Baumwollweberei hofft...

Der Gesamtverband Deutscher Baumwoll­webereien e. V., Berlin , berichtet:

Mit dem Eintritt der Wintersaison verstärkten sich in der

Wunder der Arbeitslosenstatistik

Gesamtlage der Baumwollweberei die wirtschaftlichen Die Holzarbeiter im Märchenland

Widerstände. Der Auftragseingang hat erneut nachgelassen. Nachdem schon das Herbstgeschäft nicht den Erwartungen ent­sprach und auch das Wintergeschäft bis jetzt nur schwache An­jäße zu einer Auftragserhöhung in bestimmten Artikeln zeigte, muß von einem Ausfall der Nachfrage im legten Monat berichtet werden, der zwar bis jetzt noch zu feinen Betriebseinschränkungen geführt hat, weil die Ordres aus früheren Monaten immer noch einen beachtenswerten Be schäftigungsgrad sicherten. Infolgedessen erscheint der Monat November hinsichtlich der Beschäftigung der Werfe in feinem so unfreundlichen Lichte wie hinsichtlich des Auf­tragseingangs. Aus verschiedenen Anzeichen und Anhalts punkten darf man schließen, daß ein wesentlicher ungedeckter Bedarf an Baumwollerzeugnissen vorliegt, der die Aussichten für den Absatz von Baumwollfabrikaten für die nächste Zeit verhältnismäßig günstig erscheinen läßt.

Bierexport schwach

,, Aussichten zurückhaltend"

Nach Angaben in der Mitgliederversammlung belief sich der Rückgang der deutschen Bierausfuhr im Jahre 1932 gegenüber 1931 auf 39,1 Prozent. Die deutsche Bier: ausfuhr sei von den bekannten Bierausfuhrländern relativ am stärksten zurückesengen.

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Diese Entwicklung sei auf den erschwerten Wettbewerb mit den Ländern mit abgewerteter Währ ma zurückzuführen. Gegen tand längerer Erä hilde': das Währungs­und Preisdumning dae enener. hie 1 fast allen oft: asiatischen Märkten einen starken Aufschwung ihres Bier: ablages zu verzeichnen hen Amehr der japanischen Konkurrenz in Niederländisch- Indien angekün­digte amtliche Kontingentierung der Biereinfuhr sei mit Wirkung vom 12 Dezember 1933 in Kraft gesetzt worden. In den letzten Monaten des Berichtsjahres zeigte sich eine gewisse Besseruo er Bierausfuhr. Von befonderce Bedeutung sei die Milderung bzw. Aufhebung der Prohi­bition in USA . Die 7 nrif d.. in Graft gerret ne soa. Cullen- Beer Bill, die eine Einfuhr von Bier mit einem Alkoholgehalt bis zu 3.2 Gewichtsprozent zuließ. habe eine Biereinfuhr in die Vereinigten Staaten in den Monaten Anril bis Sentember 5. T. ron 2990 072 Clonen aicich 86 679 Heftoliter zur Foloe gehabt. Siervon sei Deutschland mit 491 375 Gallonen gleich 18598 Seftoliter beteiligt. Es folaen Kanada , Janan Merifo. Kuba , Großbritannien die Thechoslowakei und Dänemark .

Tie Aussiten für die fünftige Bierausfuur aach den Vereinigten Staaten werden zurückhaltend be= urteilt.

Die Löhne tief!

Auf einer Gewerkschaftsversammlung des Metallarbe ter­Verbandes in Frankfurt a. M. kam der Geschäftsführer" Flick auf die derzeitige Schmutzfonfurrenz" zu sprechen, die sich an einzelnen Orten sehr start bemerkbar gemacht hat und schildert källe, wo z. B. Arbeitgeber Arbeitnehmer einstellen die tagelang beschäftigt werden und ihnen ſtatt John ein getragener Anzua gegeben wird. Ferner wo Ar­beitgeber Arbeitnehmer einstellen, die noch zum Teil vom Wohlfahrtsamt unterstützt werden".

Der Umfang der gewerblichen Kartellierung

Nach dem Wochenbericht des Instituts für Konjunktur­forschung( Nr. 36) gab es um die Jahrhundertwende rund 300 Industriefartelle, 1925 rund 1500 und gegenwärtig mehr als 2100. 40 Prozent aller Waren find gering gerechnet preisgebunden. Außerdem fann diese Schäßung bestimmte 3weige der Industriewirtschaft, vor allem Teile der Nah­rungs- und Genußmittelindustrie. nicht einbeziehen, weil diese Branchen in der Inderziffer der Großhandelspreise nicht entsprechend erfaßt find." Der Bericht nimmt daher an. daß bei über der Hälfte der industriellen Produktion die Verkaufspreise gebunden sind. Dabei ist in diesem Anteil nicht einmal berücksichtigt, wie sich z. B. die Bindungen der Grundstoffpreise für die Abnehmerindustrien auswirken

uiw."

,, Der Führer hat Recht"

Unter diesem Titel schreibt die Deutsche Metallarbeiter­Zeitung"( Nr. 50), nach einem Hinweis auf Mussolini , wört­lich: Soll sich das deutsche Volf von dem italienischen be= schämen lassen? Münen auch wir nicht sagen: Adolf Hitler hat recht!? Wir haben sicherlich allen Grund, die Maß­nahmen unseres Führers bedingungslos hinzunehmen, denn wir wissen, daß sie reiflichen Erwägungen und heiligstem Verantwortungsgefühl entspringen sind. Warum wollen wir uns Gedanken machen über Dinge, die der Führer be= fiehlt und erläßt? Unser Führer hat recht! Wenn wir uns diesen Satz zu eigen machen, find wir erst das glückliche Volk, welches die ganze Welt beneidet. Wir haben die Ver­antwortung für unser Schicksal am 12. November dem Führer in die Hand gegeben, wir sind mit ihm auf Gedeih und Verderb verbunden. Was haben wir noch mehr zu

Mit welchen Mitteln die amtliche deutsche Statistik die Ar­beitslosigkeit beseitigt, ist hinlänglich bekannt. Daß die Statistik der gleichgeschalteten Gewerkschaften an Strupellosigkeit dahinter zurückbleiben könnte, wird nie­mand vermuten. Nur daß sie die Spuren ihrer Fälschungen noch nicht so gut zu verdecken gelernt haben, wie die amt­lichen Spezialisten, wie nachfolgende Zahlen zeigen, die wir der gleichgeschalteten Holzarbeiter 3eitung" ent nehmen.

Der deutsche Holzarbeiterverband verzeichnete als letzte Meldung unter dem alten Regime für Ende März 1933 eine Arbeitslosigkeit von 69,6 Prozent. Die Aprilziffer wurde schon unter Nazileitung, aber augenscheinlich ohne besondere Anweisung, verarbeitet, denn das Ergebnis war 69,7 Pro­zent. Ja, auch der folgende Monat brachte noch keine Ver­änderung. Treu und brav meldete die Verbandsstatistik für Ende Mai wieder ihre 68,9 Prozent Arbeitslose, obwohl doch nun nicht nur die Zeit der sonst üblichen Saisonfonjunktur gekommen war, sondern auch die Hitlersche Arbeitsschlacht bereits einen Sieg nach dem anderen publizierte.

Welches Donnerwetter die Schuldigen dieses unbegreif­lichen Regiefehlers ereilte, wissen nur die Beteiligten selbst und es ist möglich, daß mit aus diesem Grunde der Ver­bandsführer zum Teufel gejagt und ein anderer schneidiger SA- Korporal an seinen Plas kommandiert wurde. Das wäre doch gelacht, wenn nicht einmal aus den Nazifilialen die statistische Greuelpropaganda auszutreiben wäre.

So ging es denn nun auch nach einer kleinen Verlegen­heitspause des Stillschweigens- mit Riesenschritten vor­wärts. Schon Ende August waren es nur noch 45,9 Prozent, im nächsten Monat 39,8 und Ende Oktober 33,8 Prozent. Diese Leistung ist um so bewundernswerter, als sie ohne jede Mit­wirkung einer Konjunkturbesserung vollbracht werden mußte. Alle Wirtschaftsberichte aus der Holzindustrie lassen feinen Zweifel darüber, daß selbst die fällige Saisonfonjunktur nach Hitler- Deutschland sich so recht nicht hineingetraute.

Aber trotzdem sank die Arbeitslosigkeit in wenigen Monaten von 70 auf 34 Prozent. Auch wenn von den rund 131 000 arbeitslosen Verbandsmitgliedern, die Ende April registriert waren, mehrere zehntausend durch Arbeitsdienst und anderen Wehrsport zwar nicht in Arbeit, aber aus der Verbandsstatistik gekommen waren. konnte der Rückgang nicht annähernd so groß sein.

Tatsächlich und hier findet man, daß die Regie immer noch mangelhaft ist ist die absolute Zahl der Arbeits­lofen auch in der Verbandsstatistik nur in einem sehr be= scheidenen Maße zurückaeaangen, nämlich von 130 988 im April auf 114 545 im Oftober. Das starke Sinfen der Pro­zentziffer erklärt sich aus nichts anderem als der Er­höhung der Mitgliederziffer. Selbst wenn man die Zahlen, die darüber von den Nazigewerfichaften veröffentlicht wer­den, als richtig unterstellen wollte. würde das doch nichts anderes bedeuten, als daß die in Arbeit Stehenden in die Verbände hineingepreßt werden und daß allein dadurch der Prozentiat der arbeitslosen Mitglieder herabgedrückt wird, ohne daß ihre Zahl wirklich geringer geworden ist.

Neben der Arbeitslosenstatistik führte der Holzarbeiter­verband auch eine fortlaufende Statistik des Be­schäftigungsstandes, in die etwa 700 größere Be triebe einbezogen sind. Muß der Teufel die Nazis reiten, daß sie auch diese Statistik fortführen, obwohl ihnen hätte auf­dämmern müssen, daß sie nicht mit denselben Methoden frisiert werden kann, wie die Arbeitslosenstatistik. Was dabei herausgekommen ist, zeigt sich in folgenden Zahlen, die wir in der Holzarbeiter- Zeitung" finden:

Beschäftigte insgesamt

Neueinstellungen

Entlassungen

Unbesetzte Pläße

Auguſt 61.528

42 504

September 63 823 2327

Oktober

67 562

1 314

3 624 34 078

706

32 707

In den beiden Monaten September und Oktober also wurden in diesen Betrieben 5971 Einstellungen und 2020 Ent­lassungen vorgenommen, was nach Adam Riese einen Zu­wachs von 3931 Beschäftigten ergibt. Eine Vermehrung von nur 6 Prozent der Beschäftigten in dieser Jahreszeit bedeutet aber für die Verhältnisse in der Holzindustrie eine glatte Pleite. Nicht einmal der normale Saisonzugang ist damit erreicht, und wo bleiben nun gar erst die Erfolge der großen Arbeitsschlacht? Solche Gedanken dürften auch den braunen Statistifer bewegt haben, als er die Gesamtzahl der Be= schäftigten nicht nur um die nachgewiesenen 3900 Zugänge, sondern um 6000 ansteigen ließ. Mehr als 2000 find darin enthalten, die eigentlich gar nicht da sein können, aber wenn man bedenkt, daß eine Beschäftigungszunahme von 10 Pro­zent der Sehnsucht unserer Zeit doch immerhin näher fommt, als eine von 6 Prozent, wird man es dankbar begrüßen müssen, daß hier im fleinen, wie auch sonst im großen des totalen Staates die traurige und aride Wirtschaft der Sahlen" durch eine gefällige Fantasie verschönert wird.

Freilich, dürftig bleibt das Grachnis immer noch, aber zum Glück steht ja auch noch der Nachweis der unbeiebten Arbeitspläte für die Aufhellung des Resultats zur Verfügung. Hier sehen wir denn auch mit großer Genug­tuung, daß es immer besser und besser wird, je weiter wir im Zahlengarten umherwandern: Die Zahl der unbesetzten Arbeitspläße hat in der Berichtszeit um 10 000 abgenommen. Vielleicht könnte ein Widerspruch darin gefunden werden, daß bei einem Ruaana von 3900 die Beschäftigtenzahl um 6000 gestiegen und die Zahl der unbefesten Arbeitspläge um 10 000 gesunken sein soll. Aber wer solche Zweifel hätte, be= wiefe nur, daß er einer Erziehungsfur im Konzentrations lager dringend bedürftig ist.

Niemand kann den braunen Wanzen, die sich in den ge­werfichaftlichen Büros eirniitet haben, den auten Willen absprechen, die Resultate ihrer Statistiken den Bedürfnissen des Hitler- Regimes anzuvasen". Aber wenn sie es nicht bald mit weniger Tölpelhaftigkeit zuwene bringen, wird ihnen der Pen in einer schnapsfaterischen Stunde doch wohl noch einmal zu einer Instruktion mit der Hundepeitsche er­scheinen. G.

Sinkende Kaufkraft

Die Lohn- und Einkommensteuer beweisen es

Der in der Hauptversammlung der Düsseldorfer Börse durch den Landesfinanzpräsidenten Dr. Hopf erstattete Be­richt aus dem Arbeitsbereich des Landesfinanzamts Düssel­ dorf besagte u. a. folgendes:

Ein guter Gradmesser für die Belebung der Wirtschaft ist vornehmlich die Umsatzsteuer, weil sie den Kurven der Koniunktur verhältnismäßig schnell folgt. Im Bereich des Landesfinanzamts Düsseldorf ist der Umsatz von 1929 auf 1930 um 16 v. H., im nächsten Jahr um weitere 18. v. H. und dann um 29 v. 5. zurückgegangen. Im ersten Viertel­jahr 1933 ist noch kein Umschwung zu verzeichnen, im zweiten Vierteljahr it i eg dagegen der umfaß gegenüber dem Vorjahr um 6,15 v. 5. und im dritten Vierteljahr um 23,8 v. H. Auch die Börsenumsatzsteuer hat sich wieder gehoben, im ersten Halbjahr 1933 wurde schon das ganze Aufkommen des vorhergehenden Jahres erreicht. Dagegen ist die Lohn: ftener nicht entsprechend der Umfakstener gestiegen; erst im November findet sich eine leichte Erhöhung um 100 000 Mark gegenüber dem Vergleichsmonat des Vorjahres. obichon es in den Winter geht. Die Bewegung der Pohnsteuer wird u. a. durch die Einführung der 40- Stunden- Woche beeinflußt, ferner durch den Gehälterabbau bei den Gemeinden und Verbänden. Eine große Stadtverwaltung lieferte früher 170 000 Mart Lohnsteuer monatlich ab, heute noch 120.000 Marf. Auch die Körperschaft& fteter, die von 61 Mil­Itonen Marf in 1928 auf 3.4 Mill. Mark im Vorjahr ge= sunken ist, zeigt eine star fe Steigerung, so daß mit

einem Aufkommen von rund 15 Mill. Mark in diesem Jahre zu rechnen ist. Dagegen wird bei der Einfomme n= it eu er, die von 107 Mill. Marf in 1928 auf 34 Mill. Mark zurückgefallen ist, im Düsseldorfer Bezirk fanm mit einer Erhöhung zu rechnen sein."

Trotz der vermehrten Einstellung von angeblich Millionen Arbeitskräften erhöht sich die Lohnsteuer nicht und die Ein­kommensteuer geht zurück.

Die Wirtschaftsbelebung" ist also Schwindel.

Die Preise hoch!

Die Soziale Praris"( 49) führt aus, daß die Innungen vielfach wie ein Startell wirken, das in der Krise spät die Preise senft und bei steigender Nachfrage schnell Preis­erhöhungen ins Auge faßt, ein Verhalten, das durch die in weiten Kreisen des Handwerks mangelhaften Kalfulations= methoden noch begünstigt wird. Gerade das Handwerk als eine besonders fonsumnahe Schicht des Gewerbes müßte sich wegen der wirtschaftlichen und psychologischen Wirkungen seiner Preispolitik besonderer Vorsicht befleißigen. Die lang= jährige Krise hat die wirtschaftlichen Reserven der breiten Schichten großenteils aufgezehrt, die angesichts der Lage der Betriebe offensichtliche Unmöglichkeit von nennenswerten Pohnsteigerungen steckt dem Einkommensspielraum enge Grenzen."

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Rentenraub im ,, dritten Reich"

tun als zu sagen: Der Führer hat recht in allem, mas er Beitragserhöhung und Rentenkürzung in der Invalidenversicherung

tut!... Blindes Vertrauen in den Führer, gläubige Hin­gabe: Er macht es recht, wir brauchen keine Angst zu haben! So betet ein Kind aläubig zu feinem Gott; fo schaut ein Rolf von 60 Millionen zu seinem Führer und weiß, daß sein Geschick in auten Händen liegt. Es muß eine Selbstverständ­lichkeit für jeden Deutschen sein, sich zu diesem Satz zu be­fennen. Warum wollen wir darüber nacharübeln, ob diese eder iene Maßnahme auch aut ist, ob nicht vielleicht doch etwas daran zu bemängeln wäre? Wir haben keinen Grund dazu, denn der Führer ist unser Gewissen und ist unier Anmalt, er ist eben: der Führer und das wird auch uns Deutiche aroß machen. Das rückhaltlose Befennt mis im Herzen: Unser Führer Adolf Hitler hat recht! Dann fönnen wir rubia unserem Taaewerf nachgehen, fönnen in Ruhe Schlafen. denn wir wissen: Es ist einer da. der für uns denft für uns handelt, für uns fich sorgt und müht, mie wir es niemals besser oder nur annähernd gleich machen fönnten. Dann werden wir erst wirklich, wie es Göbbels gesagt hat, das glücklichste Volf der Erde sein. Hermano."

Dr.

Hatten wir bisher schon immer das Gefühl, wesentliche Teile der Gewerkschaftspreise" der Len- Leute feien nur für uns geschrieben. gemiñermaßen als Vorabdrucke aus der D..". müssen wir uns neiderfüllt fagen: So viel riecherei

hätten wir. die wir das Gefindel zu fennen glauben, dieſen

rbeiterführern" nicht anactront. Sie übertreffen alle Er­martungen, fie in reftina Tag und Nacht damit beschäftigt. das Material für den fünftigen Rinchiater herzustellen, der einmal das Urteil über die Nazi- Pinchofe fällen wird.

Wieder ein neues Amt

Mit der Peitung des Amtes für Sieg geichichte und Wehrfragen wurde Staatsrat Professor Dr. Paul Schmitt­ henner beauftragt.

Vor zwei Wochen hat die Propagandastelle der Arbeits­front noch triumphierend von den ansteigenden Beitragsein­nahmen der Invalidenversicherung berichtet, um damit wieder einmal den Sieg in der Arbeitsschlacht" vorzutäuschen. Jetzt dagegen sieht sich die Reichsregierung gezwungen, ein Gesetz zur Erhaltung der Leistungsfähigkeit der sozialen Versiche= rungen" zu verordnen. Es geht nämlich der Sozialversiche= rung im britten Reich" derart gut. daß in der Knappschafts­versicherung im Jahre 1933 einer Einnahme von 72,6 Millio­nen Marf 163.1 Millionen Mark Ausgaben gegenüberstehen, während in der Unfallversicherung die Einnahmen mit 295 Millionen Mark hinter den Ausgaben von 332 Millionen Mark zurückbleiben und in der Invalidenversicherung in diesem Jahre nicht weniger als 155 Millionen Mark Defizit vorhanden ist.

All die großspurigen Ankündigungen vom Gesamtumbau der Sozialversicherung aber enden in dem neuen Gesez vom 1. Dezember mit dem alten Scharfmacherrezept des Leistungs­abbaues!

Die neuen Renten der Invalidenversicherung sollen eine mäßige Verminderung" erfahren. Das Ausmaß des Lei­stungsabbaues wird zunächst verschwiegen. Da die In­validenrenten heute schon teils unter den Säßen der Wohl­fahrtsunterstüßung liegen, so bedeutet die mäßige Minde­rung" das Sinken der Invalidenrente auf das Niveau de Almosens Angesichts des Riefendefizits werden aber gleichzeitig die Beiträge um eineinhalb Prozent erhöht! Da der prozentuale Beitragssatz für jede Lohnklasse jeweils vom Endbetrag jeder Klasse errechnet wird, so beträgt die Bei­

tragserhöhung für die unter dem Höchstlohnsatz der Klasse liegenden Löhne eine Beitragserhöhung von mehr als ein­einhalb Prozent!

Die Lohntlassen der Invalidenversicherung, die heute bei 42 Mark Wochenlohn abschließen, sollen aufgestockt werden. Mit ungewollter Offenheit bemerkt dazu die Nazipresse: " Die Aufstockung bringt für die Wirtschaft zur Zeit keine übergroße Mehrbelastung, weil die Löhne gesunken find." Der Sozialabbau soll aber nicht nur die neu zu bewilligen= ben Renten betreffen. Die Hitlerregierung bringt es sogar fertig. den längst aus der Berufstätigkeit ausgeschiedenen Rentenempfängern der Invaliden- und Angestelltenversiche rung ihre bisherigen Renten wieder zu rauben. Unter der standalösen Kennzeichnung Einziehung au Unrecht bewilligter Renten" wird eine Nachprüfung ange= ordnet. in welchem Umfang Renten zu Unrecht bewilligt worden sind".

Da in der Angestellten- und Invalidenversicherung die In­validitäts- und Altersrenten nach absolut eindeutigen zwin­gerden Versicherungsgrundsäßen erworben werden, so be­deutet die nachträgliche Entziehung wohl erworbener Ren­tenansprüche einen Rechtsbruch schlimmster Art. Oder ver­birgt sich etwa auch für die Invaliden- und Altersrentner in dieser Bestimmung die Absicht, die Marristen" auszu­rotten?

Beruhigend wird in der Gesetzbegründung bemerkt: Allen Beteiligten werden Opfer auferlegt." Man hat nur den Nach­sat vergessen: soweit sie nicht am Naziunternehmen beteiligt sind!