Vor dreißig Jahren
Reichstag 8./3. 04, Sten.- Bericht S. 1646
Stöder:... daß jetzt eine Verbindung von Judentum und Sozialdemokraten zusammengekommen ist, wie fie enger nicht sein kann. Wenn ich das für eine ungeheure Gefahr halte, eine Gefahr für das Vaterland, für das Juden tum und die Sozialdemokratie, so wird kein Verständiger widersprechen...
Adolf Hoffmann , 3wischenruf: Was wollen Sie denn? Christus war doch auch Jude!
Stöder: Das ist wieder ein Mangel an Welt- und Menschenkenntnis. ( Lachen bei den Sozialdemokraten.) Stöder, fortfahrend: Der Heiland war kein Jude, fondern des Menschen Sohn.
Hoffmann: Jd denke, Gottes Sohn? Stöcker: Auch Gottes Sohn
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Hoffmann: Geboren aus dem Leibe einer jüdischen
Magd!
Stöder suchte minutenlang nach dem Faden seiner Rede.
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Psychologic der Zeugenaussagen
Ein Beitrag zum Reichstagsbrand- Prozeß
In den„ Basler Nachrichten" lesen wir::
Man hat sich in den letzten Jahrzehnten viel mit der Psychologie der Zeugenaussagen beschäftigt. Aber deren Lehren, die im Grunde jeder einigermaßen kritisch veran= lagte Menich schon aus seinen persönlichen Erfahrungen ziehen könnte, scheinen an vielen Richtern spurlos vorübergegangen zu sein. Mit Entseßen kann man immer wieder gerichtliche Urteile lesen, in deren Begründung es heißt, daß die Aussage des Zeugen X. durch die große Bestimmtheit und Unbeirrbarkeit, die keinem Zweifel irgendeinen Raum gab, den Beweis unbedingter Zuverlässigkeit erbrachten und für das Urteil entscheidend waren, während die Aussagen des Zeugen Y., der sich unbestimmt, zweifelnd und schwankend ausgedrückt habe, als unzuverlässig abzulehnen seien.
Das ist das genaue Gegenteil jeder verständigen und fritischen Einschätzung der Zeugenaussagen! Selbstverständlich gibt es Ausnahmen. Aber im allgemeinen wird der Zeuge, der alles ganz genau weiß, feinen Zweifel an seinen Beobachtungen und Gerinnerungen zugibt, sich durch keinerlei Einwendungen irre machen läßt, wohl eher als unzuverLässig abzulehnen sei. Er beweist durch diese Sicherheit Mangel an Selbstkritik und Verantwortungsgefühl, wenn nicht Schlimmeres. Wer ein wenig sich selbst und andere beobachtet hat, muß wissen, daß Erinnerungen eine sehr unzuverlässige Sache sind. Man kann geradezu sagen: Erinnerungen pflegen falsch zu sein, das heißt mindestens ungenau. manchmal in unwesentlichen Einzelheiten, häufig aber auch gerade in den entscheidenden Punkten. Jeder ein wenig gewissenhafte Mensch und seine Aussage, wenn er seine Er
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innerungen nicht durch die Einsicht von Dokumenten oder durch Anknüpfung an ganz bestimmte Tatsachen kontrollieren kann, einschränken. Wendungen wie etwa soviel ich mich erinnere" oder„ wenn ich mich nicht irre" und ähnliche werden in seiner Aussage immer wiederkehren. Werden ihm entgegenstehende Aussagen vorgehalten, so wird er in vielen Fäelln zugeben, daß seine eigene Erinnerung vielleicht irrig war.
Der Reichstagsbrand- Prozeß gibt besonderen Anlaß dazu, diese Betrachtungen anzustellen. Es gibt da Zeugen, die Personen, die sie einmal gesehen haben, mit voller Bestimmtheit wiedererkennen wollen. Gewiß gibt es Menschen, die ein besonderes Talent haben, sich Physiognomien rasch, genau zu merken und unter Tausenden wiederzuerkennen. Aber sie sind seltene Ausnahmen. Man mache einmal den Versuch, sich das Aussehen und die Kleidung von Personen, die ein Dritter vorübergehend kennengelernt hat, von diesem Dritten beschreiben zu lassen. Man wird sein blaues Wunder erleben. Ich erinnere mich an einen Vorfall in einer Gerichtsverhandlung vor vielen Jahren, der sich mir als eine unverlierbare Erfahrung eingeprägt hat.
Es handele sich um einen Tumult, bei dem die Frage, ob
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die Angeklagten sich nur des großen Unfugs und ruheſtörenden Lärms oder der Teilnahme an einem Auflauf, vielleicht sogar an einem Aufruhr schuldig gemacht hatte, von dem Zeitpunkt der Verhaftung abging. Für einen Angeklagten kam es darauf an, den Gendarmen, der ihn verhaftet hatte. zu bezeichnen. Von all den als Zeugen anwesenden Gendarmen war es feiner. Einer, der bei dem Tumult mit tätig gewesen war, fehlte. Der Vorsitzende forderte den Angeklagten auf, diesen zu beschreiben. Der Angeklagte meinte. er sei einem der anwesenden Gendarmen am meisten ähnlich gewesen. Das war ein großer, breiter Mann mit einem geröteten, bartlosen Gesicht. Alle, die den Abwesenden kannten, brachen in schallendes Gelächter aus. Der Richter ließ den„ großen Unbekannten", wie er spöttisch sagte, trotzdem für den nächsten Tag laden. Es war ein schwächlicher, mittelgroßer Mann mit Vollbart! Aufgefordert, zu sagen, ob er einen der anwesenden, etwa dreißig oder vierzig Angeklagten verhaftet hätte, bezeichnete er sofort jenen, der sich auf ihn berufen hatte, und beschrieb Zeitpunkt und Hergang der Verhaftung genau, wie es der Angeklagte getan hatte. Wäre der Gendarm nicht aufzufinden gewesen, wäre der Angeklagte auf Grund seiner phantastisch falschen Personalbeschreibung rettungslos verloren gewesen.
Im Reichstagsbrandprozeß kommt noch ein Umstand hinzu, dessen Einwirkung auf Erinnerungen und Zeugenaussagen längst festgestellt ist. Wenn irgendein Ereignis eingetreten ist, das große Sensation macht, so gibt es immer Leute, die das Bedürfnis haben, sich selbst irgendwie mit diesem Ereignis in Verbindung zu bringen und dabei eine Rolle zu spielen. Sie bauschen eine vielleicht vorhandene lose Beziehung zu einer großen Sache auf und kommen sich damit sehr wichtig vor. Eine der seltsamsten, uns Laien ganz unglaublich erscheinende Tatsache ist es, daß sie dann Dinge erzählen, die objektiv unwahr sind, ohne sich dessen bewußt zu sein, also ohne zu lügen. Sie haben sich das, was sie erlebt haben wollen, selbst eingeredet, haben es sich aus der Wunschsphäre heraus als Tatsache suggeriert; sie belügen sich selbst, ohne zu wissen. Wer das für unmöglich hält, braucht sich nur an den Unsinn zu erinnern, den sonst wahrheitsliebende Menschen aller Nationen während des Krieges, be= sonders in den ersten Wochen, erzählten, an Soldatenbriefe, die damals von Redakteuren, die selbst auch den Verstand verloren hatten, veröffentlicht wurden.
fügen. Ich bin nahe befreundet mit jemandem, der viel in Versammlungen gesprochen hat. Freunde rühmen oft sein vorzügliches Gedächtnis; er sei das reine wandelnde Nachschlagewert für gewisse politische Vorgänge. Ich habe selbst erlebt, daß Menschen ihn auf einer Versammlung anredeien, in der er vor Jahren gesprochen habe, und daß er sich ihrer ganz genau mit allen Zwischenfällen erinnerte. Andererseits aber war ich auch zugegen in Fällen, in denen er nicht die leiseste Erinnerung daran hatte, jemals an dem betreffenden Ort überhaupt gewesen zu sein, geschweige dort gesprochen zu haben. So seltsam ungleichmäßig ist das menschliche Gedächtnis. Ein persönliches Erlebnis erinnert mich an den Fall Torgler . In einem Rechtsstreit warf mir ein Gegner vor, daß ich mich vor einem Jahr genau entgegengesetzt zit meinen jetzigen Behauptungen geäußert hätte. Er stützte sich da anscheinend auf einen Brief von mir. Die Behauptung des Gegners erschien mir ganz unmöglich. Aber ich wagte zunächst nicht, zu widersprechen, da ich mich in dem Brief vielleicht mißverständlich ausgedrückt haben konnte. Zum Glück hatte ich einen Durchschlag des Briefes, und siehe da, es stellte sich heraus, daß ich mich ganz klar und deutlich in Uebereinstimmung mit meiner späteren Behauptung ge= äußert, ja die entgegengesetzte Auffassung ausdrücklich abge= lehnt hatte. Ob mein Gegner grob fahrlässig oder bewußt die Unwahrheit gesagt hatte, tut nichts zur Sache. Das Entscheidende ist: wer seinen eigenen Erinnerungen, wie denen anderer, mißtraut( und das muß jeder veranwortungsbewußte Mensch), wird nicht riskieren, auf Grund seiner Erinnerung einer anscheinend dokumentarisch gestützten Behauptung oder einer selbstsicher auftretenden Erinnerung des Gegners sofort mit Entschiedenheit entgegenzutreten, son= dern wird erst einmal in den Dokumenten nachsehen. Es ist ein sehr rühmliches Zeugnis für Torgler , so gehandelt zu haben. Hoffentlich hat das Reichsgericht genügendes Verständnis für die Psychologie von Zeugenaussagen!
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Bisher kann man nicht wissen, wie die Anklagevertreter und das Reichsgericht Aussagen, die teils offenbar, teils möglicherweise in eine dieser Kategorien gehören, würdigen werden. Aber ein Vorfall ist wichtig. Herr Göbbels hatte am 8. November als Zeuge gesagt, er erinnere sich ganz bestimmt, daß der Angeklagte Torgler im Reichstag im Mai 1929( also vor viereinhalb Jahren!) eine Rede gehalten hätte, in der er sich in zynischer Weise über die Opfer von 1. Mai geäußert und diese Maivorgänge als Aufstand verherrlicht habe. Drei Tage darauf, am 11. November, gab Torgler die Erklärung ab, er habe jetzt aus den Protokollen des Reichs= tages festgestellt, daß er bei dieser Gelegenheit überhaupt nicht gesprochen habe, daß auch die Redner seiner raftion mit feinem Wort die Vorgänge als Aufstand begrüßt hätten. Darauf bemerkte der Oberreichsanwalt:„ Warum haben Sie das nicht gleich gesagt? Sie müssen doch wissen, ob Sie damals über diese Vorgänge gesprochen haben." Diese Aeußerung ,, Lolita", Serenata spagnola con pianoforte. Napolitanische des Reichsanwaltes zeugt dafür, was für eine Vorstellung von der Natur des menschlichen Gedächtnisses dieser für die Vertretung der Anklage maßgebende hohe Jurist hat. Anstatt die Gewissenhaftigkeit anzuerkennen, mit der Torgler sich erst in den Protokollen des Reichstages zuverlässig unterrichtet hatte, statt gleich auf Grund ungewisser Erinnerung zu widersprechen, macht er ihm einen Vorwurf daraus, das nicht gleich gesagt zu haben. Mit Recht erwiderte Torgler die Selbstverständlichkeit:„ Ich habe natürlich im Augenblick nicht gewußt, ob ich damals gesprochen habe oder nicht; denn ich habe sehr oft im Reichstag gesprochen." Ich darf hier wohl etwas aus eigenen Erfahrungen hinza
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Für die Stempelstellen gab Groß- Paris im ablaufenden Jahr 650 Millionen aus, im Vorjahr waren es gar 730, aber einen Teil deckt jetzt die Staatshilfe. Die Kohlen, Suppenküchen und Schulspeisungen zählen extra.
Der Seinepräfekt Renard teilt im Generalrat mit, welche Schwierigkeiten es macht, besonders die alten Arbeiter in Fabriken und Handelsfirmen unterzubringen. In den Automobilfabriken schafft heute ein Arbeiter mit den modernen Maschinen fünfmal so viel als früher. In Clichy bauen 480 Arbeiter das ganze Hospital Beaujou. Beim Bau des Suezkanals waren noch 4000 Arbeiter für eine bestimmte Strecke nötig, heute schaffen das fünf!
Diese Zahlen erregen im Generalrat gewaltiges Aufsehen. Ein Antrag der Sozialisten, die Verteilung der Stempelgelder zu verbessern und die Feiernden zu nützlichen öffentlichen Arbeiten( wie Reinigen der Schulhäuser, Anfertigung und Reinigung von Kleidung in den Wohlfahrtsstätten) heranzuziehen, wird angenommen.