Rosenberg proklamiert den Kulturkampf
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,, Wenn wir das Braunhemd tragen..
dub. Hannover , 22. Jan. Auf einer gemeinsamen Kundgebung des Kampfbundes für deutsche Kultur und der NSDAP. , Gan Südhannover- Braunschweig, sprach hier am Sonntag der Leiter des Außenpolitischen Amtes der NSDAP. , Alfred Rosenberg , über den Kampf der Welt: anschauungen". Der Redner führte zur Frage„ National: sozialismus und Kirchen" u. a. aus:„ Wenn Kardinal Faul: haber die kommunistische Bewegung mit dem Germanentum vergleiche, so müsse an das deutsche Volk ein Appell gerichtet werden, ob es willens sei, derartige Redensarten zu bill gen. ( 3urufe: Nein, nein!) Diese Leute hätten alle Ursache, in die Reichskanzlei zu gehen, um ihren Dank dafür abzu statten, was der Kanzler für das deutsche Volk und die beiden chriftlichen Kirchen geleistet hat und daß sie überhaupt noch predigen könnten."
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„ Wenn wir das Braunhemd tragen," so erklärte der Redner, so hören wir alle auf, Protestanten oder Katholiken zu sein, dann sind wir nur Deutsche! Wir haben erklärt, daß die nationalsozialistische Bewegung inmitten eines Chaos als ein Eigengewächs groß geworden ist, und daß dieses Eigengewächs auch heute nicht etwa der weltliche Arm irgendeiner Konfession sein kann. Jede Kirche hat das Recht, Bedenken zu äußern. Aber auch die andere Seite hat das Recht, zu sagen, was sie glaubt. Man kann solche Erklärungen im Namen der Kirche abgeben, aber nicht im Namen des nationalsozialistischen„ dritten Reiches". Die ganze Form der weltanschaulichen und politischen Kämpfe hat sich in ganz entscheidener Weise verschoben. Wir haben 14 Jahre lang nicht um Dogmen gestritten und werden uns auch nicht in einen Dogmenstreit hineinbegeben."
So meldet das amtliche Hitlerbüro. Authentischer kann niemand den Katholiken über den Kampf der Hitlerregierung gegen die Kirche berichten. Niemals war die fatholische wie die evangelische Kirche so schweren Angriffen ausgelegt, wie unter dem Zepter Adolf Hitlers . Niemals hat ein deutscher Politiker gewagt, eine solch brutale Sprache gegen die Bischöfe und Kardinäle zu führen. Rosenberg , der prominente nationalsozialistische Führer, appelliert ganz offen an die SA. zum gewaltsamen Vorgehen gegen Kardinal Faulhaber. Jeder deutsche Katholik dürfte sich über die wahre Freiheit im dritten Reich" im flaren sein, wenn der die Formulierung Alfred Rosenbergs liest:
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diese Leute( Kardinal Faulhaber ) sollten dankbar dafür sein, daß sie überhaupt noch predigen können". Das ist Nationalsozialismus in feiner ganzen Brutalität. Und in seiner offenen Kirchenfeindlichkeit! Rosenberg, der den Papst in seinem Buche mit einem„ afrikanischen Medizinmann" verglich, dieser Kirchenfeind ohne Hemmungen, ist nach wie vor der offizielle Kultur- und Außenminister in he= sonderer Vertrauensnähe des Reichskanzlers.
Generalpräses Wolker
Ein vielsagender Aufruf
In der katholischen Presse wird folgender Aufruf des kathoItschen Jungmännerverbandes veröffentlicht:
An alle Präsides und Mitglieder des Kath. Jungmännerverbandes Deutschlands !
Herr Generalpräses Wolfer ist seit mehreren Wochen erFrankt. In den letzten Tagen hat sich sein Zustand verschlimmert. Unter der großen Verantwortung und den Schwierigkeiten der letzten Monate hat seine Gesundheit gelitten.
Lenin
Aus den Erinnerungen von Wladimir Woitinsky ,, Die Jahre der Siege und der Niederlagen"
Der Verfasser war während der ersten russischen Revolution in den Jahren 1905-1907 ein enger Mitarbeiter und Kampfgenosse Lenins . Im Jahre 1913 trat er zu den Sozialdemokraten über( Menschewiki). In der bolichemistischen Zentrale herrschte Lenin mit ungeteilter Macht. Seine unbestrittene Autorität gründete sich nicht nur auf seine großen Fähigkeiten und seine außergewöhnliche Arbeitskraft, sondern auch hauptsächlich auf der unGewöhnlichen Zuversicht, mit der er alle Fragen löfte. Das war nicht das Selbstvertrauen eines Doftrinärs, es war etwas ganz anderes.
Nie habe ich bei Lenin die Anzeichen eines Bonzentums bemerkt. Im Gegenteil. Im Verkehr mit den Genossen, ins besondere mit Arbeitern, war er aufmerkiam und einfach. Er hörte die Leute mit Geduld an, wie langweilig auch ihre Erzählungen sein mochten.
Er hatte eine eigene Art zuzuhören; er hielt den Kopf zur Seite geneigt, das Ohr gespißt, zwinkerte listig mit den Augen, auf seinem Geficht lag der Ausdruck gespannter, geistiger Arbeit. Dieser Ausdruck wich auch dann nicht, wenn der andere Unsinn redete und sich aus den Weitschweifigkeiten nicht herausfinden konnte. Es schien, als ob Lenin mit be= sonderer Gier die ungelernten, holprigen Redensarten hörte und aus ihnen herauszog, was für ihn Bedeutung hatte und was er brauchte, während es die anderen garnicht merkten. Das war die charakteristische Art Lenins . Er glaubte in der Tat, daß der Revolutionär die Antwort auf alle auftauchenden Probleme bei den Durchschnittsproletariern suchen müsse. Niemand verstand es wie Lenin , die Strömungen in den Arbeitermassen zu erraten und diesen kurz, gedrängt und Fühn Ausdruck zu verleihen. Die Neigung zu abstraktem, deduktivem, doftrinärem Denken lebte in ihm seltsamer Weise vereint mit einem genialen Gefühl für das Elementare in der Arbeitermasse.
Fragte man ihn nach seiner Meinung in dieser oder jener Sache, so antwortet er zuweilen:
Ich weiß nicht. wie die Arbeitsgenossen entscheiden werden, sie fönnen besser sehen..
Dabet lächelten seine Augen ganz schlau, und der Fragende fühlte, daß Flitsch" für sich schon die Frage gelöst hatte
Im Jahre 1917 entstand unter den Petersburgern bolsche= wistischen Arbeitern unzufriedenheit, mit den Komitees und deren Mitgliedern und mit der Parteipresse. Lenin schlug vor, daß auf den Parteikonferenzen jeder mit voller Offenheit alles aussprechen könne, was er auf dem Herzen habe. Es flossen Vorwürfe und Anschuldigungen, manchmal sogar in schroffer und beleidigender Form:
„ Ihr seid Bonzen, ihr seid Generäle, ihr wißt keinen Teufel von dem Leben in den Fabriken
Lenin hörte alles an, nahm alles an, erklärte sich mit allem einverstanden, und nach jeder Konferenz wurde seine Autorität in den Augen der Arbeiter immer größer.
Lenin war von einer Atmosphäre bedingungsloser Unterwürfigkeit umgeben. Nicht nur ein Sinowiew, sondern auch A. Bogdanow und Goldenberg, ganz zu schweigen von den
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Mit fast übermenschlicher Kraft hat er sich immer wieder aufgerafft o 6 wohl er selbst spürte, daß die Anspannung zu groß war. Er hat sich für die Jugend der Kirche bis zur Erschöpfung ausgegeben. Sein Leben liegt in Gottes Hand. Mit ganz besonderer Treue und Liebe sind wir ihm gerade jetzt verbunden und verpflichtet. Darum wollen wir im Glauben an Gottes Hilfe uns zu einer großen Gebets
bracht, daß es sein Wille ist, daß der durch den Kampf herausgebildete Typ des politischen Reiters der NSDAP . nichts mit den zivilen Politikern früherer Parteien und Staaten zu tun hat, sondern daß in den politischen Leitern der NSDAP . dem deutschen Volk endlich Vertreter der politischen Führung entstanden sind, die uns 2000 Jahre lang fehlten. Wir sind Prediger und Soldaten zugleich. Das ist unser Stola! Dem soll der Dienstanzug der PO. wetthin sichtbar Ausdruck verleihen.
gemeinſchaft zuſammenfinden. Die Präsides und alle prieſter Pariser Straßenkalender
lichen Freunde bitten wir, das heilige Meßopfer für ihn darzubringen, und wir alle aus der großen Familie wollen uns mit um die Altäre scharen. Jeder Verein feiert einen besonderen Bitt- Gottesdienst und dem täglichen Bundesgebet fügen wir am Morgen und Abend ein Vater unser“ für
Jakob Clemens, Generalsekretär.
Hinter diesen Säßen verbirgt sich die Tragödie eines führenden deutschen Priesters. Präses Wolfer, seit langen Jahren Leiter der katholischen Jugend, hat die härtesten Beleidigungen und schwersten Angriffe erleiden müssen. Sie begannen nach der Münchener Tagung der katholischen Gesellen und setzten sich fort, als die Nationalsozialisten die Gleichschaltung der katholischen Jugendbewegung verlangten. Der Aufruf ist eine menschliche Solidaritätserklärung, aber zugleich ein Bekenntnis des fatholischen Widerstandswillens.
Was uns 2000 Jahre fehlte Die neuen Uniformen der PO.
Adolf Hitler hat unter dem 20. Januar eine Verfügung über den Dienstanzug und die Rangabzeichen der PO.- Letter der NSDAP . erlassen. Der Dienstanzug wird besonders verliehen. Nur PO.- Leiter, denen der Anzug verliehen wurde, sind berechtigt, ihn zu tragen.
Die Uniform besteht aus Dienstrock und Breecheshose aus hellbraunem Stoff; es werden dazu getragen: schwarze Stiefel, braunes Hemd, schwarzer Binder, breites braunes Lederkoppel, helle Müße mit braunem Schirm, hellbraune Dienstbluse, Koppel übergeschnallt. Der Mantel ist zweireihig in brauner Melangefarbe mit hellbraunem Kragen und Aufschlägen in derselben Farbe wie der Dienstanzug.
Der Stabsleiter der obersten Leitung der PO., Dr. Ley, hat aus Anlaß der Uniformverfügung folgenden Aufruf erlassen:
„ Durch vorstehende Verfügung hat der Führer endgültig den Dienstanzug genehmigt, und damit zum Ausdruck ge
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Vertrauensleuten und den kleineren Berufsrevolutionären, sie alle betrachteten jede Frage mit den Augen von Jiitsch. Nur Roschkow bewahrte einen Teil seiner Selbständigkeit, und auch ich lehnte mich zuweilen gegen die Fraktionsdisziplin auf. Da weder Roschkom noch ich eine besondere politische Richtung darstellten, blieben unsere Versuche zur Selbständigkeit ohne große Bedeutung auf den Gang der Dinge.
Im allgemeinen waren die Beziehungen Lenins zu seinen engsten Mitarbeitern dergestalt, daß er von sich sagen konnte: der Bolschewismus das bin ich.
Er hielt die Fraktion fest in Händen und regierte sie wie ein unbeschränkter Monarch, dabei wie ein Monarch, der ,, von seinen getreuen Untertanen angebetet wird".
Zu den neuen Leuten, die in der bolschewistischen Organisation auftauchten, verhielt sich Lenin wie ein begabter Seelenfänger: er suchte neue Leute, beobachtete sie scharf sinnig, gab ihnen die Möglichkeit emporzukommen, und verstand es auch, sie mit der Partei zu verbinden.
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Die neuen Parteimitglieder, die Hoffnung erweckten, pflegte er aufzufordern Berufsrevolutionäre zu werden. ,, Man fann seine Kraft nicht zwischen der revolutionären Arbeit und den Sorgen um das tägliche Brot teilen," sagte er. Verlaßt die Stellung, ihr werdet von unserer Kasse bekommen, was ihr zum Leben braucht." Für ihn war der Berufs= revolutionärismus nicht eine bittere Notwendigkeit, sondern die normale Ordnung, die am besten das richtige Funktio= nieren des Parteiapparates sicherte. Er forderte auch Roschfow und mich auf, Geld von der bolschemistischen Kasse zu nehmen, und war über unsere Ablehnung sehr unwillig.
Lenins Einfluß auf die Jugend, die mit ihm in Berührung fam, war ungeheuer groß. Beim ersten Anhieb griff er in die Unabhängigkeit anderer nicht ein und war sehr duldsam gegenüber den kleinen Verstößen gegen die Parteidisziplin, doch in Wirklichkeit machte er systematisch und folgerichtig aus seinen Schülern und Mitarbeitern eine Armee ergebener und fanatisch zu ihm aufschauender Vollstrecker seines Willens.
In Privatgesprächen mit jungen Genossen, sogar in Kucola zu Hause am Teetisch hörte Lenin keinen Augenblick auf. Agitator und Organisator zu sein. Wenn der Besucher den Blick seiner verschlagenen und spöttischen Augen auf sich gerichtet fühlte, dann konnte er die Empfindung nicht los werden, daß Flitsch alle seine Gedanken errate.
Ein beliebtes Thema der Agitation in dem engeren Kreis der Genossen war für Lenin der Kampf gegen die bürgerlichen Vorurteile, die Ueberreste der alten liberalen Dummheiten". die er bei Neulingen stets argwöhnte. Er hielt beständig geschickte und talentvolle Predigten des revolutionären Nihilismus.
Das ist ja lächerlich! Wenn wir uns alle auf diesen Standpunkt stellen, müssen wir alle zur Polizei laufen und sagen: Wir sind die und die, verhaften Sie uns, geben Sie uns die Möglichkeit für die Sache des Volkes zu leiden!
Die Revolution ist eine sehr schwierige Sache, in weißen Handschühchen, mit reinen Händchen kann man sie nicht machen!
Die Partei ist keine Pension für adelige Fräulein. Man kann nicht die Parteimitglieder mit der engen, spießbürgerlichen Moral messen. Ein Schurke kann für uns eben deshalb nüßlich sein, weil er ein Schurke ist
Als man in Lenins Gegenwart davon sprach, daß sich ein gemisfer Bolschewik unzulässig aufführe, bermerkte er ironisch:
Bruno Walter ist von Paris nach der Schweiz gefahren und dirigiert in Genf das romanische Orchester. Er wird in Wien gastieren, und es verlautet, daß Verhandlungen schweben, um ihn für die Wiener Staatsoper zu gewinnen.
Yvette Guilbert ist nach Paris zurückgekehrt und filmt. Sie gab einen wunderbaren Abend mit alten französischen Liedern.
Die russischen Balletts geben diese Woche drei Tanzabende in den Champs Elysées , den letzten am 25. mit dem Motto: In memoriam Pavlova.
Wie wir hören, erscheint von Helmut Klots, dem Veröffentlicher der Röhm- Briefe und seinerzeit im Reichstage von den Nazis niedergeschlagenen früheren Offizier, in England ein Werk, From Weimar to chaos". Dies Buch des jetzt in Paris lebenden Verfassers enthält das politische Tagebuch eines Reichswehroffiziers von 1922 bis 1933.
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Die beiden Seen im Bois de Boulogne werden gegenwärtig ausgebaggert, um 50 000 Kubikmeter Schlamm zu entfernen. Die Arbeiten, durch die die Wassertiefe auf 1,20 Meter gebracht werden soll, werden mehrere Monate dauern.
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Zwischen der Brücke de la Concorde und der Brücke Alexander III. wird gegenwärtig ein Anlagehafen für den Wassersport mit einem Klubhause errichtet.
Ein Einbruch von Fachleuten mit modernstem Werkzeug in das Rathaus von Alfortville wurde durch die Wachsamkeit eines Wächters verhindert. Im Geldschrank waren 320 000 Franken für die Stempelnden. Die Verbrecher, die wahrscheinlich schon früher einmal den gleichen Einbruch versucht hatten, mußten ihre ausgezeichneten Bohrer usw. zurücklassen.
Max- Reinhardt - Gastspiel durch Europa
Dem Vernehmen nach befindet sich Max Reinhardt auf einer europäischen Gastspielreise. Er begann sie im Franzö sischen Theater in Antwerpen mit Thimig und der Servaes in Goldonis ,, Diener zweier Herren" und bereist jetzt Holland . Wie weiter verlautet, soll er in Italien die ,, Fledermaus" und in Budapest und Bukarest das„ Große Welttheater geben wollen. Es heißt, daß sein nächstes Stück in Paris der ,, Jedermann" sein wird.
„ Wir haben einen großen Betrieb und in einem großen Betrieb kann man jeden Schund gebrauchen."
Roschkow erzählte mir, daß er einmal die Aufmerksamkeit Lenins auf die Heldentaten" eines Moskauer Bolschewiks gelenkt habe, den er als einen abgefeimten Schurken charakterisierte. Lenin antwortete lachend:
Das ist eben gut, daß er vor nichts zurückschreckt. Nun, Sie zum Beispiel, sagen Sie aufrichtig, könnten Sie sich um des Geldes willen von einer reichen Kaufmannsfrau aushalten lassen. Nein, ich auch nicht. Ich könnte meinen Widerwillen nicht bezwingen. Und Viktor hats getan. Der Mensch ist un erjeblich."
Lenin war nachsichtig nicht nur gegen solche Schwäche", wie Trunksucht, Ausschweifung, sondern auch gegen Kriminalverbrechen. Er sah das revolutionäre Element nicht nur bei den„ Expropriatoren" um der„ Idee willen", sondern auch bei" den Gemeinverbrechern.( Wie man weiß, haben Bakunin und Netschaem die Verbrecher ebenso angesehen. Aber Lenin bestritt ganz entschieden die Verbindung seiner Anschauung über die Verbrecher mit dem Bakunimus.)
Unter den engeren Kampfgenossen Lenins nahm diese Anschauung manchmal ganz sonderbare Formen an. So sagte mir A. Bogdanow , einer der gebildetsten bolschewistischen Schriftsteller:
Man schimpft auf die Expropriatoren, auf die Plünderer und auf die Gemeinverbrecher... Kommt aber die Zeit des Aufstandes dann werden sie auf unserer Seite stehen. Auf der Barrikade wird ein rückfälliger Einbrecher nüßlicher sein als Plechanow ."
In der bolichewistischen Organisation spielte die Geldfrage eine große Rolle. Infolge der Entwicklung des Berufsrevolutionärismus war viel Geld erforderlich. Petersburg allein verlangte nicht weniger als zwei- bis dreitausend Rubel monatlich.
Mitgliedsbeiträge gingen nicht ein, mit den Sammlungen in den Betrieben wollte man keinen„ Mißbrauch treiben" alle Gelder kamen aus der Zentrale. Ueber die Herkunft der Gelder teilte man uns nichts mit: es war nur bekannt, daß die Finanzangelegenheiten Nik'titsch anvertraut waren.
Diesen Nikititsch( Krassin ) habe ich einige Male getroffen, doch immer nur flüchtig. Ich kannte ihn hauptsächlich aus den Reden Lenins und der Nadeschda Konstantinowas, Lenins Frau. Mir blieb der deutliche Eindruck, daß in der bolichewistischen Organisation Nifititich der einzige Mann war, zu dem Lenin vollste Verehrung fühlte und dem er vollstes Vertrauen schenkte.
Troß der Geschicklichkeit und der Energie Nikititschs fehlte es der bolschewistischen Zentrale oft an Geld. Deshalb erörterte man in dem bolschemistischen Flügel des Petersburger Komitees sehr eifria die Frage der Einrichtung einer Werkstatt zur Herstellung falschen Geldes.
Die Arbeiter oder die Angestellten der Expedition zur Anfertigung der Staatspapiere( russische Staatsdruckerei) versprachen der bolschewistischen Organisation die noch nicht fertigen Banknoten zu liefern. Die Papiere sollten vervollständigt, hauptsächlich die Unterschriften und die Nummern hergestellt werden. Man sprach in den Komitees darüber, wie die Klischees mit den Unterschriften angefertigt werden sollten, wo der Numerator gekauft werden sollte und wieviel alles fosten werde.
Zuletzt klappte die Sache doch nicht: die Angestellten der Expedition nahmen ihren Vorschlag zurüc.