Braune Gottlosenbewegung Brandstifter
Aus den Kreisen der Freidenkerbewegung wird uns geschrieben:
Wer in der Nähe des Mannheimer Hafens spazieren geht, kann ein eigenartiges Schauspiel erleben. In dem großen Getreidehafen Mannheim kommen Getreidefrüchte aus der ganzen Welt an, denen allerlei andere Sämereien beigemischt sind, die nach der Reinigung des Getreides irgendwohin fliegen und teilweise Wurzel schlagen. So findet man bei dieser süddeutschen Stadt Pflanzen verschiedenster Art aus allen Erdteilen. Unser treuer und fleißiger Parteigenosse Friedrich 3immermann hat dieser„ adventizischen Flora" ein eigenes gelehrtes Buch gewidmet. So eigentartig mischt der Weltengang Ver schiedenartigstes untereinander. Sind es hier Unkrautsamen, die dem Weizen beigemischt sind, so kann umgekehrt anderen Orts unter gesammeltem Unkraut sich auch einmal etwas nahrhafte Frucht finden.
Diesen letzteren Fall erleben wir jetzt in der Glaubens bewegung, die in Deutschland im Anschluß an den großen Umsturz des letzten Jahres hervorgetreten ist und sich mit erstaunlicher Raschheit ausbreitet. Wenn, um das vorauszuschicken, in dem Kampfe, den heute die christlichen Kirchen gegen die unchristliche Staatsvergözung der Erobererbande führen, unsere Sympathie mehr auf der Seite dieser Vertreter einer immerhin geistigen alten Kultur ist als auf der einer rohen Gewaltbewegung, die das deutsche Volk auf die Stufe der Steinzeitkultur zurückzuwerfen sucht, so darf doch nicht verkannt werden, daß unter der Schar irregeleiteter Jdealisten, die heute noch in dem Zuge des neuen Hunnenführers mitlaufen, manche eine Weltauffassung vertreten, die nur von den fantastischen Schnörkeln der alten Wotansromantik und den brutalen Zutaten einer unwissenschaftlichen Rassenselbstvergötte rung gereinigt werden muß, um mit den Erkenntnissen moderner Wissenschaft und geläuterter Lebensanschauung zusammenzustimmen.
Die„ Saarbrücker Landeszeitung", die zwischen ihrer sehr materiell begründeten„ nationalen" Gleichschaltung und ihrer alten katholischen Weltanschauung mit tragi
So, jest kannst du nicht mehr teden!
Dau Holgation
UTION
Enthüllungen über van der Lubbe
komischer Akrobatenkunst pendelt und als einziges noch Zwingende Gründe zum Verbergen
eine gewiffe Redefreiheit genießendes ehemaliges Zentrumsblatt immer öfter gegen die kirchenfeindlichen Gewalttaten ihrer neuen Herren Stellung zu nehmen genötigt ist, behandelt in einer Abhandlung:„ Religiöse Gefahren" die Gedankengänge der neuen, antichristlichen „ Deutschen Christen ", von denen sie eigenartige Proben mitteilt.
War die Reformation auf der einen Seite der Protest innerlicher Religiosität gegen die kirchliche Veräußer lichung des Heiligen, so leitet sie mit ihrer Kritik an der Ueberlieferung zugleich eine Befreiungsbewegung ein, die über Reimarus und Strauß schließlich zu Feuerbach, zur vollen Preisgabe der religiösen Offenbarung mit all ihrer altorientalischen Mystik führen mußte. Diese Ungläubigkeit, die den heutigen gebildeten Protestanten weit von der alten Kirchenlehre weggeführt hat, wurde bisher durch eine äußerliche Scheinreligiosität verdeckt. Die Ehrlichkeit der Leugnung, die bisher fast nur in der Arbeiterbewegung Boden gefaßt hatte, kommt nun in der neuheidnischen deutschen Glaubensbewegung zu stürmischem Ausdruck.
Da hören wir aus einem Buche des Philosophen Bergmann:„ Die deutsche Nationalkirche",„ daß wir Deutschen ... einen trügerischen Fremdgott... von uns stoßen samt der ihm anhängenden Lehre von einer Scheinerlösung". Weiter:„ Der Gott , der in einem Bolksindividuum lebt, ist ein wirklicher Gott, und man kann diesen Gott säubern und züchten durch Erbgesundheitspflege, durch Volkshygiene und Volks ausbildung." Abgesehen von der Rückkehr zu dem Nationalgott der Urvölker und der etwas täppischen Ausdrucksweise, ist das nichts anderes, als was, in vornehmerer Form und schärfer durchdacht allerdings, unsere Freidenker- Philosophie immer gelehrt hat. Zum Täp: pischen, d. h. durch unklare Gedanken und agitatorische Rücksichten Berirrten gehört auch die Verwendung und Umdeutung der überlieferten religiösen Begriffe und Namen, wie wir das aus der Kinderzeit der alten Freidenkerbewgung auch kennen. So, wenn dem Manne die Pflicht auferlegt wird, selbst heiliger Geist und Christus zu sein und seinem Volke( der Mutter Maria) zu helfen
Geschmacklosigkeiten, wie sie keinem geschulten Freidenker unterlaufen würden, aber vielleicht in das Gewirre undurchdachter Freiheitssehnsüchte einer religions
Aus Amsterdam wird uns geschrieben:
Die Erregung der niederländischen Bevölkerung über die Hinrichtung van der Lubbes ist noch verstärkt worden durch die Weigerung der deutschen Regierung, die Leiche dieses gerichtlich Ermordeten nach Holland überführen zu lassen. Wer noch gezweifelt hat, daß an dem rätselhaften Verhalten van der Lubbes in der Verhandlung ein törperlicher Moment die Ursache bildete, der ist jetzt davon überzeugt worden, daß eine unparteiische Untersuchung der Ueberrefte van der Lubbes eine moralische Katastrophe der braunen Gewalthaber bedeuten würde.
Die Erregung der Arbeiterschaft kam zum Ausdruck in drei mächtigen Protest versammlungen, die am Sonntag in Amsterdam stattfanden, zwei davon einberufen von dem Strutkomite der Sozialdemokratie gegen den Faschismus, die dritte vom Metallarbeiterverband. Fünftausend Personen nahmen an den Versammlungen teil. Die Sensation bildete in der Hauptversammlung im Carre das Auftreten des ehemaligen Jugendrichters De Jough, der einem großen Teil der Verhandlungen in Leipzig persönlich beigewohnt hat. Dieser teilte mit: Er habe vielfach versucht, mit van der Lubbe in Berührung zu kommen, aber stets sei ihm jede Unterhaltung abgelehnt worden. Der amtliche deutsche Psychiater habe zu ihm, dem Richter De Jongh, gejagt:„ Man muß van der Lubbe nicht den Eindruck geben, daß man sich um ihn bekümmert." Dabei, so meinte Herr De Jough, habe sich doch ganz Deutsch land, ja die ganze Welt, um van der Lubbe gekümmert, und man habe selbst Minister seinetwegen auftreten lassen! Völlig unbegreiflich ist es auch gewesen, daß der Gerichtsvorsitzende, als van der Lubbe endlich zu reden anfing, die Sigung sofort.
ernannt werden. Die deutsche Religion ist Staats. religion. Private Religionsgesellschaften bestehen nicht. Der Austritt aus der Staatskirche ist für einen deutschen Staatsbürger unmöglich." Das ist das Gegenteil vom Freidenkertum, ist brutale Geistesknechtung, die zum zeichen vorliegen zur Bergottung des„ Führers" kom Zarismus zurück und schließlich- wofür ja schon An men muß. Eine Frau erzählte mir, sie hörte vor zwei Jahren zwei Frauen reden:„ Ich meine, man übertreibt es doch mit dem Hitler. Er ist doch auch kein Gott."- „ Der ist mehr als ein Gott!" Man hat ja auch Die schon Hitler- Hausaltäre, ein Hitler- Vaterunser. ,, Glaubens- und Gewissensfreiheit", die in diesem Rahmen
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unterbrochen habe? Diese Mitteilungen erregten große Sensation in der Versammlung.
Noch eine zweite Erklärung, die Herr De Jongh gegen Schluß seiner Ausführungen tat, zog die Aufmerksamkeit auf sich. Er habe, so teilte Herr De Jongh mit, Vorschläge gemacht, wie er van der Lubbe zum Reden veranlassen könne. Aber sie werden abgewiesen und eine offizielle Persönlichkeit habe ihm gesagt:„ Sie würden den Prozeß nur in verkehrte Bahnen lenken."
Die Mitteilungen dieses ehemaligen Jugendrichters, eines betagten, objektiv seine Worte wägenden Mannes, werfen neue Lichter auf das Geheimnis um van der Lubbe und tragen dazu bei, die mit diesem Opfer aufgeführte gerichtliche Tragikomödie weiter zu entschleiern.
Aber noch ein weiterer Umstand verdient Beachtung. Nach der Hinrichtung van der Lubbes bedeutet die Verweigerung seiner Leiche die zweite Brüskierung der hollän dischen Regierung, deren offizielles Ersuchen um Auslieferung des Leichnams wiederum rücksichtslos ad
acta gelegt worden ist. Glaubt jemand, daß die seit dem Austritt aus dem Völkerbund so geschmeidig und süßlispelnd auftretende Hitlerregierung einem, wenn auch kleinen Nachbarstaat diesen Affront gerade jetzt angetan hätte, es sei denn, daß die wichtigsten Gründe sie dazu zwängen?!
Leipzig , 15. Jan. Die Leiche des am 10. Januar hins gerichteten Reichstagsbrandstifters Marinns van der Lubbe wurde am Montagmorgen in aller Stille unauffällig auf dem Südfriedhof beigelegt. Zugegen waren außer Amtspersonen nur einige Anverwandte.
Hubert Martin, und dem Oberkommissar der Bewegung, Lord Hampton, Unterredungen über die Förderung der Be
ziehungen zwischen den Jugendorganisationen Deutschlands
und Großbritanniens geführt. Die Erörterungen waren auf beiden Seiten von dem Wunsche beseelt, ein gedeihliches Verhältnis anzubahnen. Zu diesem Zweck sind Besuche von Vertretern der Pfadfinderbewegung in Deutschland sowie die Beteiligung von Vertretern der HJ. an Führerlagern in Großbritannien in Aussicht genommen. Der Besuch Nabersbergs in London dient außerdem der Berichtigung irrtüm= licher Auffassungen über die Ausbildung und Ziele der HJ. Pg. Nabersberg und sein Stab beabsichtigen, morgen die Heimfahrt nach Deutschland anzutreten.
philoſophiſch ungeſchulten Gruppe, wie das deutſche verheißen wird, dürfte mit dem Gummiknüppel gesichert„ Den Juden geschicht nichts"
„ gebildete Bürgertum" sie darstellt, passen mögen.
Daß von diesen rassisch besessenen Neureligiösen der Wanderprediger Jesus " als syrischer Semit abgelehnt wird( Rasch ke: Revolution um Gott ") begreift fich danach von selbst. Wie könnte die wilde Brutalität, der unter sozialistischem Namen sich beugende rohe Eigennuß der neuen Herren sich mit der Dulderlehre, dem
mammonfeindlichen Gefühlssozialismus des Urchristentums vertragen. Im übrigen ist die kritische Einstellung zu der alten Lehre seit Strauß Gemeingut aller Frei Benker. Nicht minder die Ablehnung der ganzen Jenseits religion. Wir zitieren nach der„ S. L. 3." noch einen Satz Bergmanns:„ Längst ist nach einem Wort Schillers die Gott heit von ihrem Weltenthron herabgestiegen, und der schöpferische Menschengeist hat sie in seinem Willen auf: genommen und steht Achtung gebietend und Ehrfurcht heischend durch seine Leistungen in Wissenschaft, Kunst und Technik vor uns da. Begibt man sich aber in die Atmosphäre der Kirche, so gilt dort noch immer der Mensch als ein armes und ohnmächtiges Sündenwesen, welches Buße tun und auf die Gnade warten muß, die ihm durch eine transzendente Heilzurüstung zuteil wird... Welch ein Betrefakt ist doch diese Kirche mit diesem Gott im Leben der heutigen Menschheit!"
Besser kann das kein Freidenker sagen. Es fehlt nur die ethische, d. h. sozialistische, und die allgemein menschliche, b. h. internationale Folgerung aus diesen Erkennt
nissen.
Schärfstens abzulehnen aber ist die geforderte neue, alleinberechtigte Staatskirche, wie Bergmann sie verfassungsmäßig so festlegen will:„ Die Kirche ist Staatskirche . Jhr Oberhaupt ist der Reichspräsident. Die Geistlichen haben die Rechte und Pflichten der Staatsbeamten und können nur vom Staat
Prügeln auf den Magen: Amtsenthebung und Gehalts kürzung, gegen die Pfarrer- Rebellen vorgeht. Selbst die Schutzhaft wird angewendet.
So landen wir wieder in der brutalen Gegenwart des Hitlerreichs. Aber darüber wollen wir nicht vergessen, wie das Erdbeben, das die bürgerliche Gesellschaft durch einanderschüttelt, nicht nur die Parteien aufgelöst hat, sondern mit wuchtigem Druck auch an den Säulen der Kirchen rüttelt. Wenn die Gewaltherrschaft der Söldner des Großkapitals fällt, wird die Welt nicht mehr die alte sein. Bergmann spricht von dem„ trügerischen Fremd gott, der uns vor dem Zusammenbruch von 1918 nicht bewahrte". Haben wir das nicht schon vordem gehört? „ Es rettet uns kein höhres Wesen, kein Gott "... Es fehlt nur noch, daß die irregeleiteten braunen Massen die Verse der Internationale zu Ende singen:„ kein Kaiser, kein Tribun. Aus unserm Elend uns erlösen, das können wir nur selber tun!" So wird auch hier die faschistische Gewalt zerstörend auf das Ueberlieferte wie der Wintersturm, der mit den morschen Bäumen aufräumt. Dem Winter aber folgt der Frühling. Er zerschmilzt auch die Eisdecke, mit der die Gewaltherrschaft alles Lebendige zum Stillstand zu bringen gedachte.
Braune Friedenstäubchen Mit den Palmzweigen der Hitlerjugend
London , 16. Jan. Obergebietsführer Karl Nabersberg, Leiter der Abteilung„ Ausland" in der Reichsjugendführung, der sich wie gemeldet zur privaten Fühlungnahme mit den englischen Jugendorganisationen hier aufhält, hat mit dem internationalen Kommissar der Pfadfinderbewegung.
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Edle Gedanken einer deutschen Frauenseele
Im Dortmunder„ General- Anzeiger " schreibt eine deutsche Hausfrau:
Als deutsche Hausfrau taufe ich selbstverständlich nur in deutschen Geschäften und habe aus einem persönlichen Gefühl heraus jüdische Geschäfte gemieden. Geradezu als Belästigung empfinde ich es in letzter Zeit, daß die jüdiſchen Geſchäfte
macher, denen die anständigen Tageszeitungen ihre Spalten für die marktschreierischen Inserate verschlossen haben, sei es als Wurfsendung durch die Post oder durch besondere Boten die Reklamen besonders ins Haus schicken. Selbst Postsen
dungen im Umschlag, allerdings ohne Absender- Adresse, fom
men von Zeit zu Zeit als Drucksache ins Haus geflogen. Auch die Automobile der jüdischen Geschäfte sind in letzter Zeit neutralisiert worden, und die Reklamebepinfelung ist einem Begrüßenswert ist es, daß sehr viele größere Geschäfte auch hier in Dortmund sich dem jüdischen Einfluß entzogen haben und sowohl durch entsprechende Zeitungsinserate als auch durch Aushang einer meterlangen Hakenkreuzfahne nach außen hin dokumentieren, daß nunmehr die Gleichschaltung vollzogen ist und daß der Verbraucher hier nunmehr wieder ruhig kaufen kann. Recht eigenartig mutet es dabei allerdings an, wenn in einem solch gleichgeschalteten größeren Geschäft das Publikum nach wie vor von waschechten Juden sich bedienen lassen muß. Eine deutsche Hausfrau muß es sich schon ganz energisch verbitten, in eine solche Situation gebracht zu werden, und ich babe in diesem Falle die Konsequenzen gezogen und habe ohne Kauf das Geschäft wieder verlassen. Es drängt sich dabei aber ganz spontan die Frage auf, ob die nach außen gezeigte Gleichschaltung auch wirklich ernstlich durchgeführt ist? Wenn ia", dann wäre von der Geschäftsleitung doch wohl zu erwarten, das jüdische Personal, soweit es auf einmal nicht an die Luft gesetzt werden kann, nicht mehr auf die deutschdenfende Kundschaft loszulassen, sondern dieses im internen Betrieb zu verwenden.
Mit Deutschem Grußl
Unterschrift.