Deutsche Stimmen Beilage zur Deutschen Freifieit" Ereignisse und Geschichten

Sonntag- Montag, den 11. und 12. Februar 1934

Die elegante Revolution

Im Hintergrund leben Zehntausende hinter den Stachel­drähten der Konzentrationslager, werden Tausende von Pro­leten wegen ihrer Ueberzeugung erschlagen, im Vordergrund aber erleben die eleganten Damen und Herren des dritten Reiches" auf ihre Art den, Aufbruch der Nation".

Die ,, Elegante Welt" erzählt darüber einige Kleinigkeiten. Man erfährt zum Beispiel, wieviel weniger Toilettensorgen die Damen jetzt haben:

,, Neuanschaffungen? Sie glauben gar nicht, wie wand­lungsfähig alles geworden ist, was wir Frauen tragen, und daß wir heute durch verschiedene Zutaten aus einer großen Abendtoilette drei oder vier neue Kleider machen.

Gehört habe ich schon davon, aber das trifft nur auf den Schneider zu und nicht auf den Juwelier.

Ungefähr doch. Erinnern Sie sich an mein Smaragd­halsband, das Sie auf dem Ball der ausländischen Presse im Adlon bewundert haben?

Natürlich, ich habe es auf Cartier taxiert.

Ererbter Familienschmuck, den ich mir von dem Juwelier Todt in Pforzheim habe umarbeiten lassen.

Aber eine Dame in Berlin hat auch noch andere Sorgen: Ich hätte mich gern in Grindelwald an der Schweizer Damenmeisterschaft beteiligt, der Termin fällt nun gerade

mit dem Bühnenball zusammen."

Schlimm, schlimm. Doch sie wird getröstet:

,, Berlin wird sie reichlich für die entgangene Meister. schaft entschädigen. Den Tag nach dem Ball müssen sie sich ganz freihalten."

Denn jetzt kommt die Volksgemeinschaft:

,, Der Sonntag ist als Hilfstag der deutschen Filmschaffen­den ausersehen. Die Reichsfachschaft Film und die Fach­gruppe Film der NSBO., die beide unter der Leitung von Karl Auen stehen, wollen in Gemeinschaft mit dem Gau Groß- Berlin der NS. - Volkswohlfahrt die Veranstaltung durchführen, die das Publikum in ganz engen persönlichen Kontakt mit den deutschen Filmschaffenden bringen soll. Für die Winterhilfe?"

Felix Dahn

Man wird seiner im neuen Deutschland am 11. Februar ge­wiß nicht vergessen. Die hundertjährige Wiederkehr seines Geburtstages wird alle gleichgeschalteten Feuilletonfedern veranlassen, den Verfasser des auflagereichen ,, Kampfes um Rom", den Erforscher der germanischen Urzeit als Vor­ pfer des ,, dritten Reiches" zu preisen.

Sie können das sogar mit einer gewissen Berechtigung. Wie die deutschen Nationalliberalen zu treuen Gefolgsmannen Bismarcks wurden, weil seine Blut- und Eisenmethode ihnen

hat

die Tore des Weltmarktes öffnete, so hat der nationallibe­rale Rechtslehrer Dahn die Weltmachtsansprüche des impe­rialistischen Deutschland in modegemäßen historischen Ro­manen getarnt verkündet. Wie die Titel dieser Wälzer: Attila , Bissula, Gelimer, Fredegunds schon besagen Dahn zumeist ihren Stoff der Zeit der germanischen Völker­wanderung entnommen. Vergessen sind sie alle mit Aus­nahme des ,, Kampfes um Rom" und Julians Apostata", in dem Dahn kulturkämpferische Töne anschlug, die den Deut. schen Christen" heute besonders wieder gefallen dürften.

Die Geschichte seiner Tage bot ihm allerdings keine ge­eigneten Vorwürfe zum gewollten Zweck. Und wie die deutsche Parvenugesellschaft seiner Schaffenszeit traditions­los und stilunsicher ihren künstlerischen Ungeschmack mit nachgemachter Renaissance bekundete, holte er für sie den Stoff zu heldischen Forderungen aus seinen geschichtlichen Forschungen. Doch da er ein wirklicher Forscher war, dessen Blick noch dazu juristisch geschärft, hat er nie das eigentliche Wesen des Germanentums so naiv verfälscht, wie es die heu­

Gewiß Wir erfahren auch einiges über den neuen Bühnen­klub in der Viktoriastraße im einstigen Rathenaupalais. Und jetzt hört man die Volksverbundenheit der Dame der Gesell­schaft mit dem stellungslosen Schauspielervölkchen:

,, Vielleicht fahren wir einmal vom Reitturnier eine halbe Stunde nach der Viktoriastraße."

Es gibt natürlich noch andere große Ereignisse:

Wann beginnt die Grüne Woche diesmal? Am 27. Januar. Die Ausstellung, über die Reichsbauern­führer Darre die Schirmherrschaft übernommen hat, wird die sehenswerteste und auch räumlich größte Veranstaltung des Winters sein.

,, Und was bekommen wir diesmal zu sehen?

Viele Sonderschauen, die Sie sicher interessieren werden. Unter anderem eine Ausstellung Die Erneuerung der deutschen Bauernkultur", Deutschlands Seidenraupen­zucht" ,,, Deutschlands Fleischversorgung".

Ich werde mich, wie im vorigen Jahre, auch diesmal wie­der Ihrer Führung anvertrauen. In der Rassehundaus­stellung werden Sie sicher besser Bescheid wissen als ich." Aber gab es nicht eine nationalsozialistische Bauernrevo. lution? Die Befreiung der deutschen Bauernschaft? Welche Spuren dieser Revolution" zeigt die Grüne Woche? Die elegante Dame weiß von der großen Umwälzung und sie möchte etwas Wichtiges über ihre Auswirkung erfahren.

,, Ist der große Preis der nationalsozialistischen Erhebung auch international ausgeschrieben?

Gewiß, er gelangt in drei Disziplinen zur Entscheidung. Dressur, Vielseitigkeit und Geschicklichkeitssprünge und

Das Gesetz dieser Zeit DWD

So viele von uns sind auf einmal verwirrt in Gerede und in Theorien,

Weil der Feind sie mit Fäusten ins Joch geschirrt, weil Vertrauen und Glauben ins Nichts zerklirrt, weil die Feinde Triumph geschrien.

Sie sind müd wie ein Pferd, das den Pflug verläßt von der Arbeit der Aecker schwer.

Das Gesetz dieser Zeit steht im Manifest und im Achtzehnten Brumaire.

So viele von uns in Diskussion

um Thesen und Worte verstrickt,

sind vom Nebel gepeitscht und zerfressen von Hohn, von den bitteren Zweifeln der Emigration in die Winkel der Nächte gedrückt.

Doch was Licht in die Nacht dieser Zeiten läßt, Leuchtfeuer im blutigen Meer,

sind die blitzenden Sätze im Manifest und im Achtzehnten Brumaire.

Wer die dämmernde Straße der Zukunft begreift, die dort, wo wir stehen, beginnt,

von den kühlen Stürmen des Morgens umstreift, der weiß, daß uns Deutschland entgegenreift, wenn auch heute noch Nacht es umspinnt. Wenn der Henker sein Werkzeug tanzen läßt, wenn die Zuchthausketten auch schwer: es kommt, wie verkündet im Manifest und im Achtzehnten Brumaire.

Fri Brügel ( Neue Deutsche Blätter, Prag ).

Jagdsprünge. Auch ein Barrierenspringen und ein Rekord Schneiders germanische Religion

hoch- und weitspringen sind als internationale Konkurrenz in das Programm aufgenommen worden.

Liegen schon viele Nennungen aus dem Ausland vor? Wir können mit einer großen Beteiligung rechnen und

werden es nicht leicht haben, wenn wir die wertvollen Preise im Inland behalten wollen."

Vielleicht aber wird es diese elegante Revolution über­haupt noch sehr schwer haben.

tigen Neuteutonen tun. Die von Grund auf demokratische Struktur der germanischen Volkskörper spielt deutlich mus kelkräftig unter den poetischen Gewändern, mit denen er sie umgab. Und wenn Dahn es gelegentlich fast zu bedauern scheint: seine germanischen Heerkönige sind jedenfalls keine Diktatoren.

Und er, der, Odius Trost" schrieb, wußte sehr wohl auch, daß der braunschwarze Göttervater nur der Gott der ger­manischen Führer und Priesterschicht war, während die breite Masse der Freibauern und Krieger ihren göttlichen Vertreter im rotblondbärtigen Tor erblickten.

Bezeichnenderweise ist es denn auch bei Dahn der don­

nernde Tor, der wie hier kürzlich zitiert wurde- seinen kurzstieligen Hammer über die Welt wirft, auf daß sei sein, soweit er fällt. Und da er niederfällt ,, an fernsten Südens Rand", so folgert Dahn, daß es ,, freudig Germanenrecht, mit dem Hammer Land zu erwerben". Nun, der Hammer ist das Symbol der Arbeit. Und ein böser Marxist könnte( wenn er gar dem Hammer noch die Sichel gesellt) meinen, der wackere Tor sei gar kein rechter Vertreter der blonden Rasse, die mit dem Schwerte erobert, sondern nur ein nordisch ge­tarnter Vorkämpfer der arbeitenden Klasse, die sich werk­tätig die Welt erkämpft...( Doch Pfui über solche unheroi­sche Auslegung!). Die Geburtstagsartikelschreiber in Hit­lerien werden so etwas empört von sich weisen. Und sie werden Dahn , der am 3. Januar 1912 starb, als einen der

Ihren preisen. Gönnen wir ihnen also diesen Klassiker", da sie sonst keinen zum Zeugen haben. haben. BLO

Vorderasiat Mendelssohn

Die Wiederkehr des 125. Geburtstages des großen Kom ponisten Felix Mendelssohn- Bartholdy gab der gleichgeschal­teten Presse Gelegenheit, zum Thema Rasse und Musik" tiefgründige Ausführungen zu machen. Das erscheint auch notwendig, denn der Fall Mendelssohn- Bartholdy liegt schwierig.

Der Komponist des ,, Sommernachtstraum" ließ die ,, Natur­geister aus nordischer Landschaft" lebendig werden. Er hat als Zwanzigjähriger Bachs Matthäuspassion entdeckt. Mit seinen Liedern ohne Worte" schuf er die meistgespielte deutsche Hausmusik. Er gestaltete mit den Augen Schwindts " die romantischen Themen urdeutscher Sagen­gestalten. des ,, verträumten Quellwesens, des wild anstür­menden Lebens und der von Feindschaft umbrandeten Frauenseele". Altdeutsche Volksliedtexte hat er zum Klingen gebracht, und von ihm stammt die Melodie des deutschesten aller deutschen Waldlieder ,, Wer hat Dich, du schöner Wald". Melodien, die sich vom Komponisten lösten und zum Volks. gut wurden.

An und für sich eine begrüßenswerte Tatsache, wenn- ja, wenn Mendelssohn eben nicht Jude gewesen wäre. Aber wir leben im Zeitalter arischer Ueberwertigkeitskom­plexe. Unmöglich, einem Juden zuzuerkennen, daß er in enger Volksverbundenheit seine Werke schuf.

So werden ,, Wissenschaftler" aufgeboten, die den Nachweis zu führen haben, daß Juden keine deutsche Musik schaffen können. Musik, so schlußfolgern sie, ist ,, ins Sinnliche über­tragener Ausdruck der Seele". Die Seele aber ist ein eigenes selbständiges Wesen, das voll in einen Körper hineingeboren wird. Und das ist für sie bedeutungsvoll. Sie tritt damit in ,, das denkbar innigste Verhältnis zur Rasse". Deshalb ist der

Korio.

sinnliche Ausdruck seelischer Empfindungen gebunden an die Verschiedenheiten der Rasse. Ergo: Bei der größten Achtung vor seiner musikalischen Begabung bleibt festzu­stellen, daß seine Musik nicht deutscher Art ist." Es fehlen ihr die deutsche Wucht und Tiefgründigkeit, die tiefe Versun­kenheit des deutschen Denkers".

Mehr noch: Die Mendelssohnsche Musik ist von der ,, echt deutschen Musik" unterschieden, weil sie lauter vor. derasiatische Rassenzüge" aufweist.

lich für die Herren mit der Arier- Ueberwertigkeit. Und so Trotzdem hat sie so starke Wurzeln im Volk gefaßt. Pein­reden sie sich heraus:... Mendelssohn hat sich eben dem Guten seines Wirtsvolkes angepaẞt", es blieb auf ihn nicht

ohne veredelnden Einfluß", daß er das ,, so reich aufgenom mene deutsche Kulturgut in sich umformte". Und weiter:

..Erst in neuester Zeit hat man diese Abhängigkeit von Rasse und Musik zu erforschen begonnen..." Es ist ein gefahrvolles Gebiet, auf dem man sehr leicht straucheln kann. Deshalb:( Führerprinzip!) einen zuver lässigen, kenntnisreichen und ehrlichen Führer haben wir in Richard Eichenauers wertvollem Buch Rasse und Musik. Solche Bücher tun uns not."

,, Denn nur dann werden wir auch auf diesem Forschungs­gebiet Ziel und Wege zur Errettung unseres gefährdeten Volkstums finden, wenn wir den Boden der Wahrheit

unter den Füßen halten."

,, Der Boden der Wahrheit" ist die Tatsache der Volks­imlich eines jüdischen Komponisten. Er gefährdet das Prestige der neuen Herren. Deshalb hat ihn ihre geistige L. K, SA. zu zertrampelv

Der Verlag J. J. Weber, Leipzig , wirbt so für ein Buch: ,, Eine Veröffentlichung von höchster und grundlegender Be­deutung für die germanische Vorgeschichte, die Archäologie, die Volkskunde, besonders für alle, die den deutschen Be­wegungen in der Kirche nahestehen: Die Germanen sprechen selbst zu uns! Germanische Religion vor dreitausend Jahren. Mit 14 Tafeln von Hermann Schneider, Professor für Pädagogik und Philosophie an der Universität Leipzig. Aus dem Stein, der die Felsritzungen von Bohuslän trägt, springt es hervor, das religiöse Urgefühl der Erlösung von Todesbanden, das Naturwunder des Frühlings. Eine sym bolschaffende Urfantasie sehen wir arbeiten, unmittelbar arbeiten in einem Urvolk. Die Germanen selbst sprechen zu uns, nicht die christlich beeinflußten Skalden, nicht Taci­ tus , der für die Römer Vorbildliches auswählt; noch andert. halb Jahrtausende älter ist diese Sprache, Bildersprache aller­dings, deren letzte Spuren in unseren Märchen mitklingen, in Volksbräuchen verschweben. Aber vieles davon ist ins Christentum eingegangen; das Naturwunder des Frühlings füllt uns erst das christlich- dogmatische Wunder mit Gefühl; im Christuskind, im Osterhelden bei Grünewald und Dürer leben diese uralten germanischen Elemente wieder auf. Nun wir die Urform haben, läßt sich die große ernste Weltanschau ung erkennen, sie wurde gefühlt, geglaubt, gestaltet, mühsam Was in Märchen und Volksbrauch in Stein eingegraben. nachschwebt, hat J. Grimm als Jahreslaufmythus gedeutet. Hermann Schneider hat 1915 deren Urform in den Fels­

zeichnungen von Bohuslän erkannt. Heute gibt er in 200

Bildern den anschaulichen Beweis, allgemein verständlich er­läutert. Das Jahreslaufmärchen füllt sich mit dem reichen Leben der Wirklichkeit. Und diese Wirklichkeit war unend­lich viel reicher, als J. Grimm vermutet hat... Wir bieten dem erwachten deutschen Volke diese Bilder dar. Nimm sie, Deutscher , Glied eines Urvolks, und sieh: Du selbst hast sie gefühlt, gemacht."

Zeit- Notizen

Der Führer ausgehauen

Eine Reklame: ,, Die lebenswahrste Büste des Führers. Der ministers Dr. Göbbels . Der bekannte Bildhauer Walther erste Bronze- Abguß befindet sich im Besitz des Herrn Reichs. Wolff hat diese markige Büste geschaffen, die besonders im Original den persönlichen Eindruck des Führers zwingend wiedergibt, die die Geisteskraft und dynamische Wirkung festhält. Dieses Kunstwerk gehört in jedes Haus, in alle Dienst- und Gesellschaftsräume der nationalen Organisatio nen, in jedes öffentliche Gebäude, in alle Verwaltungs- und Arbeitsräume der Gemeinden, der Industrie und des Handels, in jede Schule, in jedes Hotel. Preis in Hartstein- Guß, wie Bronze wirkend, 48 Mark."

Courts- Mahler für Hitler

Unter dem Motto: ,, Von Arbeitsbeschaffung und Frauen­kraft!" steht der neue Roman der Courts Mahler: ,, Heimchen, wie lieb ich dich". Er darf sich auf Börries Freiherrn von Münchhausen berufen, der die Dichterin rühmt schrieb kürzlich sehr anerkennende Worte über die Bedeutung dieser einen, meist gelesenen unter unseren Schriftstellerinnen gibt H. Courts- Mahler erneut einen glänzenden Beweis davon wie sie auch ein zeitgemäßes glänzenden Beweis davon Thema, das uns heute alle brennend angeht, geschickt und

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sehr fesselnd zu behandeln weiß".

Gespräche mit den größten deutschen Forschern

Charlotte Köhn- Behrens( die Strichlein auf dem O sind Goldes wert) hat ein Buch gemacht: ,, Was ist Rasse? Ge spräche mit den größten deutschen Forschern der Gegen wart." Diese Forscher heißen: Frick, Günther, Baur , Gercke, Fischer, Groß, Rosenberg, Lenz, Reche, Schultze- Naumburg , Stämmler, Bartels.

Das Regierungsbukett

Der unerschöpfliche Volkswity einiger humorvoller Berliner aus dem humorlosen Deutschland hat aus den Ministern Göring , Göbbels und Röhm und aus dem Führer" folgendes Regierungsbukett gebunden:

Hitler : Edelweiß Göring: Rittersporn Göbbels: Löwenmaul Röhm

: Männertreu