as sional
Braunkäppchen
Sonntag- Montag, den 3. und 4. Dezember 1933
Alle Jugendschriften werden kontrolliert und zensiect
Amtlich wird gemeldet:
Zwischen der Reichsführung der Hitlerjugend , der Reichsleitung des NS. - Lehrerbundes und der Reichsstelle zur statt. Gegenstand der Verhandlung war das gemeinsame Prüfen der Jugendschriften und der Vereinfachung dieser großen Aufgaben und Arbeiten. Es wurde einmütig bekundet, daß in Zukunft diese Arbeiten gemeinschaftlich vorgenommen werden müssen, und folgende Entschlüsse gefaßt, die wir hier bekanntgeben. Die Reichsstelle ist in Zukunft für beide Organisationen die einzige Stelle, die für sie die Neuerscheinungen und auch zurückliegende Werke anfordert, so daß in Zukunft keine Untergliederung der beiden großen Organisationen berechtigt ist, von sich aus an die Verlage heranzutreten und Bücher anzufordern. Die Reichsstelle leitet die angeforderten Bücher an die Reichs. führung der Hitlerjugend und die Reichsleitung des NS. Lehrerbundes weiter und erhält dagegen die Ergebnisse der Bewertung.
Gleichzeitig hat die Reichsleitung des NS. - Lehrerbundes das Referat für pädagogische Schriften und Bücher in der Reichsstelle übernommen. Es wird zwischen der Reichsführung der Hitle. agend und der Reichsstelle in der Person des
gestrebt.
nur
noch nationalsozialistisch
Das gesamte Jugendschriftwerk wird genau wie alle pädagogischen Schriften sein. Der totale Staat sorgt für die totale Gesinnung seiner Untertanen schon von Kindesbeinen an. Man denkt mit Schrecken daran, was aus unseren alten Märchen werden wird! Gewiß haben wir bald ein„ Braunkäppchen". Die Großmutter wird befreit, weil sich zu ihrem Glück in letzter Minute herausgestellt hat, daß sie arisch ist. ,, Hänsel und Gretel" gehören fortan zur Hitlerjugend, die die Hexe Marxismus in den Backofen schiebt. Der Prinz, der Dornröschen munter küßt, sieht aus wie Hitler und trägt ein Bürstchen unter der Nase.
Indessen: wir verkennen die ernste Seite dieser vollkomme. nen Einschnürung der gesamten deutschen Pädagogik im Zwange der nationalsozialistischen Weltanschauung nicht. Die Moralbegriffe, die der deutschen Jugend immer wieder in tausend Varianten und für alle Lebensalter eingepaukt werden, sind die des heldisch- heroischen Wehr- und Kriegswillens. SA., SS. und die Soldaten werden immer wieder als Beispiel und Vorbild erscheinen, zur Brutalisierung einer Jugend, der die Ideen der menschlichen Solidarität und der Huma, nität als Schwäche und Verweichlichung dargestellt werden. Ein Autor, der Spuren dieser Anschauungen in der Jugend lebendig erhalten wollte: er hat nicht die geringste Aussicht,
,, Erinnern Sie sich?"
0000 6
Ein Brief an Gechact Hauptmann
Herrn
Der Wiscenstein.
Sehr geehrter Herr Hauptmann! Die Zeitungen melden, daß Sie bei der Eröffnung der Reichskulturkammer " als vielbeachteter Gast in den Reihen der Regierung neben dem Prinzen August Wilhelm von Preußen saßen. Die Zeitungen berichten ferner, daß Sie zum Truppführer( lies: Leutnant) der Breslauer SA.- Standarte das ist die Standarte, die im Plan der deutschen Reichs wehr über den Aufbau der deutschen Reservearmee die Tradition der Königsgrenadiere weiterführt ernannt worden sind. Diese Nachrichten sind so positiv gehalten, daß leider keine Zweifel über ihre Richtigkeit möglich sind. Es ist zur Tatsache geworden: der Dichter der Weber" hat sich dem Deutschland des Jahres 1933 zur Verfügung gestellt!
プラ
von den braunen Reichs- und Prüfstellen anerkannt au werden und einen Verleger zu finden.
Was sagen die Kirchen beider Konfessionen zu diesem
nationalsozialistischen Monopolanspruch über das gesamte Schrifttum für die Jugend? Wie wollen sie das Gut der Religion in den Seelen junger Menschen noch erhalten, die auf Drill, Krieg und Anbetung der braunen Halbgötter abgerichtet werden?
Wir sehen nichts von Abwehr und Widerspruch. Die ..Reichsstelle" befiehlt, der katholische oder der protestantische Autor hat zu gehorchen.
Lügen- Blunck
Der Hamburger Hanns Friedrich Blunck betreut die Abteilung Schrifttum der Reichskulturkammer ". Er schreibt mittelmäßige Verse besser kann er der Wahrheit kommandieren, wenn es seiner neun Monate alten Gesinnung xum besten dient.
In Berlin wurde in diesen Tagen eine Buchmesse" er. öffnet. Alle Verleger prangten mit ihren hakenkreuztreuen Neuerscheinungen. Man lud die Vertreter der ausländischen Presse ein, um sie davon zu überzeugen, wie gut es um die Freiheit des Schrifttums in Deutschland bestellt sei. Besagter Blunck trat vor sie hin und erklärte nach dem Bericht der gleichgeschalteten Presse:
,, Die kleinen billigen Reihen deutscher und ausländischer Dichter mit ihrem erstaunlich hohen Absatz hätten sich als das wirksamste Mittel im Kampf gegen Schmutz und Schund erwiesen. Blunck ging dann auf oft erhobene Einwände ausländischer Freunde ein und zeigte, wie gerade durch die Einführung der Reichskulturkammer in Deutschland das Prinzip der Selbstverwaltung der Künste im Sinne härtester Selbstkontrolle gegenüber mechanischen Eingriffen von außen gewährleistet sei, Zuletzt gab er dem Abwehrwillen gegenüber allem künstlerischen Dilettantismus und bloßem Mitläufertum starken Ausdruck."
Bluncke gibt Legitimationen der Reichskulturkammer " aus. Wer sie nicht besitzt, darf zwar dichten, aber es wird niemals gedruckt, wenn die braunen Zensoren nicht zustimmen. Kein Verleger, kein Buchhändler ist ohne diesen
Stempel für einen deutschen Schriftsteller zu haben.
Trotydem wagte Blunck die Behauptung, Selbstkontrolle" gewähre Schutz vor mechanischen Eingriffen. Nur die furchtbare Unwissenheit über die Wahrheit oder die an geborene Höflichkeit von Europäern hat ihn vor einem
Bombardement mit Büchern der„ nationalen Erhebung" geschützt.
bei ihnen mal wieder aufzutauchen."( Veröffentlicht Proletarier" 15. 11. 1930, Nr. 268.).
Soweit Ihr Brief. Der Mann, mit dem Sie Ihre Studienfahrt durch das Eulengebirge machten, war mein Vorgänger Max Baginsky. Vielleicht erinnern sie sich, Herr Hauptmann. Sie kannten ihn aus dem sogenannten„ Friedrichhagener Zirkel", dem die Brüder Hart, Kampffmeyer u. a., dem auch Sie angehörten. Damals, Herr Hauptmann , als Sie Die Weber " schrieben, als Sie im armseligen Peterswaldau den Stoff zu„ Hanneles Himmelfahrt " fanden, damals verhalf Ihnen ein radikaler Sozialist sum Ruhm, während er selbst irgendwo in der Emigration zugrunde ging.
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Macnelied der Gleichgeschalteten
Heil, tam tam!
Wir stehen wieder stramm! Die Hände an der Hosennaht Vom Steppke bis zum Studienrat. Heil, tam tam!
Wir stehen wieder stramm!
J
Wir stehen wieder stramm!
Vom Sportklub bis zum Reichsgericht
Hält man den Rand und muckst sich nicht. Gott verdamm....!
Wir stehen wieder stramm!
Bim bum bam!
Wir stehen wieder stramm!
Wie ist uns doch so wohl dabei,
Bei dieser Knochenreißerei.
Bim bum bam!
Wir stehen wieder stramm!
Dreck und Schlamm!
Wir stehen wieder stramm!
Venn schneidig das Kommando knallt. Das Arierblut im Busen wallt. Dreck und Schlamm!
Wir stehen wieder stramm!
Stamm für Stamm!
Wir stehen wieder stramm!
Es rührt kein echter deutscher Mann Die un- artfremde Freiheit an. Stamm für Stamm!
Wir stehen wieder stramm!
Heil, tam tam!
Wir stehen wieder stramm! Häte' uns der Adolf nicht dressiert. Wir wären an Kultur krepiert. Heil, tam tam!
Wir stehen wieder stramm!
Liberator.
は 、
Das Journal d'Orient" veröffentlicht ein Verzeichnis der ausländischen Professoren der neuen Universität in Istambul ( Konstantinopel ), unter denen sich auffallend viel deutsche Gelehrte befinden. Ein sehr bekannter Physiker ist Professor A. von Hippel von der Universität Göttingen , Sohn eines Adligen, reinarischer" Rasse. Er hat Deutschland freiwillig verlassen, da er das Verbrechen beging, die Tochter des jüdischen Nobelpreisträgers James Frank zu heiraten. Weiter werden in dem Verzeichnis genannt: Frig Adrudt, bisher Professor der allgemeinen Chemie an der Universität Breslau; der Bakteriologe Professor Hugo Braun von der Uni. versität Frankfurt; Professor Leo Brauner , Pflanzenphysiologe aus Jena ; Finlay Freundlich, einer der bedeutendsten Astronomen der Welt, früher Direktor des Einstein- Turms in Potsdam ; Professor Dember von der Technischen Hochschule Dresden ; Prof. R. v. Mises , Mathematiker von der Universität Berlin, eine Weltautorität auf dem Gebiet der Theorie der Flugzeuge; Prof. W. Prager; Hans Reichenbach , früher Professor für Naturphilosophie in Berlin , Verfasser zahlreicher.tiefgründiger Abhandlungen über die philo. sophische Grundlegung der Relativitätstheorie und der Statistik; Prof. A. Heilborn von der Universität Münster; der Gynäkologe Wilhelm Liepmann ; der Professor für medizinische Chemie Werner Lipschitz ; der Chirurg Rudolf Nisson von der Berliner Universität; Siegfried Obendorfer von der Frankfurter Universität; Wilhelm Roepke , Nationalökonom von Marburg ; Philipp Schwartz , Diagnostiker; Leo Spitzer aus Köln , Romanist; Karl Strupp , internationales Recht: Hans Winterstein , Experimentalphysiologe: Dr. Herzog, industrielle Chemie; der Chemiker Prof. Schlenk.
Erinnern Sie sich bitte, Herr Hauptmann: Anno 1891 war Friedenstaube Hitler
es, als Sie Ihre Stimme erhoben gegen die Königsgrenadiere und gegen die ,, höllischen Kujone", die die armen Weber peinigten. Damals erhoben Sie Ihre Stimme, weil in Ihnen das Weberblut Ihrer ,, unbewußt", wie Sie mir schrieben Vorfahren gegen die Unterdrückung und die Ungerechtigkeit protestierte. Der Dichter der ,, Weber" ist tot, aber die Weber leben. Sie werden einst mit dabei sein, wenn die Bajonette und Gummiknüppel der Königsgrenadiere der Freiheit und dem Menschenrecht weichen müssen.
Anders als die andern
Das Berliner Tageblatt", zur Zeit mitgeschaltet auf Friedensbeteuerungen, benutzt die Gelegenheit zu einer Rundfrage, in der prominente Antipazifisten der Literatur und Kunst sich zum Frieden bekennen" dürfen. ,, Es ist ein Anderes, beteuert Hanns Johst , der zweifellos ein Talent ist, ein Talent an Ungeschicklichkeit, wenn Stresemann oder Rathenau ,, Frieden" sagen, ein Anderes, wenn Moskau
Als Redakteur der durch die siegreiche Gegenrevolution am Erscheinen verhinderten sozialdemokratischen Tageszeitung ,, Der Proletarier aus dem Eulengebirge" in Langen bielau fühle ich mich verpflichtet, Ihnen, sehr geehrter Herr Hauptmann, etwas dazu zu sagen. Ich fühle mich um so mehr 191192ni nns Hochachtungsvoll! dieses Wort benutzt, und es ist ein ganz neues, in seiner
dazu verpflichtet, als die Weber von Langenbielau und Peterswaldau , von Steinkunzendorf und Steinseifersdorf, von Kaschbach, Friedrichsgrund und Heinrichsau, von Peiskersdorf und Leutmannsdorf, von Weigelsdorf und Tannenberg, Jedoch"
von Reichenbach und Faulbrück nicht zuletzt durch die Traditionsnachfolger der Königsgrenadiere im Augenblick daran gehindert sind, Ihnen zu sagen, wie sie über den NationalBozialisten Gerhart Hauptmann denken.
Am 15. November 1930 feierte„ Der Proletarier aus dem Eulengebirge" seinen vierzigsten Geburtstag. Und Sie, sehr geehrter Herr Hauptmann, Ihren 68. Damals schrieben Sie mir folgenden Brief:
,, Der ,, Proletarier aus dem Eulengebirge" bittet mich um einen Beitrag. Nach dem einen, den ich vor vierzig Jahren geleistet habe, bleibt nicht mehr viel zu sagen. Meine Studienfahrt nach den verschiedenen Weberorten ist wiederholt geschildert worden. Sie steht mir noch klar vor der Seele, hätte mir aber nichts einbringen können, wenn ich nicht selbst das Weberblut mitgebracht hätte. Meine Vorfahren, wie ich jetzt weiß, haben seit 1700 als kleine Hausweber in Herischdorf bei Warmbrunn gesessen. Diese merkwürdige Tatsache, von der ich nichts wußte, als ich ,, Die
Die Verschleuderung des Geistesgutes
برنجداء
Ludwig Elster , wirkl. Geh. Ober- Regierungsrat in Jena , legt die Leitung der Jahrbücher für Nationalökonomie und Statistik", die Bruno Hildebrand begründet und die nach ihm Johannes Conrad ediert hatte, nieder. Drei unbedeutende Leute: Hermann Bente , Jens Jessen und Andreas Predöhl werden Elsters Plats einnehmen. Ihr Programm:„ Auch weiterhin soll die Zeitschrift der Pflege der Wirtschaftswissenschaften gewidmet sein. Jedoch wird sie diese Aufgabe nicht erfüllen, um einen sich selbst genügenden Fonds an akademischem Wissen zu vermehren, sondern um Kenntnisse
Schönheit von wenigen zutiefst verstandenes Wort, wenn Adolf Hitler sich zum Frieden bekennt." Gerade das, daß es ,, ein Anderes ist", wenn Hitler vom Frieden redet, das ist es ja, was die Welt so über alle Maßen beunruhigt. Bei Rathenau , als er in Rapallo seinen Friedensappell hielt, da wußte alle Welt, wie es gemeint war, vor allem, daß es wahrhaft und aufrichtig gemeint war. Das ,, Andere" ist eben, daß man bei Hitler das ganz und gar nicht so genau weiß. Siehe Hitler :„ Mein Kampf ". So ist es auch, wenn Johst zum Schluß versichert: ,, Deutschland will den Frieden, das heißt: Deutschland kämpft für den Frieden!" Was die Welt befürch tet, ist doch, daß dieses Kämpfen für den Frieden mit den Waffen geschehen könnte, die man partout nicht kontrollie ren lassen will.
und Erkenntnisse darzubieten, die für die Ordnung der Phöniziec, blond und langschädlig
deutschen Volkswirtschaft benötigt werden. Sie unterstellt sich damit bewußt den verpflichtenden Anforderungen unseSo wird ein Stück rer geschichtlichen Wirklichkeit." deutscher Wissenschaft nach dem andern zertrampelt
Weber schrieb, ist der wahre Vater- und Mutterboden des Zeit- Notizen Werkes. Uebrigens aber ging ich als Kind jahrelang in den Weberhütten von Nieder- Salzbrunn aus und ein, ohne mich von den anderen Dorfkindern zu unterscheiden. So kam es, daß ich mich mit Herz und Sinnen in den Häusern und Seelen der Weberfamilien heimisch machen konnte. Grüßen Sie die Weber des Eulengebirges und sagen Sie ihnen, daß ich hoffe, nach langer, langer Zeit nächstens
An der Universität Bonn sind im Wintersemester 1933, 1934 5563 Studierende immatrikuliert gegenüber 6479 Studierenden im Wintersemester 1932/33. Am Rückgang des Studiums sind alle Wissensgebiete in derselben Weise beteiligt mit Ausnahme der katholisch- theologischen Fakultät.
Afrikanische arische Rasse
Das frühere Göringblatt, die Essener National- Zeitung", hat von der Geistesverfassung seines ehemaligen Protektors offensichtlich profitiert. Es berichtet über einen Vortrag des Privat- Dozenten Dr. Albert Herrmann , dem es gelungen sei, das sagenhafte Atlantis nirgends anders als in Süd- Tunis in Nordafrika " zu entdecken, die typisch nordisch- steinzeitliche Grundform aufweist". Bekannt war da, schreibt das Blatt weiter, schon lange der nordische Charakter des dortigen Berbervolkes. Unbekannt war lediglich die Herkunft der Phönizier. Die Entdeckung der Atlantis würde neben anderem den vollgültigen Beweis dafür bedeuten, daß die Phönizier der nordischen Welt angehört haben..."