tenisse norber@
Bericht aus dem Konzentrationslager
Im Verlag ,, Graphia" in Karlsbad ist das Buch des früheren Reichstagsabgeordneten Gerhart Seger über seine Erlebnisse und seine abenteuerliche Flucht aus dem Konzentrationslager Oranienburg erschienen. Der schon von uns veröffentlichte Abschnitt aus dem Buche hat großes Aufsehen erregt, und viele Leser baten uns, ein weiteres Kapitel abzudrucken. Wir erfüllen diesen Wunsch, verweisen und hoffen, daß die Proben aus diesem authentischen Bericht über ein Konzentrationslager recht viele Freunde und Gegner veranlassen werden, nun zu dem Buche selbst zu greifen.
Landsknechte und Folterknechte
Die SA.- Wache des Lagers bestand durchschnittlich aus achtzig bis hundert Mann, unter denen hin und wieder ein Wechsel einer Anzahl von Posten stattfand. Der größte Teil der SA.- Leute stammte aus der näheren Umgebung Berlins , ein geringerer Teil fam aus andern Gegenden des Reiches, es gab Rheinländer, Sachsen , Thüringer , Schlesier unter ihnen. Die meisten SA.- Leute waren Bauernjungen und Kinder von Arbeitern, die oft genug im politischen Gegensatz zu ihren Eltern standen. Die wenigsten hatten etwas gelernt oder schon einen Beruf ausgeübt; verheiratete Leute waren schr selten dabei, am häufigsten waren die SA.- Leute eben Angehörige jener bedauernswerten Generation von Nachfriegsjugend, die fast nichts andres als die Arbeitslosigkeit kennengelernt hat und in völliger Unkenntnis wirtschaftlicher und politischer Zusammenhänge dem Nazischwindel aufgesessen ist.
Es wäre völlig verfehlt, bet dem durchschnittlichen SA.Mann irgendeine noch so bescheidene politische Meinung zu vermuten. Soweit die A.- Leute im Pager, besonders als Posten bei den Außenfommandos, fich in Gespräche mit den Gefangenen einließen, ergab sich bis auf geradezu verschwindende Ausnahmen immer und immer wieder, daß die Zugehörigkeit zur SA. in erster Linie eine Art Versorgung darstellt. Romantik hatte die Jungens vielfach zuerst in die nationalsozialistische Bewegung hineingeführt; von der Romantik nächtlicher Unternehmungen, der Romantit eines Räuber- und Soldatenspiels mit politischen Gegnern, der Romantik des Versteckenspiels mit der Polizei bis zu der allerdings schon bösartigen Romantit der Versammlungssprengungen; allmählich entwickelte fich aus der G21. bie bezahlte Prätorianergarde Hitlers und die Romantiker rückten in befoldete Formationen ein, deren Führung und Aufbau dem militärischen Bedürfnis vieler junger Menschen entgegenfam.
Der Mangel an politischem Interesse von politischen Renntnissen ganz zu schweigen! bei der SA. ist wahrhaft verblüffend. Als die Reichstagswahlen und die Volfsabftimmung vom 12. November bevorstanden, gab es hie und da einmal ein furzes Gespräch über den voraussichtlichen Wahlausgang; aber abgesehen davon, daß sich auch das auf wenige örtert, wie etwa die Aussichten Schmelings in einem Boxfampf oder die einer Fußballmannschaft bei einem Pänderspiel. Als die Wahlen vorüber waren, sprach die SA. des Lagers überhaupt nicht mehr davon; von irgendeiner gehobenen Stimmung, die bei einem innerlich beteiligten, begeisterten Parteigänger angesichts des Hitler - Triumphes doch sehr verständlich gewesen wäre, war auch nicht im mindesten die Rede. Die Unterhaltungen der SA .- Leute untereinander drehten sich nur um ihren Sold, die davon gemachten Abzüge, ihre Schulden, ihre Saufgelage, ihren Geschlechtsverfehr. Es ist wahrhaftig nicht nur feine Uebertreibung, sondern der einzig treffende Ausdruck, wenn man das Dasondern der einzig treffende Ausdruck, wenn man das Da sein des durchschnittlichen A.- Mannes im mittelalterlichen Sinne des Wortes ein Landsknechtleben nennt. Der Oranienburger Sturmbannführer Krüger ließ sich eines Tages an die Wand seines Zimmers den sinnigen Spruch malen:„ Laßt die Soldaten trinfen, spielen. füssen wer weiß, wie bald wer weiß, wie bald fie sterben müssen!" Dieser Wandspruch fennzeichnet die Welt des SA.- Mannes einigermaßen erschöpfend.
Ich habe in den sechs Monaten Oranienburg eine große Anzahl SA.- Männer persönlich fennengelernt und viele, viele Unterhaltung mit ihnen gehabt. Ich bin nicht einem, nicht einem einzigen jungen Menschen in der SA. begegnet, der auch nur eine Stunde seines an freier Zeit reichen SA.Daseins benützt hätte, um zu Büchern zu greifen und aus eigenem Antrieb etwas zu lernen. Wenn man aus eigener Jugenderfahrung weiß, welch eine Summe von Willenskraft und Fleiß ganze Generationen sozialistischer Arbeiterjugend aufgebracht haben, um in harter Arbeit an sich selbst die Volksschulbildung zu ergänzen, sich weit über ihren Stand hinaus emporzuarbeiten, meist nach langer Arbeitszeit in Werkstätten und Fabriken, und vergleicht das mit der Jugend in der SA. um Himmels willen, welch ein Abstand! Wie viele SA.- Leute haben überhaupt erst durch die Berührung mit uns politischen Gefangenen einen blassen Schimmer das von bekommen daß er außer Gewehr 98, Armeerevolver 08. Gummifnüttel, Statfarten, Bier und Geschlechtsverkehr noch andre Welten gibt!
Rein Wunder, daß sich in einer solchen A.- Jugend genug Kreaturen finden, bereit, die Rolle des Henfers und des Folterknechtes zu spielen.
Erziehung zur Roheit
In der Lagerwache in Oranienburg gab es einige anständige SA.- Männer, es gab welche, die den Gefangenen gegen über offen von den Verbrechen ihrer Kameraden abrückten und auch diese Gesinnung durch die Tat, durch ihr eigenes Berhalten gegenüber Gefangenen bewiesen. Es gab SA.Leute, die gutmütig, es gab solche, die darüber hinaus vornehm waren und handelten, denen mancher Gefangene hie und da eine Erleichterung und mal eine erträgliche Stunde verdankte- und diese SA.- Leute können gewiß sein, daß gerade inmitten der Oranienburger scheußlichen Barbarei jeder solche wohltuende Beweis von Menschlichkeit in den Herzen der Gefangenen gut aufbewahrt wird. Aber weil ich alles so gerecht als nur mögl a betrachten, weil ich so objektiv wie nur denkbar dem politischen Gegner gegenübertreten will, indem ich nicht dem mi erablen, verächtlichen Beispiel des nationalsozialistischen Verhaltens uns gegenüber folge, darf und muß ich seitstellen: die Wahrheit ist, daß diese S. Leute eine Ausnahme bilden: eine erfreuliche, eine hervor
zuhebende Ausnahme- aber eben, leider, eine Ausnahme. Die Roheit ist in der A. ungemein viel weiter verbreitet als die Menschlichkeit; die Taktlosigkeit sehr, sehr viel häufiger als selbst bescheidenste Nücksichtnahme; die Brutalität, die Neigung zum Verbrechen der Gefangenenmißhandlung sehr, sehr viel stärker als beamtenmäßige Korrektheit des Verhaltens. Schließlich ist dieser Zustand bei so vielen SA Leuten ja nicht nur die Folge ihrer eigenen Veranlagung, sondern was noch viel schlimmer ister ist das Erzeugnis einer planmäßigen„ Erziehung" zur Körperverlegung, zum Mord, die in der nationalsozialistischen Bewegung von seher geübt worden ist. Wenn der Führer den grausigen Mord von Potempa verherrlicht, wenn er ein Sympathietelegramm an vertierte Verbrecher schickt, die zu fünft einem schlafenden Mann im Beisein seiner Mutter mit Stiefelabsätzen den Kehlkopf sertraten- wenn das der Führer tut, wie soll dann das Verhalten der von ihm Geführten anders aussehen, als es uns in so mancher entsetzlichen Nacht in Oranienburg entgegentrat? Wenn in einer Bewegung iede Menschlichkeit als„ Humanitätsduselei" verspottet, wenn im Lande der Dichter und Denker das Henterbeil zum Staatssymbol wird wie soll es dann anders in der SA. zugehen, als uns das auf die grauenvollste Weise in Oranienburg offenbar wurde? Und endlich: die A.- Leute folgen ja nur dem Beispiel ihrer Führer im Lager selbst, dem Beispiel der Sturmbannführer Schäfer und Krüger, der Sturmführer Stahlkopf und Ewe. Da die unmittelbaren Vorgesetzten im Lager sich an den wehrlosen Gefangenen austoben weshalb sollte sich die A. dann irgendeinen 3wang auferlegen?
Das taten sie denn auch nicht. Einige A.- Leute haben Morde auf dem Gewissen, eine bestimmte Anzahl hat sich an den feigen Erzeffen auf Zimmer 16 beteiligt, eine größere Zahl war bei Gefangenenmißhandlungen sonst im Lager da bei, und viele haben ihr Mütchen an uns gefühlt, beim Straf exerzieren, bei der Strafarbeit im Lager und draußen, bei ieder Gelegenheit. Sehr viele haben natürlich auch moralische Mißhandlungen der Gefangenen verübt, manche aus Dummheit, ohne zu wissen und zu fühlen, was sie anrichteten - die große Mehrzahl aber aus Gemeinheit und Niedrigkeit der eigenen Gesinnung.
Kurz nach der Einlieferung des Sohnes des ersten dents schen Reichspräsidenten, des Abgeordneten Fris Ebert, ins Lager begegnete ich ihm frühmorgens auf dem vorderen pofe und begrüßte ihn natürlich mit Handschlag. Als wir kurz darauf zu dem Forstkommando, in dem ich mehrere Monate gearbeitet habe, antraten, fragte mich einer der unserem Kommando augeteilten Posten:
Hast du nicht eben dem Bonzenschwein Ebert die Hand gegeben?"
Tarauf ich:" Jawohl!"
Besuch aus ihrer von Berlin weiter entfernt liegenden Heimat erhielten, also zum Beispiel Anhaltiner oder Mecklenburger hatten in diesen Wochen erfreulicherweise zwei Stun den Besuchszeit, da sie schon wegen der Kosten der Bahnfahrt naturgemäß nur in mehrwöchigem Abstand Besuch bekamen. Aber auch diese verlängerte Besuchszeit für uns Anhaltiner stieß zuerst auf den Widerstand des Sturmführers Ewe. Als dieser degenerierte Sadist eines Sonntags Offizier" vom Dienst war, pfiff er die Besuchszeit nach einer knappen halben Stunde ab, auch für die Frauen, die acht Stunden und länger mit der Bahn unterwegs gewesen waren. Selbst der SA.Führer von der Wache mischte sich zu unseren Gunsten ein und wies den Sturmführer Ewe darauf hin, daß doch durch allgemeine Anordnung die anhaltischen Gefangenen längere Besuchserlaubnis hätten. Als der Wachthabende dies tat, standen wir im vorderen Lagerhof; wenige Meter von mir entfernt meine Frau, zwischen uns der Sturmführer Ewe; meine Frau und ich mit Herzklopfen miteinander sprechen tönnen? Man wußte in diesem Lager doch nie, wann und ob überhaupt man sich wiedersah. Bergebens. Auch die Freundlichkeit des Wachthabenden nüßte nichts. Meine Frau wurde von Ewe weggejagt, ich sehe es noch vor mir, wie sie zögernden Fußes ging, alles an ihr zitterte, so niederträchtig konnte doch kein Mensch sein! Auch kein SA.- Mann? Oh, wie wenig Ahnung hatten so viele gutherzige Frauen, wessen ein menschgewordener Teufel wie der Sadist Ewe fähig sein founte! In solchen Augenblicken fiel mir dann ein, was Hitler so alles in schönen Reden über die von ihm beabsichtigte Wiederherstellung des deutschen Familienlebens versprochen hat.
würden wir noch
Besuchssperre für zwei Sonntage Ende August gab cs, als die Hindenburg- Eiche auf dem Tempelhofer Feld beseitigt worden war. Es war zwar absolut sicher, daß dieje Tat von keinem Insassen des Oranienburger Vagers verübt worden war; aber den oder die Täter hatte man nicht, uns dagegen hatten die Nazi in ihrer Gewalt, also hielten sie sich im Sinne der neuen deutschen„ Gerechtigkeit" an Unschuldige. Zwei Wochen Besuchssperre, drei Tage kein warmes Mittag=
essen.
Die meisten Gefangenen hatten nach dieser Besuchssperre von ihren Angehörigen gerade die Ankündigung des nächsten Besuches erhalten, da kam eine neue Besuchssperre; diesmal nicht für zwei Wochen, sondern für zwei Monate, verbunden mit zwei Monaten Poſtsperre, so daß wir zwei Monate lang vom Schicksal unserer Familien nichts erfuhren und sie nichts von unserem. Kann sich ein Leser vorstellen, welch eine unendlich lange Zeit zwei Monate sein können? Für die gefangenen Männer, die nichts wissen, ob ihre Frauen noch Unterstüßung bekommen, ob sie und ihre Kinder noch etwas zum Leben haben; für die Frauen aber erst, die Tag und nicht wissen, ob nicht ihr Mann inzivischen halbtot geschlagen worden ist?
Der Posten, SA.- Mann Kleint:" Du kennst wohl den Kerl Nacht das Höllenbild diefes Lagers vor Augen haben, die ganz genau?"
Ich antwortete:„ Natürlich, wir waren doch mehrere Jahre hindurch Reichstagskollegen."
Dar Maitan idhnaiste mich nun an: Eu bätteit has Schwein lieber in den A.... treten follen!" und verfügte, daß ich
an diesem Tage, weil ich einem befreundeten Genoffen früh
morgens die Hand gegeben hatte, auf den Marsch zur Arbeitsstätte strafweise allein den für die SA.- Posten immer mitgeführten Kaffee zu tragen hatte, ebenso auf dem Rückweg den Mantel des betreffenden Postens.
Vom Augenblick des Schlafengebens an bis zum morgendlichen Wecken patrouillierten zwei A.- Posten in dem Gang auf und ab, an dem die Schlafsäle lagen. Bei diesen Posten mußten sich die Gefangenen melden, wenn sie des Nachts zur Verrichtung eines Bedürfnisses den Schlafsaal verlassen wollten, und es ist natürlich gar nicht zu zählen, wie oft die SA.- Posten solche Gelegenheiten zum Schifanieren der Gefangenen benüßt haben. Ist es an sich schon eine unerträg liche Demütigung, daß ein erwachsener Wiensch einen solchen Jungen fragen muß, ob er ein unabweisbares förperliches Bedürfnis befriedigen darf, so wird diese Demütigung zur moralischen, ja zuweilen sogar förperlichen Mißhandlung, wenn niederträchtige Posten, wie das leider sehr oft geschah, ihren Uebermut oder ihre Gemeinheit an den Gefangenen ausließen, die nach den ersten Erfahrungen dieser Art ohne bin nachts ihren Schlafsaal nur verließen, wenn es gar nicht anders ging.
Besuch
Die Reglung der Besuchszeit für Angehörige hat sich im Laufe der Zeit im Konzentrationslager Oranienburg wiederholt geändert. Bevor unser erster anhaltischer Transport Mitte Juni eingeliefert wurde, hatte es, so war uns berich tet worden, Wochen gegeben, wo man die Angehörigen an den Sonntagnachmittagen mehrere Stunden lang zu den Gesangenen ins Lager hereinließ und auch die Gespräche nicht besonders streng überwachte. Dann famen Sonntage, an denen nur für die Berliner , andre Sonntage, an denen allgemeine Besuchssperre für alle Gefangenen war. Das wurde zuweilen, je nach Laune des despotischen Kommandanten, so furz vor dem betreffenden Sonntag verfügt, daß nur bemittelte Gefangene ihre Angehörigen noch telegrafisch benach richtigen konnten; Hunderte von armen Frauen standen an solchen Sonutagen vor dem geschlossenen Tor des Lagers und fanden nichts als das Plakat:„ Besuchssperre." Welche Szenen haben sich da abgespielt; Frauen schluchzten, Kinder weinten und schrien nach ihrem Vater- das alles hat aber weder den Kommandanten gerührt noch die SA., die an solchen Tagen den Befehl bekam und prompt ausführte, die Angehörigen der Gefangenen von der Straße vor dem Lager wegzuiagen.
Im Juli wurde eine neue Reglung eingeführt, die sich der Sturmführer Ewe ausgedacht hatte. Es sollte zwar nun jeden Sonntag Besuchszeit geben, aber für jeden Zug jeder Gefangenkompanie nur eine halbe Stunde; mit dem Anund Abmarsch jedes Zuges von Gefangenen und jedes glei cherweise drillmäßig behandelten Zuges der entsprechenden Angehörigen bedeutete das praktisch, daß etwa zwanzig Minuten reine Sprechzeit übrigblieben. Man saß an langen Minuten reine Sprechzeit übrigblieben. Man saß an langen Tischen im Tagesaufenthaltsraum des Lagers, auf der einen Längsseite die Gefangenen, auf der andern die Angehörigen, an jedem Kopfende des Tisches saß je ein überwachender A. Mann, außerdem gingen der Offizier" und „ Unteroffizier" vom Dienst und mehrere A.- Leute dau ernd beobachtend im Saale herum. Die Gefangenen, die Göring
,
sind das Greuelmärchen? Ein offener Brief Gerhart Segers
Der frühere sozialdemokratische Reichstagsabgeordnete Seger( Deffau) hat folgenden offenen Brief an den preußi schen Ministerpräsidenten Göring gerichtet:
Sie sprechen in einem Artifel in der englischen Zeitung „ Morning Post" von einer„ int feiger und niedriger Ver leumbungen und Greneimärchen", die im Auslande durch „ reaturen" verbreitet würden, die„ keine Ehre und kein Vaterland haben." Ich war vom 14. Juni bis zum 4. Dezem ber 1938 als Schußheftgefangener im Konzentrationslager Oranienburg . Ich war Opfer und Augenzeuge zablloser Mißhandlungen, und ich frage Sie daher vor der Deffentlichkeit der ganzen Welt:
Wagen Sie es als ein„ Greuelmärchen" zu bezeichnen, daß der SA- Sturmbannführer Krüger am 15. Juni 1988 mit zwei SA.- Leuten im Zimmer 16 des Verwaltungsgebändes den Arbeiter Hagedorn aus Coswig stundenlang so auf die Nieren geschlagen hat, daß das Opfer dieser Mißhandlungen tags darauf starb!
Wagen Sie es ein„ Greuelmärchen" zu bezeichnen, daß am. 27. Juni 1933 der Arbeiter Sens aus Zerbst durch die Blutstauungen infolge fiundenlanger Schläge, die ihm der SA.Sturmbannführer Krüger und zwei SA.- Lente im Zimmer 16 des Verwaltungsgebäudes im Konzentrationslager Ora nienburg zufügten, an Herzschlag gestorben ist?
Wagen Sie es als ein„ Greuelmärchen" zu bezeichnen, daß der Kommandant des Konzentrationslagers Oranienburg , SA.- Sturmbannführer Schäfer im August 1988 vier Arbeiter aus Friedrichsthal von nachts 12 Uhr bis zum Nachmittag des nächsten Tages 17 Uhr mit bloßen Füßen auf dem Hof des Lagers Oranienburg ununterbrochen im Kreise herum= laufen ließ, bis ihnen die Haut in blutigen Fetzen von den Füßen hing?
Wagen Sie es als ein„ Greuelmärchen" zu bezeichnen, daß der Kommandant des Konzentrationslagers Oranienburg SA.- Sturmbannführer Schäfer Dunkelarrestzellen einrichten ließ, die eine Grundfläche von 60 zu 80 Bentimeter haben. und den darin eingeschlossenen Gefangenen nur das Stehen erlauben?
Wagen Sie es als ein„ Greuelmärchen" zu bezeichnen, daß der Schußhaftgefangene Neumann im September 1933 in einer dieser Stehzellen acht Tage, 192 Stunden, stehend eingeschlossen war?
Wagen Sie es als ein„ Greuelmärchen" zu bezeichnen, was ich in meiner in der Verlagsanstalt„ Graphia", Karlsbad , erschienenen Schrift„ Oranienburg " an erlebten und erlittenen Tatsachen von der Behandlung der Schußhaftgefangenen im Konzentrationslager wiedergegeben habe und was ich vor jedem unparteiischen, unabhängigen Gericht der Welt eidlich zu bekräftigen bereit bin? Sie beschimpfen die Opfer des nationalsozialistischen Terrors in Deutschland , die der Welt über ihre Erlebnisse die Wahrheit sagen, als Kreaturen", die„ keine Ehre und fein Vaterland" hätten. Die Tatsache meiner Teilnehmerschaft am Weltkrieg, an den Fronten in Galizien, Frankreich und Italien , und meine Kriegsnarben schüßen mich und alle meine Kameraden, die das gleiche hinter fich haben, davor, daß uns dieser Anwurf von Ihnen trifft.