Tu mir nichts!
57, RUE DE CLICHY TEL. TRINITE 15-75
Allgemeine
DEUTSCHE POLIKLINIK
Chefarzt Professor WENSTEN
1) ORDINATION DURCH SPEZIALARZTE für Innere, Chirurgische . Frauen und Kinderkrankheiten. Haut- und Geschlechtskrankheiten. Augen-, Ohren Nasen- und Halskrankheiten. Geburtshilfe. 2) INNERE Klinik, 3) CHIRURGISCHE Klinik. 4) GEBURTSHILFLICHE und GYNAKOLOGISCHE Klinik Sanatoriums- Gebäude mit der allermodernsten Einrichtung.
ORDINATION:( auch für Privatkranke) täglich von 1 bis 8 Uhr. Sonn- und Feiertags von 10 bis 12 Uhr
U
Was ist hier los? Piegen Ohrfeigen in der Luft? Hat einer vor dem andern Angst, bettelt jeder:„ Tu mir nichts, ich tu dir auch nichts!"? Nein! Das ist der deutsche Gruß"! Die Süddeutsche Sonntagspost" veröffentlicht dieses Bild und flagt darüber, daß diese lässige" Grußform langsam große Mode werde. So gehe es nicht weiter, die Volksgenossen feien zu strammer Haltung verpflichtet.
„ Eine Herabwürdigung und Verunglimpfung des deutschen Grußes ist es auch, mit der erhobenen Rechten " Mahlzeit" oder gar Servu 3" zu sagen."
Bild und Kommentar beweisen, daß die Begeisterung für * die neue Einheitsform des Männchenmachens sichtlich im Wachsen begriffen ist. Mahlzeit!
A
Ein Gipfel
Doktordiplome für nichtarische Medizin- Studierende bei Verzicht auf deutsche Reichsangehörigkeit
Vom Rektor der Universität Berlin wurde unlängst, wie jezt mitgeteilt wird, folgende Bekanntmachung veröffentlicht: Das preußische Ministerium für Wissenschaft, unit und Volksbildung hat mitgeteilt, daß nichtarische Medizin studierende mit der Erteilung der Approbation nicht rechnen fönnen. Da das medizinische und zahnmedizinische Doktordiplom nach den bestehenden Vorschriften nur Reichs- Ausländern ohne Rüdficht darauf, ob und wann fie die deutsche Approbation als Arzt( 3ahnarzt) erhalten, ausgehändigt wird, bleibt reichsdeutschen nichtarischen Kandidaten, die das Doktordiplom vor Erlangung der deutschen Approbation als Arzt( 3abnarzt) haben wollen, nur übrig, auf die deutsche Reichsangehörigkeit zu verzichten und ihre Entlassung aus der Staatsangehörigkeit gemäß§§ 18-24 des Reichs- und Staatsangehörigkeitsgesetzes vom 22. Juli 1913 zu beantragen."
Diese Verfügung Rusts ist unter den gegen die jüdischen Akademiker gerichteten Verfügungen beispiellos. Sie ist
Sie ist
Die Katholikenverfolgung
Zahlreiche katholische Zeitungen in Bayern verboten
Vor einigen Wochen sind 13 Führer katholischer Organisatio Schutzhaft
nen in Bayern , darunter mehrere Geistliche, verhaf= tet worden. Der Schlag galt dem Kardinal Faulhaber. Auch seine Verhaftung war geplant. Erst durch eine Reise des Reichsstatthalters von Epp nach Berlin konnte sie verhindert werden. Die offiziöse Meldung trug die Ueberschrift " Festnahme von Heßern im Priesterrod".
Einer der Verhafteten wurde geradezu als Kommunist bezeichnet, weil in seiner Bücherei, wie es bei einem gebildeten Menschen des öffentlichen Lebens selbstverständlich ist, auch marristische Schriften. waren, und weil bei ihm ein Mitgliedsbuch irgendeines Kommunisten gefunden wurde, das dieser ihm bei seiner Abkehr vom Kommunismus überlassen hatte. Diese Tatbestände wurden in einer sehr vorsichtig gehaltenen Verlautbarung in der katholischen Presse Klargestellt. Die katholischen Zeitungen im Saargebiet konnten dank der ,, landfremden" Regierung die Ehrenrettung der katholischen Priester unbeanstandet veröffentlichen. In ganz Bayern aber find die katholischen Zeitungen wegen derselben Notiz verboten worden. Die Wahrheit wird im„ dritten Reiche" unterdrückt, ob sie nun von Sozialdemokraten, von Katholiken oder von Protestanten verbreitet wird. Man stelle sich vor, mit welcher Begeisterung die denkenden Teile des Katholizismus noch in der sogenannten„ deutschen Front" stehen. wenn sie sich überlegen, was ihnen nach der angeblich fo beiß ersehnten Rückgliederung in das dritte Reich" von ihren Kameraden der sogenannten deutschen Front" droht.
Die katholische Bevölkerung Bayerns ist über die Unterdrückung ihrer Presse empört. Der Katholik von Papen aber bezieht noch immer sein Gehalt als V'zekanzler. Wofür eigentlich?
Dessauer freigesprochen!
Aber er bleibt in Schutzhaft, und auch sein Verteidiger wird in Schutzhaft genommen
München - Gladbach, 21. 12. 1933.
Der Versuch, im Volfsvereinsprozeß den Katholikenführer Professor Dessauer und Dr. Knecht zu diffamieren, ist gescheitert. Selbst der Staatsanwalt mußte Freispruch beantragen. Er leistete sich allerdings die Gemeinheit, zu sagen:„ Vom deutichen Volke wird Dessauer nicht freige
zugleich ein Dokument der Lüge to lassung sprochen werden." Das freisprechende Urteil beweist, daß nicht
jüdischer Studenten erfolgt überhaupt nur, wenn der Vater Frontsoldat oder im Kriege gefallen war. Bisher schien es, daß solchen nichtarischen Studenten der Weg zur Vollendung des Studiums nicht verschlossen war.
Es war ein Irrtum! Denn dieser Weg ist jetzt mit einer in der Geschichte der zivilisierten Völker einzigartigen Er pressung verbunden. Nur dann kann, wie man jeßt erfährt, die Zulassung zum Examen erfolgen, wenn gleich zeitig der Verzicht auf die deutiche Reichsangehörig feit erfolgt. Der nichtarische Doktor soll als Reichs- Ausländer" von allen staatsbürgerlichen Rechten ausgeschlossen werden, womit jede ärztliche Tätigkeit in Deutschland praktisch in Fortfall kommt.
So halten sich die noblen arischen Akademiker jede Kona furrenz vom Leibe. Die deutschen Juden sollen, wie jüngst ein hervorragender englischer Gelehrter schrieb, wieder„ Analphabeten" werden, ausgeschlossen von den Bildungsgütern, nur auf den Handel beschränkt und im geistigen Ghetto.
*
Der Preußische Minister für Wissenschaft, Kunst und Volksbildung hat in einem Erlaß angeordnet, daß das Ge fetz gegen die Ueberfüllung deutscher Schulen und Hochschulen auch auf die Wohlfahrtsschulen, Landpflegeschulen sowie auf die sozialpädagogischen Seminare und Lehrgänge finngemäß Anwendung findet. Die Entscheidung über die Aufnahme von Personen, die im Sinne des Gefeßes nicht= arischer Abstammung sind, behält sich der Minister fünftig für jeden Einzelfall vor. Abweichungen von den Prüfungsvorschriften werden für Personen, die im Sinne des§ 3 des Gesetzes zur Wiederherstellung des Beruis beamtentums nichtarischer Abstammung sind, künftig nicht mehr zugelassen werden.
Touristenflüge
Neuer Zweig des Flugwesens
In England hat sich das Flugwesen einen neuen Betätigungszweia ausgesucht. Es werden nämlich läge mit Touristen veranstaltet. So verließ am 10. Oftober cine viermotoriae, für 38 Passagiere eingerichtete klubie den Flugplatz Groydon bei Pondon, um seine wahrgäste über folgende Etannen nach Aegypten zu brinin 1. Jag: Ueberilicaung von Frankreich . Pandung in Maricille; 2. Tag: Rom und Neapel ; 3. Tag: Malta und Benabagi ( Tripolis ): 4. Tag: Miltal, Kairo . Flugplay von Helisso.13. Auf der Rückkehr fönnen die Touristen zu beliebiger Beit eines der von Indien oder gffrifa zurückfaärenden regelmäßigen Flugzeuge bis Brindisi benutzen. von dort dte Eisenbahn bis Paris und die letzte Strecke nach London wieder in der Luft zurücklegen.
Aus der Sowjetunion Aufschwung des Straßenbahnverkehrs
In verschiedenen Städten der Sowjetrepublif ist eine beträchtliche Zunahme des Straßenbahnverkehrs festzustellen. Dieser Aufschwung, der vor allem in Moskau zu verzeichnen ist, hat ferme Ursache im ständigen Wachstum der städtischen Bevölkerung einerseits und in den durch kulturelle Hebung der Massen( Besuch von Abendschulen, Theatern, Kinos u. bgl.) gesteierten Bedürfnissen. Nachfolgend einige diesbezügliche Zahlen:
die geringsten Anhaltspunkte für eine Korruption vorhanden sind Der Vorsitzende erklärte, das Gericht sehe eine Untreue und eine Anstiftung dazu nicht als erwiesen an. In dem Geschäft zwischen dem Volksvereinsverlag und Professor Dessauer, der für 90000 Mart Carolus- Anteile kaufte, sei nach Anficht des Gerichts ein angemessener Preis gezahlt worden. Es sei nach Ansicht des Gerichts auch nicht richtig, daß Dessauer in dem oft zitterten Schreiben an den Reichstagsabgeordneten Dr. Lammers die unwahrheit gesagt habe. Das Gericht müsse feststellen, daß
Dessauer das ganze Geschäft lediglich and Hilfsbereitschaft für Sohn und den Bolksverein abschloß und dabei keiners lei persönliche Interessen verfolgt hat. Das Geschäft sei nicht nur juristisch, sondern auch kaufmännisch völlig ehren: haft.
Auch dem Angeklagte Dr. Knecht sei in feiner Weise nachgewiefen, daß er auch nur kaufmännisch unanständig gehandelt hätte.
Mit Bezug auf die politische Seite des Prozesses betonte der Vorsitzende, es habe sich ergeben, daß Mühlon während des Krieges in der schwersten Weise durch Schrift, Wort oder sonstige Handlungen an seinem Vaterlande sich vergangen hätte. Sein verbrecherisches Treiben sei um so schlimmer, als er. der frühere Krupp- Direktor, vom Aus land als Kronzeuge gegen Deutschland angeführt wurde.
Die Berhandlung habe aber ergeben, daß die Baterlandsliebe Dessauers im Rahmen seiner Weltanschauung nicht in Zweifel gezogen werden könne.
Er habe sich auch während des Krieges zur Verfügung gestellt und versucht, alles für sein Vaterland zu leisten, was ihm möglich war. Wenn ein solcher Mann in Bezic= hungen zu dem Landesverräter Mühlon stand, so müsse man ihm glauben, daß er die Schwere der Verfehlungen Mühlons nicht getannt habe und daß er in seiner idea( istischen Auffassung Mühlons Beteuerungen geglaubt habe, daß diefer sein Vergehen bereue und wieder gutmachen wolle. Man müsse dabei auch bedenken, daß man heute im neuen Staat diese Dinge ganz anders ansehe als da= mals. Das Gericht habe die Ueberzeugung gewonnen, daß nichts gegen die vaterlandsliebende Gesinnung der Angeklagten spreche. Deshalb habe es auch nicht nur die Kosten des Verfahrens, sondern auch die den Angeklagten entstan denen notwendigen Aufwendungen der Staatskasse zur Last gelegt.
ungen der Staate
1914 hatten nur 35 ruffische Städte Straßenbahnen; 1982 betrug diese Zahl 50, die Zahl der beförderten Fahrgäste war von 915 auf 5296 Millionen gestiegen. Die Durchschnittszahl der pro Einwohner und Jahr gemastten Fahrten stieg von 104 im Jahre 1914 auf 320 im Jahre 1932. Die Zahl der der pro Einwohner und Jahr gemachten Fahrten stieg von 50 000 im Jahre 1928 auf 101 000 im Jahre 1932. Die Mos= fauer Straßenbahnen beförderten 1918 282 Millionen Fahrgäste, 1982 1900 Millionen! Die jährliche Anzahl Fahrten je Einwohner stieg von 150 auf 650. Der jezige Personal
M.- Gladbach, 21. Dez. Im Anschluß an die Urteilsverkündung berief der Gladbacher Polizeipräsident die Vertreter der Presse zusammen und machte ihnen aufEr habe angeordnet, daß sebenerregende Mitteilungen. Rechtsanwalt Dr. Thormann( Frankfurt ), der im Prozeß als Verteidiger aufgetreten war, wegen landesverräterischer Umtriebe im Verein mit Profeffor Friedrich Wilhelm Förster ( Paris ), die bis in die jüngste Zeit hinein andauerten in Schubhaft genommen werden solle. Es bestehe der Verdacht, daß Dr. Thormann flüchtig sei( er hatte sich heute wegen Krankheit entschuldigen lassen). Im Zusammenhang hiermit würden wahrscheinlich weitere Maßnahmen zur Inschußhaftnahme anderer Persönlich= feiten erforderlich. Hierbei handele es sich um hochstehende intellektuelle Kreise. Der Polizeipräsident begründete die Notwendigkeit dieser Maßnahme mit der Abschrift von Briefen, die im Buro Dr. Thormanns gefunden worden seien. Er betonte zum Schluß, die Untersuchung müßte auch ergeben, ob Professor Dessauer in dieser Beziehung mit Dr. Thormann in Verbindung gestanden hätte.
Also auch Professor Dessauer bleibt trop Freispruch in Haft. Wie lange sieht die katholische Kirche diesen Rechts= brüchen noch zu?
Noch eine
,, Katholiken- Korruption"
Der Prozeß gegen Hirtsiefer
Monatelang hat die nationalsozialistische Presse den übrigens rein arischen Zentrumsjuden" Professor Dessauer als forrupt verleumdet. Dasselbe Schicksal ereilte den Zentrumsminister Hirtsiefer. Er wurde sogar im Prangerzug unter Musikbegleitung durch die Stadt Essen geführt. Nun hat vor der großen Straffammer in Bochum der Prozeß begonnen. Angeklagt sind neben dem früheren preußischen Wohlfahrtsminister Hirtsiefer der Geschäftsführer Karl Mock, Berlin - Johannistal, der Architekt Franz Bergmann, Bochum , Geschäftsführer Konrad Becker, Bochum , und Hietsiefer. Mock ist angeklagt der handelsgeseßlichen Untreue, Bergmann, Becker und Hirtsiefer der Beihilfe zur handelsgesslichen Untreue, Hirtsiefer noch in Tateinheit mit einfacher Bestechung.
Es wird unter anderem behauptet, daß Hirtsiefer die von den Mitangeklagten vertretenen Baugenossenschaften bei der Vergebung von Mitteln aus dem Hauszinssteuerabkommen des preußischen Staates bevorzugt haben soll und sich dafür ein noch nicht bezahltes Wochenendhaus habe errichten lassen. In längeren Ausführungen erklärte Hiertsiefer,
daß in der Zeit seiner Ministertätigkeit 1,6 Millionen Wohnungen größtenteils aus Mitteln des Hauszinssteueraufkommens gebant worden seien.
Für die eine Milliarde betragenden Hauszinssteuermittel des Ausgleichsfonds habe den Regierungspräsidenten und dem Verbandspräsidenten des Ruhr- Siedlungsverbandes das Recht der Verteilung noch einem bestimmten Schlüssel zugestanden. Da der Ruhrverbandspräsident bei der Zuwendung der Mittel aus dem Ausgleichfonds zu kurz gefommen sei, habe er sich für höhere Zuwendungen an den Ruhrsiedlungsverband eingesetzt, weil die Wohnungsnot im Ruhrkohlenbezirk besonders groß gewesen sei. An der Gründung der Heimbau und Genobau sei er weder beteiligt gewesen, noch habe er Aktien dieser Gesellschaft besessen. Ihre Gründung sei ihm erwünscht gewesen schon allein wegen des großen Einflusses der freien Gewerkschaften bei dem Bezug der Hauszinssteuermittel. Es sei ihm bekannt gewesen, daß christliche Gewerkschaftler in den Wohnungsbauten der freien Gewerkschaften keine Wohnungen erhalten konnten. Dann wurde in die Beweisaufnahme eingetreten. Zeuge Bauführer Stamm hat den Angeklagten Sirtfiefer als Bauherrn des Wochenendhauses angesehen. Von einer Aufstockung des Hauses sei gesprochen worden. Der Zeuge hielt eine solche für ausführbar. Hirtsiefer habe einmal im Gespräch auf der Baustelle geraten, feine allzu großen Aufwendungen am Bau zu machen. Zeuge Lohnbuchhalter Weise, der bei der Geno be= schäftigt war und sich nach der„ nationalen Revolution" eine gute Nummer bei den neuen Herren sichern wollte, hat am 28. Juli 1933 den Fall Heimbau- Hirtfiefer zur Anzeige gebracht. Zu der am Vormittag schon kritisch behandelten Sigung des Aufsichtsrates der Genobau, in der der Fall Hirtsiefer verhandelt worden war, war der Zeuge, obgleich er Mitglied des Aufsichtsrates war, nicht eingeladen worden. Im Verlauf der Verhandlung wurde zu beweisen versucht, daß der Angeklagte Mock einer Angestellten den Auftrag gegeben habe, den Baukostenvoranschlag des Hirtsieferschen Wochenendhauses in Höhe von 10 386 MM. in die Rechnung des Genobaues einzuschachteln, was auch ges schehen sei.
Bei der Behandlung der Verrechnung der Baukosten bei dem Genobau fam zur Sprache, daß der Bezirksleiter des Zentralverbandes, der Bauarbeiter Koch, die Verrechnung der Baukosten des Wochenendhauses Hirtfiefers bemängelte mit der Erklärung, daß die Verrechnung entschieden unter die Lupe genommen werden müsse. Es wurde dann festge= stellt, daß die Rechnung über den Bau des Wochenendhauses für Hirtfiefer wie auch für die Baugesellschaft getrennt geführt worden ist. Die Kopie der Rechnung war jedoch nicht mehr aufzufinden.