Ein Naziführer- Emigrant
119033
allo
ional sar
EIV
Idealismus?- Materialismus?
In den drei voraufgegangenen Artikeln habe ich mich grundsäglich mit der allgemeinen deutschen Lage und ihren Entwicklungsaussichten, mit Antisemitismus und zuletzt mit der Weltanschauung Hitlers befaßt. Damit kamen wir zu seiner Person, die in diesem und dem nächsten Artikel näher beleuchtet werden soll, so wie wir fie früher, als wir noch ungeschult waren, gesehen haben und auch so, wie mi sie heute durchschauen und erkennen. Dazu werfe ich für diesen Artikel die obigen vier Fragen bezüglich des Wesens Hitlers auf und bereite mit deren heutiger Besprechung das Verständnis der positiven Ant wort vor, mit der ich den nächsten Artikel abschließen möchte.
mod Bergegenwärtigen wir uns noch einmal die im letzten Artikel behandelte Weltanschauung Hitlers . Wir erkannten, daß ihr Ausgangssatz mit dem wichtigsten alttestamentlichen Religionsgrundsage Drommen gleich lautend ist! Dort wie hier fistDas ewige Leben des Volkes" alle religiöse Wertu das Einzelindividuum hat dagegen keinerlei besondere und persönlich bleibende religiöse Bedeutung( selbst beten sollte der Israelite nur gemeinschaftlich!). Ich wiederhole den Satz der Bückeburger Hitlerrede vom 1. Oktober 1933: „ Das einzelne Individuum ist vergänglich; das Volk ist bleibend."
leber den wahren Inhalt dieses Wortspieles kann uns sein blendender Redeglanz nicht mehr hinwegtäuschen. Von dieser Grundhaltung aus rückt Hitler planmäßig den Begriff„ Mensch" aus der Sicht und schreibt Seite 147 in Mein Kampf ":
"
" Die Natur kennt keine politischen Grenzen. Sie jetzt die Lebewesen zunächst aut diesen Erdball und sieht dem freien Spiele der Kräfte zu. Der stärkste an Mut und Fleiß erhält dann, als ihr liebstes Kind, das Herren recht des Daseins zugesprochen."( Sperrung von mir.) Seite 144 und an vielen anderen Stellen desselben Buches begründet Hitler dieses Herrenrecht mit dem ,, Ewigen Selbsterhaltungswillen der Natur". Heute wissen mir, daß diese Begründung nicht sein Geistesgut, sondern dem vierzig Jahre alten„ Weisen von Zion ", 22, II und III und anderen Stellen entnommen ist, doch zitiere ich hier nur die bezeichneten wichtigsten:
Was hat die Raubtiere, die man Menschen nennt, in Schranken gehalten? Wer hat sie bisher geleitet? Zu Beginne der gesellschaftlichen Ordnung fügten sie sich der rohen und blinden Gewalt, dann dem Gesetze, das nichts anderes ist als die gleiche Gewalt in verschleierter Form. Daraus folgere ich: nach den Naturgesetzen liegt das Recht in der Macht... Wenn die Zügel der Verwaltung am Boden schleifen, dann erfaßt nach den Naturgesezen eine neue Hand die Zügel und zieht sie an; denn die blinde Masse des Volkes fan'n nicht einen Tag lang ohne Führer sein. Die neue Macht tritt an die Stelle der alten, welche der Liberalismus zermürbt Der große Haufe, der sich ausschließlich von seichten Leidenschaften, Aberglauben, Gewohnheiten, Ueberlieferungen und gefühlvollen Lehrsäßen leiten läßt, verstrickt sich in den Parteigeist, der jede Möglichkeit einer Verständigung ausschließt, wenn sie auch auf Grund gesunder Vorschläge angebahnt wird..... Unser Recht liegt in der Stärke. Das Wort„ Recht" ist ein fünftlich gebildeter und durch nichts bewiesener Begriff. Er bedeutet nicht mehr als:„ Gebt mir, was ich wünsche, da mit ich einen Beweis dafür habe, daß ich stärker bin als ihr." Wo fängt das Recht an, wo hört es auf? In einem Staate, in welchem die Macht schlecht geregelt ist, in welchem die Gesetze und der Herrscher durch zahlreiche Gesetze des Freisinns machtlos geworden sind, schöpfe ich ein neues Recht: mich nach dem Rechte des Stärkeren auf die Verwaltungen zu stürzen, meine Hand auf die Geseze au legen, alle Einrichtungen umzubilden und der Herr derer zu werden, die uns ihre Macht freiwillig aus„ Liberalismus" überlassen haben."
zu
Diese den Hitlerreden völlig gleichklingenden Gründe find in verschiedenen Hinsichten nur scheinbar logisch, gemessen an Wahrheit und Wirklichkeit. Wesentliche Tatsachen werden völlig übersprungen; die wichtigsten:
Verstand und Vernunft sind diejenigen vorzüglichsten Gaben, mit denen die Menschen vor den Tieren ausgezeichnet und überhaupt erst unterschieden sind. Aus diesem Verstande und aus dieser Vernunft wurde lange vor Hitler die menschliche Einsicht geboren, daß das Zusammenleben durch Gesetze geregelt bleiben muß. Verstand und Vernunft fordern heute noch von diesen Gesegen innere Wahrheit und innere Gerechtigkeit. Aber die kapitalistische Weltordnung hat vermöge ihrer un gezählten Hilfsmittel im Elternhause( Beschränkung der Lebens- und Bildungsmöglichkeiten durch Not und Ar mut), in Schule( kapitalistisch- unterwürfig orientierte Nohrpläne) und Kirche( Predigt der Demut, Seligpreisung der Armut und der Unterwürfigkeit) den weitaus überwiegenden Teil der Menschen noch bis heute von den Quellen der naturgewollten Ausbildung und Benutzung ihres Verstandes und ihrer Vernunft ferngehalten.
Dadurch entstand erst der große, denkunfähige Nach läuferhaufen, welcher von Hitlers primitiver Propaganda angesprochen und folgerichtig„ verstanden" wurde! Lassen Sie mich hier noch bemerken, daß die sozialistischen und sozialdemokratischen Führer diesen Haufen längst nicht mehr erreichen konnten, weil Denken und Verstand dieses Haufens um den Wert des Fortschrittes einer Zeitspanne von mine jozialist besser gefag Burückgeyuin.
Fanatismus?
lich, daß Hitler immer und immer wieder sein Liedchen vom vierzehnjährigen Margistenregimente singen konnte, ohne daß ihm der große Haufe entgegnete, daß mindestens seit 1923 Spießbürgertum und Kapitalismus Hand in Hand Deutschland regiert haben. Nur so ist es begreiflich, daß die Masse der von Fritz Reinhardt München zentralamtlich instruierten Naziredner Februar 1933 ihrem Führer nicht entrüstet die ihnen mit dem„ amtlichen Redemateriale" vorgelegte Tabelle:„ Die Reichskabinette von 1918 bis 1932" vor die Augen gehalten haben!
im
Aber selbst nur sehr wenige mittlere und obere NSDAP. - Führer legen sich gegenüber den hitleristischen Angriffen gegen die Sozialdemokratie Rechenschaft ab über die Tatsache, daß jene Bewegung ja nicht bloß ſozialistisch, sondern auch demokratisch und damit von den Wählern abhängig war, die Hitler in seinem „ Mein Kampf " so schön„ Stimmvieh" nennt. Ob die Demokratie in ihrer von der SPD. gehandhabten Form für den Schulungsgrad der deutschen Wählermasse taktisch verfrüht war, wird die Geschichte der kommenden Entwicklung ausweisen müssen. Es ist außerordentlich aufschlußreich, zu lesen, was dazu die Jrrenärztin Dr. von Kemniz, jetzt Mathilde Ludendorff , in der umfangreichen Broschüre Jnduziertes Jrresein" geschrieben hat, wenn man ihr auch in den religiösen und politischen Erörterungen dieser Schrift keineswegs folgen kann. Es kommt mir nur auf ihre psychiatrischen Dar legungen an, die sehr richtig auf die folgende Feststellung hinauslaufen: durch Jahrzehnte, ja Jahrhunderte hin durch sind mittels immer gleichgebliebenen Lehrsägen und Predigten, mit immer gleichgebliebenem Anschauungs unterrichte, den die im Grunde ständig gleichgebliebenen Geschehnisse des kapitalistisch geregelten täglichen Lebens den Menschen darboten, die Erkenntnis, Denkund Urteilsfähigkeit der breiten Massen eingeklemmt und so allmählich dazu gezwungen worden, immer wieder von denselben falschen, ihr vorgepredigten und vorgelebten, vorgeblich natürlichen"„ Grundsäßen" aus zu denken! Da mit beginne dieses Denken heute stets an einem der wirk lichen und natürlichen Lage der Welt und der Menschen durchaus nicht entsprechenden Punkte, und wenn dieses Denken dann auch noch so logisch weitergebaut erscheine: es sei doch falsch, weil es auf wirklichkeits widrigem Ausgangssage beruhe. Diese Meinung ist wissenschaftlich durchaus richtig. Den falschen Ausgangssatz nennt der Psychiater eine„ Paranoia", zu deutsch etwa„ Weggerückt von der Wirklichkeit"; der so Erkrankte wird mit„ Paranoiker"( Verrückter) bezeich net. Ich komme auf diese übrigens auch allgemein interessanten Punkte im nächsten Artikel noch eingehend zu sprechen; hier war mir zunächst darum zu tun, wesentliche ideologische Folgerungsfehler der Machttheorie des Hit lerismus und den Grund seiner Wirkung auf die Massen nachzuweisen.
itlerid
Die hitlersche Theorie erscheint uns nicht nur unlogisch, sondern bei näherem Ueberlegen auch ungerecht. Wenn der Starke nehmen würde, was dem Schwachn tatsächlich unerreichbar wäre, und dabei dem Schwachen das Seine lassen würde, obschon der Starke es kraft seiner Macht nehmen könnte, würde ein idealistisches Handeln vor liegen; auf Völker als Einheiten bezogen etwa, wenn ein starkes Volk eine einem schwächeren unmögliche schwie rige Kolonisation( Urbarmachung) auf sich nehmen würde. Dem zwar geistig minderwertigen, aber körperstärkeren Menschen das„ Recht" des„ Herrenmenschen" über seinen geistig höher stehenden, aber körperschwächeren Mit menschen einräumen heißt doch nur: Unwissende Brutali tät an die Stelle vernünftigen und idealistischen Denkens und Handelns zu setzen. Das brutale Handeln ist stets auf einen ureigenen Zweck des Handelnden abgestellt und somit platt materialistisch. Zusammenfassend können wir somit sagen, daß die Grundhaltung, welche Hitler dem Einzelmenschen und dem Volke abverlangt, von einem Verstand und Vernunft der Mitmenschen leugnen den, somit irrigen Ansatze ausgeht, atheistisch( die uns mittelbaren ewigen Beziehungen Gott - Mensch leugnend) im Sinne christlicher und verwandter Religionsauffassung und materialistisch in ihrem Zweckstreben ist.
Abenteurertum?
Es bleibt uns noch die Frage, ob das idealistische Ziel „ Die Rettung der deutschen Nation", welches Hitler bei spielsweise im großen Regierungsaufrufe nach der Machtübernahme predigte, ihn in seine heutige Position hinein getrieben hat. Die Antwort vermittelt uns sein Buch „ Mein Kampf ". Er schildert dort seine Eindrücke von Verhandlungen im buntsprachigen Parlamente der VorkriegsDonau- Monarchie und schreibt dann, dieselben verallgemeinernd, Seite 99:
„ Daher ist diese Art von Demokratie auch das Instru ment derjenigen Rasse geworden, die ihren inneren Zielen nach die Sonne zu scheuen hat, jetzt und in allen Zeiten der Zukunft. Nur der Jude kann eine Einrichtung preisen. die schmutzig und unwahr ist wie er selber.
Dem steht gegenüber die wahrhaftige germanische Demokratie der freien Wahl des Führers. mit dessen Verpflichtung zur vollen Uebernahme aller Verantwortung für sein Tun und Lassen. In ihr gibt es feine Abstimmung einer Majorität zu einzelnen Fragen, sondern nur die Bestimmung eines Einzigen, der dann mit Vermögen und Leben für seine Entscheidung einzutreten hat.
Wenn man mit dem Einwande kommen wird, daß unter solchen Voraussetzungen sich schwerlich jemand bereitfinden dürfte, seine Person einer so riskanten Einrichtung zu widmen, so muß darauf nur eines geantwortet werden: Gott sei gedankt, darin liegt ja eben der Sinn einer ger manischen Demokratie, daß nicht der nächstbeste unwürdige Streben und moralische Drückeberger auf Umwegen zur Regierung seiner Volfsgenossen kommt, sondern daß schon durch die Größe der zu übernehmenden Verantwortung Nichtskönner und Schwächlinge zurückgeschreckt werden. Sollte sich aber dennoch einmal ein solcher Bursche einzustehlen versuchen, dann fann man ihn leichter finden und rücksichtslos anfahren: Hinweg, feiger Pump! Ziehe den Fuß zurück! Du schmuzest die Stufen; denn der Vorderaufstieg in das Pantheon der Geschichte ist nicht für Schleicher da, sondern für Helden!"
Es war noch lange nicht dasselbe, als ein noch unter dem Eindrucke altpreußischer Tradition und der Weltkriegssiege des deutschen Heeres stehender Jüngling vor nun über zwölf Jahren mit dem Hitlerkreise in Berührung kam, später das politische Glaubensbekenntnis des Führers" durchlas und es danach nur noch gelegentlich zu Zitatzwecken im politischen Kampfe in die Hand nahm, und als der mit der Zeit lebens- und kampferfahren gewordene, herangereifte Mann dieses Glaubensbekenntnis seines Führers nach dessen Machtübernahme erneut, diesmal aber in die Hand nahm, um seinen Inhalt zu studieren und einen Maßstab für die Ereignisse im Lande zu finden. Diese Ereignisse sind doch etwas so ganz, ganz anderes als diejenigen, welche vom ersten Lesen des Buches her erwartet wurden. Und dennoch: das erneute Studium des Buches führt zu der Ueberzeugung, daß vom Kommando des Schreibers dieses Buches nur die Ereig nisse erwartet werden konnten, die eingetreten sind. Das ist zwar traurig, aber wahr, und übrigens im inneren allzugut be-: Werdegang der NSDAP. - Bewegung nur gründet gewesen.
enbruche, nach ben uns immer bieber
Nach dem Zusammenbruche, nach den uns immer wieder vom Bunde der Kriegsgegner bereiteten Enttäuschungen frug die vaterlandsbegeisterte, schwärmerische Jugend lediglich nach neuen 3ielen, ist es doch eine alte Weisheit, daß Unglück nicht trennt, sondern vereint, was nach Blut und Wesen zusammengehört! Diese Jugend, ungeschult, wie sie an sich schon aus den alten Berhält niffen und noch el mehr infolge der Kriegsereignisse war, lief hinter demjenigen her, welcher ihr dieses gesuchte neue Ziel mit der größten unfehlbarkeit und Reklame vorpredigte. Hier liegt das Geheimnis der Wahlsiege Hitlers heute klar zutage. Der erste Anhängerkreis war ein vornehmlich jugendlicher Kreis, der sich vor allem immer wieder an den schmucken Uniformen der strammen Rommandeure( meist vormalige Offiziere) und der militärischen Disziplin ergößte, die in diese Jugend selber hineingetragen wurde. Nun wuchs diese Jugend Jahre um Jahre weiter heran, ohne aus dem Banne der Gefolgschaft heraus oder gar zu tieferem Denken zu kommen. Sie konnte das auch gar nicht, weil sie reichlich mit anderen Dingen beschäftigt wurde. Diese heranwachsende Jugend aber riß die nachwachsenden Jugend Jugend eben Jugend wiederum mit sich fort. Liegt nicht nahe, daß viele Eltern ihren Kindern folgten Besonders galt das, als diese Jugend eines Tages heimkam und den Eltern erzählte, daß Hitler die Grundursachen des täglich fortschreitenden Niederganges des Mittelstandes unfehlbar entlarot,„ die Parteien" als Ursache festgestellt habe.
Dieser Mittelstand fühlte sich vernachlässigt; ver nachlässigt vom Staate, weil der ihm nicht mehr helfen konnte; vernachlässigt von den sozialistischen Parteien, von denen er, die er die großen Wirtschaftsfragen überhaupt nicht erfahren, geschweige denn begriffen hatte, sich vernachlässigt, ja bekämpft und verfolgt fühlte; vernachlässigt schließlich von den eigenen Parteien, weil dieselben immer mehr das aus ganz anderen Wählerkreisen zu ihnen ge
Jezt müssen wir uns darüber klar werden, daß ein Unterschied besteht zwischen„ materialistischem Han. deln" und dem„ Materialismus in der Handlung". Wer vom Wunsche der Erreichung eigner materieller Borteile zu seinem Handeln angetrieben wird, handelt mate: rialistisch. Hätten Hitler Gelüfte nach Geld und Gut getrieben, so hätte er sie in dem ersten Jahre seiner Herr schaft tausendfach befriedigen und das Weite suchen können. Er denkt nicht an dergleichen! Aber dennoch zeigt sich Materialismus in allen Handlungen und Maß zeigt sich Materialismus in allen Handlungen und Maß nahmen. Nehmen wir das„ Winterhilfswerk " und die„ nationale Arbeitsbeschaffung": sie ent springen beide der Notwendigkeit, den Hunger und die wechselseitige Aussprache im Volke, und damit einen Um schwung der innenpolitischen Machtverhältnisse, einen Anstoßene Füllmaterial an Stimmen und damit an politischem griff gegen das Kapital zurückzuhalten. Beide Maß nahmen lasten ausschließlich auf den Schultern der Arbeiterschaft; die Belastung des Großkapitals ist nur eine scheinbare und zweifellos im Verhältnisse zur sowieso schon genug notleidenden Arbeiterschaft eine außerordents lich geringismus in diesen Maßnahmen ng der Werk wäre ein mantische tätigen, Reklam? Tengänger hinweg täuschen.
r
Einfluß verloren. Zuerst stieß zu uns der soziologisch völlig ungeschulte Teil des aus dem Mittelstand entsprungenen, sogenannten besseren Arbeiters und dann vor allem derjenige Teil des gewerblichen Mittelstandes; in dessen Reihen der Pleitegeier das sie überraschende Werk der Proletarisierung begonnen hatte. Bei den Neuankömmlingen ließ sich noch folgendes feststellen: die von den beiden großen christlichen njeisionen nicht mehr befriedigte religiös sentimen tale Sehnsucht diefer Leute gab der religiös