Das verklatschte Pfarrhausgespräch

Der Münchener   Priesterprozeß- Hohe Gefängnisstrafen

Wir berichteten gestern den Beginn des Prozesses in München   gegen die drei vor längerer Zeit verhafteten Geistlichen Stadtpfarrer Emil Muhler  , Kaplan Oskar Thaler und Katechet Sollacher. Dr. Muhler soll Ende September oder Anfang Oktober beim Abendessen im Pfarrhaus eine Grenelnachricht" verbreitet haben, die von Kap: lan Thaler an den dritten Angeflagten weitergegeben wurde. Dieser hat sie dann wiederum an zwei Leh­rerinnen weitergegeben.

Bei der Vernehmung der Angeklagten erklärte der Haupt­angeklagte Stadtpfarrer Muhler, er sei als Kriegsfrei­williger vier Jahre im Felde gewesen, ver­wundet und zum Leutnant befördert worden. Ohne sein Zutun sei er zum Stadtrat in München   gewählt worden. Er habe gegen den Marrismus Stellung genom­men. Nach der Machtübernahme der NSDAP  .

habe er sich von der Politit ferngehalten. Die Katholische Aktion", der er vorübergehend an gehörte, habe mit Politit nichts zu tun. Nach sei­ner Einstellung zur Regierung befragt, erflärte Muhler, daß er sich verpflichtet fühle, mitzuarbeiten in einer Regie­rung, die sich durchgesetzt habe und die man daher auch an­eifennen müsse. Zu den einzelnen Anflagepunkten selbst äußerte sich Muhler dahin, daß er die Nachrichten, deren Weiterverbreitung ihm zur Lait gelegt wird,

von Kommunisten erfahren habe.

Deren Namen müsse er aber unter Berufung auf sein Be­rufsgeheimnis verschweigen, da ihm die Nachrichten bei sei­ner seelsorgerischen Tätigkeit mitgeteilt worden seien. Der Angeklagte gibt zu, daß er die Nachrichten, die er nicht für wahr gehalten habe, bei einem Abendessen im fleinsten Kreise feinen Kaplänen weiter= gegeben habe, aber nur als Beweis für die Stimmung, die in den kommunistischen   Kreisen herrschte. Er habe hinzu­gefügt, wenn das wahr wäre, dann wäre die erbitterte Stimmung der Kommunisten wohl begreif­Itch. Er habe zwar seinen Zuhörern nicht verboten, darüber weiterzusprechen, sei aber doch überrascht gewesen, als er später von der Weiterverbreitung erfahren habe. Bei dem gelegentlich der Haussuchung gefundenen Material habe es sich

nur um Studienmaterial gehandelt.

Die gefundenen Mitgliedskarten der Roten Hilfe stammten von Kommunisten, die wieder zur Kirche zurückgebracht, aus der Partei ausgetreten waren und ihm als Beweis dafür diese Bücher übergeben hatten.

Auch die beiden Mitangeklagten Thaler und Sol= I a cher geben bei ihrer Vernehmung den ihnen zur Laſt ge= legten Tatbestand zu. Auch sie wollen diese Erzählungen nur weitergegeben haben als Beispiel für den Ernst ihrer Unter­haltung. Sollacher bedauerte, daß er durch seine Schwaz  - baftigkeit seine beiden Amtsbrüder in Mitleidenschaft gezogen habe.

Zeugen aus der Haft

Als erster Zeuge wurde daraufhin ein Kommunist, der sich ebenfalls in Haft befindet, vernommen, dessen Erzählungen an den Stadtpfarrer Muhler den Grund zu dieser Anklage bilden. Der Zeuge erklärt, daß er seine Wissenschaft aus einer Broschüre des Kommunisten Beimler über dessen

Flucht aus dem Konzentrationslager in Dachau   bezogen habe. Er sei seinerzeit von Pfarrer Muhler aufgesucht wor= den, wobei dieser versucht habe, ihn wieder der Kirche zuzuführe it.

Nach der Vernehmung weiterer Zeugen wurde im wesent­lichen der Tatbestand im Sinne der Anklage festgestellt, je­doch mit der Einschränkung,

daß sowohl Muhler wie seine Amtsbrüder die Erzählung gewissermaßen nur als Beispiel für die in fommunistischen Kreisen herrschende Erbitterung und deren Ursache hin: stellen wollten.

Ein Landgerichtsrat, ein Kriegskamerad Muhlers, stellte

feinem Amt zu einer besonderen Zurückhaltung verpflichick gewesen wäre.

Die Ungeheuerlichkeit dieses Urteils ist aufschlußreich. Geistliche sprechen unter sich im Pfarrhause über die Untafen in Gefängnissen, in Konzentrationslagern. Das Material darüber ist, von Dachau   ganz abgesehen, bergehoch. Die an= geklagten Geistlichen dürfen nicht einmal wagen, diese Tat­sachen unter Beweis zu stellen, sondern sie müssen zu ihrem Schuße erklären, daß sie die Erzählungen des Kommunisten für unwahr gehalten hatten. Das fennzeichnet die Recht­losigkeit in Deutschland  , aber zugleich auch die Ohnmacht und die Trost losigkeit der Lage des deutsch   eit Katholizismus.

Es ist ein amtlicher Bericht, den wir veröffentlichen. Man sieht, daß es nicht nötig ist. Greuelmeldungen zu fabrizie ren". Das geschieht viel wirksamer durch zuständige Stellen.

Muhler das befte Zeugnis aus. Er erflärte, er traue Mub Professor Adam supendiert

ler nicht zu, daß dieser in hetzerischer Weise irgendeine Greuelnachricht weitergebe. Darauf wurde die Beweisauf­nahme geschlossen.

Acht Monate Gefängnis beantragt

Nach einer Vanse beantragte der Staatsanwalt gegen jeden der drei angeklagten Geistlichen eine Gefängnis strafe von acht Monaten.

Nach dem Strafantrag des Staatsanwaltes beantragte der Verteidiger für alle Anoeklanten Freispruch, da seiner Meinung nach Dr. Muhler sich verpflichtet gehalten habe, derartige Informationen an seine Kapläne weiterzugeben. Das Urteil

Das Sondergericht verfündete am Mittwochabend folgen des Urteil: Die Angeklagten Dr. Muhler, Thaler und Sol­lacher sind schuldia je eines Vergehens aegen§ 3 der Ver­ordnung des Reichspräsidenten   vom 21. März 1933. Es wer­den verurteilt:

Stadtpfarrer Dr. Muhler au vier Monaten Gefängnis, Kaplan Thaler zu drei Monaten Gefänanis und der Katechet Sollacher zu fünf Monaten Gefängnis. Außerdem haben alle drei die Kosten zu tragen.

In der Urteilsbegründung heißt es u. a.: Es wurde fest­gestellt, daß Muhler die Behauptungen über Boraänge in Tachau  . die er, wie nicht widerlegt werden konnte, von einem Kommunisten erfahren hatte, an seine Kapläne weitergegeben hat. Thaler hat diese Mitteilungen an seinen Pollenen Solfacher weitergetragen, der sie weitererzählte. Die Behauptungen waren nicht wahr und infolge= dessen geeignet, das Anieben der Regierung schwer zu schädigen. Dr. Muhler gibt zu, die Behaup tunaen selbst für unwahr arhalten zu haben. Das Gericht verkennt nicht, daß es im dienstlichen Intereie wesentlich sein kann, daß der Pfarrer und seine Kovläne über die Stim­muna in kommunistenfreifen unterrichtet, doch brauchte er nicht Einzelheiten wiederzugeben(!) Auch hätte er den Konlänen ein Schmeideverhot auferlegen und sie davon unterrichten müssen, daß er selbst die ihm mitgeteil­ten Behauptungen für unwahr balte. Das Gericht hat ange­nommen, daß Dr. Muhler nicht ausschließlich aus feel for aerischem Interesse aebandelt habe, und deshalb stehe ihm eine überaefekliche Rechtfertigung

nicht zur Seite. Strafmildernd wurde bei Dr. Muhler be

rücksichtiat einmal fein Geständnis. dann die Tatsache, daß er als ricasteilnehmer noff feine Bilicht getan hat und in nerhalb seinea Riichtenkreises dem Morrismus entoeaen­getreten fet rich werend dagegen wirke die Unacheuer­lichkeit der Behauptungen und die Tatsache, daß Muhler in

Wunderkind   wird gesucht

Der alte und der neue Dalai- Lama

Nach Meldungen aus Lhasa   ist für den am 17. De­zember verstorbenen Dalai Lama   nunmehr ein Nachfolger gewählt worden. Der neue Dalai Lama   ist erst wenige Wochen alt. Er wurde nämlich in einer Vorstadt von Lhasa   zur selben Zeit geboren, als der frühere Talai- Lama starb, womit nach Auffassung der Tibetaner der Beweis erbracht ist, daß die Seele des Verstorbenen in den Körper des Neu­geborenen gewandert ist. Bis zur Volljährigkeit des jungen Dalai Lama   wird Tibet   von Regenten ver­waltet werden.

Der Dalai Lama   ist gestorben. Tibet   muß sich einen neuen Herrscher suchen, Millionen Buddhisten brauchen ein neues geistliches Haupt. Nicht ein Mensch, ein Gott hat sie verlassen. In den Häusern der Wolgakalmüfen und in den Tempeln von Pefing, in den Jurten am Baifalsee und in den Stein­hütten von Siffim und Ladakh  , von Astrachan   bis zum Stillen Ozean und vom Himalaja   bis Sibirien   treiben jetzt die Dämonen ihr Spiel mit den schußlosen Menschen. So­lange, bis der wiederverkörperte Gott wieder im heiligen Lhassa   thront.

Es heißt, der Dalai Lama   sei von seinen Feinden vergiftet worden. Ein dunkler Tod nach einem trüben Leben. Leicht hat es der arme Nga Wang Lobzang nicht gehabt. Nicht einmal mehr der ibetanische Papst lebt herrlich in der Welt. 3weimal hat er aus seinem Reich fliehen müssen, das erste mal 1904, als die englischen Truppen unter Younghusband  , der nicht den mindesten Respekt vor göttlicher Würde hatte, bis nach khassa vordrangen, und das zweitemal, da 1910 die Chinesen in Tibet   Ordnung machten. Der Gott hat viel wandern müssen, er war in Indien   und in der Mongolei  , hat vieles gesehen und vieles gelernt, nichts, was ihm Freude gemacht hätte, manches, was ihn im Innersten traf. Das lette Jahr soll er mit niemandem mehr gesprochen haben, verfolgt von düsteren Ahnungen, nicht so sehr bangend für sein Leben, an dem ihm kaum noch etwas lag, als für die Zukunft Tibets   und seiner Kirche.

Das verschlossene Land- von gestern ind3

-

Man spricht von Tibet   als von dem verschlosseven Land", dem geheimnisvollen Herzen Asiens  ", der Wunderwelt". Das hatte noch vor zwanzig Jahren seine Berechtigung. Heute hat sich alles recht gewandelt. In Tibet   fahren Auto­mobile sie sind noch nicht gerade zahlreich, aber es gibt sie eben doch schon in Tibet   flingeln Telefone, lärmen Laut sprecher, surren Flugzeuge. Die kleine tibetische Armee führt nicht mehr die malerischen Gabelflinten, sondern Maschinen­gewehre und Gebirgsgeschüße. In ihren Stahlhelmen sehen die neuen Mustertruppen mordsmodern aus. Vor einigen Monaten haben sie sich in den üblichen Kleinfämpfen mit chinesischem Militär gar nicht übel geschlagen. Freilich, zu einem ernsten Widerstand sind sie nicht fähig. Wenn Tibet  heute noch selbständig ist( dem Namen nach gehört es zu

China  ), so verdankt es das nicht der Kraft seiner Armee und auch nicht mehr allein der Gunft der Natur, die ihm schwer zu überwindende Grenzen gab, sondern der augenscheinlichen Schwäche Chinas   und der Rivalität seiner Nachbarkolosse: Englands in Indien  , Rußlands   und Chinas  . Tibets   Unab­hängigkeit ist mit jedem Jahr stärker bedroht. Tibet  , das Land der Mönche, wandelt sich durch das Eindringen der modernen Technik. Je lauter die Stimme des Ansagers vom Sender in Tschengtufu flingt, desto stiller wird die des Gott­fönigs. Der Traftor rammt die dicksten Klostermauern. Wo die Lampe   mit dem Petroleum der Afiatic Oil Company brennt, erlöschen die Opferschalen mit der Schmelzbutter.

Der nächste Dalai Lama   wird der vierzehnte sein. Ob ihm noch viele folgen werden, ist ungewiß. In der Sowjetunion  und in der Mongolei   verfällt der Lamaismus. Die chinesische Regierung hat dort, wo sie die Macht hat, dem Privileg der Mönche, die Laien für sie Steuern zahlen zu lassen, ein Ende gemacht. So bleibt als unumschränktes Hoheitsgebiet dem buddhistischen Klerus allein noch Tibet  . Und das nicht mehr für allzu lange.

Natürlich bedeutet das nicht, daß die geistige Herrschaft der lamaistischen Kirche nun im Handumdrehen gebrochen sein wird. Selbst in der Burjatenrepublik in Sibirien  , wo die Sowjetbehörden den Kampf gegen sie äußerst heftig führen, wo die Lamapriester als nichtwerftätige Elemente nichts zu lachen haben, wo die Klosterschulen seit zehn Jahren gesperrt sind, selbst dort lebt die gelbe Lehre" noch ziemlich fräftig. Ihre äußere Macht ist gebrochen, ihre Macht über ie Geister dürfte immerhin noch geraume Zeit bleiben. Wer in Lhasa   Dalai- Lama   ist, kann feinem der Staaten, der unter seinen Bürgern Lamaisten hat, gleichgültig sein.

Ein wiedergeborener Gott

Vermutlich ist, da diese Zeilen gedruckt werden, der neue Dalai Lama   bereits bestimmt. In ihm ist die Seele des toten wiederverkörpert. Der Körper ist der eines Säuglings. Wenn Theosophen und andre Narren etwas besonders Un­sinniges verkünden, beteuern sie meist, das sei uralte Weis­heit des Ostens und jahrtausendlang von den Tibetern als Geheimnis gehütet worden. Die Schwindlerin Blavatsky   gab vor, mit einem Dalai- Lama  , der vor mehr als tausend Jahren in Lhassa   residiert habe, in mystischer Verbindung zu stehen. Vor tausend Jahren gab es noch gar ei tea Dalai Lama  . Der erste, der dieses Amt schuf, war ein schlauer ama abt, der berühmte Lobzang Gyamtso. Er lebte um die Mitte des siebzehnten Jahrhunderts. Der Führer der Sekte der Gelbmüßen gab sich für den wiedergeborenen Srongtsan Gampo aus. einen alten und volkstümlichen König von Tibet  . Dieser König verkörperte aber einen mächtigen Gott. In ihm hatte jener Berggeist Menschengestalt angenommen, dem die Tibeter verdanken, daß sie feine Affen sind. Am Anfang der Welt nämlich, so lautet die Sage, gab es gar

Stuttgart  , 24. Jan. Die Vorgänge bei der Heiligiahr­feier der Stuttgarter   Katholiken, insbesondere einige Wen­dungen in der Rede von Universitätsprofessor Adam haben, wie von zuständiger Seite mitgeteilt wird, auch in der Stus dentenschaft der Universität Tübingen   große Erregung" hervorgerufen. Der württembergische Kultusminister hat da her angeordnet, daß bis zu einer endgültigen Entscheidung die Vorlesungen von Professor Adam zu unterbleiben haben.

Professor Adam hatte bei der Kundgebung in Stuttgart  die religiöse katholische Jugend zusammengerufen und in seiner Rede unter anderm gesagt, daß die Bewegung der Deutschen Christen  " mit dem Christentum unvereinbar sei. Die Versammlung wurde aufgelöst und Adam verhaftet.

Wie in Wie in Deutschland  

Aus dem Gefängnis verschleppt und erschossen London  , 25. Jan. Nach einer Reuter- Meldung aus Hazard ( Kentucky  ) brachen 30 bis 40 bewaffnete und maskierte Männer am späten Abend des Mittwoch in das hiesige Perry­County- Gefängnis ein, bemächtigten sich eines 20jährigen Negers namens Rer Scott, schleppten ihn in einen Kraft­wagen und fuhren davon. Ungefähr 300 Personen, die sich vor dem Gefängnis angesammelt hatten, saben zu. Eine An­zahl Kraftwagen   folgte. Als die Grenze der Stadt erreicht war, wurden Hunderte von Freudenschüssen abgegeben. Der Sheriff nahm mit 50 Mann die Verfolgung der Menschen= räuber auf. Sie konnten aber nur die Leiche des Negers, die an einem Baum hing, finden. Sie war von 40 Schüssen durch= bohrt.

Scott war beschuldigt, einen Bergmann lebensgefährlich verletzt zu haben.

Das Lynchen in den Vereinigten Staaten   hat beträchtlich zugenommen. Im Jahre 1932 waren im ganzen nur sechs Lynchmorde zu verzeichnen. Im Jahre 1933 dagegen wurden 42 Neger und fünf Weiße gelyncht.

Flugzeuge im Dienste der Goldgräberei

Ein 6870 Pfund schwerer, aus leichtem Nickelstahl gebauter Bagger ist in Neu- Guinea   von der Küste nach den Gold­feldern, über ein 1500 Meter hohes Gebirge und dichten Busch hinweg mit einem großen Flugzeug, dessen äußerste Tragfähigkeit damit ausgenutzt war, befördert werden.

feine Tibeter In den Bergen trieben sich bloß große Assen herum. Erst durch den Genuß des Zauberkrautes, das der Berggeist den Affen zu essen gab, wurden sie Menschen, das heißt Tibeter.

Wie man sieht, verkörpern sich im Dalai Lama   überaus verdienstliche Persönlichkeiten. Nun ist dieser Berggeistes geht immer weiter gar fein richtiger Geist, sondern viel mehr. Er ist ein ganz großer Gott, der Gott   der Gnade, mit seinem indischen Namen Avalokita, mit dem tibetischen Tschänräzi. Tichänräzi, heißt wörtlich der mit Augen Be­kleidete". Er ist, weil er alles sicht, allwissend, er herrscht über die Seelenwanderung, er ist es, der ins Paradies führt und ous der Hölle befreien kann. Seine Gunst erwirbt man durch das Hersagen der Formel: Om mani padme hum"( du Kleinod im Lotus).

Ein Wunderkind wird gesucht

Der Dalai Lama   ist also wirklich und wahrhaftig ein Gott, ein Gott, der über Leben und Tod, Herrlichkeit und Verdam­mung entscheidet. Er kann nicht sterben. Was stirbt, ist einer der vielen Leiber, deren er sich bedient. In dem gleichen Augenblick, in dem er den alten Leib verläßt, hat er schon einen neuen angenommen. Es gilt nur, herauszufinden, welchen.

In jedem Kind, das nach dem Tode des Dalai- lama   ge­boren wurde, kann sich der Gott verkörpert haben. Man muß also sorgfältig Umschau halten. Man erfundigt sich nach Kindern, die unter auffallenden Wundererscheinungen ge­boren sind oder die nach der Geburt seltsame Stellungen ein­genommen haben, etwa, daß sie mit gekreuzten Beinen saßen wie Buddha im Zustand der Versenkung. Nun ist allerdings die Suche nach dem Wunderkind nicht ganz so einfach. Wunderkinder werden nach dem Tode eines Dalai- Pama in Massen geboren. Die Sucher halten sich jedoch bei vielen Familien erst gar nicht mit einer Prüfung der angeblichen göttlichen Zeichen auf. Seit langem stammen die Dalai- Lama  aus winzigen Dörfern von geringen Eltern. Und zwar, weil die rivalisierenden Priestercliquen einander nicht stören wollen. Bis zu seinem achtzehnten Lebensjahr ist der Dalai­Pama nicht voll souverän. Für ihn regiert ein Mönchs­kollegium. Es gilt als unfair, sich bereits durch die Wahl eines Kindes aus einflußreicher Familie ein Uebergewicht im Ringen um die Macht zu verschaffen. Wer den erwachsenen Dalai Lama   gewinnt, der hat ihn. Aber bereits bei der Wahl betrügen- nein, das erlaubt die tibetanische Ehre nicht.

Nun gibt es aber natürlich selbst nach der Ausscheidung der nicht ganz neutralen Wunderkinder verkörperte Götter genug. Also muß eine Probe entscheiden, welches das richtige ist. Die Kinder werden nach Chassa gebracht. Man! egt vor sie allerlei Gegenstände, Glocken, Trommeln, Buddhsbilder, je ein Paar. Das eine Stück hat dem verstorbenen Dalai Lama  gehört, das andre ist eine genaue Nachbildung. Bon! in tem Kind die Seele des Gottes, dann ergreift es das ecte: rück. 68 erkennt sein Eigentum wieder. Die Kirche hat ein neues Haupt.

Abonniert die ,, Deutsche Freiheit"