Labour  - Köpfe

Georg Lansbury  

" The leader of His Majestys Opposition"( Der Führer Seiner Majestät Opposition")- so lautet heute Lansburys offizieller Titel im Parlament, wo der Alte tapfer, warm­herzig und mit erstaunlicher Vitalität die kleine Fraftion von 50 Mann gegen 550 führt. Lansbury   ist hoch in den Siebzigern Haar Badenbart und Schnurrbart schneeweiß. aber geistig ist er jünger. lebendiger und beweglicher als mancher Dreißiger. Daß er zum offiziellen Führer der Partei wurde verdankt er der Tatiache, daß er das einzige ehemalige Stabinettsmitglied ist, das bei der Katastrophen­wahl von 1932 fein Mandat nicht verlor. Lansbury   wurde also Führer durch Zufall. Aber die Labour Party   braucht diesen Zufall nicht zu bereuen. Sie hat einen Führer, der vielleicht fein großer Staatsmann ist. aber ein wundervoller. ehrlicher gerader Mensch in deffen Reden die Sentimenta­Ittät des englischen Boltsmannes widerklingt. dem die Liebe der Massen zufliegt. Man kann ihm vertrauen und man vertraut ihm. Hier ist ein Mensch, der Sozialist ist, sogar radikaler Sozialist er neigte ftets zum linken Flügel nicht weil er dadurch vorwärts zu kommen hoffte, auch nicht aus wissenschaftlicher Erkenntnis sondern and tiefster reli giöser Ueberzeugung. Lansbury   ist frommer Christ: die Bergpredigt fagt ihm mehr als Marr' kapi tal. In jeder Rede spürt man diesen Geist echten Christen­tums, der mit kirchlicher Bindung nichts zu tun hat.

Lansbury   hat für seine Ueberzeugung einst im Gefängnis gesessen. Lansbury   blieb auch als Minister der einfache Mann aus dem Volk, findlich wie nur Engländer zu sein vermögen. Er spricht die Sprache des Mannes von der Straße- ohne Wert auf vornehmen Dialekt zu legen. Er hat einst im Amt als Minister der öffentlichen Arbeiten die Volksparks be­treut. Lansbury Lide" so heißen die einfachen Erholungs­stätten der Maffen; auch die konservative Preise nennt fie io, das Wort ist in den englischen Sprachschatz aufgenommen worden.

Jeder achtet Lansbury  , die Verleumduna in England sowieso felten wagt sich an diesen Mann nicht heran.

Ob Lansbury   einmal Ministerpräsident sein wird, ist frag­lich. Ihn lockt das helle Rampenlicht der Weltpolitik nicht. Auch auf dem legten großen Parteitag sprach er nur wenig. Aber wenn er sprach, wenn er fich nur erhob, spürte er die aufrichtige Liebe und Verehrung der Männer und Frauen, für die er ein Menschenalter gekämpft hat und für die er auch heute noch fämp, t.

Arthur Henderson  

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Onkel Arthur" diesen Namen behielt er in der Partei, auch als aus dem Parteisekretär der weltbekannte Staats­mann wurde. Als Macdonald die Maffen, die ihn hochge­tragen hatten, verließ, wäre es für Henderson gewiß ver­lockend gewesen, das ihm ans Herz gewachsene Außenmini­sterium zu behalten. Hier hatte Hendersohn Großes geleistet. Vor allem, wenn man thn an seinen Nachfolgern mißt, spürt man den ganzen Abstand. Unter Hendersons Führung wurde England zum Führer auf dem Wege des Friedens. Und heute? Simon überläßt Mussolint die Führung und duldet es, daß Italien   England ins Schlepptau nimmt.

Senderson hielt feiner Partei die Treue. Als er bei der

Wahl unterlag, überließ er Lansbury   die offizielle Führung. Auch heute, wo er in einer triumphalen Nachwahl zurück­tehrte, macht er feinem alten Mitkämpfer die Führung nicht ftreitig. Mit hingebendem Eifer kämpft er den fast hoff­nungslosen Kampf für die Abrüstung. Um das große Ziel au erreichen, weicht er selbst Begegnungen nicht aus, die ihm ficher peinlicher sein müssen wie jedem anderen. Vielleicht wäre es besser gewesen, er hätte diefe Aufgabe, die Ab­rüftungskonferenz zu leiten, nicht übernommen. Der Ein­zelne ist auch bei dem besten Willen und den größten diplo­matischen Fähigkeiten machtlos gegen die nationalistischen und fapitalistischen Interessenten, die heute die große Politif der meisten Staaten bestimmen. Die Rähigkeit, mit der Hen­derson tros aller Widrigkeiten für das Ideal fämpft, ehrt ihn. Und die britische   Arbeiterbewegung ist stolz auf ihn. auch wenn sie über die Erfolgsmöglichkeiten skeptischer denft.

Die unermüdliche Arbeit und schwere Krankheit sind an Henderson nicht spurlos vorübergeganen. Er ist alt ge= worden. Man spürte es auch auf dem Parteitag nicht nur äußerlich. In der Verteidigung einiger parteiorgani satorischer Pläne hatte er nicht gerade eine glückliche Hand

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Von Dr. Gabriel, London  

und er unterlag auch. Aber seine staatsmännische Rede zum Friedensproblem zeigte ihn wieder voll auf der Höhe. Der ganze Parteitag, ohne Unterschied von rechts und links, jubelte ihm zu.

Wenn man von Führern der Labour Party   spricht, dann ift Arthur Henderson   an erster Stelle zu nennen.

Herbert Morrison

Morrison gehört zu den Jüngeren. Er ist in den Vier­zigern. Führer der Londoner Labour Party. Mitglied des Parteivorstandes. Verkehrsminister im letzten Labour- Kabi­nett neben Henderson   der einzige Minister, der wirkliche Erfolge bat durchseßen können. In der Welt ist er noch nicht so bekannt, aber man sollte auf ihn achten. Wer weiß, ob nicht das nächste Labour- Kabinett seinen Namen tragen wird.

Schon äußerlich ein Kopf. Kein Intellektueller. Ein Willensmensch. Die Energie des Gesichtsausdrucks, die sich in seinem Kinn vor allem verkörpert, wird durch die Brille faum gemildert. Er hat in das Chaos der Londoner Ver­fehrsorganisation Ordnung gebracht in dem individuali stischen England eine große Leistung. Er ist stolz darauf. Freilich redet er stets nur pon der Sache, nie von seiner per­fönlichen Verantwortuna dafür aber jeder weiß es.

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Auch diesen Morrison tonnte die Lockung fonstruttiver Arbeit nicht von der Partei trennen. Er ging nicht mit Mac­donald. Kürzlich suchte man ihn als Leiter eines großen halböffentlichen Unternehmens zu gewinnen. Aber weder das hohe Gehalt von 5000 Pfund, noch das Recht, sich fret politisch zu betätigen, fonnten ihn verlocken. Er lehnte ab. er will feine Kraft weiter der Bewegung widmen.

Morrison steht in der Partei rechts. Aber er ist beileibe fein Reformist in dem Sinn, daß der Einzelerfolg ihm mehr wert ist als der Kampf für den Sozialismus. Rehn Minuten Unterhaltung mit diesem Mann zeigen zur Genüge: hier ist ein echter begeisterter Sozialist. der alle konstruktiven Einzelmaßnahmen nur unter dem Gesichtspunkt des End­ziels fieht.

Morrison hat manchen Strauß mit den Kommunisten aus­gefochten und ihnen nichts erspart. Aber er ist ohne Vor­urteile. Jüngst reiste er an der Spiße einer Reisegesellschaft in Sowietrußland und schrieb über seine Eindrücke eine Reihe von Artikeln. Nicht unfritisch gewiß, aber frei von jedem Sowjethaß. Für vieles fand er hohe Anerkennung, und scheute sich nicht zu loben, was er lobenswert fand Nui glaubt er nicht, daß alles, was in Rußland   gut und nötig sein mag, iflavisch mit den gleichen Methoden auch in England durchgeführt werden muß.

Auf dem Parteitag stand Morrison start im Vordergrund. Seine knappen Reden trafen stets den Kern der Sache. Nüchtern, logisch, überzeugend und dabei doch voller Wib und Humor, gelegentlich auch etwas boshaft. Ein trefflicher Redner englischen Stils, und einer der etwas zu sagen hot Nur der Tropfen Sentimentalität, der den Engländern fo Iteb tit, fehlt ihm. Wird es die Massen begeistern fönnen? Doch wie dem auch sei ob er nun der fommende Führer eine entscheidende Rolle wird er im sein wird oder nicht kommenden Kampfe des englischen Sozialismus sicherlich spielen.

Sir Stafford Cripps  

Sein Gegenspieler ist Sir Stafford Cripps  , auch einer der Jüngeren, der Führer der Linken, dessen Traum es ist, aus der von ihm geführten Socialist League die sozialistische Vorhut der Partei au machen und von dorther allmählich die Partei ganz zu durchseßen, wie es einst die Unabhängige Arbeiterpartei getan hat. In der kleinen Unterhausfraktion wo Gripps den Wahlkreis Oft- Bristol   vertritt. iit er neben Lansbury  , Attlee und Greenwood die stärkste Persönlichkeit. Cripps   ist Anwalt, er hatte in der letzten Labour- Regie­rung einen der juristischen Posten inne( Soliciter General). war aber nicht Mitglied des eigentlichen Kabinetts Heute steht er im Vordergrund der Labour Barty. Die Konser vativen benußen ihn als schwarzen Mann. Einige, nicht immer sehr glücklich formulierte Aeußerungen über Demo­tratte und Diftatur, haben ihn in diefe Rolle gebracht Cripps   glaubt an den Grundsaß der Demokratie, aber er ist der Ueberzeugung, daß die kapitalistischen   Kräfte nicht ge= itatten werden. daß die Gesellschaftsordnung auf demokra tischem Wege in eine sozialistische umgewandelt wird. Gripps möchte deshalb eine auf demokratischen Weg ins Amt ge=

langte Labour- Regierung mit stärkeren Vollmachten ver­sehen, um ihr die Macht zu geben, fapitalistische Sabotage mit allen Mitteln zu brechen und ungehemmt sozialistische Maßnahmen durchführen zu können. Als Jurist möchte er alle Möglichkeiten vorher formulieren und bei der Wahl dem Volf unterbreiten. Daß das taftisch richtig ist. wird von vielen Sozialisten bezweifelt, die sonst in vielem mit Cripps  übereinstimmen. Aber Cripps   liebt Taktik nicht daß er dennoch Taktiker sein kann, bewies er in Hastings  . wo er sehr geschickt operierte und den entscheidenden Kampf um ein Jahr verschob Cripps   ist Prinzipien mensch. Wenn man ihm gegenübersißt und mit ihm spricht, wenn man ihn als Redner im Parlament hört, hat man den Eindruck: ein zweiter Robespierre. Kalt, logisch, starr, prinzipenfest in feiner Art grandios. Auch seine Gegner achten ihn als first elaß brain"( erstklassiges Gehirn). Etwas von seinem Geist - gemischt mit dem gefunden Menschenverstand, der Willens­fraft und dem konstruktiven Geist Morrisons und der Wärme und Sentimentalität Lansburys- kann die Bri­ tische   Labour Party   gut vertragen.

Hugh Dalton  

Auch Dalton- gleichfalls zur jüngeren Generation ge= hörig ist Intellektueller; Professor der Nationalökonomie. Aber ein ganz anderer Typ als der strenge Cripps  . Fast stets spielt ein liebenswürdiges, oft leicht ironisches Lächeln um fein feines durchgeistiges Gesicht. Er scheint stets heiter; auch wenn er angegriffen wird, nimmt er es nicht frumm. Und wenn er dann zum Gegenstoß ausholt, verzichtet er auf jede Schärfe. Nicht durch geballte Willenskraft wie Morrison, nicht durch schneidende Logik wie Tripps überzeugt er die Menschen. Er serviert ihnen die Argumente so charmant und schmackhaft, daß er, ehe man es merkt, gewonnenes Spiel hat. Dabei weiß er genau, was er will. Er hat Kenntnisse und Ideen. Nur er prunkt nicht etwa mit seiner Gelehrsam= feit, er stellt das, was er will, als Selbstverständlichkeit hin, und setzt es dadurch leicht durch.

Dalton war im letzten Labour- Kabinett Unterstaats­iekretär des Aeußeren, auch heute noch spielt er in der Außen­politik eine Rolle so war er der geistige Führer der eng­lischen Delegation auf dem Pariser   Kongreß der Soziali­stischen Arbeiterinternationale- aber heute liegt sein Hauptarbeitsgebiet anderswo: er arbeitet an den sozia= listischen Wirtschaftsplänen, er ist der Finanspolitiker der Barti und vielleicht der Finanzminister( Schazkanzler) des nächsten Labour- Kabinetts. Daß er die Sympathien der Be­wegung beißt, zeigt die Tatsache, daß er in seiner Gruppe bei der Parteivorstandswahl die höchste Stimmenzahl er= hielt. Auf dem Parteitag war er das Vorstandsmitglied, das neben Morrison am häufigsten und am wirksamsten in die Debatte eingriff.

freesi Bey F

fers Union( Transportarbeiterverband) ist neben dem Bewin, der Vorsitzende der General and Transport Wor­Generalsekretär des Gewerkschaftsbundes Walter Citrine  zweifellos die markanteste Figur unter den Gewerkschaften. Tatkräftig und tätig, heute hier morgen dort, rastloser Ar­beiter was seinem Körperumfang feinen Abbruch tut. Ein Mann, der nicht in der Routine verfinkt, sondern sich immer wieder Gedanken macht. So hat er fürzlich eine Artikelferie zum Stampf gegen die Wirtschaftsfrife veröffent licht, Maßnahmen der Tagespolitik, aber getragen von der sozialistischen   Idee. Stets wenn er auf dem Parteitag in die Debatte eingriff, berrichte Nube im Saal: ieder wußte: dieser Mann mit dem bretten, willensstarken Geficht hat etwas von Belang zu sagen. Manche sehen in ihm, der bisher parlamentarische und rein politische Betätigung abgelehnt hat, den kommenden Sozialisierungsminister. Wie dem auch wenn man von Führern der britischen   Arbeiter­bewegung spricht. darf man Bevin nicht vergessen Die Mrheiternartei hat führer von hohen Qualitäten und dabei blieben noch viele unerwähnt wie Arthur Green­ wood  . Noel Baker  ( Hendersons engster Mitarbeiter), Treve­( nan, Attlee, Lasti, Cols, Ponsonby  , Lees Smith, Addison, Burton u. a.( Ellen Wilkinson   fann faum zur Führer­gruppe gerechnet werden, so reizvoll und interessant und so beweglich fie als Persönlichkeit auch ist.) Es würde einer fommenden sozialistischen   Regierung nicht an Männern

fei

fehlen und das Berede von der Führerlosigkeit des englischen Sozialismus ist eben nur Gerede, das von der bürgerlichen Reaktion mit bewußter Absichtlichkeit ausgestreut wird.

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