Rußlands Optimismus

Per zweite Fünfjahresplan und sein Aufstiegs­wille

Die Telegrafen- Agentur der Sowjetunion veröffentlich: die Grundzüge des zweiten Fünfjahres= planes, der auf den Ergebnissen des ersten Fünfjahres­planes gegründet ist. Der jetzt aufgestellte Plan sieht eine Steigerung des Reallohnes und eine ebung des Konsum Niveaus um das 2 bis 3jache vor. Am Ende des zweiten Fünfjahresplanes soll der Wiederaufbau der sowjetrussischen Volkswirtschaft durch­geführt sein.

Der erste Abschnitt der Grundsäße befaßt sich mit dem technischen Wiederaufbau der russischen Volkswirtschaft. Am Ende des zweiten Fünfjahresplanes soll die Erzeugung der Gesamtindustrie einen Wert von 103 Milliarden Rubel haben( Preise von 1926 bis 1927); am Ende des ersten Fünfjahresplanes betrug er 43 Milliarden. Im Vergleich zur Vorkriegshöhe bedeute das eine Steigerung um das Neunfache.

Um ein solches Programm durchzuführen, sei natürlich, so heißt es weiter, eie Neuausrüstung aller Zweige der Volfs wirtschaft notwendig. Man habe sich das Ziel gesteckt, daß im Jahre 1937 ungefähr 80 Prozent der gesamten In­dustrieerzeugung aus Neubetrieben stammen, die während des ersten und zweiten Fünfjahresplanes erbaut oder voll­ständig überholt worden seien. Während des zweiten Fünf­jahresplanes soll die Erzeugung der Landwirt= fchaft um ein 3 weifaches im Verhältnis zum ersten Fünfjahresplan gesteigert werden. Das Ergebnis der Viehzucht soll um 225 Prozent gesteigert

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rend des kommenden Wirtschaftsabschnitts bedeutend ver­bessert werden. Der Lokomotiv - und Waggonpark wird be= deutend vergrößert. Neue Eisenbahnlinien und neue Wasserstraßen werden gebaut bzw. bestehende verlängert.

Der zweite Abschnitt der Grundsäge befaßt sich mit den Neubauten im zweiten Fünfjahresplan. Die großen Industriezentren sollen in wohlorganisierte Städte um gewandelt werden.

In dem letzten Teil der Grundsätze wird darauf hin­gewiesen, daß am Ende des zweiten Fünffahresplanes der Kapitalismus in Sowjetrußland gänzlich beseitigt sein soll.

Von dem Bericht über den Volkswirtschaftsplan 1934 ist jest eine ausführliche Fassung veröffentlicht worden. Im Volkswirtschaftsplan 1934 set vorgesehen, daß die Produk­tion der Großindustrie um weitere 21 Prozent gesteigert werde. Die Stromerzeugung werde auf 19 Milliarden Kilo­wattstunden gesteigert werden. Auf dem Gebiete der Land­wirtschaft werde man sowohl den Ertrag an Getreide als auch den der Industriepflanzen- Kulturen, vor allem Baum wolle, Flachs und Zuckerrüben, steigern. Man werde 540 neue Traktorenstationen schaffen; der Traktorenpark werde um 42 Prozent vergrößert werden.

werden. Auch die Verkehrsverhältnisse sollen wäh- Eine Entdeckung

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hat der Privatdozent Held Kiel gemacht. Er hat nämlich gefunden, daß der Versailler Vertrag gar kein Vertrag ist. Er meint, daß der Friede von Versailles ein Vertrag zwi­schen den Alliierten, Deutschland gegenüber jedoch kein Ver­trag, sondern eine durch einen Gesamtakt, Diftat- und Unter­werfungsaft, geschaffene Rechtsorganisation ist, aus der sich, besonders infolge ihrer innerstaatlichen Geltung, Rechte und Pflichten ergeben, die aber nicht kontraktlicher Natur find... Unter dem Formalfrieden von Versailles verbirgt sich der zweite Abschnitt des Weltkrieges." Held ist stolz darauf, daß er diese Meinung schon vor ein paar Jahren vertreten habe. Er wiederholt sie nun, wahrscheinlich, um auf sich aufmerk­sam zu machen, damit er endlich Ordinarius werde. Ueber die persönliche Seite hinaus aber ist die Sache sehr interessant, denn andere Gelehrte schlossen sich seiner Meinung an Helds Standpunkt ist der der deutschen Regierung, zwar nicht offiziell, aber tatsächlich. Alle ihre Handlungen sind von da aus verständlich. Man fühlt sich im Kriegszustand, im zweiten Abschnitt des Weltkriegs.

Bodelschwingh erneut Reichsbischof?

Berlin , 4. Jan.( Inpreß.) Der Konflikt in der evange lischen Kirche rückt in sein entscheidendes Stadium. Die Op: position verlangt den Rücktritt des Reichsbischofs Müller. An seine Stelle soll der Pastor Dr. Friedrich von Bobelichwingh treten, der bekanntlich Mitte dieses Jahres als erster Reichsbischof gewählt war und auf Nazi­brud zurücktrat. Weigert Müller sich, zurückzutreten, so taucht die Möglichkeit auf, daß die Opposition in der Person Bodel schwinghs einen zweiten Reichsbischof bestimmt.

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In die evangelische Kirchenregierung sind als Spezial­referenten Pfarrer Krummacher aus Essen- Werden und der rheinische Landespfarrer D. Overheid berufen wor­den. D. Krummacher ist der Auslandsabteilung zugeteilt worden. An die Stelle des von seiner bisherigen Tätigkeit einstweilig beurlaubten D. Overheid wurde der Koblenzer Generalsuperintendent Stoltenhoff zur Führung der Geschäfte im Rheinland bestellt.

Rücktritt der Bischöfe!

Die Tat" schreibt: Nachdem das katholische Volk über die Vorbehalte seiner Bischöfe zur Tagesordnung übergegangen ist, wäre es an der Zeit die Frage zu stellen, wann die nicht mehr zeitgemäßen Bischöfe fich endlich zurückziehen und die Führung einem geeigneteren Koadjutor anvertrauen. Vom katholischen Volk und vom deutschen Klerus her wäre diese Frage zur Entscheidung und zur rechten Lösung reif. Aber der Einfluß der römischen Kurie macht sich bereits jetzt hem= mend bemerkbar. Im italienischen Rom hat man die Wahl vom 12. November besser verstanden als im päpstlichen Rom . Die römischen Diplomaten sollten sich indes darüber klar sein, daß die Alternative, ob das katholische deutsche Volf in öffentlichen Angelegenheiten lieber dem Führer Adolf Hitler als dem Papst vertraut, zu verheerenden Folgen für die moralische Autorität der Kurie in Deutschland führen müßte. Und diese Alternative ist nicht mehr fern."

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Es ist wie wir sagten: nach den Judenverfolgungen die Katholitenverfolgungen.

Womit beschäftigen sich die Flüchtlinge in Paris ?

Reportage von J. Maxblau

In den folgenden kleinen Berichten wird nicht die Rede sein von denjenigen Flüchtlingen, denen es gelungen ist, einen Teil ihres größeren oder kleineren Vermögens aus Deutschland zu retten. Man braucht nur die Cafés in der Gegend der Champs Elysées aufzusuchen, um dort diese Glücklicheren der Menschen anzutreffen. Wenn man da einen Augenblick vergißt, daß man in Paris ist, so fühlt man sich in die Atmosphäre von Häßler, Dobrin, Kempinski usw. versetzt. Dieselben Menschen. Natürlich fehlen da nicht die sattsam bekannten Wendriners. Man muß das alte lateinische Sprichwort etwas variieren: Die Zeiten ändern sich, aber nicht die Menschen. Es wäre auch ein sinnloses Unterfangen, wollte ich über die Beschäftigung dieses Teiles der deutschen Emigranten eine Reportage schreiben. Mit einem Sat, würde alles gesagt sein: Die reicheren Emigranten leben von ihrem Kapital oder sie bemühen sich, ihr Vermögen zinsbringend anzulegen.

Anders aber sieht es aus bei den Emigranten, besser ge­sagt, Flüchtlingen, die schon in Deutschland nicht zu der besigenden Klasse gehört haben. Sie wohnen in kleinen, oft nicht allzu sauberen Hotels in den Gegenden von Bastille, Place de la Republique und Belleville . Der größte Teil der Flüchtlinge gehört längst nicht mehr zu den Kostkindern des ,, Nationalen Komitees". Sie sind gezwungen, irgend­etwas zu beginnen, um nicht glatt zu verhungern. Also was fängt ein deutscher Flüchtling ohne Kapital, ohne Sprach­kenntnisse im schönen Paris an? In einem kleinen Hotel bei Bastille wohnen fünf Flüchtlinge: vier Junggesellen und eine junge Dame. Ich klopfe im Zimmer Nr. 5 an. Ein blasser junger Mann mit etwas unbeholfenen Manieren empfängt mich. Er ist anfangs etwas mißtrauisch. Gewinnt aber langsam wieder Vertrauen und ich erfahre einiges aus seinem Leben. Student der Medizin. Stammt aus dem Osten. In Deutschland 10 Semester studiert und stand un­mittelbar vor dem Examen. Dann kam Hitler . Flucht. Paris . Komitee. Müßiggang . Aussichtslosigkeit. Seit zwei Monaten keine Unterstützung mehr. Heute sitzt er 12 Stunden im kleinen Zimmer seines drittrangigen Hotels und packt Rasierklingen ein. Ein Gross Rasierklingen 2 Fr. Am Tage, d. h. in 12stündiger Arbeit bringt man es auf einen Ver­dienst von 10 Fr. Es ist sehr wenig, aber es schützt vor dem Verhungern. Im Zimmer Nr. 8 wohnt die junge Dame. War Stenotypistin und Korrespondentin bei einem jüdischen Rechtsanwalt einer deutschen Großstadt. Hitlerregime ver­trieb ihren Chef. 20 Jahre lang hatte dieser Rechtsanwalt seine Praxis ausüben dürfen, war beliebt und geachtet in der ganzen Stadt. Und auf einmal verlor er alles. Er beging Selbstmord. Seine Mitarbeiterin aber floh nach Paris , um hier ein neues Leben aufzubauen. Aber leicht gesagt. In der heutigen Zeit neu aufzubauen. Sie sitzt da und schreibt Adressen, von früh bis spät Adressen, Adressen. 1000 Adressen 20 Fr. Wenn man 1000 Stück fertig hat, ist man kein Mensch mehr, sondern ein Adressen- Automat. Aber nach der zehntausendsten glaubt die junge Dame reif zu sein für ein Sanatorium, pardon Irrenhaus. Man dürfe jedoch nicht ganz den Mut verlieren, tröstet sie mich noch, der ich von den ersten 2 Begegnungen sehr niedergeschlagen zu sein schien. Im Zimmer Nr. 12 wohnt ein ehemaliger Direktor. Jawohl, er war Direktor einer angesehenen Versicherungs­gesellschaft. Er beging aber ein großes Verbrechen und wurde entlassen. Er rettete etwas Geld und kam nach Paris . Wollte mit 5000 Fr., das war die große Summe, die er durch den Erlös seiner Möbel, die ein Nazi für ein Zehntel des nominellen Wertes gekauft, erzielt hatte, in Paris einen

kleinen Laden aufmachen. Aber die 5000 Fr. sind langsam aufgezehrt und nun ist er Hausierer geworden. Geht von Haus zu Haus und bietet ein Stückchen Seife an. Wenn er Glück hat, das heißt, wenn von 100 aufgesuchten Kunden 10 je ein Stückchen Seife kaufen, hat er 5 Fr. verdient. Und dieser Mann hat vor 8 Monaten noch 1200 Mark, sprich 7200 Fr. monatlich verdient. Ja, Sie wollen wissen, was für ein Verbrechen dieser Mensch beging? Er wurde als Jude geboren. Im heutigen Deutschland ein größeres Verbrechen als Mord und Brandstiftung und Meineid.

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In einem andern Hotel in der Nähe von Belleville er­fahre ich, daß hier sechs ,, allemands " wohnen: zwei Ehe­paare und vier Junggesellen. Ich treffe nur die Ehepaare zu Hause an. In Zimmer Nr. 34 wohnt ein Ehepaar mit vier Kindern. Ein unsagbares Elendsbild tut sich vor meinen Augen auf. Der Vater, ein Mann in den Vierzigern mit einem typischen Gelehrtenkopf ich erfuhr später, daß er in Deutschland Dozent war und nahe davor stand, zum ordentlichen Professor ernannt zu werden saß da und schälte Kartoffeln! Seine Frau, eine hübsche Frau in den Dreißigern, die jedoch durch die Geschehnisse der letzten Monate sehr gelitten hat und älter aussieht, sigt bei der Maschine und näht Kinderschürzen. Für ein Dutzend solcher Schürzen zahlt man 9 Fr. Bei 12stündiger Arbeit kann man es auf zwei Dutzend bringen= 18 Fr. Das ist das Minimum, das die sechsköpfige Gelehrtenfamilie braucht, um nicht Hungers zu sterben. Die Frau, die die Tochter eines be­kannten Münchener Sanitätsrates ist, der übrigens auch seine Kassenpraxis verloren hat und somit die Existenz, hat in ihrem ganzen Leben keine Schürzen genäht. In diesem dunklen Hotelzimmer mit den verrußten Wänden, die mit ekelhaften Tapeten bespannt sind exotische Vögel mit Nymphen sind da herrlich kitschig gemalt, herrscht stille Not, unsagbare Resignation. Man hat sich zum Schein ins Unvermeidliche gefügt. Aber das Elend friẞt und nagt an dem Leben solcher Menschen und vernichtet es vor der Zeit.

Ich war derart entmutigt, daß ich an diesem Tage keine weiteren Besuche machen konnte. Der Coneierge erzählte mir, daß der Patron ihm verboten habe, in Zukunft Zimmer an allemands" zu vermieten. Weil sie so schlecht zahlen. Er selbst könne aber die allemands" gut leiden. Es seien stille, ruhige und anständige Menschen. Zwei junge Leute, meinte der gutmütige Hausmeister, hätten sich letztens gut herausgemacht. Sie gingen hausieren mit Strümpfen und Krawatten. Mit Freude zeigte er mir 2 wunderschöne kunst­seidene Selbstbinder, die er bei ihnen für sehr billiges Geld erstanden hätte. 10 Fr. das Stück. Fies bon- marché, pure soie."

Tags darauf besuchte ich ein Hotel in der Gegend von place d'Italie. Sieben deutsche Flüchtlinge wohnen da. Ich klopfe beim ersten an. Ein ungefähr 30jähriger öffnete mir und erteilte mir in einem gewählten Deutsch gern Auskunft. Er war in Hamburg Abteilungschef in einem Warenhaus. Hitler ließ das Warenhaus bestehen. Die jüdischen Groß­aktionäre blieben weiter Aktionäre. Aber die jüdischen Angestellten duldete er als Sozialist nicht. Die wurden ent­lassen. Da er eine christliche Freundin hatte, ein sehr schönes Mädchen, um die ihn seine nichtjüdischen Kollegen sehr beneideten, genoß er die Hiebe der SA. im braunen Hause. Hier in Paris lebt man wohl in dieser Beziehung ruhig. Das nackte Leben hat man gerettet. Aber bei diesem

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Vegetieren geht man langsam zu Grunde." Ich erfahre, daß er auch zu den Krawatten- Hausierern zählt. Ein Hausierer­gewerbe, das hier nicht viel einbringt.

In Zimmer Nr. 12 wohnt ein jüdischer Kapellmeister. Stammt aus Ungarn . War 20 Jahre in Deutschland tätig. Ist hier mit seiner 6köpfigen Familie. Nach langen Hunger­tagen haben die Söhne, die auch Musiker sind, endlich ein wenig Beschäftigung gefunden. Sie geben Klavier- und Geigen- Unterricht. Man hat jetzt ein Stückchen Brot. Aber die Not ist nach wie vor groß.

Im Zimmer 16 wohnt eine junge Tänzerin. War Mitglied eines großen Opernhauses. Sie gibt jetzt bei einigen Familien Gymnastik- Unterricht. Bekommt dafür Mittagbrot und ein paar Franken.

Am Abend treffe ich einige Leute in einem Café auf place de la Republique, wo vornehmlich Flüchtlinge aus Deutsch­ land und die jüdischen Artisten der hiesigen jüdischen Theater verkehren.

Dort sehe ich die bekannte Type der Berliner Theater­und Konzertsäle: Leibele. Der blinde Bürstenmacher, den der Blinden - Verein wegen seiner Rasse ausgestoßen hat, ist auch in Paris . Leibele nennt sich selbst Kunstenthusiast. Die größten Künstler der Welt, er nennt mir mit Genugtuung die Namen von Toscanini, Hubermann, Elmann, Salvatini, Janings, Bruno Walter , haben seinen Enthusiasmus zu schätzen gewußt und sorgten dafür, daß der blinde Leo in der ersten Reihe bei ihren Vorstellungen saß. Nun ist er ein Opfer des Hitlerregimes und quält sich hier ab. Vielen Flüchtlingen ist es gelungen, als Handwerker einen Unter­schlupf zu finden. Studenten sind als Geschirrwäscher in den Restaurants tätig. Ehemalige Akademiker haben Beschäf­tigung gefunden als Buchhalter, als Hauslehrer. Einem Schauspieler ist es sogar gelungen, ein festes Engagement bei einem Theater zu finden. Ein anderer wieder, der in Deutschland auf der jüdischen Bühne tätig war, hausiert hier mit Tee und Kaffee und verdient sich schlecht und ge­recht seinen Lebensunterhalt.

Im großen und ganzen jedoch ist das Elend der Emigranten groß und ihre Zukunft sehr trübe und aussichtslos. Die Welt­krise hat auch Frankreich nicht verschont. Es ist sehr schwer. sich hier einzuordnen. Aber die Flüchtlinge wollen nicht untergehen. Sie kämpfen. Es ist der unheroische Daseins­kampf, der hier zuweilen zum Martyrium wird, das Mar­tyrium schuld'oser Menschen, die Willkür und Barbarei ins Unglück gestoßen hat,