Zwischen Filzhut und Stahlhelm

Lesefrucht zur Biografie des deutschen Volkskanzlers

Soeben ist das Buch Sprengstoff" von Friedrich Wilhelm Heinz durch die Hitlerregierung verboten worden. Es ist schon im Jahre 1930 im Frundsberg- Verlag G. m. b. S., Berlin , erschienen. Um zu zeigen, warum dieses Buch eines früheren Intimen aus Hitlers Umgebung verboten ist, zitieren wir zwei Stellen über verunglückte Putschversuche des militärischen Komödianten Hitler:

1. Mai 1923

Hitler batte der Reichswehr ein Ultimatum" gestellt, daß er mit Gewalt gegen die" Roten " vorgehen werde, wenn man diesen den Maizug gestatte. Auf der Theresienwiefe hatte Hitler seine Truppen aufgestellt. Was sich nun abspielte, wird von dem Augenzeugen so geschildert:

" Am Samstagmorgen tamen wir in München an, wurden eingefleidet in der Brinz- Arnulf- Kaserne, schliefen in Mann­schaftsstuben, erhielten Waffen. Alles im Schuß. Die Offi­ziere wiegelten auf. Ein Herz und eine Seele. Abends sprach Adolf Hitler . Voller Leidenschaft. Schwur zum Schluß:" Der Weg der roten Wraidemonstration geht nur über meine Leiche!" Er hätte den Mund weniger voll nehmen sollen, der

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Gute. So etwas kann man einmal in seinem Leben sagen. Dann hat man die verdammte Pflicht und Schuldigkeit, es zu halten. Tut man das nicht, ist man ein politischer Hans­wurst. Doch weiter: Um fieben Uhr morgens standen wir angetreten auf dem Ererzierplatz Oberwiesenfeld. Min­destens fünftausend Mann. Stahlhelm. Gewehr bei Fuß. Maschinengewehre aufgebaut, ein paar Batterien... Sitler fuhr an. Gummimantel, Filzhut. Auf der Theresienwiese versammelten sich die Noten. Warteten ab. Hitler , plötzlich im Stahlhelm, verkündete:" Wir marschieren!" Wir traten auch an, aber kein Marschbefehl fam. Reichswehroffiziere famen und putschten uns auf:" Los doch!" Hitler hielt eine Volksrede. Um zehn Uhr fing die Reichswehr an, ein lächer­lich dünnes Drahtverhau um uns zu ziehen. Sie lachte uns aus. Die Roten zogen los. Fahnenschwenkend in die Stadt. Hitler hatte den Filahut wieder aufgefeßt. Um zwölf Uhr wurde das Drahtverhau teilweise aufgerollt. Alles lag herum, fluchte, schimpfte. Plößlich wieder: Heil Hitler!" Adolf wieder im Stahlhelm. Neue Volksrede, Um zwei Uhr gab es Effen. Das Drahtverhau schloß sich. Hitler feste den Filzhut auf. Um fünf Uhr fam er nochmals im Stahlhelm an. Brüllte heiser: Die Roten sind in der Stadt!" Die Reichswehr hatte uns Helden inzwischen richtig erkannt und ihr Drahtverhau geschlossen. Hitlers vielgeplagter Schädel betam endlich Ruhe. Das Filzhütchen auf, brauste er los, jeder Zoll ein Mussolinski... Wir ab wie die Sträflinge." 9. November 1923

... Ist Hitler zu erreichen?" wollte Stein wiffen. Fried­mann grinste:" Der hat sich als erster auf den Bauch ge= worfen, daß er sich die Beine verstaucht hat. Dann hat er sich in seinen roten Fiatwagen geschwungen und ist abgebauen." Ist das wahr?" fragte Georg scharf. Friedmann nichte. Da fann man eben nir dran machen!" spottete er. Ehrhardts Vertreter, Kapitänleutnant Kautter, erschien und ergänzte Friedmanns Bericht: Ohne jede Sicherung hat Hitler seine Leute ins Feuer geführt. Nichts war vorbereitet. Er wußte überhaupt nicht, was er wollte. Als es dann knallte, hat sich der größenwahnsinnige Adolf verkrümelt. Kein Mensch weiß, wo er steckt. Seine Leute hat er einfach im Stich gelassen. Revolution mit dem Maul( Sperrung im Orginal)! Haben Sie jemals von ihm es anders erwartet?"

Das Neueste

Reichstagsabgeordneter und Präsident der Landesbanerna fammer Bayern Artur Holzmann ist in das Landwirtschafts= minifterium berufen worden. Ein Ueberflüssiger mehr an der Futterkrippe!

Der blutige Ueberfall eines polnischen Straffommandos auf deutsche Bürger in Graudenz hat zwei weitere Todes­opfer gefordert, so daß sich deren Zahl auf drei erhöht.

Auf der Zeche Mont Cenis bei Herne , in der vor kurzem ein Grubenbrand ausgebrochen war, fand die Ablösung die beiden an der Brandstelle als Wache aufgestellten Sauer tot vor, die beide trop der Gasschußgeräte erstickt sein müssen.

Im städtischen Gaswert in Neustrelik wurde beim Aba bruch einer Anlage, die plöglich zusammenbrach, ein Arbeiter getötet und zwei schwer verlegt.

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Der Festsaal des Kasinos in Nizza ist ein Raub der Flam: men geworden. Man vermutet Brandstiftung .

Der schweizer Bundesrat hat Hellmut v. Gerlach, der am Freitag in einer Bersammlung der Jungsozialisten richs über den Reichstagsbrandstifterprozeß hätte sprechen sollen, die Bewilligung zur Einreise nach der Schweiz nicht erieilt, nach dem Grundsatz, daß politischen Flüchtlingen in der Schweiz politische Betätigung untersagt ist. Die Ber sammlung findet deshalb nicht statt,

Auf der Strecke Besancon Belfort fuhr Freitag abend ein Arbeiterzug auf einen plöglich abstoppenden ande­ren Arbeiterzug auf. Bei dem Zusammenprall wurden mehrere Wagen zertrümmert. 30 Arbeiter sind verletzt wor= den. Fürf wurden mit schweren Berlegungen ins Krankens hans von Montbeliard eingeliefert.

Außenkommissar Litwinow wird sich heute an Bord des Dampfers Conte di Savoia" einschiffen. Nach seiner Ankunft in Italien will er Mussolini einen Besuch abstatten.

Westfällscher Brief

Wahlfreiheit"

In der westfälischen Kleinstadt Gütersloh trug sich am Wablsonntag( 12. Nov. 1983) folgendes zu: Nach Wahlschluß holten SA.- Leute eine ganze Anzahl Männer, die threr Wahlpflicht nicht nachgekommen waren, mit Gewalt aus thren Wohnungen. Dann wurde jedem im Parteilokal der NSDAP , ein großes Schild umgehangen mit der Aufschrift: Ich habe nicht gewählt! Ich bin ein Landesverräter!" Unter Gelächter und Gebrüll des fanatisierten Nazimob und unter Rufen: Hängt sie auf!", wurden sie durch die Straßen ge­führt. Zuvor mußten sie jedoch noch wählen. Sehr viele dieser Nichtwähler gehörten der Religionssette ernster Bibel­forscher an.

Wie man Geld erpreẞt

Bekanntlich haben die Nazis eine eigene Geldlotterie auf­gemacht. Den Losvertrieb haben sie sehr einfach organisiert. Jede Ortsleitung bekommt eine bestimmte Anzahl zuge= wiesen, die sie unterbringen muß. An der Anschlagetafel des Georgichachtes bet Stadthagen ( Schaumburg- Lippe ) wurde vor etwa 14 Tagen u. a. der Belegschaft eröffnet, daß jeder bei der nächsten Löhnung ein Los erhalten würde. Der Be­trag wurde vom Lohn abgehalten. Wer keins baben wolle, müffe sich auf dem Kontor persönlich melden.-

Die Löhne der Zigarrenarbeiter

Von den Lohnrückgängen im Hitlerdeutschland sind die der Bigarrenarbeiter wohl als am fatastrophaliten. Unter den vorhitlerischen Regierungen, also während der Zeit der so­genannten Mißwirtschaft, schwankten die Wochenlöhne zwischen 26 und 35 RM., und heute zwischen 7 bis 9,50 RM. Heimarbeiter erhalten bei 12stündigem Arbeitstag, wobei die Frau und Kinder noch mithelfen müssen, höchstens 13 RM. in der Woche. Es ist also leicht erklärlich, daß in den Zi­garrenarbeiterdörfern bei der leßten Wahl prozentual die meisten Nein bzw. ungültigen Stimmen abgegben wurden, und zwar bis zu 30 Prozent( Bez. Lübbecke, Westf.)

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Zum Wahnsinn gefoltert

Dem Wiener Morgen" ist es gelungen, Nachrichten aus dem Polizeigefängnis bei der Frauenkirche in München zu erlangen, die wieder einmal den ganzen Schrecken der deutschen Gefängnisse offenbaren.

Alle Gefangenen," schreibt der Morgen", weisen zum Teil entfeßliche Verlegungen auf, die ihnen durch Prüge­leien der SA. zugefügt worden sind... Am ärgsten sind wohl die Verlegungen, die der Verlagsbuchhändler Hruzky aus Innsbruck davongetragen hat. Der Mann, der ein industrielles Handbuch vertreibt, war mit seinem Sohn nach München gekommen. Dort wurde er auf der Straße als angeblicher Freund des Sicherheitsdirektors von Tirol, Dr. Steible, erkannt und, obwohl er Steidle nur flüchtig fennt, von der österreichischen SA. in das Stand­quartier dieser Truppen, dem Hotel Römischer Kaiser", ge­bracht. Im Hotel mußte fich ruzky ausziehen und wurde von den SA.- Leuten mit Gummifnüppeln verprügelt. Man schlug ihn besonders auf die Handrücken und auf den Kopf, so daß er schwere Schwellungen und offene, blutende Wunden davontrug... Ein grauenhaftes Bild des Jammers bietet ein Tiroler, der schon seit dem 19. März in Einzelhaft im Polizeigefangenenhaus gehalten wird. Der Mann ist von ausgestandenen Qualen wahnsinnig geworden. Mit ftierem Blick schaut er auf die Wände, struppig wachsen im Bart- und Kopfhaare... Obwohl man es jebt mit einem offensichtlich Geistesfranfen zu tun hat, wird der Unglück­liche nicht aus der Saft entlassen... Diese SA.- Männer fennen in ihrer Grausamfeit feine Grenzen...."

Nach einer Meldung des Echo de Paris" aus Toulouse banen die Latecoere- Werke gegenwärtig das Riesen= wafferflugzeug Late 520", das mehr als 70 Fahrgäste aufnehmen tönne und mit dem modernsten Komfort ausgestattet werden solle. Die Maschine werde vier Motoren au je 1000 PS erhalten, sein Aktionsradins betrage 1065 Kilometer. Es werbe 220-260 Kilometer in der Stunde zurüdlegen fönnen. Die Judienststellung sei für das Früh jahr 1985 vorgesehen. Das Echo de Paris" behauptet, daß der Bau dieses Flugzenges als eine Antwort auf die Tätig teit ber beutschen Flugindustrie und dem Bau des Do X zu gelten habe.

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Dies Buch enthält auf ca. 120 Seiten eine bisto­risch- kritische Darstellung des nationalsozialisti­schen Staatsstreichs in Deutschland , seiner Ge­schichte und seiner Technik.

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