André Tardieu  : Der Einsatz

Den folgenden Aufsatz hat André Tardieu   als Abschluß einer längeren Aufsatzreihe in der Zeit­André schrift L'Illustration" veröffentlicht. Tardieu ist der bedeutendste Kopf und der aktivste Politiker der französischen   Rechtsparteien. Es wird auch für unsere Leser interessant sein, die Gedankengänge des Gegenspielers der französi­ schen   Linken kennen zu lernen und kritisch zu überprüfen.

Frankreich  , das nicht klar begreifen kann, was es selbst betrifft, ist noch viel weniger fähig, Erscheinungen, die über seine eigensten Angelegenheiten hinausreichen, zu erkennen. Nun ist das uns beschäftigende Problem nicht nur ein Pro­blem seiner Politik und seiner Gesellschaft, sondern auch ein Problem seiner Zivilisation.

nahme von diesem Geist erfüllt, ohne daß man sich auf ihn beruft. In Berlin   wirft der Nationalsozialismus   die Sozia­listen ins Gefängnis; aber seine Methoden sind nicht weniger marxistisch als diejenigen Stalins und Mussolinis.

Kurz, diese drei Regierungssysteme sind Kinder, wenn auch nicht derselben Ehe, so doch desselben Vaters. Sie haben eigenartige Epigonen von kürzerer Lebensdauer oder geringem Erfolg gehabt: Primo de Rivera  , Venizelos  , Wolde­maras, Pilsudski  , Kemal Pascha, Franklin Roosevelt  , die alle für eine mehr oder weniger lange Zeit in demselben Geiste der Diktatur geherrscht haben oder herrschen werden.

Karl Marx  , der eine merkwürdige Mischung von biblischem Orientalismus und deutscher   Ueberlieferung ist, knüpft übrigens an Vorgänger an, die Fichte und Hegel   hießen. Diese drei Männer haben die Formeln gefunden und zu­

Zivilisation ist für die Völker ein unklarer Begriff, in dem aber die wesentlichen Bedingungen ihres psychischen sammengestellt, durch welche die menschliche Persönlichkeit

und geistigen Daseins enthalten sind. Das Fundament der französischen   Zivilisation ist die Freiheit. Frei leben; frei denken; frei reden; auf keinen Fall ungeschützt Prügeln, dem Gefängnis oder dem Tode ausgesetzt sein, das ist das Wesen der französischen   Ueberlieferung.

Diese Ueberlieferung reicht weit zurück und stellt die Summe der Entwicklung dar, welche die denkende Mensch­heit durchlaufen hat. An ihrem Anfang steht Athen  . Die Grundbegriffe der griechischen Kultur bilden unser mora­lisches Kapital. Das römische Reich, die katholische Kirche  , der Humanismus, unsere Philosophien haben es einer paradoxen Aufeinanderfolge von Jahrhundert za Jahrhundert übermittelt.

uns in

Verschiedene, oft entgegengesetzte Kräfte wirkten, selbst in ihren Bruderkämpfen, unter dem Zeichen Griechenlands  , des Plato   und des Aristoteles  . Sie machten den Menschen zum Maßstab aller Dinge und maßen den Fortschritt des Daseins mehr am Fortschritt der inneren Werte als an äußeren Tatsachen. Die moralische Entwicklung der Persön lichkeit hielten sie für die höchste Form menschlichen Wirkens.

Die griechischen Moralisten, die Nachfolger des Augustus, die Apostel, die ersten Klöster haben dieser Sache gedient vor den Männern der Renaissance, den Klassikern und den Rationalisten. Sokrates   sagte: Erkenne Dich selbst!" Das Evangelium: Liebe den Nächsten wie Dich selbst." Michel de L'Hospital  : ,, Das Schwert vermag wenig gegen den Geist." Etienne de la Boétie  : Alle Güter, selbst die Tugend, be­deuten nichts ohne die Freiheit." Aus diesen Maximen ist uns eine Lehre entstanden. Das ist die Idee der Freiheit.

In ihr hat der Rechtsbegriff seinen Ursprung. Er bleibt in Frankreich  , England, Belgien   das Prinzip der gesellschaft­lichen Beziehungen und verbündet sich mit der Achtung vor der Persönlichkeit. Das Richteramt begründete das An­sehen der ersten Capetinger, und wenn man zwei Jahr­hunderte später vom König von Frankreich   sagte, er sei Herrscher in seinem Königreich, so geschah es aus dem Grunde, weil er durch eine öffentliche Rechtsordnung die Persönlichkeit schütte und so die allgemeine Anerkennung gewonnen hatte...

Die gleichen Züge kennzeichnen die Entwicklung der Ideen. Zunächst im Schoße der Pariser   Universität, dann neben ihr, die das Vorbild der Universitäten in England und Deutschland   wurde, stärkte sich der Wille zur Forschung, In der Unabhängigkeit zur Kritik und zur Spekulation. In der Unabhängigkeit von den Schulbegriffen gewöhnte man sich, die Tatsachen zu sehen... und das Recht der persönlichen Ueberzeugung zu fordern.

Frankreich  , das sich stets der Notwendigkeit der staat­lichen Einheit bewußt war, ist stets Führer in diesem Frei­heitskampf gewesen. Frankreich   stand an erster Stelle, als das 16. Jahrhundert das politische, soziale, intellektuelle und religiöse Gebäude einstürzen sah, dessen Zerstörung die Neuzeit an die Stelle des Mittelalters setzte. Noch im 18. Jahrhundert führte Frankreich  , und die Ereignisse haben gezeigt, mit welch weittragender Kraft.

In Wahrheit ist es die französische   Lehre der Freiheit, die den Sturz Napoleons   verursachte, als die Besiegten sie begriffen und gegen Frankreich   gewendet hatten. Der französische   Gedanke führte den Zusammenbruch des mächtigsten und bestgefügten Reichs der Neuzeit herbei und sicherte den Sieg Englands, das von einem tollen König, einem verachteten Regenten mit einem verrufenen Ministe­rium regiert wurde.

Nach einem weiteren Jahrhundert bleibt Frankreich   den­selben Ideen ergeben. Es steht noch immer zu der Erklä­ rung der Menschen- und Bürgerrechte   und glaubt, daß die Freiheit darin besteht, alles tun zu können, was einem andern nicht schadet".

jetzt zerschmettert wird.

Hört die Vorfahren, denen die Nachfolger nur sehr wenig hinzufügen konnten:

,, Der Staat ist die oberste, äußerste und legte, absolut unabhängige Gewalt."( Fichte.)

., Der Staat allein hat Rechte, weil er am stärksten ist." ( Hegel.)

,, Der Staat ist die Verwirklichung des göttlichen Ge­dankens auf Erden."( Hegel.)

,, Der Staat ist die Substanz, die Individuen sind nur Erscheinungsformen."( Hegel.)

Der Staat ist der Ausdruck der Herrschaft der Allge­meinheit über die individuelle Freiheit."( Hegel.) Fünfzig Jahre vergehen. Man höre Karl Marx  :

,, Unter allen Nationen sehe ich nur Rußland  , das durch seine primitive Kultur, seine unentwickelte Wirtschaft, seine zahllosen Massen ungeschulter Bauern fähig wäre, eine wahre kommunistische Gesellschaft aufzubauen." Hören Sie noch Lenin:

,, Es ist Unsinn, den Staat und die Freiheit versöhnen zu wollen... Die Diktatur ist eine Macht, die unmittelbar auf der Gewalt beruht und an kein Geses gebunden und keiner Regel unterworfen ist."

Hören Sie außerdem Mussolini  :

,, Alles beruht auf dem Staat und nichts hat Wert außer­halb des Staates. Der Staat schafft das Recht."

Als letzten hören Sie Adolf Hitler  . Dieser hat, das ist gewiß, nichts erfunden:

,, Der Staat beherrscht die Nation, weil er allein sie repräsentiert."

Wir finden in diesca Sätzen eine vollkommene Einheit der Lehre. Diese Lehre ist, mitten im zwanzigsten Jahrhundert, auf die Verachtung der menschlichen Persönlichkeit ge­gründet, auf die Rückentwicklung zum anonymen Menschen­material", das der Staat absolut beherrscht.

Zu allem bereite Pedanten, Professoren des Hegelianismus, haben seit hundert Jahren dieses Elend gepredigt. Un­wandelbar in der gleichen Absicht, die Herrschaft der Masse über den Geist zu begründen. Je nach den Bedingungen des Landes wird die Diktatur für eine Klasse oder eine Partei, für einen Menschen oder das Proletariat, was im Grunde alles dasselbe ist, in Anspruch genommen.

Bei uns ist dieses Prinzip nicht zu Hause, es ist nicht ein­mal europäisch. Es ist asiatisch, und schon seit Jahrhunderten bedroht es uns von dort. Wenn es versucht, sich verständ­lich zu machen, so scheitert es an der Dürftigkeit seiner nur mit Stock­Ideologien. Wenn es sich durchsetzt, so schlägen.

Ich bitte Stalin  , Mussolini   und Hitler   um Verzeihung. Aber für die Organisation und die Beherrschung der Massen haben Attila  , Mohamet, Dschingis Khan   und Tamerlan   mehr ge­leistet als sie...

Damals kannte man weder die Zelle noch die Gewerk­schaft, noch die Korporation. Die Horde genügte. Man Man war suchte nicht, die Gewaltsamkeit zu maskieren.

die Macht und wollte nicht mehr sein. Das war schon der Dynamismus, der sich gegen die statischen Daseinsbe­dingungen der Völker richtete, welche an das Recht glaubten.

Ohne Byzanz, das sich neunhundert Jahre länger als das Reich des Westens auf seinem Vorgebirge erhielt, wäre keine Spur mehr von der griechisch- lateinischen Kultur ge­blieben. Aber diese vom oströmischen Kaiserreich gerettete Kultur konnte sich nicht gegen den Verfall schützen. Und ich erinnere an diese Gefahr der Vergangenheit, weil sie noch eine Gefahr der Gegenwart geblieben ist.

überliefert. Es sagt mit Proudhon  : Freiheit,

das ist mein ganzes System."

Die Vernichtung dieser Freiheit würde diejenigen, die sich Reaktionäre nennen, genau so schwer treffen, wie die­jenigen, die sich als Revolutionäre bezeichnen. Frankreich  ist die Freiheit. Es will auch weiter die Freiheit sein.

Seine Geschichte, seine Prüfungen, sein letter Sieg haben es zur Verteidigung dieser Freiheit bestimmt. Es gibt ein Erbe, das nicht in Zweifel gezogen werden kann. Als Rom  Mazedonien   erobert hatte, fiel ihm an dessen Stelle die Auf­gabe zu. den Kampf gegen die Barbaren des Nordens zu führen, ohne vorher daran gedacht zu haben. So geht es auch uns.

Vom Rhein   bis zum Stillen Ozean erblicken wir Völker, die sich gegen die wesentlichen Grundlagen des französischen  Lebens wenden.

An die Stelle der Achtung vor der freien Persönlichkeit haben sie die Diktatur von Menschen und Systemen über geknechteten Menschen errichtet. Die Systeme entbehren nicht einer düsteren Größe. Den Menschen fehlt es nicht an Gaben und sie werden allzu oft von uns unterschätzt. Aber die Menschen und Systeme haben vernichtet, was wir lieben. Trotz ihres verschiedenen Aussehens besitzen diese Menschen und Systeme eine gemeinsame Wurzel: den Marxismus  .

In Moskau   verkündet der Bolschewismus, er sei die Ver­wirklichung jener Lehre. In Rom   ist jede faschistische Maß.

Die Erbschaft Alexanders hatte den griechischen Ge­danken den Mittelmäßigkeiten der hellenistischen   Reiche Asien   das Das römische Reich hatte von Steuersystem und den Wucher gelernt, an denen es zu­grunde gegangen ist. Das Mittelalter wurde mit Gewalt durch die germanisch- slawischen Gesetze und Gebräuche ver­giftet, die aus dem Osten Europas   kamen.

Die Notwendigkeit, sich dieser Bedrohung zu widersetzen, wurde selbst von Regierungen mit primitiver Intellek­tualität erkannt. Unsere Merowinger erwarben sich ihr Ansehen, indem sie die Westslawen an der Elbe   schlugen. Kaiser Otto wurde der erste Mann seiner Zeit, weil er die Barbaren auf dem Lechfelde vernichtet hatte

So haben auch wir uns neun Jahrhunderte später am Tage des Waffenstillstandes im Jahre 1918 den Ruhm er­worben, die Zivilisation gerettet zu haben.

Aber seitdem hat man in den Straßen Berlins   Bücher verbrannt, wie Omar die Bibliothek Alexandrias   verbrannt hatte. Seitdem hat man die Juden verjagt oder getötet, wie die Völker des alten Asiens   die Fremden opferten. Seitdem ist die Barbarei wieder erwacht. Sie ist vor unseren Toren.

Sie hat sich stolz mit einer Lehre von der Ueberlegenheit der Rassen umkleidet, die es ihr erlaubt, in uns die rich­tigen Opfer zu sehen. Hitler   beruft sich auf den mittel­mäßigen, schriftstellernden Diplomaten Gobineau  , den er übrigens keineswegs gelesen hat, und rechtnet uns im Hin­blick auf kommende Heldentaten, zu den minderwertigen Rassen Fichte hatte schon gesagt. daß wir dem Tode nahe wären. Bismarck   meinte, wir wären eine Nation von Nullen, und E. R. Curtius sieht die Wurzeln des französischen

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Lebens in den Ueberlieferungen der allerniedrigsten Latinität.

Wie an den Grenzen des römischen Reiches sich die barba­rischen Horden drängten, so befinden wir uns angesichts von Horden, die durch die Diktatur diszipliniert sind, aber in denen die atavistische Wildheit ihrer Vorfahren lebt. Wenn wir bleiben wollen, was wir während zehn Jahr­hunderten waren, so gilt es aufzupassen. Wenigstens, wenn wir uns nicht damit abfinden, mit Friedrich Sieburg   im heutigen Deutschland   das erschreckende Antlitz der Zukunft zu sehen.

Um den Geist zu verteidigen, den es verkörpert, wird Frankreich   sich fähig zeigen müssen, drei Gefahren zu widerstehen: der Gefahr eines deutschen   Angriffs, der Ge­fahr der sozialistischen   Eroberung und der Gefahr, die ebenso groß ist wie die beiden anderen, nämlich der tief­wurzelnden Korruption, der das Land durch das Prinzip und den Geist seiner staatlichen Organisation verfallen ist. Den Ansturm von außerhalb scheint man abzuwarten, was die legte Kammerdebatte über die Außenpolitik ge­zeigt hat. Ein Krieg kann ausbrechen, ohne daß ein Mensch ihn gewollt hat, durch eine plötzliche Verschiebung des labilen Gleichgewichts, das zwischen den Forderungen der Gewalt"-Staaten und der Nachgiebigkeit der schwachen Staaten hergestellt ist.

Würden wir diesen Krieg verlieren, so wäre das eine Tragödie ohne Beispiel. Das Deutschland   Wilhelms II. hätte uns nur Provinzen genommen. Das Deutschland   Hitlers würde uns den Lebenszweck nehmen.

An dem, was sie ihren Mitbürgern antun, können die benachbarten Nationen das Schicksal ermessen, das sie ihren besiegten Gegnern bereiten würden: Die Sklaverei wäre noch das Beste; vielleicht, wie es im Buche des Kanzlers ausgesprochen ist, käme es zur Vernichtung.

Neben der Gefahr von außen, die durch den Sieg be schworen werden kann, besteht die Gefahr im Innern. Nicht die Gefahr der Rechten, die von den Predigern des Gewalt­streichs, in schlechter Nachahmung der Faschisten und Nazisten törichterweise angekündigt wird: sondern die Ge­fahr von links, die entstanden ist durch das Eindringen sozialistischer Ideen in unsere Gesetze und unser Leben und durch die Entartung des republikanischen Gedankens. Seit dem Kriege hat der Sozialismus mit seinen Verstaat­lichungen, seinem Kollektivismus und seiner Kommiß­herrschaft das französische   Leben vergiftet mit einem Gift, das nicht bei uns gebraut ist. Er hätte Proudhon folgen können: er hat Marx   vorgezogen, d. h. den kollektiven Zwang, gegen den sich auf wirtschaftlichem und politischem Gebiet im 16. und 18. Jahrhundert der Aufruhr des Ge­wissens und der individuellen Freiheit richtete.

Es ist schon viele Jahre her, da schrieb Raymond Poincaré  , der Zeuge dieses Eindringens war: ,, Der Sozialis­mus beginnt da, wo die Praxis des Monopols beginnt." Das Monopol ist in der Tat nur die Herrschaft des Staats als Produzenten, die dem Individuum aufgezwungen wird, und der Kommunismus ist, wie man sagt, nur ein gesteigerter Staatssozialismus. Unsere germanisierten Sozialisten haben den Staatssozialismus zum wirksamsten Mittel ihres Strebens nach Durchsetzung gemacht.

Diesem Zweck hat alles gedient: die diktatorischen Syndikate, die zugunsten einer Minderheit von Führern die Korporátionen des Mittelalters wieder auferstehen ließen, durch welche die italienischen Republiken zur Tyrannei ge­langten und die unsere Revolution logischerweise unter­drückte; kooperative Organisationen, die, nach Albert Thomas  , den Sozialismus von Jaurés verwirklichen und die man, wenn das Ziel erreicht ist, am Wege liegen lassen kann ,,, wie einen ermüdeten Ochsen"; verhette Bürokratien, die, nachdem sie der Nation nützliche Dienste geleistet haben, nun beginnen, sie in einen Erstarrungszustand zu überführen, so wie es bereits einmal zur Zeit des ost­römischen Reiches geschehen ist.

Dieser Staatssozialismus, der mitten in einer wirtschaft­lichen Krise die Gewalt, die Bedürfnisse und den Fiskalis­mus steigert, hat zu einer Einigung der Sozialisten und der Radikalen geführt. Diese proklamierten auf ihren Kongressen, daß sie gegen eine Revolution und gegen den Kollektivismus sind. Aber sie sind wütende Staatssozialisten und so zerstören sie Stein für Stein die Herrschaft der Frei­heit, die sie angeblich lieben...

Hieraus sind die fünfundsiebzig Büros entstanden, die, ohne von ihren Kosten zu sprechen, als Werkzeuge der Planwirtschaft die Mörder der politischen wie der wirtschaft­lichen Freiheit sind.

Und dies ist die dritte Gefahr: die Verzerrung unserer Grundsäge durch Mißbräuche, die sie ihres wirklichen Wertes berauben. Unter den Wucherungen dieser Miß­bräuche erkennt keiner mehr die echten Grundsätze, und weil sie unkenntlich geworden sind, verteidigt sie niemand mehr.

Es gibt eine unerträgliche Hypertrophie der gesetz­geberischen Macht auf Kosten der Exekutive, eine Unter­jochung der Regierung durch parlamentarische Gruppen, die das Interesse der Allgemeinheit in einem Netze von Sonderinteressen ersticken. So sieht die Wirklichkeit aus. Verfall der Kollektivkräfte und des nationalen Gefühls, die Aufgabe des gesunden Individualismus eines Descartes und eines Bacon zugunsten des krankhaften Egoismus des ,, Entwurzelten" von Barrés, so sieht der Geist aus.

Die scheußliche Karrikatur, die wir auf diese Weise von der Freiheit und der Demokratie bieten, macht es schwer, den Kampf zu führen, den die beiden Ideale fordern.

... Weil wir diese große Wahrheit nicht erkannt haben, daß es ohne Autorität keine wahre Freiheit gibt; weil wir den schönen Grundsatz des Auguste Comte   vergessen haben, daß das am meisten geheiligte Recht des freien Menschen seine Pflichterfüllung ist. ist Frankreich   ein Spielball der Gewalt geworden. Es herrscht weder geistige noch mora­lische Disziplin: es gibt keine Gemeinschaft, die bei dieser Führung lange leben könnte.

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So stellt sich das Problem. Es ist schwer und voller Verantwortung

Biegen oder brechen! Das sind die beiden Muglichkeiten für unsere Institutionen; es ist nicht wahrscheinlich, daß