Fretheil
Panfare
Einzige unabhängige Tageszeitung Deutschlands
Chefredakteur: M. Braun
strousM 260
Aus dem Inhalt
Seite 2
Ritt gen Ostland
Seite 3
Triumph
der arischen Konkurrenz
Seite 4
Unmoralische
Greuelgeschichte Seite 6 at
Zweikampf Hitler- Göring
Die haftigen Bemühungen Hitlers um eine Reichs reform haben zu einer Krise in der nationalsozialistischen Leitung geführt, über die uns von bestinformierter Seite aus dem Reich folgende Mitteilungen zugegangen sind: Das Projekt einer Reichsreform ist bereits soweit fertig gestellt, daß es im Falle setner Genehmigung durch die be= teiligten Instanzen sofort durchgeführt werden kann. Es fieht die gleichmäßige Aufteilung des Reiches in eine Anzahl von Gauen( man spricht von 18) vor. Ein politischer Hauptzweck dieses Projektes scheint es zu sein, die Macht Preußens zu brechen und damit Göring mattzusetzen, der fich in den letzten Monaten immer mehr zum Gegenspieler Hitlers entwickelt hat. In dieser Richtung wird zur Zeit
Warum der Reichskanzler n.cht im Reichstag sprach Die Einkreisung Görings
befanden sich die preußische Regierung Braun und die bayerische Regierung Held in einer stillen Einheitsfront gegen eine allzu radikale Reichsreform. Man sprach nicht viel von ihr, aber sie war da. An dieser Einheitsfront hat sich unter Adolf Hitler nichts geändert. Der Unterschied ist nur, daß die Weimarer Republik solche Gegen sätze ertragen und dank ihrer Elastizität in sich aus
gleichen konnte. Jm dritten Reich" dagegen, das nach außen hin nur Hitlers Willen als alleiniges Gesetz kennt, zerbricht mit jedem derzeitigen 3wist ein Stück Staatsautorität. Und die ungeschriebene Verfassung des NaziStaates lautet, wie die geschilderten Vorgänge zeigen, immer noch: Hitler kann alles machen was Göring mill.
Am Bischofsitz Fulda
bereits Vorarbeit geleistet. So ist zum Beispiel der Reichs: ,, Nieder mit den schwarzen Halunken!" Sturm auf katholisches Blatt Ländern zum Kommandeur der politischen Polizei ernannt der Saar zur Warnung Man schreibt uns:
worden, die damit außerhalb Preußens dem zwar nicht vers waltungsrechtlich festgelegten, aber tatsächlich bisher be stehenden Einfluß der Göringichen Geheimen Staatspolizei entzogen wird.
Auf diese kleineren Borstöße sollte nach den ursprüng: lichen Plänen die eigentliche Reichsreform beschleunigt folgen.
Nach der Abficht Hitlers sollte der Plan der Reichsreform feierlich am 18. Jannar, dem Tage der Reichsgründung von 1871 zu Versailles , verkündet werden. Unterstüßt wurde dieser Vorschlag Hitlers von dem Reichspropagandaminister Dr. Göbbels . Gegen ihn richtete sich jedoch der geschlossene Widerstand der zwei größten Länder. Sowohl der preußische Ministerpräsident Göring wie der bayerische Reichsstatt halter von Epp widersetzten sich der geplanten Aufteilung ihrer Länder. Die bayerischen Nationalsozialisten brachten ihren Willen zum Festhalten an einem ungeteilten Bayern dadurch zum Ausdruck, daß sich ihre Abgeordneten an einer eigenen bayerischen Fraktion im Reichstag zusammenschlossen. Diefe Vorgänge verstimmten Hitler derart, daß er der Reichstagseröffnung am 12. Dezember demonstrativ fernblieb und statt dessen vor der Mannschaft des heimgekehrten Kreuzers„ Köln " in Bremerhaven eine inhaltlose Rede hielt. So erklärt sich die auffallende Nüchternheit und Kürze der Reichstagseröff= nung, die ursprünglich als großer staatspolitischer Aft ge= dacht war.
Wir sind darauf gefaßt, daß man in Berlin versuchen wird, diese absolut verbürgten Mitteilungen zu demens Heren. Darum machen wir von vornherein darauf aufmertsam, daß die erwähnten Vorgänge teilweise auch auf einer Pressekonferenz besprochen wurden, die am 11. Dezember in München stattfand. Dort verbot der bayerische Staatsminister Esser der bayerischen Preife, das Thema Reichsreform fünftig noch zu be= handeln. Es lägen noch keinerlei fefte Pläne vor, keine
Es fällt mir schwer, als tatholischer Christ und Zentrumsmann, der seit 40 Jahren dieser Partei angehört, mich an ein freigeistiges Blatt, wie das Ihrige, zu wenden, da es aber leider Gottes die einzige Stelle ist im deutschsprachigen Blätterwald, wo man die Wahrheit erfährt, und ich nicht sicher sein kann, ob in meiner Presse mein Name nicht den Machthabern in Deutschland bekannt gegeben wird, muß ich Ihre Gastfreundschaft in Anspruch nehmen.
Sie haben sicher vor einigen Tagen die Nachricht im Luxemburger Sender gehört, daß die Fuldaer 3ei tung" bis zum 20. Dezember verboten worden ist. Wie und warum das geschah, will ich Ihnen, erzählen.
Ich weilte als Saarländer vorige Woche zu Besuch eines Geschäftsfreundes in Fulda . Wir kamen beim Spaziergang an dem Gebäude der„ Fuldaer Zeitung" vorbei, wo sich ein Haufen Nazijünglinge zusammengerottet hatte. Die Bande brüllte wie die Wahnsinnigen:
„ Nieder mit der schwarzen Tante!"" Nieder mit den schwar: zen Salunken!"" Nieder mit den Jesuiten !" Empörte herbeigeeilte Fuldaer Bürger schrien: Pfui! Pfui! Wie mir mein Freund, der die Demonstranten persönlich fannte, versicherte, waren die Schreier meistens Söhne der evangelischen Beamtenschaft, Angehörige der Hautevolee, der sogenannten besseren Stände. Wir wurden Zeuge, wie
das Gebäude gestürmt, die Maschinen mit Aerten zer: schlagen wurden.
Wie die Vandalen hat die Bande gehaust. Hierauf mußte das Blatt ein Flugblatt veröffentlichen, daß es wegen technischer Schwierigkeiten nicht erscheinen könne. Dann kam das Verbot. Die Fuldaer Zeitung" ist das Organ des bischöflichen Stubles, ein durchaus anständiges, gleichgeschaltetes Blatt. Im gleichen Verlag erschient der
flaren Abfichten über die Ziele der Reichsreform. Effer in echter Nazi
tam auf Vorschläge zu sprechen, die der hessische Reichsstatt: halter Sprenger über eine Neugliederung im hessisch - badischpfälzischen Raum gemacht hatte und die unter anderem auf eine Abtrennung der Pfalz von Bayern hinzielten. Diese Vorschläge, so sagte Effer, seien des Herrn Reichsstatthalters reines Privatvergnügen. Die Reichsreform, von der man nicht wisse, wann sie überhaupt tomme, werde jedenfalls Bayern mit den heutigen Grenzen unverändert als Ber: waltungseinheit bestehen laffen.
Soweit die uns zugegangenen Mitteilungen. Sie bestätigen die Beobachtung, die man seit mehr als einem halben Jahr in der Frage der von Hitler so groß an gekündigten Reichsreform machen konnte. Die unablässigen Vorstöße des bayerischen Ministerpräsidenten Siebert gegen die Reform dienten dem gleichen Zweck, wie die Umorganisation des preußischen Staatsapparates durch Göring . Sowohl die Schaffung des preußischen Staatsrates, bei dessen Eröffnung im Berlinet Schloß Hitler gleichfalls durch demonstrative Abwesenheit glänzte, wie auch neuerdings die Machterweiterung der preußischen Oberpräsidenten und damit die Rangerhöhung der Provinzen sind Störungsfeuer gegen die Reichsreform. Bereits zur Zeit der Weimarer Republik
chen
Der Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutsch lands , Si Prag , schreibt:
„ Die Polizeibehörde in Essen hat kürzlich der Presse zwei Briefe eines angeblichen früheren Essener marristischen Schriftstellers Kuper zur Verfügung gestellt, die dieser an den Vorstand der Sozialdemokratischen Partei Deutschlands , Sitz Prag , gerichtet hat. Kuper erklärt in diesen Briefen, ihm sei im Konzentrationslager nichts passiert. Er bittet feine früheren Parteifreunde, ihre Arbeit im Ausland einzustellen, nach Deutschland zurückzukehren und die Folgen für ihre Handlungen auf sich zu nehmen.
Zur Beurteilung der Glaubwürdigkeit des Super und seiner Absichten mit der Veröffentlichung des Brieses genügen folgende Feststellungen: Super ist schon 1930 aum zweiten Male aus der Partei ausgeschlossen worden. Im Jahre 1924 war er Arbeiterfekretär in Osnabrück . Da er für die zu erteilenden Auskünfte von den Besuchern Geld verlangte, und weiblichen Besuchern gegen ihren Willen zur Erduldung von Intimitäten zwang, wurde er aus der Partet ausge ichlossen 1930 wurde er wegen Unterschlagungen im Baugewerksbund in Osnabrück zu neun Monaten Gefängnis verurteilt,
Den Katholiken ans
auch an der Saar viel gelesene Bonifationsbote". Angerührt ist die Sache vom Naziorgan Fuldas, das fast unter Aus= schluß der Oeffentlichkeit erscheint, und das Geschäfte durch den Tod des Konkurrenten zu machen hofft.
„ Gemeinnutz geht vor Eigennut!" Die Regierung, die sich doch so um die katholischen Stimmen der Saarbewohner be= müht, möge doch einmal den Artikel veröffentlichen, der Anlaß zum Verbot gab, damit die Katholiken der Saar sich ein Urteil bilden können! Eine kochende Volksseele, die zur Rechtfertigung der Tat herangezogen werden kann, gibts hier in der Stadt, die bei der letzten richtigen Wahl 60 Prozent Zentrumsstimmen aufbrachte, nicht. Das hier ist ganz gemeiner Kulturkampf!
Wenn heute, wo die Regierung wegen der Saar noch ge= wisse Rücksicht auf den katholischen Boltsteil nehmen muß, so etwas möglich ist, wie wird es uns armen Saarländer . Statholiken erst ergehen, wenn abgestimmt ist, wenn der Mohr seine Schuldigkeit getan hat und gehen kann. In Gersfeld bei Fulda wurden jüdische Häuser erstürmt, Männer und zwei alte Frauen schwer verprügelt.
Ich werde, solange diese Mörderbande am Ruder ist, nur für eine freie Saar stimmen, wenn uns nicht ganz bestimmte Garantien gegeben werden, daß Recht und Gerechtigkeit an der Saar zu Hause bleiben werden. Wenn das nicht der Fall ist, dann werden wir erleben, daß eines Tages der Dank Hitlers an seine katholischen Trabanten an der Saar erstattet wird und Genugtuung wird mich erfüllen, wenn die Herren gleichgeschalteten Redakteure im Sargebiet ihre gehörige Tracht Prügel von ihren braunen Bundesgenossen be= ziehen und aus ihrer Redaktionsstuben hinausfliegen. Sie haben es für ihren Verrat an der deutschen und der fatho= lischen Sache an der Saar tausendfach verdient!
3220911 40
Amerikas Wirtschaftsdiktator zurückgetreten
General Johnson,
Der Rücktritt Johnsons wird darauf zurückgeführt, daß sich zwischen mehreren amtlichen Stellen und dem sehr eigenwilligen General Differenzen ergeben hatten.
Die Frage bleibt offen, ob die Ausschaltung von General Johnson, der in Europa als einer der wichtigsten Exponenten der Politik Roosevelts betrachtet wurde, einen Wandel in ben wirtschaftspolitischen Auffassungen bedeutet.