almis

Herrliche Zelten...

Kraft durch Freude!

Man schreibt uns aus dem Reiche: Endlich hat der Führer der Deutschen Arbeitsfront das Mittel gefunden, wie man die Arbeiter satt macht. Man höre und staune, Kraft durch Freude, also durch Freude. Ihr Mediziner oder Wissenschaftler, was seid ihr doch Stümper, daß ihr behauptet, der Mensch brauche so viele Fettstoffe, so viel Vitamine usw. Jm dritten Reich werden sie einfach durch Freude fatt gemacht. Es wird kommandiert: Stillgestanden, Maul auf( fonst muß es ge­halten werden), und jeder bekommt seine Portion Freude. Wie dieselbe verpackt ist, wird noch bekanntgegeben.

Wie ist es auch anders möglich. Die folgende Auf­stellung der notwendigsten Lebensmittel, die auch von dem verbohrtesten Hitleranhänger für richtig anerkannt werden muß, besagt alles.

Art der Lebensmittel

Einkauf Verkauf Teuerung Dezember Dezember

Holländisches Schmalz pro Pfund 0,44 0,82

in

1932 1933 Mt.

1932 1933 Mr.

Prozent

0,55 1,-

83

Margarine pro Pfund

Salatöl pro Liter

Retosfett pro Pfund

0,24 0,81 0,50 1,05 0,60 1,25 0,32 0,53 0,38 0,65

0,90 0,90

200

108

71

Nierenfett pro Pfund

Erbsen pro Pfund

0,16 0,28

0,30 0,55 0,88 0,65 0,20 0,35

Bohnen pro Pfund

0,09 0,12 0,12 0,17

71 75 41

Linsen pro Pfund

0,12 0,17

0,16 0,22

Sauerkraut pro Pfund

0,07 0,14

0,12 0,18

37 250

Chesterkäse, 30% Fett, p. Pfd.

0,60 0,75

0,801,-

Emmentaler Käse pro Pfund

0,90 1,20

1,20 1,40

Holländerkäse, 45% Fett, p. Pid.

0,78 0,92

1,- 1,20

20

Limburger Käse pro Pfund

0,38 0,45

0,50 0,60

20

Schmierseife pro Pfund Kartoffel, Industrie, 10 Pfund

0,11 0,16

0,15 0,20

33

0,21 0,32 0,27 0,40 0,085 0,11

0,10 0,13

50 33

0,90 1,15

81

Gier pro Stüd

Eped, mager, pro Pfund Sped, fett, pro Pfund Molkereibutter pro Pfund

0,80 1,05 1,30 1,70

25

30,8

Alle sonstigen Fleisch- und Wurstwaren sind um 20 Proz. im Preise gestiegen. Zum besseren Verständnis des Margarinepreises fet gesagt, daß es drei Sorten gibt, und zwar zu 0,66, zu 0,98 und 1,10 Mk. Wir haben nur den Durchschnittspreis genommen, und das sind 0,90 Mk.bid Wenn man bedenkt, daß seit Dezember 1932 die Löhne niedriger wurden und die sonstigen Einkommen ebenfalls gekürzt wurden, dann sieht man, daß es wirtschaftlich beffer" geworden ist. Auf die Frage, wie es den Mittel ständlern und dem Bauer besser" geht, kommen wir noch zurück.

wildad A

22 v. H. Sozialbeiträge

Und die Steuer kommt noch dazu

M

Von dem Verlag Reimar Hobbing wird ein Buch an­gekündigt Sozialpolitik im Neuen Staat". Als Ver­

etn in schriftlicher Urfunde feierlich einzugehendes gegent= seitiges Treueverhältnis, das durch den Handschlag zu befräftigen ist. Bei der Einstellung seien in der Gegenwart Nationalsozialisten zu bevorzugen. Ja, es wird sogar eine Umgruppierung in der Stellen­beseßung innerhalb der Betriebe verlangt zum Ausgleich der Fälle, in denen Nationalsozialisten sich früher nicht hoch­arbeiten konnten. Für verheiratete Arbeitnehmer, Arbeit­nehmer über 30 Jahre oder mit einer Beschäftigungszeit von 5 Jahren in demselben Betriebe wird eine Kündigungsfrist von 3 Monaten gefordert, wobei die Kündigung von einer Genehmigung eines Gewerberates abhängig gemacht wer= Anrufung des Arbeitsgerichtes zulässig sein. Ueber die Ein­den soll. Gegen die Entscheidung des Gewerberates soll die haltung des Arbeitsvertrages als Treuverhältnis sollen Arbeitsehrengerichte wachen, die Geldstrafen bis zu 1000 RM. und Eintragungen in den für alle Arbeiter zu schaffenden Arbeitspaß verhängen bzw. verfügen können. Schuhmann und Bruder wollen eine Zusammensetzung des Lohnes aus Grundlohn, Leistungszuschlag und Gewinnanteil. Der Grundlohn soll durch staatliche, d. h. öffentlich- rechtliche Tarife festgelegt werden, wobei ein

wird, ist in zahlreichen Großbetrieben des Westens, die e eingeführt hatten, wieder fallen gelassen worden. Die Ge­werbeaufsichtsbeamten müssen zugeben, daß die Mitteilung aus Düsseldorf , wonach in einem Falle das Einkommen der Arbeiter unter die Säße der Erwerbslosen - Unterstützung ge= fallen waren, auch für andere Gebiete zutreffen dürfte". Neue Wohlfahrtspflege

20

Aus der Zeitschrift Freie Wohlfahrtspflege" sieht man, wie nun die Fürsorge durchgeführt wird. Der Ausspruch Nietzsches Was fällt, soll man auch noch stoßen" ist sozusagen das Motto der Fürsorge", wie sie das dritte Reich" versteht, geworden. Eine Dr. Emmy Wagner beginnt mit diesem Sak Nießsches ihre nazische Fürsorgetheorie und der Pfarrer Dieing ruft freudig aus: Die Begriffe würdig und un­würdig gelten wieder in der Fürsorge."

Würdig ist der Pg. und derjenige, der Nazismus heuchelt. Die anderen find unwürdige Untermenschen.

Reichstarif für jeden Berufszweig diefen staatlichen Zari Ruin der Sozialversicherung

darzustellen hätte. Wenn notwendig, sollen örtliche bzw. be­triebliche Tarife durch die Arbeitsämter unter Anhörung der Verbände festgesetzt werden. Die Arbeitsfront - Führer be­merken hier selbst, daß es verfrüht wäre, die Tariffest­setzungsbehörde schon jetzt endgültig bestimmen zu wollen, da die künftige berufsständische Ordnung der Wirtschaft noch nicht in allen Einzelheiten flar vorliege.

Für die Sozialversicherung wird der Vorschlag der Vereinheitlichung und Uebertragung an die Arbeits­front wiederaufgenommen, der vor einiger Zeit in der Def­fentlichkeit starf diskutiert wurde. Durch die Sanierung der Invalidenversicherung, mit der zugleich eine Entscheidung gegen die Zusammenfassung der Sozialversicherung in einer Hand gefällt wurde, ist dieser Vorschlag überholt. Dennoch interessieren einige Einzelheiten: Die Reichszuschüsse sollen wegfallen. Der Arbeitgeberbeitrag soll durch eine einmalige Lohnerhöhung von 8 v. H. feine Ablösung für immer finden. Der Arbeitnehmer soll an die Deutsche Arbeitsfront etwa 20 v. H. feines Lohnes als Beitrag zahlen, womit der Bei­trag für die Rentenversicherung, die Krankenversicherung, die Arbeitslosenversicherung und für die Arbeitnehmerverbände bzw. die Arbeitsfront einheitlich verwaltet werden. Neben sie wollen Schuhmann und Brucker noch eine allgemeine tige 2 v. H. feines Einkommens zahlen soll, von der aber nur Altersversorgung stellen, zu der jeder Steuerpflich im Falle der Bedürftigkeit im Alter eine laufende Unter­stüßung etwa in Höhe des doppelten Richtsabes der öffent­lichen Fürsorge zur Auszahlung fommen soll.

Aus dem reichen Material sei noch die Stellungnahme zu der Lehrlingsfrage hervorgehoben. Das Buch fordert cin allumfassendes und in sich gefchloffenes Reichsgefeß", von der Geburt bis zur Reifeerflärung( Bolljährigkeit) das schüßend und betreuend das ganze Leben des Kindes überwacht." Es soll erstrebt werden, daß in Aufunft jeder Deutsche eine Lehrzeit durchlaufe. Auch die Tätigkeit des Landarbeiters, auch die der Hausangestellten soll grundsätz­lich gelernte Arbeit werden. Grundlage des Lehrverhält nisses soll der Lehrbrief sein. Das Lehrverhältnis wird als ein Erziehungsverhältnis bezeichnet. Die Lehrstellen­permittlung nur in anerkannte Lehrbetriebe- soll be sonders geregelt werden, wobei die Vermittlungsstellen an Bedarfszahlen gebunden sein sollen, die von den berufs= ständischen Stellen zu errechnen und festzulegen wären.

fasser zeichnen Walter Schuhmann , der Führer der Lohndrückerei

NSBO. und des Gesamtverbandes der deutschen Arbei­ter, und Ludwig Brucker , sein Stellvertreter im Gesamt­verband.

Die Sozialpolitik, so schreiben Schuhmann und Brucker, foll ein Teil der nationalsozialistischen Staatspolitik fein. Jm engeren Sinne bezieht sich für sie die Sozialpolitik praktisch nur auf den in abhängiger mirt chaftlicher Lohnarbeit stehenden Volks genoffen, damit auf den Arbeiter und An gefeilten". Betont wird besonders, daß mit dem Unfug, körperliche Tätigkeit zu mißachten", unbedingt gebrochen werden muß. Für das Volk sei die Arbeit des Fensterputzers ebenso notwendig wie die des Staats mannes. Deshalb dürfe die Bewertung der Arbeit und

damit des einzelnen Menschen nur die Art und Weise zum Maßstab nehmen, in der der Mensch seiner Aufgabe entspricht".

Wie soll das Arbeitsvertragsrecht gestaltet wer den? Für den Nationalsozialismus ist der Arbeitsvertrag

Frauentarif für Textilarbeiter

( Jupreß.) Der Treuhänder der Arbeit für Westfalen , Dr. Klein, bat einen Zusak zu dem Manteltarif für die Textilindustrie, Bezirksgruppe Münster , erlassen, der mit sofortiger Wirkung in Kraft gesetzt ist: Treten in Abtei­lungen, die bisher nur mit weiblichen Arbeitern besetzt waren, infolge der Notmaßnahmen zur Behebung der Arbeitslosigkeit anstelle von ausgeschiedenen weiblichen Arbeitskräften Männer ein, so gilt als Berechnungs­grundlage der Frauen affordrichtiab." Die Männer können einen prozentualen Zuschlag erhalten.

Elend

Lohn geringer als Erwerbslosenunterstützung ( Inpreß.) Das sogenannte Krümpersystem", bei dem die Arbeit eines Boubeschäftigten auf zwei Kurzarbeiter verteilt

Cotys Glück und Ende

Uebelriechender Ausgang einer wohlriechender Karriere

Von Paul Szende

Wie wir berichtet haben, ist L'Ami du Peuple ", das Tageblatt des Pariser Parfümfabrikanten Goty, gerichtlich versteigert worden. In dem Lärm des Senfationsstandals Stavisfy soll der typische Fall des politischen Finanziers Coty nicht untergehen. Alexander Pope , der große englische Dichter, schrieb ein­mal: Der Schurke, der um feine Einfünfte tam, wurde was zweifellos zeigt, daß der Patriotismus als politisches Geschäft schon im England des achtzehnten Jahr­hunderts eine marttgängige Ware war. Wir wollen nun eine Karriere besprechen, die in der entgegengefeßten Richtung verlief: der Schurfe erwarb zuerst ein großes Vermögen und dann wurde er ein lauter Patriot.

-

Ein französischer Parfümfabrikant, der, aus Korsika stam­mend, in seiner Jugend noch den italienischen Namen Spoturno trug, brachte ein großes Vermögen zusammen. Er kam aus den Niederungen des Lebens, auch mit der Justiz hatte er gelegentlich zu tun: allerdings find die betreffenden Berichtsaften später, als er schon ein reicber Mann was, aut Nimmerwiedersehen verschwunden. Er legte sich gebührenfrei den aristokratisch flingenden Ramen Coty , bet und ent: Kriegszeit und noch mehr in der Inflationsperiode verviel­pidelte den Ehrgeiz, eine politische Rolle zu spielen. In der hauptsächlich durch umfangreiche Valutaschiebungen zur Beit bes Frankensturges; man schäßte damals sein Vermögen auf mehrere hundert Millionen. Mit dieser mächtigen Rüstung trat er in die politische Arena. Zu den Legenden, die die kapitalistische Presse in der öffentlichen Meinung zäb und zielbewußt zu verbreiten judi und gewöhnlich mit Erfolg gehört auch das Märchen in der Politit. Der Mann ohne Vermögen- so lautet on ber Uneigennügigkeit bes reichen Mannes fann immer Versuchungen des Reichwerdens erliegen. Reichtum hingegen sichert Unabhängigkeit und schützt bor Verlockungen, denn der reiche Mann ist schon gesättigt und gegen den Reiz des Gelderwerbes abgeſtumpft. Die Riefensumme, die den höchsten Anforderungen der Legende

bie

Learnbe

-

zu entsprechen vermochte, und so war der Weg für die poli­tische Führerrolle Cotys freigemacht.

Ein moderner Führer ist ohne eine große politische Tages­zeitung undentbar. Zuerst erwarb Spoturno- Goty die alte Zeitung Figaro", die einmal das führende franzöfifche Lite­raturblatt gewesen, und als erstes für die Revision des Drey­fus- Prozesses eingetreten war. Infolge ständiger Geldnote gelangte die Zeitung später in die Hände übelster Geschäfts­leute, die sie dann an Goty verschacherten. Das Blatt erschien aber mit Ausschluß der Oeffentlichkeit und konnte daher den unbändigen Ehrgeiz des Herrn Coty nicht befriedigen. Ihm schwebte eine Dittatur vor, mit seiner höchsteigenen Person an der Spize: beschloß daher, eine eigene Zeitung zu grün­den, die dem Volt die frohe Botschaft einer neuen politischen Ordnung verkünden sollte. Schon bei der Wahl des Titels

beging er eine arge Unkorrektheit, er gab ihm den Namen L'Ami du Peuple "( Der Freund des Volkes). So hieß die Zeitung Marats , des großen Volfstribunen der franzö­ ſiſchen Revolution, in der dieser Tag für Tag für die Hin­richtung der Monarchisten, Aristokraten, der großen Schieber und Kriegsgewinner eintrat. Spoturno- Goty, ſelbit Striegs­gewinner und Schieber, enteignete biefen Namen und gab ihn einem Blatte, das der monarchistischen und antifozia­liſtiſchen Propaganda dienen sollte: die faschistische Reaktion entweiht das revolutionäre Gewand. Um eine Riefenauflage au erreichen, warf er fein Blatt spotibilita auf den Markt, et verlangte für die Nummer 10 Centimes. Das Syndikat der Pariser großen Preise, die sich vor der Konkurrenz fürchtete, sezte zuerst das Blatt unter Boykott, mußte aber den Kampf aufgeben, denn Goty brachte in das Geschäft nicht nur die eigenen fünfhundert Millionen mit, er verfügte, als Freund des Faschismus, außerdem über na baile taties nische Subventionen, deren Höhe anfangs gleichfalls in die Millionen ging.

Der Besitz eines großen Blattes war für ihn auch auß andern Gründen eine Lebensnotwendigkeit. Es gab kaum ein Gebiet der Strafaefebe, mit dem seine Geschäftsführung nicht in peinliche Berührung gekommen wäre, namentlich liefen gegen ihn Strafverfahren wegen vielfacher Steuerhinter­zichungen, Balutenschiebungen und anderer Betrügereien. Ein solcher Mann fann eine einflußreiche und verbreitete

Nicht der Oeffentlichkeit übergeben

Aus einem Artikel von W. Dobbernack geht hervor, daß das Reichsarbeitsministerium eine der Oeffentlichteit nicht übergebene versicherungsmathema­tische Bilanz über die Invaliden- und sonstigen Renten­versicherungen unter Berücksichtigung der derzeitigen Lage als Grundlage für seine Maßnahmen hat anfertigen lassen". Was gehts schließlich die Versicherten auch an, was man mit ihrem Geld eigentlich anfängt. Aber es muß bei den Renten­versicherungen sehr gut aussehen, wenn man die Bilanzen nicht vorzulegen wagt. In den berühmten Jahren der Schmach und Schande war jede korruption" aus den B- lanzen zu ersehen; da nun Bilanzen nicht der Oeffentlichkeit übergeben" werden, ist keine Rorruption zu finden, und da feine Korruption zu finden ist, gibts natürlich feine Korrup­tton. Klar wie das Sodawasser des Herrn Reichsarbeits­ministers.c

Bankrott

Die Soziale Zukunft", Berlin, beschäftigt sich ausführlich mit der wirtschaftlichen Lage der Apotheker: Selbst wenn man den durchschnittlichen Zinssatz für das Betriebskapital auf nur 6 v. 5. festlegen und als Durchschnittsvergütung für die eigene Tätigkeit eines Apothekers monatlich 500 Reichs­mark zu Grunde legen wollte. müßte der Nettoertrag einer Apotheke bei einem durchschnittlichen Betriebskapital von nur 40 000 Reichsmark fährlich 6000 Reichsmark per­sönliche Vergütung und 2000 Reichsmart 3insertrag sein. Solange eine große Zahl, wenn nicht gar die Mehrzahl von Apotheken hinter diesem Durchschnittsertrag wesentlich zu­rückbleibt, fann man die wirtschaftlichen Verhältnisse des Standes der Apotheker als nicht gesund aussprechen. Es ist auf die Dauer unmöglich, daß eine Helferin mehr verdient als der Inhaber. Wenn bereits im Jahre 1927 rund 16 v. H. der Apotheken einen Umsatz von weniger als 20 000 Reichs­mark hatten, ist es wohl taum zu hoch gegriffen, wenn man den Prozentsatz dieser Apotheken heute auf 20 v. H. der Gesamtheit ansetzt. Die oben wiedergegebenen Feststellungen der Apothekenbuchstelle zeigen aber auch, daß die Erträge der Apotheken mit Umfäßen von 20.000 bis 30 000 Reichsmark noch völlig ungenügend find. Man wird daher kaum über­treiben, wenn man annimmt. daß etwa ein Drittel der Apotheker unter den heutigen Verhältnissen wirt= schaftlich nicht lebensfähig ist."

Flugrisiko

Auf der Generalversammlung des Vereins deutscher Lebensversicherungsgesellschaften gab es eine lange Aus­sprache über das Flugrisiko in der Lebensversicherung. In der Erörterung fam zum Ausdruck, daß die Gesellschaften bereit sind, in der Gestaltung ihrer allgemeinen Ver­ficherungsbedingungen für die Lebensversicherung dem Be­dürfnis nach Deckung des Flugrisikos in möglichst weit­gehendem Maße entgegenzukommen."

Die Deutsche Freiheit" hat bereits darauf hingewiesen, daß jeder Offizier des Heers und der Marine zu einer Lebensversicherung verpflichtet ist. Die meisten dieser Ber­ficherungen laufen bei der Beamtenversicherungsgesellschaft. Für die Flieger hat man nun die privaten Gesellschaften ein­gespannt. Aus der Formulierung des Protokolls sieht man, daß der Verein deutscher Versicherungsgesellschaften sich mit dem Flugrisiko auf Wunsch eines Außenstehenden befaßt hat.

Zeitung sehr wohl brauchen; sie ist die beste Waffe, Staats­anwälte, Richter und Regierung einzuschüchtern, und unan­genehm gewordene Geschäftspartner zum Schweigen zu bringen.

Im übrigen verfolgte der Ami du Peuple" die übelfte nationalistische Heppolitif. Sein Chefredakteur war ein ge= wesener revolutionärer Sozialist und wütender Antimili­tarist, der zur Zeit des Dreyfus- Prozesses alle Offiziere des Generalstabes an die Laternenpfähle bringen wollte; dreißig Jahre später verlangte der Renegat dieselbe Todesstrafe für alle Gegner, die nach seiner Behauptung nicht die echten und rechten Patrioten waren.

Alle diese Tatsachen waren allgemein bekannt; solange aber Coty noch über die fünfhundert Millionen verfügte, blieb er der große Mann in der Politik, dessen Aeußerungen rechts­stehende Blätter als übernatürliche Offenbarungen ver­öffentlichten. Er verhandelte mit Regierungen von gleich zu gleich, die Behörden wagten es nicht, rechtskräftige Urteile in Steuer- und Währungsbetrugsfachen gegen ihn zu voll­strecken. Sein Blatt war schlecht redigiert, langweilig, fogar lächerlich. Lächerlichkeit tötet gewöhnlich aber einer halben Milliarde gegenüber versagt selbst der Tod. Coty organisierte faschistische Gruppen und umgab seine Person mit einer Leib­garde: Spoturno nahm Herrscherallüren an.

Die Weltwirtschaftsfrise hat neben anderen unangenhemen

Wirkungen doch auch den Charfater eines großen Enthül­

lungsprozesses: alle Größen der herrschenden Ordnung wer den gewogen und die meisten leicht befunden. Diesem Schick­sal konnte auch Spoturno nicht entrinnen. Sein Vermögen begann zusammenzuschrumpfen. Zuerst stieß er die kleineren Zeitungen und politischen Unternehmungen ab, dann mußte er den Preis seines Blattes auf fünfzehn Gentimes erhöhen, später stellte er die Abendausgabe des Blattes ein. Nun kommt die letzte Szene des politischen Abenteuers, das sich historisch geschminkt, als politisches Drama aufzutun gewagt batte und jest wie eine Schmierenpoffe endet: mit der Ver­steigerung eines übelbeleumundeten Blattes. Det Entwid lungsprozeß Spoturnos fehrt zu seinen Anfängen zurück: Schieber reicher Mann großer Patriot- Pleite Schieber. Doch es kann eine Auferstehung für ihn geben. Wenn es ihm gelingt, aus der großen Insolvenz beträchtliche Vermögensteile ins Trodene zu bringen, und wenn er wie­der bereit sein wird, wesentliche Teile diefes den Gläubigern entzogenen Vermögens für die Zwecke einer nationalistischen Berbeßungspolitik zur Verfügung zu stellen; dann kann Spoturno noch einmal als Francois Coin in die Ehrenhalle der großen französischen Politiker aufgenommen werden,