Pariser Berichte

Pariser Straßenkalender

Dem Vernehmen nach wird das Empire- Theater, das Sta­visky gehörte und mit Rita Georg   als Vedette von seinem Freunde Hayotte geführt wurde, demnächst aus der Pleite als Kinotheater neu erstehen.

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Wie wir hören, enthält sich die Nachfolgerin der Inter­nationalen Artistenloge in Berlin   im Verkehr mit Frankreich  und dem Auslande jeder hitlerischen Attribute.

Das PTT.- Ministerium( Poste, Telégraphie, Télephones) hat die Verbreitung von Tagesnachrichten durch das Radio neu geregelt. Zwischen Ministerium bzw. Kammer und Rundfunk ist eine direkte Verbindung hergestellt. Radio Paris   beginnt mit den Tagesnachrichten von jetzt an um 7.15 Uhr.

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Am Montag, dem 15., wird in der Comédie Française   der 312. Geburtstag Molières mit dem ersten Akt des ,, Misan­throp" und dem ganzen ,, Tartuffe  " gefeiert. Vorher wird das ,, Placet au Roi" von Molière   und die Vorrede zum ,, Tar­ tuffe  " gelesen, gefolgt von dem traditionellen Défilé vor der Püste des genialen Lustspieldichters.

Die Göbbels  - Propaganda in Frankreich  

Aus der Stavisky- Affäre ist insbesondere der Fall Pierre Darius hervorzuheben, da die Beziehungen der Mittags­zeitung ,, Midi" ganz eindeutig sind.

Darius, der Hauptschriftleiter des hitlerfreundlichen Blattes, in dessen Spalten Louis Thoma seine Kampagne für Hitler   führte, besitzt einen Landsity in Théoule in der Gegend von Cannes  , von dem er auf Einladung der Pariser  Polizei nach der Hauptstadt eilends zurückfuhr. Der Bericht über diese Zitierung seines Chefs in dem Pariser   hitler­freundlichen Blatt liest sich sehr schön. Er nimmt in der Ueberschrift ,, Von der Konfusion zum Delirium" den Mund voll, ist aber sonst recht kleinlaut. Die Schäflein des ,, Midi" wußten nichts anderes anzufangen, als vieldeutig ihren Chef zu zitieren, der gemeint hat: ,, Das Publikum täuscht sich nicht. Es weiß sehr wohl, daß die Stavisky einen Fuß in allen Stiefeln haben. Es verallgemeinert schnell die Schuld. Und am Schluß' er Rechnung spritzen die Skandale bis zu den rechtschaffenen Leuten." Was man wohl als Geständnis auf­fassen darf.

Die Tatsachen sprechen auch bereits zu deutlich. ,, Journal", das sehr ernst zu nehmende Blatt, erklärt, daß Darius, nach wischnuartigen Verwandlungen, nun als überführt gelten könne, Interessen mit Stavisky unterhalten zu haben. ,, Paris Soir" bemerkt: ,, Durch die Haussuchung ist mit unbestreit­barer Sicherheit festgestellt, daß Pierre Darius, nach­dem er seine Angriffe gegen den Stadtkredit von Bayonne  einstellte, geschäftliche Operationen für Rechnung desselben Unternehmens übernommen hatte. Man scheint unter diesen Umständen anzunehmen, daß sein böser Glaube sicher ist. In der Tat war sein Kampf in der Zeitschrift ,, Bec et Ongles"

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( ,, Zähne und Klauen") sehr gut mit Belegen versehen, und seine Aenderung der Haltung schließt die Annahme des guten Glaubens aus."

Man kann hiernach wohl erwarten, daß der ,, Midi", das Pariser   Hitler- Propagandablatt, und der Mann mit dem Namen des Perserkönigs, moralisch erledigt sind.

Die Olympiade in Berlin   und die Franzosen

sehr alten französischen   Familie entstammt, ist nicht zu zweifeln. Ob aber er und der mitgefahrene Adlige Drien la Rochelle wissen, was sie angerichtet haben? Wissen sie, daß Hitler   sie wegen Mitarbeit an ihrem eigenen ,, Cahien Bleu" ins Konzentrationslager sperren würde, wenn sie Deutsche   wären?

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Wir selbst enthalten uns jeden Urteils, stellen aber fest, daß der wichtige Temps" nur in kleiner Schrift verlegen über die Schlußsitzung und die Rede des Göbbelsschen Kultur­mannes Blunck berichtet, während den nationalen ,, Matin" angesichts der Vorgänge im Hause des Herrn von Gleichen ein gelindes Entsetzen packt. Der größte Teil der übrigen Pariser   Presse schweigt betreten...

Der Pariser   ,, Temps" stellt in einem Aufsatz von Paul Rousseau fest, daß das deutsche   Organisationskomitee der olympischen Spiele, die 1936 in Berlin   und in Garmisch- Partenkirchen   stattfinden sollen, folgende Staaten einzuladen ,, vergessen" hat: Albanien  , Costa Rika, Ekuador  , Aethiopien  , Honduras  , Liberia  , Litauen  , Persien  , Dominiko, San Marino  , Aegypten   und Sowjetrußland, außerdem den Noch ein saarländischer Spion

Kirchenstaat  .

,, Die Gründe dieser Auslassung sind nicht bekannt", schreibt das französische   Weltblatt höflich, indem es hervor. hebt, daß insbesondere die Nichteinladung von Aegypten  und Sowjetrußland in Sportkreisen überrascht hat: einer­seits wegen der Bedeutung der russischen Körperkultur, dann weil die Aegypter an allen vorhergehenden olympischen Spielen teilgenommen haben und die Weltmeisterschaft im Hanteln besitzen. Die Nichteinladung würde also, wenn sie bestätigt wird, das Weltturnier in Gewichten und Hanteln eines großen Teils seines Interesses berauben.

Schließlich hebt der Artikel hervor, daß der französische  Unterstaatssekretär für die Körpererziehung bisher erst 100 000 Franken für das französische   Olympiakomitee be­willigt hat.

Das Schmeling- Match

Die Meldung aus Chikago, daß Hitler   das Schmeling- Match mit Levinsky verboten habe, weil dieser Jude sei, ist von der Hitler  - Regierung dementiert worden. Das Match soll nach neuen Meldungen am 16. Februar in Chikago stattfinden. Bertrant de Jouvenel im Herrenklub zu Berlin  

Jean Luchaire  , der Leiter von ,, Notre Temps", dessen Mitdirektor Pfeiffer infolge des eingeführten Hitler  - Kurses zurücktrat, veranstaltete im Frühjahr vergangenen Jahres eine erste französisch- hitlerdeutsche Jugend­konferenz zu renz zu Paris  . Dieser ist jetzt die zweite gefolgt und wo? Zu Berlin   im Herrenklub. Im Hause der Garde­kavalleriedivision und der ,, Papen- Barone", die jetzt wieder in die Aktion treten dürfen.

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An der Spitze der selbstverständlich inoffiziellen und kleinen französischen   Delegation steht Bertrand de Jouvenel  , der ältere Sohn des bekannten Diplomaten, nicht zu verwechseln mit seinem Bruder Renaud, der übrigens unter Mitarbeit auch verschiedener deutscher   Links­leute und sogar Kommunisten die Cahiers, Bleus" heraus­gibt. An diesen Heften arbeitet auch der Berlin  - Fahrer mit. An dem guten Glauben des jungen de Jouvenel, der einer

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Metz, den 9. Januar 1933. Die Spezialpolizei von Boulay   stellte fest, daß ein Sa a r- länder, der im Jahre 1931 versucht hatte, sich Pläne der neuen Festungsanlagen zu besorgen, sich gegenwärtig im Meter Gefängnis befindet, wo er eine Strafe wegen Schmuggels, Betrugs und Bannbruchs verbüßt. Die Staats­anwaltschaft wird Anklage wegen Spionage erheben. Der Name des Spions wird im Interesse der Untersuchung ge. heim gehalten.

Die Rolle Friedrich Sieburgs

Während unsere Meldung von einer Propagandatour des ,, Midi"-Mitarbeiters Louis Thoma durch ganz   Frankreich in französischen und internationalen Kreisen starkes Auf­sehen macht, erfahren wir von besonderer Seite, daß Fried­ rich   Sieburg, der seltsame Prophet der Frankfurter  Zeitung" in   Frankreich, besondere Propaganda im Geiste von  Göbbels macht. Wir wollen uns auf diese Andeutung be­schränken.

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, Verbrannte Bücher"

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Im   Deutschen Klub sprach Dr. Klaus Berger über ,, Ver­brannte Bücher". Er entwickelte die komplizierten Verhält­nisse auf dem   deutschen Büchermarkt: Man gibt einigen nicht gleichgeschalteten bürgerlichen Autoren( Jakob  Wassermann, Thomas   Mann) einen gewissen Spielraum, ent­fernt sie aber aus den öffentlichen Büchereien und übt auf den Buchhandel einen starken Druck aus.

In der belehrenden Literatur müssen alle sozial ge­färbten Reportagen( und handelten sie auch vom fernen  Australien) verschwinden. An ihre Stelle treten Erbauungs­und Bekenntnisbücher, deren Borniertheit mit heroischem Geschwafel verdeckt wird. Nach der ,, faustischen Seele", der ,, Sendung der Jugend", dem Neubau des Reiches", hat man zu erwarten den Abbau der Kultur", den Umbau der Rassenseele", die ,, Gesinnungsdämmerung" und vielleicht noch die Sinndeatung der arischen Aufgabe.

ララ

Sein politisches Bekenntnis, die Nichtzugehörigkeit zur jüdischen Rasse" und die Stoffwahl sind. für das Vorwärts­kommen eines Autors im heutigen   Deutschland entscheidend. Es scheint fast, als ob die Leute sich das Lesen abgewöhnen sollten; jedenfalls sind die noch erscheinenden Bücher meist in sehr schlechtem Deutsch geschrieben.

Nach der Rede trug Gerda Redlich, die früher in Ber­  lin in der Katakombe" auftrat, in ihrer reizenden und eindrucksvollen Art Heines Nachtgedanken" vor( ,, Denk ich an Deutschland in der Nacht, so bin ich um den Schlaf

Berücksichtigt die Inserenten der ,, Deutschen Freiheit" gebracht."), einige Gedichte von   Kaestner, Ringelnag und

Peter Görlitz war zufrieden. Er überschaute die Schar der anwesenden Jugendgenossen. Der Schulraum fonnte sie alle faum fassen. Peter setzte sich nach vorn und begann: Ich freue mich, Genossen, daß Ihr heute so pünktlich und voll­zählig erschienen seid." Aus dem Hintergrund rief Maria, die kleine Maria, die sonst immer so still und einsam in der Ecke saß: Ja, heute steht auch was ganz Besonderes auf dem Programm...!" Die anderen stimmten ihr be­geistert zu. Und dann begann die Debatte: Der Jugend­leiter Peter befürwortete den Bau eines eigenen Jugend­heimes. Sie sähen selbst, wie eng dieser ihnen zur Verfügung gestellte Schulraum sei. Und wir fönnen uns hier nie frei bewegen! warf Heinz dazwischen: Richtig! Richtig!" er scholl es von allen Seiten. Kurz und gut, es wurde schließ= lich einstimmig beschlossen, mit dem Bau eines Jugend­heimes zu beginnen. Hermann schlug vor, man solle sich an das städtische Jugendamt halten und von diesem Geldzu­schüsse verlangen; dann könne man sich ein fabelhaftes Jugendheim ganz in neuestem Stil" errichten lasser Da sprang aber Peter auf und meinte, so habe er es nicht ge= meint. Zuschüsse von der Stadt? Erstens haben die Nazis mit den Deutschnationalen schon die Mehrheit, und die werden uns keinen Pfennig schenken! Und zweitens brauchen mir sie nar nicht. Wir machen alles ganz allein. Im kleinen Wald vor der Stadt bauen wir uns eine nette Holz­baracke. Holz werden wir schon irgendwie bekommen. Wir find Arbeiterjungs und werden doch wissen, wie man so eine Baracke aufbaut!" Aus aller Gesicht leuchtete helle Begeiste= rung. Sogar Hermann erklärte sich damit einverstanden. Maria jubelte: Das wäre doch gelacht, wenn uns dies nicht gelingen follte!"

Rasch wurde die Arbeit eingeteilt. Die erwerbslosen Jugendmitglieder werkten Tag für Tag an dem Bau der Baracke. Die anderen famen an ihren freien Sonntagen und halfen nach Kräften mit. Jeder wollte den andern an Fleiß und Ausdauer, übertreffen. Die Gruppe, sonst immer in einzelne fleine Grüppchen sich teilend. wurde nun plötzlich zu einer wahren Gemeinschaft. Das Gemeinschafts­werk ballte sie zusammen, brachte sie einander ganz nah. Das Holz und notwendige Materialien hatte die Partei ge­stiftet. Freunde brachten andere Gaben. Aeltere Genossen wollten am Bau mithelfen. Das verbaten sich aber die Jungen Sie allein wollte ihr Wert vollenden! Und eines Tages- sie strichen sich diesen Augusttag 1981 im Kalender rot an stand die Barade fertig da, versteckt zwischen Bäumen, vor der Stadt Eine rote Fahne wehte Stolz vom Dach. In grünem Anstrich ließ sich die Baracke von vielen Parteigenossen bewundern. Sie umfaßte zwei große Räume, die voneinander getrennt waren. Ueber der Singangstür leuchtete in roten Buchstaben: Jugendheim

der SAJ.- Gemeinschaft". Ja, dieser Name schien ihnen allen der einzig richtige! Zur Eröffnung sprach Peter einige Worte, und er schloß mit dem Bekenntnis: Dies unser neues Jugendheim, von uns allen errichtet, gehört jedem von uns und uns allen. Es hat uns zur Gemeinschaft geschmiedet. Es ist unser Stolz! Zusammen, Hand in Hand, haben wir viele Wochen daran gearbeitet. Hand in Hand wollen wir weiter arbeiten an dem großen Werk, das unser harrt! Einer für alle! Alle für einen! So wollen wir vorwärtsschreiten, so wollen wir uns den Sozialismus erkämpfen!"

Mit der Zeit füllte sich das Jugendheim mit den ver­schiedensten Gegenständen. Schränke wurden notwendig. Es mangelte an Bänken und Stühlen. Noch ein Tisch wurde herbeigeschafft. Man bastelte sich einen Radioapparat.- Die Jugendgruppe wuchs. Bisher indifferente Jugendarbeiter wurden von ihrem Solidaritätsgeist angezogen und schlossen sich ihr an. Das alles war der   Hitlerjugend" ein Dorn im Auge. Sie höhnten und spotteten. Sicher, sie hatten es nicht nötig, in mühevoller Arbeit sich eine Baracke aufzu= bauen. Sie befamen Geld, sowiel sie wollten; ihnen wurden von Fabrikanten, von Großgrundbesitzern Räume und Heime zur Verfügung gestellt. Sie wurden immer frecher. Tagtäglich mehrten sich die Klagen der Jugendgenossen, die von Nazis angerempelt und verprügelt worden waren. Eine Ueberzahl der feigen Gesellen stürzte sich gewöhnlich auf wenige Jugendgenossen. Wenn diese jedoch in der Mehr heit waren, ließen sich jene nicht sehen. Die sozialistische Jugendgruppe ließ sich nicht provozieren. Sie verrichtete un­beirrt ihre Arbeit weiter. Sie vereinigte sich zweimal in der Woche zu ernster Kursustätigkeit und heiterm Spiel. Sie beschäftigte sich mit den Fragen der Demokratie, des Sozia­lismus, des Faschismus. Es war, als ob das gemeinsam er­richtete Jugendheim jeden einzelnen neuen Antrieb reachen habe. Ein jeder war seiner selbst und seines Zieles bewußter geworden; jedem war zum Bewußtsein gefommen, daß er auf die Gruppe und die Gruppe auf ihn angewiesen war. Das stärkte alle, gab ihnen Zuversicht und Hoffnung. Peter befam eines Tages einen robhrief as bag. die marristischen Schweine" sollten sich ja nicht zu sicher fühlen mit ihrer lächerlichen Holzbarace. Sie wurden nich nicht mehr lange ihres dreckigen Jugendheimes" erfreuen! Unterschrieben war diese Sudelei nicht; vielmehr, es stand darunter: Heil Hitler!" Peter beschloß, am nächsten Tag da sollte Heimabend sein der Gruppe diesen Drohbrief vorzulegen und zum Schutz des Heimes aus Jugendgenossen eine Wache zu bilden.

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Folgenden Tags stand Peter wie immer um sechs Uhr auf. machte sich zur Fabrikarbeit fertig, tranf etlig den Kaffee, den ihm die Mutter gemacht hatte und wollte gehen. Da stürzte ein Jugendgenosse herein: Tränen standen ihm in den Augen. Er grüßte nicht, ließ sich auf einen Stuhl fallen. Was ist?!" fragte Peter in großem Schreck. Wild sprangen Worte aus dem Mund des Jungen: Unser Jugendheim!..  

Tucholsky.

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Nichts!.. Gar nichts!... Es ist ganz zerstört! Jener Peter fonnte sich nicht halten: Was ist passiert?!" brachte nun mühsam hervor: Feuer, angesteckt..." Lang­sam beruhigte er sich und erzählte nun zusammenhängend. Zufällig war er um halb sechs des Morgens am Heim vor­beiaekommen. Er habe gedacht, er träume, als er die Baracke nicht mehr sah. Ein Aschenhaufen war alles, was übrig ge­blieben war. Und raffiniert sei alles ausgetüftelt gewesen. Man habe es so organisiert", daß ein größerer Waldbrand vermieden, daß nur das Jugendheim vernichtet wurde... Bald hatten ältere und junge Genossen von dem Brand des Jugendheims erfahren. Peter veröffentlichte in der Parteizeitung den Drohbrief und schrieb, nur Nazis könnten die Brandstifter gewesen sein. Das Hitlerorgan antwortete mit einer höhnischen Glosse

Der Jugendgenossen hatte sich Trauer und Haß bemächtigt. Es ging ja nicht um eine simple Holzbaracke; nein, es ging um ein fraftvolles Symbol der Gemeinschaft und ihres Wirkens. Sie mußten wieder den Schulraum benußen. Niemals aber ließen sie sich auseinanderreißen. Wie ein Mann stand auch fürderhin diese Jugendgruppe. Wie ein Mann standen sie hinter ihrem Führer Peter Görliß. Die Suche nach den Brandstiftern war vergeblich. Konnte es in einem von Nazis regierten Städtchen anders sein...?

Und erst im Februar dieses Jahres verfündeten zwei Mitglieder der   Hitlerjugend stolz in der Nazizeitung, sie seien die Helden gewesen, sie hätten seinerzeit die marristische Höhle ausgeräuchert", ste hätten das Heim in Brand gesteckt. Ja, ja, so sehen die Helden des dritten Reiches" aus, so wird die nende che Jugend erzogen. So wird die Bestie in ihr großgezüchtet...

Ihr wollt wissen, was aus Peter, was aus seiner Jugend­schar geworden ist? Nun, ihr könnt euch denken, daß Hitlers Henfer hinter Peter herheßen. Sie haben ihn nicht gefunden. Er hält sich irgendwo in einer   deutschen Stadt verborgen; auch jetzt, gerade jett kämpft er weiter, hilft er bei illegaler Arbeit. Und von den andern, die vor zwei Jahren das Heim gebaut haben, ist keiner zum Verräter, ist keiner der   sozialistischen Idee untreu geworden. Stumm stehen sie an ihrer Maschine oder im Kontor, an der Stempel= stelle oder im Arbeitsdienstlager; einige müssen ihre Ge­sinnung im Konzentrationslager büßen. Was fümmerts die SA- Schergen, daß die von ihnen Verschleppten jung, oft noch nicht ziranzig Jahre alt sind...!

Sie alle aus der   sozialistischen Jugendgruppe tragen in sich starten Rukunftsglauben. Sie glauben an ihren endlichen Steg. Cie wissen: Brandstifter und Mörder mögen zer­stören und niederreißen, die Arbeiterschaft, voran die Jugend, wird einst in gemeinschaftlichem Wert wieder aufbauen, fie wird Stein auf Stein fügen. Diese jungen Genossen aus Peters Gruppe werden nicht müde, wie sie damals nicht müde geworden sind, beim Bau ihres Heims!

Heinz Wielet,