Die Jagd auf Pfarrer Dimitroff und Torgler 12

Paritätisch: Protestanten und Katholiken

Im Konfirmandenunterricht

Die Staatspolizeistelle Dortmund teilt fol­gendes mit:

Auf Anordnung des Geheimen Staatspolizei­

anonymer Karten und Schmähbriefe erhalten hatte, die ihn zum Selbstmord treiben sollten oder ihm den gewaltsamen Tod androhten.

a mts wurde der evangeliſche Pfarrer Bültemeier in Dert: Bayrische Politische Polizei

mund- Marten in Schußhaft genommen. Pfarrer Bültemeier hatte sich schon im Sommer des vorigen Jahres durch be­leidigende Aeußerungen gegen Kultusminister Rust recht unangenehm bemerkbar gemacht. Damals entging er nur deshalb einer empfindlichen Bestrafung, weil der Minister so großzügig war, feinen Strafantrag zu stellen.

Diese Großzügigkeit hat Pfarrer Bültemeier schlecht belohnt. Schon während des firchenpolitischen Streites mit den Deutschen Christen gehörte er zu den Pfarrern, die durch die Art und Weise der Behandlung des Streites die mühsam geschaffene Willenseinheit des Volkes gefährdeten. Ein Einschreiten der Behörde ließ sich nicht mehr vermeiden, als der Genannte den ihm anvertrauten Konfirmanden die Anwendung des deutschen Grußes beim Betreten der Unters richtsräume untersagte und durch Rundschreiben das zwischen dem Reichsbischof und dem Führer der Hitler- Jugend durch­geführte Einigungswerk der Jugend zu sabotieren versuchte. Die Maßnahme der Behörde soll eine ernste Warnung sein. Wer da glaubt, die Lebensfragen des deutschen Volkes miß­achten zu können, darf sich nicht wundern, wenn die Sach­walter der Rechte des Volkes ihrem Treiben ein jähes Ende bereiten.

Ein dunkler Fall

Der Hauptbelastungszeuge im Prozeß gegen den katholischen Seminardirektor Roßberger, Präfeft Hartl, der nach der Verurteilung Roßbergers am 5. Januar wegen

Greuelpropaganda verschwunden war, ist am Dienstag früb worden. Präfekt Hartl befand sich in derartig zerrüttetem

nach umfangreichen Ermittlungen von der Polizei gefunden Nerven- und Gemütszustand, daß eine Vernehmung noch nicht möglich war. Er wurde zu seiner persönlichen Sicher: heit in Schuhhaft genommen, in der er jede Bequemlichkeit genießt und in seiner Bewegungsfreiheit nur soweit ein­geengt ist, als die Sorge für die Sicherheit seiner Person von Anschlägen auf Leben und Gesundheit erfordert.

Der Grund für die Flucht Hartls ist darin zu suchen, daß Hartl nach der Verurteilung Roßbergers eine Flut

Die Bayerische Politische Polizei teilt mit: Die Kreis­leitung der NSDAP . Freising erstattete por einigen Wochen Anzeige gegen den Seminardirektor des bischöflichen Ordinariats Freifing, Dr. Rosberger, wegen Greuelpropaganda. Vor einigen Tagen fand in Mün­ chen die Verhandlung vor dem Sondergericht statt, die eine Berurteilung Dr. Roßbergers zu acht Monaten Gefängnis zur Folge hatte. Der Seminarpräfeft art I, als Zeuge geladen, sagte in diesem Prozeß unter Eid aus und wurde Hauptbelastungszeuge gegen Roßberger. Freitag, den 5. Januar 1934 lief bei der Politischen Polizei die Nachricht ein, daß in extrem katholischen Kreisen diese Zeugenaussage des Präfetten Hartl als Verrat an der Katholischen Kirche angesehen würde, ferner die unwahrscheinlich flingende Meldung, daß man in diesen Kreisen der Ansicht sei, Hart I müsse wie ein Judas aus dem Leben scheiden. Die ab 6. Januar angeordnete Post überwachung ergab eine An­zahl anonymer Karten und Schmähbriefe, die alle die gleiche Tendenz zeigten, entweder Hartl zum Selbstmord zu treiben oder ihm den gewaltsamen Tod an zudrohen. Der mit der Behandlung dieses Falles be= auftragte Beamte versuchte nunmehr, mit Hartl Fühlung zu bekommen, doch mußte er im Seminar Freising feststellen, daß Hartl nicht mehr anwesend wäre und sein Aufenthalt

Das Schicksal der Freigesprochenen

Die bret freigesprochenen Bulgaren befinden sich zur Zeit immer noch im Leipziger Polizeigefängnis. Die Mutter Dimitroffs sowie eine ihrer Töchter erhielten heute nach fast einer Woche wieder die Genehmigung, Dimitroff zu sehen. Der Frau des freigesprochenen Taneff wurde auch heute die Besuchserlaubnis bei ihrem Manne ohne Angabe von Gründen verweigert.

Nach den letzten Meldungen scheint es, daß die internatio­nale Protestbewegung, die durch das Verteidigungskomitee für den Reichstagsbrandprozeß geführt wurde, jetzt endlich zu einem Erfolg führt. Es wird allerdings aus nicht offi­zieller Quelle gemeldet, daß Dimitroff mit seinen beiden Kameraden in zwei Tagen über die polnische Grenze nach der Sowjet- Union abgeschoben werden soll.

Die öffentliche Meinung der Welt wird sich erst dann über den Fall Dimitroff beruhigen, wenn diese vorläufig noch nicht amtliche Meldung durch die Tatsachen selbst bestätigt wird. Die Nachrichten über Torgler zeigen, daß diesem letzten der vier Freigesprochenen ganz besondere Gefahren drohen. Er, der Reichsdeutscher ist, wird nicht die Möglichkeit er­halten, sich außerhalb der Grenzen Deutschlands begeben zu dürfen. Es ist nach den Meldungen über den Abtransport Torglers sehr für sein Leben zu fürchten. Die Hitler - Regie­rung soll sich darüber klar sein, daß, so wenig die Millionen Werktätigen der Welt es geduldet haben, daß Dimitroff und seinen Kameraden etwas zustößt, es so wenig geduldet wer den wird, daß nunmehr Göring sich für den von den anti­faschistischen Maffen erkämpften Freispruch an Torgler rächt!

nicht bekannt sei. Die Nachforschungen werden von der Mörder als Ankläger

Polizei fortgesetzt.

Noch eine Verhaftung! Die ,, empörte" Bevölkerungen

Traunstein , 9. Jan.( DNB.) Der Stadtpfarrer von Traun­ stein , geistlicher Rat Joseph Stelzle, wurde auf Ver­anlassung der Politischen Polizei zu feiner persönlichen Sicherheit in Schuhhaft genommen, da er durch seine Predigt am Dreifönigstage eine tiefe Empörung in die Traunsteiner Bevölkerung hervorgerufen hatte. 26

Die Lust am Morden

Parteigenossen des deutschen Reichskanzlers

Der deutsche Reichskanzler und seine Partei beteuern gelegentlich, sie lehnten den politischen Mord ab. Daß sie damit lügen, weiß jeder Kundige. Selten aber ist der Beweis für die bestialische Lust der Nazis am Mord scham­loser geliefert worden als durch die Schilderung, die einer der Mörder des Separatistenhäuptlings Heinz- Orbis in 39 Speyer über seine Tat anläßlich von deren 10. Jahrestag gibt. Wir finden den Bericht in der Nr. 8 des West­deutschen Beobachters". Er ist ein Dokument national­sozialistischer Weltanschauung:

,, 10.32 Uhr betraten wir den Saal, ein Kellner wollte uns noch einen Plaß aussuchen. Im Gegensatz zu den andern nahm ich sogar noch meinen Hut ab, und so gingen wir an den Tisch der Todeskandidaten. Ein Mann von dort stand auf und blieb dann unschlüssig, sich nach uns umsehend, an dem Tisch wieder stehen. Er witterte etwas, aber es

war zu spät. Ich stülpte noch ruhig meinen Hut wieder auf den Kopf und gleichzeitig seßte ich dem stehenden Genossen die Pistole an die Schläfe und drückte a b. Nun war der Teufel los. Der Kerl fiel um und gleichzeitig schoß auch Muthmann zunächst auf Heinz- Orbis , und dann brachen auch die andern unter unseren Schüssen zusammen. Heinz- Orbis sprang auf und machte noch zwei Schritte in das Zimmer; dann schossen gleichzeitig mein Freund und ich hinter ihm her, und er fiel lang hin: erledigt.

Mit den ersten Schüssen riefen wir immer laut: Hände hoch, es geht nur gegen die Separatisten." Der Kellner trat von einem Fuß auf den andern, und erst, als ihm eine Waffe auf die Brust gesezt wurde, nahm auch er endlich die Arme hoch. Ein französischer Offizier mußte erst mit der Pistole unter einem Tisch hervorgeholt werden, und er stammelte mehrmals nicht schießen, nicht schießen", wir hatten ja auch gar nicht die Absicht.

Nun wurden die Taschen der toten Verräter durchsucht, um belastendes Material zu finden. Ich erinnere mich noch heute an eine nette junge Dame, welche plötzlich in die Stille sagte: ach, wie schrecklich", und das wird es ja auch gewesen sein. Am liebsten hätten wir sie gleich mit über den Rheingenommen, um ihr den furchtbaren An­blick zu ersparen. Hoffentlich ist sie uns heute nicht mehr böse.

Die verschiedenen Kameraden verließen schon das Zimmer, und nur wir beiden Freunde waren noch da, als auch der Kamerad im Nebenzimmer verfrüht das Licht ausschaltete; unsere Taschenlampen blitzten auf und mit den Worten: Wer vor einer Viertelstunde das Lokal verläßt, wird er­schossen" verließen wir schließlich den Ort des Femegerichts.. Inzwischen marschierten wir zu einem nahen Gasthof und stärkten uns mit Kaffee und Alkohol und da erst sah man, wie diese zwei Tage die Nerven der Männer zermürbt hatten; einige tranten den Schnaps aus Bier gläsern, um sich zu betäuben...

Nun marschierte unser Stoßtrupp durch Nacht und Eis nach Heidelberg . Jetzt hatten wir wieder ein echt soldati­sches Erlebnis, welches gezeigt hat, wie kaltblütig die ausgesuchte Mannschaft war. Unser Freund Lewis of Menar, der Sproß eines uralten baltischen Geschlechts. führte uns frierenden Schluckern einen fabelhaften Pelzmantel vor, den er von einem der Ge richteten gegen seinen alten, fodenimeininen Mantel vertauscht hatte. Der ewige Front­foldat.""

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Bleibt nur noch zu ergänzen, daß der ganzseitige Bericht triumphierend mit einem Bild der Mordstätte geschmückt ist. Man sieht, wie das hinterrücks niedergeschossene Opfer in großen Blutlachen zusammengebrochen ist. Das sind nun die Herren Dachlan kanzler hält Friedensreden.

Reichs

Ueber ein tolles Stück der parteiischen Justiz im ,, dritten Reich" berichtet die Sopade- Information":

Am 24. Februar 1933 ist in Neiße ein Reichsbanner­mann Georg Arbeiter getötet worden. Der Schuß wurde von einem SA.- Mann abgegeben, der menige Monate vor her noch Kommunist war und beschuldigt wurde, einen Fahnenträger der SA., Edgar Müller, ermordet zu haben. Die Neißer Zeitung", ein Zentrumsblatt, berichtete da mals:

Der Vorfall ist um so empörender, als nach allem, was man hört, der Schüße weder in Notwehr gehandelt hat, noch überhaupt eine Prügelei vorausging. Wenn der Schüße oder die Schüßen Leute gewesen sind, die früher bei den Kommunisten mitgelaufen und dann bei den National­sozialisten aufgenommen und in die SA. eingereiht wurden, so ist die Leitung der hiesigen NSDAP . bzw. der SA. von schwerer Schuld nicht freizusprechen."

Vor dem Sondergericht in Neiße standen aber am 17. November als Angeklagte nicht die beiden National­sozialisten Jüttner und Schröter, die den Mord begangen haben, sondern sechs Reichsbannerleute, die bei der Er­mordung von Georg Arbeiter Zeuge waren. Unter den 17 Zeugen befanden sich 14 Nationalsozialisten als Be­lastungszeugen. Die von dem Offizialverteidiger bean­tragte Vernehmung von drei weiteren unparteiischen Augenzeugen wurde vom Gericht abgelehnt.

Die Verhandlung ergab keinerlei Anhalt, daß die Reichsbannerleute zuerst geschossen haben. Keiner von ihnen hatte eine Schußwaffe bei sich. Trotzdem verur­teilte das Gericht den Bruder des Ermordeten zu 2 Jahren Gefängnis. Ein Angeklagter erhielt 4 Jahre Zuchthaus und 5 Jahre Ehrverlust, einer 2 Jahre Zucht­haus, zwei Angeklagte je 1 Jahr Gefängnis und einer

9 Monate.

Die Mörder stellten die Anklage, die Ueberfallenen saßen auf der Anklagebank und wurden verurteilt. Und das alles auf Grund von Aussagen einiger Halunken, die als frühere Kommunisten begeisterte Aufnahme in die SA. gefunden hatten.

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Auf der Flucht erschossen"

Noch immer!

Staffel, 9. Jan. Der frühere Schriftleiter der sozialdemo .fratischen Boltsstimme" in Schmalkalden , Ludwig Pap= penheim, der sich seit dem Frühjahr 1933 im Konzen­trationslager Papenburg im Börger Moor an der hollän­dischen Grenze befand, wurde jeßt, wie von der Polizei ge­meldet wird, bei einem Flucht versuch erschossen. Pappenheim ist früher durch seine Tätigkeit im furhessischen Kommunallandtag und im Provinziallandtag bekannt ge­worden.

Hei un Et gonn spaziere

Der ehemalige Raijer mit feiner Gattin und seinen Stieftöchtern bei einem Spaziergang in Doorn. Man beachte den Mann mit dem Quetschklavier, das den Marsch- Musik- Ersch lieferte. Am 27. Januar wird Hei 75.

Rumänischer Faschismus

Cornelius Condreanu, der Bauernführer der Eisernen Garde ", beim Abschreiten der Front auf einer Maffenfundgebung.

Im Zusammenhang mit der Ermordung des Ministerpräsidenten Tuca hat in Rumä nien eine große Aktion gegen die faschistische Eiserne Garde " eingesetzt, von der bereits mehr als 400 Mitglieder verhaftet, wurden. Die Regierung will beweisen, daß das Atten­tat im Einverständnis mit der Leitung der Eisernen Garde " verübt wurde.