Görings Einkreisungel. Trinité 43-13
,, Der Weg zur Reichspolizei"
Man schreibt uns:
Sie bringen in der Nummer 5 Ihres Blattes vom 7./8. Januar auf der letzten Seite eine Notiz über„ Der Weg zur Reichspolizei", in der Sie am Schlusse sagen, daß nur noch Bayern und Preußen mit Länderpolizei übrig bleiben. Daraus muß der Uneingeweihte schließen, daß in Bayern der SS. - Führer Simmler nichts in die Polizei hineinzu reden hat. Tatsache ist, daß in Bayern furz nach der Machtübernahme durch die Nazis dem Himmler die gesamte poli tische Polizei des Landes ausgeliefert wurde. Wir nahmen das damals als eine Handlung hin, die die Nazis nur in Bayern für notwendig hielten, weil sie fürchteten, daß in manchen Aemtern Polizeibeamte, die der Bayerischen Volks partei angehörten, Sabotage üben könnten. Bayern war also das erste Land, in dem Herr Himmler und seine SS. die politische Polizei in die Hände bekamen.
Wohlgemerft, die politische Polizei! Die Polizei selbst bleibt überall noch Landesangelegenheit. Aber mit Ausnahme von Preußen wird die politische Polizei bereits überall vom Braunen Haus von München aus geleitet. Gewiß nicht zur Freude des Herrn Göring. In dieser Frage fann man also Bayern und Preußen nicht in eine Linie stellen und nur das wollte ich Ihnen eigentlich mitteilen.
Als Verräter vorgeführt"
SA.- Justiz
Stuttgart , 11. Jan. In Ulm wurde, wie die Nationalsozialistische Rundschau" berichtet, der SA.- Mann Schurer, nachdem aus den Aften bekannt geworden war, daß er sich als Spißel der früheren Sozialdemokratischen Partei betätigt hatte, vor sechs Wochen in Schutzhaft genommen und am Samstag der gesamten SA. in Ulm als Verräter vorgeführt.
Parteigruß vor Gericht
Bei Verweigerung Ordnungsstrafe
Von der 2. Straffammer des Landgerichts sollte n. a. auch der 34 Jahre alte Bühnenarbeiter Walter Thomas als
Zeuge vernommen werden. Schon beim Aufruf der Sache
wurde er vom Justizwachtmeister wie üblich darauf hinge
wiesen, daß dem Gericht bei seinem Erscheinen der„ deutsche Gruß zu erweisen set. Weder diese Aufforderung noch eine weitere Ermahnung des Vorsitzenden fruchteten, der Zeuge verweigerte die Leistung des„ deutschen Grußes". Der Vor sitzende verkündete daher folgenden Beschluß des Gerichts: „ Der Zeuge Thomas wird wegen grober Ungebühr vor Gericht in eine Ordnungsstrafe von drei Tagen Haft ge nommen."
Diese Ordnungsstrafe ist die höchftzulässige derartige Maß nahme. Der Zeuge wurde iofort ins Untersuchungsgefäng nis abgeführt.
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Weil er die Zugehörigkeit zur SPD. verschwiegen hatte
Wegen der Nichtangabe seiner früheren Zugehörigfeit zur SPD. auf zwei Fragebogen hatte sich der Oberinspektor Grimme vor der braunschweigischen Dienststrafkammer zu verantworten. Er berief sich darauf, er habe bei den Beantwortungen der Fragen unter einem gewissen seelischen Druck gestanden. Das Staatsministerium hatte inzwischen seine Veriebung in den Ruhestand verfügt. Die Dienststraffammer verurteilte ihn zur Aberkennung des Ruhegehalts unter Belassung des gesetzlichen Fünftels.
Wird die Völkerbundstagung sich durchsetzen?
Die Methoden des deutschen Faschismus erleben im Ab
stimmungskampf des Saargebiets eine ungeahnte Verschärjung. In einem Augenblick, da sich die Vertreter der Völker-, bundsregierung an der Saar zur Reise nach Genf anschicken und da auch die Vertreter der sogenannten„ deutschen Front", an ihrer Spitze der so gern an Frankreich verdienende Herr Hermann Röchling , zur gleichen Reise rüsten, entbrennt in der reichsdeutschen und saarländischen Presse ebenso wie int reichsdeutschen Rundfunk ein bislang ungekannter Kamps, der an Schärfe nicht mehr zu überbieten ist.
Es gibt kein Mittel, dessen Anwendung die gleichgeschaltete und naziamtliche Presse an der Saar verschmäht, wenn es gilt, die Regierung, ihre Maßnahmen und ihre Beamten, soweit sie nicht naziergeben sind, zu diffamieren. Treueste Dienste leistet hierbei die Presse im Reich, die auf Befehl über die Regierung an der Saar und besonders über ihren Präsidenten, den Engländer Knor und über den Direktor des Kabinetts und des Innern, den Franzosen Heim burger, herfällt. Der deutsche Rundfunk läßt fast feinen Abend und keinen Nachrichtendienst ungenutzt vorübergehen, ohne die Saarregierung anzufallen, die reichsdeutsche Presse veröffentlicht die gemeinsten Artikel und die Hitlerpresse an der Saar fängt die jenseits der Grenze geworfenen Bälle mehr oder weniger geschickt auf.
Alles dies geschieht, um den Ausgang der Ratsbeschlüsse in Genf im Sinne der nationalsozialistischen„ deutschen Front" zu beeinflussen. Die Regierung, die viel zur langmütig dem Terror wehrt, soll als derart volksfremd erscheinen, daß der Ersatz des einen oder anderen heutigen Regierungsmitglieds durch einen genehmeren Vertreter bewirft werden soll. Nur so sind die konzentrischen Angriffe der Saarprese zu verstehn. Nur so auch ist der Kampf zu verstehen, der in einem Sudelblatt vom Schlag des„ Saarbrücker Abendblattes" seinen vorläufigen Höhepunkt erreicht hat. Das Blatt, das im Verein mit der Saarbrücker Zeitung " und der„ Saarfront" ſeit Tagen der Aufnahme ehemals reichsdeutscher Beamter in die saarländische Polizei wütende Artikel widmet, hat nun unter Amtsanmaßung in einer jeder Kultur der Gesinnung und jedem Anstand baren Weise gegen den Oberregierungs rat a. D. Rißel gehezt, der seit einiger Zeit Beamter der Regierungsfommission ist und der den ganzen Zorn der Nazis allein durch seine bloße Existenz entfacht hat. Die Nazipresse bezichtigt den Beamten fälschlicherweise, der Verfasser der letzten Tenfschrift der Regierungsfommission an den Völkerbundsrat zu sein, in der Hauptsächlich die Ergebnisse einer Hausdurchsuchung bei der nationalsozialistischen Areisleitung Neunkirchen verwertet worden waren. Die Mittel, die sowohl das" Abendblatt ", als auch die„ Saarbrücker Zeitung " und schließlich auch die„ Saarfront" hierbei anwenden, kennzeichnen ihre Urheber.
Oberregierungsrat Rizel war Staatsbeamter im Reich, Sozialist und Reichstagsabgeordnter. Er, der Berufs: beamter ist, wurde wie Zehntausende anderer trop lebenslänglicher Anitelluno cristenzlos gemacht.
In dem Bestreben, auf deutschem Boden zu bleiben, bot er der Regierung an der Saar seine Beamtendienste an. Rizel ist Arier und ein so guter Deutscher, wie nur irgendeiner. Das schüßt ihn als politisch mißliebige Persönlichkeit nicht vor den schlimmsten Anwürfen und der gemeinsten Belei= digung. Er wird von der Regierung Hitler seit einigen Monaten wegen eines angeblichen Verstoßes" gegen die Verordnuna zum Schuße von Volk und Staat verfolgt; vermutlich hat er noch im Reich irgendeinem Nazibonzen gründlich netreten. Jetzt drehen die sauberen sje Mizel der größte Verbrecher uptet der reichsdeutsche Rundfunk, Rizel, der wäh rend feines ganzen Lebens eiu untadeliger Beamter wor, habe dienstliche Verfehlungen begangen, jetzt veröffentlicht
jeb
das„ Saarbrüder Abendblatt" sein Bild in Großformat und
fordert in dem Begleittert zur Verhaftung auf, d. h., unreife Gemüter werden deutlich darauf hingewiesen, daß durch die Gemüter werden deutlich darauf hingewiesen, daß durch die Verschleppung oder Ermordung des Bedrohten eine„ nativ nale" Tat getan werden könne.
Die politische Nebenabsicht ist gleichfalls dentlich: die Her: ren von der deutschen Front" und besonders die National: sozialisten fürchten den sachkundigen, geschulten Beamten, der ihnen und ihren Machenschaften unbequem zu werden droht.
Deswegen soll er weg um jeden Preis. Die Behauptung, einen verfolgten Beamten eingestellt zu haben, soll daneben zu einer Diffamierung der Maßnahmen der Regierungstommission dienen. Sie weist deutliche Spißen gegen den Präsidenten Knor auf. So hofft man, zwei Fliegen mit einer Klappe zu schlagen. Wenn Herr Knog von Genf her nicht mehr auf seinen Bosten zurückkehren würde, müßte dem Turnus nach ein italienischer Vertreter in die Völkerbunds regierung eintreten und damit glaubt die NSDAP . im Saargebiet gewonnenes Spiel in der Frage der Volksabstimmung zu haben.
Diese Sezze ist jedoch nicht einzig in ihrre Art. Auch andere von der Regierungsfommiffion eingestellte Beamte unter: liegen ähnlichen Methoden. Auch hier ist ein eifriges Zu= sammenspielen von Reichsstellen mit den Vertretern des ,, dritten Reichs" an der Saar zu beobachten.
Man bezichtigt diese Beamten, sich schmieren zu lassen, sich ihr Deutschtum für ein Weihnachtsgeschenk von 1500,- Fr., das sie, wie amtlich festgestellt wurde, nie erhalten haben, abfaufen zu lassen, die reichsdeutsche Preise und der Rundfunt nennt sie„ Vaterlandsverräter". Hauptziel der Angriffe ist auch der schon oben erwähnte Direktor des Kabinetts und der Abteilung des Innern, der Elsässer Heimburger. nenden Verhalten der Inremburgischen Regierung ehemals Die Saarregierung, die gezwungenermaßen nach dem ableh= reichsdeutsche Beamte einstellen, mußte, steht vor einer schweren Entscheidung. Jest rächt sich ihre viel zu lange bewiesene Gutmütigkeit. Wir haben den Eindruck, daß es auch heute noch in der Saarregierung Persönlichkeiten gibt, die das Wesen des deutschen Faschismus nicht erfaßt haben und die die Kampfmethoden der Hitlerbewegung unterschäzen. Diese laue Art der Betrachtung fann eines Tages zu einem fürchterlichen Erwachen führen. An der Saar sammelt sich bedenklicher Zündstoff an. Nur wenn die Regierungskommission mit starker Hand ihr Prestige schüßt, wenn sie den von ihr. berufenen Beamten, allen, aber auch allen Schuß angedeihen läßt, wenn sie erkennt, daß die Brutalitäten des Faschismus an der Saar nicht mit harmlosen
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Deutsches Volkseinkommen
Um 400 Millionen gesunken
( Inpreß.) Selbst nach der Schätzung des nationalsozia listischen Statistischen Reichsamtes betrug das Volfseinkommen im ersten Halbjahr 1933: 22,4 Milliarden gegenüber 22,8 Milliarden in der gleichen Berichstzeit 1982. Das Gesamteinkommen des deutschen Volkes ist demnach unter dem Hitler- Regimesogar nach Nazischäßung um 400 Millionen gesunken. nadiald
Chito ed ha
Maßnahmen, sondern mit rücksichtsloser Strenge zurückgewiesen werden müssen, wird sie sich behaupten und durchsetzen. Anders ist der Kampf verloren. Man bedenke, daß wir erst am Anfang der Vorbereitung zur Abstimmung stehen.
Wird sich die Regierung durchseßen? Wird fie der Völkerbund stützen?
Oeffentliche Saarwirtschaft
d
Die Regierungskommission will kontrollieren, um gewisse Betriebe hochkapitalistischer Gleichschaltungen im Namen der ,, deutschen Front" zu unterbinden
Ginberufun
Saarbrücken, 12. Januar. Eigentlich war die Einberufung der gestrigen Landesratssizung eine formale Sache, d. h. der Landesrat hatte lediglich eine eingegangene Vorlage an die zuständige Kommission zur Beratung zu verweisen und daher nur diesen Beschluß zu fassen.
Gerade die Vorlage über die Elektrizitäts-, Gasund Wasser- Wirtschaft im Saargebiet, die gewiſſen Ränken und Schlichen Hitlers und seiner Getreuen, be sonders aber den Machenschaften des Herrn Röchling ( der im Nationalsozialismus an der Saar die Rolle gleich Thyssen an Rhein und Ruhr spielt) forderten die Regierung heraus, durch diese Verordnung sich die Kontrolle dieser Betriebe zu ermöglichen. Darob große Entrüstung in der ,, deutschen Front". Sie will diese Betriebe jeder Kontrolle entziehen, daher hat man auch alle Sozialdemokraten, zum Beispiel aus dem maßgebenden Verteilungsunternehmen der Saar- Elettrizitätswirtschaft, der Vereinigten Saarländischen Elektrizitätsgesellschaft( VSE.), hinaus, gewählt". Diese sollen nicht die Hinübernahme dieser Betriebe unter des Herrn Röchlings„ Führung" sehen oder vielleicht gar unterbinden. Wie dieser seine Geschäfte in die SaarElektrizitätswirtschaft einzuschalten wußte, wie er der öffentlichen Wirtschaft seine eigenen halbbankrotten Betriebe sehr teuer anzudrehen wußte, wie er jeßt, im Bündnis mit den Nazis, auf die 70 Millionen KW. des Umsatzes der„ RSE." ( ein glänzendes Geschäft winft) spekuliert: das alles mies Genosse Petri von der Freiheitsfront eindringlich und klar nach.
Die„ deutsche Front" schickte darauf den ehemaligen Führer des christlichen Bergarbeiterverbandes und jetzigen Führer ( von Leys Gnaden) der„ deutschen Gewerkschaftsfront", Herrn Kiefer, vor, der seine Verlegenheiten und innere Hemts mungen unter ein hohes Gefreiche zu verbergen suchte
Früher, als es noch keine„ deutsche Front" gab mit ihrem Terror und mit ihren dunklen Machenschaften, hatte sich die Regierungskommission wenig um die Kraftwirtschaft im Saargebiet gefümmert. Aber jetzt fordern gerade die törichten und skrupellosen Männlein von der„ deutschen Front" durch ihre Handlungen das Einschreiten der Saarregierung selbst heraus. Auf sie fällt daher auch alle Verantwortung zurück. Sie sind nicht nur die Verantwortlichen für den Terror an der Saar , sondern auch die Ursache aller Maßnahmen, die die Regierungskommission trifft, um Ruhe und Ordnung hier aufrecht zu erhalten und um die deutsche Bevölkerung des Saargebietes vor Ausplünderung durch die kapitalistischen Freunde des Herrn Hitlers , so gut sie es vermag, zu schützen.