Popoff auf, die Zeugin sieht ihn an und sagt, sie könne nicht unter ihrem Eid sagen, daß der von mir gesehene Mann die Figur Popoffs gehabt habe.
Nach einer furzen Vernehmung der Stenotypistin Rirst, die in der sozialdemokratischen Reichstagsfraktion tätig war, wird die Verhandlung auf Samstag vertagt.
Ein Brief Dimitroffs
Er erwartet seine Mutter
Man stellt und folgenden Brief Dimitroffs an den bul garischen Rechtsanwalt Detscheff zur Verfügung: Name des Briefschreibers:
G. Dimitroff
Gef. B. Nr. 4995
( Bei allen Sendungen anzugeben)
Bieber Herr Detscheff!
Ich habe das Telegramm aus Prag , das Telegramm aus Paris und den Brief vom 25. Oktober dankend erhalten. Herr Dr. Teichert hat mir die in Ihrem Briefe erwähn ten Dokumente noch nicht übergeben, aber ich hoffe, daß er das tun wird, sobald er sie bekommen hat. Ich konnte ihn gestern darüber nicht mehr sprechen, weil ich leider wieder einmal von der Sigung„ beurlaubt" war.
Ich würde mich sehr freuen, wenn wirklich meine Mutter hierher kommen kann. Ich habe sie genau 10 Jahre schon nicht mehr gesehen. Befürchte aber sehr für ihre Gesundheit bei einer so langen Reise bei dem herrschenden jetzt schlechten Wetter. Sie ist ja über 70 Jahre alt!
Ich wäre sehr dankbar, wenn Sie mir auch eine gute deutsch - französische oder bulgarisch - französische Grammatik schicken fönnen sowie einen guten französischen Roman, oder noch beffer irgend welche intereffante französische Memoiren. Der Prozeß wird aller Wahrscheinlichkeit noch lange dauern und ich möchte gerne die Zeit auch für gewisses weitere Erlernen der französischen Sprache nach Möglichkeit ausnüßen.
Mit besten Grüßen
tit im S.- Lager in Brandenburg furchtbar zugerichtet worden.
Ueber die Stimmungen in der SA. unterrichten folgende Vorfälle aus der letzten Zeit: Der Motorsturm Danziger Straße follte zu einer Uebung antreten. Etwa die Hälfte blieb weg. Ihren Sohn dafür erhielten die Wegcebliebenen in der General- Papestraße( der berüchtigten Marterhölle der SA.) ausgezahlt. Im Sturm Choriner Straße hat ein Führer Selbstmord verübt. Den Mitglieden wurde untersagt, Trauerflor anzulegen.
Bei der letthin in Raulsdorf veranstalteten Fahnenweihe des Stahlhelms fam es zu Auseinandersetzungen zwischen Stahlhelm und Kriegerverein einerseits und SA. ondererfeits. Die SA. wurde an die Luft gefeßt.
Bei der Verpflichtung neuer Stahlhelm- Mitglieder wurde diesen gefagt: Ihr habt für die Aufrechterhaltung der OrdKräfte bereit fein, die sich in wachsendem Maße bolicherung zu forgen. Ihr müßt dabei auch zum Einsatz gegen mistischer Methoden bedienen."
Im Anschluß an das allgemeine Verbot des Liedes Sieg reich wollen wir Frankreich schlagen", sind der SA. und SS. besondere Vorschriften zugegangen, nach denen überhaupt nur noch Rieder gefungen werden dürfen, die im Auslande feinen Anstoß erregen.