Deutsche   Stimmen Beilage zur Deutschen Freifieit". Ereignisse und Geschichten

Sonntag- Montag, den 10. und 11. Dezember 1933

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Deutsche   Lehrertragödien von Jack Das große Abenteuer

Im..Oesterreichischen Lehrerblatt"( Nr. 24) finden wir den folgenden Aufsaty: ht

Die Welt weiß, wie es deutschen   Juden ergeht. Davon schreiben die Zeitungen vieler Länder, bringen Beispiele, Proteste, Notschreie. Auch das Schicksal namhafter Links­politiker und Schriftsteller ist bekannt. Ueber die grauen­vollen Morde, die entsetzlichen Folterungen, verübt an zahl­losen Gegnern des Dritten Reiches  , wird ausführlich berichtet in einem Braunbuch, das wohl hie und da eine kleine sach­liche Unrichtigkeit enthält, im ganzen aber längst nicht die Fülle der Barbarei erfaßt, die unser armes Vaterland erleidet. Dazu kommen viele Einzelberichte, die von dem keineswegs abflauenden braunen Terror Zeugnis geben.

Kaum etwas aber ist bekannt über das Dasein der namen­losen Zehntausende, die ,, nur" aus ihrem Beruf entfernt, jetzt gänzlich wehrlos einer nationalsozialistischen Fürsorge" ausgeliefert sind, die zu Hunger, Frost und Vereinsamung verurteilt wurden, die für ihre Kinder nicht mehr sorgen können, die dauernd bespielt werden und keinen Augen­blick außer Gefahr sind, wegen irgendeines Verdachts ver­haftet und ohne jede Begründung auf nicht absehbare Zeit eingesperrt zu werden.

Ich will hier ein paar Fälle erzählen, Wort für Wort tat­sachengetreu, nur die Namen sind aus naheliegenden Gründen verfälscht. Diese Fälle betreffen allesamt deutsche   Lehrer, die keinen bekannten Namen tragen, die nicht in großem Kreis hervorgetreten sind, die weder besonders radikal noch in der Form ihrer Betätigung herausfordernd waren. Emil Hansen

Emil Hansen war ein Lehrer von außerordentlicher Quali­tät. Nachdem er den Krieg als Freiwilliger, er pflegte zu sagen: Kriegsfreiwilliger, mitgemacht hatte, kehrte er mit gebrochener Gesundheit zurück in die Heimat, machte sein Examen und stürzte sich mit Eifer und Liebe in die Schul­arbeit. Wenn man oft findet, daß ein Lehrer neben seiner Schultätigkeit ein Steckenpferd reitet, sich stark für außer­schulische Dinge engagiert, so könnte man für Hansen sagen, daß sein Steckenpferd eben die Schule, die Wohlfahrt seiner Klasse, die Anschaulichkeit und Ergiebigkeit, die Lebensnähe seines Unterrichts bedeutete. Seine sozialistische Weltan­schauung äußerte sich in nie abreißender freiwilliger Arbeit für die Schule. Er baute aus eigenen Mitteln den ersten Radioempfänger der Schule, er gab Bastelkurse außerhalb Ber Schulzeit, ohne Entgelt, er bat bei Bekannten um Farbe, Holz, Papier als Material für die Aeristen. er sammelte Steine, Schmetterlinge, Briefmarken, schuf eine vollständige Sammlung von dreihundert Bildserien zu Lichtbildervor­trägen für alle Wissensgebiete, er wanderte mit den Kindern, lehrte sie Sterne beobachten, Stile beurteilen, alles, was ihm geschah, verwertete er in seiner Klasse.

Nie nahm er Lob an. Nie schrieb er wie andere um Geld über die schönen, viel beneideten Ergebnisse solcher hin­gebungsvollen Arbeit. Er hatte keinen Feind, alle achteten ihn. Das Dritte Reich   brach aus. Hansen schreckte zu­sammen. Doch arbeitete er fort wie bisher. Dann kamen die Befehle zur Umstellung der Schularbeit im nationalen Sinne". Hansen sollte nicht mehr seiner wissenschaftlichen Auffassung folgen dürfen im Geschichtsunterricht, er sollte an Stelle von Naturwissenschaft, blinden Glauben an den Schöpfungsmythus bringen, er sollte Hitler   loben, den er ver­achtete und haßte, er sollte den Rassenwahn lehren, gegen den sich seine Wahrheitsliebe erhob. Er verfiel sichtlich. Die Kollegen waren in Sorge um ihn. Er vermochte nichts mehr zu tun wie sonst. Seme Sammlungen schenkte er den Kindern. Er wurde krank, ein Bild des Jammers.

Eines Tages erhielt er auch noch die Nachricht seiner Ent­lassung wegen ,, nationaler Unzuverlässigkeit". Eine Kom­mission von Nazi- Lehrern hatte einen Lehrplan von ihm ge­funden, in dem auch das Thema: Karl Marx   und seine Be­deutung für die deutsche   Arbeiterklasse" stand. Das hatte genügt. Hansen hatte zwei Kinder und eine sehr zarte Frau. Neunzig Mark würde er monatlich erhalten, das hätte vor offenem Hunger bewahrt. Aber ihm hatte der Sieg der Barbarei mehr zerschlagen als die bürgerliche Existenz. So sehr Kollegen ihn zu behüten trachteten, er fand Gelegen­heit, sich eine Kugel durch die schmale Stirn zu schießen. Max Henning  

Ein anderer bemerkenswerter Fall betrifft den Kollegen Max Henning  . Er war noch Junglehrer", das heißt: noch nicht festangestellt, obschon er zweiunddreißig Jahre alt, verheiratet und Vater eines vierjährigen Töchterchens war. Seiner Weltanschauung entsprechend arbeitete er an einer weltlichen Schule. Diese Schulen und ihre Lehrer hatten schon unter den bürgerlichen Regierungen der letzten Jahre erheblich zu leiden gehabt. Doch hielten Eltern, Kinder und Lehrer gut zusammen. Das Ergebnis der Schularbeit, zu der auch die Unterhaltung eines von den proletarischen Eltern selbst erbauten Schullandheims für die Kinder gehörte, war wesentlich besser als beim Durchschnitt der anderen Schulen. Henning war Wortführer der Elternschaft in vielen Aus­einandersetzungen mit den Behörden, bei der Werbung, auf Festen und Feiern. Auch über Schuldinge hinaus war er Berater der Eltern. Er hat sogar in einigen Fällen Grab­reden gehalten, wenn arme Familien sich keinen bezahlten Redner leisten konnten. Als die Nazis in die Bildungs­ministerien einzogen, wußte Henning, daß er würde gehen

müssen.

vom

Schon die ersten Erlasse brachten die Zerschlagung der weltlichen Schulen. Am 1. April 1933 wurde er aus dem Schuldienst ausgestoßen. Er erhielt weder Uebergangsgehalt noch irgendeine Pension. Nachdem er die übliche Anzahl Wochen gewartet hatte, bekam er regelmäßig vierzehn Mark wöchentlich kommunalen Wohlfahrtsamt für alle Lebensbedürfnisse dreier Menschen. Das reichte nicht einmal zum Nichthungern. Kollegen halfen aus. Henning hatte seiner kranken Mutter, sein Vater war in Frankreich   ge­fallen, nichts gesagt von seinem Schicksal, um sie nicht zu quälen. Da verlangte das Wohlfahrtsamt" eines Tages von der entfernt wohnenden, völlig ahnungslosen Mutter, daß sie von ihrer kargen Rente etwas abgeben müsse für ihren Sohn oder aber diesem würden statt vierzehn nur noch zwölf Mark wöchentlich bezahlt werden.

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Die alte Frau erlitt auf der Stelle einen Nervenzusammen­bruch, der das Schlimmste befürchten ließ. Henning, völlig machtlos gegen solche Roheit, verlor nun seinerseits zum erstenmal die Nerven. Alle seine Bemühungen um Arbeit, gleich welcher Art, waren anssichtslos, er als..Marxist" blieb ausgestoßen aus der amtlichen Arbeitsvermittlung. Da er die Beziehungen zu den alten Genossen, die Rat und Hilfe jetzt noch häufiger brauchten, in selbstverständlicher Kame­radschaft fortsetzte, ward er vor etlichen Wochen verhaftet und in ein Konzentrationslager gebracht. Das Töchterchen weint haltlos nach dem Vater, die Frau grämt sich um den Mann, der nur alle Monat einmal schreiben darf, die Mutter mußte in hoffnungslosem Zustand in eine Heilanstalt ge­bracht werden.

Auch für den nichtnationalsozialistischen Lehrer, der im Amt bleiben konnte, ist die Zeit unglaublich schwer. Alle Freiheit der Lehre ist dahin. Alle guten Beziehungen des Lehrers zum proletarischen Elternhaus sind wieder über­wuchert von dem Haß, mit dem der Arbeiter auf die Ver­giftung der Kinderhirne reagiert, den Lehrer ablehnt, der den Arbeitermörder Hitler   feiert. Der Lehrer muß selbst hie und da Widerstand bei den Kindern niederkämpfen. Ich kenne einige Dutzend Fälle, in denen Kinder sich weigerten, das Horts- Wessel- Lied zu singen, weil ihr Vater im Gefäng­nis sigt, weil bei ihnen zu Hause SA. das Mobiliar zerschlagen oder gestohlen hatte, weil sie gesehen hatten, daß SA. Arbeiter mißhandelt und blutig schlägt, auf der Flucht er. schießt", beschimpft und bespuckt. Auch das, meine ich, ge­hört zu den Tragödien, unter denen deutsche   Lehrer heute zu leben gezwungen sind.

Aber noch einen Fall will ich anführen. Der Kollege Wander und Wolf

Wander war nicht Sozialist oder Marxist. Er war stolz auf seine Orden, ein guter, solider Bürger, aber weltlicher Hal­tung. Er lebte in einem größeren Dorfe, angesehen, wohl­

Es ist nur ein Film und heut' noch nicht wahr. Ich bring' euch auch die Voranzeige.

Aber morgen, in drei Wochen, oder übers Jahr, dann ist es so weit. Dann wird es schrecklich klar während ich heut noch einige Pointen verschweige. Entree ist gratis. Nur gassichre Logen sind teuer. Meine Damen, meine Herren, auf! Ins große Abenteuer! Die Hauptrolle spielt der neudeutsche Geist, ein Bastard aus Trusts und Syndikaten,

aus Feigheit, Sadismus und Spiel mit Soldaten. Ein Geist, der die Welt als hors d'oeuvre verspeist mit Gelbkreuz-, Grünkreuz-, Brisanzgranaten. Damen und Herren, ihr seid noch nicht Feuer und Flamme fürs große Abenteuer?

Die Regisseure bleiben natürlich im Hintergrund. Doch die Gagen sind nichtsdestoweniger enorm. Verdient wird an Tanks, Chemikalien, an jedem Pfund Pulver werden die Leute gesund,

jedem Flugzeug, jedem Knopf, jeder Uniform! Leider zahlt ihr mit eurem Leben die Steuer, Damen und Herren, fürs große Abenteuer.

Man dreht an dem Film. Er ist fast vollendet. Die deutsche   Regierung setzt die Premiere an! Und eh' ich's vergesse, eh' sich die Stunde wendet, eh' man den Film über die Grenzen sendet: Die komische Rolle spielst du, kleiner Mann! Du Stiller, Geduckter, Bescheidener, Scheuer. Blind läufst du hinein, Idiot! Ins große Abenteuer. Stefan Heym  

habend, fast ohne Gegner. Sein Religionsunterricht brachte Ihre Intelligenz.

den Kindern keine Dogmen, war eine Unterweisung zu herz­licher Menschenliebe. Dieser Kollege erhielt als Nachbarn einen jungen Nazipfarrer, der alsbald versuchte, den Lehrer zu kirchlichen Dogmen zu zwingen. Er fragte die Kinder aus, hieß sie den Lehrer bespiteln. Als Wander das ver­nahm, sagte er dem Pfarrer deutlich seine Meinung, was diesen in rasende Wut versette. Der deutsche   Christ" hette nun in einer schamlosen Weise wider den rechtschaffenen Lehrer, nannte ihn einen Marxisten.

Wander ließ sich das nicht gefallen, wurde laut, wehrte sich. Und wurde seiner Stelle enthoben als ,, national nicht zuverlässig", in ein geringeres Amt versetzt. Das mag harm­los scheinen unter der blutigen Fülle des deutschen Elends. Es bedeutet aber für diesen Mann den völligen Zusammen­bruch seiner Rechtsauffassung. Leider ist er kein Marxist. So leidet er jetzt mit fürchterlicher, auswegloser Wut diese Vergewaltigung, die ihn völlig zerbrochen hat. Er schreit in der Schulstube herum, schlägt, es ist ihm alles gleich. Abends sperrt seine Frau die Läden zu, damit keiner die ,, regierungs­freundlichen" Reden ihres Mannes belauscht.

Dies letzte Beispiel steht hier auch, um zu zeigen, wie die neuen ,, Führer" der deutschen Lehrer den ganzen, Gene­rationen mit Aufopferung geführten Emanzipationskampf der Lehrerschaft verraten haben. Einer dieser ,, Führer" ist ein alter Bekannter: Herr Wolf, der sich in übelster Weise gleichgeschaltet hat. Auch diese Tatsachen gehören zu dem großen Trauerspiel in deutschen Schulen und Lehrerhäusern, veranstaltet von der braunen Invasion.

,, Obendrein bekommt das Weib noch Hiebe

in

Das Programmheft des Züricher   Stadttheaters veröffent licht folgenden Brief, der bei der Direktion einging, seiner Original- Schreibart:

..Zürich   im Nov. 1933. Sehr geehrter Herr Direktor! Einige ständige Deutsche   Theaterbesucher ersuchen Sie höflichst der Person im blondgefärbten Haar, welche in der Operette Der Vogelhändler  " die Kurfürstin spielt, energisch zu verbieten im dritten Ackt den Wit wenn es einer sein soll zu unterlassen und zwar wenn die Person sagt..Ihre Intelligenz können Sie in Berlin   anbringen". Das ist für uns Deutsche   kein Wit mehr sondern eine Aus höhnerei, für unser gutes Geld lassen wir uns das nicht gefallen und Sie als Deutscher   solten so etwas nicht zu geben. Solte unsere Bitte unerfüllt bleiben, so wird in Zukunft eine Ffeiferei entstehen wenn das Weib nochmals uns Deutsche   beleidigt und obendrein bekommt das Weib noch Hiebe das Sie auf Wienerart an uns Deutsche   denken wird. Wir hoffen und erwarten also von Ihnen Herr Direktor künftig hin zu Sorgen, das die Worte fortbleiben. Mit ganz vorzüglicher Hochachtung an Sie zeichnen einig deutsche   und deutschfreundliche Theaterbesucher" Die Direktion des Theaters bemerkt dazu, daß der be anstandete Wit wortgetreu der Neufassung der Münchner Staatsoper   entspricht. Wir aber meinen, daß das ganze unter die Rubrik gehört: Kulturpropaganda des erwachten Deutschlands   im Ausland.

Hoch der Reimschmied!

Balduin Bählamm als Hauptmann von Köpenick

In Braunschweig  , dem extra- braunen, hat sich dieser Tage ein Streich begeben, der einer Köpnickiade gleichkommt. Zu Ehren eines in den Mauern der Stadt abgehaltenen ,, Tag des deutschen Handels" hatte das Stadttheater eine Aufführung von Bahrs ,, Konzert" angesetzt. Doch als die Vorstellung steigen sollte, kam es zu einem seltsamen Zwischenfall, dessen abgeblaßte Schilderung in der gleichgeschalteten Presse zu­nächst wiedergegeben sei:

Wenige Minuten vor Anfang der Vorstellung erschien auf der Bühne ein Fremder beim Regisseur und gab sich mit einem Schwall von Worten als der ,, Kaufmann Fischer" zu erkennen, der zum Tag des Deutschen Handels nach Braunschweig   gekommen sei. Vor Beginn der Aufführung wollte er vor das Publikum treten und ihm ein eigenes Gedicht vortragen. Mit Stolz wies er jeden Einwand zu­rück, man solle ihn nur erst hören. Dem etwas aus der Fassung gebrachten Regisseur blieb endlich nichts übrig als der Hinweis darauf, daß er ja die Erlaubnis zu dem

schimmern. Hinter der ganzen Geschichte steckt natürlich die Angst der gleichgeschalteten Seelen vor fristloser Ent lassung, Konzentrationslager, Abreibung" in einer SA­Kaserne usw., wenn irgendein Wunsch eines hohen Nazi­Tieres nicht respektiert wird. Offenbar hat der ulkige Dichterling Fischer verstanden, sich den Anschein zu geben. als wünsche die Leitung des ,, Deutschen Tages" oder sonst eine höhere Nazi- Stelle den Vortrag seines Gedichts, und der angstschlotternde Regisseur hat daraufhin nicht ,, Nein" za sagen gewagt, weil er sich schon im Konzentrationslager sah, falls er den Vortrag verweigerte. Möglicherweise konnte das Gedicht ja zum Lobe Hitlers verfaßt sein, dann wäre die Verhinderung des Vortrages sogar direkte Majestätsbeleidi gung, mit Gefängnis strafbar, gewesen!

Jedenfalls zeugt das Geschichtchen, was im ,, dritten Reich" und nur dort vorkommen kann.

Vortrag nicht geben könne, Herr Fischer müsse schon den In der Hand die Milchtasse

,, Marsch weg, Jüdin!"

Graf Sforza  , Außenminister im vormussolinischen Italien  , erzählt im ,, Journal des Nations":

Intendanten bemühen. Insgeheim hoffte er, die Ange­legenheit damit erledigt zu haben, denn der Intendant würde jetzt kaum aufzutreiben sein. Doch der Dichter" kannte keine Hemmung. Er verschwand umgehend in der Telefonzelle und trat mit der strahlenden Miene des Un­besiegbaren fünf Minuten später wieder vor den Regisseur: Alles in Ordnung. Er werde sofort beginnen. Resigniert gab der Regisseur nach und hörte süßsauer lächelnd zu, wie draußen mit hohem Pathos das Erbauungsgedicht an­hebt. Wenn das Erzeugnis wenigstens so kurz wäre, wie es schlecht ist. Aber nein! Minute um Minute plätschert es dahin. Endlich ist es aus. Der ,, Dichter Fischer" er­scheint wieder auf der Bühne, verabschiedet sich und bittet bis sie die Reihe kamen. Aber immer, wenn ein jüdisches

um Nachsendung der Kritiken der Presse.

Auf der Intendantur wußte, wie sich am anderen Tage herausstellte, niemand etwas von einem telefonischen An­ruf. Die Sehnsucht, einmal einem größeren Kreise ein eigenes Gedicht vortragen zu dürfen, hatte den ,, Dichter" Fischer zum Schwindler werden lassen. Und nun lachen in Braunschweig   die Hühner."

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Ja, die Hühner lachen aber worüber? Was sich in Wahrheit begeben hat, läßt dieser Bericht nur durch­

,, Eine meiner Cousinen verbrachte diesen Sommer auf einem Schlosse in Württemberg  . Wegen ihres gräflichen Titels und weil sie auf dem Schlosse zu Gast war, hegte man gegen sie keinen Verdacht. Sie konnte die Schulen besuchen, für die sie sich interessierte. Da erlebte sie folgendes: In der Vormittagspause zogen die Kinder an der Türe der Schulkantine vorbei, wo man ihnen eine Tasse Milch und ein Stück Brot verabreichte. Die kleinen Mädchen warteten,

an

Mädchen an die Reihe kam, schrie es die Direktorin, welche in der Hand die Tasse mit Milch hielt, an: Marsch weg, Jüdin! Die nächste bitte..." Diese Szene wiederholte sich täglich. Man ersparte es den kleinen jüdischen Kindern nicht, in der Reihe zu stehen. Man ersparte es ihnen nicht, die Hand nach der Tasse auszustrecken Die christlichen Kinder mußten täglich Zeugen dieser Szene sein, damit sie lernten, wie man ein jüdisches Kind behandelt. das Hunger hat und essen will,"