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Van der Lubbes Leichnam
Die gefürchtete Obduktionoffen"
( Inpreß.) Dänemarks größte Tageszeitung„ Politiken " meldet aus Amsterdam , daß der Stiefbruder van der Lubbes beim Oberreichsanwalt vorsprach, damit Werner die von der Reichsregierung zunächst genehmigte Auslieferung der Leiche veranlasse. Der Oberreichsanwalt erklärte, dies sei nicht möglich. Nach einem heftigen Wortwechsel zwischen Werner und Lubbes Stiefbruder telefonierte Werner an die Reichsregierung und gab dann dem Stiefbruder die Erlaubnis, beim Begräbnis anwesend zu sein, falls er eine Erklärung unterschreibe, daß er auf eine Obduktion der Leiche verzichte.
( Inpreß.) Unser Londoner Sonderforrespondent hatte eine Reihe von Interviews mit hervorragendsten englischen Aerzten, u. a. mit dem früheren Parlamentsmitglied, dem Londoner Stadtrat Somerville Hastings, dem Mitglied des Unterhauses Dr. Salter und Dr. Jane Walfer. Die Aerzte, die über das Verhalten der deutschen Regierung empört waren, gaben folgende Erklärung ab:
" Ich protestiere auf das entschiedenste dagegen, daß die deutsche Regierung die Erlaubnis verweigert hat, die Leiche van der Lubbes von Deutschland nach seinem Geburtslande Holland zu überweisen. Ich bin überzeugt, daß allein eine solche Ueberführung und die Obduktion in der Lage gewesen wären, den bei vielen Menschen in allen ändern be= stehenden Verdacht zu widerlegen, daß van der Lubbe auf Befehl der deutschen Regierung Medikamente zugeführt worden sind, damit seine geistige Aufnahmefähigfeit vermindert werde."
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In einer Arbeitsgemeinschaft des Bundes proletarischrevolutionärer Schriftsteller zu Paris nahmen die Anwesen den zu der Verurteilung des befannten Schriftstellers Lud wig Renn , dem man in Leipzig „ wegen Hochverrat" zweieinhalb Jahre Gefängnis zudittiert hat, Stellung und beschloffen, folgendes Telegramm an das Reichsgericht Leipzig zu schicken:
36 Schriftsteller verbrannter deutscher Bücher protestieren gegen das barbarische Urteil gegen Ludwig Renn und fordern sofortige Freilassung von Renn, Dimitroff , Thälmann und aller anderen antifaschistischen Eingekerferten.
Der Reichsminister hat gegenüber der Reichsgemeinschaft der freien Wohlfahrtspflege seine Stellungnahme hinsichtlich der Arier- Bestimmungen bei unehelichen bzw. in der Adoptionsvermittlung Klargestellt. Der Minister betont u. a., daß die in der Heiratsurkunde der Eltern vermerkte Feststellung ihrer christlichen Konfession die nichtarische Abstam mung des einen oder beider Elternteile nicht ausschließe. Eine Nachprüfung und ein Zurückgehen auf die Urgroßeltern werde insbesondere dann erforderlich sein, wenn der Name jüdisch klingt oder sonstige Umstände vorliegen, die darauf schließen lassen, daß die Großeltern ursprünglich Juden waren. Ein Großelternteil sei aber nur dann als nichtarisch anzusehen, wenn seine beiden Eltern nichtarisch waren. In bezug auf das Berufsbeamtengeseß wird festgestellt, daß der uneheliche Sohn einer Arierin unter das Gesetz falle, wenn sein Vater oder dessen Vater oder Mutter nichtarisch
war.
Einer alten Mutter Kreuzweg um ihren Sohn
Dimitroffs Mutter verlangt im Innenministerium die Freilassung ihres Sohnes
Dimitroff kommt wahrscheinlich in ein Konzentrationslager
Am 16. Januar erhielt die betagte Mutter Dimitroffs die Genehmigung, ihren Sohn im Leipziger Gefängnis zu be= suchen. Die turze Unterhaltung zwischen der alten Frau und ihrem Sohn fand unter strenger Bewachung durch die Nazis statt. Am gleichen Tage noch fuhr Frau Dimitroff nach Berlin und es gelang ihr, eine Besprechung mit einem Vertreter des Innenministeriums zu erreichen, um sich persön= lich für die Freilassung Dimitroffs einzusetzen.
Ministerialrat Erber empfing Frau Dimitroff , die von einem bulgarischen Dolmetscher begleitet war. Das Ergebnis dieses Interviews kann schwerlich als beruhigend angesehen werden, obwohl versprochen wurde, innerhalb einer Woche eine Entscheidung über das Schicksal Dimitroffs und der übrigen Bulgaren zu treffen.
Frau Dimitroff sagte Herrn Erber, daß sie die entsetzliche Spannung nicht länger ertragen könne. Seit seiner Freiſprechung habe sie nicht aufgehört, Briefe und Telegramme mit dem Angebot jeder nur möglichen Garantie für seine sichere Ausreise aus Deutschland an die maßgebenden Stellen zu richten. Keiner dieser Vorschläge sei angenommen worden.
Wann wird er endlich, entsprechend dem Gerichtsurteil, in Freiheit gesetzt werden?"
Ministerialrat Erber erklärte, Dimitroffs Benehmen vor Gericht sei so ungehörig gewesen und seine politischen Ansichten seien so gefährlich, daß die deutsche Regierung das Recht und sogar die Pflicht habe, seine Freilassung und Ausreise aus Deutschland sich sehr zu überlegen. Denn er wird, das wissen wir, seine Kampagne gegen den Nationalsozialismus fortsetzen."
„ Aber das Gericht hat ihn doch des Verbrechens, dessen er angeklagt war, nicht für schuldig befunden," sagte Frau Dimitroff , und Sie haben kein Recht, ihn in Schußhaft zu behalten. Sie behalten ihn ja in Wirklichkeit nicht zu seinem Schutz, sondern seiner politischen Ansichten wegen im Gefängnis."
Erber antwortete, daß eine große Anzahl Deutscher ihrer politischen Ansichten wegen in Schußhaft( Sch u"= haft!") gehalten würden. Die deutschen Behörden seien sehr ungehalten wegen der Propaganda, die vor, während und nach dem Prozeß im Auslande gemacht worden sei. Hätte Dimitroff sich anders benommen, so wäre eine Entscheidung über seine Zukunft früher gefallen. Aber sie würde in dieser Woche getroffen werden.
„ Es gibt dafür zwei Möglichkeiten," erklärte Herr Erber. „ Entweder werden die Bulgaren weiter in Schußhaft ge= halten, oder sie werden aus Deutschland ausgewiesen werden. Eine andere Lösung gibt es nicht. Man wird sie nicht schlecht behandeln, aber der Dauer ihrer Ge= fangenschaft ist keine Grenze gefegt."
Frau Dimitroff , deren innere Erregung während der Uebersetzung der Antwort Erbers begreiflicherweise immer
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größer geworden war, fonnte angesichts dieser Erklärungen nicht mehr an sich halten. Mit vor seelischer Erschütterung zitternder Stimme fragte fie:
" Was kann ich für meinen Sohn tun? Ich kann doch nicht ewig hier bleiben?"
Herr Erber antwortete, daß sie weiter in Deutschland bleiben könne oder auch nach Bulgarien zurückgehen könne. Er empfehle ihr das letztere.
Nach ihrer Rückkehr ins Hotel wurde Frau Dimitroff von dem Vertreter einer führenden englischen Zeitung interviewt. Er fragte Frau Dimitroff , was sie nun zu tun ge= denke.
" Ich habe nur noch einen Lebenszweck," antwortete die alte Frau, nämlich Georgis Freilassung zu erwirken und zu sichern. Ich werde durchhalten bis zum Ende. Wenn er frei ist, kann ich irgendwo sonst hingehen, oder auch hierbleiben. Dann kann ich ruhig sterben."
Auf die Frage des Journalisten, ob sie glaube, daß ihr Sohn seine außerordentlich tapfere Haltung weiter be= wahren werde, antwortete sie:
" Dessen bin ich ganz sicher. Es kann gar nicht anders sein. Er lebt ja nicht für sich selbst. Er hat immer gekämpft und wird immer für seine Mitmenschen fämpfen."
Im Leipziger Gefängnis sind die bulgarischen Gefangenen in Einzelzellen auf verschiedenen Stockwerken untergebracht. Sie haben pro Tag zu verschiedenen Zeitpunkten zirka zwanzig Minuten körperliche Bewegung. Sie dürfen Besuche empfangen, aber es besteht dauernde Unficherheit, ob man ihnen diese Vergünstigung weiter zubilligen wird. Wenn Frau Dimitroff und Frau Baramova, die Schwester Dimitroffs eine Besuchserlaubnis bekommen, dann findet der Besuch stets in Gegenwart eines Wärters und eines Dolmetschers statt und jeder Satz muß, damit der Wärter ihn vorher hört übersetzt werden.
Kampf im Kabinett?
London , 20. Jan.„ Daily Herald" meldet aus Berlin , daß im Reichskabinett ein Kampf um Dimitroff , Popoff und Taneff entbrannt sei. Göbbels und Neurath seien für die Freilassung, die sie mit außenpolitischen Rücksichten begründen Göring erklärt, die Freilassung sei Verrat gegen den Staat. Erfolge sie, so werde er mit seinen Freunden, die feine Auffassung teilen, Protestfundgebungen organisieren. Hitler hat einen Entschluß noch nicht gefaßt.
Leipzig , 20. Jan.( Inpreß.) Die Verwaltung des Leipziger Gefängnisses hat der Mutter Dimitroffs alle Gegenstände, über die ihr Sohn verfügte, übergeben, mit Ausnahme der= jenigen, die er laufend braucht. Danach wird an eine Freilassung nicht mehr gedacht.
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Los von den Fluch- und Rachelicdern!"
Wenn standesamtliche Register, Gerichtsakten usw. Kardinal Faulhaber über das Alte Testament
feinen Aufschluß geben können und auch sonst nicht nachzuweisen ist, wer der Vater war. werde es dabei sein Bewenden haben müssen. Ein uneheliches Kind soll bei arischer Herfunft mütterlicherseits bis zum Beweise des Gegenteils als arisch angesehen werden.
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Amtlich wird mitgeteilt: In der letzten Zeit gehen bei den Behörden vielfach Postkarten, Bilder und Plakate ein, in denen eine versteckte kommunistische Propaganda gewittert wird. In den Haaren eines Kopfbildes will man, obwohl es fich um eine Photographie handelt, das Gesicht Lenins erkannt haben, in der Ohrmuschel gar ein unzüchtiges Bild. Auf einem Plakat hat man einen eingeschlagenen Schädel und
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Ueber die fittlichen Werte des Alten Testaments und ihre Auswertung im Evangelium" hat vor furzem Kardinal- Erzbischof Dr. Faulhaber ( München ) viel beachtete Ausführungen gemacht. Die Schönere Zukunft" in Wien ( Nr. 16, 9. Jahr gang) veröffentlicht jetzt den Wortlaut der vielbeachteten Rede, der wir die folgenden Säße ent: nehmen:
Christus hat die Lichter der alttestamentItchen Sittenlehre nicht ausgelöscht. Er hat die sittlichen Werte der Vorzeit im Evangelium aufgewertet. Er hat dem sittlichen Streben höhere Ziele gesteckt, den Bau der sittlichen Ordnung höher geführt, den ringenden Seelen reichere Gnade gegeben.„ Wo die Sünde in Fülle war, flutet die Gnade in noch größerer Fülle."( Röm. 5, 20.) Christus hat im besonderen die zehn Gebote auch weiterhin gelten Tassen als Unterbau der christlichen Sittenordnung und sie dadurch aufgewertet, daß er die mosaischen Gebote als seine Gebote neu verkündete.„ Willst du zum Leben eingehen, halte die Gebote."( Math. 19, 17.) Christus hat das Vielerlei der alttestamentlichen Gebote in dem einen Gebot der Liebe zusammengefaßt und damit, wie fein Jünger sagt( Röm. 13, 10), das ganze Gesetz der Vorzeit erfüllt. Wir haben kein Recht, für unrein zu erklären, was Christus für rein erklärt und in sein Evangelium übernommen hat.
Wohl aber dürfen wir und müssen wir von den Schatten der alttestamentlichen Sittenlehre uns frei machen. Die Losung unserer Tage„ Los von den Schatten des Alten Testamentes ! Los von allem, was Cham und Onan und Thamar ist!"„ Brüder, ihr seit zur Freiheit der Kinder Gottes berufen." schreibt der Apostel, ihr habt das Joch der alten Geseze abgeworfen, ihr dürft aber diese Freiheit nicht
tnen Kommunistenkopf verborgen gefunden. Freilich müßten sich die Beschauer dieses Plakats, das üblicherweise angeklebt oder aufgehängt ist, auf den Kopf stellen, um in den Genuß dieser Berierbilder zu gelangen. Von zuständiger Stelle wird solchem politischen lebereifer entgegengetreten, durch den
gebrauchen, um dem Fleische nachzugehen."( Gal. 13, 19.) Los vom Alten Testament fann für uns nur bedeuten: Los von dem Pharisäismus, der so wenig von den vielen Lichtern des Alten Bundes spricht und so viel von seinen wenigen Schatten! Der am eigenen Volk nichts als Lichter und an anderen Rassen nichts als Schatten findet! Los von den Fluch- und Rache= liedern des Alten Testamentes ! Der Haß ist feine christliche Tugend, gleich viel gegen wen er sich richtet. Rachsucht ist Rückfall in die jüdische Vorzeit. Los von der Lügenhaftigkeit Jakobs und von der Genußsucht eines Ecclesiastes! Wir müssen uns von den Schatten der altjüdischen Sittenlehre freimachen.
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Diese Rede hörten auch Tausende von gläubigen Katholiken. Liest man sie, dann begreift man nicht nur ihre außerordentliche Wirkung, sondern auch den maßlosen Zorn der bayerischen Nationalsozialisten wider den bayerischen Kirchenfürsten. Die täglichen Fluch- und Raches lieder, aus dem Mund von Führern, praktiziert von den unteren Instanzen in den Gefängnissen u. Konzentrationslagery, werden hier nicht als heiliger Wotanszorn, sondern als alttestamentarische Erbschaft gekennzeichnet. Die Anklage gegen das herrschende System wird zugleich in eine unfaßbare Form gekleidet und eingebettet in die christliche Sittenlehre.
Man begreift die täglichen braunen Gebefe, daß eine glückliche Vorsehung Kardinal Faulhaber zu Konzentrationslager verhelfen möge. Gebete, die bis zur Stunde trotz Anrufung mächtiger Leute keine Erhörung gefunden haben.
eine unnötige Beunruhigung der Bevölkerung hervorgerufen und berechtigte Interessen geschädigt werden. Die Dienststellen werden angewiei n. diesem sinnlosen Treiben, das leicht zu einer gefährlichen Psychose ausarten kann, mit allem Nachdruck Einhalt zu gebieten.