von der Teilnahme an der neuen osteuropäischen Kombination zurückgehalten werden. Diese beiden Länder sind wirtschaftlich von Deutschland abhängig. Ohne die Ausfuhr lettischer Butter nach dem Reich kann die Re
Das Aide Memoire
gierung von Riga die Handelsbilanz ihres Staates nicht Herriot vor der außenpolitischen Kommission ins Gleichgewicht bringen. Auch Lettland und Estland können also den Schuß ihrer Unabhängigkeit nicht einseitig Rußland und Polen anvertrauen, zumal jetzt nachdem die Diskussion über dieses Problem bereits die Deffentlichkeit beschäftigt. Nur Litauen , der einzige der vier kleinen Staaten, der unmittelbar an Deutsch land grenzt, hat dem Vorschlag Litwinows bereits seine Zustimmung gegeben. Jm litauischen Memelgebiet bilden die Deutschen die Mehrheit. Die Konflikte zwischen der memelländischen deutschen Selbstverwaltung und der litauischen Regierung haben wiederholt mit Niederlagen der Regierung geendet. Gerade jetzt droht die reichsdeutsche Presse diesem kleinen Nachbarn wieder mit Vergeltungsmaßnahmen, wenn er nicht alles zurücknimmt, was die„ Gleichschaltung" der Memelländer mit der deut schen Hakenkreuzpolitik hemmen könnte. Diese Brutalitäten der Nationalsozialisten haben dem Vorstoß Lit winows wenigstens den Teilerfolg seiner Unterstützung durch diesen Staat eingebracht.
Doch der Hauptzweck, den Moskau diesmal verfolgte, war zweifellos die Festlegung Bolens gegen die deutsche Ost politik. Pilsudskis Entscheidung ist durch die vorzeitige Veröffentlichung der Verhandlungen und durch die Ablehnung eines Teiles der interessierten Ostseeländer sehr erschwert. Läßt er das neue Litwinow- Protokoll jetzt öffentlich von seinem Außenminister unterzeichnen, so brüskiert er Hitler . Die bis herige Linie des polnischen Verhaltens gegenüber Deutsch land , die auf eine Ablenkung des nationalsozialistischen Betätigungsdranges nach dem Südosten gegen Desterreich hinauslief, wäre damit verlassen. Lehnt er aber den russischen Vorschlag ab, so verstärkt der polnische Marschall das Mißtrauen gegen die deutsch - polnischen Annäherungsbestrebungen. Die Warschauer Regierungspresse erklärt also, daß sie von einem Bakt nichts wissen will, aber sie rühmt zugleich alle die Grundsätze, die den Inhalt des Vorschlages Litwinows bilden. Die weiteren Verhandlungen dürften nach der Störung durch die vorzeitigen Presseveröffentlichungen jetzt wieder in aller Stille geführt werden. Und Bolen müßte nicht von tief stem Mißtrauen gegen die deutsche Rüstungspolitik erfüllt sein, Marschall Pilsudski müßte sein altes Interesse an Litauen ganz verloren haben, wenn nicht schließlich die russische Werbung auch in Warschau zum Ziele käme.
Paris , 11. Jan. Herriot hat der gestrigen Sitzung der außenpolitischen Kommission der Deputiertenfammer präfidiert und das in Berlin überreichte Aide Memoire verlesen. Er fügte ergänzend hinzu, daß Frankreich sich nicht weigere mit Deutschland zu sprechen, aber es müßten alle. anderen an der Abrüstungsfrage beteiligten Nationen an den Verhandlungen teilnehmen. Die Unterhandlungen zwischen Frankreich und Deutschland fönnten nur eine Teilphase der allgemeinen Unterhaltungen sein. Im Laufe der Aussprache wurde stark unter strichen, daß Frankreich mit Recht die Einführung einer provisorischen Periode verlange, die der Abrüstung vorauszugehen habe. In dieser Periode könne Deutschland zeigen, daß es wirklich die gemeinsam festgesetzten Abmachungen loyal erfülle. Diese Periode würde auch die Einrichtung einer reziprofen Kontrolle ermöglichen. Der Deputierte& ribourg erklärte u. a., daß die Vorschläge Frankreichs zugleich kühn und vorsichtig seien. Deutschland werde vor die Verantwortung gestellt, sich zu entscheiden, ob es seine eigene Aufrüstung wolle oder die allmähliche Abrüstung der anderen Nationen anstrebe. Zur Frage der Sanktionen führte Fri bourg aus, daß grundsäßlich der Text des Artikels 48 des Versailler Vertrages und die Artikel 3 und 4 des LocarnoAbkommens maßgebend blieben. England werde dadurch verpflichtet, eine klare Haltung einzunehmen und gemeinsam mit Frankreich zu intervenieren, wenn Deutschland seine Verpflichtungen nicht erfülle und beispielsweise in der entmilitarisierten Rheinlandzone Truppenbe
wegungen vornehmen würde.
Aus dem Inhalt
Was die ,, Times" berichtet
London , 11. Jan. Die„ Times" bringt eine Inhaltsangabe der französischen Denkschrift, die von ihrem Pariser Korrefranzösischen Vorschläge sein, Gleichheit innerhalb ſpondenten herrührt. Wie er behauptet, soll es das Biel der eines Systems der Sicherheit zustande zubringen auf Grund eines Abkommens, das eine wirtsame Kontrolle und eine follettive Garantie aller vertragschließenden Teile vorfähe. Der Korrespondent begnügt sich nicht, darüber zu berichten, sondern macht sich zum Anwalt der Vorschläge, indem er sie als bestimmt ge= eignet bezeichnet, durch schließliche allgemeine europäische Stand Gleichheit herzustellen, statt durch eine Aenderung des deutschen Rüstungsstandes nach oben.
Sowjetrußland, China und Japan
London , 11. Jan. Nach Berichten der englischen Presse steht die Krönung Pu Yis zum Kaiser der Mandschurei bevor, und diese Thronbesteigung werde von Japan sanktio niert. Die englische Regierung befürchtet von diesem Ereignis Romplikationen im Fernen Osten.
Die Frankfurter Zeitung " schreibt dazu:
Bu Yi ist kein gleichgültiger Mann. Ist er doch als Knabe unter dem Herrschernamen Hiüan Tung der lebte Man dschurenkaiser des chinesischen Reiches gewesen. Die Mandschus aber waren nicht nur die Beherrscher Chinas , zu ihnen standen auch die Prinzen der Mongolei in einem be= sonderen Lehens- und Treueverhältnis. Es liegt somit auf der Hand, daß Japan mit der Krönung Pu Yis zum Kaiser der Mandschurei in Hsinking mit diesem Namen ist das frühere Tschangtschun, ein wichtiger Eisenbahnknotenpunft bezeichnet worden( er bedeutet zu deutsch „ neue Hauptstadt") bezweckt, auch die innere Mongolei näher an sich heranzuziehen.
Anschläge Japans auf das Gesamtgebiet der inneren Mongolei würden aber auch Rußlands ostasiatische BeIange in empfindlichster Weife treffen. Japan würde nämlich dadurch um ganz Nordchina einen Gürtel legen, durch den direkte geographische Beziehungen zwischen der Sowjetrepublik und dem Reiche der Mitte unmöglich ge= macht werden würden. Außerdem hätte eine derartige Vorschiebung der japanischen Machtstellung in der Mongolei auch eine eminent strategische Bedeutung. Könnte es doch für Japan im Kriegsfalle von der inneren Mongolei aus möglich werden, die äußere Mongolei zu überrennen und von dort aus die Rückenverbindungen der ostsibirischen Verteidigungspositionen Sowjetrußlands zu be= drohen. Moskau würde somit eine Befestigung des japanischen Einflusses im Tschahar- Gebiet und in Suinüan nicht gleichgültig mit ansehen können. Auch England müßte gegenüber einer solchen Entwicklung auf der Hut sein, da nicht nur religiöse, sondern stark politische Verbindungen von der Mongolei nach Tibet herübergehen. Mit Interesse wird deshalb heute in der englischen Presse die Nachricht verzeichnet, daß Buddha eine neue Wiedergeburt in Gestalt eines Knäbleins gefunden hat, das in der Stunde des Todes des Dalai Lama in der Nähe von Lhasa das Licht der Welt erblickte, da somit das neue Oberhaupt Tibets und der gesamten lamaistischen Religionen nun nicht mehr in den ferneren Gebieten des Lamaismus gesucht zu werden braucht. Der neue Buddha hätte ja sehr wohl auch in der Mongolei erstehen können.
Bezweckt aber Japan wirklich nicht, mit der Errichtung eines Throns für den ehemaliaen Mandschu- Kaiser Chinas in der neuen Hauptstadt der Mandschurei auf eine 2o3lösung Nord chin as hinzuarbeiten? Die japanische Regierung bestreitet derartige Vorsäge aufs entschiedenste, aber sie hat früher schon des öfteren abgeleugnet, was sie später, nachdem es eintrat, anerkannt hat.
,, Wer wünscht Kanonen?"
Paris , 11. Jan.„ Wer wünscht Kanonen?" überschreiben verschiedene Blätter eine Nachricht aus Chalon- sur- Saone . Darin wird mitgeteilt, daß am 17. Januar die Domänenverwaltung von Chalons zwei 150- millimeter- Krupp- Geschüße, die aus dem Kriege stammen und als Kriegstrophäen in Chalons aufgestellt waren, öffentlich versteigern wird. Die Stadt Chalons hatte die Geschüße, weil die Rädergestelle zu verrotten begannen, an die Heeresverwaltung zurückgeben wollen. Doch lohnte diese wegen der hohen Transportkosten die Uebernahme ab und übertrug die Geschüße an die Domänenverwaltung, die sie nun versteigern läßt.
Stumme Demonstration
Berlin , 10. Jan.( Inpreß.) Wie man nachträglich erfährt, fand am Totensonntag an den Gräbern Karl Liebknechts, Rosa Luxemburgs und ihrer Mitkämpfer eine Demonstra= tion statt. Unzählige Arbeiter gingen in langsamen Zuge
an den Gräbern vorbei, und immer wieder lösten sich aus dem Zuge Frauen und Jugendliche, die auf die Gräber Blumen streuten und kleine Kränze niederlegten. SA.- Leute nahmen die Blumen fort, verhafteten aber niemanden.
Mit Ausnahme eines Teiles seien die Vorschläge so gut wie gleichlautend mit denen, die Frankreich in Genf angenommen hatte, die aber niemals restlos veröffentlicht worden seien infolge des durch Deutschlands Weggeng verursachten Zusammenbruches. Es seien zwei Perioden vorgesehen. Die erste sei die Uebergangsperiode, die zweite stelle sagt der Korrespondent - völlige Gleichheit der Abrüstung her.
Die Länge des ersten Abschnittes( ursprünglich vier Jahre) solle von der Dauer der Zeit abhängen, die Deutschland branche, um die tatsächliche Umwandlung der Reichswehr in eine Arme von 200 000 Mann mit furzer Dienstzeit zu vollziehen. Die Zahl von 300 000 Mann gelte nach fran zösischer Auffassung als unannehmbar.
Frankreich verpflichtet sich, während dieser Zeit seine Rüstungen in feiner Weise zu vermehren und Schritt für Schritt mit der deutschen Umwandlung ähnliche Aenderungen in seiner Armee vorzunehmen. Da das Ziel Abrüstung set, solle nach französischen Wunsch Deutschland fich verpflichten, Rüstungsmaterial weder herzustellen, noch zu besitzen, das ihm gegenwärtig verboten sei. Es werde aber natürlich das Recht haben, Waffen für die neu einzustellenden 100 000 Mann anzuschaffen. Der von Frankreich vorgesehene Kontrollausschuß solle sofort eingesetzt werden. Ferner würden bestimmte Verminderungen bei der SS, SA. usw. verlangt.( Nicht, wie es geheißen habe, ihre Abschaffung.) Die Denfschrift vertrete, die Anficht, daß das Re gime in Deutschland innerpolitisch so gefestigt dastehe, daß wenigstens ein Teil der Formationen entbehrlich sei, die immer noch von den Franzosen als militärisch verwendungsfähig betrachtet würden und ihnen deshalb so viel Sorge verursachten. Die Meldungen, wonach die französischen Vorschläge das Angebot enthielten, 50 Prozent der Mili= tärflugzeuge außer Dienst zu stellen, seien zutreffend. Das Angebot sei aber abhängig davon, daß andere Länder das gleiche tun. Der Korrespondent meint, daß diese fran zösische Forderung sich nicht auf die Luftflotte Groß britanniens erstrecke. In Frankreich gebe man nämlich zu, daß die Abrüstung der englischen Luftwaffe bereits sehr
weitgehend durchgeführt sei. Es sei auch möglich, daß der Vorschlag der Abschaffung aller Bombenflugzeuge in der Denkschrift wiederholt worden sei, obwohl dies von einer internationalen Kontrolle der zivilen Luftfahrt abhängig ge= macht werde. Am Ende der ersten Periode, das heißt, wenn die Angelegenheit der Mannschaftsbestände vollkommen ge= regelt worden sei, trete das französische Versprechen, etappenweise bis zum deutschen Stand abzurüsten, in Kraft. Man könne, meint dazu der Times"-Korrespondent, annehmen, daß, falls die erste Periode in befriedigender Weise verlaufen sei, dieser Prozeß mit ähnlicher Schnelligkeit durchgeführt werden würde. Als eifriger und vorbehaltloser Fürsprecher der französischen Auffassung erklärt dann der Berichterstatter, daß man eine wirkliche und ehrliche Gleichheit anstrebe, gehe klar daraus hervor, daß die französische Denkschrift, falls beschlossen werden sollte, Waffen wie leichte Tanks während der ersten Periode beizubehalten, ohne weiteres voraussehe, daß Deutschland auch das Recht auf den Bes fitz leichter Tanks haben soll. Das Artilleriekaliber hoffe man auf ein Höchstmaß von 15 Zentimeter festzusehen. Zum Abschluß des„ Times"-Berichts wird es als möglich bezeichnet, daß im Laufe der Verhandlungen die französischeRegierung sich hier und da zu einigen Aenderungen der Einzelheiten ihrer Vorschläge bereitfinden werde. Es bestehe aber guter Grund für die Annahme, daß diese Vorschläge im wesentlichen die äußerste Grenze dessen darstellten, was Frank reich zuzugestehen bereit sei. Die Dauer der ersten Periode sei nach französischer Auffassung vollkommen von der Energie abhängig, mit der Deutschland die Umwandlung der Reichswehr in eine Milizarmee durchführe, während in der zweiten Periode es in Deutschlands Ermessen gestellt sei, die Erreichung der Gleichheit durch Abrüstung zu beschleunigen, indem es seine Nachbarn von seinem guten Willen und Friebenswunsch überzeuge.
Der Berichterstatter meint, das Bekanntwerden der Vorschläge werde bei der französischen Rechten voraussichtlich einen Sturm von Anklagen gegen die Regierung Chautemps auslösen.
Für diplomatische Verhandlungen Abrüstungsausschuß des englischen Kabinetts
London , 11. Jan.„ Times" befaßt sich mit der Sitzung des Abrüstungsausschusses des Kabinetts am Mittwoch. Wie verlaute, habe man sich auf die Auffassung geeinigt, daß die im Gange befindlichen Verhandlungen genügend Fortschritte machten, um ihre Fortsetzung wünschenswert erscheinen zu laffen. Die Methoden regelmäßiger diplomatischer Mitteilungen und persönlicher Fühlungnahmen habe sich als zweckmäßig erwiesen. Dies gelte auch für die Zukunft. Auf diesem Wege laffe sich noch am ehesten er= hoffen, daß zwischen Frankreich und Deutsch land eine gemeinsame Grundlage gefunden werde. Wenn Simon wahrscheinlich am 15. nicht in Genf sein wird, so geschieht das, wie„ Times" meint, weil er den dringenden Wunsch hat, mit verschiedenen Außenminiſterien in möglichst enger Fühlung zu bleiben. Zwischen London und den anderen Hauptstädten sei ein lebhafter Gedankenaustausch im Gange. Ueberdies sei es so gut wie sicher, daß Paul- Boncour infolge der außenpolitischen Kammeraussprache in Paris nicht vor Mitte nächster Woche nach Genf tommen fönne. Heute werde Simon eine Unterredung mit Henderson haben. An der Sibung des Büros der Abrüstungsfonferenz am 22. teilzunehmen, sei England zwar durchaus bereit, doch dürfte es aus mehrfachen Gründen besser sein, sie zu verschieben, besonders in der Hoffnung, daß Ende Januar die Grundlage einer Vereinbarung zwischen Frankreich und Deutschland gefunden sein könne.
Windmühlenflugzeuge
London , 11. Jan. Das britische Luftfahrtministerium bat, wie die Morning Post" meldet, 10 Windmühlenflugzeuge in Auftrag gegeben, die zunächst probeweise bei Uebungen mit gewöhnlichen Militärflugzeugen zusammenarbeiten sollen. Das Blatt sagt, Windmühlenflugzeuge seien zur Beobachtung, Luftaufnahmen und Feststellung feindlicher Geschüße sehr geeignet, weil sie ihre Geschwindigkeit bis auf 24 Stundenkilometer ermäßigen und bis zu 184 Kilometer steigern fönnten. Außerdem benötigten diese Flugzeuge nur eine sehr kurze Start- und Landestrecke.
Marinemeuterei in Siam
Unter den Marinetruppen find Unruhen ausgebrochen. Die Ausdehnung ist nicht zu erkennen, weil die Behörden jede Verbreitung von Nachrichten militärischen Charakters verboten haben. Ueber die Ursache der Meuterei verlautet, daß man in der Marine mit der gegenwärtigen Regierung nicht voll einverstanden sei.
Der katholische Klerus im Zwiespalt
Die Bischöfe in verschiedenen Fronten
Die deutschen katholischen Bischöfe bieten in ihrer Haltung zum Hitler- Reich keineswegs das Bild einer geschlossenen Einheit. Zwischen Kardinal Faulhaber in München , den die bayerischen Machthaber lieber heute als morgen verhaften möchten, und dem Freiburger Bischof Dr. Gröber, der sich gänzlich als Funktionär nationalsozialistischer Staatskunst fühlt, tlaffen weitreichende Unterschiede. Eine mehr vermittelnde Haltung nimmt der württembergische Bischof Dr. Sproll ein.
Am Montag waren in Stuttgart die Geistlichen der Dekanate Stuttgart , Neuhausen, Gmünd, Neckarsulm , Deggingen und Amrichshafen, im ganzen weit über hundert, versammelt. Bischof Sproll erklärte hier u. a.:
Ich erkläre nachdrücklich," so führte er dabei uns, wir stellen uns positiv zum neuen Staat. Wir sind. gerne bereit, das anzuerkennen, was der neue Staat auf ver schiedenen Gebieten anstrebt und erreicht hat." Bischof Dr. Sproll wies in diesem Zusammenhang auf die Ueberwin= dung des Bolschewismus hin, der mit geistigen Waffen allein nicht zu beseitigen war, die Zurückweisung vieler liberaler Ideen, die Anstrebung einer wahren Belts gemeinschaft, die Aufstellung des Führerprinzips, die Errichtung einer ständischen Ordnung, den Kampf um gerechte Behandlung Deutschlands unter den Völkern. Wir
halten dem Staat die Treue, erfüllen auch die Verpflichtung des Artikels 32 des Konkordats, der das Verbot parteipolitischer Tätigkeit des Klerus enthält. Wir wollen nicht
das Rad der Zeit zurückdrehen. Es wäre deshalb ein Unrecht, uns zu verdächtigen, als ob wir eine verkappte Zentrumspartei seien, als ob die Katholische Aktion getarnte politische Tätigkeit anstrebte. Unsere Haltung zum Staat fann nur eine positive sein. Stellung müßten wir jedoch nehmen gegen Gesetze, die gegen unser Gewissen wären, entsprechend dem Sprichwort:„ Man muß Gott mehr gehorchen als den Menschen."
Diese sanfte Selbstbehauptung wird bekräftigt durch eine Entschließung, die betont, daß der katholische Klerus keine staatsfeindlichen Elemente unter sich dulden werde, und daß er sich durchaus positiv zur neuen Staats. gewalt stelle, da dies dem katholischen Gewissen und den Weisungen der Kirche entspreche.
Diese positive Einstellung" schützt den deutschen Klerus nicht vor unaufhörlicher Bedrängnis. Täglich wächst die Zahl der verurteilten und verhafteten Geistlichen. Täglich wird die Besorgnis größer, daß die nationalsozialistische Bewegung zum Einbruch des Heidentums in die Bezirke des Glaubens führt.
Wieder einer