Saar- Freiheitsfront gibt Bericht über Genf

Aber der Terror geht weiter!

Die deutsche Freiheitsfront an der Saar hat Donnerstag abend zu einer großen Freiheitsfundgebung in die Räume der AW. eingeladen. Die Delegierten der Freiheitsfront, Hermann Petri und Mar Braun, sollten Bericht erstatten über ihre in Genf geleistete Arbeit und die Genser Erfolge.

Wir bedauern tief, daß der Völkerbundsrat oder die von ihm gewählte Kommission nicht Gelegenheit hatte, dieser ganz gewaltigen und imposanten Rundgebung beizuwohnen. Wer diesen Geist, diese Begeisterung, diese Entflammtheit für die Freiheit an der Saar , für Gesittung gegen Barbarei miterleben durfte, nahm Unvergeßliches mit sich fort. Man fann es nicht fassen, daß in der heutigen Zeit soviel elemen­farer Schwung, soviel begeisterte Freude, soviel tief= empfundenes Mitklingen in einem Kampf um Recht und Freiheit überhaupt noch möglich ist.

Tausende und aber Tausende strömten gegen Abend zu den Räumen der Arbeiterwohlfahrt. Auf 8 Uhr war der Beginn der großen Kundgebung angesetzt, um 7.15 Uhr wurde bereits der Festsaal der Arbeiterwohlfahrt polizeilich geschlossen. Viele Hunderte drängten weiter in die übrigen Räume hinein, hunderte mußten unverrichteter Dinge wieder zurück­kehren. An drei Stellen des umfangreichen Hauses war durch Lautsprecheranlage die Uebertragung der Kundgebung sichergestellt. Die Treppen, Fluren, die Gänge, die Restau­rationsräume, alles war schwarz besät mit Freiheitskämpfern und Freiheitskämpferinnen, die herbeigeströmt waren, aus dem Munde ihrer Führer Lebenswahres und Lebensnahes aus Genf zu hören. Mit ungeheurer Begeisterung und mit nicht endenwollendem Beifall wurden die Feststellungen der Redner von der tiefgepackten Zuhörermenge aufgenommen und weitergegeben. Ein unvergeßlicher Eindruck! Es zitterten Wellen von ungeheurem Schwung und höchster Er­griffenheit durch die gesamten Räume. Wer noch niemals vom Geiste der großen deutschen Freiheitsfront gepackt wor­den ist, Donnerstag abend nahm dieser wunderbare Schwung jeden gefangen, der ein Teil dieser brausen­den und begeisterten Menge war.

Entschließung

Die große Freiheitskundgebung der deutschen Saar­bevölkerung in Saarbrücken dankt den Delegierten der Freiheitsfront Mar Braun und Hermann Petri für ihre in Genf geleistete erfolgreiche Arbeit. Sie begrüßt den Beschluß des Völkerbundsrates in der Saarfrage. Sie begrüßt es ganz besonders, daß der Völkerbundsrat eine Kommission ernannt hat, die die Bedingungen einer freien, unbeeinflußten und geheimen Abstimmung überprüfen und dem Völkerbundsrat in der nächsten Tagung entsprechende Vorschläge unterbreiten soll. Sie ist fest davon überzeugt, daß sowohl die Mitglieder des Rates wie die seiner Kom mission getreu den hohen Idealen des Völkerbundes ihres Amtes walten und keinerlei Gewissenszwang, Terror oder Repreffalien gegen die freiheitliebende Bevölkerung dulden werden.

Sie macht die hohe Kommission des Völkerbundes ganz be: sonders aufmerksam auf die vielfältigen und zum Teil jorgsam getarnten Terrormaßnahmen des National: sozialismus, die in Bedrohung der materiellen und physischen Existenz, in Androhung von Repreffalien für die Zeit nach einer Diffamierungs-, Aechtungs-, Verleum: dungs- und Boykottmaßnahmen aller Art und in anderen vielgestaltigften seelischen Druckmaßnahmen bestehen. Sie befundet ernent ihren Willen, freiben von jeg= lichem Hitlerterror und befen fägen des Völkerbundes.

Tagesbericht vom Saar - Terror

Wer geglaubt hat, daß die Verhandlung in Genf und die Einsetzung einer Kommission, die die erforderlichen Unter­lagen zur Abstimmung herbeischaffen sollte, auf die Lage im Saargebiet beruhigend wirken würde, sieht sich gründlich ge= täuscht. Der nationalsozialistische Terror geht in verschärfter Form und mit immer neuen Mitteln weiter.

Ein altes und immer noch wirksames Mittel gegen politisch Andersdenkende wird jezt mobilisiert: Die Saalabtrei­bung. In Homburg sollten am Samstag die beiden Genfer Delegierten der Freiheitsfront, Braun und Petri, spre­chen. Plötzlich wurde ihnen das Lokal verweigert, Terror­androhungen an die Lokalinhaberin, an die Karlsberg­Brauerei als Besitzerin des Lokals und das feltsame Ver­halten der Polizei, die sich über die Freiheitsfront merf= würdig schlecht unterrichtet zeigte, haben zu diesem Erfolg der sogenannten deutschen Front" beigetragen. Wie die Bolfsstimme" mitteilt, wurde nach der mündlichen Absage mit der Brauerei verhandelt. Der Brauereidirektor Weber erklärte, daß die Brauerei nicht dafür einstehen könne, wenn eine Schädigung der Lokalinhaberin eintrete. Die Brauerei müsse sich eben der Allgemeinheit fügen. Wie sehr die Wirtin einen gewalttätigen Angriff fürchten mußte, geht aus einem Briefe hervor, worin sie ausdrücklich ihre Zusage für die Versammlung mit dem Hinweis auf die ihr entstehenden Schäden zurückzieht. Von welcher Seite diese Schäden droh­ten, braucht nicht erwähnt zu werden. Wie sagte doch Herr Röchling in Genf ? Im Saargebiet gibt es gegen Anders gerichtete feinen Terror."

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Mit welchen Mitteln die Hitlerpresse des Saargebietes Agitation gegen Emigranten betreibt und sie durch Mordheze würzt, dafür gab es gleichfalls in diesen Tagen ein inter­essantes Beispiel. In Merchweiler wurde der Landjäger Weißgerber von dem Schwerverbrecher Zivinger, wie wir gestern schon furz berichteten, erschossen. Es handelt sich um einen steckbrieflich gesuchten Mann, den die Kriminalpolizei Karlsruhe wegen Mordes und Mordversuchs verfolgt. Ohne den geringsten Beweis, einfach auf Grund eines einheitlich ausgegebenen Zeichens, wurde dieser Zwinger als poli= tischer Emigrant bezeichnet und die Regierungs­fommission des Saargebiets für die Untaten" der verbre­cherischen Emigranten" verantwortlich gemacht. Jezt hat die Regierungsfommission von sich aus in einer Erklärung die wahre Sachlage dargestellt. Es heißt darin ausdrücklich. 3winger ist fein politischer Flüchtling und auch nicht als solcher polizeilich gemeldet. Das alles war der gleichgeschal­teten Presse des Saargebiets genau bekannt. Sie benüßte den Fall zur infamen Heße und Aufputschung der Bevölk rung zu Gewalttätigkeiten gegen die Emigranten,

Die Regierungskommission hat das Saarbrücker Abendblatt" für drei Tage verboten, weil es uuwahre Angriffe gegen einen Beamten der Polizeidirektion Saar­brücken erhoben hatte. Nationalsozialistische Kreise geben sich

gleichzeitig große Mühe, die Wiederzulassung des Völfischen Beobachters" an der Saar zu erreichen. Nach einer Mittei lung der Regierungsfommission ist der sogenannte de ut= sche Gruß" zwischen Lehrern und Schülern, unter sich, wie gegenseitig zwischen Lehrern und Schülern unzulässig. Es heißt in der Verfügung an den Direktor einer höheren Schule in Neunkirchen : Diesen Gruß empfin den Lehrer Ihres Kollegiums als parteipolitischen Druck, der sie in ihrer politischen Freiheit beeinträchtigt. Der Gruß führt, wie die vorliegenden fonkreten Fälle beweisen, an Reibereien und zur Aechtung der ihn ablehnenden Lehrer und Schüler."

Mangelnde Autorität

Was der Regierungskommission geboten wird

gemeinsamen Seimwege nsw. ist die Zusammengehörigkeit durch Gleichschritt auszudrücken. Die Saarbevölke rung soll wiffen, daß man uns zwar Abzeichen und Rofarden, aber nicht Marschstiefel und Sturmmützen ver: bieten kann..."

Zu den Tarnungsmaßnahmen gehört aber ins besondere die träftig geförderte Wiederaufrichtung von Militärvereinen. So find jetzt allerorts angebliche Vereine der ehemaligen 26er gegründet worden, die nie an der Saar stationiert waren und lediglich dazu dienen sollen, in Militärvereinen die verbotenen militärähnlichen Formationen der Natio= nalsozialisten fortzusetzen. Sie sollen im Saargebiet die Stammtruppe abgeben, die von außen her unter: ftüßt wird durch die sogenannten Saarabstimmungs= truppen, die in verschiedenen Lägern Deutschlands genau so ausgebildet werden, wie die österreichische Legion des bayerischen Lechfeldes gegen das deutsche Volk an der mitt­leren Donau .

Die Regierungskommission des Saargebietes wird dafür sorgen müssen, daß ihre Verordnungen sinngemäß durch­geführt und nicht nazigemäß umgangen werden.

Auf der ersten Seite ihrer Ausgabe vom Freitag muß die Für alles Schutzhaft"

nationalsozialistische Saarfront" das Berichtigungsschreiben der Regierungskommission abdrucken Auf einer Innenseite des Blattes wiederholt das Blatt aber alle seine verleumde­rischen Behauptungen und wirft erneut den Behörden vor, daß sie die Landjäger an der Ausübung ihrer Berufspflichten hindern:

Bereits im November vergangenen Jahres versuchten Marxisten und Emigranten die deutsche Bevölke­rung des Ortes au terrorisieren, National­iozialisten niederzuschießen. Damals wurde die Polizei um zwei Landjäger verstärkt. Aber auch die sechs Landjäger waren in ihrem Vorgehen gegen das Emigrantenwesen gehemmt und durften nicht rücksichtslos und energisch vorgehen und säubern, wie dies notwendig gewesen wäre.

Das Blatt pfeift also auf die amtliche Feststellung, daß der Mörder fein Emigrant ist und erneuert den Vorwurf, daß im Saargebiet Mörder behördlich geschützt werden. An einer anderen Stelle wird auch die französische Bergwerksdirektion beschuldigt, Verbrechern Unterschlupf und Schutz zu ge­währen.

Man ermesie aus solchen Vorwürfen, welche Preßfreiheit unter dem Völkerbundsregime Elementen gewährt wird, die ihren Gegnern keinerleit Freiheit zugestehen.

Zustände! SA.­

als Militärvereine getarnt

Im Saargebiet sind die Organisationen der SA. und SS . sowie sämtliche militärischen Uniformen verboten. Das hin­dert aber die Nationalsozialisten an der Saar nicht, ihre verbotene Tätigkeit unter anderer Flagge fortzusetzen. Sie finden Mittel und Wege, die Verordnungen der Regierungs­fommission zu umgehen. Gelangt etwas von dem ausge­sprochen militärischen Treiben der getarnten SA. und SS. in die Deffentlichkeit, so geben die maßgebenden Stellen Er­lasse heraus, in denen von rein privaten Aktionen" gesprochen und die betroffenen Funktionäre gemaẞ= regelt", jogar ausgeschlossen werden. In Wirklichkeit han delt es sich hier nur um einen Bluff, denn die Gemaß­regelten" bleiben inoffiziell im gleichen Verhältnis zur Bar­teileitung wie vorher.

In offiziellen Rundschreiben wird strengste Legalität be­schworen, während die internen Erlasse" ein ganz anderes Gesicht haben. So heißt es zum Beispiel in einem Rund­schreiben der jüngsten Zeit:

Die Parteigenossen, die Mitglieder der aufgelöften SA- Formationen sind, haben nach wie vor ihre Pflicht im Dienste der Propaganda für die Bewegung zu tun. Es geziemt den ehemaligen SA.- Kameraden, aufrecht und festen Schrittes rch die Straßen zu ge af Sem

Im deutschen Maulkorbstaat

Der ehemalige kommunistische Stadtrat Christian Schwarz in Zweibrücken verklagte die Stadt auf Auszah­lung seiner ihm zustehenden Aufwandsentschädigung. Der Stadtrat und das Gericht lehnten seine Forderung ab. Die NEZ." vom 2. 1. 34 schließt ihren Bericht hierüber mit fol­genden Worten: Es wurde zum Ausdruck gebracht, daß bei einer steigenden Erregung in der Oeffentlich­feit die zuständige Stelle gegebenenfalls den Kläger zut feiner eigenen Sicherheit in Schubhaft neh­men müsse bzw. in die Lage versetzt werden könnte, ihn in ein Konzentrationslager zu schicken".

3war fann es auch in der Pfalz unter der Herrschaft des Maulkorbitaates weder öffentliche Versammlungen noch De­monstrationen geben, zwar ist angeblich jetzt die beste Ord­nung und die Sicherheit jedes Bürgers in den Berichten an leichtgläubige Engländer und Chinesen aufs höchste gewähr leistet, aber Befehl ist Befehl. Wenn der SA. befohlen wird sich zu erregen, dann erregt sie sich eben und das Opfer der Erregung fommt ins Konzentrationslager.

Ein solches Opfer ist auch der Pfarrer von Horn= bach geworden. Soweit wir unterrichtet sind, wurde dieser Pfarrer denunziert von einem Manne, der durch die ver­meintliche Schuld des Pfarrers einen Prozeß verloren hat. In einem auf der Volksgemeinschaft" aufgebauten Staat, fann natürlich ein Pfarrer genau so wie jeder andere vogel­freie Nichtnazi von irgendeinem Lausbuben verhaftet wer= den. Der hochwürdige Herr wurde also verhaftet und derart zugerichtet, daß er heute in Zweibrücken im fatholischen Krankenhaus liegt. Nach dieser Schußmaßnahme" hat er nun Zeit, einmal darüber nachzudenken, ob sich auch die an­geblich unchristlichen Marristen schon jemals solche Gemein­heiten gegen einen Pfarrer erlaubt haben.

In Pirmasens wurde ein armer Pflichtarbeiter in Schußhaft genommen, weil er unangemeldet Schnaps ver­fauft haben soll. Daran knüpft die NS3." vom 10. 1. 34 folgende Bemerkung: Vielleicht dämmert ihm inzwischen, daß zwar Marrismus und Schnaps wesensverwandt waren, im neuen Deutschland dieses Volksgift aber verschwinden muß." Vielleicht war der Schreiber dieser Zeilen infolge per­namenten Schnapsdusels nicht in der Lage, sich früher etwas über das Wesen des Marxismus zu informieren, sonst müßte er wissen, daß nur die größten Schnapslumpen als NSBO.­Leute und Unternehmerlieblinge gegen den soliden und den­fenden marxistischen Arbeiter standen.

Ueber Neujahr machten etwa 15 junge Leute, an­geregt durch die ständigen Aufrufe in der Nazipresse, besucht das Saargebiet" einen Ausflug dorthin. Als sie zurückkehr­ten, wurden sie in Zweibrücken in Schußhaft genommen, wo sie sich noch heute befinden. Den Angehörigen wurde gesagt, sie hätten sich durch kommunistische Kleidung" verdächtig ge= macht und seien beschuldigt worden, das Naturfreundehaus bei Airfel besucht zu haben. Daraus müsse auf Umgang mit geschlossen werden. So bleiben die Konzentra­Immer ftat.

Reichswehrminister gegen Nazi- Delirien

, Die Marneschlacht ein Freimaurerverrat" un

dub. Berlin , 25. Jan. In der Oeffentlichkeit sind in letzter Zeit wiederholt Behauptungen über den verstorbenen Oberst Hentsch und seine Tätigkeit als Beauftragter des Chefs des Generalstabes des Feldheeres und über den Generalobersten v. Moltke selbst aufgetaucht, die geeignet sind, nicht nur die Ehre dieser beiden Männer, sondern auch das Ansehen der alten Armee und ihrer Leitung auf das schwerste zu schädigen. So wird in einem Aufsatz im Deutschen Textil arbeiter" Nr. 50 vom 15. 12. 1983 unter der Ueberschrift " Die Marneschlacht, ein Freimaurer - Verrat" u. a. behauptet, dem Anthroposophen Steiner hätten im deutschen Haupt­quartier in Koblenz alle Türen offen gestanden, er habe Ende August im Großen Hauptquartier in Koblenz einen Vortrag über Anthroposophie vor Offizieren gehalten. Generaloberst v. Moltke sei offenbar durch Steiner in den Zustand stärkster Benommenheit versetzt und ihm die Ausübung der Kommandogewalt unmöglich gemacht worden.

" Der Hauptverräter, Freimaurer Oberstleutnant Heutsch", habe als Meldeoffizier" gemeint ist Chef der Nachrichten abteilung versagt und eigenmächtige Befehle an die im Kampf stehenden Armeen geleitet. Den Höhepunkt seiner unheilvollen Rolle habe Hentsch erreicht, als er unter Be­rufung auf seine Vollmacht die Sieger 1. bis 3. Armee 1. bis 3. Armee im Augenblick eines durchschlagenden Erfolges veranlaßt habe, das Schlachtfeld zu räumen.

Ferner wird behauptet, Hentsch sei in Paris als Sohn eines franzöfifchen Banfiers geboren und habe erft 1888 die deutsche Reichsangehörigkeit erworben, als sein Vater nach Köln zog. Auch wird in Zweifel gezogen, daß Hentsch im Jahre 1918 in Bukarest eines natürlichen Todes ge storben sei. Neuerdings ist an anderer Stelle sogar die Be hauptung aufgestellt worden, Hentsch sei Besiger der Aktienmehrheit der Banque de France gewesen!

Der Aufsatz im Deutschen Tertilarbeiter" schließt mit den fettgedruckten Säßen: Volksgenossen! Das Ungeheuerliche ist Tatsache: Ein Franzose fommandierte den Rückzug an der Marne ! Dieser Franzose Hentsch war Freimaurer "! und Das Wunder an der Marne war ein schurkenhafter Frei­maurerverrat!"

Gegenüber diesen aus fragwürdigen Quellen stammenden leichtfertigen Behauptungen stellt das Reichswehr ministerium auf Grund outhentischer Unterlagen und Erhebungen fest:

1. Generaloberst v. Molt fe hat Steinerin koblens überhaupt nicht gesehen. Daß Steiner im Großen Hauptquartier alle Türen offengestanden hätten, ist unwahr. Niemals hat der behauptete Vortrag im Großen Haupt­

quartier stattgefunden. Der förperliche und seelische Zustand des Generalobersten v. Moltke während des Sommerfeld­zuges 1914, der auch der Grund für seine alsbaldige Abbe­rufung aus seiner Stellung war, erflärt sich daraus, daß Moltkes Natur sich nicht als widerstandsfähig genug erwies, die auf ihm lastende ungeheure Verantwortung zu tragen, verstärkt durch seinen ungünstigen Gesundheitszustand und die in den vorhergehenden Monaten gerade überstandene an­greifende Kur.

Daß Dr. Steiner jemals als behandelnder Arzt" des Generalobersten v. Moltke aufgetreten sein soll, ist schon deswegen ausgeschlossen, weil Steiner, soweit bekannt, gar nicht Arzt, sondern von Hause aus Literarhistoriker war. 2. Daß Hentsch eigenmächtige Befehle an die Armee ge­leitet hätte, ist unwahr. Seine Tätigkeit als Beauftragter der Obersten Heeresleitung am 8, und 9. September 1914 ist be= reits 1917 auf Veranlassung des General Ludendorff unter­sucht worden. Im Anschluß an diese Untersuchung hat General Ludendorff dem damaligen Obersten Hentsch in einer dienst­lichen Zuschrift bescheinigt, daß den Obersten Hentsch ein persönlicher Vorwurf, über seine Befugnisse hinausgegangen zu sein, nicht trifft. Er hat lediglich nach der ihm von dem damaligen Chef des Generalstabes des Feldheeres erteilten Weisung gehandelt." Seine Einwirkung auf die Entschlüsse der Oberfommandos 1 und 2 erklärt sich aus der einseitigen Auffassung seines Austrages und seiner pessimistischen Be­urteilung der Lage. Für eine verräterische Absicht auf seiten Sentichs fehlt es an jedem Anhaltspunkt, geschweige denn Beweis und auch an jeder psychologischen Erklärung.

3. Die Unsinnigkeit der Behauptungen bezüglich Geburt und Abstammung Hentschs widerlegt am besten sein Personal­bericht, aus dem hervorgeht, daß Hentsch am 18. 12. 1869 zu Köln ( Rhein ) als Sohn des Fortifikationssekretärs Friß Hentsch geboren wurde und evangelischer Religion war. Hentsch trat amt 1. 10. 1888 als Avantageur in das Infanterie­Regiment 103 ein. Er starb am 13. 2. 1918 in Bufarest infolge Magenblutung nach Entfernung der Gallenblase.

Die Familie ist rein deutschen und arischen Ursprungs. Die Behauptung, der Vater sei Pariser Banfier gewesen, ist vollkommen aus der Luft gegriffen.

Der Vater war 1836 in Ostrau geboren, diente als Drei­jährig- Freiwilliger beim Pionier- Bataillon 4 und nahm am Feldzug 1864 mit Auszeichnung teil. Er heiratete am 25. 10. 1866 in Magdeburg Emma Pipo und war dann in Köln bei der Fortifikation. Er starb als Festungsoberbaurat und char. Rechnungsrat in Gautsch bei Leipzig am 19. 12. 1909.

4. Daß Hentsch der Freimaurerloge angehörte, wird von seinen Angehörigen für ganz ausgeschlossen gehalten.