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. 82. 14. Jahrgang. 1. Beilage des Vorwärts  " Berliner Volksblatt. mood, 7. April 1897.

Erster Tag.

Mittwoch,

werden follten.

der anarchistischen Broschüre Gretchen und Helene" mit 9 Monaten ob die Behauptung Koschemann's der Wahrheit entspricht. Der Prozek Kolhemann und Genollen. Gefängniß bestraft ist, ist nach der Meinung des Staatsanwalts Präsident erklärt, nunmehr in die Berhandlung eintreten Anhänger der Propaganda der That; er hat die anarchistische, ob zu wollen. Der Vertheidiger Roschemann's erhebt folgende ihrer Radomontaden Die von uns Sozialdemokraten viel belachte Einwendungen: Vertheidigung habe feine Vor dem Schwurgericht des hiesigen Landgerichts I begannen Most'sche Zeitung Die Freiheit" direkt aus Amerifa bezogen. Renntniß von den Kassibern, welche gegen gestern, Dienstag, die Verhandlungen gegen die vermeintlichen Ur: Bei der Haussuchung bei ihm soll neben anderen verdächtigen" die Angeklagten ausgespielt heber des Mordanschlags", der angeblich am letzten Tage des Juni Sachen eine Riste aufgefunden worden sein, auf welcher ein ihr Die Vertheidigung müsse sich für beschränkt erklären in ihrem 1895 gegen den Polizei- Oberst von Berlin  , Krause, ausgeführt werk angeschraubt war. Es wird ferner behauptet, daß er sich im Rechte, wenn ihr nicht in vollem Umfange Gelegenheit gegeben. werden sollte, aber noch rechtzeitig vereitelt sein soll. Die Ermitte­lung der Thäter" und die Klarlegung der Thatumstände hatte der Jahre 1895 eine solche Junghans- Weckeruhr gekauft habe, wie sie in werde, sich über die Art, wie die Rasfiber in die Der Attentatstifte Verwendung gefunden hat. Die Anklagebehörde Hände der Antlagebehörde gelangt feien, zu Kriminalpolizei   bezw. der Staatsanwaltschaft eine so schwere Auf- hat eine ganze Reihe von Zeugen geladen, die den Auflieferer der orientiren, sowie die Kasfiber selbst, über welche schon Sachs gabe bereitet, daß es erst jetzt, nach 134 Jahren, möglich ist, die An- Attentatstifte gesehen haben und mit mehr oder weniger Bestimmtheit be- verständigen Gutachten eingeholt feien, zu prüfen. Zweitens solle flage der Prüfung des Gerichts zu unterbreiten. Angeklagt sind: 1. der Mechaniker Heinrich Paul Kosche mit allem Nachdruck bestritten, mit dem Attentat meldet haben, welcher eine belastende Aussage gegen Rosches tunden sollen, daß es Roschemann gewesen sei. Letzterer bat bisher sich noch in letzter Zeit bei der Staatsanwaltschaft ein 3euge ges mann, geb. 9. Februar 1874 zu Kriedhausen, Kreis Kleve  , das geringste zu thun zu haben, wie er auch leugnet, mann machen wollte. Auch über die Qualität dieses Diffident, dem Landsturm überwiesen, bestraft am 22. Januar 1896 wegen Verbreitung der anarchistischen Schrift ,, Gretchen und Anhänger der Propaganda der That zu sein. Er halte die Ab- 3 eugen habe sich die Vertheidigung nicht in Helene" mit 9 Monaten Gefängniß, die er" zum theil verbüßt sendung der Kiste für einen Akt des Spigelthums und formiren können und aus diesen beiden Gründen werde eine hat; 2. der Metallarbeiter Oskar May Westphal, geb. 6. No hat einen umfangreichen Alibi beweis angetreten, der aber nach Vertagung beantragt, bis die Vertheidigung Gelegenheit gefunden vember 1863 zu Berlin  , Diffident, unbestraft, seit 21. Juli 1896 in der Ansicht der Anklagebehörde Belastungsbeweis geworden ist. Die habe, den Gegenbeweis in vollem Umfange vorzubereiten. Staatsanwalt Kanzow erklärt zu ersterem Punkte, daß der Anklage nimmt an, daß Roschemann und Westphal gemeinschaftlich Untersuchungshaft; 3. die geschiedene Ehefrau des letzteren, Elise die Attentatstifte hergestellt haben. Westphal soll auch Anarchist Versuch gemacht worden sei, Zeugen zu beeinflussen, als Koschemann Westphal, geb. Wingert, geb. 25. Dezember 1865 zu Stettin  , und Anhänger der Propaganda der That sein. Auch bei ihm sind eine Zeit lang auf freiem Fuß gesetzt worden war. Es sei deshalb unbestraft, seit 21. Juli 1896 verhaftet, Dissidentin; 4. der Schuhmacher bei der Haussuchung allerlei angeblich verdächtige Gegenstände, bei einer Person namens War fönte eine Haussuchung vor­Wilhelm Karl Eduard Weber, geb. 30. Januar 1869 zu Nieder: wildungen Kr. Edar, unbestraft, Dissident, seit 21. Juli 1896 in Saft; anarchistische Broschüren, Kupferdraht, Uhrräder, Patronenhülsen, genommen worden, bei der zwei Rasfiber gefunden worden seien, wildungen Kr. Edar, unbestraft, Dissident, seit 21. Juli 1896 in Haft; eine Schachtel mit einer Weckeruhr, ein Brief aus Johannes- die nach Annahme der Anklagebehörde von Roschemann herrührten. 5. die Händlerin, verehelichte Josephine Gürtler geb. Snegowsky, geb. 18. März 1858 zu Rogowo, Kreis Mogilno, seit 10. Sept. 1896 burg, in dem die dort stattgehabte Dynamitexplosion näher be- Gegen die betreffende Person schwebe ein Verfahren wegen Ber in Haft. schrieben war, 2c. 2c. vorgefunden worden. Er hat bisher be leitung zum Meineide und so lange dies Verfahren nicht hauptet, daß er am 29. Juni 1895 von nachmittags 53/4 Uhr beendet sei, könnten die Kassiber der Vertheidigung nicht Die Anklage Bum zweiten Punkte ers beschuldigt Koschemann und Max Westphal  , im Jahre 1895 durch bis zur Nacht ununterbrochen mit Koschemann zusammen gewefen zur Verfügung gestellt werden. dieselbe Handlung a) gemeinschaftlich die Ausführung des Ver- fei, er soll sich aber in vielfache Widersprüche verwickelt haben. klärte der Staatsanwalt, daß der erwähnte Zeuge, der sich gemeldet Frau Westphal ist gleichsfalls Anarchistin, Weber wird als habe, ein vielfach vorbestrafter und deshalb unglaubwürdiger Zeuge brechens vorfäßlich durch Anwendung von Sprengstoffen Gefahr für Anhänger der Propaganda der That geschildert, der damals sehr fei, er verzichte deshalb auf dessen Vernehmung. Die Bertheidigung das Eigenthum, die Gesundheit und das Leben des Polizei viel und intim bei Westphal's vertehrte. Nach der Ansicht der An- hielt den letzten Punkt für erledigt, beharrte aber aus dem ersten Oberst Krause herbeizuführen, verabredet zu haben; b) einen klagebehörde kann beiden die Herstellung der Kifte richt entgangen Grunde auf den Bertagungsantrag. Der Präsident erklärte fich Mordversuch gegen den Polizei Oberst Krause unternommen sein. Bei Weber ist bei seiner Festnahme ein Bettet mit Sprengstoff- damit einverstanden, den Bertheidigern bis Sonnabend Frift Elise Westphal und Weber werden angeklagt, Rezepten gefunden worden, doch bestreitet er, den Bettel geschrieben zu geben, um sich über die Kasfiber genügend zu unterrichten; Krause zu einer Zeit, in welcher die Verhütung des Ver- 3 haben. Die Angeklagte Gürtler war eine intimne Freundin würden die Bertheidiger im Laufe der Verhandlung dann noch eine brechens möglich war, glaubhafte Kenntniß erhalten und es von Roschemann. Sie soll alles daran gesezt haben, um Kof hemann weitere Frist beanspruchen, so könne eine weitere Vertagung erfolgen; zu Ende solle die Sache unterlassen zu haben, hiervon der Behörde oder dem Polizei- Oberst vor der Polizei, die ihm auf den Fersen war, zu warnen und um auf drei Tage wv en 1 fie bis Pfingsten Krause   zur rechten Beit Anzeige zu machen und zwar, nachdem ein die Wittive Roschemann zu bewegen, den Anzug ihres Neffen, nach aber geführt werden und welchem bei ihr gesucht wurde, unter keinen Umständen herausdauere. Rechtsanwalt Bieber ersucht namens strafbarer Verfuch des Mordes begangen worden ist. Josephine Gürtler beschuldigt die Anklage, nach Begehung des Verbrechens zugeben. Nach Ansicht der Anklage war die Gürtler Mitwifferin vier Klienten, den Vertagungsantrag abzulehnen, da diese ein dem Koschemann wiffentlich Beistand geleistet zu haben, um ihn der des ganzen Planes. Ihr werden noch mehrere Majestätsbeleidigungen dringendes Intereffe haben, die Sache zu Ende geführt zu sehen.- Bestrafung zu entziehen. Bei ihr läuft daneben noch eine Anklage zur Last gelegt, doch auch sie bestreitet, wie die übrigen Angeklagten, Der Gerichtshof zieht sich zur Berathung zurück, nach deren Bes ihre Schuld. endigung der Vorsitzende verkündet: Der Antrag, der Vertheidigung wegen Majestätsbeleidigug. die Untersuchungsaften in Sachen Warfönte vorzulegen, wird ab. Die Thatsachen stellen sich nach den Angaben des Staats­anwalts wie folgt dar: Am Sonnabend, 29. Juni 1895, abends finden im großen Schwurgerichtssaale statt, dessen Zuhörerraum bei gelehnt, da es vor Schluß der Voruntersuchung nicht gestattet zwischen 7 und 8 Uhr, wurde auf dem Postamte zu Fürstenwalde   Eröffnung der Sigung nur mäßig gefüllt ist. Ein kleines Auf- it; der Antrag auf Bertagung wird gleichfalls abgelehnt, weil die als unfrantirtes Postpacket eine Rifte aufgegeben, die in gebot von Schuhleuten unter Führung eines Polizei- Offiziers hält Bertheidigung von dem Tage der ihr zugegangenen Verfügung bis braunes Backpapier eingehüllt war. Neben der Adresse war vor dem Saale   die Ordnung aufrecht. Zwei Schutzleute überwachen zum Beginn der Hauptverhandlung genügende Beit zur Orientirung auf weißem Papier ein Glas abgezeichnet. Die Adresse lautete: die Anklagebant. Auf dem Beugentisch steht die aus zwei Theilen zur Verfügung gestanden habe. Nachdem die Angeklagten ihre Personalien, wie oben angegeben, Herrn Oberst Krause, Berlin   N.O., Alexander Platz 2. bestehende Explosionstifte, umgeben von den Rothweinflaschen, in Auf der Packetadresse stand als Absender G. Becker, Fürsten  - denen die Säure enthalten war. Auf einem zweiten größeren Tisch bestätigt haben, erklären sie sich auf Befragen des Präsidenten walde". Das nachts 11 Uhr 3 Minuten von Fürstenwalde   ab- find von der Kriminalpolizei zahlreiche Atten und Briefschaften sämmtlich für nichtschuldig. gegangene Packet ist um 121/2 Uhr auf dem hiesigen Schlesischen ausgebreitet. Seitens des Chemikers Dr. Jeserich ist ein größeres Der Angeklagte Koschemann. Bahnhof angekommen und um 2 Uhr nachts auf dem Postpacketamt Packet mit Photographien in den Saal geschafft worden. Als die Ueber seinen Lebenslauf giebt Koschemann an: sein Vater sei den Gerichtsdiener Blankenfeld in den Grenzaufseher gewesen. Er habe zunächst in Kriedhausen die Ge in der Oranienburgerstraße eingegangen. Dort bemerkte der Post- Angeklagten durch den geleitet werden, hilfsbote Bord, daß aus dem Packet eine Flüssigkeit tropfte und als Anklageraum er es näher besichtigte, nahm er einen starten Bezingeruch wahr. Staunens durch den Saal: so unbedeutend und mädchenhaft, meindeschule besucht, dann bei Ueberfiedelung seines Vaters nach Er sei dann bei einem Mechaniker Nachdem das Gewicht der Riste auf 11 Kilogramm 680 Gramm wie sich der Hauptangeklagte Roschemann zeigt, hätte sich auch der Beitz die dortige Mittelschule. in Zeit in die Lehre gekommen, sei dann Elektrotechniker geworden feitgestellt war, wurde sie unter Anwendung der denkbar größten ängstlichste Philister einen Anhänger der Propaganda der That", an Borsichtsmaßregeln geöffnet. Da blickte man denn in das Innere geblichen Höllenmaschinen- Werfertiger und Mordsgesellen kaum vor­stellen können. Er macht mit seinem völlig bartlosen Gesicht und in seiner ganzen Haltung den Eindruck eines Sekundaners, dem die blonde Dichterlocke in die Stirn hineinstrebt. Die Angeklagten Weft phal und Weber sehen viel energischer aus.

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und habe als solcher in Zeit, in Nürnberg   und in Budapest   ge­arbeitet. Dann sei er auf die Wanderschaft nach dem Salzkammer­gut und die Schweiz   gegangen und habe sich einige Zeit in Zürich  aufgehalten. Bis dahin habe er sich mit politischen Angelegenheiten nicht beschäftigt. Als er nach Berlin   gekommen, sei er bei der Allgemeinen Elektrizitäts- Gesellschaft in der Ackerstraße thätig gewesen. Im April 1895 habe er seine Arbeit eines Augenleidens wegen auf­gegeben; als er wiederhergestellt worden, sei er bei Ludwig Löwe   in Martinicenfelde in Arbeit getreten und habe dort gearbeitet, bis er verhaftet wurde. Hier habe er sich mit technisch wiffenschaftlichen Berken beschäftigt, aber auch mit Geschichtswerten, wie Schloffer, Boigt, sowie mit philosophischen Werken von Kant, Schopenhauer  , Büchner. Er glaube, die letteren auch verstanden zu haben. In

Eine in der Mitte befindliche kleine Holztifte war mit Pulver behältern versehen, rechts und links davon lagen sechs mit heller Flüssigkeit gefüllte und mit dunklen Schnüren und weißen Gips Den Vorsitz des Gerichtshofes führt Landgerichtsdirektor Rieck, tuten versehene Flaschen. Eine weitere Flasche war zerbrochen und die Anklage vertritt Staatsanwalt Kanzow, die Vertheidigung der Inhalt zum größten Theil ausgelaufen. Eine fleinere führen: Rechtsanwalt Dr. Werthauer, Rechtsanwalt Dr. Schöpls Rifte, welche ein Uhrwert in sich schloß, war auf dem Boden der und Referendar Koch  ( für Koſchemann), Rechtsanwalt Bieber größeren Riste festgeschraubt. Das Innere des Flaschenhalses und für die vier übrigen Angeklagten. der Hülle der um die fleinere Rifte herumgepackten Rothwein- Flaschen Die Geschworenenbant, von der, wie sonst aus der bürgerlichen war mit Bulver gefüllt und mit einer Zündschnur in Verbindung Klaffenjustiz Arbeiter ferngehalten sind, wird gebildet durch gebracht, die Zündschnüre führten nach dem Innern der kleineren die Herren: Kaufmann Heinrich Borchardt, Kaufmann Budapest   und Zürich   habe er zwar Vereinen angehört, es seien dies Kiste und endeten in einem Pulvermagazin. Letzteres bestand in Georg v011 Teschen, Apotheker Dr. Paul Richter, aber nur gewerkschaftliche Vereine gewesen. Hier in Berlin   sei er einem extra dazu gebauten Papierfarton und war an der schmalen Kaufmann Alfred Händel, Chemiker Oskar mit Anarchisten in Verbindung getreten, über die Persönlichkeiten Innenfläche der kleineren Rifte festgeklebt. Unmittelbar vor diesem Kunstverleger Baul Sonntag, Buchhändler Alexius Kieß aber verweigere er die Aussage. Er habe auch anarchistische Gedanken Bulvermagazin befand sich die Mündung eines fleinen Taschen- ling, Apotheker Richard Busch, Fabrikdirektor Ludwig in Versammlungen ausgetauscht; wo solche stattgefunden, wolle er revolvers; letterer war an einem kleinen Holzpflock festgenagelt Reiling, Ingenieur Felix Brod, Raufmann Gustav Krafft, auch nicht sagen. Auf Befragen des Präsidenten giebt er zu, daß und künstlich mit einem Uhrwerk in Verbindung gebracht. Die Fabrikant Gottfried Gebhardt. Da die Verhandlung 5 Tage auch nicht sagen. Auf Befragen des Präsidenten giebt er zu, daß eine solche Bersammlung einmal bei Späth stattgefunden habe. Uhr war eine gewöhnliche Weckeruhr, durch sinnreiche Hilfsmittel dauern wird, werden als Ersatzgeschworene ausgelooft: Die Herren Mit Westphal sei er als Arbeitsgenosse freundschaftlich in Verbindung follte es ermöglicht werden, daß zu einer bestimmten Stunde Hof- Tischlermeister Hermann Schüße, Baumeister Louis Simon, gekommen, aber nur als Mensch, nicht als Parteigenoffe. Soviel durch das Abschnurren des Weckers eine Schnur fan dem Revolver: Kaufmann Karl Mielent. abzug auf eine Rolle aufgewickelt und der Revolver durch den Ab- Als Zeugen und Sachverständige werden ca. 100 Personen in er wisse, stehe Westphal auf dem gleichen wirthschaftlichen Boden. Auf Befragen des Vorsitzenden giebt der Angeklagte in längerer, zug erst gespannt und gleichzeitig abgeschoffen werden würde. Der den Saal gerufen, unter den ersteren der Polizeioberst Krause, durch viele Zwischenfragen des Vorsitzenden unterbrochenen Aus­Revolver war mit Patronen geladen. Das Geschoß der ab Polizeirath Wolff aus Frankfurt   a. M., Kriminalkommissar geschossenen Patronen sollte vermuthlich die Hülle des Pulver Bösel  , unter den letzteren Redakteur Schulz, Gerichtschemiter magazins durchschlagen und eine Deffnung für die folgende Feuer- Dr. Jefe rich, Graphologe Langenbruch, Obermeister garbe bilden. Durch das Pulvermagazin mußten die Zündschnüre Bentel, Sanitätsrath Dr. Mittenzweig, Sekretär Alt zu den Flaschen entzündet, die Flaschenhälse durch das darin befind- richter und Sekretär Baudouin. liche Pulver zersprengt und der Inhalt der Flaschen zur Explosion gebracht werden. Um die Wirkung noch zu erhöhen, waren sowohl

Der Vorsitzende Rieck.

führung ein Bild von seiner Weltanschauung und dem Jdeal des gesellschaftlichen Zustandes, wie er es sich vorstelle. Er spricht von der freien Entwickelung der Produktionsweise, von dem harmoni­schen Zusammenschluß der Produktionskräfte, der Befreiung vom Zwange, dem Austausche und der gerechten Wertheilung der Mittel zur Befriedigung der Lebensbedürfnisse 2c. 2c. Die Anarchisten wollen, die Flaschen als auch sonst die Innenwände der größeren Rifte mit Bei dem Hinweise der Zeugen auf die Eidespflicht macht der wie er sagt, die Gewalt nicht, das wollen vielmehr nur die Terro risten. Nach seiner Ansicht gliedern sich die Anarchisten in drei sogenannten Schlagröhren versehen, deren Bündschnüre auch nach dem Vorsitzende diejenigen Zeugen, die sich etwa von dem Gruppen: in den Judividualismus der Stirner und Nietzsche  , den Pulvermagazin führten. Da die Weckeruhren nur auf 12 Stunden Glauben an Gott   abgewendet haben", mit besonderem Stollektivismus Mackay's und den Kommunismus, den er für den einstellbar sind, die Explosion aber wahscheinlich erst nach Nachruck darauf aufmerksam, daß sie durch diese Thatsache nicht vernünftigsten halte und der nach seiner Ansicht zum theil schon 24 Stunden erfolgen sollte, ist durch eine mechanische Vorrichtung davon befreit werden, unter Anrufung des Namens Gottes zu ver­auch diese Möglichkeit erreicht worden. Endlich führte von sichern, die reine Wahrheit zu sagen und daß sie sicher die jetzt durchführbar sei. Auf Befragen des Vorsitzenden giebt der An­dem Revolverabzuge noch eine Schnur über eine der Wirbelrollen Strafe Gottes und die irdische Strafe des Buchtgeklagte zu, daß ihm bekannt sei, daß der Kommunismus einmal in hinweg nach dem Deckel der Rifte. Diese Schnur soll den 3wed bauses treffen werde, wenn sie ihre Eidespflicht Paris   blutige Szenen verursacht(?) habe. Dies entspreche seinen gehabt haben, den Abzug des Revolvers bei einem etwaigen früheren verleben! Was die Verhandlungen selbst betrifft, so erklärt der Ansichten ebenso wenig, wie die Greuelszenen in Barcelona  . Seine Deffnen der Kiste loszureißen und die Stifte zur Explosion zu bringen. Vorsitzende: Er habe die Vernehmung der Beugen auf fünf Tage Mitangeklagten tenne er, es sei ihm aber nicht bekannt, daß Weber Nach dem Gutachten des Redatteurs Schulz von der vertheilt. Er hoffe, das umfangreiche Material in dieser Zeit be- mit der geschiedenen Frau Westphal zusammen lebte. Bei Frau " Deutschen Uhrmacher- 3eitung" ist die Uhr eine fo- wältigen zu können, wenn er von allen Seiten unterstützt werde Gürtler, die einen Rolportagehandel betrieben, habe er Mittagbrot genannte Junghans- Weckeruhr aus der Fabrit der Gebr. Junghans und von feiner Seite unnöthige Schwierigkeiten gemacht werden. gegessen und ihr auch wiederholt Geld gegeben. Schließlich erklärt er, daß er den Sozialist" und die Most'sche" Freiheit" in Schramberg  . Die Vorbereitungen an der Uhr waren so getroffen, Sollte es nicht gelingen, bis zum Sonnabend fertig zu werden, so gelesen habe. Ein Geschworener bittet nach der Vers daß die Explosion der Kiste am Sonntag, den 30. Juni 1895, vor sei er fest entschlossen, so lange zu verhandeln, bis der Ab­mittags 10 Uhr, erfolgen mußte, aber auch schon früher, wenn schluß erreicht ist, er werde dann in die Osterwoche hineins werde dann in die Osterwoche hinein- nehmung Koschemann's um Auskunft, ob einmal der Geistes. vorher der Kistendeckel abgenommen wurde. Nach dem Gutachten gehen, eventuell über Ostern hinaus, und wenn's fein muß, bis sustand des Angeklagten untersucht worden sei. Koschemann erklärt, daß dies nicht der Fall und daß ihm noch nie ein Zweifel des Dr. Jeserich enthielt die Kiste in ihren verschiedenen Theilen Pfingsten tagen.( Seiterkeit[!]). G3 gebe darüber nichts über seinen Geisteszustand gekommen sei. Die Vertheidigung be 203 Gramm Pulver. Hierzu kommen noch aus drei Papierröhren zu lachen, die Sache sei zu ernst. Die Zeugen bitte er hält sich einen Beweis dafür vor, daß den Gefängnißbeamten, die 25 Gramm Pulver, ferner enthielt jede der sieben Flaschen einen folgendes streng zu beachten: Ueber diese Sache sei viel geschrieben, mit Koschemann zu thun gehabt, doch solche Zweifel gekommen Zünder mit 4-5 Gramm Pulver. Unter der Weckeruhr befand sich gesprochen und gedruckt namentlich das letztere so viel, daß feien. noch eine Mauserpatrone mit 4/2 Gramm Pulver. Die 7 Flaschen mancher nicht mehr wissen werde, was er gehört und gelesen: eins enthielten insgesammt beinahe 5000 Gramm Ligroin, das häufig als widersprach immer den andern! Er bitte die Zeugen, alles über Benzin verkauft wird und viel leichter flüchtig als dieses ist. Die Bord zu werfen, was ihnen mündlich, schriftlich oder gedruckt über giebt an, daß sein Vater erft Klempner, später Gastwirth war. Anordnung war so getroffen, daß der ganze Raum, in dem die diese Sache näher getreten sei. Es sei manches gedruckt worden, Dieſem sei es zuletzt schlecht gegangen und er fei unter fremde Leute Explosion stattfand, mit brennender Flüssigkeit erfüllt worden wäre. von dem man nicht wiffe, ob es den Zweck habe, der Justiz beizu gekommen. Er habe von Hause aus Tapezirer gelernt, beschäftige Das verwendete Papier ist Zeitungspapier, und zwar meistens vom springen, oder aber, um ihr ein Schnippchen zu fich aber seit 1887 als Elettrotechniker und sei auch ca. 1/2 Jahre Berl. Lokalanzeiger"; es fanden sich auch Theile der Zeitung La fchlagen und Verbrecher ihrer verdienten Strafe bei der Reichspost als Telegraphenarbeiter beschäftigt gewesen. Hier côte libre", des" Dresdener Anzeigers" und der Frankfurter Dder- au entziehen. Er ersuche die Zeugen dringend, nur das zu be- sei er entlassen worden, weil er sich mit dem Werkmeister nicht ver­zeitung" vor. Der Revolver ist ein sogenannter Fünfmillimeter- schwören, was sie selbst aus eigener Wissenschaft aussagen können. ständigen konnte. Als er in den Allgemeinen Elektrizitätswerken" Lefaucheur geringerer Güte; das Backpapier, mit dem die Kiste um Er bitte auch die Geschworenen, nur das zu berücksichtigen, was hüllt war, war mit einem Petschaft gesiegelt, auf dem die Buch- ihnen in diesem Saale vorgeführt wird. ftaben C. B., von einer Schleife umgeben, standen. Die Anflage­behörde vertritt auf grund ihrer Ermittelungen den Standpunkt, daß ein persönlicher Rachealt nicht anzunehmen ist, es sich vielmehr um eine anarchistische Schreckensthat handelt.

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Als die eigentlichen Urheber

der letzteren werden die beiden ersten Angeklagten von der An­tlagebehörde angesehen. Roschemann, der wegen Verbreitung

Einspruch des Vertheidigers.

Der Angeklagte Westphal

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beschäftigt war, habe er die Bekanntschaft von Roschemann gemacht. Richtig sei, daß er Abonnent des Sozialist" sei, er gehöre alt den unabhängigen Sozialdemokraten und nicht ชิน den Anarchisten, von denen er wiffe, daß fie Gewalts Roschemann's, daß dieser sehr kurzfichtig sei und bitte, feiner reichen. Eine zeitlang habe er sich von Roschemann zurückgezogen, Als die Zeugen entlaffen werden sollen, erklärt der Vertheidiger maßregeln jeder Art für zweckmäßig hielten, um ihr Ziel zu er Tante, der Wittwe Roschemann, anizugeben, ihm aus dem Kasten weil er ihn im Verdachte hatte, daß er sich seiner Frau in uns des in seiner Wohnung stehenden Tisches einen Kneifer oder eine erlaubter Weise nähere. Er habe regelmäßig die Diskutirabende be Brille mitzubringen. Auf Wunsch des Staatsanwalts wird der sucht und dabei wohl bemerkt, daß sich darunter Leute befanden, Beugin Koschemann ein Kriminalbeamter mitgegeben, um festzustellen, livelche für Gewaltmaßregeln waren. Er habe nicht diese Ansicht