An die Mörder!

Bona 2012) Görings Weihnachtsamnestie

John Henry Mackay

Es ist geschehen! Und schaudernd wendet sich Von euch, den Mördern, eine Menschheit ab: Nicht jene Menschheit, die in Nacht und Irrsinn Begraben liegt am Morgen eines Tages,

Der schon die Erde segnend überleuchtet

Nein, jene, welche durstigen Herzens schon

Die ersten seiner Strahlen in sich trank!

Schaudernd von euch, den blutbefleckten Mördern.

Vergebens waren alle jene Rufe,

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Die Menschlichkeit! nichts mehr von euch verlanuten. Nur Menschlichkeit!

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Daß nie Gerechtigkeit

Bon euch uns werden würde, wußten wir.

Nur Menschlichkeit!- Doch ihr verlachtet sie!

Es ist geschehn!- Von Furchi und Qual bedroht, Bon des Gewissens scharfem Biß gefoltert,

Habt ihr die feigen Knechte feiger Räuber

Durch eure Henker sie erwürgen lassen!

Es ist geschehn!- Hört unsern Fluch! den Fluch

Von Millionen, die in dieser Stunde

Sich schaudernd ab von euch. den Mördern wandten.

Es breite über jeden eurer Tage

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Der Schatten sich des Sterbens, bis der Tod Derselbe Tod, den ihr zu meistern wagtet Euch einzig noch Erlösung scheint vom Leben, Und dann verlasse euch der Tod! Dann Euch rühre jede Nacht in jeder Stunde Die kalte Hand des Rächers an und reiße Euch auf vom Lager! Das sei euer Leben! Und euer Sterben dies: verlassen, freundlos. Gehaßt von euren Kindern, und verabscheut Bon allen, die ihr liebt. verflucht, verachtet, Erhebe sich vor euren starren Blicken

In letter Stunde einmal noch das Bild,

Das eure Tage nie versöhnter Schatten

Und eurer Nächte dräuend Schreckbild war!

lebt!

Dies unser Fluch! Vernehmt ihn! Lebt! und sterbet!

Es ist geschehen!- Wohl starben unsre Brüder,

Jedoch sie werden leben in uns allen!

Sie sind die ersten Opfer nicht der Zukunft.

Und werden nicht die letzten fein- uns alle

Berührt der Fittich unsrer dunklen Tage.

Wenn einst die Menschen nach unzähligen Kämpfen

Gelernt, was ,, Mensch sein" heißt, und menschlich handeln".

Dann werden sie wie wir in diesen Tagen

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Mit Abschen sich von jenen Mördern wenden Und es verstehn, warum in unsern Herzen Die Liebe starb und Haß erstehen mußte.

Nazibonze gestürzt

13. November 1887.

Der Kreisleiter der nationalsozialistischen Betriebszellen­organisationen des Bezirkes Lörrach, Huber, aus Haagen, ist unter dem Verdachte des Betruges und der Vernntreuung von Geldern verhaftet worden. Seine vor kurzem erfolgte Entlassung von seinem Amte habe in allen Bevölkerungs­treisen Aufsehen hervorgerufen.

Es schwelt in Ostpreußen

Eine Reise des ,, Stellvertreters"

Amtlich wird mitgeteilt: Der Stellvertreter des Führers unternahm eine zweitägige Reise nach Ostpreußen , die ihn auch nach Königsberg führte. Es war der Zweck der Fahrt, den Kontakt der ostpreußischen National­sozialisten mit denen des Reiches jenseits des korridors zum Ausdruck zu bringen und über Sorgen und Hoffnungen besonders mit den alten Partei­genossen im Geiste der alten Kameradschaft Aussprache zu pflegen. Der Stellvertreter des Führers betonte bei seinem Abschied, daß er Adolf Hitler als Kanzler und Führer der nationalsozialistischen Bewegung die treue Gefolg= schaft der deutschen Vorpostenprovinz im Osten mitteilen werde

Die Reise von Rudolf Heß wurde notwendig, weil in den ostpreußischen Formationen eine Rebellenstimmung gegen die junkerfreundliche Parteiführung gewachsen ist. Ob Heß eine tiefere Beruhigung gebracht hat, darf man bezweifeln

Die Ermordung Ottos

Nähere Einzelheiten

Wir berichteten, daß der Schauspieler Hans Otto von SA. in Berlin ermordet worden sei. Jest erfahren wir weiter, daß Hans Otto , der am 24. November im Berliner Braunen Haus von SA.- Männern ermordet wurde, vom dritten oder vierten Stockwert aus auf das Hofpflaster geworfen wurde. Die Schauspieler der Staatstheater, deren Mitglied Hans Otto bis zum Frühjahr 1983 war, haben vor einigen Tagen eine Delegation zum Minister Göbbels ent­sandt, um Aufklärung über das Schicksal ihres früheren Kollegen zu verlangen. Man antwortete ihnen. Hans Otto habe sich aus Furcht vor Strafe im Gefängnis das Leben ge= nommen. Zugleich wurde angeordnet, daß über den Tod des beliebten Künstlers strengstes Stillschweigen zu bewahren sei, weil die Oeffentlichkeit nicht beunruhigt werden dürfte.

Hans Otto befand sich wegen seiner kommunistischen Ge­sinnung und feiner führenden Arbeit in der RGO. bereits zum zweiten Mal in Haft.

Todesstrafe! Streik: Hochverrat

In der Denkschrift des preußischen Justizministeriums zur Stillegung und Streiks bei lebenswichtigen Betrieben als Hochverratsdelift unter Strafe zu stellen Im letzten Heft der Deutschen Justiz", dem amtlichen Organ des Reichs­justizministers wird eine solche Strafbestimmung für nicht weitgehend genug erklärt. Es komme nicht auf das Objekt des Streifs oder der Aussperrung, den Betrieb. an, sondern auf die Gesinnung, die sich in solchen Fällen immer gegen die Staatsgewalt und die Volkswirtschaft wendet. Für Streifs und Aussperrungen sei daher heute überhaupt kein Raum mehr. Jeder Streit und jede Aussperrung, sowie jede passive Resistenz auch Aufforderung und Anreizung. sollen als Bochnerrat bestraft werden. Todesstrafe für die Anrei: zung" zum Streif gibt es etwas, was dem Charakter des britten Reiches" ähnlicher mare?

Strafrechtsreform wird der Vorschlag gemacht. Aussperrung,

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Aus Berlin wird gemeldet: In den Konzentrationslagern Brandenburg und Oranienburg erfolgte die an­gekündigte Entlaffung von Schußhäftlingen auf Grund des Gnadenerlasses des preußischen Ministerpräsidenten Göring . Es handelt sich um solche Schutzhäftlinge, die auf Grund ihrer bisherigen Führung die Gewähr dafür bieten, daß ite fich voraussichtlich in Zukunft politisch einwandfrei bewegen werden. Der Inspekteur des Geheimen Staatspolizeiamies, Ministerialrat Dr. Diels und der Staatsfommissa Dr. Lippert hielten Ansprachen an die Entlassenen, in denen

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sie darauf hinwiesen, es werde nicht damit gerechnet, Suf nun sofort alle überzeuote Nationalsozialisten feien. E.a verlange aber, daß sie sich in die jetzige staatliche Ordnung gehörig einfügten. Sie müßten auf unnachsichtige Strenge rechnen, wenn sie ernent wegen staatsfeindlicher Umtriebe mit den Behörden in Konflikt kämen.

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Was in der Meldung nicht steht, ist die Tatsache, daß die Konzentrationslager durch neue Verhaftungen gleich wieder aufgefüllt wurden.

Wird Leipzig hören??

Außerordentliche Kundgebung

von 300 Professoren aller französischen Universitäten

Auf Anregung des Hilfskomitees für die Opfer des Hitler: Faschismus in Frankreich , haben einige bekannte Professoren an franzöfifchen Universitäten die Initiative ergriffen und die Profefforen aller französischen Üniversitäten zu einer Protestkundgebung gegen das beantragte Todesurteil gegen Torgler aufgerufen.

Dieser Schritt hat zu einem nie dagewesenen Widerhall ge: führt. Bereits in wenigen Tagen haben über 300 der hervor: ragenditen franzöfifchen Gelehrten ihre Zustimmung zu einem Protest- Telegramm an das Reichsgericht gegeben, das am 16. Dezember auf telegrafischem Wege dem Reichsgericht übermittelt wurde.

Das Dokument trägt u. a. die Unterschriften von: Georges Ascoli, Victor Auger, Bachelard , Paul Bastid , Emile Benveniste , Bienvenue, Dr. Charles Blondel, J. Bouryade, Bouzard, P. Bugnon, Buisson, H. Cardot, Champy, Jacques Chapelon, J. Chevalier, Edouard Clapa­ rede , 2. Collomp, E. Cornec, Defardin, Jean Dottin, E. Dubois, Jean Louis Faure, Guiglielme Ferrero, C. Possen, E. Fournier, Gay, M. Godechot, Rene Gonnard, Ch. Gravier

V. Guignard, J. Saaa, Hadamard, H. Heffe, Maurice Javile

lier, E. Kohler, J. M. Lahy, Pierre Lampue, Langevin, Bernard Lavergne, Le Fur, Fernand Lemaitre, Lepointe,

Paul Le Rolland, E. Perour, 3. Le Rour, H. Longchambon,

Maresquelle, Pierre Maria, Louis Maffignon, Ed. Meynial, F. Negre, Oualid, Paul Parmentier, Andre Pezard , Dr. C. G. Picavet, Andre Philip, Roger Picard, Henri Pieron , Pigeon, Jean Pommier, Georges Poner, Prenant, E. Ray­mond, A. Renaudet, J. Repelin, Pierre Ronzy, Louis Roussel, Sagnac, C. Toussaint, Turpain, Emile Turriere, Georges Urbain , P. Vaillant, R. Vallois, L. Verlaine, Jean Wahl , Wallon , Rene Walz, Georges Weill, A. Weil, 2. Roretti.

Neue Morddrohung gegen Dimitroff

Die Tatsache, daß unter dem Druck der in allen Ländern mobilisierten Massen und der öffentlichen Meinung der Welt, der Oberreichsanwalt in Leipzig für Dimitroff , Popoff und Taneff Freispruch beantragen mußte, hat die national­sozialistische Presse die unter dem direkten Kommando des Reichspropagandaministers Göbbels steht- in hellste Raserei versetzt. Unvergessen noch sind in der Welt die furchtbaren Drohworte Görings bei seiner Vernehmung im Leipziger Prozeß:" Warten Sie, Dimitroff , bis ich Sie außerhalb des Machtbereichs dieses Gerichts habe!"

Diese offene Morddrohung eines Ministers des dritten Reiches" vor den Augen der ganzen Welt wird jetzt durch

einen Artikel von Dr. Otto Kriegt, der am 17. De­zember in der gleichgeschalteten Zeitung Der Tag" ver­öffentlicht ist, und der durch die ganze deutsche Presse geht, nochmals unterstrichen. Es heißt dort unter anderem:

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Man verurteile fie( Dimitroff , Popoff und Taneff. Anm. d. Red.) oder spreche sie frei. Das ist Sache des Gerichts und das weitere wieder Sache der staatlichen Gewalt." Die staatliche Gewalt?" Das ist Herr Göring sollen Dimitroff , Popoff und Taneff ausgeliefert werden! Ueberall muß der Ruf aufgenommen werden: Sofortige Haftentlassung für Dimitroff , Popoff und Taneff. Gegen ihre Auslieferung an Bulgarien ! Garantie für ihre Sicher= beit! Freie Wahl der Grenze, aus der sie aus Deutschland auszureisen wünschen. Die öffentliche Meinung der Welt macht die Hitler - Regierung für das Leben der unschuldig ans geklagten Bulgaren und Torglers verantwortlich!

Russische Stimme

Polizisten, Diebe, Irrsinnige, Göring und Göbbels

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Moskan, 19. Dez. Die Prawda" schreibt in ihrem Artikel Standalöses Finale der Leipziger Gerichtsverhandlung": .... Unter den Anklagezeugen marschieren auf: 20 Schuh­leute des Außendienstes der Kriminalpolizei, Polizei­kommissare und Inspektoren, 6 Lockspizel, 2 Spigel, 2 Diebe, 8 Staatsbeamte, darunter der Verwalter des Präsidenten­palais, 3 Nazi- Abgeordnete, 7 Nazi- Funktionäre, ein Irr­sinniger sowie Göring und Göbbels . Auf den Aussagen dieser Zeugen" rubt das ganze Lügengebäude des Staatsanwalts..

Werner hält das Braunbuch für widerlegt". Wovon, von wem? Der Staatsanwalt gibt keine Antwort, überhaupt zieht er es vor, keine Beweise zu bringen. Was konnten die Staatsanwälte, diese Verteidiger der wahren Brandstifter, machen, nachdem die Nazi- Richter im Verlauf dreier Monate es nicht vermochten, ihre Brotgeber auch nur um ein Jota reinzuwaschen.

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Die Prawda" schreibt weiter: Eines der Hauptargumente de Anklage sei, daß di Kuriere, die die Direktiven der Zentrale für den Aufstand überbringen sollten, abgefangen wurden. Jedoch sonderbar." fährt das Blatt fort, wenn Kuriers abgefangen wurden, wer sind sie, wann und wo wurden sie ebgefangen? Welche Direktiven wurden bei ihnen gefunden? Wo sind sie jest? Warum führt Werner sie nicht an? Wieso ist es möglich, daß diese wichtigen Dokumente in den Aften fehlen? Wo sind diese Kuriere, warum werden sie nicht vor Gericht verhört?"