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Nummer 31 2. Jahrgang
Chefredakteur: M. Braun
Aus dem Inhalt
Seite 3
an der Saar
Emigrations Statistik
Seite 3
Röhms Mordbefehl!
Mit dem Einverständnis des Reichskanzlers
Vor uns liegt folgender Geheimbefehl an die SA , der gezeichnet ist:„ Der Chef des Stabes Röhm":
Der Oberste SA.- Führer
Ch. Nr. XXXX/ 83 Betreff: Disziplin Berteiler I/ III.
Ich bin bestrebt, in jeder Richtung die Rechte der SA. als staatlich anerkannter Truppe der nationalsozialistischen Revolution zu sichern und zu wahren. Die bevorstehende Berordnung über die SA. - Gerichtsbarkeit wird diesen Bes ftrebungen die gesegliche Grundlage geben.
Ich decke auch und verantworte gerne jede Hand: Iung von SA.- Männern, die zwar den gesezlichen Bestimmungen nicht entspricht, aber den ausschließlichen Interessen der SA. dient. Hierzu gehört z. B., daß als Sühne für den Mord an einem SA.- Mann durch den zuständigen SA.- Führer bis zu 12 Angehörige der feindlichen Orga nifationen, von der der Mord vorbereitet wurde, gerichtet werden dürfen. Dieses Gericht ordnet jedoch der Führer an; es wird furz und soldatisch voll zogen...
Der Mann, der durch diesen Befehl die SA. auffordert, fedes Gesetz zu brechen, wenn es die Interessen der SA. erfordern, ist der nächste Mitarbeiter des Reichsfanaler. Er ist Reichsminister.
Die Organisation, die durch ihren Chef des Stabes zu Morden an den Mitgliedern feindlicher Organisationen" befohlen wird, untersteht dem deutschen Reichskanzler als ihrem obersten Kriegsherrn. Der deutsche Reichskanzler ist es, dessen Mund durch Röhm befiehlt, für jeden getöteten SA- Mann zwölf politische Gegner zu richten".
Nach dieser Methode sind vor einigen Tagen die vier Rommunisten auf der Flucht erschossen" worden. Für den angeblich von Kommunisten ermordeten Rattner, der als früherer Kommunist nun den Nazis als Polizeispiel diente, wurden vier kommunisten gerichtet"." Nur" vier! Herr Reichsminister Röhm wird unzufrieden sein, daß die volle Bahl zwölf noch nicht erreicht worden ist. Aber er darf überzeugt sein, daß man im Sinne seines Befehls sich bemühen wird, auch die an der Rache fehlenden acht Kommunisten noch zu richten".
Neuer Mord!
Im Sinne Röhm- Hitlers ,, gerichtet"
In Hamburg wurde vor 10 Tagen der in Arbeiterkreisen fehr bekannte kommunistische Funktionär Willi Dolgner verhaftet. Bereits am Tage darauf wurde den Angehörigen Dolgners die lakonische Mitteilung zuteil, daß der Verhaftete Selbstmord" begangen habe. Nach sicheren. Informationen ist Dplgner bereits in derselben Nacht, um Angaben von ihm über seine noch in der Illegalität arbeitenden Kameraden herauszupressen, stundenlang mit Ketten und Peitschen so lange geschlagen worden, bis ihm das Fleisch in Feßen herunterhing. Der Gemarterte blieb standhaft, nicht ein Wort zur Belastung seiner Kameraden fam über seine Lippen. In ihrem Blutrausch haben dann die entmenschten Peiniger Dolgners ihn in seiner Zelle erhängt, um einen Selbstmord vorzutäuschen.
Alle Meldungen der letzten Zeit aus Deutschland kündigen eine neue Welle eines gesteigerten Terrors an. Das Leben Hunderter, ja Tausender hängt von der Kraft und Entschlossenheit ab, mit der die Millionen Menschen in allen Ländern gegen den Blutterror des Hitlersystems auf den Plan gerufen werden.
Die Lüge vom Fluchtversuch Das nächtliche Verbrechen von Nowawes
Das Internationale Befreiungskomitee schreibt uns: In Berlin sind am 3. Februar auf einer Landstraße unweit von Berlin vier führende kommunistische Funktionäre erschossen worden.
Unter ihnen befand sich John Scheer, der nach der Verhaftung Ernst Thälmanns die Führung des politischen Sefretariats der KPD. innehatte. Eugen Schönhaar , der Organifator der illegalen KPD.- Presse. Erich Steinfurth , der ehemalige Leiter des Bezirks der Roten Hilfe und der Arbeiter Rudolf Schwarz .
Die Geheime Staatspolizei beeilt sich, in großen Erklärungen in der deutschen Preise mitzuteilen, daß diese vier
in nächtlicher Stunde erfchoffenen Antifaschisten bei einem Fluchtversuch" umgebracht worden sein. Jedoch der Bericht der Gestapo selbst läßt offenbar werden, was die Welt ohnehin weiß Vier Menschen sind bewußt, systematisch und kalt= blütig auf direkten Befehl der Hitler- Göring- GöbbelsRegierung ermordet worden.
Beweis: Am Morgen der Erschießung der Vier wurde in Berlin bekannt, daß ein Polizeispizel namens Rattner von einem Unbekannten erschossen worden sei. Der Bericht der Gestapo teilt darüber mit:
Im Zusammenhang mit den in der Sache geführten Ermittlungen sollten vier kommunistische Spizenfunktionäre die sich schon seit einiger Zeit in Haft befinden, über die Art der Vorbereitungen des Fememords Auskunft geben. Aus diesem Grunde wurden die vier Kommunisten von Berlin aus zur Staatspolizeiftelle Potsdam zur Gegenüberstellung und Vernehmung überführt."
Wir stellen fest:
John Scheer befand sich feit Mitte November in Haft, im Hause der Geheimen Staatspolizei in Berlin , dem sogenannten Columbia- Haus.
3ur gleichen Zeit wurde Eugen Schönhaar in Berlin verhaftet. Erich Steinfurth befand sich bereits seit März in Haft.
Rudi Schwarz war vor mehr als vier Monaten ver= haftet worden.
Was also follten diese Leute, die feit vielen Wochen, ja seit Monaten in Saft waren, für eine„ Auskunft geben über die Art der Vorbereitung des Fememordes"? Hinzu kommt noch. daß alle vier von ganz verschiedenen Stellen zusammengeholt worden waren.
Scheer saß, wie gesagt, im Columbia- Haus, Schön haar im Untersuchungsgefängnis, der Aufenthalt von Schwarz war zur Stunde unbekannt.
Jeder Unbefangene ersieht schon aus dieser Tatsache die ganze Verlogenheit des Berichts, den die Gestapo ausgibt. Und mehr noch, die Frankfurter Beitung meldet am 3. Februar:
Man habe sie zu einer Gegenüberstellung in einem offenen Streifwagen der Polizei nach Potsdam gebracht."
Vier wie die Gestapo schreibt, führende kommunistische Funktionäre werden in einem offenen Auto zu einem angeblichen Verhör transportiert. Das ist so plump, das ist so dumm, daß man auch nur ein Wort davon glauben wird. Zur gleichen Zeit, in der die Nazis den kleinsten Flugblattverteiler mit einem pomphaften Aufgebot von SA., SS. und Polizei bei Transporten umgeben, in der sie die Hun dertausende kleiner Funktionäre in Stonzentrationslagern durch viele Zehntausende SA.- und SS. - Leute bewachen lassen, diese Lager mit elektrischen Drähten umgeben, wollen fte der Welt einreden, daß sie auf die Weise führende Funktionäre der KPD. transportieren! Wo in aller Welt werden so wichtige Gefangene in offenen Wagen transportiert? Sei es wie es sei. In allen Ländern weiß man daß es geschlossene Gefangenentransportwagen gibt. So unsäglich primitiv und brutal zugleich versucht man der Welt einen Fluchtversuch" plausibel zu machen.
Doch hört, welchen schweren Stand die Bewachungsmannschaften dieser vier wehrlosen Gefangenen haben mußten. Bieder ist es die Frankfurter Zeitung ", die in ihrem Bericht, den ihr die Gestapo gab, schrieb:
„ Während das Auto wegen einer bergischen Stelle der Straße habe langsamer fahren müssen, seien die vier Schughäftlinge aus dem Wagen gesprungen und in den Wald geflohen. Da fie auf Anrufe hin nicht stehen geblieben seien, sondern die Polizisten anzugreifen versucht hätten, habe die Polizei von der Schußwaffe Gebrauch gemacht und sie getötet."
Man stelle sich vor, vier mehrlose Menschen, seit Monaten in Einzelhaft und Konzentrationslagern, allen Schrecken des braunen Terrors ausgeliefert, werden in einen offenen Wagen gefeßt. Das Ziel ist ihnen unbekannt. Sie wissen sie wissen nicht wohin, aber ihr Instinkt nicht warum marnt sie, und sie ahnen, daß das die Fahrt in den Tod sein soll.
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Sie sind umgeben von kräftigen, bis an die Zähne bewaff: neten Polizisten, die der sogenannten Bereitschaft zur be: sonderen Verwendung der Göring- Garden angehören.. Es ist nachts, fie fahren durch das Berlin mit seiner Lichtreflame in einem offenen Wagen, vielleicht, denken sie, sie werden in ein anderes Gefängnis überführt. Doch beharrlich fährt der Wagen. Sie kommen in die Außenviertel der Stadt, bald liegt Berlin hinter ihnen, einsam, mit ihrer unheim lichen Bewachung fahren sie nun auf die Landstraße. Und diese Leute sollten nicht gewußt haben, was man hier plant. Fortsegung fiehe 2. Seite!)
4000 chinesische Soldaten niedergemetzelt? 700 Todesopfer bei einem Bergwerksunglück in der Mongolei
DNB. Shanghai, 6. Febr. Aus chinesischer Quelle verlautet, daß 4000 chinesische Soldaten durch die aufrühre: rischen Truppen des Generals Suntienning niebergemegelt sein sollen. Man befürchtet, daß die Aufständischen nunmehr die Stadt Pinglo in der Provinz Ninghsia( innere Mongolei) bejegen werden.
Trotz freundlicher Ministerreden
Der polnische Außenminister Bed hat am Montag im Außenausschuß des Senats u. a. ausgeführt:
„ Bei der ersten Fühlungnahme mit dem Reichskanzler Hitler und seiner Regierung haben wir eine flare und mutige Sprache in der Behandlung unserer Beziehungen gefunden. Diese Art der Behandlung der Fragen, die vollends den Anschauungen unserer Regierungen entsprach, hat sofort die Grundlage für den Ausbau dauerhafter Formen eines gutnachbarlichen Verhältnisses geschaffen. Es ist ein neues Dokument des Friedens entstanden, eine Erklärung über die Nicht: anwendung der Gewalt, die durch ihre Bedeutung über die gewöhnlichen Beziehungen hinausreicht. In dem Tert haben wir bereits der Ueberzeugung Ausdruck vers liehen, daß dies ein sehr wesentlicher Beitrag zur Sicherung des europäischen Friedens darstellt."
Wie der Pakt mit Hitler- Deutschland in Polen wirklich aufgefaßt wird, darüber unterrichtet folgender Aufsatz eines Mitarbeiters in Warschau :
Nach dem polnisch- russischen Nichtangriffspakt von 1933 hat die Pilsudski - Regierung jetzt einen ganz ähnlichen Pakt für zehn Jahre mit dem Deutschen Reich Adolf Hitlers abgeschlossen. Am Tage vor der Unterzeichnung berichtete der stellvertretende Kriegsminister im Sejm über die Entwicklung der polnischen Heeresorganisation: „ Besonders befriedigend ist der Stand unserer schweren Artillerie. Unsere Luftflotte wird jetzt mit neuen erstklassigen Motoren versorgt, die wir im Lande selbst bauen. Wir haben Maschinenkarabiner eingeführt, die den Leistungsrekord von 1300 Schuß in der Minute erzielen. Wenn wir unsere Heeresausgaben in diesem Jahre um 7 Prozent herabsetzen, so ist das durch die Verbilligung der Rohstoffe und Lebensmittel möglich geworden. Die Schlagkraft der Armee wird nicht darunter leiden. Eine Rüstungsverminderung kommt angesichts des Standes der Genfer Konferenz nicht in Frage." Deutlicher als die wohlklingenden Kommentare zu dem neuen Pakt zeigen solche Worte, die nicht gerade wirkliches Vertrauen zu dem Vertragspartner die regierenden polnischen Militärs zur Unterzeichnung dieses diplomatischen Aktenstückes veranlaßt hat.
Welches Ziel verfolgen die Diktatoren mit solchen Bakten? Sie wollen dem ahnungslosen Teil des eigenen Volkes, aber vor allem des Auslandes die Friedlichkeit ihrer Absichten beweisen. Doch das ist nicht der einzige Zweck der Uebung. Mit kühler Offenheit erklärte das führende Warschauer Regierungsblatt in seinem Kommentar zu der Unterzeichnung des deutsch - polnischen Abkomhalten. Aber man kann nicht an ihm herumdeuteln." Ob mens:„ Man kann diesen Vertrag brechen oder auch der zehnjährige Friede eingehalten wird, ist also eine bloße Machtfrage. Aber solange er dauert, müssen auftauchende Streitfragen irgendwie geregelt werden, und die Form dafür wird in diesem Pakt festgelegt.
Der größte Teil der deutsch - polnischen Interessengegen. sätze wurde bisher auf dem Wege über Genf geschlichtet. Nach seinem demonstrativen Austritt aus dem Bölkerbund will Deutschland diesen Weg nicht mehr gehen, obwohl ihm noch für einige Zeit das Recht dazu offenbleibt. Mit dem neuen Nichtangriffspakt sucht Hitler zu zeigen, daß es auch einen direkten Weg zur Reglung aller Streitig keiten außerhalb der Liga der Nationen gibt. Goeben war der polnische Außenminister noch Vorsitzender des Völkerbundrates. Daß er sich jetzt darauf einläßt, soweit mie möglich mit Deutschland ohne die Anrufung dieser Instanz einig zu werden wobei er sich durch sein Verbleiben im Völkerbund alle seine Rechte vorbehält-, darin liegt Hitlers Haupterfolg bei diesem Abschluß. Er bezahlt ihn damit, daß Polen , das im Viermächtepaktplan Mussolinis noch als Staat zweiten Ranges behandelt wurde, jetzt als gleichberechtigter Partner des Deutschen Reiches auftreten
kann.
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