Geiseln auch in Oesterreich

Nach deutschem Vorbild

Wien , 12. Dez. Im Laufe des heutigen Tages werden wei­tere zehn bekannte nationalsozialistische Parteigänger, deren Namen nicht bekanntgegeben werden, in das Konzentrations­lager Wöllersdorf verschickt. Diese Verfolgungsmaßnahme gegen die nationalsozialistische Bewegung wird damit be= gründet, daß in der Nacht zum Dienstag in einer Fernsprech­zelle im zweiten Wiener Gemeindebezirk ein Sprengkörper explodierte, wodurch Sachschaden angerichtet wurde. Die Täter sind bisher unbekannt.

Die für Weihnachten angeordnete Amnestie in Defters reich für politische Häftlinge erstreckt sich auf solche, deren Etrafmaß ein Jahr nicht überschreitet, bei unter 20 Jahre alten Häftlingen 2 Jahre. Ausgenommen sind solche poli tischen Inhaftierten, die schlechte Führung aufweisen. Bluts schuld auf sich geladen haben oder mehr als sechsmal politisch bestraft find.

Savas berichtet aus Buenos Aires , aus La Paz verlaute,

daß die Regierung durch eine Verordnung General Sundt

als Befehlshaber der bolichewisti chen Truppen abgesetzt habe. ausgebrochen sei. Jedoch sei dieses Gerücht noch nicht bestätigt worden.

Aus Montevideo verlaute, daß in Bolivien eine Revolution

Auf der Höhe von Tromsö ging ein Fischerboot mit fünf Insassen bei schwerer See unter.

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,, Das Volk bin ich"

Kundgebung der französischen Neusozialisten

Paris , 13. Dezember. Die französischen Neusozialisten haben gestern in einem Vorort von Paris eine Kundgebung veranstaltet, bei der eines der Gründungsmitglieder dieser Partei, der Abg. Marquet( Bürgermeister von Bordeaux ), eine Rede hielt, in der er folgende prägnante Worte aus­sprach: Eine Volksbewegung in Frankreich mußte seinen Stützpunkt in dem Begriff der Nation suchen und nicht mehr in dem jetzt veralteten demagogischen Begriff des Klassen­tampfes. Noch vor nicht allzu langer Zeit hat man das Vaterland gegen die Arbeiterklasse ausgespielt, die mit ihrem Blut den Krieg durchgemacht hat. Ist es nicht schon allzu lange Zeit her, daß man der Arbeiterklasse das Vater­land stiehlt? Die Arbeiterklasse muß ießt ihrerseits er= flären: Das Volk, das bin ich!

Arbeitsfront= NSBO.

Das Organisationsamt der Arbeitsfront sagt in Anord­nung Nr. 16/98: Alle Dienststellen der Deutschen Arbeits­ front find in Personalunion von den Dienststellen der NSBO. durch die Amtswalter der NSBO. zu führen".

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Dr. Muhler für Faulhaber

Die Münchner Priester- Verhaftungen der Roten Hilfe

Vor kurzem wurde in München eine Anzahl katholischer Priester verhaftet. Unter ihnen befand sich auch eine der führenden Persönlichkeiten des Münchener firchlich- katholi schen Lebens, der Stadtpfarrer Dr. Muhler. Diese Fest­nahme erregte besonderes Aussehen, weil jedermann in München wußte, daß Dr. Muhler zum engsten Freundes­freise des Kardinalerzbischofs Dr. Faulhaber gehört.

Aber allmählich wird es licht um diese Festnahme. Sie ist als ein Ersatz- Terroraft zu buchen, der sich im Grunde gegen Dr. Faulhaber selber richtet. Vor kurzem wurde unwider­sprochen mitgeteilt, daß Dr. Faulhaber sich seit längerer Zeit der größten Abneigung der Nationalsozialisten erfreut eine Abneigung, die noch von den bekannten Zwischenfällen von der Münchener Tagung der katholischen Gesellenver­bände herrührt. Es bestand die Absicht, Faulhaber wegen sei­ner andauernden Renitenz gegen die braunen Machthaber ters Ritter von Epp , der für den Fall einer Verhaf­

zu verhaften. Nur die Drohung des bayrischen Statthal

tung Faulhabers seine Demission ankündigte, hielt die Füh

rer der bayrischen Nationalsozialisten von einem Schritt von unübersehbaren Folgen ab. Die Verhaftung Dr. Muhlers ist jetzt die Rache dafür, daß man an Faulhaber selber nicht herankonnte.

Nicht geringes Aufsehen erregte endlich eine Meldung des Wolff- Büros, daß man bei Haussuchungen in den Wohnun­gen der verhafteten Priester u. a. Material und Mitglieds: bücher der Noten Hilfe" gefunden hätte. Man kann dem deutschen Volke bekanntlich alles einreden, aber hier war der Schwindel doch zu dick aufgetragen. Jetzt stellt die Saar­brücker Landes- Zeitung", die sich hin und wieder trotz ihrer Zugehörigkeit zur deutschen Front" gegen allzugrobe Ein­griffe in die katholischen Bezirke wehrt, auf Grund authen= tischen Münchener Materials fest, daß kein Wort daran wahr ist. Wohl hatte Stadtpfarrer Dr. Muhler kommunistische Schriften. Sie dienten ihm aber zum Studium des Kommu nismus und der Gottlosenbewegung, gegen die er dauernd auftrat. Das bei ihm vorgefundene Mitgliedsbuch der Ro­ten Hilfe rührte von einem ehemaligen Kommuni= st en her, der es dem Pfarrer als Zeichen seiner Abkehr vom Kommunismus übergeben hatte.

Mit jedem Tage spitzt sich das Verhältnis zwischen den katholischen Autoritäten und den führenden Nationalsozia

listen zu. Gerade im Saargebiet hinterließ der scharfe Aufruf

des Bischofs Dr. Borne wasser gegen die nationalsozia

listischen Zeitungswerber einen sehr starken Eindruck. Da hier auch die katholischen Jugendorganisationen sehr stark sind, so führt das ehemalige Zentrumsblatt mit wachsender Energie einen Kampf gegen Baldur von Schirach , der keine Jugendverbände neben der Hitlerjugend dulden will. Neben dem Organisationsinteresse spielt dabei die Furcht um die Glaubenskräfte eine große Rolle. Sehr scharf wen­det sich die Saarbrücker Landes- Zeitung" gegen Schirach 2- Zimmer Wohnunge wie die folgenden: Wir Hitlerjungen verbinden Gott

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und Deutschland zum Begriff des Heiligsten. Wir Hitler : jungen kennen keine fremden Konfeffionen."

Sollte bei diesem Erwachen der Aufenthalt des päpstlichen Nuntius Test a im Saargebiet eine Rolle spielen? Wollen sich die Katholiken von den protestierenden Protestanten nicht beschämen lassen? Es zeigt sich, daß das Konkordat nur not­dürftig die Risse zwischen Katholizismus und Nationalsozia­lismus überdeckt.

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Die ,, Mitgliedsbücher

Untertan der Obrigkeit"

Von Gott gesetzt...

Das Geistliche Ministerium der deutschen evangelischen Kirche hat einige bemerkenswerte Ge­setze beschlossen. Als Geistlicher oder Beamter darf, so heißt es in dem einen Gesetz, nur berufen werden, wer die für diese Laufbahn vorgeschriebene Vorbildung besitzt und ge­willt ist, die Ordnung der deutschen evangelischen Kirche ein­zuhalten, dem deutschen Volke zu dienen und der ihm von Gott gesetzten Obrigkeit untertan zu sein. Interessant ist, daß künftig die Eingehung der Ehe der Geist­lichen von einer besonderen Genehmigung abhängig gemacht wird.

Ausreiseverbot

für Kardinal Schulte?

Köln , 12. Dez. Wir erfahren, daß dem Kardinal Schulte die Ausreiseerlaubnis für einen von ihm geplanten Besuch in Rom von den Nazibehörden verweigert worden ist, ob schon oder weil er die Absicht hatte, mit dem Vatikan über die Ausführung des Konkordats zu verhandeln. Verschärft wurde die bestehende Spannung zwischen dem Kardinal des vorwiegend katholischen rheinischen Bezirks und den Nazis dadurch, daß die bereits erfolgte Einsetzung von etwa 70 Erbgesundheitsgerichten im Oberlandesgerichtsbezirk Köln von dem Kölner Erzbischof mit einem Protest beantwortet worden ist.

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Freiburg , 12. Dez. Unter der Führung des hitlertrenen Erzbischofs Gröber von Freiburg / Br. ist die Arbeitsgemein schaft fatholischer Deutscher" gebildet, die innerhalb der fatholischen Kirche das Ziel verfolgt, daß die große Linie des nationalsozialistischen Staates flar eingehalten wird". Diese Organisation hat sich das Ziel gesezt, im katholischen Voltsteil für den NS. - Gedanken zu werben und die Heran­führung des katholischen Volksteils an den Nationalsozialis mus zu erleichtern".

Die schottische Seeschlange

In der sogenannten Sauregurkenzeit, d. h. im Hoch­sommer, wo sich in der Welt nicht viel ereignete, pflegten in früheren Zeiten die Zeitungen um Stoff verlegen zu sein lang, lang ists her Dann tauchte meist irgendwo eine Seeschlange auf und begierig stürzten sich die Zeitungen auf dieses Ungetüm, das in Wahrheit eine harmlose Ente war. In England ereignet sich zur Zeit nicht viel, und schon ist die berühmte Seeschlange da. Diesmal nicht als See­mannsgarn vom fernen Ozean, sondern als heimisches Un­getüm aus einem schottischen Binnensee, aus dem Lech Neß. Aus den Abgründen dieses tiefen Sees soll plößlich ein Un­getüm aufgetaucht sein, ein Riesentier mit dem Kopf eines Seehundes, dem Körper einer Schlange und einem gewal­tigen Schweif, der die Wogen peitscht. Nicht einer nur, viele wollen das Vieh gesehen haben; die Zeitungen waren voll davon, besonders natürlich die Sensationsblätter. die nur bedauerten, nicht auch gleich das Bild bringen zu können. Populärschriftsteller stellten Erörterungen darüber welcher Saurier es sein könne, der sich über Jahrtausende herübergerettet haben könne. Ein Abgeordneter nahm sich des Ungetüms an und bearbeitete den Minister für Schott­ land , bis der eine Order erließ, das Vieh nicht totzuschießen. Jezt hat sogar ein Mann das Tier fotografiert. Die Platte wurde einem bekannten Zoologen geschickt, der suchte, suchte, nahm das Mikroskop zu Hilfe, um das Ungetüm zu ent­decken, aber er konnte beim besten Willen nicht mehr finden. als wellenbewegtes Wasser. Sollte das Vich Angst vor dem Fotografiertwerden haben und noch rasch die rettenden Tiefen aufgesucht haben? Oder sollte ein findiger Ingenieur recht haben, der die Vermutung ausspricht, es handle sich um einen Aran, der in den See gefallen fei und gelegentlich mit seinem von Wasserpflanzen durchseßten Haupt auf­taucht? Jedenfalls spukt das Ungetüm weiter im Blätter­wald, es wird wohl noch solange spufen, bis wichtigere Gr­eignisse auch diese Seeschlange zu ihren Brüdern ver­sammeln wird bis auf dem geheimnisvollen See von Neß friedlich eine Ente schwimmen wird.

BRIEFKASTEN

Nenyork. Die Echtheit des Briefes ist uns zweifelhaft. Für die Zeitungsausschnitte danken wir.

Dimitroff . Ein Freund schickt uns Nr. 46 des national sozialistischen Blattes Fridericus", worin sich diese Nottz befindet: Es gibt Menschen, die grundsäßliche Gegner der Prü= gelstrafe sind. Und doch ringt sich ihnen nicht selten der Stoß­seufzer über die Lippen: Der Kerl müßte vor jedem Frühstück 25 hinten aufgezählt erhalten. Wie wohltätig würde eine solche Arz­net z. B. auf die Seelenverfassung des Herrn Dimi­ troff wirken, selbst wenn das Heilmittel fleines Heilmittel, sagt man in der Apothekersprache nur in halben oder Vierteldosen verabreicht würde."

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,, äußerliches" für Dimitroff ! Vielleicht bietet sich der Herausgeber des Fridericus", ein Herr Holz, als Prügelknecht an. So etwas macht einen Mann, der wegen Exhibitionismus vorbestraft ist, nicht nur politische, sondern auch persönliche Freunde.

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R. Lunewille. Solche Ausweise können wir nur unseren stän digen Mitarbeitern ausstellen. Uns ist nichts davon bekannt, daß ein Abzeichen für Emigranten geschaffen werden soll. Wir hal­ten das auch für unnötig.

Herodot Straßburg. Das ist gewiß möglich, aber eine reine Geld frage. Jede derartige Aktion kostet Tausende Mark. Auch muß man die Verlustmöglichkeit des teuern Apparats einkalkulieren.

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