Dr. Jan Severin:

Trübe Aussichtenbolto

Die Schwere der deutschen Krise

gleichgeschalteten deutschen Blättern, diese Kritik sei ganz unberechtigt, weil es sich nur um technische Umstellungen in der deutschen Statistik handle. Heute gibt das Konjunktur­institut selbst einen eindeutigen Beweis dafür, daß sich die Kritif des Auslandes auf der richtigen Bahn bewegte.

Bei gestiegener Industrieproduktion und unveränderten oder gar noch weiter gesenktem Güterverbrauch des Inlandes würde nur noch die Möglichkeit bestehen, daß die erhöhte Gütererzeugung Deutschlands durch eine entsprechend ge­steigerte Warenausfuhr abgesetzt wurde. In diesem Zusam menhang dürfte es interessieren, einmal

eine genaue Zusammenstellung des deutschen Außenhandels während der Krisenjahre zu zeigen und auch die Ziffern für 1933 beizufügen, soweit sich der Monatsdurchschnitt für dieses Jahr aus den bisherigen Angaben errechnen läßt.

In seiner jetzt um die Jahreswende veröffentlichten Bilanz für 1933 zeigt das deutsche Konjunktur- Institut das Bestreben, den übermäßigen Optimismus, der in seinen früheren Berichten vielfach zutage trat und der durch die Verhältnisse immer mehr absurdum geführt wurde, zu dämpfen. Immerhin behauptet man noch, daß gegenüber dem außer­ordentlichen Tiefstande, den die deutsche Konjunktur 1932 verzeichnete, im Verlaufe des ganzen Jahres 1935 eine Er­höhung der Industrieproduktion um 12 Prozent erfolgt ist. Selbst wenn man ganz davon absieht, daß das Jahr 1933 für die ganze Weltwirtschaft deutliche Auf­sch wungssymptome zeigt, und daß in England, in den USA . usw. Produktionserhöhungen von 20 bis 50 Prozent gegenüber dem Tiefstande, der Mitte 1932 erreicht wurde, feine Seltenheiten darstellen, ja, selbst wenn man trot zahl reicher Gegenargumente, die hier von Zeit zu Zeit dargelegt wurden, eine Erhöhung der Industrieproduktion von 12 Pro­zent des Tiefstandes von 1932 in Deutschland zugeben wollte. bleiben noch genügend wichtige Fragen konjunkturpolitischer Natur übrig. Eine Produktionserhöhung ist gewiß von proßem Wert besonders für den Beschäftigungsstand und amit für die Konsumfraft eines Landes. Notwendig ist aber For allem, daß diese Produktion auch tatsächlich abgesetzt wird. Mit anderen Worten: Entweder durch Hebung der Umsätze 1929 im Einzelhandel am Inlandsmarkt oder durch entsprechende Vermehrung der Exporte muß die erhöhte Güterproduktion aufgenommen werden. Wie steht es nun in dieser Hinsicht in Deutschland ?

Nach den eigenen, also gewiß nicht ungünstig gefärbten Angaben des deutschen Konjunkturinstitutes sind die Um fäge im Einzelhandel 1933 mengenmäßig nicht geftiegen, sondern sie liegen sogar noch etwas unter der Umsatzhöhe des Jahres 1982.

Wenn man demgegenüber betont, daß der Umiaß wert­mäßig im September 1933 eine Kleinigkeit höher lag als im September des Vorjahres, io tommt dieser Tatsache im Hinblick auf die Preisverschiebungen, besonders auf die Er­höhung der Lebensmittelpreise usw., eine grundsätzliche Be­deutung nicht zu. Die mit vorwiegend fünstlichen Mitteln betriebene und in dem behaupteten Umfange übrigens stark bezweifelte Erhöhung der Industrieproduktion von 12 Pro­zent bei den Verbrauchsaütern beträat fie übrigens nach Anaabe des Konjunktur- nstituts nur 8 Prozent hat also feineswegs in einer entsprechenden Erhöhung des Konsums die notwendige Ergänzung gefunden. Die zufäßlich erzeugten Waren murden, wenioftens soweit dies für den Inland= mar ft feftauitellen ist, dort nicht abgefeßt. Sie bleiben alio in der Hauptsache weiter auf Paaer und diese Tatsache dürfte die konjunkturellen Möglichkeiten für 1934 nicht gerade ver­bessern.

Sehr interesant und sehr geeignet. das Verständnis für diese ausgebliebene Berbrauchserhöhung zu erleichtern, find die Angaben, die das Koniunfturinstitut jetzt an der Jahreswende über die Arbeitslosigkeit macht.

Die Gesamtzahl der Neueinstellungen von Arbeitern und Angestellten beläuft sich nach diesen Feststellungen für Ende November 1983 im Vergleich zum Jahresanfang auf 1,4 Mil­lionen. Man wird zugeben, daß diese Ziffer im Vergleich mit dem starken Rückgang der Weltarbeitslosigkeit und im Verhältnis zu den triumphierenden Communiques, die all­monatlich über das Ende der Arbeitslosigkeit in Deutsch­ land " vom Propaganda- Ministerium proflamiert wurden, nicht gerade erschütternd ist. Sie ist es um so weniger, als man in dem Konjunkturbericht vergeblich nach einer präzisen Angabe darüber sucht, ob in diesen 1,4 Millionen denn auch die 850 000 Menschen eingeschlossen sind, die man im Ar­beitsdienst" und den verschiedenen Institutionen ähnlicher Art gegen verschwindend geringe Bezahlung beschäftigt hat. Die eigentliche Zahl der Arbeitslosen, die fa, wie immer wieder festgestellt werden mußte, mit der Zahl der Neu­beschäftigten feineswegs gleichzusetzen ist, soll nach den An­gaben des Instituts im Laufe des Jahres 1933 um rund 2,3 Millionen verringert worden sein.

Die Differenz von 900 000 Menschen stellt also die Zahl derjenigen Arbeitslosen dar, die, ohne Beschäftigung ge: funden zu haben, von den Listen der Unterstügungs­empfänger gestrichen wurden, weil sie in den Konzentra tionslagern verschwanden, weil sie auswanderten, weil sie Marristen oder Juden waren, kurz, weil die neudeutiche Wirtschaftspolitik fie nicht mehr weiter für würdig hielt, in den Listen der deutschen Arbeitslosen in Erscheinung zu treten und weil man offenbar hier ein besonders beanemes Mittel hatte, um Unterstükungen zu sparen und die Arbeitslosenziffer zu vermindern, obwohl die betreffenden Menichen ebenio ohne Brot und Grmerb dastanden, wie vor dem Beginn der deutschen Gesundung". Als an der Hand der Lohnsteuerziffern und anderer aus Deutschland felbit stammender amtlicher Angaben die nüch­terne Wirtschaftskritik des Auslandes im Verlauf des Jahres 1933 besonders auch an dieser Stelle immer wieder darauf hinwies, daß die Zahl der Neubeschäftigten wesentlich ge­ringer war als diejenige, um die fich angeblich die deutsche Arbeitslosigkeit vermindert haben sollte, erklärte man in den

Gegen..marxistische Mißwirtschaft" Sozialpolitik wird abgebaut

Nach der Sozialen Praxis"( 2) gehört es zum Pro­gramm(!) nationalsozialistischer Wirtschaftsführung, die Persönlichkeit des freien Unternehmers mehr als bisher zur Entfaltung zu bringen. Aus diesem Grunde soll die Eigen­wirtschaft bei den Krankenkassen eingestellt werden. Nach dem Jahrbuch der Krankenversicherung 1981 gab es an " Eigenwirtschaft": 6 Strankenhäuser, 4 Zungenbeilstätten.

12 Kurbeime, 97 Geneiungs- und Erholungsbeime, 5 Tages erholungsstätten, 11 11 Kinderheime, 126 Zahnflinifen, 186 Badeanstalten, 134 Röntgen und Lichtbehandlungs institute, 63 ranfentransportwagen. Die Zahl der Selbst­abgabestellen ist nicht angegeben, frühere Veröffentlichungen des Verbandes laſſen aber darauf schließen, daß mindestens die Hälfte aller Ortsfranfenfassen Selbstabgabe in irgend einer Form betrieben hat. Die Betriebs-, Innungs- und Landkrankenkassen werden von diesen Statistiken nicht er­faßt..." Das alles soll nun, damit sich die Persönlichkeit des freten Unternehmers entfalte, verschwinden. Ein Teil ist bereits zerstört: Eine größere Anzahl von Eigenbetrieben wurde ohne arößere Rücksicht auf etwaige Verluste der Kassen geschlossen".

Nun wird man die wilde Zerstörung durch eine systema­tische erieben. Und das alles: im Namen des Volks und der Volksgemeinschaft.

Arbeiter unter Kontrolle

Auf der südwestdeutschen Kreisfachschaftswarte- Tagung der Megger in Stuttgart wurde beschlossen: ll m das leber

Deutschlands Außenhandel in der Krise in Millionen Reichsmart Monats= durchschnitt

++

Masseneinkommen sinkt

Auch der Zigarettenverbrauch beweist es

An Zigaretten wurden abgesetzt:

im Rechnungsjahre 1925/26 30,5 Milliarden Stück Zigaretten 1927/28 32,8 1928/29 31,6

"

" 1

"

"

1930/31 29,4

"

"

"

1931/32 27,9

P

"

"

"

April bis November 1933 22,9

" "

Der Menge nach hat sich die Entwicklung des Absazes für die Industrie und den Handel noch in erträglichen Grenzen gehalten. Ausschlaggebend sind aber die starke Preis­verschiebung und die unaufhaltsame Ab wanderung der Raucher von den teuern zu den billigen und billigsten Zigaretten. Diese Umstellung und Preissenkung wurde von der Wirtschaftskrise bzw. der Schrumpfung der Masseneinkommen erzwungen. Wie stark die Verbrauch- umlagerung war, geht daraus hervor, daß Mitte 1930 auf Zigaretten in der Preislage bis zu 3 Rpf. nur ein win­ziger Bruchteil von 2,3 Prozent, auf solche zu 4 Rpf ein An­teil von nur 25 Prozent des Gesamtabsabes fielen, während die Fünfpfennigzigarette mit 56,5 Prozent des Gesamt­absabes die meistgerauchte Sorte war. Selbst die 6- Rpf.­Zigarette hatte noch 15 Prozent des Gesamtverbrauchs. Mitte 1931 famen auf die 5- Rpf.- 3igarette immer noch etwas über 50 Prozent des gesamten Zigarettenabsages; Mitte 1932 war die 5- Rpf.- Zigarette dagegen nur noch mit 10 bis 15 Prozent am Gesamtabsaz beteiligt, während die 3,5- Rpf.- 3iga= rette bereits 50 bis 60 Prozent Anteil hatte. Im November 1933 jeßt sich der gesamte Zigaretten­absag wie folgt zusammen: Kleinverkaufspreis je Stück

bis zu 2,5 Pf.

Export Import Saldo Import Import Import

von

von

von

1121

1124

3

Lebensm. Rohstoffen Fertigm. 319 600

819

1930

866

1003

+137

247

459

753

1931

560

800+240 164

290

615

bis zu 3,3 Pf.

1932

389

478+89

350

404+54

124 90

201

374

bis zu 4 Pi.

201

310

bis zu 5 Pf.

bis zu 6 Pf.

bis zu 8 Pf.

bis zu 10 Pf.

1983

Diese Ziffern sind in doppelter Hinsicht bemerkenswert. Erstens nämlich ergibt sich aus ihnen, daß trotz des starken Rückganges der Ausfuhr von Fertigwaren, der auch durch alle Scrips- und andere Dumping- Maßnahmen nicht auf­zuhalten war, die Rohstoffeinfuhr nicht die aller­geringste Verminderung aufweist. Man bat also die Rohstoffe nicht für einen erhöhten Export von Fertigwaren, sondern vielmehr zu ganz anderen Zwecken benötigt. Ein Blick auf die Einzelstatistiken zeigt übrigens ganz deutlich, daß ganz bestimmte Rohstoffe sogar sehr bedeutende Ein­fuhrsteigerungen erfahren haben. So erhöhte sich z. B. mengenmäßig in den ersten zehn Monaten des Jahres 1933 im Vergleich zu dem entsprechenden Zeitraum des Vorjahres die Wolleinfuhr um 17 Prozent, der Baumwollimport um 18 Prozent, die Einfuhr von Eisenerz sogar um 35 Prozent und diejenige von Stab- und Formeisen fogar um 40 Prozent. Nicht weniger als 120 Prozent betrug die Importsteigerung bei Papierholz, dessen Verwendung für die Sprengstoff- Fabrikation befannt ist. Aura, der deutsche Außenhandel hat zwar in feiner Weise dazu beigetragen, um

die angeblich erhöhte Induſtrie- Produktion, die am Inland

markt unverfäuflich war, im Auslande abzusehen, aber die

Außenhandelsziffern zeigen um so deutlicher. orang

wie sehr der Import von Rohstoffen der Vorversorgung Deutschlands für Kriegszwede gedient hat.

3 weitens ergibt sich aus den oben mitgeteilten Ziffern, daß der deutsche Ausfuhrüberschuß des Jahres 1933 die Grenze von 600 Millionen RM. faum überschreiten dürfte. Für die Zinszahlungen ist bekanntlich nach den neuesten Be­rechnungen ein Betrag von mindestens einer Milliarde not­wendig. Den Gläubigern eröffnen sich hier für 1984 in der Tat recht trübe Aussichten, da Herr Dr. Schacht offenbar auch in Zukunft nicht daran denken wird, von diesen 600 Mil­Itonen auch nur den größten Teil zur Abdeckung der Aus­landsverpflichtungen zu verwenden.

Roch trüber werden diese Aussichten allerdings zu beur­teilen fein, wenn man daran denkt, was dem deutschen Außenhandel sonst noch für 1984 bevorsteht. Rußland mußte nämlich im vergangenen Jahre Kredite in Höhe von 700 bis 800 Millionen RM. nach Deutschland zurückzahlen. Die Sowjets find hierzu nur in der Lage ge­wesen, indem sie eine außerordentlich scharfe Drosselung ihrer Einfuhr vornahmen, indem sie nahezu ihre ganze eigene Golderzeugung exportierten und indem sie schließlich, mit gewiß nicht sehr freudigem Herzen, bei den Banken des dritten Reiches" einen Ueberbrückungskredit von 140 Millionen nahmen. Im Jahre 1934 hat Rußland noch nicht einmal die Hälfte zu zahlen und der Zeitpunkt, an dem man sich in Moskau von allen deutschen Warenbezügen völlig unabhängig macht, rückt demnach um so näher, zumal den Russen bekannt­lich von den USA . beträchtliche andere Kredite zur Verfügung stehen. Man geht also nicht zu weit mit der Feststellung, daß dem deutschen Außenhandel nach Erledigung des Russen­gefchäftes, nach Beginn des Handelskrieges mit Frankreich usw. jetzt geradezu das Rückgrat gebrochen worden ist. Der letzte Bierteljahresbericht des deutschen Konjunktur

Prozent des Gesamtabsages

11,6

62,9

11,8

7,9

5,5

0,2

0,1

Auf die Preislagen über 4 Rpf. das Stück entfielen also nur noch 13 Prozent des Gesamtabsazes und auch die 4- Rpf.­Zigarette war nur noch mit knapp 12 Prozent beteiligt.

*

Abwanderung zur billigeren Ware

Aus& öln wird der Frankfurter Zeitung " berichtet: Der Absatz in der Schokoladen- und Süßwarenindustrie hat sich während der Weihnachtsmonate befriedigend gestaltet. Die Abwanderung von den höheren zu den niedrigen Preis­lagen hat weiter angehalten; doch hat sich der Umsatz haupt­sächlich in den billigeren Qualitäten gegenüber dem Vor­jahr erheblich gesteigert. Die wertmäßige Umfaßiteigerung bleibt infolgedessen immer noch erheblich hinter der mengenmäßigen zurück.

Arbeitsschlacht"-Phantasien Ueberschrift und Inhalt

Das Arbeitsamt der Stadt Stuttgart versieht die Mel­dung, daß die Zahl der Arbeitslosen von 31 332 am 30. November auf 32 405 am 31. Dezember gestiegen ist, mit der Ueberschrift: Zuversicht in der Arbeitsschlacht". Weiter heißt es, daß Jugendliche unter 25 Jahren, ganz gleich, welchen Berufs- Kaufleute nicht ausgeschlossen, nicht ein­gestellt werden dürfen Für die Jungen gibt es Arbeit, wenn sie nur zugreifen wollen." lautet das weise Dekret wörtlich.

Die Preise hoch!

Anziehen der Preise

Das Wirtschaftsamt des deutschen Buchdruckervereins macht darauf aufmerksam, daß die eingetretenen Preiser­höhungen von 10 bis 20 Prozent für Zellstoff zu einer Berufsdrosselung führen könnten. Für Pad- und Einwickel­papiere, Maschinenlederpappen, Strohpappen und maschinen­grane Pappen seien die Preise teilweise um 30 bis 40 Prozent gestiegen.

Der Reichsverband des deutschen Handwerks berichtet über die Preissteigerungen im Baugewerbe: Auch die Holzpretie zeigten ein unverkennbar starkes Ansteigen und zwar durch­weg um 10 bis 20 Prozent, teilweise sogar bis zu 30 Prozent. Man müsse sogar mit einem weiteren Anziehen der Preise rechnen.

Die fächitsche Wirkwarenfabrikanten beantragten beim Reichswirtschaftsministerium, die von ihnen erhöhten Preise für Strümpfe als Mindestpreise für verbindlich zu erklären..

Siegheil!

institutes zeigt eine Vorsicht, Bescheidenheit und Zurück haltung, die man im Laufe des Jahres 1938 an den rein ,, Vernunft und Vertrauen haben gesiegt" propagandistischen Formulierungen des Institutes nicht mehr gewöhnt war.

Warum das der Fall ist, versteht man beim aufmerksamen Studium dieses Berichtes recht deutlich. Die deutsche Wirt­schaft geht einem trüben 1934 entgegen. Die harte Sprache der Tatsachen ist so flar geworden, daß man offenbar zu verstehen beginnt, wie wenig man auf die Dauer durch Beschönigung und Verschleierung erreichen kann.

stunden system zu beseitigen und um eine Kontrolle der tatsächlich geleisteten Arbeits­zeit zu ermöglichen, wird das Arbeitszeit­fontrollbuch in jedem Betrieb aufgelegt werden. Jeder Arbeitnehmer hat die Pflicht, wahrheitsgemäß Be­ginn und Ende seiner Arbeitszeit einan= tragen." Worms man sieht, was die heutigen Gewerk­schaften als ihre Aufgabe betrachten.

Heroismus und Baumwolle Der Nazi- Oberschieber

Bei Eröffnung der in Leipzig neugegründeten Nazi pfründe, die sich Seminar für politische Erziehung nennt, donnerte Reichsstatthalter Wutschmann in feiner Rede:

Es wird immer der den Sieg davon tragen, der sich in seinem Gedanken selbst heroisch erhalten und sich nicht dem Händlergeist zugewandt hat.

Zu heroischen Tiraden ist keiner so berufen wie dieser geschäftstüchtige sächsische Fabrikant. Während des Krieges, als andere draußen heroisch verbluteten, machte dieser Obernazi auf Staatskosten Schiebungen in belgischem Garn, weshalb nach dem Kriege sein Plauener Tegtilbetrieb blühte und gedieh, während seine Arbeiter unter Tarif schuften mußten. Solche Leute machen im dritten Reich" politische Erziehung und wettern, nachdem sie ihr Schäfchen im Trockenen haben, gegen Händlergeist.

So überschreibt die Pirmajenser Zeitung" den Jahres­bericht der Industrie- und Handelskammer. Piest man den Bericht durch, so stößt man u. a. auf folgende Tatsachen von Vernunft und Vertrauen":

Die Ausfuhr von Schuhwaren ist weiter start zurückgegangen, namentlich auch nach dem Gaargebiet. Die Zahl der Rechnungsbescheinigungen für die Zollabfertigung betrug nur noch 1800 gegen= über 2900 im Jahre 1932 und 8000 im Jahre 1981.

,, Blut und Eisen"

Erzförderung um 54 Prozent gestiegen

Ueber den Siegerländer Erzbergbau liegt folgender Nazi­Bericht vor: Durch die tatkräftige regierungsjeitige Unter­stützung ist dem zu Beginn des Jahres 1933 schwer danieder­liegenden Siegerländer Erzbergbau ein gewaltiger Auftrieb verliehen worden. Während im Januar 1933 34 000 Tonnen gefördert wurden, stieg diese Bahl auf 53 000 Tonnen im Mai und erreichte im August 87 000 Tonnen. Die Jahresgesamt förderung ist von 512 469 Tonnen in 1932 auf 789 787 Tonnen im vergangenen Jahr, also um 54 Prozent gestiegen... Dic Sukunft wird durchaus hoffnungsfreudig beurteilt."

Nur Mamelucken Neue Gesellenausschüsse

sind auf Grund des Führerprinzips von den maßgebenden Vertretern der Fachschaften ernannt worden. Der Deutsche Nahrungsmittelarbeiter"( 2/3) fagt hierzu: Da die ver flossenen Gewerkschaften bei diesen( nun abgeschafften) Wahlen immer eine rege Propaganda entfalteten, so war es selbstverständlich, daß die G.-A. mit wenigen Ausnahmen eine marristische Tendenz hatten". Die neuen Gefellen­ausschüsse sind sorgfältig ausgewählt; es famen vorwiegend Pente der NSBO. in Betracht. Besonders sorgfältig hat man die Altgesellen ausgewählt. Für dieses Amt kommen nur Leute in Frage, die vorbehaltlos hinter unserem Führer stehen,"