Pariser   Berichte

Pariser Straßenkalender

Die Verteilung des Goncourt- Preises, die die literarischen Kreise in Atem hält, wurde vom 6. auf den 7. Dezember verschoben.

Der Kanadier Patrick Hardy, der Sohn eines Senators, der in Paris   seine Mutter überfallen hatte, ist für unzurechnungs­fähig erklärt worden.

46 Arbeitslose von Lille  , die einen ,, Hungermarsch" nach Paris   angetreten hatten und unterwegs nachts in Scheunen schliefen, haben die französische   Hauptstadt erreicht.

Die Mistinguett   ist wieder nach Paris   zurückgekehrt und spielt wieder vor dem Pariser Publikum

Der Verkauf der neuen Antituberkulose- Marke ,, Jeux et Santé" hat begonnen

Is: Paris   unsiitlich?

Nach Auffassung von deutschen   Heldenjungfrauen mit Dutt ist Paris   bekanntlich das moderne Babel. Nach Auf­fassung der Franzosen   hingegen sind Laster, wie sie in Berlin   vorkommen, insbesondere das Vorhandensein von Spezialitäten für Roehm- Knaben und der Koks"-Verkauf ( troty Marseille  ) in diesem Umfang für Paris   unmöglich.

Nunmehr haben im Pariser   Stadtrat die Affäre von Vio­lette Nozieres und den falschen Matrosen" im Anschluß an den Tod des Nachtkönigs Dufrenne zu einer Tugend- Debatte geführt. Der Stadtrat Lionel Nost hat Reinigung der Straßenviertel, besonders in lateinischen Gegenden, sowie auf den zwei Bergen verlangt und vor allem will er nicht, daß man echte Studenten und falsche, echte Matrosen und falsche durcheinanderschmeißt.

Herr Chiappe, der Polizeipräsident von Paris  , hat ge­antwortet. Er hat klipp und klar auseinandergesetzt, wie er es in Verbindung mit dem Innenministerium fertig bringt, da: Eindringen der unmoralischen Wellen einzudämmen. Ge­wisse Laster entschlüpfen zwar der Polizei, da sie nicht straf­bar sind. Aber, mit schuldiger Reserve, muß festgestellt werden, daß die moralische Gesundheit der wahren Fran­zosen und der wahren Pariser   ebenso wie die der richtigen Studenten und Matrosen außer Zweifel ist.

,, Meine Wachsamkeit," so schloß der Präfekt und Reiniger des Bois de Boulogne   ,,, wird niemals in dieser Hinsicht mangeln."

Mörder- Szene schildert, umbringen läßt. Der eine war der 10jährige König Eduard V.  , der andere sein Bruder Richard, Herzog von Yorck. Beide wurden im Tower gemeuchelt.

Aber bisher war sich die Historie noch nicht einig, ob Richard III.   oder Heinrich VII.   der Mörder war. Man schwankte auch. ob gewisse Knochen, die 1674 im Tower ge­funden wurden, die der Knaben waren.

Jegt aber haben der Konservator Tanner von West­minster Abtei und Professor Wright, Leiter der anato­mischen Gesellschaft der Inselkönigreiche, das Geheimnis ent­hüllt. Soeben haben sie in einem sensationellen Vortrage vor der Gesellschaft der Altertumsforscher von London   den Prozeß gegen Richard III.   wieder aufgenommen.

Am 6. Juli wurde in Gegenwart der Kirchenbehörden in strengster Abgeschlossenheit die Urne geöffnet, die die Reste der Knaben enthielt. Der Anatom Wright hat die Ueber­bleibsel durchforscht und festgestellt, daß es unzweifelhaft die Reste von zwei Knaben sind, der eine 12 bis 13 Jahre, der andere 9 bis 11, beide groß für ihr Alter. Die Konstruktion der Schädelknochen und das Fehlen der Milchzähne lassen darauf schließen, daß es Brüder waren. Auf dem Kinnbacken des Aelteren waren Blutstropfen, ein Indiz, daß er erdrosselt wurde.

Mehrere Dokumente beweisen, daß der Mord 1483 ge­schah( also 450 Jahre vor dem Reichstagsbrand). Damals regierte Richard III.  , ihr Oheim. Heinrich VII.   muß also frei­gesprochen werden.

Thomas Morus  , der berühmte Geschichtsschreiber, erlebt mit seiner ,, Regierung Richards III." eine nachträgliche Recht­fertigung. Nach Morus' Annahme ist der Bericht des Kar­dinals Morton zutreffend. Nach diesem drangen die Mörder in die Zelle der schlafenden Knaben ein und erdrosselten einen nach dem andern.

Richard III.   ließ den Opfern nach dieser Tat ein königliches Grabmal bauen

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Wo haben wir doch dergleichen auch sonst schon gelesen? In den Banden des Kantinenmädchens

Metz, den 1. Dezember. einem

Das französische   Gericht hat mal wieder mit Spion für Deutschland   zu tun. Diesmal war es der 22­jährige Zeichner Jacques, der auf einem Trainbureau der neuen Festungswerke von Veckring bei Thionville beschäftigt wurde. Der blutjunge Mensch wurde durch ein Kantinen­mädchen namens Elise Pfeffer zu seinem verräterischen Werk gewonnen.

Er wurde auf dem Metzer Bahnhof verhaftet, als er Kopien von Festungsplänen einem deutschen   Agenten ausliefern wollte. Der Täter erhielt 4 Jahre Gefängnis und 100 Fr. Geldstrafe.

Man merkt, es riecht immer noch sehr nach Spionen um

Richard III.   des Mordes überführt den friedfertigen Adolf.

Nach besonderen Meldungen ist eben ein Verbrechen auf. geklärt worden, dessen Urheber kein anderer als Richard III.   ist, der von Shakespeare   besungene königliche Mörder.

Es handelt sich um die beiden Knaben Eduards IV   die dieser Untermensch, wie Shakespeare   das in der berühmten

Ein Saar  - Film

Im Ciné Paris wird gegenwärtig eine Filmreportage La Tragédie de la Sarre" vorgeführt, der von dem Chef­redakteur des Paris- Midi", M. Gabriel Perreux, kommen­tiert ist und von M. M. Hudelet et Fassin unter der künst­lerischen Leitung M. J. Beer geschaffen wurde.

Der kleine Film zeigt Fotos von Saarbrücken   und Umgebung. Er enthält Erklärungen der saarländischen Partei­führer, dagegen hat der Führer der Hitlerianer im Saargebiet, wie Paris- Soir" mitteilt, ein Interview abge­lehnt. Im Zeitalter des Angebots" Hitlers   in der Saar­frage ist diese Ablehnung allerdings sehr pikant.

Das Blatt lobt den neuen Saar  - Film außerordentlich, em­pfiehlt den Besuch des Reportage- Filme und fordert mehr Aufnahmen dieses Genres.

Der neue Greta- Garbo  - Film

Nach Nachrichten aus Hollywood   heißt der neue Film Greta Garbos   in französischer Uebersetzung ,, Le voile peint", nach dem bekannten Roman von Somerset Maugham  , Dreh­buch von John Meehan.

Nach Beendigung von Königin Christine" nimmt die Garbo   drei Wochen Urlaub.

Die Produktion hat Hunt Stromberg  . Der Regisseur steht noch nicht fest.

Wagner- Hausse, Madrigal und Song

Der Zwischenfall um Kurt Weill  

Die Pariser   Wagnermode nimmt ungewöhnliche Formen an: Wer Lust, Zeit und Geld dafür hat, kann dreimal wöchentlich Wagner- Werke in der Grande Opera sehen und hören, zum Teil mit illustren deutschen, englischen und ame­ rikanischen   Gästen. Er kann fast allwöchentlich ein bis zwei Wagner- Festivals in den großen Zykluskonzerten absolvie­ren. Er kann sich. ist sein Bedarf damit noch nicht gedeckt, in den Concerts Pasdeloup   das Vergnügen einer Konzert­aufführung des ungekürzten Rheingold" leisten. Bei alle­dem wird er die Probe aufs Exempel seiner Stellung zu Wagner machen und wahrscheinlich finden, daß die Kunst des Bayreuthers hier in Paris  , wo keine nationalsozialistisch­chauvinistische Aufmachung die Darbietung verzerrt, reiner leuchtet und gegenwärtiger scheint als bei den zur Regel * gewordenen Festen" des dritten Reichs".

Das Erbe des Roulette- Fürstentums

Das Baccarat- und Roulette- Fürstentum am Mittelmeer   hat wiederholt die Gerichte beschäftigt. Die Erbin des alten Fürsten und berühmten Tiefseeforschers, Erbprinzessin  Charlotte Grimaldi   von Monaco  , hat trübe Erfahrungen in der Ehe gemacht.

Ecola Normale de Musique) und herzlichen Beifall findet. Das erste Programm, das neben A- cappella- Gesängen aus der Zeit der französischen   Renaissance Ba chs Motette ,, Jesu meine Freude  " als Hauptstück hot, bewies fleißigste Vor­bereitungsarbeit und zum Teil ausgezeichnetes Material. Die junge Vereinigung hat sich mutig gleich an das Höchste und Schwierigste gewagt. Sie wird ihr Programm, vielleicht unter Hinzuziehung alter Instrumentalmusik, erweitern und vor allem aus zeitgenössischem Schaffen ergänzen müssen. Dann wird sie einen festen, wenn vielleicht auch kleinen, Besucher­kreis finden. Man wünscht es der Künstler wie alter und neuer Madrigalmusik wegen.

Das Neue fällt auf: ein Konzert des vortrefflichen Chor­meisters der Grande Opera, Siohan, das dem Schaffen Arthur Honneggers, vor allem dem wesentlichsten Werk, dem Oratorium Le Roi David  " gewidmet ist. Eine Matinee der Pasdeloup- Konzerte, in der der repräsentativste französische   Musiker dieser Zeit, Maurice Ravel  , sein Kla­vierkonzert und seinen, Bolero" selbst dirigiert. Ein Konzert des Orchestre Symphonique de Paris unter Maurice de Abra­vanals Leitung schließlich, in dem eine Novität Kurt Weills zu einem sensationellen Zwischenfall führt.

Kurt Weill   ist in Paris   kein Unbekannter. Die Drei­groschenoper" ist ein ebenso großer französischer wie deut­ scher   Erfolg gewesen. Mahagonny  ", das Ballett 1933", beides auch in Paris   heftig umstritten, hat doch hier wie überall stärkste Beachtung gefunden. Nun hat Madame Madeleine Grey auf ausdrücklichen Wunsch des Orchestre Symphonique, das um diese Novität bat, drei Gesänge aus Weills lettem Bühnenwerk ,, Silbersee" zur Pariser   Erst­aufführung gebracht. Die äußerst gelungene französische  Version des Georg Kaiserschen Textes stammt von Madame Milhaud.

Es handelt sich um ,, Songs", oder besser gesagt um eine im besten und modernsten Sinne opern­schon wieder mäßigere Nachfolge der Songmusik, die wir aus Drei­

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Vielleicht ist es das hervorstechende Merkmal des Pariser Muusiklebens, daß die Kunst hier trotz aller gesellschaftlichen Bindungen und Repräsentationsgelüste noch ein Eigenleben beilha er führt, dem die Politik bis jetzt fast völlig ferngeblieben ist ( mit Ausnahmen versteht sich!),

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Erfreulich, daß eine aus deutschen emigrierten Künstlern zusammengestellte Sängergruppe Le Madrigal", die Hans W. David führt, ein prominentes Publikum( im Saal der

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Chautemps erster Erfolg

wtb. Paris  , 2. Dez. Die Rammer hat hente nachmittag mit 391 gegen 19 Stimmen beschlossen, die Interpellation über die allgemeine Politik der Regierung bis nach Bers abschiedung der Finanzianierungsgelege zu vertagen. Die Regierung Chantemps hatte für diesen Antrag die Bers ranensfrage eingelegt und blieb lomit fiegreich.

Der Antrag der Regierung, für Beratung der Finanze fanierungsgefege des beschleunigte Dringlichkeitsverfahren zur Anwendung an bringen( wofür Zweidrittelmehrheit nots wendig ist) wurde von der Kammer mit 569 gegen 11 Stimmen angenommen.

Sie war mit dem Prinzen Pierre de Polignac   verheiratet. Die Ehe wurde 1930 erst getrennt, dann 1933 geschieden. Zu diesem Zwecke tagte der Revisionshof von Monaco   als höchstes Gericht in Paris  . Präsident Poincaré   war Schieds­richter gewesen.

Jetzt klagte die Kasino- Erbin erneut, aber vor dem fran­ zösischen   Gericht, um das Scheidungsurteil in Frankreich  ausführbar zu machen.

Die Polignacs sind eine der bekanntesten Familien von Frankreich  . Einer von ihnen war Kardinal und schrieb vor über 200 Jahren ein berühmtes Buch gegen Lukrez   und den Materialismus. Eine war die intimste Freundin von Marie Antoinette  . Einer brachte 1830 das Bourbonen  - Königtum durch seine Juli- Ordonnanzen zum Scheitern. Jetzt sind die Ur- Ur- Neffen des alten materialistenfeindlichen Kardinals zur Ehe mit der Croupier- Familie übergegangen, und die Roulettekugel ihres Schicksals rollt weiter.

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groschenoper" und,.Mahagonny" kennen. Was zunächst nicht möglich schien, das Genre der zeitgemäßen coupletartigen Liedform in sich weiter zu entwickeln, ist Kurt Weill   in seiner Massenoper ,, Die Bürgschaft  " und in diesem wieder zwischen Schauspiel und Oper pendelnden Silbersee" ge­lungen. Eine Lyrik, eine eigenartige neue Stimmungskraft und ein Streben zur großen Form hat den ursprünglich in Literatur und Kabarett beheimateten Song- Typ auf eine musikalische Ebene gebracht, die seine Verpflanzung in den Konzertsaal rechtfertigt.

Das Publikum im Saal Pleyel erzwingt sich eine Wieder­holung, bei deren Beginn es zu jenem merkwürdigen, von der Presse übertriebenen Zwischenfall" kommt: der be­kannte französische   Komponist und Musikkritiker Florent Schmitt   ruft nach einigen alarmierenden Pfiffen ,, Vive Hitler" in den Saal. Er will damit, so äußert er sofort, keine Politik in den Konzertsaal tragen, aber er will gegen schlechte deutsche Komponisten auch wenn es Emigranten in ersten Pariser   Konzerten protestieren. Ist diese Form des Protestes nötig für eine Autorität, der die erste Pariser Tageszeitung als Organ zur Verfügung steht?

sind

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Möglich. daß Florent Schmitts fachliche Meinung berech­tigter ist als die hier geäußerte alle Kritik ist ja leider oder glücklicherweise subjektiv und also relativ- über die Form, in der sie geäußert wurde, brachte eine andere als die von Herrn Schmitt beabsichtigte. Wirkung: Er hat jenen hitlerdeutsch en Kreisen eine Freude gemacht, die sich nie und nirgends für die Aufführung auch der besten französischen   Musik in Deutschland   einsetzen werden.

Man erinnere sich: 1913 wurde Igor Strawinskys ,, Sacre du Printemps" im Theatre des Champs Elysees niedergezischt, 1930 versuchten einige Nazijünglinge Darius Milhauds ,, Columbus"-Erfolg in der Berliner Staatsoper nieder zu brüllen. Die Pariser   Wagnerhausse des Jahres 1933 zum Beispiel zeigt ja, daß allein die Zeit ein gerechtes Wert­Paul Walter. urteil fällt.

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