JAN SEVERIN:

Steigende Kaufkraft

in Deutschland ?

Tatsachen gegen Fantasien

Das Ergebnis der Volksabstimmung" war für die Regie­rung des dritten Reiches", wie in der ganzen Welt nicht anders erwartet wurde, erfolgreich. Der Kampf gegen die Arbeitslosigkeit hat während der bisherigen Herrschaft der Hitlerregierung nach Angaben des Statistischen Reichsamtes ebenfalls einen Erfolg" gezeitigt, und zwar eine Verminde­rung der Erwerbslosen um etwa zwei Millionen, die nach den amtlichen Angaben ohne Rücksicht auf die Saisoneinflüsse auch im Spätherbst noch andauern soll. Die Frage, in welcher Höhe den wirklichen" Ja"-Stimmen bei der Volkswahl folche von eigentlichen Gegnern des Regimes gegenüber­standen, soll hier ebensowenig im einzelnen erörtert werden, wie die heifle Frage, ob denn dem behaupteten Rückgang der Erwerbslosen tatsächlich auch eine entsprechende Steigerung der Beschäftigtengiffer gegenüber steht. In diesen Tagen, in denen sich die Hitler - Regierung mit mehr oder minder Erfolg die Aufgabe seßen wird, ihren politischen Sieg" außen­politisch zu verwerten, liegt die Frage nach dem eigentlichen Charakter des vom Statistischen Reichsamt behaupteten Sieges gegen die Arbeitslosigkeit sehr nahe. Wäre ein solcher Sieg wirklich vorhanden, so müßte eine einigermaßen entsprechende Steigerung der Rauftraft seine zwingende Folge darstellen. Um das Verhältnis von Arbeitsbeschaffung und Kauffraftsteigerung einigermaßen präzise und zwar nach Möglichkeit an der Hand der von der deutschen Statistik selbst verbreiteten, wenn auch nicht immer ganz einwand­freien Ziffern nachzuprüfen, muß man sich zunächst darüber flar sein, daß eine wirkliche Steigerung der Kaufkraft als Folge von Erhöhungen der Lohnsumme und Steigerung der Zahl der Beschäftigten entsprechende erhebliche Umsatzsteige rungen im Kleinhandel hervorrufen müßte, weil ja diese Lohnsummen- Erhöhungen in erster Reihe, ja nahezu aus­schließlich in die Läden wandern, wo Arbeiter und Ange­stellte ihren Bedarf decken.

Umfaßveränderung September 1988 gegen September 1982 in Prozenten:

Warengruppe

Lebensmittel

Textilien und Bekleidung Hausrat und Möbel

Waren= Kaufe häuser häuser

Fach­geschäft

24,3

15,4 14,9

12,7

+0,7 +9,0 0,3+ 13,0

Die von der deutschen Forschungsstelle für den Handel und vom Berliner Konjunkturforschungsinstitut immer wieder betonte Umsatzsteigerung der Fachgeschäfte wird also durch den Umsaßrückgang der Waren- und Kaufhäuser nicht nur Doll ausgeglichen, sondern so start übertroffen, daß sich eine erhebliche Umsagverminderung im gesamten Detailhandel als Endergebnis feststellen läßt.

Ihre ganze Bedeutung gewinnen diese Ziffern aber erst, wenn man berücksichtigt, daß das Statistische Reichsamt gleichzeitig eine erhebliche Erhöhung der Lohnfummen in folge einer Verminderung der Arbeitslosigkeit usw. nach­zuweisen versucht.

Das Konjunkturforschungsinstitut stellt nämlich fest, daß in den ersten neun Monaten die Beschäftigtenzahl in Deutsch­ land um nicht weniger als 23 Prozent gestiegen sein soll und daß gleichzeitig auch eine Erhöhung der Arbeitszeit im Tagesdurchschnitt von 6,7 auf 7,17 Stunden, also um mehr als 7 Prozent, festzustellen sei. Da gleichzeitig immer wieder betont wird, daß die Arbeitslöhne in Deutschland nicht zurückgegangen sind, so hätte sich also eine gewaltige Steige­rung ber Lohnfumme, des gesamten deutschen Arbeitsein­tommens ergeben.

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Die oben wiedergegebenen ebenfalls amtlichen Ziffern für die Einzelhandelsumsäße stehen allerdings zu diesen Behauptungen in einem nicht auflösbaren Wider­spruch. Nach ihnen ist nämlich die gesamte Stauffraft nicht um ein Drittel gestiegen, sondern um eine Quote zurückge= gangen, die von unverbesserlichen Optimisten wie der " Forschungsstelle für den deutschen Handel" mit 17 bis 20 Prozent, von Pessimisten sogar mit zirfa 30 Prozent an gesetzt wird. Rein theoretisch bliebe nun die Annahme übrig, daß die Arbeiter und Angestellten vielleicht die er­höhte Kauffraft nicht zum Ankauf von Lebensmitteln und anderen Waren benutzt, sondern aufgesammelt, also ge wissermaßen gespart hätten. Ganz abgesehen davon, daß weder die Statistik der Sparkassen usw. in Deutschland noch der gesunde Menschenverstand, der bei der onßenordentlichen

Verschlechterung der Lebenshaltung, der Auspowerung an jeder Substanz und der Skepsis hinsichtlich der Zukunft des deutschen Geldwertes eine solche Auffassung als grotest an­sehen muß, hierfür irgendeinen Anhaltspunkt bietet, zeigen aber auch die eigenen Ermittlungen des Statistischen Reichs­amtes über das Nettoeinkommen der deutschen Bevölkerung deutlich die Unhaltbarkeit der Behauptung einer wirklichen Besserung der Beschäftigungslage in dem zu rein propa­gandistischen Zweden veröffentlichten Umfange.

Das deutsche Arbeitseinkommen stellte sich nach den Be­rechnungen des Instituts im ersten Quartal 1983 auf 6 Mil­liarden Mart. Eine Erhöhung um 32 Prozent, wie es den Angaben über die Erhöhung der Arbeitszeit bei unver: minderten Löhnen und denjenigen über die Steigerung der Beschäftigtenziffer entsprechen würde, müßte aber das Ars

Der Pelzwäscher

Wie Ley die Preise herabsetzen will

Der Ley- ter der Deutschen Arbeitsfront schäumt über von Ideen. Eben erst hat er den Kult des Feierabends ganz im Stile der Gelben proflamiert, nämlich er hat an geordnet,

daß die vom deutschen Arbeitsmenschen(!) bisher für Streit und Aussperrung gegebenen Beträge jetzt im natio­ nalsozialistischen Deutschland dazu dienen werden, den deutschen Menschen wieder froh und ausgeruht zu machen. Wie wir zuverlässig erfahren, hat daraufhin die Arbeits­front beschlossen, zu ihrem Rampflied den beliebten Ranon zu erheben: Owie wohl ist mir am Abend,

Wenn zur Ruh die Glocken läuten: Bim- bam!

Aber damit noch nicht genug. Als nächstes plant Leg- man traut den Ohren nicht eine große Preissenfungsaktion. Man liest darüber im Wolff- Bericht:

Schließlich fündigte Dr. Len eine große Propaganda­aktion der Deutschen Arbeitsfront an, die unter dem Motto: Herunter mit den Preisen!" im ganzen Volk den Widerhall finden werde, der notwendig sei, um die Lebenshaltung des schaffenden Volfes zu heben, abgesehen von den Preiserhöhungen, die das Reichsfabinett zur Sicherung der Landwirtschaft veranlaß habe.

beitseinkommen unbedingt von diesen sechs Milliarden Neues Arbelise hos

Mart im ersten auf acht Milliarden Mark im dritten Quartal erhöht haben.

Statt dessen begnügt sich das Konjunkturforschungsinstitut mit der schlichten Feststellung, daß sich das deutsche Arbeits­einkommen vom ersten bis zum dritten Quartal von 6 auf 6,8 Milliarden, also um ganze 800 Millionen Mart erhöht hobe. Es würde zu weit führen, wenn man in diesem Nahmen den präzisen Nachweis antreten wollte, daß auch eine solche fonjunkturelle Erhöhung um selbst nur 800 Mil­Ionen nicht stattgefunden hat. Rein saisonmäßig bringt die wärmere Jahreszeit natürlich schon mit Rücksicht auf Bau­gewerbe und Landarbeit eine gewisse Erhöhung der Lohn­summen, von denen dann natürlich die während dieser Zeit nicht gezahlten Unterstüßungsbeträge abgezogen werden müßten. Bei einer Verminderung der Arbeitslosigkeit unt zwei Millionen Menschen, wie sie in Deutschland amtlich nach wie vor behauptet wird, müßte diese Ersparnis an Unter­stüßungen und die hierdurch entstehende Kauffraftverminde rung tatsächlich einen recht erheblichen Teil der 800 Mil­lionen um die das Arbeitseinfommen gestiegen sein soll, verschlingen. Man lasse aber diese Frage einmal völlig offen, cbwohl es genügend präzise Möglichkeiten gibt, um nachzu­weisen, daß auch nicht einmal diefe Steigerung der Lohn­summe von 6 auf 6,8 Milliarden RM. eingetreten sein kann. Unterstellt man einmal diele Behauptung der Aufbesserung des Einkommens der deutschen Arbeiterschaft während der Regierungszeit Hitlers um 800 Millionen als wahr, so be: deutet dies doch immer nur eine Lohnsummen: und Kauf: fraftsteigerung von 13 bis 14 Prozent gegenüber den 32 Prozent, um die das Arbeitseinkommen nach den Angaben des Statistischen Reichsamtes gestiegen sein soll.

Ist die Steigerung der Rauffraft in Deutschland , die Erhöhung der Umfaßtätigkeit, die viel gerühmte Anturbe­lung der Wirtschaft" durch das Hitler- Regime also echt? Ein nüchterer Vergleich der zahlenmäßigen Tatsachen beweist, selbst wenn man mit einer gewissen Ueberwindung immer wieder nur die eigenen Angaben der Amtsstellen des dritten Reiches" benußt, das Gegenteil. Und der große Sier an der Arbeitsfront". der in dem Rückgang der Erwerbslosig­feit um zwei Millionen Menschen zu dem- wenigstens in Deutschland ohne Lebensgefahr nicht zu bezweifelnden Ausdruck gekommen ist? Daß ein sehr beträchtlicher Teil auf die Rüstungskonjunktur zurückzuführen ist, wird heute von Statistikern und Konjunkturpolitikern der ganzen Welt außerhalb der Grenzen des dritten Reiches" kaum mehr be­zweifelt. Was aber den immer noch recht erheblichen Rest bieser berühmten zwei Millionen Neubeschäftigter" angeht, ist es empfehlenswert, die Zahl der 3 wangsarbeiter in der nachfolgenden Aufstellung zu betrachten, die im legten Monatsbericht der Reichsanstalt für Arbeitsvermittlung und Arbeitslosenversicherung, also ebenfalls einer hoch offiziellen Amtsstelle veröffentlicht wird.

Wir finden hier angegeben 257 257 Arbeitsdienst­willige, 186 551 Not it and sarbeiter, 70 000 9 ot= standsarbeiter der kommunen, 165 230 and= helfer". Bu biefen 679 000 Reubeschäftigten"," die an­gegeben sind, fommen 70 000 Insassen der Konzen­trationslager, die auch nicht mehr arbeitslos sind, ob­wohl die Amtsstelle sie in ihrer Statistik nicht aufnimmt. Bei 750 000 so gut wie unbezahlten Zwangsarbeitern und einem mindestens 20prozentigen Rüdgange der Kleinhandels. umfäße wird man im Zusammenhange mit den anderen von der deutschen gleichgeschalteten Statistit veröffentlichten Ziffern leicht ein Bild davon gewinnen, wie es um den Rückgang der Arbeitslosigkeit und die Steigerung der Kauf­fraft Deutschlands heute in Wirklichkeit steht.

Industrialisierung Ostpreußens

Mit Staatssubventionen und auf Kosten der Arbeiter

Herr R. Kircher von der Frankfurter Zeitung " ist nicht nur Stabstrompeter des Herrn Hitler . Neuerdings ist er auch Fanfarenbläser für den Sieger" in der ostpreußischen Arbeitsschlacht, den Oberpräsidenten Erich Koch . Der will Ostpreußen industrialisieren. Da die deutsche Industriekapa­sität jetzt schon nur zu einem Bruchteil ausgenußt ist, gehen die Fantasien der Herren dahin, die Gebiete um die Ostsee für die werdende ostpreußische Industrie zu gewinnen. Vor­bedingung ist natürlich die Rentabilität. Wie die hergestellt werden soll, verrät uns Herr N. K. in folgenden Säßen:

Ging man den nächsten gedanklichen Schritt, so war es dieser: wie müssen die wirtschaftlichen Be= dingungen aussehen, damit industrielle Unternehmer überhaupt den nötigen Anreiz finden, in der heutigen Zeit fich mit diesen östlichen Aufgaben praktisch zu beschäftigen? Die Antwort war: Ostpreußen muß gleichsam zu einer Oase werden die Vorteile für den Unternehmer müssen in die Augen springen. Der fühne Vorschlag heißt: Hal­bierung der Steuern( Reichs- und Gemeinde­steuern) und der Soziallasten, sowie eine generelle Fracht­hilfe. Dazu Senfung der Zinsen und Beweglichkeit im Lohntarif, wobei zu bedenken sei, daß einmal die an= grenzenden Slawen ungleich geringere Produktionskosten tragen, zweitens, daß die billigeren Lebensverhältnisse Ostpreußens ein niedrigeres Lohnniveau im Vergleich zum allgemeinen reichsdeutschen Niveau erlauben. Die fich bildende ostpreußische Industrie soll nach dem Königsberger Borschlag darüber hinaus bekanntlich durch ein Vorliefe­rungsrecht in bezug auf den Bedarf des Reichs, der Länder und Gemeinden usw. ausgestattet werden( bis zu einer gewiffen Quote und unter der Voraussetzung, daß die be­

treffenden Unternehmer imstande sind, sich abgesehen er­von einen entsprechenden Betrag an regulären Auf­trägen zu sichern). Schließlich denkt man an Kredithilfe durch eine Ostpreußenanleihe.

Mithin: zu den Milliardensubventionen, die im Laufe der Jahre an Barhilfe und durch Lebensmittelzölle den Groß­grundbesitzern gemacht worden sind, sollen nun Steuer­geschenke an ostpreußische Industrieunternehmer hinzu­kommen. Außerdem soll das geplante Dumping durch schlimmsten Lohndruck ermöglicht werden.

Das sind allerlei Aussichten, nicht nur für die Arbeiter, sondern auch für die Unternehmer anderer deutscher Gebiete, die natürlich hinter den für Ostpreußen gewährten Vorteilen nicht zurückbleiben wollen und sich gegen Subventionen für Ostpreußen wehren werden, wenn nicht auch für sie ent­sprechend große Gaben abfallen. Der ostpreußische Wirt­schaftspartikularismus wird noch zu großen Schwierigkeiten

führen.

Zwangsinnungen

Die Errichtung von Zwangsinnungen greift immer mehr um sich. Im Oktober wurden in Halberstadt und Sten­ dal für das Kürschnergewerbe Zwangsinnungen errichtet; in Magdeburg und Halberstadt für das Elektrogewerbe; in Hal berstadt für das Puhmachergewerbe; in Burg b. M. für das Installateurgewerbe: in Magdeburg für das Fleischer gewerbe; Maurer , Zimmerer, Betonbau- und Tiefbau­gewerbe sollen folgen. Im Schneidergewerbe werden die bestehenden Zwangsinnungen ausgebaut.

Zwischen der Stadt Lübeck und dem Büro- und Behörden­angestelltenverband ist nach dem Deutschen Volkswirt" ( Nr. 7) ein Tarifvertrag zustande gekommen, der mutig eine Bresche in das überkommene System schlägt." Er gibt nämlich dem Treuhänder" alle Macht, statuiert die Recht und Arbeitslosigkeit der Marristen" als dauernden Zustand und schließt auch selbstverständlich alle Nichtarier aus. Und das Ganze heißt neues Arbeitsethos".

Wer putzt die Schuhe ,,, er" oder ,, sie"?

Unter diesem Titel antwortet Frieda B. in der Metall­arbeiter Beitung": Natürlich müssen Sie als Frau die Schuhe pußen. Das ist doch einfach selbstverständlich. Er verdient das Geld, und Ste forgen für sämtliche Haus arbeiten..."

Die Gastwirte enttäuscht

Ein Fachblatt stellt fest, daß sich das Gastwirtsgewerbe in ,, einer Art struktureller Schrumpfung befindet." Antialkoholbewegung, Radio und für die letzten Monate dürfte mitspielen, daß auch das Vereinsleben von jeher ein wichtiger Träger des Gaststättenumsabes mit der Auf­Lösung oder Umbildung zahlreicher Verbände an Bedeutung verloren hat."

Mit allen Mitteln...

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Der thüringische Minister des Innern veröffentlicht unter J. Nr. 8 P. 1230 folgenden Erlaß: Der Erfolg im Kampf für die Arbeit fängt im Wesentlichen auch mit davon ab, daß die Schwarzarbeit und Sonntagsarbeit mit allen zu Ge­bote stehenden Mitteln unterbunden wird. Wir weisen da­her die Polizeibehörden an, alle Uebertretungen gewerbe­rechtlicher Art, welche von Schwarzarbeitern vorgenommen werden mit der nötigen Strenge zu verfolgen." Die Ver folgung der Erwerbslosen, die nebenher ein paar Pfennig verdienen, ist eine Hauptfrage des dritten Reichs". Dr. bier?

Der Branerei- Versuchs- Anstalt bei der Landwirtschaft lichen Hochschule Berlin ist das Promotionsrecht verliehen."

Sittensprüche

Die Grünen Briefe für Politik und Wirtschaft"( Nr. 78) geben folgende Sittensprüche von sich: Stets nach dem an­gemessenen, dem gerechten Preis streben. Ein Arzt, der ohne Rücksicht auf die materielle Lage des Patienten unangemessen hohe Liquidationen ausschreibt, ist fein Nationalsozialist, auch wenn er der NSDAP . angehört. Ebenso ein Mann, der eine ihm zugedachte Aufgabe nur deshalb nicht übernimmt, weil fie ihm zu wenig einbringt. Selbstverständlich sind die An­sichten darüber verschieden, aber eine durchschnittliche Norm wird sich fast immer feststellen lassen. Arbeitgeber, die Ges hälter und Löhne unter Tarif bezahlen, obwohl der Betrieb genug einbringt, sind ebensowenig Nationalsozialisten wie Arbeitnehmer, die ohne Rücksicht auf die Lage ihres Be­triebs Tarifentlohnung fordern."

Aus solchen Gemeinplägen besteht heute die Volkswirt schaftslehre in Deutschland .

Die Landplage

Selbst den Nazis wurde es zuviel!

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Röhm, der Stabschef der SA., hat einen Erlaß heraus­gegeben, der den als Sammlungen" mastierten Er­pressungen der braunen Horden steuern soll.

Röhm betont darin, daß das Sammeln von Geld sowie das Werben für alle möglichen Schriften und sonstigen Er­zeugnisse bei allen Gelegenheiten und an allen Orten einen oft unerträglichen Umfang angenommen habe und manchmal zu einer wahren Landplage geworden sei. Es gehe auf die Dauer nicht an, daß das Publikum auf der Straße, in Gaststätten, Theatern oder an sonstigen Stätten, wo es Erholung und Ablenkung suche, immer wieder durch sammelnde oder verkaufende SA- Männer unter moralischen Drud gelegt werde. Ab­gesehen davon, daß darunter die Beliebtheit der SA. im Volte leide, untergrabe jebe Verquickung von SA. Zugehörigkeit mit geschäftlichen Angelegen heiten das Ansehen der SA. in der Oeffentlichkeit und schädige in jeder Beziehung ihren Geist.

Die gleichgeschaltete Germania " nennt ganz entzückt diesen Erlaß der Voltsmehrheit aus dem Herzen gesprochen". Un zeigt er an, zu welchen Dimensionen die Erpressertätigkeit bereits gediehen war. Uebrigens jubelt das Bürgertum zu früh. Leben muß die SA., so oder so, Röhm wäre der lezte, seinen Landsknechten die Eristenz abzuschneiden. Man wird nun nur die zentral geregelte Erpressung fiehe Eintopf­sonntag usw.an Stelle der individuellen, wilden" sezen. Bürgerkriegsübungen

In Westhoven bei Köln besteht ein Arbeitsdienstlager" des Deutschen Handlungsgehilfenverbandes. Es umfaßt 100 Insassen. Sie werden nicht nur am Gewehr 98 ausgebildet: fie führen Gelände und Bürgerkriegsübungen durch, wie Besetzung einer Fabrik. Tarnung und Befestigung einer Stellung usw

Im Arbeitsdienstlager Rorschenbreich wird außerdem regelmäßig Handgranatenwerfen geübt.