kundgetan, daß er der Unterlegene im Kampfe war. Hierin, nämlich in einer völlig unklaren Haltung der offiziellen englischen Bolitik, liegt das betrübliche.

Es ist über den Standpunkt des englischen Außen.

ministers leider offiziell gar nichts und nichtoffiziell nur jehr wenig bekannt geworden. Der Vorgang selbst hinter­

ließ aber den Eindruck, daß Herr Simon in Genf einiger maßen als Verteidiger des Angeklagten, d. h. des Hit Ierismus, auftrat. So wird es wohl nicht gewesen sein. Eher handelte es sich darum, daß Simon alles vermieden haben wollte, was die Hitlerregierung verlegen könnte. Die englische Preffe behandelte bis jetzt den Vorfall außer ordentlich zurückhaltend. Die Times" hatten z. B. nur die Tatsache der Abreise von Simon gemeldet. Der Manchester Guardian" hat aber doch die Meldung seines Genfer Korrespondenten gebracht, daß Herr Simon, als er Freitags abends von der Sitzung kam, nicht mit dem, was geschehen ist, völlig zufrieden zu sein schien". Nach einigen französischen Meldungen verlangte Simon, daß der Ausschuß aus drei Ratsmitgliedern nur mit der Organisierung der Abstimmung beauftragt.wird, ohne daß der Rat ein Wort über den Terror und über die Siche rung der unbeeinflußten Austimmung fagt.

Es läßt sich vermuten, daß der englische Außenminister nicht nur mit den Vertretern anderer Mächte, sondern auch mit seinem eigenen Kollegen Eden Auseinander. setzungen hatte. Gerüchtweise verlautet es, daß Füh­lung mit London genommen wurde, und daß London sich für Eden und gegen Simon entschieden hat, was den letz­teren zur Abreise von Genf veranlaßte. Genaues weiß man nicht. Deshalb weiß man aber auch nicht, was nun die englische Politik ist, worin ihre Linie besteht. Das Rätsel löst sich wahrscheinlich sehr einfach: die englische Außenpolitik hat eben heute keine bestimmte Linie. Sie weicht jeder klaren Entscheidung und jeder Klarstellung ihrer Haltung aus. Dieser Zustand stellt aber ein außer­ordentliches Hemmnis für die Klärung der europäischen Probleme, ja sogar eine außerordentliche Gefährdung des europäischen Friedens dar. Da wir keine Diplomaten sind, und keine Verhandlungen mit England zu führen haben, dürfen wir das mit aller Deutlichkeit aussprechen. Unklarheit und Unentschlossenheit der englischen Politik sind heute die größten Trümpfe von Hitler . Sie ermög­lichen die Verschleppungstaktik, durch die das dritte Reich" die Zeit für seine Aufrüstung gewinnt. Sie ver­

Neue Flottenbauten- Weltpolitische Spannungen

Die großen internationalen Schwierigkeiten

120 neue Kriegsschiffe 616 Millionen Dollar

dub. London , 23 Jan. Nach einer Reuter- Meldung aus Washington empfahl im Flottenausschuß des Repräsentanten­hauses der stellvertretende Marineminister H. 2. Roosevelt die baldige Infraftsetzung einer Vorlage, die den Bau von 120 neuen Kriegsschiffen mit einem Kostenaufwand von rund 616 Millionen Dollar vorsieht. Der Vorsitzende des Aus­schusses, Vinson, sagte zu, die Vorlage sobald wie möglich zu behandeln.

australischer und neuseeländischer Admirale, auf der Fragen von gemeinsamem Interesse für die Seestreitkräfte des bri­ tischen Reiches in Indien , Australien und Neuseeland be= sprochen werden sollen. Die Konferenz dürfte ein Woche dauern.

Wie der Berichterstatter des Daily Herald" in Singapore meldet, werden an der Besprechung der Kommandeur der malaiischen Halbinsel und der Befehlshaber der Truppen, die in Singapore liegen, teilnehmen, da besonders über die Befestigungen von Singapore verhandelt werden soll. Der Berichterstatter verzeichnet ferner ein Gerücht, wonach Feld­marschall Lord Allenby an Bord des Kreuzers Kent " ange= kommen sei, was jedoch geheimgehalten werde. Es gingen auch Gerüchte um, daß Großbritannien aus Sorge um einen japanischen Angriff mit Holland zu Zwecken der Verteidigung zusammenwirfen wolle. Großbritannien soll planen, Holland den Besitz seiner ostindischen Gebiete zu garantieren. Anderer­feits werde behauptet, daß die Frage der Verteidigung Australiens auf der Konferenz die meiste Zeit beanspruchen

Von den Anhängern des Präsidenten Roosevelt wird be­tont, der Hauptgrund, weshalb das Weiße Haus die Flotte auf den vertraglich zulässigen Höchststand ausbauen wolle, wurzele in der Ueberzeugung, daß Japan für das Jahr 1936, wenn der Flottenvertrag erlischt, eine ebenso große Flotte erstrebe wie sie die Vereinigten Staaten oder Großbritan­ nien bejizen. Die Vorlage findet, so wird weiter betont, die uneingeschränkte" Billigung des Präsidenten Roosevelt . Der Marineminifter erklärte, die Vereinigten Staaten tönnten Drohende Sprache der übrigen Welt nicht länger als Abrüstungsbeispiel"

dienen.

dnb. London , 23. Jan. In Singapore find gegenwärtig drei Kreuzer, ein Flugzeugmutterschiff, zwei Zerstörer, ein Hilfsfahrzeug und der Monitor Terror" versammelt. Bei der Konferenz handelt es sich um eine ursprünglich für jedes Jahr geplante Zusammenkunft, die zum ersten Male im Jahre 1921 abgehalten wurde. Seit sieben Jahren ist aber mit diesem Brauch gebrochen worden.

Im Fernen Osten

Konferenz der britischen Admirale

dnb. London , 23. Jan. Heute vormittag beginnt in Singa­ pore an Bord des Kreuzers Kent " eine Konferenz britischer,

sperren den einzigen Weg, auf dem man die effektive Sicherungsverwahrung

Abrüstung Deutschlands erzwingen und hierdurch den europäischen Frieden sichern könnte, nämlich das solidarische Auftreten der europäischen Mächte gegen die deutschen Rüstungen und gegen die Durchmilitarisierung des ganzen Lebens im dritten Reiche". Herr Simon scheint aber sogar bereit zu sein offenbar um Hitler zu ,, beruhigen" und auf ihn erzieherisch" zu wirken, der heutigen Reichsregierung große außenpolitische Erfolge zu gönnen. Welche Verkennung der nationalsozialistischen Mentalität, sowie der Dynamik, die dem diktatorischen Regime in Deutschland notwendigerweise innewohnt!

Lesen wir folgenden Auszug aus der Wiedergabe einer am 17. Januar( also während der Völkerbundstagung) gehaltenen Rede des bayerischen Innenministers Wagner, ( Frankfurter Zeitung " vom 19. Januar):

Minister Wagner richtete, an die versammelten Amts- by walter den dringenden Appell, genau lo lampstrailia und fampilustig zusammenzuhalten, wie in den Kampfahren der Bewegung. Solange auf der einen Seite Deutschlands der Boliche wismus size, auf der anderen die Demokratie, und solange bei uns im Innern noch fo viele Gegner der deutschen Erneuerung fäßen, fämen wir nie. zur Ruhe."

Herr Wagner hat recht. Der Nationalsozialismus, einmal an die Macht gelangt, kann nicht zur Ruhe kommen,

Zum ersten Male für eine Frau

Würzburg , 23. Jan. Die erste Sicherungsverwahrung für eine Frau wurde vom Schöffengericht in Würz burg ausgesprochen. Es handelte sich um eine Schwind­lerin, die sich als Krantenpflegerin ausgab und deren Straf­lifte bereits eine große Reihe schwerer und leichterer Delikte enthielt. Zuletzt hielt die Verurteilte Vorträge über Frauen­frankheiten, hielt dann Sprechstunden ab, in denen sie sich für die Verordnung von Leibbinden, Nährfalzen und ähn­Tichem große Anzahlungen auf das Gesamthonorar machen ließ. Vor der Sicherungsverwahrung wird die falsche Krankenpflegerin zunächst ein Jahr vier Monate Krankenpflegerin zunächst ein Jahr vier Monate Zuchthaus zu verbüßen haben.

Unerlaubte Auslandsreise!

Zwei Jahre Gefängnis für einen Kommunisten Mainz , 23. Jan. Der 23jährige Kommunist Julius Lam by aus Mainz Kastel wurde vom Bezirksschöffengericht zu z w.et Jahren Gefängnis verurteilt, weil er im Sommer vorigen Jahres( um in Paris an einem internationalen tommunistischen Jugendkongreß teilnehmen zu können) ohne Ausretjegenehmigung auf Schleichwegen die Reichsgrenze überschritten hatte.

ohne entscheidende Auseinandersetzungen mit den Kräf Staatsfcinde" aushungern! ten, die er als seine Feinde empfindet. Zu diesen Feinden, Landgerichtsdirektor in Barbarien mit denen es keine Versöhnung geben kann, gehört, wie Herr Wagner ausdrücklich sagt, auch die Demokratie, die ,, auf der anderen", das heißt, auf der westlichen Seite Deutschlands sigt". Dem Nationalsozialismus die Zeit für die Vorbereitung zu der Auseinandersetzung mit seinen Feinden gewinnen zu lassen, heißt die Entwicklung zu fördern, an deren Ende unvermeidlich der neue Welt­krieg stehen wird.

Deutscher Frauenbrief

h. b. Mein lieber Mann!

Es tut mir ja leid, daß ich an Stelle des Briefes nicht

selber kommen kann, aber wir werden noch zu stark beobachtet. Und Du weißt ja selber: wenn etwas vorfällt, so nehmen sie uns alles weg, und das darf doch nicht sein. Man hängt doch so an dem, was man sich sein Leben lang zusammengespart und gearbeitet hat. Also, sei geduldig und füge Dich, wenn es auch schwer fällt. Ich muß es ja auch. Ich habe ja wenigstens noch die Kinder. Und Du mußt immer so alleine sein. Das tut mir so leid. Aber was ist da zu machen. Ich will versuchen, soviel Geld aufzutreiben, daß Dich wenigstens mal eines von den Kindern besuchen kann. Hoffentlich glückt es.

Lieber Mann, ich weiß genau, wie groß Deine Sehn sucht nach mir und den Kindern ist. Und ich fühle genau, wenn Du an uns denkst. Nachts mache ich oft auf davon, dann ist es mir, als ob Du gerufen hast. Ach ja, es ist nicht so leicht, so hin zu leben.

Die Gedanken gehen einem im Kopfe herum, man kann sich da kaum retten. Ich hatte mich nun so gefreut, daß ich einmal ganz frei schreiben konnte, und nun, wo es soweit ist, geht mir alles durcheinander. Aber Du wirst Dich schon zurechtfinden in dem Geschreibsel, nicht wahr? Hier haben sie jetzt eine Führerschule eingerichtet. Darin werden alle aktiven Nazis unter 25 Jahren aus­gebildet. Alle 6 Wochen kommt ein neuer Schub. Die werden dort schwer gedrillt, wie die jungen Leute, wäh­rend des Krieges. Wozu ist das nun wohl alles? Da schreien sie immer, ihr Führer will keinen Krieg? Warum läßt er denn dann das ganze Jungpolk ausbilden?

Du kannst mir glauben, hier herrscht recht dicke Luft. Alle reden sie vom Krieg und wieder vom Krieg. Die lautesten Schreier sind die Jungen, die beim Kriegsaus bruch noch in den Windeln lagen. Die Vernünftigen dürfen den Mund nicht aufmachen, sondern müssen schwei­gend zusehen, wie das Volk mit offenen Augen in das Unglück hineinrennt.

Der Terror geht immer luftig" weifer. In der letzten

Berlin , 23. Jan. Ein Arbeitsgericht hatte kürzlich auf die Klage einer Arbeitnehmerin entschieden, daß aus deren Zeugnis die Bemerkung zu entfernen set, daß die Arbeitnehmerin wegen Staatsfeindlich= feit entlassen worden sei. Die Entlassung selbst hatte das Gericht gebilligt. Der Arbeitnehmerin waren vier Aeußerun­gen nachgewieien worden, aus denen sich eine feindliche Ge­sinnung gegenüber dem neuen Staat ergab. Die Streichung

Woche haben sie in W. gehaust wie die Vandalen. Sie haben die Leute krumm und lahm geschlagen und unter die Füße getrampelt. Wer dabei heil bleibt, bei dem be­ginnen sie von vorn. So geht das nun schon wieder

wochenlang.

Auch in H. haben sie sich grauenhaft aufgeführt. Dort Handwerkerfest hat er den Schlachter G. aus politischen" ist der Naziführer H. der Räuberhauptmann. Auf dem Gründen so zugerichtet, daß er noch lange herumdoktern muß. Er hat gleich bei der Staatsanwaltschaft Klage ein­gereicht und zehn Zeugen benannt. Aber es glaubt keiner, daß es ihn etwas nüßen wird. Denn G. ist bei den Nazis sehr verhaßt, weil er ein so gutes Geschäft hat. Ein anderer Einwohner, O. C., wurde von einem Ver­wandten, mit dem er eine politische Auseinandersetzung hatte, in hohem Bogen durch das Fenster auf die Straße geworfen und ebenfalls mit Füßen bnarbeitet.

So geht das in unserer Gegend alle Tage. Das ist das dritte Reich" in seiner ganzen Schönheit. Oftmals, menn ich solchen Jammer höre, kann es mir gar nicht richtig leid tun, denn die Leute wollten es ja so haben.

Neulich hörte ich auch mal etwas Erfreuliches. Bei einer Handwerkerzusammenkunft hat der alte G., der sich nicht hat gleichschalten lassen, das Wort genommen und hat den Nazis fürchterlich den Magen ausgekragt. Alles hat jeden Augenblick gedacht, jetzt wird er gleich heruntergeholt und verhaftet. Es kamen auch erregte Zwischenrufe. Er hat sich aber gar nicht stören lassen. und keiner hat ihm etwas getan. Viele haben sich im stillen sogar gefreut. Ja, so sind sie. Sobald einer ener­gisch auftritt, dann kriechen sie zusammen und sind bange. Nur wenn sie in der Uebermacht sind und sich gut vor­bereitet haben, sind sie Helden. In den letzten Tagen ist es nun ein wenig ruhiger geworden. Das wurde aber auch höchste Zeit. Die hatten einen ja schon ganz verrückt gemacht. Vor allem bei dem Wahlschwindel war es schlimm.

Du kannst mir glauben, manchmal ist es nicht so ein­fach, sich hier zurechtzufinden. Gestern war ich bei Groß­mutter. Die hat mir wieder eine lange Predigt gehalten. Du solltest zurückkommen und Dich in die SA. aufnehmen

werde.

London , 23. Januar. In einem brieflich übersandten Aufsatz bespricht der Berliner Vertreter der Times" den Vormarsch Deutschlands zur Gleichberechtigung". In einem Rückblick auf die neuere Entwicklung der Abrüstungsfrage betont er immer wieder, es könne nicht angenommen wer: den, daß die Reichsregierung von ihrem Standpunkte der Gewährung einer sofortigen und bedingungslosen Rüstungs­gleichheit abgehen werde. Alle Ausführungen der maßgebend ften deutschen Staatsmänner zengten von dem unbengsamen Entschluß, fich nicht länger hinhalten zu lassen. Deutschland beabsichtige, zu rüsten, wenn die anderen nicht abrüsten. Für letzteres sei aber feine Aussicht zu erkennen. Die Welt habe Deutschland nicht zwingen können, Reparationen zu bezah­len. Könne fie Deutschland zwingen, unbewaffnet zu bleiben?

des Vorwurfs der Staatsfeindlichkeit hatte das Gericht u. a. damit begründet, daß es sich um ein junges Mädchen handle, dessen Verhalten sehr leicht weniger auf eine feindliche Ge­sinnung als auf ein loses Mundwerf zurückgeführt werden könne. Die fristloie Entlassung sei dafür eine genü gende Strafe. Es würde nicht im Sinne der Versöh= nungspolitik des Führers liegen, wollte man darüber hinaus diese Arbeitnehmerin durch die Abfassung des Zeug­nisses für ewig zur staatsfeindlichen Persönlichkeit und ihre Befehrung zum neuen Volksstaat bzw. jede neue Beschäf­tigung unmöglich machen.

Zu dieser Entscheidung führt nun der Landgerichtsdirektor im preußischen Justizministerium, Dr. Gruffendorfu. a. aus, daß das Urteil ihm als nicht zutreffend erscheine. Die Anführung eines lediglich vereinzelten Vorganges, der für das Verhalten des Arbeitnehmers nicht fennzeichnend sei, dürfe in das Zeugnis nicht aufgenommen werden, weil dies zu einer falschen Beurteilung Anlaß geben müßte. Hier liege es jedoch anders. Es handele sich um mehrere Aeußerungen, die eine arundsätzliche Einstellung erkennen ließen. Wenn darauf die fofortige Entlaffung gerechtfertigt jei, dann müßten diese Umstände auch in dem Zeugnis Aufnahme finden, wenn es Anspruch auf Vollständigkeit und damit Wahrhaftigkeit erheben wolle. Es fönne nicht Aufgabe des Richters sein, Entschuldigungsgründe zusammenzutragen und damit einen tatsächlich erfolgten Borfall ungeschehen zu machen. Es möge dem, der später die Arbeitnehmerin beschäf= tigen will, überlassen bleiben, selbst die Erwägungen anzu­stellen, die das Verhalten der Arbeitnehmerin in milderem Lichte erscheinen laffen. Ueber die Tatsache als solche aber müsse er unterrichtet sein.

,, Staatsfeinde"

Wie die NS3." vom 18 Januar meldet, wurde in Pir­ masens ein Familienvater mit fünf Kindern, Albert Schmeer, ein Arbeitsloser, wegen Verächtlichmachung des ,, deutschen " Grußes in Schußhaft genommen. Den Arbeitern fällt auf. daß bis jetzt weder einer der reaktionären Unter­nehmer, noch der berüchtigte Arbeiterfeind Buttler( Syn­difus) in Schußhaft waren.

lassen. Dann bekämst Du auch wieder Arbeit und alles märe gut.

Na, mein Junge, bevor sie uns soweit kriegen, müßte wohl erst noch einiges andere passieren, nicht wahr? Mache Dir keine Sorge um mich. Ich halte stand! Außer­dem glaube ich, der ganze Schwindel dauert gar nicht mehr noch ein bißchen mehr triehen, als sie es schon tun, bei lange, dann bricht er zusammen. Die müssen die Bauern denen ist nämlich das Maß auch bis zum Ueberlaufen voll.

Jn W. haben sie neulich einen Tannenbergbündler, der nicht zur Wahl war, angeschoffen. Sie sind bei ihm ein­gedrungen und haben ihn in Gegenwart seiner Frau und seiner drei kleinen Kinder jämmerlich zugerichtet. Die Frau hat auch etwas abgekriegt.

Mit C. T. in H. haben sie es auch so gemacht. Er sitzt nun schon zum dritten Male im Amtsgericht. Jn M. haben sie einen Bauern, der nur eine Tonne Weizen für die Winterhilfe hergegeben hat, erst durch die Straßen ge­schleift und ihm dann zu Hause alle, aber auch alle Fenster eingeworfen. Wie er sich nach der Begebenheit eben zu Bett gelegt hatte, kam wieder eine frische Nazikolonne und rief, er solle rauskommen, sie wollten wegen der Fenster mit ihm verhandeln. Fenster mit ihm verhandeln. Als er dann herauskam, haben sie ihn so verprügelt, daß er nicht mehr zu er kennen war.

Bei einer Bekannten wurden ebenfalls 25 Fenster­scheiben eingeworfen und geschossen. Eine Kugel ist durch die Wohnstube in den Kleiderschrank, durch vier Anzüge durchgegangen und dann im Paletot stecken geblieben. Du kannst Dir denken, daß das anständige Brocken gewesen sind, denn die Wohnzimmertür ist aus Eiche.

So geht es hier täglich. Der eine ist dem andern sein Teufel. Die Bauern bekämpfen sich schon untereinander, daß man nicht weiß, wie das einmal enden soll. Und das nennen sie dann Volksgemeinschaft.

So, mein Lieber! Nun weißt Du mal wieder, wie hier der Schwindel steht. Nun halte den Kopf schön hoch, wie ich das auch tue. Es ist noch nicht aller Tage Abend. Sei herzlich aegrükt!

Deine