Den
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Chefredakteur: M. Braun
Aus dem Inhalt
Wetteüsten in der Luft
Seite 2
Seite 3
Erschießt die Freiheit
Seite 4
Keine Saatverhandlungen
Seite 8
Inseratenteil beachten!
is sibi si
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Der Reichstagsschwindel beginnt
Das Parlament des Verfassungsbruchs, des Terrors und der Fälschung
Der Präsident des Reichstages der 8. Wahlperiode, Reichsminister Göring , hat auf Grund der Artikel 23 und 27 der Reichsverfassung den nengewählten Reichstag der 9. Wahlperiode auf Dienstag, den 12. Dezember 1938, nachmittags 3 Uhr, einberufen.
Der Reichstag wird vermutlich sich nicht nur auf außenpolitische Kundgebungen beschränken, sondern er wird wahr: scheinlich auch zur Annahme einer neuen ständischen Ber= faffung befohlen werden. So will man den Schein der Lega= lität für die Gegenrevolution wahren. In Wirklichkeit besteht
nach dem Wortlaut und dem Sinn der noch immer geltenden Reichsverfassung dieses Ja- Sage- Parlament nicht zu Recht. Seine Proklamationen sind nicht die Stimme der Nation und seine Beschlüsse sind vor jeder wirklichen Selbstbestimmung nichtig.
Schon der am 5. März gewählte Reichstag war durch die Unterdrüdung fast jeder Wahlarbeit der Opposition nicht ver fassungsmäßig zustandegekommen. Durch Verfassungsbruch wurden dann die Kommunisten und später die Sozialdemo fraten ihrer Mandate beraubt. Unter Patronage eines Reichspräsidenten und durch die Verordnung eines Reichskabinetts, bie feierliche Eide auf die Reichsverfassung abgelegt hatten.
Die sogenannten Wahlen zum jezigen Reichstag riffen alles in Feßen, was überhaupt noch an politischen Volksrechten in Deutschland bestand. Es gab keine Möglichkeit einer Gegenfandidatur gegen die Parteiliste der Nationalsozialisten. Jede Bersammlung, jede Druckschrift, nicht nur jede öffentliche, fondern auch jede private noch so zahme Meinungsäußerung wurde unterdrückt und mit schweren Strafen belegt. Dennoch wagten 5 Millionen Wähler und Wählerinnen ihre Ehre gegen die Schande dieses korrupten Systems zu wahren. Die " Deutsche Freiheit" hat den Beweis dafür erbracht, daß unge: Bühlte Oppofitionsftimmen mehr abgegeben worden sind als
und wird nicht verjähren. Wir bengen nns nicht dem Terror und mit uns stehen schon viele Millionen Deutsche . Die wer= den richten und rächen, und ans diesm Deutschland der Schande dennoch ein Reich freier Gemeinschaft errichten.
Noch ein Dokument
mäßig zusammengesetzt wurden, veröffentlichen wir folgen vormittag um 7.30 Uhr die zum Tode verurteilten Otto
Als Beweis dafür, wie die Wahlvorstände rein parteiden Brief: Walter Hilfe
An die
Berlin W 50, Marburger Str. 7 4. November 1933
NSDAP . Ortsgruppe Tauenzien Hierdurch teile ich mit, daß ich für den 12. November 1933 als Abstimmungsvorsteher für den 16. Stimmbezirk Charlottenburg , Restaurant Grevenit,
Köln , 30. Nov. Im Gefängnis Köln - Klingelpüß sind heute Wäser, Hermann Hamacher, Bernhard Willms, Heinrich Horsch, Josef Morig und Josef Engel, alle aus Köln , hinges richtet worden. Das Urteil war am 22. Juli d. J. vom Schwurgericht Köln wegen Mordes bzw. Anstiftung zum Morde an den SA.- Männern Walter Spangenberg und Winterberg gesprochen worden.
sdauer o di
Mugsburger Priester verhaftetnemuined
Straße 25, ernannt worden bin. Mein Vertreter ist Pa. Paschte, Rankestraße 28.
Nachstehende Pag. habe ich aufgestellt
als Schriftführer: Mar Schneider, Rankestr. 29, als vertr. Schriftführer: Paul Dietrich, Marburger Str. 7, Beifizer: Heinz Hozze, Rankestr. 29,
Erwin Nieter, Marburger Straße 6, Hans Reuter, Marburger Straße 7, R. Klemmt, Marburger Straße 8, Andre Niedermeier, Augsburger Straße, Karl Mittag, Augsburger Straße 44, Max Wallnig, Marburger Straße 6, Ramin, Ansbacher Straße 19.
gezählt wurden. Wir fügen dem Material und den Dotus Sachsenburg voran!
menten, die wir veröffentlicht haben, einen neuen Beweis für die amtliche Wahlfälschung hinzu.
Vor uns liegt ein Stoß amtlicher Wahlkuverts. Jeder amtliche Umschlag enthält je eine Rein- Stimme gegen die Reichsregierung und gegen den Wahlvorschlag der Nationalsozialistischen Deutschen Arbeiterpartei Wahlkreis Süd- Han: Rover- Braunschweig Reine dieser Rein- Stimmen wurde gezählt. Sie wurden von dem nationalsozia: liftschen Wahlvorstand in ben Papierforbbes Wahl: raums geworfen. Die Beauftragten des Reichskanzlers
gingen so schamlos vor, daß sie ihr Tun nicht einmal verbargen. Als Sozialdemokraten, die mit Rein gestimmt hatten, hörten, daß keine Nein- Stimmen abgegeben worden seien, gingen fie in das Wahllokal, wo inzwischen der parteiische Wahlvorstand sich entfernt hatte und fanden dort ihre Stimm= Bettel und Wahltuverts im Papierforb. Obwohl es sich meist um Wohlfahrtserwerbslose handelte, brachten sie durch eine Sammlung doch soviel zusammen, um einen der ihrigen als Kurier zur„ Deutschen Freiheit" zu entfenden. Dieser Freund hat uns die neuen Beweise für die Wahlfälschung zu all den übrigen gebracht. Wir alle sind ihm für seinen Mut zu Dant verpflichtet. Man male sich aus, was ihm zugestoßen wäre, wenn man ihn mit seinem Paket Nein- Stimmen auf der Reise gefaßt hätte. Man hätte ihn zu Tode geprügelt. Er ist inzwischen in seinem Heimatort wieder angelangt. Mit der Beröffentlichung mußten wir warten, bis sich der tapfere Kamerad wieder in Sicherheit befand.
So also wurde in Hannover gefälscht, und das ist ein ver: hältnismäßig fortgeschrittener Bezirt. Man mag nun ermessen, wie es dort war, wo die Partei des Reichskanzlers teinerlei Kontrolle zu erwarten hatte.
Die Wahlen find ein einziger Betrug. Die Reichstags= abgeordneten find Träger und Rugnießer einer Fälschung. Das Reichstabinett thront auf der Höhe einer politischen Korruption, die ohne Beispiel ist und deren Gestank die ganze Welt erfüllt. Der Reichspräsident, der zur Wahrung der Reichsverfassung berufen ist, duldet die Terrorisierung und die Entrechtung des deutschen Volkes, dessen große Mehrheit den gigantischen Betrug längst erkannt hat und nur durch Gewalt niedergehalten wird.
Wir sprechen dem Reichstag der Wahlfälschung jedes Recht aug Gesetzgebung ab. Wir erffären, daß die Reichsregierung und der Reichspräfident als Schuldige an hundertfachen Ber: foffungsbrüchen nicht das Recht besitzen, gültige Unters Schriften zu leisten. Sie gehören samt und sonders vor einen Steatsgerichtshof
Wir wissen sehr wohl, daß unser Protest einstweilen nicht wirksam werden kann. Noch haben die andern die Macht und mißbrauchen fie. Das Recht des deutschen Volkes aber bleibt:
Heil Hitler!
Das Lager Sachsenburg hat unter den Konzentrationslagern des dritten Reichs" schon immer eine Sonderstellung eingenommen. Die Behandlung der Gefangenen war dort weniger brutal als in anderen Lagern. Menschenwürde und barisch mit Füßen getreten wie sonst fast überall. So konnte Menschenrecht der Gefangenen wurden dort nicht so barsich auch das unwahrscheinliche ereignen, daß es am 12. No
vember in Sachsenburg eine richtig geheime Wahlhandlung gab, die von den Häftlingen kontrolliert wurde. Das
gebnis war
516 Nein und 460 Ja.
Er
zu diesen 460 Ja- Stimmen gehören offenbar die meisten Stimmen der Lagerwache, die eine Stärke von ungefähr 300 Mann hat. Die Belegschaft des Lagers zählte 750 Mann, wovon etwa 100 unter 20 Jahre alt, also nicht wahlberechtigt
waren.
Katholiken- Verfolgungen
München , 30. Nov. Die bayerische politische Polizei teilt mit:
Der bayerischen politischen Polizei war von mehreren Seiten gemeldet worden, daß von einigen katholischen Geifts lichen in München unglaubliche Greuelmeldungen über an gebliche Vorkommnisse im Konzentrationslager Dachau vers breitet werden in der offenlundigen Absicht, Empörung und Unruhe zu erregen. Die bayerische politische Polizei hat in Berfolg ihrer Bestrebungen, den durch den Abschluß dea Kontordats angestrebten Relegionsfrieden zu wahren, die notwendigen Erhebungen durchgeführt, in deren Verlauf die Festnahme von mehreren Geistlichen unerläß= lich war. Die Festnahmen erfolgten nach Fühlungnahme mit der Staatsanwaltschaft. Die unwahren Erzählungen gingen von dem ehemaligen Bayerischen- Volkspartei- Stadtrat Stadtpfarrer Dr. Emil Muhler ans, der ebenfalls festgenommen wurde. Strafanzeige ist erstattet. Weitere Er hebungen find noch im Gange.
Stalin und Roosevelt und Roosevelt
Die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen Amerika und der Sowjetunion ist ein Ereignis von weltpolitischer Bedeutung. Die meisten andern Großmächte haben allerdings die Anerkennung Sowjetrußlands längst, vor mehreren Jahren, vollzogen; auf der anderen Seite noch keine formellen diplomatischen Beziehungen mit der gibt es noch immer eine Reihe von Staaten, die auch heute Sowjetunion unterhalten. Sowjetunion unterhalten. Aber gerade daß die Aner
Daß das Wahlergebnis mit seiner klaren Mehrheit gegen Hitler wie ein Donnerschlag wirkte, versteht sich von selbst. Augenblicklich feste ein strengeres Regime ein, ein Rauch- kennung durch Amerika so spät, und daß sie im jetzigen verbot und ein Spielverbot waren die ersten Strafen, die über die Gefangenen verhängt wurden, weil sie es mit ihren Staatsbürgerrechten ernst genommen hatten.
Heute ist ganz Deutschland ein Konzentrationslager. Aber ein Konzentrationslager nicht wie Sachsenburg, sondern wie Dachau und Börgermoor . Wie die Abstimmung ausgefallen wäre, wenn die Deutschen noch ein freies Volf wären, zeigt
troß alledem Sachsenburg.
..Fre'e Wahl"
Durch die Straßen des Dorfes Puppen( Kreis Ortelsburg) wurden am vorigen Sonntag zwei Leute geführt, die auf der Brust und auf dem Rücken große Plakate trugen mit der weithin leserlichen Inschrift: Ich habe aus Niedertracht nicht gewählt." Ein Trommler ging dem Zuge voraus. Einer der Angeprangerten, den man am Wahltage mit dem Fuhrwerk hatte zur Wahlurne holen wollen, hatte sich brüst geweigert, seiner Staatsbürgerpflicht Genüge zu tun. Der andere hatte sich das Ja- Abzeichen nicht anstecken lassen, obwohl man es ihm unentgeltlich angeboten hatte.
Zeitpunkt geschieht, kennzeichnet und erhöht ihre Bedeutung.
Ein Umstand gibt ihr im gegenwärtigen Augenblick besonderes politisches Gewicht: die Lage im Fernen Osten. Der Vorstoß des japanischen Jmperialismus hat an der Ostgrenze der Sowjetunion eine gefährliche Spannung erzeugt. Der stürmische Ausdehnungsdrang des imperialistischen Japan stößt in seinem Ausdehnungsgebiet an zwei Grenzen auf zwei Gegner: im Norden und Westen der jezt japanischen Mandschurei an Sowjetrußsand, im Süden Einflußiphäre betrachtet, auf die Vereinigten Staaten . und Osten, das heißt im Stillen Ozean , den Japan als seine Der japanische Generalstab weiß genau, daß, wenn er zur Auseinandersetzung mit Amerika , die er für unausweich lich hält, gerüstet sein will, er vorher China beschwichtigt und Rußland gebunden oder besiegt haben muß; dies um so mehr, als Erdöllager und Kohlengruben, die er zum Kriegführen braucht, sich heute in russischem Besitz befinden. Unter diesen Umständen ist die Verständigung der beiden Gegner Japans eine ernste Warnung an die japanischen Militaristen; unklar ist nur, welche Wirkung
alatoni stod sleet dat is noted dno, Major a. D. Pabst über die ,, Wahl" biese Warnung haben wird. Es ist möglich, daß sie die
Der aus vielen politischen Affären bekannte Major a. D. Pabst äußerte in einer Geheimen Führerbesprechung des Stahlhelms, der er beiwohnte, über die Reichstagswahl folgendes:„ Die Wahl ist eine ungeheure Farce. Da werden
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japanischen Eroberungsgelüfte dämpft. Es ist freilich auch nicht ausgeschlossen, daß sie den japanischen Generalen den Gedanken nahelegt, erst recht rasch über Rußland her zufallen. Denn die Anerkennung Rußlands durch Amerika bedeutet noch keineswegs ein Bündnis; und die Ver einigten Staaten , die heute vollauf mit Roosevelts großem