Brief aus Magdeburg  

Lieber Bruder!

den 15. 11. 33.

Hoffentlich wird dieser Brief nicht geöffnet, sonst wirst Du ihn bestimmt nicht erhalten. Der Absender auf dem Um­schlag hat nichts zu sagen. Sende mir Deine Antwort ruhig auf dem gewohnten Wege.

Selbst hier in unserer ruhigen" Gegend hat sich allerlei zugetragen. Du wirst vielleicht schon darüber gehört haben, daß im ganzen Ostharz große SA.- Revolten ausgebrochen waren. Die SA.- Leute merken nun langsam, wie sie betro­gen wurden, nun mucken sie überall gegen den fürchterlichen Bonzenbetrieb auf. In Halberstadt  , Neinstedt  , Timmenrode  , Blankenburg   usw. mußten große Aktionen durchgeführt und zahlreiche Hitlerleute verurteilt werden. Neben den 108 Jah­ren Zuchthaus  , die verhängt wurden, haben die aufrühreri schen Nazis eine ganze Reihe von Toten und Schwerverletz­ten zu beklagen. Die merken nun selber, was es heißt, ter­zorisiert zu werden...

Ich selbst hatte großes Glück: ich habe eine Aufwartestelle gefunden. Denkt Euch nur, ich bekomme die Woche vier Mark und Essen, ist das nicht herrlich?

Zwar muß ich rennen wie ein geheztes Reh, aber andere haben ja noch viel weniger. Die meisten bieten sich jetzt für einen Stundenlohn von 20-25 Pfennig brutto an. Dabei werden sie nur genommen, wenn sie eine Gesinnungsprüfung auf Herz und Nieren bestanden haben.

Meine Arbeitgeber betreiben einen fleinen Kolonialwaren­Yaden. Nun haben die Kunden schon geäußert, wenn ich nicht bald wieder entlassen würde, so müßten sie woanders fau­fen. Ja, das ist Volksgemeinschaft!

Hier hat tatsächlich eine große Anzahl von Leuten Arbeit bekommen. Aber dafür arbeiten die Betriebe, die früher 5 oder 4 Tage beschäftigt waren, nur noch zwei oder höchstens drei Tage. So verdienen die Arbeiter etwas über 10 Mark in der Woche. Das ist immer noch ein wenig mehr als die obendrein sehr unsichere Unterstützung.

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Man kann jetzt oft hören, ja früher! Unsere Bonzen haben

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den Marxismus besiegen könne. Jeder Tag belehrt ihn eines belehrt ihn eine andern.

Zum Schluß noch eine wichtige Frage: Ihr seid ja dort über viele Vorgänge viel besser unterrichtet als wir im ,, dritten Reich". Hast Du einmal etwas über Gerhard Seeger aus Dessau   gehört? Er soll seit einiger Zeit spurlos ver­schwunden sein. Und hier hält sich hartnäckig das Gerücht, er sei erschossen. Solltet Ihr etwas darüber erfahren haben, so wäre ich für baldige Mitteilung sehr dankbar. Nun Schluß für heute. Ich bleibe in alter Treue Deine G

Nazi- Feme

( Inpreß.) In Hochneukirch bei Gladbach- Rheydt   wurde der 22jährige SA.- Mann Heinrich Esser   erschossen und der Orts­gruppenleiter der NSDAP.  , Abels, durch einen Schuß an der Hand verletzt. An der Schießerei waren politische Gegner nicht beteiligt. Es handelt sich also um einen Rache- oder Fememord.

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doch recht gehabt als sie uns warnten. Zohn verloren, viel

verloren, Freiheit verloren, alles verloren!

Vor der Wahl haben die Arbeitslosen verbilligtes Fett be

tommen. Das Pfund für 38 Pfennig. Aber die Ration reicht nicht hin und nicht her. Und die billigste Margarine ist im regulären Handel mit 1,15 Marf zu kaufen.

Paul fährt oft nach O. zu den Verwandten. Wenn er wie­der kommt, ist er immer sehr aufgeräumt. Er hat seine Freude daran, wie die Bauern schimpfen, weil ihnen nun die gebratenen Hitlertauben immer noch nicht in den Mund flie­gen, und weil sie durch das Erbhofrecht praktisch genommen enteignet sind. Denn es findet sich nun niemand mehr, der ihnen Kredite geben will, weil ja ihre Höfe keine Sicherheit mehr darstellen.

Unser Ernst ist nun seit dem 1. 10. Gehilfe. Er arbeitet in feinem Lehrgeschäft für das Lehrlingsgehalt weiter. Trot stundenlanger Verhandlungen war auch nicht eine einzige Mark Erhöhung pro Monat herauszuholen. Das Geschäft fann es einfach nicht tragen. Diese mittleren, einst gut fun­dierten Geschäfte, deren große Hoffnung die Zerschlagung der Warenhäuser und Konsumvereine gewesen ist, manifestieren fich alle nur noch fümmerlich durch und warten auf bessere Zeiten. An die Rettermission des großen Adolf glaubt feiner mehr.

Der gute alte Genosse X., der damals von den Nazibestien in unserer Nachbarstadt so unmenschlich zugerichtet wurde, bat sich nicht wieder erholen können. Er wurde in der vorigen Woche in die Irrenanstalt überführt. Traurig, taurig.

Auch unserem lieben Freunde S., der ein Menschenalter im Dienste der Arbeiterbewegung gestanden hat, geht es sehr schlecht. Seine eingezahlten Gelder der Unterstüßungskasse haben sie ihm genommen. Als er seine Erwerbslosenunter­stützung vom Verbande kassieren wollte, haben sie ihn wegen staatsfeindlicher Gesinnung ausgeschlossen. Er hatte noch ein fleines Sparguthaben. Das haben sie ihm gesperrt. Er darf. im Monat 10 Mark abheben. Ein Antrag auf Mietzuschuß wurde ihm abgelehnt. Jezt geht er mit seiner Familie in den Wald. Sie sammeln Bucheckern und lassen sie auspressen. Swar müssen sie 50 Pfennig Fettsteuer dafür entrichten, aber sie haben doch wenigstens etwas zu ihren Pellkartoffeln.

Trotzdem hat der Alte noch immer guten Mut. Er ist eine Kampfnatur und nicht unterzukriegen. Auch die allge­meine Stimmung beffert sich langsam. Man muß staunen, woher die Leute ihre unerschütterliche Zuversicht nehmen. Hier zeigt sich der Segen ihrer langen politischen und wirt­schaftlichen Schulung. Sie wissen, daß diese Diktatur zusam­menbrechen muß. Allerdings ist sich auch ein jeder klar dar­über, daß vor dem Siege der Arbeiterklasse eine fürchterliche Arbeit verrichtet und manches Opfer getragen werden muß. Aber dieses Bewußtsein erhöht nur den Mut, die Tatkraft und die Umsicht. Es wird feste gearbeitet.

Hitler   hat geglaubt, daß er mit der Vernichtung unserer Drganisationen und der Ausschaltung der alten Funktionäre

ZAHNARZTIN  

Keine ,, Wohlfahrt" mehr?

( Inpreß.) Der Haushaltplan der Stadt Köln   schließt 1933 mit einem Fehlbetrag von 36 Millionen ab. Die gesamte Schuldenlast Kölns   beträgt fast eine halbe Milliarde. Der Leiter der kommunalpolitischen Abteilung, Gerhard Bau­haus, hai   erklärt, daß, wenn in der bisherigen Weise weiter gewirtschaftet werde, mit Sicherheit der Tag komme, wo feine Wohlfahrtsausgaben und teine Ar bettslosen unterstüßung mehr gezahlt wer

den können.

BRIEFKASTEN

Für Zeitungsausschnitte haben wir einer ganzen Anzahl von Freunden und Freudinnen zu danken. Es wird alles gelesen, wenn auch nicht alles verwertet werden kann. Nicht vergessen: auf jeden Ausschnitt den Namen der Zeitung, Nummer und Datum schreiben. Mathilde B. Wien. Sie sind sicher eine gute Frau. An friedliche Naturen wie Sie hat Friederike Kempner   als Jdealmenschen ge dacht, als sie in etwas fomischen Reimen mahnte: Banket nicht, hezzet nicht, Friedlich scheint das Sonnenlicht, Laßt die Juden und die Christen, Ungetränkt ihr Leben fristen.

Kommunistischer Leser". Nicht selten bekommen wir zuschriften auch von Kommunisten. Kritische und zustimmende, jedenfalls stets höfliche und manchmal kameradschaftliche Briefe. Vor einigen Tagen haben wir einem dieser Leser an dieser Stelle gedankt und einige ablehnende Worte gegen einen neuen parteiamtlichen Erguß der KPD  . und gegen die unfehlbarkeit der Partei päpste   ganz allgemein angefügt. Diese Notiz hat uns fol genden Brief eingetragen:

Marseille   d. 29. N. Werte Genossen! Sie äußern sich im Briefkasten der Deutschen Freiheit" über alte Gebetsmühlen" im Zusammenhang mit Müllhausen". Es erübrigt sich auf die Richtigkeit der Zitate von

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kommunistischen Thesen über die Rolle Ihrer Internationale ein zugehen. Sie sind die Einzigen, die nicht glauben wollen, daß Noste, Severing u s. w. den Faschismus begünstigt und schlie, lim zur Macht verholfen haben( 20. Juli, 30. Januar). Sie sind die Einzigen, die nichts vom 4. August 1914 wigen wollen. Sie reden von Parteipäpsten". und vergessen, daß Individuen wie Wels noch jetzt als Vertreter der deutschen Sektion der 2. Intern die Schnauze aufreißen.

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Eines fönnen wir Ihnen versprechen: die Rache des Prole tariats wird sich nicht nur gegen die faschistische Henker richten, sondern auch gegen ihre sozialfaschistischen Helfershelfer! Wenn Sie noch 1 Funken Ehrgefühl und Anstand in sich haben, stellen Sie diesen Brief in der Freiheit" zur Diskussion! Rot Front!

Wir sehen gar keinen Grund, diesen Brief, obwohl er anonym ist, zu unterdrücken. Es ist immer gut zu wissen, was es alles noch gibt, und wie schwer es für manchen ist, etwas zu lernen. Leisten werden solche Leute allerdings nie etwas, ganz gleich, wo sie auch stehen, und auf wen sie auch schimpfen mögen.

Für den Gesamtinhalt verantwortlich: Johann Pis in Dud weiler; für Inferate: Ctto Kuhn in Saarbrücken Rotationsdrud und Verlag: Verlag der Volksstimme GmbH., Saarbrüden 3. Schüßenstraße 5.

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