Das Neueste

In gut unterrichteten politischen Kreisen erklärte man, daß die russisch französischen Handelsver: tragsverhandlungen, die nach einer Unterbrechung am 20. Dezember wieder aufgenommen worden waren, furz vor dei. Abschluß stehen und daß ein Abkommen voraussicht: lich schon am kommenden Montag im französischen Handels: minifterium unterzeichnet werde. Gelegentlich einer Be­sprechung am vergangenen Samstag wurde bereits eine ganze Anzahl v Artikeln von den Berhandlungspartnern ange: nommen. Man betont jedoch, daß zwei wichtige Fragen noch einer Reglung bedürfen.

Auf Veranlassung des Pariser Untersuchungsrichters ist der Direktor des Office National de Tourisme, Paul Ballat, d. h. eines vom französischen Ministerium für öffentliche Arbeiten unterstützten Unternehmens zum Aus­bau des Fremdenverkehrs und der Verwalter der Hotel: gesellschaft von Albe wegen Beamtenbestechung unter An­flage gestellt worden. Im Verlauf einer Untersuchung über die Baukosten des neuen Gebäudes des Office National de Tourisme wurde festgestellt, daß der Direktor Vallat von dem Verwalter der Hotelgesellschaft von Albe einen Sched in Söhe von 280 900 Franken entgegengenommen hatte und dafür ein Hotel von Albe im Namen des Office für einen nnangemessen hohen Preis mietete.

Auf der Strecke Infiesto- Oviedo in Spanien explodierte der Kessel der Lokomotive; er wurde etwa 80 Meter weit fortgeschleudert. Der Lokomotivführer war auf der Stelle tot, während der Heizer und der Zugführer lebensgefährliche Berlegungen erlitten. 10 Reisende wurden ebenfalls mehr oder weniger schwer verletzt.

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303

Eine der stärksten Seefantkationen der Welt, Radio St. Nazaire , foll gegen Ostern in Betrieb ge= setzt werden. Der neue Sender wird mit allen auf dem Ozean verkehrenden Schiffen und mit allen amerikanischen Sendern in unmittelbare Verbindung treten können, ohne daß es wie bisher notwendig sein wird, die Hilfe der mäch= tigen englischen Sender in Anspruch zu nehmen. Der neue französische Sender wird für Frankreich dieselbe Aufgabe zu erfüllen haben wie die deutsche Seefuntwarte Norddeich .

Nachdem Finnland es abgelehnt hat, eine Uebergangs­reglung für die Zwischenzeit bis zum Ablauf des deutsch­finnischen Handelsabkommens zu schaffen, ist von deutscher amtlicher Seite die Einstellung der Buttere infuhr aus Finnland angeordnet worden.

In der Frage der Wiedereinsehung der aktivistischen Beamten ist es im belgischen Ministerrat zu einer Einigung gekommen, so daß eine Kabinettskrise ver mieden wurde.

Pariser Berichte Wußten Ste....

Pariser Straßenkalender

Ein Pariser Theater, das Empire, das dem Meister­schwindler von Bayonne , dem Rumänen Stavisky gehörte, wurde infolge des Verschwindens seines Prinzipals ge­schlossen. Der Statthalter des Rumänen M. Hayotte, ein junger Herr von 32 Jahren, verschwand gleichfalls.dll

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Es stellt sich heraus, daß der rumänische Schwindler Stavisky immer mit mehreren hocheleganten Frauen, darunter auch seiner legitimen, in den Luxuslokalen ver­kehrte und gewöhnlich 100 Fr. Trinkgelder gab.

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Die Avenue de Neuilly wird gegenwärtig durch Um­pflanzen der Bäume erheblich verbreitert.

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Die französische Kammer trat am 4. Januar wieder zu­

sammen.

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Durch den Tantenmord in Boulogne hat sich ein wahres Strindberg- Drama ereignet. Ein alterndes Mädchen aus sehr vornehmer und wohlhabender Familie Constance Pierrot, eine Komponistin, tötete die 67jährige Frau, weil sie ihr ganzes Leben verdorben hatte" durch Schläge mit einer Marmorvase infolge eines Streits. Dann führte sie den Hund hinaus und machte Einkäufe. Als die Tante viel Blut ver­lor, gab sie ihr noch zwei Morphiumspritzen.

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Bruno Walter ist in Paris aus Amerika eingetroffen. Et wird bekanntlich in der Pariser Oper( am 26. April) die Wiener Philharmoniker dirigieren, was eins der größten Musikereignisse des Jahres wird.

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In Frankreich haben vom 1. Januar bis 1. Oktober 1933 die Ehen um 3200 zugenommen, die Scheidungen um 800 abgenommen. Aber auch die Geburten haben um 33 000 ab­genommen. Die Bevölkerung nahm um 27 400 zu( i. V. 43 000).

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daß das einzige Pferdemuseum der Welt sich in Saumur befindet, der Stadt an der Loire , die ebenso be­rühmt ist durch ihren Anjou- Wein wie durch ihre Reit­schule?

... daß auf der Insel Mont Saint- Michel , die das ,, Wunder des Occidents" genannt wird, ausschließlich der Fischfang zu Fuß betrieben wird? Bei Ebbe zieht der Fischer aus, um seine Netze auszulegen, bei Eintritt der nächsten Ebbe holt er die gefüllten Netze heim.

daß der echte Baske nicht nur die Baskenmütze trägt, die ihm die ganze Welt nachgemacht hat, sondern auch seine ,, Makhila" mit sich führt? Das ist ein kunstvoll gearbeiteter und zum Teil mit Metall beschlagener Holzstock, dessen schönste Exemplare man u. a. im Baskischen Museum in Bayonne sieht.

.... daß Henri IV. , ebenso berühmt durch seinen Bart wie durch seine Lettres d'amour, im Schloß in Pa u geboren ist, wo jetzt der Boulevard der Pyrenäen beginnt? Noch heut befindet sich in diesem Schlosse seine Wiege, die aus einer riesigen Schildkrötenschale geformt ist.

... daß die ersten Christen in Frankreich in Poitiers gebetet haben, im Baptisterium St. Jean aus dem 4. Jahr­hundert, das noch heut in seiner Architektur erhalten ist und eine der Hauptsehenswürdigkeiten dieser Stadt der romanischen Kirchen darstellt?

... daß es in Frankreich einen Jahrmarkt der Diebe" gibt? Alljährlich einmal, am 8. Dezember. darf jeder von den Auslagen der Stände stehlen, was ihm behagt. Nur darf er sich dabei nicht ertappen lassen, sonst muß er bezahlen. Dieses Fest der Diebe ist eine alte Tradition von Sables d'Olonne am Ozean, das wegen seines feinsandigen Stran­des ,, das Paradies der Kinder" heißt.

Verbrannte Bücher

Dr. Klaus Berger, früherer Stadtbibliothekar in Ber­ lin , spricht am Samstag, dem 6. Januar, um 21 Uhr im Deutschen Klub zu Paris über ,, Verbrannte Bücher". Dr. Berger wird erklären: 1. welche Werke durch die Aktion des Börsenbuchhändlervereins verfemt wurden; 2. welche Bücher auf den Scheiterhaufen kamen; 3. welche Bücher aus den Bibliotheken verbannt wurden; 4. welche Werke heute noch zugelassen sind.

Anschließend trägt die Schauspielerin Gerda Redlich, die früher in Berlin in den Katakomben" auftrat, aus ver­brannten Büchern vor.

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Im zweiten Teil des Abends: Geselliges Beisammensein mit Tanz.

Gäste sehr gern willkommen. Es wird um 5 Franken zur Deckung der Unkosten gebeten( von Stellungslosen 2 Fr.). Die Adresse des Deutschen Klubs lautet: 64, Rue du Rocher( Sondereingang: Université du Parthenon ), Paris 8°

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Ein Ritualmord- Drama in Paris

Im Theater Albert I. ( Rue du Rocher) wird, wie gemeldet, eine Gruppe deutscher Schauspieler am 7. Januar Arnold Zweigs Ritualmord- Drama Die Sendung Semaels" in einer dramaturgischen Neubearbeitung erstaufführen. Die Darsteller, die sämtlich Flüchtlinge sind, haben unter größten persönlichen Opfern die Probenarbeit durchgeführt. Sie hoffen, daß Zweigs heute wieder und gerade heute aktuelles Stück sowohl in den befreundeten französischen wie in den Kreisen der deutschen Réfugiés großes Interesse finden wird.

Das Tanzdrama gegen den Krieg

Kurt Jooß mit seiner Tanzgruppe hat mit der Pre­mière seines neuen Programms im Théatre des Champs­Elysées einen sensationellen Erfolg gehabt. Daff Programm, das vor allem Jooß ' Hauptwerk, das Anti- Kriegs- Tanzdrama ,, Der grüne Tisch" enthält, wird bis zum 7. Januar weitergespielt( allabendlich 21 Uhr). Am 8. Januar beginnt a. die Erstaufführung des das zweite Programm, das u. ,, Verlorenen Sohnes" von Prokoffief enthält. Wir werden über beide Programme berichten.

Wassermann- Premiere

Es ist erwähnenswert, daß das Schauspiel des toten Caspar Hauser- Dichters Jacob Wassermann Lukardis" demnächst im Theatre du Vieux- Colombier zu Paris gespielt wird. Diese Premiere, in der Uebersetzung von Helène Chaudoir, war schon vor dem Tode des großen Meisters des Seelenromans angesett.

BRIEFKASTEN

Pilsen. Dank! Alles wird verwandt. Der Expedition haben wir eine entsprechende Anweisung gegeben. Ihre Glückwünsche erwidern wir herzlich.

Maastricht . Mit Tank erhalten. Es war uns schon durch eine Vers öffentlichung der Staatspolizei bekannt geworden, daß am Nieder­ rhein Hitlerbilder von Hand zu Hand gehen, auf denen das Haupt­haar des Führers" durch die Köpfe von Lenin , Zentfin und Stalin bedeckt ist. Es ist unerfindlich, was die kommunistischen Heroen mit Sitlers Kopf zu tun haben. Die Staatspolizei fut recht daran, wenn sie gegen die Verunzierung der großen Revolutionäre ein­jdyreitet.

Wilhelm von Scholz . Es tut uns leid: wir haben diesen Mann, der bis zum 30. Januar noch nichts von seinem hellodernden Be­fenntnis zum dritten Reich" wußte, jüngst im Briefkasten zu sanft behandelt. Er schreibt jetzt unter anderem im Buchhändler- Börsen­blatt zur Rettung des versinkenden deutschen Buchhandels: n der Hauptsache haben es die Buchhändler mit in der Hand, dafür zu wirken, daß auch das Ausland Deutschland richtig sehe, sich nicht von internationalen Emigranten das alte falsche Bild weiter auf­nötigen lane." Wir begnügen uns mit der Wiedergabe einer alien Anekdote: Ein sehr literarischer Spezialarzt, der als waschechter Arier immer noch im Reich Professor sein darf, sagte einmal über den Scholz: Eine Reihe von Spezialisten der Tropenfrankheiten ist der Ueberzeugung, daß die Schlafkrankheit nach Afrika durch ein paar Romane des W. von Scholz eingeführt wurde. Wenn es ge­lingt, diese Romane zu entfernen, dann habe man auch die Bazillen der Schlafkrankheit entfernt. In der gleichen Rundfrage plädiert Herr Steguweit für Milde: Paßt uns verzeihen!" und" Seien wir deutsch und mithin gnädig und gütig: Wie viele Schupomänner haben SA.- Männer arretieren münen, obzwar das Herz ein andres Urteil sprach! Will sagen: Wieviele Buchhändler legten Jobit Blund, Hitler, Jünger, Vesper oder auch mich nicht ins Fenster, weil die Scheibe bei keiner Glasversicherung angemeldet war!" Der gute Steguweit, einst am Stadt- Anzeiger" zur Kölnischen Zeitung ", heut Nazi- Feuilletonchef des Westdeutschen Beobachters", überschäßt sich. Die Buchhändler, die seine Bücher ausstellten, waren teine Verkaufspsychologen. Von der modernen Qualitätswerbung wußten sie jedenfalls nichts.

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