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Freihei
Aus dem Inhalt
Vor dem Englichen Schritt Seite 2
Naziführer- Emigrant:
Seite 3
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S.- A- Mann denkt nach
Seite 4
Seite 5
Dollfuẞ stellt Hitler
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Oesterreichs Ultimatum an die Reichsregierung Der Völkerbund in Erwartuug
Geni, 24. Januar. ( Eigene Meldung.) Es besteht die Ab- gegen die Vergewaltigung der Nation. Es iſt Hitlers Schande, Priester vor dem Sondergericht
ficht, so bald als möglich eine außerordentliche Sigung des Völkerbundsrates einzuberufen, die sich ausschließlich mit der international bedrohlichen Lage in Oesterreich beschäf: tigen soll. Ueber die Behandlung der österreichischen Anges legenheit besteht in den entscheidenden Völkerbundskreisen weitgehende Einigkeit, wie dies gelegentlich der Ratssigung in der vorigen Woche durch eingehende Gespräche zwischen Sir John Simon, Paul- Boncour, Benesch, Aloisi und Titu: lescu festgestellt worden ist. Es liegt die Anregung vor, die geplante außerordentliche Ratssitzung nach Wien einzuberufen, um die Kundgebung zugunsten der Selbständigkeit Desterreichs durch die Tagung in Desterreichs Hauptstadt zu verstärken, doch erheben sich dagegen mancherlei Bedenken. Eine Entscheidung dürfte erst fallen, wenn die deutsche Reichsregierung auf einen am 18. Jannar durch den öfter: reichischen Gesandten Dr. Tauschnig in Berlin unternommenen Schritt geantwortet haben wird. Nach vorher einge: holter Zustimmung Italiens , Englands und Frankreichs hat die öfterreichische Regierung in einer Verbalnote die deutsche Reichsregierung aufgefordert, durch energische Maßnahmen den nationalsozialistischen Treibereien in Oesterreich , die von Deutschland her organisiert werden, ein Ende zu machen. Ferner folle die Reichsregierung durch eine feierliche öffentliche Kundgebung erklären, Zukunft achten wolle. Im Falle einer unbefriedi: genden deutschen Antwort werde Desterreich den Völkerbund auf Grund Artifel 11§ 2 des Pattes anrufen. Dieser Ar tifel gibt jedem Mitglied des Völkerbundes das Recht, die Aufmerksamkeit der Völkerbundsversammlung oder des Völkerbundsrates auf jeden Umstand zu lenken, der die internationalen Beziehungen trüben, und das gute Einvers nehmen und den Frieden der Nationen trüben könnte. Eine Antwort Deutschlands ist bisher nicht erfolgt, und man glaubt hier nicht, daß die Reichsregierung den österreichis ichen Forderungen so zu entsprechen gewillt ist, wie es nicht nur Desterreich, sondern auch Italien , Frankreich und England zu einer wirklichen Befriedung verlangen müssen.
wenn Europa sich zum Schußze bedrohter Deutschen gegen die Unterdrückung durch barbarische Terrormethoden von Auch deutschen erheben muß.
Desterreich lehrt den Völkerbund, welche europäischen Gefahren sich an der Saar entwickeln müssen, wenn man den nationalsozialistischen Diktatoren unmittelbar an der fran zösischen Grenze Gelegenheit gibt, sich auszutoben. Die Nationalsozialisten fügen sich keinem wie immer gearteten Regierungssystem. Sie wollen allein herrschen. Wie in Defter reich, so an der Saar . Die Nationalsozialisten sprechen allen Andersgesinnten die Freiheit politischen Handelns ab und dürfen daher unter keinen Umständen mit den Mitteln staatsbürgerlicher Gleichberechtigung behandelt werden. Das ist die Lehre, die uns Deutschland gegeben hat. Das ist die Lehre, die jetzt Oesterreich ganz Europa gibt. Wir erwarten, daß daraus auch für das Saargebiet die nötigen Folge rungen gezogen werden. Mit Terroristen kann man nicht diskutieren. Gesetzesverachter und Gejegesbrecher müssen auf die ihnen zukommende Art behandelt werden. Weder in Desterreich noch an der Saar werden die nationalsoziali. stischen Terroristen auf die Unterdrückung der gegnerischen Volksteile freiwillig verzichten. Sie fügen sich nur der stärferen Macht.
daß fie die Unabhängigkeit Desterreis in Eine Mahnung
Soweit hat es die Reichsregierung der Verbrecher an der deutschen Nation nach einjähriger Arbeit gebracht.
an der Saar , wo eine ferndeutsche Bevölkerung bis zum 30. Januar 1933 einmütig von dem Willen beseelt war, geschlossen zum Reich zurückzukehren, wächst von Tag zu Tag der Widerstand gegen eine Auslieferung des Saargebietes an die volksfremde Diktatur von Barbaren .
In Defterreich, wo die Sozialdemokratie als ersten Satz in die ursprüngliche österreichische Verfassung schrieb„ Deutschösterreich ist ein Teil der deutschen Republik" und demselben festen und einhelligen Willen in der deutschen Republik begegnete, einem Willen, der nur durch die Gewaltverträge von Versailles und St.Germain vom Ziel zurückgerissen wurde, ruft jetzt eine Bundesregierung den Völkerbund gegen den Anschluß auf. Mit Zustimmung derselben Bevölkerungsteile, die bis zum 30. Januar 1933 die Vereinigung mit dem Reiche leidenschaftlich wollten. Die diesen Willen noch haben und Die bie ihn wieder mit aller Energie betätigen werden, wenn die deutsche Nation sich von dem schändlichen Regime befreit haben wird, das Deutschlands Ehre und Deutschlands Jnteressen in der ganzen Welt schädigt.
Paris , 24. Januar. Der„ Figaro" schreibt: Die letzten Ereignisse in Oesterreich sind für alle eine Mahnung. Zunächst für Italien . Der Chef der Regierung in Rom wird sehr bald feststellen, wie schwierig es ist, sich mit der deutschen Regierung zu verständigen, selbst wenn man sie in schonendster Weise behandelt. Herrn Mussolini , der immer sehr be= sorgt ist um die Ehre seines Landes, hätten die Kundgebun gen der Nazis während der Anwesenheit Suvichs in Wien tief gefränft.
Eine Mahnung aber auch für Frankreich und für England. Die großen Mächte taten Unrecht, daß sie sich nicht früher um die deutschen Manöver in Defterreich gefümmert haben. Die Gelegenheit zum Handeln war schon 1931 bei der Frage der Zollunion gegeben. Man ließ sie ungenutzt vorübergehen und behandelte das Problem lediglich vom wirtschaftlichen und juristischen Standpunkt aus. Der internationale Gerichtshof im Haag sprach sich mit nur einer Stimme Mehrheit gegen den dreisten Versuch Deutschlands aus. Die Mächte konnten sich nicht einigen auf einen dringend not wendigen Plan zur wirtschaftlichen Hilfe gegenüber den Donaustaaten. Wird man endlich handeln? Wird man das Problem in allen seinen Auswirkungen und Zusammenhängen prüfen? Es wäre zu wünschen. Denn je länger man wartet, um so größer wird die Gefahr.
,, Beim Abendessen im Pfarrhaus"
München , 24. Januar. Vor dem Sondergericht München begann heute vormittag die Verhandlung gegen die drei vor längerer Zeit in Schughaft genommenen Geistlichen Stadt
pfarrer Emil Muhler , Kaplan Oskar Thaler und Kathechet Sollacher. Alle drei wurden aus der Schutzhaft vorgeführt. Der Andrang des Publikums zu dieser Sigung war derart groß, daß schließlich ein größeres Aufgebot von Polizei die Gänge räumen mußte. Zu der Verhandlung sind acht Zeugen geladen. Nach der Anklage wird dem Stadts pfarrer Muhler und dem Kaplan Thaler ein einfaches Vers gehen gegen die Verordnung des Reichspräsidenten vom 21. März und dem Rathecheten Sollacher ein fortgesetztes Vergehen dieser Art zur Laft gelegt. Dr. Muhler soll Ende September oder Anfang Oktober beim Abendessen im Pfarrhaus eine Greuelnachricht verbreitet haben, die von Kaplan Thaler an den dritten Angeklagten weitergegeben wurde. Dieser hat sie dann wiederum an zwei Lehrerinnen weiter=
gegeben.
Von Andreas Howald almond stor Am 1. Januar 1934 werden die deutschen Schriftleiter in Dienst genommen. Der Führer des Reichsverbandes der deutschen Presse, Major Weiß.
Vor zwanzig Jahren gab es einen mit großer Leiden. schaft ausgefochtenen öffentlichen Zeitungskrieg, der die deutsche Presse selber betraf. Der Leipziger Nationalökonom Karl Bücher , früher einmal Redakteur der „ Frankfurter Zeitung ", hatte den für einen bürgerlichen Bolkswirtschaftler unerhörten Mut, eine rein privatwirt schaftliche Definition des Begriffs der Zeitung zu geben Er nannte sie ein kapitalistisches Unternehmen, das mit Meinungen und mit Nachrichten Handel treibt und seine Existenzgrundlagen aus dem Inseratenteil bezieht. Durch die deutschen Redaktionsstuben ging eie Woge gewaltiger Empörung. Die konservativen, nationalliberalen und freisinnigen Redakteure vereinigten sich mit ihren Ver legern im Protest gegen den Herabwürdiger ihres Gesinnungseifers und gürteten sich mit dem heiligen Dienst am öffentlichen Interesse und der Freiheit der Persön
14 deutsche Zeitungen verboten! lichkeit, die ihnen in besondere Berwahrung gegeben
Großdeutscher Bürgermeister verhaftet det
Wien , 24. Januar. Nach einer amtlichen Verfügung sind 14 reichs deutsche Zeitungen, darunter die„ Münchner Neuesten Nachrichten ", für den Bertrieb in Desterreich auf ein Jahr verboten worden.
Auf Weisung der Bundespolizei ist der großdeutsche stellpertretende Bürgermeister von Innsbrud, Dr. Pem bauer, verhaftet worden.
An der Saar wie in Desterreich sind es dieselben Banden, Konzentrationslager verlegt
die eine Einigung der deutschen Nation verhindern, allein durch ihren fanatischen Terror, dem wir uns nicht unter merfen werden. An der Saar wie in Oesterreich tragen die Nationalsozialisten und ihre gegenüber den Volksgenossen tohe, gegenüber dem Ausland kriecherischen und heuchlerischen regierenden Führer die Schuld, wenn außerdeutsche Mächte durch den Völkerbund einen Schuß gegen national sozialistisches Banditentum aufrichten müssen. Verlogen möchte man der Welt einreden, daß an der Saar nur ein Häuflein von Emigranten und Verbrechern gegen das Eindringen der nationalsozialistischen Terrorwelle Widerstand leiste. Nun: sind etwa die österreichische Bundesregierung und die österreichischen Bischöfe und die Millionen öfterreichische Arbeiter. Bürger und Bauern auch„ Emigranten" oder„ Verbrecher" oder„ Salunken" wie der deutsche Reichsfangler fi5 auszudrücken beliebt? Nein, es ist an der. Saar wie in Oesterreich der Widerstand echter nationaler Kräfte
Neue Kundgebungen
Wien , 24. Januar. Die Bundesregierung hat das Durchgangslager in Wels aufgelöst und die rund 200 Schuzhäft linge nach Kaisersteinbruch an der burgenländisch - ungarischen Grenze bringen lassen. Sie hat sich dazu veranlaßt gesehen, weil vor dem erst kürzlich errichteten Lager in Wels fortgesetzt Kundgebungen stattgefunden haben. Beim Abtransport der Schußhäftlinge haben mehrere tausend Personen Rundgebungen veranstaltet. Zu ihrer Bekämpfung wurden aus Linz starke Truppenabteilungen nach Wels entsandt. Es kam zu Zusammenstößen, bei denen mehrere Personen leicht verletzt wurden.
Nach Meldungen aus Stenr wurden bort vier Sprengförper zur Explosion gebracht, wodurch einiger Sachschaden entstanden sein soll. Die Täter fonnten nicht ermittelt werden. 32 Personen wurden festgenommen; sie werden in ein Ronzentrationslager gebracht werden.
feien.
Man liest heute diese Polemik mit einiger Sehnsucht nach der Zurückgewinnung eines von solcher Friedens ruhe erfüllten Kampfplazes. Denn das Bild, das die deutsche Presse bildet, hat die Beweisführung Karl Büchers in erschütternder Weise überholt. Die publizistischen Jdeenträger, die früher vor den verschiedenen Verlegerinteressen im Staube lagen, sehen wir unisono im braunen Eintopf auf dem Herd des„ totalen Staates", der keinem mehr erlaubt, auch nur einmal mißmutig über den Rand zu gucken. Die Zeitungen sind das tägliche Einheitsessen des deutschen Volkes geworden, und ihre Schriftleiter haben zu versichern, wie froh sie sich in dieser Lage fühlen. Der Chef, der sie am 1. Januar auf Grund des neuen Schriftleitergesetzes in Dienst nahm", darf seine Mannen in soldatischen Reihen überblicken und jeden ausstoßen, in dessen Uniformknöpfen sich nicht das Antlig Adolf Hitlers spiegelt.
Indes erschöpft die Jronie nicht die Situation. Nach einer Statistik des Instituts für Zeitungskunde ist die Zahl der in der deutschen Presse in den Redaktionen be schäftigten Personen im Jahre 1933 von 19 200 auf 5341 zurückgegangen. Diese Dezimierung ist prozentual noch größer als der gewaltige Rückgang der Zeitungsauflagen, deren Verluftziffern oft 100 Prozent und mehr betragen. Jm Jahre 1932 gab es nach der gleichen Quelle noch 2703 Tageszeitungen, jetzt sind es noch 1128. Jm Juni 1932