Oesterreichs Arbeiter

Alilogalobasim Kampf um die Freiheit boldse toe bu bist

Fey gibt das Signal

Generalstreik und Standrecht

Wien , 12. Februar.( Eig. Meldung.) Was zu erwarten war, ist eingetroffen. Dollfuß ist nach den Einerseits" und" Andererseits" in die Alemme geraten und hat dem Vizekanzler en freie hand ge= geben, um den neuen Austrofaschismus einzuführen. Nach den Methoden Görings geht Fey vor. Seit Mittwoch voriger Woche werden systematisch die sozials demokratischen Büros durchstöbert, die Häuser der Arbeiter: schaft durchsucht. Es wird nach berühmtem Beispiel wie in Berlin vor einem Jahre gearbeitet. Katakomben werden entdeckt", die zwar nachher keine sind, aber immerhin für

schaften werden fich irren. Für Defterreich gibt es nur zwei Gruppen, die einander gegenüberstehen. Die

eine ist der nationalsozialistische Faschismus nach Hitlers Muster und die andere Gruppe ist die Sozialdemokratie, die für Verteidigung der Bers fassung und der in der Verfassung niedergelegten Rechte bes gesamten österreichischen Volkes kämpft. Dieser Bürgerkrieg, deffen erste Zusammenstöße hente erfolgt sind, ist vorauss fichtlich nicht in den ersten Tagen und Wochen zu Ende.

Blutiger Kampf in Linz

den Moment braucht man das zur Stimmungsmache. G Schwere Feuergefechte mit Artillerie Es

Schwere Feuergefechte mit Artillerie- Zahlreiche Tote

werden Waffenlager entdeckt" und in Wirklichkeit wurde nichts gefunden. Die Reichstagsbrandpsychose soll auch in Oesterreich angefeuert werden.

Der Hergang

ents

Freitag abend im Ministerrat wurden scheidende Beschlüsse gefaßt, die die Einführung eines diktatorischen Regiments in den Bundesländern und in Wien , also in ganz Desterreich bezwecken und die als erste Vorauslegung das Verbot und die Ber: nichtung der Sozialdemokratischen Partei anstrebt. Grundsäglich ist auch demgemäß beschloffen worden, wie aus zuverlässiger Quelle berichtet wird. Bundeskanzler Dollfuß hat zwar in diesem Kabinettsrat mit Fey ernstlich gerungen, da er mit der Erhebung der Arbeiterschaft gegen den Verfassungsbruch rechnete und meil Fey mit brutaler Gewalt die faschistische Alleinherrschaft auf: richten will. Aber zuletzt hat Dollfuß feine Schritte gegen Fey unternommen und so hatte dieser freie Hand.

Verhaftungen

Im Laufe des Samstags wurden in Wien allein 36 führende Sozialisten, darunter alle Bezirks: obmänner des ehemaligen Schutzbundes, verhaftet. Das Bundeskanzleramt hat durch einen Geheimbefehl an sämtliche Bezirkshauptmannschaften diese beauftragt, sofort Listen aller sozialdemokra: tischen Vertrauensmänner anzufordern, die 3 nach der Auflösung der Partei in Konzentra. tionslager überführt werden sollen. Samstag und Sonntag häuften sich dann auch die Aktionen gegen die Sozialdemokratie, die eindeutig erkennen ließen, was be= zwedt war, nämlich die Vernichtung und Auflösung der Partei und der Arbeiterorganisationen in ihrer Gesamtheit.

Die ersten Streiks

Roch Samstag in später Abendstunde fand wieder eine vertrauliche Sigung des Bundess tanzleramtes statt. Teilnahmen Dollfuß , Fey, Starhemberg und ein Vertreter der monarchis stischen Sturmscharen. In dieser Sigung wurde er: wogen, wie die Beschlüsse des geftrigen( also vom Freitag) Ministerrats schneller in die Tat umgesetzt werden können und welche Form für die Gleichschaltung" ges wählt werden solle. Schon Samstag abend wurde der Landtagsabgeordnete und sozialdemokratische Vize= Biges bürgermeister der niederösterreichischen Industriestadt Wiener Neustadt unter Mißachtung seiner Immunität

verhaftet. Die Arbeiterschaft von Wiener- Neustadt legte sofort die Arbeit nieder und veranstal tete auf dem Hauptplaz der Stadt eine mich tige Rundgebung gegen den Faschismus.

Letzter Appell

Die Sozialdemokratie hat gegenüber dem offenen Vers fassungsbruch in der Nacht zum Montag einen Aufruf an das öfferreichische Volk

gerichtet und durch Flugzettel über ganz Oesterreich vers breitet. Der Aufruf befaßt sich mit den Verfassungsbruch aktionen des Vizekanzlers Fen, der von einer Verschwörung des republikanischen Schutzbundes gegen die Sicherheit des Staates" redet, um sich damit den Vorwand für einen ents scheidenden Schlag gegen das Wiener Rathaus und gegen die Sozialdemokratische Partei zu schaffen. Es heißt in diesem Aufruf:

Herr Fey, der die Arbeiterschaft bis aufs Blut reizt, wagt es von einem verbrecherischen Anschlag boliche wistisch- margiftischer Elemente" gegen die Bevölkerung zu reden. Die Wahrheit ist, daß die Sozialdemokratie niemanden, weder Bürgern, noch Banern, angreife. Sie halte fich aber zum Kampf mit der Waffe für den Fall bereit, falls Faschisten es wagen sollten, die beschworene Verfassung der Republik vernichten zu wollen. Wenn der Eid und die Verfassung gebrochen würden und die Freiheit in Gefahr geriete, dann werde die Arbeiterschaft zu den Waffen greifen.

Fen hat auf die warnenden Stimmen der Sozialdemokratie nicht gehört. Er will sein Wert des Verfassungs: bruches vollenden und Oesterreich in die Arme des Nationalsozialismus treiben. Denn Hitler wird der Sieger dieser Attion seir Ein Austro- Faschismus ist die Einbildung der Starhemberg- Fey- Männer, hinter der feine Massen stehen, die fich lediglich mit Hilfe der Polizeis und Militärmacht vorläufig betätigen können. Die Herre

Linz an der Donau, 12. Febr. In den Morgenstunden des heutigen Montags ist es hier zu einem schweren Zusammen­stoß zwischen der Bundespolizei und dem sozialistisch- republi­fanischen Schutzbund gekommen. Als die Polizei am Montag früh vom Schußbund die Räumung des Hauses und die freiwillige Herausgabe sämtlicher Waffen verlangte, wurde vom Parteihaus mit scharfen Schüssen geantwortet. Die Polizeibeamten zogen sich zurück, gingen, nachdem Ver­stärkung eingetroffen war, wiederum vor und verlangten erneut die Herausgabe der Waffen und die Räumung. Aus dem Parteihaus wurde abermals als Antwort auf die Polizei gefeuert. Die Polizei schritt nun zusammen mit militärischer Verstärkung zum Sturm auf das Parteihaus. Der Kampf ist zur Stunde noch im Gange.

Linz an der Donau , 12. Febr. Der Kampf mit den sozialistischen Schutzbündlern nimmt immer größere Aus: dehnung an. In verschiedenen Stadtteilen find gegenwärtig heftige Straßenkämpfe im Gange.

Eine Polizeiwache im Innern der Stadt wurde von den Schutzbündlern mit Maschinengewehren überrascht, jedoch nach längerem Kampf von Heimwehr und Polizisten wieder zurückgenommen. Ferner soll seit den Mittagsstunden ein energefecht auf dem oberhalb der Stadt gelegenen energefecht auf dem oberhalb der Stadt gelegenen Freien Berge im Gange fein, wo sich die Sozialdemo: fraten im Laufe der Nacht verschanzt hatten. Ueber Linz ist das Standrecht verhängt worden. Läden und Restaurants find geschlossen. Aus der Umgebung soll ein starker Zuzug von Sozialdemokraten im Gange sein. Die Zahl der Toten und Verwundeten läßt sich jedoch bisher noch nicht feststellen. Vor dem sozialdemokratischen Parteihans find zwei Alpen­jägerfompanien mit Maschinengewehren eingefegt worden, die aus Dachböden und Luken heraus das Haus beschießen und den verschanzten Sozialdemokraten mit Handgranaten zu Leibe rücken. Im Parteihaus werden vier Polizeibeamte von den Sozialdemokraten als Geifeln gefangen genommen.

Wien , 12. Febr. Nach noch nicht bestätigten Meldungen ans Linz hat das Militär nach heftigem Kampf das sozial: demokratische Parteihaus, das Hotel Schiff, im Sturm ge= nommen. Angeblich sollen bisher 15 Tote festgestellt

worden sein.( Nach anderen Meldungen wird die Zahl der Toten zwischen 20 und 50 angegeben.)

Gegen eine Schule, die z. 3. noch von Sozialdemokraten besetzt ist, ist eine größere Aftion im Ganae, bei der Artillerie eingesetzt worden ist.

, Ruhe"

Um 18 Uhr ist die Ruhe in Linz im großen hergestellt worden. An einzelnen Punkten sind jedoch Zusammen rottungen noch im Gange. Trotz der starken Ausbreitung der Bewegung sind das Militär und die Polizei nach wie vor Herren der Lage und konnten bisher den Widerstand brechen. Eine weitere amtliche Mitteilung aus Linz besagt, daß der Widerstand der Sozialdemokratie jezt im großen als zu­sammengebrochen angesehen werden fönne, jedoch wird aus Linz berichtet, daß bewaffnete Sozialdemokraten sich immer noch an einzelnen Stellen der Stadt, am Gaswerf und an der Neuen Brücke, halten und daß das Feuer auch an den Stellen, wo die Polizei die Ordnung hergestellt hat, immer wieder aufflackert. Die Lage in Linz wird daher noch nicht als endgültig geklärt beurteilt. Nähere Angaben über die Ver­luste an Toten und Verwundeten auf beiden Seiten liegen bisher noch nicht vor. Weiter wird von Regierungsseite erklärt, daß die meisten in Linz und Oberösterreich von den Sozial­demokraten besetzten Plätze jetzt von den Truppen und der Polizei genommen worden seien. In Steyr ist es gleichfalls zu heftigen Zusammenstößen zwischen Schußbündlern und der Polizei gekommen.

Auch in Graz

Wien , 12. Febr. Nach Berichten aus Graz liegt auch dort die Hauptstadt im Dunkeln. In einem Grazer Arbeiter viertel haben Schutzbündler eine Wachstube gestürmt und sich dort verschanzt. Sie werden gegenwärtig von Polizei und Militär belagert. Bei den Kämpfen in Eggenberg find nach den bisher vorliegenden Berichten drei Personen getötet und 14 schwer verletzt worden. Auch der Kampf in Brud an der Mur gestaltet sich sehr blutig und dauert noch an. Meldungen über Einzelheiten fehlen, da der Fernsprech= verkehr unterbrochen ist. Auch aus Leoben und dem ganzen obersteirischen Industriegebiet werden Zusammenstöße ge­meldet, bei denen auch Militär eingreifen mußte.

Die Besetzung des Wiener Rathauses

Generalstreik

Die Stadt ohne Licht

dub. Wien , 12. Febr. Das Wiener Rathaus ist in den heutigen Abendstunden von einem größeren Aufgebot von Truppen, Polizei und Gendarmerie be setzt worden, ohne daß von sozialdemokratischer Seite ein ernsthafter Widerstand geleistet wurde. Hierbei ist eine Reihe von sozialdemokratischen Beamten verhaftet worden. Ebenso ist der Vizebürgermeister der Stadt Wien , Emmerling, der Leiter der gesamten städtischen Betriebe, in den Abend: stunden verhaftet worden.

Die Regierung beabsichtigt, wie verlantet, dem sozialdemo: fratischen Bürgermeister von Wien , Seiz, ein Ultimatum zu stellen, entweder freiwillig zurüdzutreten und die Macht sofort der Regierung zu übergeben, andernfalls er der Ge: walt werde weichen müssen. Weiter soll nach der Besetzung des Rathauses ein Regierungskommissar für Wien ernannt

Ohne Licht

Wien , 12. Febr. Ein allgemeiner Proteststreit der Wiener Arbeiterschaft ist Montag mittag hier infolge der Borfälle in Linz ausgebrochen. In den Betrieben erschienen kurz vor 12 Uhr die sozialdemokratischen Betriebsräte und teilten den Arbeitgebern mit, daß die Arbeiterschaft einer allgemeinen Streifparole folgend die Arbeit Punkt 12 Uhr mittags niederlegen werde. Der gesamte Wiener Straßens bahnverkehr ist damit um Punkt 12 Uhr zum Stillstand gekommen. Die Elektrizitäts- und Gaswerke find gleichfalls in den Proteststreit eingetreten. Punkt 12 Uhr feßte gleichfalls der elektrische Strom in der ganzen Stadt aus. Die Polizeidirektion hat eigene Strommaschinen für den telegrafischen und tele= fonischen Polizeidienst in Kraft gelegt. In dem lokalen Telefonverkehr sind gleichfalls Störungen infolge der Auss schaltung des elektrischen Stromes eingetreten. Die Dauer des Proteststreites ist zur Stunde noch nicht zu übersehen. Ausgestorben...

Aeußerst strenge Absperrungsmaßnahmen sind in der ganzen Stadt mit einem riefigen Aufgebot von Polizei und Militär, Maschinengewehren und Drahtverhauen durch

geführt worden. Die Stadt macht einen ausgestorbenen Ein­druck. Die auf den Schienen stehenden, von der Mannschaft verlassenen Straßenbahnwagen sind in den Abendstunden von der Polizei mit Kraftwagen abgeschleppt worden. In den Straßen ist die Polizeikontrolle außergewöhnlich scharf. Alle verdächtigen Personen werden durchsucht. In den Hauptstraßen ist der Personenverkehr vollständig gesperrt. Die Vorstellungen der Theater und Kinos sind ausnahmslos abgesagt worden. Alle Restaurants müssen bis 8 Uhr abends geschlossen sein. In der Stadt herrscht vollständige Ruhe, jedoch ist es in den einzelnen äußeren Arbeiterbezirken zu heftigen Zusammenstößen und Schießereien zwischen der Polizei und den Arbeitern gekommen, bei denen von Arbeiterseite Maschinengewehre verwendet worden sind. Die Polizeiaktion in den äußeren Stadtbezirken ist bisher noch nicht zum Abschluß gelangt. Seit den Mittagsstunden find feine Zeitungen mehr erschienen.

Bewaffneter Widerstand

Wien , 12. Febr. In den Montagabendstunden haben die Unruhen in den Wiener Arbeiterbezirken wieder erheblich zugenommen. Stärkere Schießereien sollen in den Bezirken Ottakring , Simmering und in Dornbach zur Stunde im Gange sein. Die bisherigen Polizeiangaben von 2 toten nud 18 verlegten Polizisten werden bereits als überholt bes zeichnet. Polizei und Truppen sollen bisher nicht start genug sein, um den stündlich zunehmenden Wider stand der bewaffneten Sozialdemokraten gewachsen zu sein. Erhebliche Truppenverstärkungen find infolgedessen in die Vororte entsandt worden. Seitz, Deutsch , Renner verhaftet?

Wien , 12. Febr. In den späten Abendstunden wurden bee Wiener sozialdemokratische Bürgermeister Seiß und acht Stadtratsmitglieder verhaftet. Gerüchtweise verlautet, daß auch die Sozialistenführer Deutsch und Renner sowie General Körner verhaftet find.

In den Vororten Wiens dauern die Schießereien in der Nacht an. An einigen Punkten habe die Polizei und die Truppe den Aufstand niedergeschlagen. Auf feiten der Polizei werden vier Tote gemeldet.