Pariser Berichte

Pariser Straßenkalender

Eins der drei oder vier broschierten Exemplare der Originalausgabe der berühmten Gedicht sammlung ,, Fleurs du Baudelaire wurde bei der Versteigerung der von S. in Paris   für 40 000 Francs losgeschlagen.

Mal" von Herzogin Eine Originalausgabe von Salammbo  " mit eigenhändiger

Widmung

von Flaubert   erzielte 12 500 Francs.

Die alte Straße des Deux- Ponts  , in der Nähe des Pariser Judenviertels, die die Insel St. Louis   überquert, soll ihre rechte Häuserreihe nächstens dem Verkehr opfern.

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In der Cote d'Or  , in der Nähe der Quellen des Seine­flusses, an denen ein Monument der Stadt Paris   steht, wurde im August v. J. eine Göttin auf einem Schiff mit einem Entenschnabel als Bug ausgegraben. Man glaubt, daß es eine ,, Göttin der Seine" ist. Der Fund, aus dem 1. nachchristlichen Jahrhundert stammend, ist zur Zeit im Museum Saint­Germain- en- Laye ausgestellt.

Im Generalrat der Seine   wurde über ein neues Autobus­Modell mit zentraler Plattform gesprochen, das der Ver­sammlung vorgeführt wurde.

Weihnachtswunsch

In den Pariser   Straßen stehen die ersten Weihnachtsbäume. Viele arme deutsche Kinder, Emigrantenkinder, viele abge­härmte Frauen, vertriebene Menschen, 60 000 Deutsche   feiern heute ihr erstes Weihnachten in der Fremde. Es ist nicht Sentimentalität oder, gleichviel, am Weihnachtsabend ist der Deutsche   sentimental, zu stark wirken an diesem Tage die Eindrücke seiner Kindheit auf ihn ein. Der Franzose, der erst am Neujahr seine, Etrennes" verteilt und vorher am Nikolaustage die Kleinen die Schuhe an den Herd stellen läßt, damit die Nachfahren der keltischen Feen Gaben bringen, versteht diese bestimmte Gemüts­verfassung der Deutschen   nur schwer. Nun ja, Kinderlieder und das Land von Rupprecht mit der Rute, die sich in eine Stahlrute verwandelt hat, das paẞt ja auch nur schwer zu­

sammen.

Dennoch geht unser heutiger Wunsch dahin: Hilfskomitees, jüdische Verteilungsstellen, Quäker, Matteotti- Leute: wo

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immer ihr arme deutsche Kinder seht, wo so viel ungestilltes Heimweh nach Wohnung und Arbeit ist: vergeßt eins nicht: diesem ersten Weihnachten unter dem Tannenbaum der Emigranten ein bißchen Freude durch Geschenke geben. Bisher haben unsere reicheren Landsleute in den Champs Elysées   zu Paris   und in den Glanzhotels der fran­ zösischen   Riviera nicht immer gezeigt, daß sie Landsleute der Armen sind, denen die Erlangung der 100 Franken für das Recepissé schlaflose Nächte bereitet:

Nunmehr ist es noch eben Zeit, eine schöne Weih­nachtssammlung für die Kinder und Frauen der Emigranten zu organisieren. Wie wir hören, sind zum Beispiel in dem neu gegründeten Verband der deutschen Journalisten in der Emi­gration Vorbereitungen einer Weihnachtsbescherung erörtert worden. Vielleicht könnte man diese Anregung ins­besondere auch noch durch Unterstützung des Matteotti­Komitees verallgemeinern. Es wäre weiter in Erwägung zu ziehen, auch wieder die künstlerischen Kräfte der Emigra­tion, zum Beispiel das Or chester der Vertrie­benen" zu diesen Feiern heranziehen.

Malraux  .

Dichter und Chinakämpfer

In dem Restaurant Drouant an der Place Gaillon, in Opern- und Boulevard- Nähe, wo das größte literarische Heiligtum des Jahres verteilt wird, herrschte dieses Jahr be­sondere Aufregung. Einmal, weil on Daudet, der König von rechts, in einen dicken Pelz gehüllt, weidlich zu spät zu der Sitzung der Jury anrollte, so daß die berühmten Decemvirn, die großen Zehn, diesmal zu acht, anfangs zu sieben zusammenschrumpften. Dann weil die Goncourt­Herren zum erstenmal getonfilmt wurden. Dann weil Roland Dorgelès  , der Dichter der herrlichen ,, Kreuze von Holz" diesmal den neuen Gott der Romane verkündete.

André Malraux  , auf den diesmal die Wahl mit fünf Stimmen im vierten Wahlgang gefallen ist, erscheint als interessanter schlanker Mensch mit sehnsüchtigen Augen und einem dichterischen Zug im dunklen Haar, sieht aus als wie ein Zwanzigjähriger. Aber er ist ein Zweiunddreißigjähriger und hat schon Schicksale hinter sich. Er hat lange im Fernen Osten gelebt und dort dem großen Kampf der Weißen und der Gelben um die Welt zugesehen, sich auch aktiv an den revolutionären Kämpfen um China   beteiligt.

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Heinrich Heine   empfängt n'cht

Zwei blonde Jungen marschieren durch Paris  , so hell und so jung, daß die kleinen Französinnen sich halb spöttisch, halb entzückt nach ihren flimmernden Schöpfen und nackten Knien umsehen. So mögen Römerinnen des Kaiserreichs hinter breitstapfenden Germanenburschen hergeschaut haben. Sonderbares Land, das solche vollkommenen Menschen­bilder voll Kraft und Jugend ziehen läßt, ja, vertreibt. Nun laufen sie ein wenig ziellos in Paris   umher, denn Arbeit gibt es nicht für sie. Aber weil sie viel Zeit haben und nicht wissen, wie lang oder wie kurz ihr Aufenthalt sein wird, suchen sie möglichst viel von dieser seltsamen Stadt zu sehen, deren Weite sie selbst aus der Höhe von Montmartre   nicht erfassen können, deren Boulevards und schmale Gassen immer neue Geheimnisse enthüllen.

Durch die endlosen Säle des Louvre schlendern sie, hilflos, am meisten noch ergriffen von antiken Statuen, die nach ihrer sportlichen Haltung und Lebensechtheit beurteilt werden. Von der Vielfalt der Kathedrale Notre- Dame   fallen ihnen die klaren und strengen Dome ihrer Heimat ein, in Worms   und Speyer  . Und am 14. Juli sehen sie, in eine un­verständliche plappernde Menge gedrängt, das Feuerwerk über allen Seinebrücken aufflammen und vergleichen es mit der Schloßbeleuchtung in Heidelberg  .

Deutsche   Handwerksburschen lesen viel. Der eine hat dem anderen abends in der Herberge Heines Gedichte vorge­tragen. Sie haben dann auch gehört, daß die Werke dieses Dichters mit manchen anderen in eben jener Stadt Düssel­ dorf   verbrannt wurden, an der er so hing und die er als Stätte seiner Kindheit ergreifend geschildert hat. Und nun drängt es sie, das Grab dieses Landsmannes aufzusuchen, der gleich ihnen aus einer sehr geliebten Heimat in diese fremde, unbegreifliche, doch barmherzige Stadt verschlagen wurde und dort vor 77 Jahren gestorben ist.

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Seine drei Romane, durch die der Dichter auch vor der höchsten Auszeichnung schon berühmt war. sind ,, Die Er­oberer", Die königliche Stimme" und vor allem..La condi­tion humaine"( etwa: Die Hauptsache des Menschen"), der ihn stark in die Oeffentlichkeit gerückt hat

Der Nebenbuhler des mit Genugtuung aufgenommenen Siegers ist Charles Braibant   gewesen. der auch im vierten Gang noch drei Stimmen für seinen ,, Roi qui   dort" hatte, ein echt französisches Buch, das man überall ausgestellt sieht.

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Bekannt ist, daß die Journalisten, während die Jury­männer tagen, das zweite Rennen des Tages, den Théophraste­Renaudot- Preis auslaufen lassen. Diesmal erhielt Braibant für den ,, Roi qui dort" die ihm bei den Concourts entgangene Krone und das ist um so interessanter, als der Verlag des Dichters Celine dadurch abermals im Außenseiterrennen herauskam. Céline war im Vorjahr bei Théophraste mit der scharf markierten..Reise am Ende der Nacht" glatt durchs Ziel gegangen und hatte den ganzen Théophrast für viele Tage durch diese Nacht" berühmt gemacht. Nun ist ihm der ,, Schlafende König" gefolgt.

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wohl irgend was mit korrekter Kleidung und bürgerlicher Gesetztheit zu tun haben muß.

Ihre Schuld ist es nicht, daß sie, als Reichsbannerleute, im Rheinstädtchen verdächtigt und verfolgt, nicht Zeit gefunden haben, ihre Sonntagsanzüge in ein Köfferchen zu packen sondern nur mit einem schmalen Bündel auf dem Rücken in ihrer groben Wanderkluft bei Nacht über die Grenze laufen mußten, so schnell es ging.

Nichts zu machen! Heinrich Heine  , selbst ein politischer Flüchtling wie sie, darf zwei deutsche Handwerksburschen nicht empfangen, weil sie keinen Schlips tragen und keine langen Hosen. Gewiß würde er über das Vorurteil lächeln, einen bissigen Vers darüber schreiben wenn er's erführe. Aber der strenge Wärter sorgt schon dafür, daß die Ruhe und Vornehmheit seiner prominenten Toten ungestört bleibt.

Achselzuckend wenden die beiden den Schritt, treten in das Getriebe des Boulevards hinaus und biegen in die Rue Coulaincourt ein, die sich, eine lärmende und belebte Brücke,

Vielleicht ein bißchen übertrieben diese Vorliebe für das ... aber verglichen ist es nicht heute ein Jahr­

mit den ,, Scheiterhaufen" tausend, das die Völker trennt?

Frau Coty   verklagt ihren geschiedenen Mann

02A L

Die geschiedene Frau des französischen   Parfümfabrikanten Coty  , Frau Yvonne Alexandrine Le baron, verklagte ihren früheren Mann auf Zahlung eines Betrages von 5 760 000 Dollar. Sie stützt ihre Klage darauf, daß sie in Paris   gegen Coty   den Ehescheidungsprozeß gewann, der ihr die Hälfte des Vermögens ihres früheren Mannes im Gesamtbetrag von 160 Millionen Franken zuerkennt. Da aber Coty   in Frankreich   diesen Betrag nicht ausbe­zahlt hat, könne sein amerikanisches Vermögen für die Zahlung herangezogen werden. Gleichzeitig klagt die ehe­malige Frau Coty   auch gegen die amerikanische   Coty  - Gesell­

schaft.

Frau Lebaron und Coty   heirateten 1919. die Scheidung wurde 1929 ausgesprochen Uebrigens hat sich Frau Lebaron vor einigen Monaten mit einem rumänischen Bankier ver­heiratet.

über die bleiche Zurückgezogenheit der Gräberalleen hin­spannt. Seltsames Symbol, wie das harte, rücksichtslose Leben über die Toten in ihren steinernen Grüften hinweg­Tegt!

Sie bleiben auf der Brücke stehen, schauen hinab auf die eherne Ruhe unter ihnen, heben dann den Blick dorthin, wo die Kuppeln von Sacré- Coeur   gegen einen grünlichen Abend­himmel aufleuchten. ,, Sieh mal die Autos alle," sagt der eine. Der andere nickt. Und ohne viel Worte, die sie nicht zu machen verstehen, begreifen sie beide in diesem Augenblick, daß es vielleicht bei aller Ehrfurcht vor der Vergangenheit etwas Wichtigeres gibt, als die Gräber der Großen; daß es vor allem darauf ankommt, in der eigenen Zeit zu stehen und sich bereitzuhalten. Es muß ja ein Tag kommen, da man nicht mehr als tatenloser Zuschauer am Wege steht, sondern wie­der mitarbeiten und mitkämpfen darf in einer befreiten Heimat am Rhein  , nach der jener tote Dichter sich vergeblich gesehnt hat... L. A.

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Friedhof zu finden; man entdeckt ihn schließlich zwischen zwei Häusern des vergnüglichen Boulevard Clichy. Aber als die beiden an dem Pförtnerhäuschen vorüberwollen. tritt ein mürrischer Mann heraus, der ihnen nicht ohne Würde den Eintritt verwehrt. Sie verstehen ihn nicht, sehen sich ver­legen an, bis er auf ihre nackten Knie zeigt, auf die offenen Hemden mit hochgerollten Aermeln. Nun begreifen sie und merken sich für ihren Wortschat, daß ,, tenue convenable"

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