Pariser   Berichte

Bei der Pariser   Polizei ist nach Besprechungen zwischen dem Ministerpräsidenten, Chiappe und dem Seinepräfekten, an denen auch der Chef der bekanntlich städtischen Polizei teilnahm, die Aenderung getroffen worden, daß ein Teil des Nachrichtendienstes dem Innenministerium direkt unterstellt

wird.

Das Matteotti- Komitee erhielt Vorschüsse vom Verwaltungs­rat der sozialistischen   Partei. Der Verwaltungsrat beschloß ferner entgegen dem Standpunkt Grumbachs und unter Zu­stimmung von Zyromsky, Farinet   und anderen, eine Ver­handlung mit der Partei der Einheit des Proletariats über die Bedingungen der Vorverhandlung über die Einheit der Arbeiterparteien.

Die Pariser Oper überließ der Budapester das Manuskript einer Früharbeit von Franz Liszt   ,, Don Franche", die er mit vierzehn Jahren komponierte.

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Die Bürgermeister von Seine- et- Oise   waren in Versailles  versammelt und verlangten Verlängerung der Schulzeit und Reglung der Handarbeit von Ausländern.

Der in die Stavisky- Affäre verwickelte Pariser   Theater­direktor Hayotte führt in ,, Fachkreisen" den Spitznamen ,, Fred Hirlem", das Gefängnis in Boyonne heißt ,, Villa Chagrin"( Villa Kummer), Dubarry soll nach der Anklage­schrift von Stavisky zwei Millionen erhalten haben, Aymard, der Exdirektor der ,, Liberté", 55 000, und dem Abgeordneten des 3. Pariser   Bezirks Bonnaure soll der Abenteurer die Wahlkosten, und eine Schneiderrechnung über 15 Mille be­zahlt haben, damit er in Budapest   bei Emmy von Nagy vor­nehm auftreten konnte.

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sich die schlechten Sitten nicht darauf, die Stadt zu ver­derben, sie entwaffnen sie auch."

Diese Klage über das Spitzelwesen ist sehr deutlich, und in der Woche der Stavisky- Enthüllungen, bei denen auch gewisse Umtriebe aufgedeckt wurden, kommt sie auch zu rechter Zeit. Man weiß ja, wer gemeint ist.

Große Konzerte

Sonntag. 14. Januar 1934

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17 h Théâtre des Champs- Elysées   Concerts Pasde­loup. Dirigent: P. Coppola. Solistin Margarete Lawrence ( Sängerin). Programm: Werke von Lalo, Aubert, Chausson, Gaubert, Roussel, Bruneau, Strauß.

17 h 15 Théâtre du Châtelet Concerts Colonne. Dirigent: Paul Poray. Solist: Georg Kulenkampff  ( Violine). Werke von: Bach, Beethoven  , Chabrier  , Ravel  , Glaronnov. Rimsky- Korsokov.

Kleintierausstellung

Das Syndikat des Sociétés d'Avicultures du Bas- Rhin ver­anstaltet vom 13. bis 15. Januar seine VII. nationale und internationale Ausstellung für Geflügel, Kaninchen und Tauben zu Straßburg   auf dem Wacken  . Pris d'Armes find

Auf dem Place Broglie findet am 18. Januar, vor­mittags 10 Uhr, eine Truppenparade statt. Eine Greisin beinahe verbrannt

In der rue Vauban kam eine 84 Jahre alte Frau mit ihren Kleidern dem Ofen zu nahe. Im Nu stand sie in hellen Flammen Dem Umstand, daß sofort Nachbarn herbeieilten, die die Flammen erstickten, verdankt die Greisin ihr Leben. Sie wurde mit nicht allzu schweren Brandwunden ins Kran­kenhaus eingeliefert. dangos

15 h Auc. Conservative Société des Concerts. Diri- ,, Volksfront  " nicht mehr ganz solide

gent: Ph. Gaubert, Solisten: Marg. Soyer( Sängerin), Jaques Février( Pianist). Werke von: Mozart, Beethoven, Weber, Wagner  .

15 h Salle Gavean Concerts Lamoureux, Dirigent: Albert Wolff  . Solisten: Elisabeth Schumann  ( Sängerin), Firmin Touche  ( Violine). Werke von Bach, Beethoven  , Schubert, Brahms  , d'Indy, Lalo, Marellier.

17 h 15 Salle Plexel Orchestre Symphonique de Paris  . Dirigent: Pierre Monteux  . Solisten: Moxtelli& de Trévi( Gesang). Richard- Wagner  - Programm.

14 h 45 Ecole Normale( 78, rue Cordinet) Concerts Dubruille, Dirigent: E. Dubruille. Solisten: Monique

Deshays& J. J. Hillier( beide Pianos). Werke von: Bach Haydn, Mozart  , Schubert, Grieg  , Pierné  , S.- Saens, Debussy  .

Der Direktor des Pariser   Stadtkredits hat beruhigende Pelze- Kramer Emigrant

Versicherungen über die Sicherheit der Pfandhäuser abge-. geben. Der Skandal von Bayonne   sei nur möglich gewesen, weil der Maire mit im Spiele war.

Spitzel in Paris  !

Die französische   Oeffentlichkeit ist stark beunruhigt, weil abermals eine Spionage- Affäre vorgefallen ist. Diesmal ist Thionville.  ( Diedenhofen  ) in Lothringen   der Schau­platz. Sehr interessant ist, was M. de La Palisse in der Pariser Zeitung, Le Journal" dazu bemerkt:

,, Die Spionage an der Grenze ist sicher nicht die einzige, nicht einmal die gefährlichste. In den zweifelhaften Kreisen von Paris   sind Agenten des Auslandes auf Horchposten, und die Sittenverwilderung ist ihr Pfand. So beschränken

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Die eigenartige kommunalpolitische Koalition, die aus oppositionellen Kommunisten, Autonomisten und Katho­liken besteht hier seit Jahren an der Macht ist, scheint einen Knax bekommen zu sollen. Im kommunistischen   Oppo­sitionsorgan wird in mehreren Aufsätzen die neue Richtung der KPO. begründet. Dabei kommen die Koalitionspartner arg in die Enge und es scheint so, als wollte die KPO. in Zu­kunft ihren kommunistischen Prinzipien leben, was natür­lich die Sprengung der ,, Volksfront  " bedeuten würde. Sparen ist Trumpf

In der Woche vom 2. bis 6. Januar leisteten 5524 Sparer bei der städtischen Sparkasse Gesamteinlagen in Höhe von rund 7 Millionen Franken. Allein 307 neue Sparer legten in dieser Woche den Grundstock zur Schaffung eines kleinen Kapitals. Frage: Welche Sparkasse aus dem dritten Reich" vermag ein ähnlich günstiges Resultat zu melden? Hier verlotterte Demokratie", dort ,, neudeutscher Aufbau". Theater, Kinos, Konzerte

Das Programm im Theater municipal wies in dieser Woche neben dem musikalischen Drama..La Danseuse de Tanagra", den deutschsprachigen Lustspielen ,, Weh dem, der lügt", sowie, 1, 2, 3 Souper", dem Land des Lächelns" und einer elsässischen Darbietung eine Galavorstellung des En­sembles Karsenty von der Comédie Francaise, Paris  ,

Volksstimme" mit ,, Le bonheur" auf. In den Kinos wird man in der

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Straßburger   Wochenbericht

Straßburg  , 12. Januar 1934.

Gefährdete Sittlichkeit

Der Präfekt des Bas- Rhin   erließ eine Verordnung, die be­stimmt, daß Zeitschriften und Fotografien sowie Veröf­fentlichungen, deren Inhalt gegen die guten Sitten verstößt oder obszöne Wirkungen ausübt, in Kiosken und Buchhand­lungen, sowie auf der Straße nicht mehr öffentlich ange­boten werden dürfen. Das Verbot gilt auch für Reklame­schilder obszöner oder zweideutiger Art. Die Verord­nung soll dem Schutz des Publikums und der heranwachsen­den Jugend dienen.

Nazimann erschießt sich auf der Rheinbrücke

Vor einigen Tagen spielte sich auf der Rheinbrücke nach Kehl   ein aufregender Vorfall ab. Der Naziführer Spring mann aus Kehl   erschoẞ sich mit seinem Dienstrevolver auf der Brücke, etwa 20 Meter vom deutschen   Zollhaus entfernt. Springmann soll in Kehl   einer der Hauptakteure in der NSBO. gewesen sein. Den Grund für seinen Selbst­mord, für dessen Verübung er sich nicht nur rein zufällig auf die Rheinbrücke begeben haben dürfte, soll einerseits in der Uebergehung Springmanns bei der allgemeinen Pöst­chenverteilung zu suchen sein, andererseits aber auch in ge­wissen Verfehlungen, die er sich mit Geldern der NSBO. habe zuschulden kommen lassen. Gewollt oder un­gewollt hat Springmann mit seiner Tat einen Beweis mehr für die wunderbare Ordnung im dritten Reich" geliefert, für das sich die Elsässer absolut nicht begeistern können.

Strasbourg

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Kali, Erdöl   und Tabak

Die elsässischen Kaligruhen haben zwar ihren Jahresabschlußbericht für 1933 noch nicht veröffentlicht,

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kommenden Woche zwei gute deutsche   Filme mit den aus Deutschland   verbannten Elisabeth Bergner   und Sieg­ fried Arno   sehen.

Der Meistergeiger Adolf Busch   aus Basel   und der be­rühmte Pianist Rudolf Serkin   bestritten das dritte Kon­zert der Société de Musique de Chambre Strasbourg. Wäh­rend am Freitag, 19. Januar Elisabeth Schuhmann und Magda Tagliafero   im 3. Konzert der Ste Philharmonique de Paris   auftreten. Mit einer umfangreichen Ausstel lung seiner Arbeiten, die einen Ueberblick über sein geniales Schaffen geben, ehrt man gegenwärtig im elsässichen Kunsthaus den jüngst verstorbenen Strasbourger Maler Leo E. D. Schnug.

doch läßt sich jetzt schon überblicken, daß die Produktion BRIEFKASTEN gegenüber dem Vorjahr um geringe Mengen gesunken ist. Die Ausbeute an reinem Kali dagegen ist ge­stiegen. Der Verkauf überstieg sogar den vorjährigen um 45 Prozent, so daß die großen Lagerbestände beinahe rest­los umgesetzt werden konnten. In der Kaliindustrie finden jetzt noch rund 7000 Arbeiter Beschäftigung, die Feier­schichten konnten verringert werden. Bleibt der Absatz auch in diesem Jahr dem vorjährigen nur gleich, so wird er eine wesentliche Steigerung der Produktion im Gefolge haben. Man beurteilt in Fachkreisen die Lage als durchaus günstig,

Dr. M., Basel  . Den Grütlianer" legen wir uns zurück. Wir werden gelegentlich auf das Material zurückgreifen.

Die Nachrichten über bedeutende Petroleumlager im Sundga u, vom Rhein   bis in die Belforter Gegend, nehmen gegenwärtig ernsteren Charakter an. Man schätzt die Ergiebigkeit der Lager für ebenso groß, wie die der Lager in der Pechelbronner Gegend, in der bekanntlich schon ganz erhebliche Mengen Petroleum zutage, gefördert werden. Ob die Ausbeute der Sundgauer Vorräte bald be­ginnen wird, steht noch nicht fest.

Die Delegierten der elsässischen und lothringischen Tabakpflanzer diskutierten dieser Tage in Straßburg  die Kontingentierung des Tabakbaues. Nach langwierigen, oft sehr erregten Debatten, in denen die verschiedenen Wünsche vorgetragen wurden, einigte man sich darauf, die Kontingentierung nach dem Prinzip der Qualität vor­zunehmen, überließ aber dem Vorstand die Ausarbeitung der einzelnen Vorschriften.

13 000 Franken auf dem Zentralfriedhof verloren Eine ehrliche Finderin

Ein hiesiger Geschäftsvertreter verlor kürzlich auf dem Zentralfriedhof 13 000 Franken. Er bemerkte seinen Verlust erst vier Tage später. Wie groß war seine Ueber­raschung, als er bei seinem Besuch auf dem Fundbüro in der Blauwolkengasse die 13 000 Franken wieder erhielt. Ein 18jähriges Fräulein Rosenfelder aus Neudorf war die ehrliche Finderin, die von dem Verlierer mit einem ordent­lichen Finderlohn bedacht wurde.

Der verhinderte ,, Globetrotter"

Die Polizei nahm einen 32 Jahre alten Deutschen  fest, der sich als Globetrotter" ausgab und durch den Ver­kauf von Ansichtskarten, auf denen Leistungen verzeichnet waren, die er nie vollbracht hatte, tägliche Einnahmen von über hundert Franken verschaffte. Nun sitzt er in Haft und begegnet damit vielleicht seinem ersten größeren Erlebnis.

Eine Abtreibungsaffäre

Vor einigen Tagen wurde ein hiesiger Arzt verhaf. tet, dem verschiedene Fälle von Abtreibungen nachgewiesen werden konnten. Die Affäre, die bis jetzt drei Verhaftungen nach sich zog, hat allgemeines Aufsehen erregt. Berliner  

. Sie teilen uns mit, daß der protestantische Bischof in der Kirche fir den Reichspräsidenten  , den Reichskanzler und die Hohenzollern   beten läßt. Warum nicht? Wenn ihn doch der Geist Gottes, wie er ihn fühlt, dazu treibt? Wilhelm traut aber anscheinend dem deutschen   Gott noch nicht recht und bleibt trop der Bischofsgebete in Holland  . Er war immer ein vorsichtiger Mann, trop seiner unvorsichtigen Reden.

Saar- Front". Das Saarbrücker   Naziblatt beschwert sich, weil die Regierungskommission des Saargebietes einige unbequeme, aber keineswegs die Zeitungen in ihrer Existenz bedrohende Einschrän= tungen der Preßfreiheit getroffen hat. Uebrigens provoziert durch maßlose journalistische Ausschreitungen der Nazis. Nun schreibt die braune Saar  - Front":

Der Bericht der Regierungskommission, der uns von dieser gestern zur 3wangsauflage gemacht wurde, verstattet zunächst einmal die grundsägliche Erwägung, ob es für eine Regierung, die doch nur auf den befristeten Abruf von 15 Jahren bestellt ist, überhaupt mit derartigen Zwangsmitteln arbeiten darf. Als An­hänger einer Presefreiheit, wie sie zum Lobe und Wohle des deutschen   Schriftleiterstandes nun endlich im neuen deutschen Schriftleitergefeß verantert ist, müssen wir der. Regierungsfom­mission dieses Recht, das sie seit Jahr und Tag für sich in An­spruch nimmt, bestreiten.

Wenn nun die Regierungskommission die Sittersche Preßfreiheit" im Saargebiet einführte? Dann wäre es über Nacht mit der Nazi­presse vorbei. Genau wie früher im Reich, so sind jetzt im Saar­gebiet die Nazis Nußnießer der angepöbelten Demokratie.

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,, Deutsche Freiheit"

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