,, Deutsche Freiheit", Nr. 34

ARBEIT UND WIRTSCHAFT

02 295$ 74, sid And

3774000 Erwerbslose

Ein neuer Sieg errechnet

Es war notwendig, daß die Strategen der Arbeitsschlacht die im Dezember erlittene Schlappe wieder auswetten, und so ist denn im Januar wieder einmal eine Abnahme der Erwerbslosenzahl erre.hnet worden. Die amtliche Mitteilung

lautet:

Der Rückgang betrug 285 000, so daß die im Dezember eingetretene Zunahme von rund 344 000 zum großen Teil wieder ausgeglichen ist.

Insgesamt wurden bei den Arbeitsämtern 3 774 000 Arbeits­lose gezählt, das sind nd 2 239 000 weniger als am gleichen Stichtage des Vorjahres.

Die Zahl der Arbeitslosen in den Außenberufen ist in diesem Wintermonat um rund 140 000 zurückgegangen. So wurden z. B. im Baugewerbe und den von ihm abhängenden Wirtschaftszweigen Ende Januar 110 000 Arbeitslose weniger gezählt als zu Beginn des Monats. Ein Teil dieser Entlastung 1st auf die großen öffentlichen Arbeiten wie Autostraßenbau und die zahlreichen Notstandsarbeiten zurückzuführen, die im Januar durch die Gunst der Witterung weiter ausgedehnt werden konnten. Die übliche winterliche Arbeitsruhe im Hochbau und seinen Nebenzweigen wurde durch die zahlreichen Anregungen zu Umbau- und Instandsetzungs­arbeiten stark gemildert. Daß sich über diesen von der Re­gierung herbeigeführten Antrieb hinaus auch die privaten Wirtschaftskräfte zu regen beginnen, zeigt die Entwicklung der Zahl der mehr von der Konjunktur abhängigen Berufs­

Unternehmer in Schutzhaft

Eine unsoziale Bäckereifirma

Auf Grund verschiedener Klagen nahm die zuständige Fachschrift der Deutschen Arbeitsfront am 1. Februar eine Kontrolle der Schlaf- und Arbeitsräume der Angestellten und Arbeiter der Bäckereifirma Hölzl in München vor. Der Zustand der Schlafräume zeigte, wie der ,, Völkische Beobachter" meldet, daß die Klagen voll berechtigt seien. Die Räume seien verwahrlost, schmutzig, unhygienisch und voll Ungeziefer gewesen. Für vier weib­liche Angestellte habe nur ein Schrank zur Verfügung ge­standen. Der Raum, in dem se ch s Gehilfen schliefen, hätte eine Größe von 7,8 Quadratmeter gehabt. Der Inhaber der Firma sef wiederholt aufgefordert worden. hier Abhilfe zu schaffen. Nachdem alle Ermahnungen erfolglos geblieben seien, sei Hölzl nach der erwähnten Kontrolle am Montag in Schughaft genommen

worden.

Löhne und Preise

Die einen sinken, die andern steigen

Der Geschäftsbericht 1933 der Friedr. Krupp AG. , Essen, bringt interessante Zahlen. Der Betriebsüberschuß steigerte sich von 106,06 Millionen RM. auf 118,03 Millionen RM. Die Ausgaben für Löhne und Gehälter senkten sich von 69,57 Millionen RM. auf 67,43 Millionen RM., trotz der Er­höhung der Belegschaft von 35 647 auf 43 409 Köpfe. Die Arbeiterzahl erhöhte sich um 7762, die Lohnsumme fiel um 2,14 Millionen RM. Der Betriebsgewinn steigerte sich um 9,7 Millionen RM.

Kosten der Lebenshaltung in Deutschland

Index des Statistischen Reichsamtes

In lex 1913 = 100

Nahrung Kleidung

eizung

Wohnung

und Licht

Lebens. hal ungskosten

Dez. 1932

109

112

137

121

118

Dez. 1933

114

113

136

121

121

+5

+1

-1

Kommentar überflüssig.

,, Volksgemeinschaft"

Ein Müllereiarbeiter

+3

erzählt im Deutschen Nahrungsmittelarbeiter"( 5) einiges über die Volksgemeinschaft: Trotzdem sich die Arbeitgeber­verbände auch in unserem Beruf aufgelöst und der Arbeits­front angeschlossen haben, kann man nicht verstehen, daß Mühlen von 10 bis 15 Tonnen Leistung. die Tag und Nacht voll beschäftigt sind und bei einer 12stündigen Arbeitszeit in jeder Schicht nur einen Gesellen beschäftigen. Hier muß also eine Arbeit geleistet werden, die noch die Akkordarbeit übersteigt. Richtig wäre es, wenn bei einer 8stündigen Ar­beitszeit in jeder Schicht zwei Gesellen, d. h. dreimal 2, also 6 Gesellen, beschäftigt würden, vier weiteren Müllergesellen Arbeit und Brot gebend. Auch in den kleinen Mühlen mit 2 bis 5 Tonnen Leistung findet man noch Mängel, die der Beseitigung harren. So z. B. in Mühlen, die vor einigen Jahren noch einen Gesellen und einen Lehrling beschäftigten, jetzt aber dazu übergegangen sind, die Arbeit mit zwei Lehr­lingen zu bewältigen, und dadurch wiederum mehrere Ge­sellen arbeitslos machen. Es soll damit nicht etwa gesagt

sein, daß wir keine Lehrlinge brauchen, im Gegenteil, wir alten Gesellen wollen einen Nachwuchs, aber einen gesunden. der nicht durch übermäßig lange Arbeitszeit ausgenutzt wird. Außerdem wollen wir auch nicht, daß die Lehrlinge, nachdem sie ihre Gesellenprüfung abgelegt haben, der Arbeitslosigkeit anheimfallen, wie es in den vergangenen Jahren der marxisti­ schen Systemherrschaft der Fall war. Ein gangbarer Weg wären bestimmte Vorschriften über das Lehrlingshalten der­gestalt, daß auf zwei Gesellen nur ein Lehrling entfallen darf. Eine solche Maßnahme würde die Arbeitslosigkeit be­kämpfen.

Arische ,, Festanzüge"

Die Textil- Woche" enthält Mitteilungen über die Her­stellung des Festanzuges der Deutschen Arbeitsfront ", in denen es heißt, daß der Festanzug nur ,, deutsche Arbeit" sein darf: Die Herstellungsgenehmigung erhält jede arische

Firma."

gruppen. In diesen Berufsgruppen ist ein Rückgang der Arbeitslosen um rund 144 000 eingetreten. Träger dieser günstigen Entwicklung waren in der Hauptsache das Eisen- und Metallgewerbe, das Holzgewerbe und das Spinn­stoffgewerbe.

Die Zahl der Notstandsarbeiter nahm im Januar um rund 138 000 zu. Insgesamt wurden bei den durch die Reichsanstalt geförderten Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen am 31. Januar 414 274 Notstandsarbeiter gezählt.

Samstag, 10. Februar 1934

Kupferverbrauch steigt

Ueberall in der Rüstungswelt

D

Die Verbrauchsschägungen für Kupfer lauten für die wichtigsten Länder wie folgt:

long tons

Deutschland

Ver. Staaten

England Frankreich

Japan Italien Rußland Kanada Belgien

B

WOO

1933 345 000

1932

1931

300 000

536 000

170 000

137 000

158 000

135 000

129 000

117 000

.

115 000

94 000

109 000

80 000

71 000

69 000

.

9

60 000

52 000

53 000

50 000

43.000

62 000

35 000

24.000

15 000

25 000

25 000

27.000

110 000

90 000

.1 125 000

965 000

1 256 000

übrige Länder

Selbst diese amtliche Schönfärberei gibt zu, daß von den angeblich wieder in Arbeit gekommenen 285 000 nicht weniger als 138 000 auf Notstandsarbeiten kommen. Das heißt, man hat sie aus der öffentlichen Fürsorge mit ihren Hungerrenten herausgenommen, um sie mit Hunger löhnen auf andere öffentliche Kassen zu übernehmen. 144 000 Arbeiter sollen angeblich von den Konjunktur Zehn Jahre Leningrad

gruppen aufgenommen worden sein. Zu welcher Arbeitszeit und zu welchen Löhnen wird nicht gesagt. Im allgemeinen dürfte es si um Arbeitsstreckung und andere Verteilung à der nicht gestiegenen gesamten Lohnsummen handeln. Von einer Belebung der deutschen Wirtschaft in ihrer Ge­samtheit ist nichts zu spüren. Wo Teilkonjunkturen vor­handen sind, wie in der Textilindustrie und in der Rüstungsindustrie, sind vorwiegend öffentliche Mittel im Spiel, die durch unsolide Finanzkunststücke be­schafft werden!

Wer?

Seltsame Angelegenheit

Wir lesen im Deutschen Nahrungsmittelarbeiter" fett ge­druckt: Berlin . Wiederholt haben wir feststellen müssen, daß versucht wird, unsere Fachzeitschrift Der Deutsche Nahrungsmittelarbeiter" in den Betrieben gegen Zahlung von 10 Pfg, zu verkaufen. Das gibt uns Veranlassung, wieder holt ausdrücklich darauf hinzuweisen, daß der Deutsche Nahrungsmittelarbeiter" unverkäuflich ist und daß die Zu­stellung nur durch den Verband selbst( besondere Beauf­tragte) oder durch Postversand erfolgt. Es wird deshalb ge­beten, bei neuen Versuchen, den Deutschen Nahrungs­mittelarbeiter" zu verkaufen, die betreffenden Personen festzustellen und unserer Verbandsbezirksleitung, Berlin N 54, Neue Schönhauser Straße 4'5, Meldung zu machen." Wohl ein kleines Privatgeschäft eines netten braunen Bonzen?

Niederrheinische Textilindustrie optimistisch

Die Kölnische Zeitung " berichtet:

Das niederrheinische Webstoffgeschäft hat das neue Jahr mit frischem Auftakt begonnen. Nachdem der De­zember mit einem für den Textilwarenabsatz überraschend guten Weihnachtsgeschäft und den diesem folgenden er­gebnisvollen Sonderverkaufstagen des rheinischen Textilgroßhandels geschlossen hatte, haben im Laufe des Monats Januar auch die Inventurverkäufe regen Zuspruch gebracht. Sodann aber hat auch das während des ganzen Monats Januar anhaltende kalte Wetter dem niederrheinischen Bezirk gute Dienste geleistet, weil infolge­dessen die in ihm in starkem Maße hergestellten Winter­artikel weiter zu Ehren kamen. Günstig wirkte zudem, be­sonders in der ersten Monatshälfte, die Preisentwick­lung auf den meisten Textilrohstoffmärkten ein; dies hat auch zur Folge, daß endlich wieder mehr Meinungskäufe auf weiterreichende Fristen abgeschlossen

wurden.

Kunstseide

Die deutsche Erzeugung, die im Jahre 1932 27 Mill. Kilogramm betrug, wird für 1933 auf 29 Mill. Kilogramm an­gegeben. Die Ausfuhr stieg von 6,8 auf 7,5 Mill. Kilogramm, die Ausfuhr von Geweben von 3,7 auf 4,3 Mill. Kilogramm. Die Einfuhr an Kunstseide verminderte sich von 10.2 auf 9.6 Mill. Kilogramm. In den Vereinigten Staaten , Japan und England war die Produktionssteigerung wesentlich höher.

Frauen mit Kletterweste

Eine Verfügung des Leiters des Organisationsamtes der DAF. zufolge ist für die in der DAF. organisierten Frauen eine einheitliche Tracht vorgeschrieben, die ähnlich dem Feierabendanzug der Männer die innere Verbundenheit mit der Organisation des schaffenden Volkes auch äußerlich zum Ausdruck bringen soll. Es ist eine Art Kletterweste aus dunkelblauem Velveton vorgesehen, zu der ein dunkler Rock und eine helle Sportbluse getragen werden kann. Eine Uniformierung ist absichtlich vermieden worden, weil sie nicht dem Charakter der Frau entspricht."

Exterritorialität

Auch für höhere Reichsstellen Auch für höhere Reichsstellen

Um die Kraftfahrwagen der fremden Missionen in Berlin zu fennzeichnen, ist diesen Wagen die Nummerfolge I A 2 bis 500 vorbehalten; ausnahmsweise sind einige dieser Nummern höheren Reichsstellen zugeteilt." Das ist eine sehr merf würdige Tatsache, über die im Fachblatt Die Polizei" Poli­zeihauptmann Julier Nachricht gibt. Fühlen sich die höheren Reichsstellen" als Diplomaten getarnt sicherer? Aus den Ausführungen Juliers geht weiter hervor, daß die Ex­territorialität nur dann gewährleistet ist, wenn die betref. fende Person einen D.- Ausweis" befißt. Das Nichtvor handensein eines solchen Ausweises läßt nicht den Schluß zu, daß die sich ausweisende Person oder der Besitzer des Kraftwagens nicht erterritorial sei." Wärs nicht praktischer, den höheren Reichsstellen" außer dem Diplomatenauto­zeichen noch einen D.- Ausweis zu geben? Für alle Fälle!

Weltverbrauch

110 000

Leningrad , 7. Febr.( FSU.) Am 26. Januar 1924 be­schloß der Sowjet der Stadt Petrograd , das Andenken Lenins durch die Aenderung des Namens der Stadt von Petrograd in Leningrad zu ehren. Im Laufe dieser zehn Jahre hat die Stadt sich völlig verändert. Die Einwohnerzahl stieg von 1,2 auf 2,8 Millionen. Die Produktion der Metallindustrie stieg auf das 25fache, die der elektrotechnischen Industrie auf das 24fache und die der chemischen Industrie auf das 14fache. Die Stromerzeugung hat sich in dieser Zeit vervierfacht. Die Jahresproduktion, auf den Kopf der Industriearbeiter be­rechnet, betrug 1924 2500 Rubel, 1934= 111 000 Rubel. In der Stadt bestehen gegenwärtig 200 wissenschaftliche Forschungsinstitute, deren höchstes die Akademie der Wissenschaften der Sowjetunion ist. Von 69 000 stieg die Zahl der Hörer der Leningrader Hochschulen auf 212 000. Die Bautätigkeit ist gleichfalls gewaltig gestiegen. Die im Jahre 1933 errichteten neuen Wohnhäuser erreichen eine Gesamtwohnfläche von 1 Million Quadratmeter, während in den Jahren 1923/24 es nur 10 000 Quadratmeter waren. Die Kindersterblichkeit sank um 50 Prozent.

,, Günstige Vorzeichen" Wenn, wenn...

-

Ueber die wirtschaftliche Lage im Januar berichten die Industrie- und Handelskammern, die Handwerkskammern und die Wirtschaftsverbände wie folgt: Wenn man berück­sichtigt, daß der Januar als saisonstiller Monat anzusehen ist, so kommt der Feststellung besondere Bedeutung zu, daß die Gesamtbeurteilung auch dieses Monats ein den Um­ständen entsprechend gutes Bild vermittelt. Insbesondere machen sich in den verschiedenen Branchen als belebendes Moment die Vornotierungen auf das Frühjahrsgeschäft bemerkbar. Demgegenüber wird nach wie vor in allen Industriezweigen ein Still­stand des Auslandsabsatzes gemeldet.

Im Steinkohlenbergbau hat die Förderung im Vergleich zum Vormonat zugenommen. Auf dem Weltmarkt ist ein scharfer Wettbewerb zu verzeichnen. Im oberschlesi­schen Bergbaugebiet ergab sich infolge des warmen Wetters ein Rückschlag. Im Braunkohlengebiet ist die Pro­duktionsziffer des Vormonats gehalten worden. In der Großeisenindustrie ist über keine Veränderung zu berichten, wenngleich auch in diesem Monat das Arbeits­beschaffungsprogramm der Reichsregierung sich weiter aus­gewirkt hat. Besondere Fortschritte im Inlandsgeschäft hat die Maschinen industrie aufzuweisen. Die Automobil­industrie konnte ihre erhöhte Produktionsziffer nicht halten, hier ist ein deutliches Nachlassen der Aufträge zu verzeich­nen. In der Textilindustrie sind günstige Umsätze zu ver­zeichnen. In der Konfektion ist die Nachfrage gestiegen. Gut durchgesetzt hat sich die Holz wirtschaft: Vorkriegspreise sind wieder erreicht. In der Nahrungsmittel industrie ist das Geschäft ruhiger geworden, die Lagerhaltung hat leicht zugenommen.

Große Geschäftsstille

Im Januar war das Geschäft in der Stahl- und Eisen­warenindustrie des Solinger Bezirks außerordentlich ruhig. Die Absatzschwierigkeiten auf den Auslandsmärkten halten in unverminderter Stärke an. Neue Erschwerungen haben sich durch die französische Einfuhrkontingentierung, neben welcher der bereits im November 1933 eingeführte Mar­kierungszwang steht, und durch die verschärfte Handhabung der verschiedenen Maßnahmen zur Einfuhrsperre in meh­reren südosteuropäischen Staaten ergeben.

Die Schirm furniturenindustrie verzeichnete infolge der andauernden Trockenheit eine fast völlige Ge­schäftsstille. Die Trockenheit bewirkte, daß, nachdem schon das Weihnachtsgeschäft für die Schirmgestellindustrie aus­gefallen war, auch noch der Inventurausverkauf ohne jede Belebung geblieben ist. Im übrigen leidet auch die Schirmgestellindustrie bei ihrem früher sehr ausgedehnten. Auslandsabsatz ganz besonders unter der Zerstörung des Weltmarktes und den Unterbietungen ausländischer Wett­bewerbsindustrien.

Der ,, Reichsbote" pleite

Die im Jahre 1873 gegründete christlich- konservative Zei­tung Der Reichsbote" hat jezt ihr Erscheinen als Tages­zeitung eingestellt. Das Blatt wird jedoch unter demselben. Namen vom 1. Februar an als deutsch - evangelische Wochen­schrift fortgeführt. Das evangelische Pastorenblatt hat sich das ersehnte ,, dritte Reich" auch anders vorgestellt.

Inseratengeschäft für 1 Monat verboten!

Wegen falscher Angaben über die Auflagenhöhe und wegen mangelhafter Führung des Anzeigenbuches hat der Werberat der deutschen Wirtschaft einem Zeitungsverleger die Genehmigung zur Veröffentlichung von Anzeigen zu­nächst für einen Monat entzogen,

isg