Straßburer Wochenbericht 19IV
Straßburg, en 2. Februar 1934.
Das Füllhorn der Nationallotterie über dem Bas- Rhin
Bei der Ziehung der 5. Tranche der Nationallotterie fielen auch nach Straßburg ein größerer Gewinn. Ein 66 Jahre alter Angestellter eines. Juweliers, Herr Louis Stadelwieser in der Apfelstraße gewann 100 000,- Franken. In Fegersheim gewannen zehn Arbeiter, die zusammen ein Los gespielt hatten, ebenfalls 100 000,- Fr. Ebenfalls zehn Arbeiter gewannen in Zabern 100 000,- Fr. und endlich entfiel noch ein Gewinn von 100 000,- Fr, auf zehn Eisenbahner aus Niederbronn .
Der Winter braust durchs Land
Während man auf einigen Redaktionen bereits die Tinte gemischt hatte, um die ersten lyrischen Frühlingsgesänge vom Stapel zu lassen, zerstörte der rauhe Winter rasch noch einmal mit einem empfindlichen Kälteeinbruch und herrlichen Schneefällen die hoffnungsfrohen Pläne der Frühlingssüchtigen. Die Jugend ist dem eisbezapften Burschen aber beileibe nicht gram. Es wird fest gerodelt und Schlittschuh gelaufen. In den Vogesen beherrscht der Skisport die Berge. Am vergangenen Sonntag wurden bei starker Beteiligung die elsässischen Skimeisterschaften ausgetragen. Die Schneeverhältnisse waren ausgezeichnet.
Vertrauenskundgebung für Hueber
Auf der Regionalkonferenz der KPD. stand auch die Frage der Volksfront" zur Debatte. Die Regionalkonferenz bil
Strasbourg
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ligte mit großer Mehrheit die Taktik der Richtung des Bürgermeisters Hueber und bekannte sich einmütig zu der Auffassung der Sektion Straßburg der KPD . Diese Haltung stellt einen eindeutigen Sieg der Volksfrontpolitiker in der KPO. dar.
Der Kämpfer gegen die ,, Invasion"
Die Straßburger Faschisten scheinen mit ihrem Führer" ein klein wenig Pech zu haben. Dieser Herr, der im gewöhnlichen bürgerlichen Leben das ehrsame Handwerk eines Bier
sisches Bier, wogegen doch Herr Fleig sicher nichts einzuwenden habe, da er ja ebenfalls gegen die„ Invasion" sei. Ein Verbrechertrio verhaftet
Mehrere schwere Jungens, die verschiedene Diebereien und Raubüberfälle auf dem Gewissen haben, konnten dieser Tage festgenommen werden. Man vermutet, daß die Gesellen auch den Raubüberfall am Taulerring verübten, wobei ihnen bekanntlich hunderttausend Franken in die Hände fielen. Philipp Oberlé gestorben meloxins
Im Alter von erst vierzig Jahren starb vor einigen Tagen der Lehrer Philipp Oberlé, ein elsässischer Dialektdichter, der auch auf dem Gebiet der Heimatoperette sich schon recht erfolgreich betätigt hatte. Straßburger
Schachmeisterschaft is misle
Vom 5. Februar an werden im Café Broglie die Straßburger Schachmeisterschaften ausgetragen, denen in Schachkreisen ein lebl.aftes Interesse entgegengebracht wird. Schwurgericht des Bas- Rhin
Am Montag, den 5. Februar, beginnt die erste Sitzung der Session 1934. U. a. steht auch ein Mord fall zur Verhandlung.
Vom Schwurgericht des Haut- Rhin wurden die beiden Brüder Edmond und Alfred Strüß aus Burgweiler, die ihren Vater erschossen hatten, feigesprochen. Alle Zeugen sagten zugunsten der Angeklagten aus. Die beiden Brüder erschossen ihren Vater, als er in betrunkenem Zustand nach Hause kam und seine Frau mißhandelte sowie mit dem Tode bedrohte.
Gemeinderatssigung
In einer kurzen Gemeinderatssigung beschloß man, das Uniontheater für 60 000 bzw. 75 000 Franken zu mieten, so daß diese Räume künftig allgemeinen Zwecken zur Verfügung gestellt werden können.
..Wilde Auftritte"
Proteste der Nationalsozialisten wegen eines ,, milden" Urteils Manchester Guardian:
Wilde Szenen, die in der Geschichte der Berliner Gerichte ohne Beispiel sind. ereigneten sich heute, als der Richter das Urteil gegen die 53 Personen verlas, die bei der ErschieBung des SA .- Führers Maikowski und eines Polizisten am 30. Januar vorigen Jahres beteiligt waren.
Das Urteil verhängte über die 53 Angeklagten insgesamt 38 Iahre Zuchthaus und 95 Jahre Gefängnis; die höchsten Strafen, die verhängt wurden, waren acht Jahre Zuchthaus für zwei Anführer. Wenn die Morde eine halbe Stunde später ausgeführt worden wären, dann wäre über die Angeklagten die Todesstrafe verhängt worden, da die Bestimmung, die die Todesstrafe für alle diejenigen vorsieht, die einen SA.Mann auch nur angreifen, um Mitternacht des gleichen Tages, an dem die Morde geschahen, in Kraft trat. Der Staatsanwalt sprach sein Bedauern darüber aus, daß er die Todesstrafe nicht beantragen konnte.
..Nieder mit dem Richter"
Als der Richter die Urteile verlas. konnte man bald merken. daß die Kameraden des ermordeten Sturmtruppführers die Strafen für viel zu milde hielten; auf der Tribüne, deren vordere vordere Bänke von Mitgliedern der späteren Maikowski- Sturmabteilung in Uniform besetzt waren, entstand ein Tumult. Kaum wurde das erste Urteil bekannt, als aus den Reihen der Uniformierten die Rufe kamen: unerhört, eine Schande",„ nieder mit dem Richter"!
Die Verwarnung des Richters wurde nicht beachtet, und der Tumult erreichte seinen Höhepunkt, als einer der SA.Leute sich an den Richter wandte und schrie:„ ,, Wir ver
verlegers treibt, erklärte kürzlich in mehreren Zeitungen, langen Gerechtigkeit für unsere ermordeten Kameraden.
daß er immer schon die..Invasion" bekämpft habe, womit er beweisen wollte, daß er kein deutscher Agent, sondern ein guter Franzose sei. Nun stellt mit Befriedigung die..Konkurrenz", nämlich die elsässische Brauereiindustrie fest, daß zur„ Invasion" schließlich auch der Vertrieb deutschen Bieres gehöre. Auf diesem Gebiet allerdings sei Herr Fleig nicht vorbildlich, denn er vertrete nicht weniger als vier deutsche Brauereien. Wer gegen die... Invasion" sei, genau wie Herr Fleig, der trinke also in Zukunft elsäs
Die ,, Deutsche Freiheit"
Dieses Urteil ist eine Schande."
Der Richter ließ durch den Gerichtsdiener und Polizei die Galerie räumen. Da sein Appell an die erregten SA.- Leute ohne Erfolg blieb. vertagte der Vorsitzende die Sigung um eine Stunde. Vor dem Gebäude wurden die Demonstrationen fortgesetzt.
Eingreifen eines Beamten
Inzwischen wandte sich die SA. mit einem heftigen Protest an den Preußischen Justizminister mit dem Erfolg, daß, als die Sigung wieder eröffnet wurde, der Staatssekretär des Ministeriums, Dr. Freisler, im Gerichtssaal erschien. Ohne vom Gerichtshof die geringste Notiz zu nehmen,
Einzige unabhängige Tageszeitung Deutschlands richtete er folgende Ansprache an die Galerie:
muß man regelmäßig lesen
Bestellschein
Ich ersuche um regelmäßige Zusendung der ,, Deutschen Freiheit"
Name:
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Ort:
den
Unterschrift
Kameraden( sagte er), wir haben zehn Jahre lang Schulter an Schulter gekämpft und wir können ohne Umschweife reden. Wir bauen einen nationalsozialistischen Staat auf. aber noch ist dieses Ziel nicht vollkommen erreicht. Darum wollen wir die Entscheidung anhören, die dieser Gerichtshof des nationalsozialistischen Staats getroffen hat. Was wir über dieses Urteil zu sagen haben, wird von denen endgültig bestimmt werden, die das Vertrauen unseres Führers genießen. Dieser Fall wird sorgfältig vom Minister geprüft werden und seine Entscheidung soll jedes zukünftige Verfahren be
stimmen.
Dann konnte der Richter die vom Gerichtshof gefundenen Urteile ohne weitere Unterbrechung verlesen.
Kritik
., Le Jour" schreibt:
Der Nachfolger Paul- Boncours wird das Abrüstungsproblem in einem Entwicklungsstadium vorfinden, zu dem man es nicht hätte kommen lassen dürfen.
Unsere Zugeständnisse vom September, die ungeheuer und gefährlich sind, mußten auf jeden Fall das unantastbare Höchstmaß darstellen. Da London nur für Energie empfänglich ist. hätte man. wenn Deutschland laut schrie, noch
Verlag der ,, Deutschen Freiheit" lich ist. hätte man. Freiheit"
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lauter schreien müssen; auf Gleichheit" hätte man unermüdlich„ Sicherheit erwidern müssen; man hätte immer
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Brand im Mülhausener Stadttheater
Eine Feuersbrunst im Kulissenlager des Mülhausener Stadttheaters richtete einen Schaden von 500 000,- Fr. an. Es sind wertvolle Dekorationen verbrannt, dich nicht so rasch wieder zu beschaffen sind.
Stadttheater spielt man gegenwärtig das bekannte Zuckmayersche Schauspiel Schinderhannes", das seiner Volkstümlichkeit wegen hier gerne gesehen wird.
wieder unsere Forderungen für die Zukunft auf unsere n für die Zukunft Erfahrungen aus der Vergangenheit stützen müssen.
Man hat genau das Gegenteil gemacht. Man hat schikaniert. Man hat den Eindruck gelassen, als ob das Höchstmaß vom September noch zu erweitern wäre, als ob unser Widerstand zu Beginn nur ein Advokatenmanöver wäre, kurz, daß unsere berühmte Sicherheit" sich sehr gut neuen Amputationen anpassen würde.
Man hat noch mehr getan: der gesundeste Punkt in unseren Behauptungen vom September war die Notwendigkeit einer Probezeit", während der Deutschland den schwierigen Beweis seiner Aufrichtigkeit zu geben haben würde. Aber Frankreich selbst öffnet in seiner letzten Note an Berlin hier die Bresche: Das Wort Probezeit" ist verschwunden!
Gewiß versuchen wir noch, die Sache ohne das Wort zu bekommen. Aber das ist nur eins der Kunststücke, die nur dazu dienen, uns der Unehrlichkeit zu zeihen. Deutschland
wird berechtigt sein, in der Praxis ein Prinzip zurückzuweisen, daß wir nicht einmal mehr in der Theorie zu formulieren wagen genau so wie im Urteil von neun Zehntel der Welt berechtigt ist, die Gleichheit als Tatsache zu reklamieren, die wir ihm blinderweise als Recht zugestanden haben.
Eine andere wichtige Stellung ist aufgegeben worden. Da wir nichts von den ungestümen Umarmungen, die uns Hitler anbot, wissen wollten, blieb uns nichts anderes übrig, als uns an Genf zu klammern, trotz aller Wagnisse dieses Verfahrens. Wir mußten unsere Verbündeten. unsere Schutzbefohlenen, die kleinen Mächte, zusammenrufen.
re Schutzbefohlener
Was haben wir getan? Wir haben uns so gestellt, ols ob wir Genf retteten, indem wir ernsthaft proklamierten, daß in Genf und nur in Genf die endgültigen Vereinbarungen unterzeichnet werden dürften. Aber in der Praxis haben wir uns darin gefügt, daß alles zwischen den Regierungen der Großen gefleischt und abgefaßt wurde.
Wir sind so geschickt zu Werke gegangen, daß Polen sich von uns wegschleicht, und daß die Kleine Entente rings um ein Oesterreich, das sich verpreußt, in den Winterschlaf fällt.
Es ist bezeichnend, daß London zum ersten Male Warschau eine Denkschrift, die es verfaßt hat, zukommen läßt, das heißt, daß es Warschau als Großmacht behandelt hat, gerade in dem Augenblick, da Warschau Paris fahren läßt.
Und es ist auch bezeichnend, daß, weder Prag, noch Buka rest. noch Belgrad dieselbe Ehre zuteil geworden ist. Wo sind unsere Trümpfe?
Georges Marcenay.
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