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303

Er fordert die Saar - Regierungskommission heraus

Mit jener Plötzlichkeit, Unüberlegtheit und tattischer Un­geschicklichkeit, mit denen sich Herr von Papen in seiner diplomatischen und politischen Laufbahn wiederholt aus­zeichnete, hat er sich soeben auch als„ Saarkommissar" ein­geführt. Wir haben gestern über den Freispruch des Kom­merzienrats Hermann Röchling berichtet. Diese Gelegen­heit nahm Vizekanzler von Papen zum Anlaß, ihm ein Glückwunschtelegramm zu schicken. Es heißt darin: „ Das deutsche Volk dankt Ihnen und allen Mitkämpfern, für den seit Jahren geführten Kampf gegen den jeden menschlichen und internationalen Recht widersprechenden unmoralischen 3wang einer land­fremden Verwaltung, deutsche Kinder in französischen Schulen erziehen zu lassen."

Diese Papen- Aktion dürfte weitere Schritte nach sich atehen. Unzweifelhaft handelt es sich um eine mit vollem

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Wie kann man sich in Amerika betrinken?

Dienstag traten in den einzelnen Bundesstaaten Ameritas die Polizeiverordnungen über den Ausschank von Alkohol in Kraft. Wie verwickelt die Alkoholgesetzgebung in Amerika nunmehr ist, ergibt sich u. a. aus folgendem: In den Staaten New Jersey , Wiskonsin, Louisiana , Nevada und Missouri dürfen Kneipen Schwingtüren besitzen und Volljährige jeder Art an den Bars Alkohol trinken. In Neuyort dagegen wird nur Bier an Bars ausgeschenkt, während die übrigen alko­holischen Getränke nur an Tischen serviert werden Die Neu­yorker Lofale dürfen weder Schwingtüren haben, noch Reklame für Alkohol machen. In Rhode Island darf Alkohol nur ausgeschenft werden, wenn gleichzeitig etwas verzehrt wird. In Kalifornien , Connecticut und Colorado werden Biere und Weine nur gleichzeitig mit Speisen verabreicht. Den Bewohnern dieser drei Staaten ist es dagegen gestattet, alkoholische Getränke, die allerdings in Paketen verpackt sein müssen, zum Hausgebrauch mitzunehmen. In Montana ist Alkohol nur gegen Alkoholtarte in staatlichen Verkaufsladen zu haben. In Washington darf Alkohol nur an Personen über sechzehn Jahren ausgeschenkt werden. In Delaware und Pennsylvanien kommt der durstige Amerikaner nur in Hotels, Restaurants und Klubs auf seine Rechnung; in an= deren Gaststätten gibt es feinen Ausschant. Colorado erlaubt nur Wein und Bier, feinen Schnaps. Die amerikanischen Matrosen und Soldaten dürfen überhaupt nur Bier trinken. Die Speisewagen der Eisenbahnen richten sich jeweils nach den Gesetzen des Staates, dessen Gebiet gerade durchfahren wird. Im Flugverkehr ist der Genuß von Alkohol verboten.

Englische Unfallschronik

Nach einer soeben veröffentlichten Statistik des englischen Berkehrsministeriums betrug die Zahl der Verkehrsunfälle auf den englischen Landstraßen im ersten Halbjahr 1933 2998, wobei 3061 Personen getötet wurden. Aus der Statistik geht ferner hervor, daß sich die meisten Unfälle zwischen 7 und 9 Uhr, ferner zwischen 12 und 14 Uhr, zwischen 17 und 18 1hr und zwischen 22 und 23 Uhr ereigneten. Die wenigsten Unglücksfälle tamen an Sonntagen vor, im Gegensatz zu Samstagen, an denen sich die meisten Unglücks­fälle ereigneten. Die Hälfte der Todesopfer waren Fußgeher.

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( Inpreß.) In Halberstadt holt man regelmäßig„ Schuldige" zusammen, hängt ihnen Plakate um den Hals und führt sie unter den Klängen der Musik einer SA.- Kapelle durch die

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Bewußtsein betriebene Provokation, die die Widerstandskraft der Saarregierung erproben soll. Wir sind weit davon ent­fernt, irgendeinen 3wang gutzubeißen, der auf deutsche Schulkinder ausgeübt wird. Wir bestreiten aber Herrn Vizekanzler von Papen das Recht, von Unmenschlichkeit und Unmoral& sprechen. Seelenruhig duldet er, daß in Deutschland nicht nur Marristen und Pazifisten, sondern auch seine eigenen Glaubensfreunde und früheren Parteigenossen in Konzen­trationslager gesteckt, mißhandelt und getötet werden. Wir haben in der Deffentlichkeit nie etwas davon gehört, daß dieser prominente katholische Führer jemals über die Ver­haftung katholischer Priester Einspruch erhoben hätte, die man im Triumphzug durch die Straßen führte, deren Häuser man stürmte und die man ins Gefängnis warf. Kurz, solche Proteste der Sachwalter des dritten Reiches", zu denen Herr v. Papen gehört, sind vollkommen wirkungs­los. Sie haben nur die eine Eigenschaft, daß sie die anderen Mächte herausfordern und damit der deutschen Sache neuen schweren Schaden zufügen.

Inzwischen tobt der Terror im Saargebiet weiter. Wir haben vorgestern über die beiden Anschläge auf die Buchhandlung der Volksstimme" in Dud­ weiler und Neunkirchen berichtet, die nach allen bis­herigen Ermittlungen sorgfältig vorbereitete Nazi- Atten= tate waren. Zwet SA.- Leute in Neunkirchen , die im Ver­dacht stehen, daran beteiligt zu sein, sind inzwischen ver schwunden. Einer von ihnen war noch fürzlich in fast vollkommener SA.- Uniform im Volkshaus erschienen. Man vermutet, daß sie beide in Hitlerdeutschland Unterschlupf gefunden haben, um sich vor Strafe zu schützen.

Die Regierungskommission des Saargebiets hat die Druck­schrift„ Die Bombe", die sich„ deutsches Blatt für die Kreise Saarlouis und Merzig " nennt, wegen eines anti­semitischen Hezartikels für zwei Monate verboten.

Straßen der Stadt. Auf den Plakaten befinden sich In­schriften wie:„ Ich bin der Jude Pick und habe gesagt, jeder SA.- Mann muß totgeschlagen werden"," Ich habe mit einem Juden verkehrt"," Ich bin der Arbeiterverräter Sozialdemo­frat X." usw. Jeder, der Neigung verspürt, fann diese an­geprangerten Leute während der Zeit der öffentlichen Um­züge bespeien und beleidigen, so viel er will.

Reiche Leute bei der Schweizer Nationalen Front fp. Wie ein Sorrespondent des„ Bolfsrecht" aus Fronten­treisen vernommen hat, plant die Nationale Front in Zürich den Bau eines„ Braunen Hauses". Auf den ersten Anhieb seien 67 000 Franken zusammengebracht worden und weitere, bedeutend größere Summen ständen in Bereitschaft. Wo die finanziellen Konstrukteure sitzen, braucht nicht lange gefragt zu werden. Dort, wo die Reaktion sitzt.

Aufruhr in Belgisch- Kongo

Brüssel, 8. Dez.( Insa.) Infolge der unglaublichen Aus­beutung der Negerbevölkerung in Belgisch- Kongo durch die Kolonial- Gesellschaften ist im Bezirk Boende ein neuer Auf­stand ausgebrochen, nachdem erst kürzlich im Bezirk Ubangi zahlreiche Neger niedergemezelt worden waren. Die Ur­sachen der neuen Unruhen ist wie bei früheren, die Weige­rung der Eingeborenen, die außerordentlich hohen Kopf­steuern zu zahlen. Bei den Zusammenstößen mit den Kolonialtruppen wurden mehrere Neger getötet, die übrigen Kämpfenden zogen sich in den Urwald zurück. Wie die belgische Arbeiterpresse meldet, werden die neuesten Zwischen­fälle vom Kolonialministerium nicht bestritten. Um die Lage in Ordnung zu bringen"(!) wurde General Ermens aus Leopoldville in den Bezirk Boende abkommandiert

Auf dem Scheiterhaufen verbrannt

wtb. Neuyort, 8. Dez. Wie aus Kounge( Teras) gemeldet wird, wollte die Polizei heute einen Neger verhaften, der beschuldigt war, eine weiße Frau entführt und getötet zu haben. Der Neger sette den Beamten hartnäckigen Wider­stand entgegen. Es tam zu einem Handgemenge, in dessen Berlauf die Polizei den Neger tötete. Die Bevölkerung entriß den Beamten den Leichnam und schleifte ihn hinter einem Auto durch das Negerviertel. Dann errichtete fie einen Scheiterhaufen und verbrannte den Leichnam.

Bestrafte Hühner

Das Verbot, Vieh außerhalb umfriedeter Räume umber­Taufen zu lassen, bezieht sich im„ dritten Reich" nach einem bayerischen Urteil auch auf Geflügel; das Verbot gestattet „ das Laufenlassen von Hausgeflügel auf Felder... unter Strafe zu stellen". Warum sollen nur die Menschen merken, daß der Hitler regiert?

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BRIEFKASTEN

Gegen den Skandal von Leipzig . Wir tragen gerne nach, daß die jüngste Sigung des internationalen Untersuchungsausschusses über den Reichstagsbrand auf Initiative von Mme. Prof. Lahy und anderen Persönlichkeiten des öffentlichen, politischen und fultu rellen Lebens in Frankreich und England( wie Andre Gide , Andre Violis, Etienne Rabaud , Lord Marley usw.) einberufen worden ist, und auf das engste mit dem Welt- Hilfskomitee für die Opfer des Sitler- Faschismus zusammenarbeitet.

My Home". Das Dokument des verstorbenen deutschnationalen Abgeordneten Oberfohren erschien unseres Wissens zuerst in der Neuen Weltbühne". Es wurde dann vom Braunbuch in vollem Wortlaut übernommen. Gruß.

Köln . Ein Freund übermittelt uns einen Brief, den er vo einem Verwandten, einen im Verlage Du Mont Schauberg Beschäftigten erhalten hat. Darin heißt es:„ Bei uns im Betrieb sind die guten Zelien vorbei, seitdem wir die heftige Konkurrenz haben( gemeint ist der Westdeutsche Beobachter"). Alles geht drunter und drüber. Jeder guckt den andern mißtrauisch an und teiner weiß, ob er morgen noch da ist. Unsere alten Leute tut Betrieb, die jahrzehntelang hier arbeiten, und deren Jubiläum der Chef mit großem Aufwande feiern ließ, bangen um ihre Stellungen. Dauernd finden Verhandlungen statt, wobei es um unser Schicksal geht. Vielleicht hast Du gelesen, daß eine Betriebsversammlung fich mit der Verschmelzungsfrage beschäftigt hat. Der Betriebsrats­vorsitzende machte der Geschäftsleitung bittere Vorwürfe wegen des

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Abbruchs der Verhandlungen. Den Krach hättest Du dabei hören mijjen! Manche Leute benahmen sich wie die Wilden, schrien sich an und fuchtelten mit den Armen. Bulegt fam es zu einer richtigen Prügelei, weil man Mitglieder des Betriebes nicht zum Worte tommen lassen wollte. Die Herren von der Redaktion verließen unter Protest das Lokal. Jezt soll der Staatsrat Börger, der Treu händer der Arbeit in Westfalen , die Sache in Ordnung bringen. Na. wir werden sehen. Vom Führerprinzip ist bei uns jedenfalls feine Rede mehr. Man zieht an verschiedenen Stricken und die Verlagsleitung ist ganz ratlos, da wir ja schon eine Beschlagnahme wegen der Polemik gehabt haben. So was ist bei uns noch nicht dagewesen, als die Polizei am Mittwoch früh fam und die Beschlag­nahme der Auflage erklärte. Nachher wurde fie wieder frei­gegeben. Wir haben alle das Gefühl, daß es hier bald zu Ende geht. Den andern( gemeint sind die Nationalsozialisten) sind wir nicht national genug, obwohl die„ tölnische Zeitung", der„ Stadi Anzeiger" und der Sonntagmorgen" sofort mit dabei waren. Du kannst Dir denken, mie mir zumute ist." Dieses Bild aus dem Betriebe des einstmals bedeutenden Verlages DuMont Schauberg , der auf sein mit 50 Redakteuren und festangestellten Berichterstattern ausgestattetes Weltblatt" so stolz war und erhaben auf dem Kölner Zeitungsthrone saß, spricht für sich. Da haben nun die Herren der nationalsozialistischen Revolution so eifrig Siffsstel lung geleistet, das Führerprinzip" unter lebhaften Gleichschal­tungsbewegungen herzlich begrüßt und tägliche Treuebekenntnijje zu Hitler abgelegt. Jetzt werden sie redaktionell und geschäftlich von der wilden Demagogie überspurtet, der sie unter heftigen Wonne schauern die Mutterbrust gereicht haben. Begreiflich, daß sich die Verleger und ihre Redakteure heute tiefinnerlich nach der ebenso bequemen wie anständigen Republik Weimarer Gepräges zurüd­sehnen, die sie mit in den Staub traten. Diese Sehnsucht müssen fie freilich unter einem lauten Seil Hitler " verschweigen. Sonst täme zum geschäftlichen Ruin noch das Konzentrationslager hinzu.

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