Jan Severin:

Rettung des deutschen Bauern"

Adolf Hitler hat im Laufe der letzten Monate mehrfach erklärt, daß er von den Problemen der Volkswirtschaft nichts verstünde. Das war allerdings nicht immer so, denn kurz vor seiner Machtergreifung und unmittelbar nach seiner Be­rufung zum deutschen Reichskanzler stellte er nicht nur ein, sondern sogar zwei Wirtschaftsprogramme in Aussicht. Jedes sollte nach seinen damaligen Erklärungen vier Jahre in An­spruch nehmen. Das erste sollte sich mit der Rettung des deutschen Bauern", das zweite mit der Rettung des deutschen Arbeiter 3" befassen. Diese merkwür­dige Reihenfolge ist denjenigen, die nicht mit dem Blute, sondern mit dem Kopfe denken, niemals recht verständlich geworden, da es sich in Deutschland um ein Land handelt, das nach den Berechnungen der führenden und nicht gleich­geschalteten Statistiker und Wirtschaftswissenschaftler zu 66 bis 75 Prozent auf die industrielle Produktion und zwar vornehmlich auf den Export, also auf die Tätigkeit des deut­schen Arbeiters angewiesen ist. Die von Hitler in seinem ursprünglichen Acht Jahresprogramm aufgestellte Reihenfolge mag mit der berühmten Bindung von Blut und Boden ", also mit Dingen zusammenhängen, die sich der Urteilskraft eines einfachen Nationalökonomen schlechter­dings entziehen. Wahrscheinlich kommt man aber auch mit den gewöhnlichen Mitteln des Verstandes und der Logit den Ursachen dieser von Hitler aufgestellten Reihenfolge, die die Bekämpfung der Agrarfrise derjeniger der industriellen Ar­beitslosigkeit voranstellt, dann näher, wenn man berücksich­tigt, daß die Partei Adolf Hitlers ihre wichtigsten Wahl­erfolge stets bei der landwirtschaftlichen Bevölkerung erzielt hatte und daß man sich also wenigstens in den ersten Mona­ten einer erst später zu stabilisierenden Herrschaft darüber tlar war, daß man vor allem die landwirtschaftliche Bevölke= rung bei guter Laune erhalten müsse.

Diese landwirtschaftliche Bevölkerung in Deutschland wird von dem Hitler- Regime ftets unter der mehr poetischen als wirtschaftlich und soziologisch richtigen Bezeichnung des deutschen Bauern zusammengefaßt.

In Wirklichkeit sind die Intereffen des eigentlichen Bauern in Deutschland denen des hauptsächlich Getreide erzeugenden ost deutschen Großgrundbesizes diametral ent= gegengesekt, weil der fleine und mittlere Bauer, der zaklenmäßig die wichtigste Gefoloschaft Hitlers innerhalb des Agrarbesizes darstellte, weder Brots noch Futtergetreide zum Verkauf anflanzt, sondern vielmehr darauf angewie­sen ist, beides, in jedem Falle aber die Futtermittel anzu­lauren. Er hat also nicht ein Interesse an hohen Preisen für pflanzliche Produfte, bzw. an hohen Röllen für Getreide und Futtermittel, sondern im Geaenfab dazu an einem möglichst niedrigen Niveau für diese Mittel. Auf der anderen Seite hat der Bauer, der sich in Deutschland ganz vorwiegend der tierischen Veredlungsproduktion widmet, das größte Interesse an einer steigenden Kauffraft der Konsu­mentenschichten, die es den Arbeitern allein ermöglicht, neben der Deckung ihres dringendsten Nahrungsbedarfes an Brot, Kartoffeln usw. auch noch Geld für Fleisch, Eier, Butter usw. auszugeben. Auch wenn man darauf verzichtet, diese scharfen Interessengegensätze, die hier bestehen und die bei der Er­haltung der heutigen Struktur der deutschen Landwirtschaft einfach garnicht zu beseitigen sind, bis ins lepte auszuführen, versteht man, daß dieser Sammelbegriff des deutschen Bauern wirtschaftlich und soziologisch in diesem Lande ein Unsinn ist, weil es nie auf längere Zeit hinaus gelingen kann, den Ver­edlungsproduzenten, also den bäuerlichen Käufer von Fut­termitteln für die Interessen der an hohen Getreidezöllen allein begeisterten Grokgrundbesißer einzuspannen.

Wie zu erwarten war, ist dieser zunächst künstlich verklei­fterte Intereffenneaeniat innerhalb der deutschen Land: wirtschaft auch sehr bald einige Monate nach der Macht: ergreifung Hitlers - aufgebrochen.

Inzwischen war es um die Rettung des deutschen Bauern" allerdings sehr ill geworden und man begnügte sich, einige Gefeße zu machen, die der Eitelkeit des Bauern als eines vor allen anderen priviligierten Standes zwar schmeicheln mögen, die ihm aber im Grunde genommen wirtschaftlich nichts boten, sondern seine schlimme Lage eher noch schwie­riger gestalteten. Zunächst beanügte man sich mit der Fest­haltung nominell hoher Preise für die meisten Agrarpro­dufte, ohne aber angesichts der nach wie vor auf niedrigerem Niveau stagnierenden Massenkauftraft ihren Absatz steigern

ob

ober auch nur aufrecht erhalten zu können. Als die Bauern erkannten, daß sie jest nach ihrer Rettung" zu den festge­festen höheren reisen eher noch weniger absezen fonnten, als vorher, war eine zunehmende Oppositionsstimmung unter ihnen die Folge und diese Stimmung scheint neuer­dings sogar auf gewie reise des Großgrundbesizes über­zugreifen. Grade eine solche Opposition der Großagrarier bielt man aber aus politischen Gründen für gefährlich, da ja die engen Busammenhänge zwischen der Reichswehr usw. und den Großgrundbefizer- Familien bekannt sind.

Aus diesem Grunde versucht man durch außerordentliche Erhöhungen der Subventionen für die Landwirtsd/ aft den offenen Ausbrach einer solchen Oppofition hinauszuzögern. Diese enormen Steigerungen der Subventionszahlungen werden aus den Angaben über die vielfachen Erhöhungen der Osthilfe deutlich. Man versucht sich durch diese Geldopfer wet­ter eine gewisse Bereitwilligkeit der Landwirtschaft bei der Unterstüßung des eigentlichen Arbeitsbeschaffungsprogram­mes zu erkaufen und zwar geschah dies in den Sommer­monaten vorwiegend in der Weise, daß man die Landwirt­schaft zwang, städtische Erwerbslose bei sich aufzunehmen, um sie dan iväter auf den Gütern möglichst auch noch über­wintern" zu lassen. Für die Landwirtschaft selbst ist auf diese Weise natürlich nicht das mindeste getan worden. Ihr glaubte man wenigstens äußerlich insofern entgegen zu tommen, als man das Erbhofgeset schuf und auf diese Weise dem Bauern vorzutäuschen versuchte, daß er nun endgültig aus den Klauen seiner Gläubiger gerettet set.

In Wirklichkeit hat auch dieses Gesetz auf der ganzen Linie versagt. Die alten Kredite an die Landwirtschaft find so wie so nicht einzutreiben. Das wußten die Gläubiger ans der Zeit vor der Machtergreifung Hitlers genau so, wie fie es heute erst recht wissen.

Erreicht wird aber, daß auch die geringste Möglichkeit, der Landwirtschaft neue Kredite zuzuführen, jest völlig geschwun­den ist. Jeder, der bei einer etwaigen Besserung der Agrar­frise den Bauern neue Darlehen in Deutschland geben wollte, weiß nach dem Erbhofgesetz ganz genau, daß er nicht mehr die mindeste Sicherheit für sein Geld beanspruchen fann. Da zugunsten des ältesten Erben alle jüngeren Brü­der und Schwestern durch das Gesetz entrechtet werden, dürfte es auch nicht gerade dazu beitragen, den von Hitler so sehr erhofften Aufschwung des Sinnes für das deutsche Familienleben" zu heben. Das Gesez trägt vielmehr natur­gemäß dazu bei, die jüngeren Geschwister zu proletarisieren. Sie werden nämlich entweder zu färglich entlohnten Landarbeitern bei ihrem erbberechtigten ältesten Bru­der oder aber- und das dürfte häufiger sein sie ziehen zur endgültigen Beendigung der unaufhörlichen Familien­streitigkeiten, die dieses Gefeß hervorruft und hervorrufen

schaftlichen Produktion, die durch die Erfindung der letzten Jahrzehnte immer mehr in die Lage gekommen ist, eine fabrikmäßige Massenproduktion zu betreiben.

Tiese Industrialisierung der landwirtschaftlichen Betriebe, besonders der großen und Getreide bauenden Betriebe, läßt sich vielleicht in dem einen oder anderen Lande mit Erfolg vorübergehend verlangsamen, aber niemals beseitigen. Eine Jfolierung des landwirtschaftlichen Seftors von der übrigen freien fapitalistischen Wirtschaft ist zur Unmöglichkeit gewor den. Man kann diese Entwicklung, die besonders auf dem Gebiete des Körnerbaues mehr oder minder schnell von der bodenständigen Bauernwirtschaft zur Getreidefabrik" nach amerikanischem oder russischem Muster führt, aus mora­lischen, romantischen, nationalen und ethischen Gründen viel­leicht bedauern, aber sie ist vorhanden und man kann sie nicht einfach in Abrede stellen.

Der ganze landwirtschaftliche Sektor wurde nun durch die deutschen Agrargefeße vom 18. September er. and der gefamten freien Marktwirtschaft in Deutschland herauss gehoben.

Statt der Grundgeseße von Angebot und Nachfrage sollen autoritäre Diftate den Preis für die wichtigsten landwirts schaftlichen Erzeugnisse bestimmen. Diese Festpreise sind für Getreide und Futtermittel bereits auf ein ganzes Jahr int Voraus feftaefest worden. Die übrigen Erzeugnisse, insbe sonders diejenigen der bäuerlichen Veredlungswirtschaft sol Ien in furzer Zeit folgen. Hand in Hand hiermit geht die schon erwänhnte 3wangbewirtschaftung der Bodenpreise, bzw. ein Verkaufsverbot für landwirtschaftliche Unterneh mungen überhaupt nach dem Erbhofgesetz. Rusammenfassend fann man feststellen, daß dem Banern in Deutschland nach seiner sogenannten Rettung" jezt gefeßlich bzw. durch die Behörden genan vorgeschrieben wird, was er anbauen soll, wo und wieviel er anbauen soll, was er verkaufen soll und wann, bzw. zu welchen Breisen er verkaufen darf. Wer die bcuerliche Psychologie, die in Deutschland natürlich nicht anders ist als in der ganzen Welt, auch nur einigermaßen fennt, weiß, daß das der Rusammenbruch der ganzen bäuer­lichen Welt ist und daß Hitler hier in seiner Bauernpolitik ebenso schnell scheitern wird und muß, wie Stalin , der im merhin den wahren Charakter der modernen Agrarfrise ganz anders erkannt hat, mit seiner Bauernpolitik geschei­tert i st.

So sieht die Rettung des deutschen Bauern", also der jenigen Schicht aus, die am meisten überzeugt war, daß es ihr zum Segen gereichen müßte, wenn Sitler zur Macht gelangen würde. Das wirtschaftliche Problem ist vielleicht nicht das wichtigste im Rahmen der Beurteilung des ganzen Hitler- Kompleres, denn manche soziale und politische Frage inag wichtiger sein. Das landwirtschaftliche Problem, die Rettung des deutschen Bauern" mag vielleicht wiederum auch nicht das wichtigste im Rahmen der Gesamt- Analyse der Wirtschaftspolitik des dritten Reiches" sein. Wichtig aber ist die Erkenntnis für alle anderen Bauernvölker Europas , was ans Sitlers Versprechungen an die deutsche Bauern geworden ist und wie die viel gepriesene Rettung des dents schen Bauern" in der nüchternen Wirklichkeit aussieht.

muß, in die Stadt, um dort das erwerbslose Industrieprole Die Champagner- Schlacht

tariat zu vermehren. Also ein schöner Erfolg eines Pro­grammes, das den Sinn für die deutsche Familie und die Rettung des deutschen Bauern als ihr Ziel eingestanden hat! Neben dieser rein soziologischen Seite, die man nicht ernst genug nehmen tann, hat aber das landwirtschaftliche Ret tungsprogramm des dritten Reiches" noch eine ebenso ernste Seite konjunktureller Natur.

Es gibt nämlich unter den führenden internationalen Agrar­politikern heute kaum mehr einen Streit darüber, daß der Spezielle Charakter der heutigen Agrarfrise vor allem darauf zurückgeführt werden muß, daß die ganze Welt- Agrarwirt­schaft, insbesondere aber der Getreidebau einen allgemeinen Kapitalisierungsprozeß durchmacht. Er wird auf diese Weise immer mehr den Gesetzen der fapitalistischen Wirtschaft unterstellt. Während die Landwirtschaft in den Zeiten frü­herer großer Industriekrisen einen frisenfreien Sektor bil­dete, in dem die Konjunkturpolitik durch Verpflanzung von Arbeitslosen aus der Industriewirtschaft in die Agrarwirt­schaft sogar vielfach in beträchtlichem Maße ausweichen" fonnte, hat sich heute die Verflechtung der Agrarproduktion mit der gesamten übrigen fapitalistischen Produktionswirt­schaft so verstärkt, daß sie in ihrer konjunkturellen Entwick lung von der allgemeinen Konjunkturbewegung unlösbar ab­hängig geworden ist.

Die Gründe für diese ganze moderne Entwicklung der Weltagrarwirtschaft sind bekannt. Bor allem liegen fie auf dem Gebiete der Industriealisierung der landwirt:

Wochenlohn- Existenzminimum

Wieder ein schöner Traum dahin

( JTF.) In den bewegten Märztagen haben die NSBO.­Führer vor allem die mitteldeutsche Arbeiterschaft zu be­ruhigen versucht: das dritte Reich" sorge dafür, daß auch die Sturzarbeiter ihr Existenzminimum erhielten. Ein Mindest Wochenlohn würde dem Arbeiter garantiert werden, gleich­gültig wie lange er in der Woche beschäftigt sei. Manche In­dustrielle rechneten damals mit einem baldigen Konjunktur­aufstieg und erhofften zunächst von der Einführung eines Wochenlohnes die Leistung vieler unbezahlter Ueberstunden. Als sich jedoch die Lage vieler Industriezweige weiter zu­spitte und immer häufiger Feierschichten eingelegt wurden, hätte der Wochenlohn praktisch eine Erhöhung des durch­schnittlichen Stundenlohnes bedeutet. Die Unternehmer wandten sich deshalb energisch gegen eine Aenderung des Lohnsystems. Die Arbeiter aber sahen bei der fast zur Regel gewordenen Kurzarbeit im Wochenlohnsystem einen Schuß vor der Herabdrückung ihres Einkommens unter die Unter­stüßungssäge der Wohlfahrtserwerbslosen und forderten die Einlösung des nationalsozialistischen Versprechens.

In den Gewerkschafts"-Versammlungen aber wurde dieses Versprechen von den Rednern immer wieder erneuert. Als charakteristisch für die sozialradikalen Phrasen der Redner

der deutschen Arbeitsfront führen wir aus einer sozialradikal tlingenden Rede des Pg. Klein, Leiter der Fachschaft Reichs­bahn im Deutschen Arbeiterverband der öffentlichen Be­triebe" vor Eisenbahnern in Gleiwit an:" Der fünftige Ar­beitsvertrag sieht nur noch Wochenlöhne vor, feine Stunden­löhne mehr. Der Wochenlohn wird das Existenzminimum eines ungelernten Arbeiters, der verheiratet ist und drei Kinder hat, als Grundlage haben. Alle Wochenlöhne werden darauf aufgebaut werden. Für jedes weitere Kind ist eine fünfprozentige Steigerung vorgesehen". Der Bericht der Lokalzeitung verzeichnet brausenden Beifall" der schlecht entlohnten deutschen Eisenbahnarbeiter.

Die Unternehmer arbeiteten inzwischen zielbewußt weiter. Während die Redner noch von einer Versammlung zur andern zogen, mußte die Deutsche Arbeitsfront mitteilen, daß von ihr die Einführung des Wochenlohnes nicht geplant sei. Am 17. Oftober 1933 erschien ein Erlaß der Ressortminister des Hitlerkabinetts. der die allgemeine Einführung des Wochenlohnes verbot. Wieder haben die Nationalsozialisten ein der Arbeiterschaft gegebenes Versprechen gebrochen gunsten der Unternehmer.

Rückgang der deutschen Schiffahrt

Klagelieder der größten Gesellschaften

einen

Die Verwaltung des Norddeutschen Lloyd spricht sich über das laufende Geschäftsjahr eigentlich ziemlich pessi­mistisch aus. Es heißt, daß die Aussichten für das laufende Geschäftsjahr recht undurchsichtig seien. Im ersten Halbjahr 1933 habe die Entwertung des Dollars sowie der Rückgang im nordatlantischen Personenverkehr wesentlichen Einnahme ausfall gebracht, der nicht annähernd durch weitere Einschränkungen aller irgendwie entbehrlich erscheinenden Ausgaben ausgeglichen werden konnte, da die Ersparnismöglichkeiten bei den Betriebskosten bereits im leßetn Jahr im wesentlichen ausgeschöpft seien. Der Verkehrsumfang sei gegenüber dem Vorjahr im Fracht­geschäft wie im Personenverkehr, erheblich zurückge gangen.

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Die Hapag teilt mit, daß sich über die zukünftige Ent­wicklung der Gesellschaft angesichts der noch anhaltenden Weltwirtschaftskrise und der dadurch bedingten internatio­nalen Lage der Seeschiffahrt zur Zeit Voraussagen nicht machen ließen. Im Jahre 1938 habe das 1. Viertel einen etwas günstigern Verlauf genommen als im Vor­jahr, während im 2. Vierteljahr infolge der Dollarentwer tung und verschärfter Handelsbeschränkungen in aller Welt ein Rückschlag eingesetzt habe, der leider alle Besserungs­anfäße vernichtet habe. Da ein Ende dieser Tendenzen bisher nicht zu sehen sei müffe auch für das laufende Ge­schäftsjahr mit einem Betriebsverlust gerechnet

werden.

( JTF.) Den angestrengten Bemühungen der Führer der SA. und der Deutschen Arbeitsfront ist es, wie das statistifd, Reichsamt mitteilt, gelungen, die deutsche Seftproduktion im soeben abgelaufenen Produktionsjahr um eine halbe Million Flaschen zu steigern. Zur Senfung der Lebenshaltungsfoften dieser aufopferungsvollen Führerschaft verzichtet das Reich, dem die Gelder für die Erwerbslosen fehlen, auf die Weiter­erhebung der Geftsteuer.

Das bedeutet für das Reich zwar einen Einnahmeausfall von rund 4,2 Millionen, aber eine Verbilligung der Flasche Geft um burchinittlich so fennige Ge besteht aber befe

gründete Aussicht, daß fich

Seftverbrauch um diese

Summe heben wird. Dem Stabsleiter der politischen Organi­ſation der NSDAP ., Dr. Ley, ist jedenfalls zuzutrauen, daß er seine bewährte organisatorische Kraft in den Dienst der Hebung des deutschen Sektkonsums stellen wird, so daß wir bald von einer siegreichen Champagner- Schlacht hören wer den. Gleichzeitig wird durch die Gewerkschafts"-Zeitungen ( wir zitieren nach Arbeit und Staat", Nr. 16) den deutschen Arbeiterfrauen empfohlen, sich in ihrer Speisekammer eines der wichtigsten Fächer" einzurichten, nämlich das, auf dem ein Fläschchen Num und eine Flasche Rotwein" ihren Play finden. Wovon die Nazibonzen den Sekt bezahlen, ist leicht erklärlich. Die Arbeiter, die für ihre Kinder längst feive Milch mehr kaufen fönnen, sollen sich anscheinend mit Rum nicht zuletzt Dr. Ley die Verantwortung trägt. und Rotwein über die vielen Lohnabzüge trösten, für die

Ihr., Sozialismus"

Der Verband leitender Angestellter"( Vela) ist viel zu vornehm, als daß er( o Voltsgemeinschaft des dritten Reiches") der gewöhnlichen Deutschen Arbeitsfront ein gegliedert werden könnte, denn in ihm sind die Herren Genes raldirektoren usw. organisiert. Vor diesem erlauchten Kreise hat fürzlich Pg. Köhler, der Leiter der Kommission für Wirtschaftspolitik der Reichsleitung der NSDAP . in München ", einen Vortrag gehalten über das einleuchtende Thema: Was ist deutscher Sozialismus?"

Es gilt," begann er, den Irrtum aufzuklären, der Natio­nalsozialismus würde, wie etwa der Marrismus, jeine eigene Wirtschaftsform bringen. Niemals wird er die Grund­lagen der( fapitalistischen) Wirtschaft gewaltsam ver­rüden. Es ist eine jüdische Auslegung, das Volk gläubig machen zu wollen, der Nationalsozialismus würde ent eignen.( brauner) Sozialismus bedeutet niemals Ent­eignung und Verstaatlichung."

Wir können uns eine Erläuterung ersparen, denn das Wochenblatt des deutschen Herrenklubs( der sich jetzt scham­haft Deutscher Klub nennt) hat folgenden prächtigen Rom­mentar zu diesen Ausführungen gefunden: Dieser deutsche Sozialismus ist also nicht politisch- konstruktiv- organischer Natur, sondern im Grunde ist er ein sittliches Prinzip, eine ethische Forderung. Seine praktische Verwirklichung ver­langt Opfer und Selbstüberwindung, den Verzicht auf den egoistischen Erwerbsgeist wie auf das Neidgefühl, kurz ge­sagt, eine neue Gesinnung."

Noch fürzer gesagt: Fauler Schmus!

400 000 Sterilisationen

( Inpreß.) Das Nazigesetz über die Sterilisation Minder wertiger soll am 1. Januar 1984 in Kraft treten. Man rechnet damit, daß etwa 400 000 Deutiche in den nächsten 2 Jahre sterilisiert werden. In erster Linie sollen die rund 100000 Epileptiker, die Deutschland zählt, von der Maßnahme er­faßt werden. Viel wichtiger ist, daß bei den weiteren 300 000 Menschen den Nazis die Bestimmung überlassen bleibt, wer minderwertig" ist.

Die Durchführung des neuen Gesebes wird einen Kosten­aufwand von etwa 10 Millionen Reichsmark erfordern. Heirate oder hungere!

Der Oberbürgermeister der Stadt Frankfurt a. M. hat den 1600 unverheirateten städtischen Beamten und Arbeitern an­gekündigt, daß sie entlassen werden, wenn sie nicht unverzüg­lich heiraten.