Die Strecke WAH) SIW CHUTE

Rechtlos!

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Ausländer in Deutschland

..Auf der Flucht erschossen!"

Berlin , 10. Februar.

Zwei Budapester Raufleute, Julius Marten und Alexander Schwarz, hatten im Jahre 1926 in Berlin ein gemeinsames Unternehmen zum Ankauf von Immobilien gegründet. Es ergaben sich Abrechnungsschwierigkeiten, und Schwarz verflagte seinen Kompagnon wegen 1000 Mart. Die Klage, die noch vor dem Naziregime in Deutschland ein­gereicht worden war, wurde jetzt von der Zivilkammer mit einer Begründung abgelehnt, die ein Schlaglicht auf die In­stitution wirft, die sich in Deutschland immer noch Justiz" nennt. In der Urteilsbegründung heißt es:

Wohl hat der Gerichtshof... in bezug auf etwa dreißig ftrittige Punkte die Beweisaufnahme angeordnet. Seither hat sich aber die Auffassung des Volkes geändert und dem muß der Gerichtshof Rechnung tragen... Gerade solche Geschäfte wie die vorliegenden, die von Mitgliedern einer fremden Rasse und Vertretern fremder Raisen geschlossen wurden, haben dazu beigetragen und zumindest den änßeren Anstoß zur Umgestaltung der Auf­fassung des Boltes geboten. Nach der zum Sieg gelangten allgemeinen Auffassung verstößt es gegen die guten Sitten, deutschen Grundbesitz den Angehörigen fremder Rassen und Staaten zum Zwede geschäftlicher Transaktionen zu über­laffen... Es ist nicht Aufgabe der deutschen Gerichte, Komplikationen zu lösen, die zwischen den Anhängern fremder Raffen und Bürgern fremder Staaten die zu Immobilien feine nähere Beziehung haben- entstanden find..."

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Praktisch bedeutet dieses Urteil die Verweigerung des Rechtsschutzes für Ausländer.

Staatsfeindliche Biochemie" Offensichtlich soll nur das Verbandsvermögen gestohlen werden

Aus Berlin wird berichtet:

Berlin , 10. Febr. Gestern wurden der Präsident des Bio= themischen Bundes", Hein, und dessen Sekretär, Boigt, von der Staatspolizei Potsdam in Schußhaft ge= nommen. Nach den bisherigen Ermittlungen soll Präsident Hein im Laufe des letzten Jahres 20 000 Marf zum Nachteil der Mitglieder des Bundes verschleudert haben. Hieran soll auch sein Sekretär beteiligt gewesen sein. Bei dem Bund handele es sich um eine Organisation, die über ganz Deutsch­ land verbreitet ist und zahlreiche Anhänger umfasse. In dem Hauptsitz des Biochemischen Bundes", der sich in Potsdam befindet, liefen alle Fäden der weitverbreiteten biochemischen Heilmittellehre in einer Zentralstelle zusammen, die auch die Unterorganisationen im Reich, die Vereine für Mineral­stofflehre e. V. zusammenfasse. Dem in Schutzhaft befindlichen Präsidenten Hein und seinem Sekretär wird weiter auch Verächtlich machung des Staates und seiner Or­gane zum Vorwurf gemacht. Mit der kommissarischen Füh­rung des Bundes ist inzwischen der Kaufmann Henseler beauftragt worden.

Die beiden Schlußsäße zeigen, daß es um die Verbands­Ieitung durch einen Nazi und um die Verfügung um das Verbands vermögen geht. Das ist die Ursache des Korrup tionsgeschreis.

Kriegerkaste" herrscht

Ueber Kunst und Wissenschaft

Auf einem Herrenabend im Nationalen Klub in Berlin sprach der Gruppenführer von Berlin und Staatsrat Ernst. Er erinnerte daran, daß vor der Machteroberung Hitlers die Aufgabe der SA. in der Vernichtung des Marrismus be­standen habe. Nach der Machtergreifung aber sei es Auf­gabe der SA. , die Kernkaders für die künftige Freiheits­armee Deutschlands zu bilden. Auch wenn heute mit Rücksicht

auf das Ausland der Führer manches nicht offen sagen fönne, so müßten doch unter dem Mantel des großen Tarnungsmanövers" die eigentlichen Absichten rücksichtslos weiter verfolgt und realisiert werden. Ernst erklärte, daß für die nächsten Generationen die deutsche Kriegerkaste die herrschende sei, dann erst könnten Wissenschaft und Kunst wieder zur Geltung fommen.

Durdigreifen!

Gegen ,, Gerüchtemacher"

Das Staatspresseamt in Hessen in lezter Zeit, besonders seit Verkündung des Gesetzes über den Neuaufbau des Reiches, machen sich wieder jene Elemente unangenehm bemerkbar, deren ganze Tätigkeit darin besteht, ihrer mehr oder weniger lebhaften Phantasie freien Lauf zu lassen und ihre Volksgenossen mit den unsinnigsten Gerüchten zu überschwemmen. Wieviel besser wäre es, wenn diese Ge­rüchtemacher ihre unbezähmbare Arbeitsfreudigkeit" statt dessen dazu benußen wollten, für das Volksganze nut­bringende Arbeit zu leisten und sei es auch nur, indem sie sich einen Maulforb anlegten. Aber all iene Schwäßer sollen sich gesagt sein lassen: Die Regierung sieht nicht mehr länger diesem volksschädlichen Treiben zu, sondern wird mit allen ihr zu Gebote stehenden Mitteln durchgreifen und da­bei auch vor der Anwendung schärffter Strafen nicht halt machen."

,, Gerüchte und Miesmacher"

Auf Veranlassung des Sonderbeauftragten des Obersten Führers, Polizeipräsidenten Gelberg( Krefeld ), wurde am Samstag der SA. Scharführer Theo Wierig aus Neuß festgenommen und mit sechs Tagen Polizei­arrest bestraft sowie feines Dienstgrades enthoben. Er hat unwahre Gerüchte und Beleidigungen über den Sturmbann­führer vom Stab der Sandarte 257, Göbbels , verbreitet. Der Sonderbeauftragte warnte erneut vor der Verbreitung von Gerüchten und Miesmachereien.

Gefängnisse überfüllt!

Zu den Meldungen über die angeblich beabsichtigte Wieder­errichtung eines Zuchthauses in Werden( Ruhr) teilt die Justizpressestelle in Dortmund mit, daß lediglich erwogen wird, das ehemalige Zuchthaus in Werden als Gefängnis ( also nicht als Zuchthaus) wieder einzurichten. Es handelt sich hierbei um eine durch die starke Belegung der übrigen Gefängnisse des Oberlandes gerichtsbezirks bedingte Notmaßnahme.

Verbotene Monarchisten

Auf Grund des Verbots der monarchistischen Ver­einigungen find in Thüringen folgende Organisationen aufgelöst worden: 1. Die deutsche Kaiserbewegung und sämt liche in ihr zusammengeschlossenen Verbände, 2. Der Bund der Aufrechten, 3. Der Volfsbund der Kaisertreuen, 4. Der Ring der Kaisertreuen; 5. Die Kameradschaft Hohenzollern­treue und 6. Der Preußenbund. Inzwischen hat auch das Anhaltische Staatsministerium das Verbot der mont= archistischen Vereinigungen ausgesprochen.

Hochverräterische Klosettüren

( Jupreß.) In der Berliner Buchdruckerei Selle- Ensler wurden auf einer Toilette oppofitionelle Inschriften fest gestellt. Die Direktion des Betriebes ließ Tür und Wand fotografieren und schickte ein Foto an die Geheime Staats­ polizei . Anhand der Lohnbücher wurde festgestellt, daß die Handschrift des Druckers Freitag der Inschrift am ähn= lichsten war. Freitag wurde sofort entlassen, verhaftet und fitzt jetzt in Untersuchungshaft", trotzdem er nach wie vor hartnädig bestreitet, die Inschrift angebracht zu haben.

Stadtrat Kollwitz in Haft

Der frühere Berliner Stadtrat Kollwig, der beim Bezirts.

amt Tiergarten tätig war, ist nach einer längeren Ver­nehmung in Untersuchungshaft genommen worden. Rollwig wird vorgeworfen, daß er verschiedene geschäfltiche Trans­aftionen zu seinem eigenen Vorteil und damit zum Nachteil der Reichshauptstadt durchgeführt hat; ferner wird er der Untreue beschuldigt. Die Vorwürfe find natürlich nur Vorwände, um einen Gegner des braunen Systems zu erledigen.

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Ein ,, fröhlicher Gang"

( Inpreß.) Der Deutsche ", die Tageszeitung der Deutschen Arbeitsfront , schreibt in einem Leitartikel: Nichts macht heute so fröhlich als ein Gang durch die Berliner Arbeiter viertel." Im lokalen Teil derselben Nummer meldet das 6 Personen tot." In Blatt: Zahlreiche Gasvergiftungen allen Fällen wird als Grund unvorsichtigkeit" angegeben.

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Wieder mit dem Handbell

Die Rache

dnb. Hamburg, 9. Februar.

Das vom Hanseatischen Sondergericht gegen Arigur Rotslag wegen Mordes" ausgesprochene Todesurteil ist am Freitagmorgen im Hofe des Untersuchungsgefängnisfes durch Hand beil vollstreckt worden. Der Reichsstatts halter hat von seinem Gnadenrecht keinen Gebrauch gemacht. Bei den im gleichen Falle zum Tode verurteilten Fischer, Willi Hellbig und Karl Dettmer hat der Reichsstatthalter von seinem Gnadenrecht Gebrauch gemacht und die Todess ftrafe in lebenslängliche Zuchthausstrafe umgewandelt.- Es handelt sich um die Rachejustiz des dritten Reiches" wegen eines verkommenen Hitlerjungen, der im Streit mit politischen Gegnern ums Leben kam.

Frau Torgler verhaftet! Der Luxus des Ministerpräsidenten

Der nachfolgend abgedruckte Brief wird uns aus einem Ort des Saargebiets zur Verfügung gestellt. Der Absender ist beruflich über die Vorgänge in den regierenden Kreisen Berlins ausgezeichnet unterrichtet:

Liebe..

ich will hente nur ganz kurz etwas mitteilen, was mir sehr viel Freude gemacht hat. Endlich ist man hinter die Treibes reien der Frau Torgler gekommen. Ein guter Freund von mir, der genau unterrichtet ist, hat mir diese vertrauliche Mitteilung gemacht. Da ich aber weiß, daß Du ein großes Intereffe an unserer Bewegung haft und Dich jederzeit in unseren Dienst gestellt hast, teile ich Dir das mit, damit Du fiehst, wie energisch man hier bei uns durchgreift, was ja auch bei Euch nicht mehr allzulange dauern dürfte.

Die Frau Torgler hat in letzter Zeit wieder sehr häufig bei einer ehemaligen Sekretärin der tommu= nistischen Reichstagsfraktion, die sich auf freiem Fuß befindet, verkehrt. Es handelt sich um eine Anna Rehme. Gott sei Dank ist jetzt die Geheime Staatspolizei hinter diese Schliche gekommen und hat zugegriffen. Vor einigen Tagen wurde Frau Torglerbeidergenannten Sekretärin in der Wohnung angetroffen und verhaftet. Wohin die Frau des berühmten Kommus niftenführers gebracht wurde, weiß ich nicht, ist mir auch gleichgültig. Ich hoffe nur, daß man sie so bald nicht wieder herausläßt.

Unser Preußenführer Hermann Göring hat sich etwas Wundervolles einrichten lassen: einen Part mit einer Reitbahn. Beides befindet sich unmittelbar hinter seinem wunderschönen Palais in der Prinz- Albrecht- Straße. Der Garten ist mit kostbaren Pflanzen ausgestattet. Ein Bes fannter von mir hat kürzlich einen Blick in diese Anlage werfen fönnen und ist entzückt von der Pracht und Kostbar­feit der Ausstattung. Er schätzte die Anlagetoften auf mehrere hunderttausend Mark. Ich finde, daß eine derartig lächerliche Summe für die Verdienste, die unser Preußenführer erworben hat, nichts bedeutet. Ich nehme den Standpunkt ein, daß ein Mann, der sich so für unser deutsches Vaterland aufopfert, unbedingt ein Stückchen Erde für sich haben muß, auf dem er sich ausruhen kann. Da unser mutiger Ministerpräsident ein leidenschaftlicher Reiter ist und sich nicht in seiner natürlichen Bescheidenheit bei feinen Spazierritten der begeisterten Bevölkerung als Schaus stück darbieten will, fann ich seinen Wunsch, der jetzt durch die wunderschöne Anlage zur Erfüllung gebracht wurde, nur verstehen.

Das mag für heute genügen. Ich werde wieder von mir und unserem schönen Vaterland in nächster Zeit hören lassen. Es wird ja nicht mehr lange dauern, dann werdet auch Ihr erfahren, was es bedeutet, in einer Volksgemeinschaft zu leben, in der das Einzelinteresse dem Intereffe der Gesamtheit geopfert werden muß...

Streicher wird befördert

Zum Lohn für die tüchtigste Judenhetze

Nürnberg , 9. Febr. Gestern ernannte SA. - Minister Röhm den berüchtigten Antisemiten Julius Streicher , der in seinem Stürmer" nach wie vor die gemeinste und niederträchtigste Judenhezze entfaltet, zum Gruppenführer der SA . Der neue SA.- Führer wird die im Stürmer" immer wieder geforderte Nieder: fnüppelung der jüdischen Untermenschen" nunmehr höchst persönlich durchführen können. Er wird die ihm unterstellte SA. zu noch größerer Bestialität, zu noch gemeinerer Juden. bekämpfung als bisher gebrauchen. Es ist tennzeichnend für die ganze Verlogenheit Adolf Hitlers , der diesen berüchtigten Judenhezer Streicher zum SA - Führer ernennt und damit die in Deutschland lebenden Juden einem sadistischen Psychos pathen überantwortet.

Den Juden geschicht nichts

,, In keiner Weise bedroht"

Karlsruhe , 9. Febr.( Inpreß.) Der jüdische Arzt Dr. Wag­ner aus Triberg hat sich, seine Frau und sein Kind mit Morphiumeinsprißungen zu töten versucht. Das Kind ist inzwischen gestorben. Der nationalsozialistische Führer" stellt dazu fest:" Vom Ortsgruppenleiter wird ferner aus­drücklich bestätigt, daß irgendeine Bedrohung oder Verfol gung Dr. Wagners in gar keiner Weise in Frage käme." Einige Zeilen vorher schreibt der Führer" dagegen, daß Dr. Wagner infolge ungesetzlicher verbotener Handlungen' nach Offenbach gebracht werden sollte. Die Handlungen" des Arztes werden mit keinem Wort präzisiert.

Eine Vandalentat

Mosesstandbild zerstört

Die Mosesfigur am Bahnhof von verzogenrath, die im Jahre 1856 auf der Weltausstellung in Paris mit einem Diplom bedacht worden und seit dem Jahre 1868 am Bahnhof Herzogenrath aufgestellt war, wurde das Opfer eines Anschlags. Die bisher noch unbekannten Täter haben vermutlich den Kopf des Standbildes durch ein Seil mi: einem Eisenbahnwagen verbunden und dann den Wagen int Bewegung gesetzt. Dabei hat das Seil den ppf der Figur abgerissen. Auch die Geseßestafeln sind in Trümmer gegangen. Die Figur war 3,60 Meter hoch und hatte ein Gewicht von 7500 Kilo. Die Bahnpolizei verfolgte die Täter und gab auf die Fliehenden auch einige Schüsse ab, fonnte sie aber nicht ergreifen. Die Tat hat- so berichtet die Kölnische Zeitung " bei der Bevölkerung allgemeine Empörung hervorgerufen...